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Du schaffst das, Angelika


Du schaffst das, Angelika

Sabrina Schicksalsroman - Heft 1
Sabrina, Band 1 1. Auflage

von: Hilde Braunsfeld

1,99 €

Verlag: Novo Books
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 15.07.2023
ISBN/EAN: 9783961273270
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 96

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

„Feierabend, Mädchen!“ rief Frau Bauer, die Besitzerin des Modesalons, in dem Angelika Veith tätig war.
„Du, Angelika, holt Rainer dich heute nicht ab?“ fragte eines der Mädchen.
Angelika warf den Kopf mit dem blonden Haar in den Nacken.
„Er wird sich doch einmal verspäten dürfen; oder?“ fragte sie ärgerlich.
Wortlos wandte die Kollegin sich ab und ging. Sie war verletzt. Sie hatte ihre Frage nicht böse gemeint, sondern hatte mit Angelika zu Fuß gehen wollen, wenn Rainer sie nicht mit dem Wagen abholte.
Wenig später atmete Angelika erleichtert auf. Rainers Wagen tauchte in der Ferne auf und kam in rascher Fahrt näher. Vor dem Modesalon Bauer hielt er mit kreischenden Pneus.
„Hallo, Angelika!“ Rainer war, wie immer, bester Laune. Er steckte ihr seine Hand hin.
Angelika begrüßte ihn und stieg zu ihm in den Wagen.
„Ärgerlich, weil ich ein wenig später kam?" fragte Rainer und schaute kurz zur Seite, während er den Wagen wieder in Gang brachte.
Bevor Angelika antworten konnte, fädelte Rainer sich in den Verkehr ein und fragte:
„Wohin wollen wir?"
„Irgendwohin, wo wir allein sind", antwortete Angelika.
Ruckartig wandte Rainer ihr sein Gesicht zu. Ein merkwürdiges Lächeln umspielte seinen Mund, während seine Augen sie überrascht anschauten.
Sie begriff sofort, was er im Augenblick dachte, und sagte errötend:
„Ich muss mit dir sprechen, Rainer."
„Wir könnten zu unserem lauschigen Waldstückchen fahren", schlug Rainer vor.
„So weit brauchen wir nicht zu fahren, Rainer", sagte sie fest. „Meinetwegen kannst du irgendwo anhalten."
Er fuhr direkt rechts heran.
„Du machst mich neugierig", sagte er, als er den Motor ausschaltete. „Was ist los?"
In seinen Augen lag nichts von der Zärtlichkeit, die sonst darin zu erkennen war. Kalt und nüchtern blickte er Angelika an.
„Hat du mich lieb, Rainer?" fragte sie.
Seine Züge drückten Verblüffung aus.
Angelikas Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte es sich schon schwer vorgestellt, offen mit Rainer zu sprechen. Aber so schwer nicht,.
Als ein leises Schluchzen von ihren Lippen sprang, legte Rainer den Arm um ihre Schultern und zog sie näher heran.
„Was ist denn los?" fragte er mit einer Stimme, die wieder so zärtlich klang wie früher.
Es war Angelika, als fiele ein Stein von ihrem Herzen. Sie schmiegte ihre Wange an sein Gesicht und weinte leise vor sich hin.
Rainer streichelte sie. Er strich ihr mit einer liebevollen Geste das Haar aus der Stirn und hob dann ihr Gesicht zu sich auf, um ihr tief in die Augen zu schauen.
„Nun, sag mir was los ist", drängte er.
Sie zögerte nur eine Sekunde. Dann sagte sie leise:
,,Ich erwarte ein Baby."
Noch nie hatte sie einen so verblüfften Ausdruck in Rainers Gesicht gesehen wie in diesem Augenblick. Doch dann glomm es wie Hass aus seinen Augen auf.
„Das ist gemein", sagte er. „Auf diese Art willst du mich hereinlegen."
Seine Augen wurden ganz schmal, als er hinzufügte:
„Aber nicht mit mir, meine Liebe!"
Angelika wusste gar nicht, wie ihr geschah. Der Mann, der sie da voller Hass anstarrte, war doch nicht der Rainer, der ihr die süßesten Liebesworte zugeflüstert hatte, der immer wieder beteuerte, dass er sie über alles liebe, dass sie sein ganzes Glück sei.
Er muss verrückt geworden sein! So konnte er doch nicht mit ihr sprechen.
„Glaubst du nicht, dass ich ein Baby erwarte?" fragte sie vorsichtig.
„Ob du es erwartest oder nicht, das ist einerlei. Denke nur nicht, dass ich dich heirate. So haben wir nicht gewettet. Oder habe ich dir jemals die Ehe versprochen?"
„Aber, Rainer, du hast doch immer gesagt, dass du mich liebst", kam es verstört von Angelikas Lippen.
„Na, und!"
„Und nun ist unsere Liebe eben nicht ohne Folgen geblieben", erwiderte Angelika.
„Dann sieh zu, wie du mit den Folgen fertig wirst. Ist das denn die Möglichkeit! So etwas darf einem modernen Mädchen einfach nicht passieren."
Wie die Posaunen des Jüngsten Gerichtes tönten seine Worte in Angelikas Ohren. Sie griff nach ihrer Tasche, öffnete die Tür an ihrer Seite und stieg aus.
Ihre Augen waren blind von Tränen. Ihre Hände waren feucht vor Erregung, und ihre Beine wollten ihr kaum gehorchen.
Aber sie schritt aufrecht davon. Immer weiter die Straße herunter. Hinter sich hörte sie das Motorengeräusch von Rainers Wagen. Er fuhr fort, ohne sich um sie zu kümmern.
Brach denn jetzt die Welt nicht zusammen? Fiel sie, Angelika, nicht tot hin, nachdem man ihr diese Schmach angetan hatte?
Sie hatte geliebt. Und nun durfte der Mann, dem sie ihre Liebe geschenkt hatte, sie so behandeln.
Wie eine Schlafwandlerin ging sie durch die Straßen. Sie sah nicht die Menschen, die an ihr vorübergingen, hörte auch nicht die Geräusche, die die vorüberfahrenden Autos verursachten. Sie merkte auch nicht, dass auf der anderen Straßenseite ein Wagen anhielt.
Erst als Rainers Stimme an ihr Ohr drang, wachte sie auf. Sie sah ihn auf der anderen Straßenseite am Steuer seines Wagens sitzen. Er winkte, sie solle herüberkommen.
Aber sie wandte den Kopf ab und ging weiter. Sie hatte einen anderen Rainer geliebt, nicht den, der sich ihr heute gezeigt hatte.
*

Sie wusste später nicht, wie sie nach Hause gekommen war. Müde stieg sie die Treppe zur Wohnung ihrer Eltern hinauf.
Der Laut der Flurglocke verursachte ihr körperliche Schmerzen, als sie an der Etagentür schellte.
Sie hörte den gemächlichen Schritt der Mutter, dann den entsetzlichen Schrei:
„Angelika, was ist passiert?"
Angelika taumelte über die Schwelle. Die Mutter fing sie in ihren Armen auf.
„Kind, so sprich doch. Was ist denn los?“
„Ach, Mutti..." Ein heißes Schluchzen sprang von Angelikas Lippen.
Nur einen Augenblick fühlte sie sich in den Armen der Mutter geborgen. Aber dann wusste sie, dass in diesem Fall die Mutter ihr auch nicht mehr helfen konnte.
Früher hatte die Mutter für alles Trost gewusst, hatte die Mutter alle Schmerzen gelindert.
Aber diesmal, das erkannte Angelika deutlich, würde auch die Mutter machtlos sein.
Frau Veith führte ihre Tochter in das Wohnzimmer und drückte sie dort in einen Sessel.
„Und nun sag mir, was passiert ist, Angelika“, forderte sie energisch.
Angelikas Antlitz übergoss sich mit dunkler Glut, als sie leise sagte:
„Ich muss dir Kummer machen, Mutti. Ich bekomme ein Baby."
Die streichelnde Hand der Mutter hielt plötzlich still, fiel schlaff herab.
„Ein Baby", ächzte Frau Veith fassungslos.
„Ja, Mutti", bestätigte Angelika. „Ich habe anfangs auch gehofft, dass ich mich täuschen könnte. Aber es stimmt. Ich bin schwanger."
Frau Veiths Lippen bebten, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah Angelika starr an, während sie ihre Hände krampfhaft zusammenpresste.
„Rainer wird mich nicht heiraten", sagte Angelika. „Ich muss allein damit fertig werden."
Es tat ihr weh, zu sehen, wie über das liebe Gesicht der Mutter nun die Tränen flossen, wie ihre Lippen hilflos zuckten.
Plötzlich kniete Angelika vor ihrer Mutter und barg ihren Kopf in deren Schoß.
„Verachte mich nicht, Mutti", flehte sie unter Schluchzen. „Ich hatte ihn doch lieb. Ich konnte doch nicht ahnen, dass er ein Lump ist. Er war immer so nett zu mir."
Mechanisch strich Frau Veith über das blonde Haar ihrer Tochter.
„Es geht ja nicht um mich, Mädelchen", sagte sie verhalten. „Die Leute werden mit Fingern auf dich zeigen. Deine Kolleginnen werden hinter deinem Rücken wispern und kichern. Und erst dein Vater... Was wird er sagen?"
Angelika richtete sich auf. Ihr hübsches Gesicht war vom Weinen verquollen.
„Ich weiß, dass ich durch eine Hölle muss, Mutti. Aber was soll ich denn tun? Es ist nun einmal geschehen.“
Helle Verzweiflung leuchtete aus ihren Augen.
Ihre Gedanken suchten Rainer, den sie geliebt hatte, dem sie vertraute.
Warum lässt du mich jetzt so allein? fragte sie im stillen. Warum tust du mir das an?
Sie sah im Geiste sein lachendes Gesicht vor sich, sah seine zärtlich blitzenden Äugen — und plötzlich presste sie ihren Kopf wieder in den Schoß der Mutter. Ihr Körper wurde vom Weinen nur so geschüttelt.
„Wäre ich doch tot, Mutti", schluchzte sie.
Diese Worte rissen Frau Veith hoch. In heißer Angst presste sie ihr Mädchen an sich.
„Sage so etwas nie wieder, Angelika", stieß sie hervor.
Sie rüttelte Angelika und verlangte:
„Sag mir, dass du keine Dummheiten machst."
Angelika brachte keine Silbe über ihre Lippen. Ihr Gesicht war von Tränen überschwemmt. In dumpfer Verzweiflung starrte sie die Mutter an.
„Ich werde mit Vater über die Sache reden, Angelika", versprach Frau Veith. „Er wird schon helfen."
„Wie kann er denn helfen, Mutti?J1
„Und wenn er den Mann zwingt, dich zu heiraten", sagte Frau Veith empört.
Angelikas Tränenstrom versiegte. Ihr Antlitz schimmerte noch weißer als vorher. Mit zuckenden Lippen sagte sie:
„Ich will Rainers Frau nicht mehr werden, Mutti."

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