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Die Höllenknechte


Die Höllenknechte

Hottotkabinett - Band 4
Horrorkabinett, Band 5 1. Auflage

von: Terence Brown

1,99 €

Verlag: Novo Books
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 18.11.2023
ISBN/EAN: 9783961273492
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 99

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Auf dem Heimweg nach London überfährt Charles Vance im dichten Nebel fast einen Fußgänger. Er nimmt den Mann, der sich offensichtlich an nichts mehr erinnern kann in seine Wohnung mit und lässt ihn dort Übernachten. Am anderen Morgen ist der seltsame Fremde spurlos verschwunden; nur einen geheimnisvollen Siegelring hat er zurückgelassen.
Charles Vance beginnt nachzuforschen und wird in einen Strudel des Horrors gezogen und wieder einmal in einen tödlichen Kampf gegen die Mächte des Bösen verwickelt.
Das zweite Mystery-Abenteuer mit Charles Vance, dem „Kämpfer für das Gute“!
Der wabernde Nebel war noch dichter geworden.
Die Scheinwerferstrahlen bohrten sich wie Geisterfinger in das neblige Gebräu, verloren sich jedoch schon nach wenigen Metern. Charles Vance fluchte zum wiederholten Male.
Der fünfunddreißigjährige Mann fuhr seinen Chevrolet Camaro mit äußerster Konzentration. Der Nebel war überraschend gekommen, denn sonst hätte sich Charles früher auf den Weg gemacht.
Doch bis nach London waren es höchstens nur noch zehn Meilen, die er unbedingt schaffen wollte.
Charles Vance trat auf die Bremse, denn ein dunkler Gegenstand huschte über die Straße. Der Camaro geriet leicht ins Schleudern. Die Straße war glatt wie Schmierseife.
Vance fuhr weiter, hatte jedoch das Tempo seines Wagens noch mehr gedrosselt. Er zündete sich eine Zigarette an. Viel konnte er in den Nebelschwaden, die sich wie weiße Leichentücher über das Land gelegt hatten, nicht sehen.
Die Bäume rechts und links der Landstraße glitzerten wie unter starkem Rauhreif.
Charles Vance fuhr durch sein dichtes Haar und stellte das Autoradio an. Boney M. sang »Rivers of Babylon«, und Charles’ schlanke Finger hämmerten den Takt auf dem Lenkrad mit.
Dann zuckte der hagere Mann zusammen. Blitzschnell trat er auf die Bremse und riss das Steuer herum. Um Haaresbreite rollte der Camaro an einer dunklen Gestalt vorbei, die wie betrunken aus einem nahen Gebüsch hervor getaumelt war.
Die Bremsen quietschten. Endlich stand der Sportwagen. Vance starrte in den Rückspiegel, doch von der dunklen Gestalt war nichts mehr zu sehen.
Sie war bereits wieder vom Nebel verschluckt worden. Charles schaltete die Automatik auf die Rückwärtsstellung und ließ den Camaro einige Yards zurückrollen.
Jetzt sah er den dunklen Körper auf der Fahrbahn liegen. Charles Vance fluchte leise, schaltete die Warnblinkanlage ein und fuhr ganz dicht an den Straßenrand.
Er stieg aus.
Kühle, nasskalte Luft schlug ihm entgegen. Der hagere Mann lief fröstelnd auf den wie tot daliegenden Menschen zu, der Arme und Beine weit von sich gestreckt hatte und Charles an einen dunklen Käfer erinnerte.
Vorsichtig wälzte er den Unbekannten auf den Rücken. Vance konnte keinerlei Verletzungen feststellen. Er tätschelte die Wangen des Mannes.
Dessen Gesicht war unnatürlich bleich und eingefallen. Spitz traten die Wangenknochen hervor. Die Lippen waren hart aufeinander gepresst.
Als Charles den verschmutzten Mantel öffnen wollte, um den Herzschlag des Unbekannten zu fühlen, schlug der Fremde die Augen auf.
Sie waren unnatürlich geweitet Die Pupillen wirkten wie kleine Irrlichter. Ein heiseres Stöhnen brach nun aus dem klaffenden Spalt des Mundes
Der Mann versuchte sich zu erheben, zitterte dabei am ganzen Körper vor Schwäche. Charles Vance griff hilfreich zu. Endlich stand der Fremde auf beiden Beinen, schwankte dabei wie ein Schilfrohr im Frühlingswind.
Vance trat einen Schritt zurück.
»Sind Sie verletzt?« fragte er.
Der Mann starrte ihn verständnislos an. Weiße Nebelschleier umhüllten ihn. Seine Kleidung war über und über beschmutzt, an einigen Stellen zerrissen.
Jetzt fuhr sich der Fremde über den Kopf. Der verständnislose Ausdruck in seinem Gesicht blieb. Seine Lippen öffneten sich, doch es kam nur ein unverständliches Gekrächze hervor.
Charles Vance sah sich unbehaglich um. Die beiden Männer standen immer noch auf der nebelumwobenen Straße.
»Sind Sie verletzt?« fragte Charles noch einmal und atmete auf, als sein Gegenüber den Kopf schüttelte.
»Was ist geschehen?«
Wieder dieser schon fast irre Blick. Charles lief es eiskalt den Rücken hinunter. War er vielleicht einem Irren begegnet, der irgendwo aus einer Anstalt ausgebrochen war?
Der Fremde zuckte mit den Schultern.
»Keine . . . Ahnung .. .«, krächzte er dann. »Ich . . .
ich . . . weiß . . . überhaupt . . . nicht . . . wie . . . ich . . . hierher . . . komme.«
Das wird ja immer schöner, dachte Charles. Vielleicht ist es der Schock, dass ich ihn beinahe überfahren hätte.
»Sind Sie zu Fuß unterwegs?« fragte er. Wieder überlegte der Mann eine Weile. Irgend etwas schien mit seinem Gedächtnis nicht zu funktionieren.
»Zu . . . Fuß . . .«, seufzte der Mann dann.
»London ... ich . .. will... nach .. . London.« Charles Vance nickte.
»Okay, Sir. Kommen Sie, ich nehme Sie bis in die City mit. Dort steht mein Wagen«.
Charles lief auf den Camaro zu. Der Fremde tapste wie ein Tanzbär hinter ihm drein. Charles atmete auf, als er den Mann endlich im Auto hatte und losfahren konnte.
Das Gesicht des Fremden war noch immer bleich. Er mochte ungefähr vierzig bis fünfzig Jahre alt sein. Sein schon dünn gewordenes Haar hatte einen leichten Silberschimmer.
Der Mann hatte die Augen geschlossen. Seine Lippen bewegten sich leicht, Charles konnte kein Wort verstehen. Immer wieder warf er dem Unbekannten einen Blick zu, musste sich jedoch dann wieder voll auf die Fahrbahn konzentrieren.
Der Nebel lichtete sich ein wenig. Die Konturen wurden deutlicher Charles fuhr schneller. Er wollte seinen Gast so schnell wie nur irgend möglich los werden.
Der Fremde hatte die Augen jetzt geöffnet. Er musterte Charles von der Seite, senkte jedoch den Blick, als dieser ihn fragend ansah und aufmunternd nickte.
»Mein Name ist Charles Vance«, sagte der hagere Mann. »Und mit wem habe ich die Ehre?«
Erneut fuhr sich der Fremde über den Schädel. Sein Kehlkopf tanzte wie ein selbständiges Wesen auf und ab, als er schluckte. Dann schüttelte der Mann den Kopf.
»Ich ... weiß ... meinen .. .Namen .. . nicht,« brummte er »Ich ... ich ...«
Er verstummte.
»Wohin soll ich Sie bringen?« fragte Charles erstaunt. »Wohnen Sie hier in London?«
Wieder dieser verständnislose Blick.
Die ersten Häuser von London tauchten aus dem immer schwächer werdenden Nebel auf.
Charles bekam keine Antwort.
»Soll ich Sie zum Arzt bringen?« fragte der hagere Mann geduldig, als habe er ein kleines Kind vor sich.
»Nein.«
Der Fremde stieß dieses Wort schnell und entschlossen hervor. Fast ängstlich wurde sein Blick.
»Kann ich mich vielleicht... bei Ihnen etwas . . . ausruhen?« fragte er dann. Seine Worte wurden flüssiger. Die Hände bewegten sich unruhig im Schoß.
Das fehlte noch, dachte Charles, nickte jedoch, als er den flehenden Blick des Fremden sah.
»Einverstanden«, antwortete Charles. »Bestimmt haben Sie durch irgendeinen Schock Ihren Namen und Adresse vergessen.«
Der Unbekannte nickte. Wieder fuhr er sich über seinen Schädel, als schmerze dieser.
Charles klatschte sich plötzlich gegen die Stirn. Sein lächelnder Blick traf seinen Mitfahrer.
»Sie müssen doch irgendwelche Ausweispapiere bei sich haben«, stieß er hervor. »Daran hätten wir aber auch schon viel früher denken können.«
Das Gesicht des Mannes blieb unbewegt. Seine spindeldürren Finger, die Vance an Spinnenbeine erinnerten, tasteten hoch und verschwanden in der Manteltasche.
»Nichts«, murmelte der Mann. Er griff ebenfalls in die anderen Taschen. Er schüttelte den Kopf.
Charles Vances Blick war misstrauisch geworden.
Herr im Himmel, dachte er. Was habe ich mir da nur aufgeladen? Der Kerl wird doch nicht aus irgendeinem Gefängnis ausgebrochen sein? Vielleicht sollte ich wirklich zur nächsten Polizeistation fahren und den Fremden dort überprüfen lassen.
Es schien, als habe der Fremde seine Gedanken gelesen, denn er wandte sich wieder mit diesem hilfesuchenden Blick an den hageren Mann.
»Tut mir leid, Sir. Ich kann mich wirklich an nichts, aber auch gar nichts erinnern. Ich bin aber weder ein Tramp noch ein Ganove und bestimmt auch nicht verrückt. Denken Sie bitte nicht schlecht von mir, doch...«
»Schon gut«, winkte Charles Vance ab. Er hatte inzwischen die Straße erreicht, in der er wohnte. Das Hochhaus hatte zwanzig Stockwerke und ein kleines Penthouse. Dort wohnte Charles Vance und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als freier Schriftsteller.
Charles fuhr in die Tiefgarage und parkte an seinem angestammten Platz. Er half dem Fremden, der sich noch immer nicht an seinen Namen erinnert hatte, aus dem Camaro.
Mit dem Aufzug fuhren sie nach oben. Charles war froh, dass ihnen niemand begegnete, denn der Fremde machte wirklich einen zu abenteuerlichen Eindruck.
Charles warf dem Fremden einen Morgenmantel zu.
»Ziehen Sie sich aus und machen Sie sich im Bad frisch. Ich lasse die Kleidungsstücke inzwischen in der Schnellreinigung wieder in Ordnung bringen.«
Der Fremde nickte dankbar und verschwand mit dem Mantel in Richtung Badezimmer. Seine verschmutzte Kleidung lag kurz darauf vor der Badezimmertür.
Vance telefonierte mit dem Reinigungs-Service, der sich nur zwei Häuser nebenan befand. Man versprach, die Sachen sofort abzuholen und auch schnellstmöglich wiederzubringen.
Charles schenkte sich einen Whisky ein. Er trat ans Fenster, von wo aus er einen herrlichen Ausblick über die ganze Stadt hatte. Die Schatten der Nacht kämpften mit den Nebelmassen.
Nach einer halben Stunde wurde Charles Vance ungeduldig. Der Fremde war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Der Sofort-Reinigungsdienst hatte die Sachen bereits abgeholt.
Charles trat zum Badezimmer und klopfte gegen die Tür. Nichts rührte sich. Vances Fingerknöchel donnerten erneut dagegen.
Keine Antwort.
Entschlossen öffnete der hagere Mann die Badezimmertür. Sein entsetzter Schrei gellte durch die Stille.

*

Charles Vances Gesicht war um einige Nuancen blasser geworden. Fassungslos starrte er auf den am Boden liegenden Fremden, der sich nicht rührte.
Was aber Charles so erschreckt hatte, war der fast skelettartige Körper des Fremden, der nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien.
Vance beugte sich nieder, doch in diesem Moment öffnete der Fremde die Augen. Zu Charles’ Verblüffung war er sofort auf den Beinen, griff nach dem Morgenmantel und zog ihn über seinen knochigen Körper.
»Ich muss ausgerutscht sein«, sagte der Mann. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen schon wieder Unannehmlichkeiten bereitet habe.«
»Kommen Sie«, sagte Charles nur. »Vielleicht sollten wir etwas essen. Bestimmt können Sie auch einen Whisky vertragen.
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Wenn ich mich vielleicht ein wenig hinlegen könnte«, murmelte er. »Ich fühle mich vollkommen erschöpft und ausgelaugt. Aber nur, wenn es Ihnen nichts ausmacht«, fügt er bittend hinzu.
»Okay, okay«, sagte Vance, dem nun bald schon alles egal war. Er wollte nur seine Ruhe haben, hoffte noch ein paar Seiten an seinem neuen Roman arbeiten zu können.
Er zeigte dem Fremden das Gästezimmer, der zufrieden nickte und auf das Bett zu wankte. Charles ging in sein Arbeitszimmer und machte sich an die Arbeit.
Zwei Stunden vor Mitternacht genehmigte sich der hagere Mann noch einen Whisky. Dabei schaute er auch nach dem fremden Mann, der sich nicht einmal an seinen Namen erinnern konnte.
Der Fremde schlief. Bizarr ragte die große Adlernase aus dem bleichen Gesicht hervor.
Charles zuckte mit den Schultern und ging zu seinem eigenen Schlafraum. Er war hundemüde. Ein harter Tag lag hinter ihm und nun noch die Sache mit dem sonderbaren Mann.
Charles schlief traumlos. Er erwachte, als ihn die Strahlen der aufgehenden Sonne an der Nase kitzelten. Der Nebel war verschwunden.
Es schien ein schöner Frühlingstag zu werden.
Charles Vance ging ins Badezimmer, zog sich an, als er an den Fremden dachte.
Das Fremdenzimmer war leer.
Charles zog die Stirn kraus und unterzog sämtliche Räume seiner Wohnung einer genauen Inspektion.
Der rätselhafte Unbekannte war weg, war spurlos verschwunden, als habe es ihn nie gegeben.
Kopfschüttelnd bereitete sich Vance sein Frühstück. Der Kaffee wollte ihm nicht schmecken, und das war ein sehr schlechtes Zeichen. Nochmals ging er ins Gästezimmer zurück.
Auch die Kleider des mysteriösen Gastes waren verschwunden. Die Reinigung hatte sie im Laufe des späten Abends noch gebracht, und Charles hatte sie einfach vor die Tür gelegt.
Dann blieb der Blick des hageren Mannes auf einem Siegelring haften, der auf dem Fußboden lag. Interessiert trat Vance näher und hob das funkelnde Kleinod auf.
Der Ring musste dem Fremden gehören, er wog schwer in Charles Hand. Feine Zeichen und Embleme waren in dem Ring eingeritzt, deren Sinn der hagere Mann nicht verstand.
Nachdenklich wog er das Schmuckstück in seiner Hand, dann legte er es auf das Nachttischkästchen.
Vielleicht kam der Fremde zurück, wenn er den Verlust festgestellt hatte.
»Ach was«, murmelte Charles Vance verdrossen.
»Was geht mich dies alles an. Wird höchste Zeit, dass ich an die Arbeit komme. In vierzehn Tagen habe ich das Manuskript abzuliefern.«
Er ging in sein Arbeitszimmer.
An allen vier Seitenwänden befanden sich bis zur Decke reichende Bücherregale, die vollgepfropft waren mit Büchern, Heften und Zeitschriften. Dicht neben der Tür hing ein ungefähr zwanzig Zentimeter großes Schwert, das funkelte und sprühte, als wäre ein geheimnisvolles Leben in ihm.
Und so war es auch.
Es war ein magisches Schwert, das Charles Vance von Caroline von Arragon bekommen hatte, um einen geheimnisvollen Magier zu besiegen, der einen grauenhaften Fluch über die Familie Arragon gebracht hatte.
Das magische Flammenschwert, wie es Charles Vance nannte, war in seinem Besitz geblieben, doch zu dieser winzigen Größe zusammengeschrumpft.
Charles hatte keine Erklärung dafür, doch er wusste, dass geheimnisvolle Kräfte in dieser Waffe ruhten, die nur darauf warteten, einen erbarmungslosen Kampf gegen die Mächte der Finsternis anzutreten.
Doch in den letzten Wochen war der hagere Mann nicht mehr mit übersinnlichen Dingen konfrontiert worden. Beinahe hätte er das kostbare Kleinod vergessen, wenn ihn nicht dieser Fremde daran erinnert hätte.
Irgend etwas Unheimliches, Unbekanntes und Mysteriöses war von diesem Fremden ausgegangen.
Charles Vance konnte sich dieses Gefühl nicht erklären, hatte aber auch keine Lust, noch länger darüber nachzugrübeln. Seine Arbeit wartete.

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