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Harzteufel


Harzteufel

Harzkrimi
1. Aufl.

von: Corina C. Klengel

4,99 €

Verlag: Elektronik-Praktiker
Format: EPUB
Veröffentl.: 15.05.2019
ISBN/EAN: 9783947167388
Sprache: deutsch

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Als Kriminalhauptkommissar Andreas Kamenz den Auftragskiller des berüchtigten Venedigerordens verhören will, findet er diesen erschossen in seinem Krankenhausbett. Eine Bibelseite liegt auf dem Gesicht des Toten. Zur gleichen Zeit wird Kamenz' Freundin Tilla von einer Frau bedroht, die kurze Zeit später ermordet aufgefunden wird. Tillas Vermutung, dass ein Exorzist dafür verantwortlich ist, glaubt man zunächst nicht. Während der Suche nach der Identität der Toten stößt Tilla auf ihre eigene Vergangenheit. Sie erfährt, dass sie noch lebende Verwandte in Braunlage hat. Dann geschieht ein weiterer Mord in Torfhaus. Am Tatort liegt ein Messer, das zu Tilla führt. Weitere belastende Beweismittel werden auf dem Grundstück von Tilla und Andreas gefunden, die dadurch unter Mordverdacht geraten. Bald verschwinden zwei Mädchen, eine davon ist Tillas Cousine. Holt der Venedigerorden erneut zum Schlag aus? Oder ist tatsächlich ein verblendeter Exorzist im Harz unterwegs?
Der Harz gilt seit jeher als mystischer Anziehungspunkt für das Böse: Teufel, Hexen, gefallene Engel, grimmige Riesen... Zumindest glaubten dies die Menschen Jahrhunderte lang. Aber das Böse kann sich auch auf ganz reale Art und Weise zeigen, wie Andreas Kamenz und Tilla Leinwig feststellen müssen. Nach dem Fund mehrerer Leichen geraten der Kommissar und seine Freundin unter Mordverdacht. Holt der Venedigerorden erneut zum Schlag aus, um Rache zu nehmen? Oder treibt ein Exorzist sein Unwesen im Harz, wie Tilla vermutet. Bald verschwinden zwei Mädchen, eine davon ist Tillas Cousine...
In Salzgitter aufgewachsen, arbeitete Corina C. Klengel nach dem Jurastudium als Journalistin und PR-Texterin für diverse Verlage. Während der Familienzeit mit ihren zwei Söhnen schraubte sie den Job zurück und begann Kriminalromane zu schreiben, bevor sie als Gerichtsberichterstatterin wieder zur Tageszeitung zurückkehrte. Die Autorin lebt mit Pferden und Hund im Harz.
Der kahlköpfige, mit einem Arztkittel bekleidete Mann ging durch den leeren Krankenhausflur, als ob er dort hingehörte. Doch er war kein Arzt. Vor der Tür eines Krankenzimmers blieb er stehen, nahm die dicke Hornbrille ab und steckte sie in die Brusttasche. Er brauchte sie nicht. Die Brille und auch die Opferung seines vollen, dunklen Haares waren lediglich Bausteine einer brachialen Veränderung. Leise betrat er den Raum.
Ohne den schlafenden Mann in dem Bett aus den Augen zu lassen, griff er unter den Arztkittel und förderte eine halbautomatische Pistole nebst einem Schalldämpfer zutage. Mit einer exakten Bewegung schraubte er beides zusammen. Er mochte die 92er Beretta. Sie war schwer und lag gut in der Hand. Vor allem hatte sie Tradition. Es war der einstige Büchsenmacher Maestro Bartolomeo Beretta aus Venedig, der im 16. Jahrhundert den Grundstein für diese Waffenschmiede legte. Eigentlich sollte ihn das nicht mehr kümmern. Er gehörte nicht mehr zum Orden der Venediger. Er war ein Verfemter, hatte alles verloren. Unbändiger Zorn durchfuhr ihn wie eine glühende Lanze. Das hatte er zwei Personen zu verdanken. Dem Mann, der vor ihm in diesem Krankenbett lag, und seinem verfluchten Bruder.
Noch immer war es ihm ein Rätsel, wie es Andreas geschafft hatte, ihm auf die Spur zu kommen - ihm und damit dem Venedigerorden. Seinen kleinen Bruder so zu unterschätzen, war der größte Fehler seines Lebens gewesen. Gregor, der einst den Ordensnamen Abundius trug, drängte die verstörende Erinnerung beiseite und weckte seinen Schwager Johannes grob aus dem von Betäubungsmitteln geförderten Schlaf. Der einstige Liquidator des Venedigerordens, vor dem alle zitterten, war nur noch ein Schatten seiner selbst. Entsprechend abfällig geriet der Blick des nächtlichen Besuchers. Johannes Kamenz schlug die Augen auf, die, als er ihn erkannte, deutlich größer wurden.
Fast liebevoll setzte Gregor den durch den Schalldämpfer verlängerten Lauf auf die Stirn seines Opfers und flüsterte ihm zu: »Du hast mich ruiniert. Aber was noch schlimmer ist, du wolltest meine Schwester umbringen! Deshalb werde ich es mir nicht nehmen lassen, das hier selbst zu machen. Und mit deinem Tod werde ich das erreichen, an dem du gescheitert bist, nämlich meinen Bruder zu vernichten. Addio, du Versager.«
Johannes rührte keine Faser seines Körpers. Das Fehlen jeglicher Gegenwehr erleichterte und ärgerte Gregor gleichzeitig. Auf Johannes warteten endlose Verhöre und Jahre im Gefängnis. Das war für jemanden, der ohne Laroche Chablis und seine van Laack Seidenhemden nicht auskam, wohl kaum eine annehmbare Lebensgestaltung. Sie sahen sich in die Augen, als es pitsch machte. Die durch den Schalldämpfer umgeleiteten Geschossgase verursachten ein Geräusch, dass dem einer kleinen Peitsche ähnelte. Johannes’ Kopf drückte sich ruckartig ins Kissen. Sein Blick brach.
Gregor hatte immer wissen wollen, wie es ist, zu töten. Nun stellte er fest, es war ein erhebendes, geradezu elektrisierendes Gefühl. So großartig, dass er Johannes’ Sterben noch einen Augenblick genussvoll hinterherfühlte. Noch einmal … pitsch. Widerstrebend löste er sich von dem Anblick der starren Augen und horchte, ob sich draußen auf dem Flur etwas tat. Die Schüsse waren so gedämpft und verfremdet, dass sicher niemand in diesem Geräusch einen Pistolenschuss erkannt hatte. Spezialmunition und Schalldämpfer hatten dem Geschossknall alles bis auf neunzig Dezibel genommen. Gregor hob mit der behandschuhten Hand die Bettdecke an und schoss einmal in den gesunden Fuß, ins Bein, dann hinterließ ein weiteres pitsch eine durchschossene Hand. Befriedigt erkannte er, dass der Herztod dem Hirntod so langsam folgte, dass die Wunden noch bluteten. Genau in seinem Sinne. Daran würden die Rechtsmediziner im Team seines verfluchten Bruders zu kauen haben, bevor sie zu dem von ihm gewünschten Ergebnis kamen.
Mit einem Lächeln entnahm er der Tasche seines Arztkittels ein kleinformatiges schwarzes Buch mit der Prägung eines Kreuzes darauf. Die Initialen AK prangten quer auf den goldgefärbten Seitenrändern. Er schlug die Bibel auf. Andreas Kamenz stand dort in einer noch unreifen, eckigen Schrift. Er blätterte und fand die gewünschte Stelle im ersten Buch Mose. Der sechste Vers …
Eine kurze Erinnerung keimte in ihm hoch. Sein Vater hatte Andreas geschlagen. Wieder einmal. Stets wurde seinem aufsässigen Bruder dann diese Textstelle vorgehalten. Er drehte die aufgeschlagene Bibel um und klatschte sie dem Toten auf das blutige Gesicht. Andreas würde verstehen. Und er würde nichts tun können.
»So Kleiner, das wird dich davon abhalten, mich zu jagen. Deine Kollegen werden mir dabei helfen, sie werden dich nämlich in den Knast schicken.«
Irgendwo draußen fiel eine Tür zu. Schritte knatschten über den PVC-Boden. Fix schraubte er die Waffe auseinander und steckte sie ein. Er huschte zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Eine grünliche Notbeleuchtung tauchte den Flur in ein Licht, als befände man sich unter Wasser. Irgendjemand war im Anmeldebereich der Station, der links von ihm lag. Er verließ das Krankenzimmer und bewegte sich nahezu geräuschlos in die entgegengesetzte Richtung, wo er wenige Augenblicke später durch die Tür eines Treppenhauses verschwand.

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