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Kleine große Orgelwelt

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Neapolitanisches Orgelpositiv des 18. Jahrhunderts (Domenico Rossi?) Leihgabe an das Orgelmuseum Franziskanerkirche Kelheim, Foto: Verfasser.

Klemens Schnorr

KLEINE GROSSE ORGELWELT

25 Beiträge von verschiedener Art
gesammelt und herausgegeben von
Silke Berdux

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April 2019

Allitera Verlag

Ein Verlag der Buch&media GmbH

© Buch&media GmbH, München

Umschlagbild: Spieldose in Form einer Orgel / Fa. Wendt & Kühn,

09579 Grünhainichen, ca. 1973

Foto: Josef Kiendl, 82234 Weßling

ISBN epub 978-3-96233-125-2

ISBN PDF 978-3-96233-126-9

Printed in Europe

INHALT

Vorwort

Süddeutsche Orgelmusik

1) Marginalien zu Neuausgaben der Musik für Tasteninstrumente von Johann Caspar Kerll

2) Musik als »Preludio alla Cara Pace« – zum 300. Todestag von Georg Muffat (1653–1704)

3) Relazioni musicali fra l’Italia e la Germania nel Seicento: Johann Jacob Froberger – Johann Caspar Kerll – Georg Muffat

Johann Sebastian Bach

4) Notationen der Orgelmusik Johann Sebastian Bachs. Zur Korrelation von Niederschrift, Edition und Erklingen

5) Albert Schweitzers Vorstellungen vom Bachspiel

6) Litanei und Ostinato in Bachs Passacaglia c-Moll, BWV 582

Nach-Bach’sche Orgelmusik

7) Carl Philipp Emanuel Bachs fünf Orgelsonaten – zu den Ausgaben und zum musikalischen Text

8) »Tutti Registri«: Die sechs Orgelmessen von Theodor Grünberger (1756–1820)

9) Mendelssohns Orgelsonaten

10)Max Reger und die Münchner Orgelwelt

11)Gibt es eine Orgelfuge in e-Moll von Ludwig Thuille?

12)Mystik und Virtuosität: Die Orgelmusik von Karl Höller (1907–1987)

Orgelbau und Orgelspiel

13)Zur Platzierung des Spieltischs

14)Sonder- und Effektregister der oberschwäbischen Orgeln und ihre musikalische Verwendung

15)Musikalische Temperierung als Restaurierungsgegenstand

16)Zu Aufbau und Klangfunktion des »Vollen Werks« der Hauptorgel der Klosterkirche Maihingen

17)La Caja del Órgano Mayor de La Seo de El Salvador de Zaragoza en su contexto histórico

Orgeln

18)Die neue Orgel des Konservatoriums Benedetto Marcello in Venedig

19)Die neue Orgel in der Tonhalle Zürich

20)Gli organi delle chiese della fascia Danubiana tedesca

21)Zur Disposition der neuen Orgel (in der Ludwigskirche Freiburg)

22)Un piccolo organo per grandi esigenze. Il nuovo organo Ahrend a Landshut in Germania

23)Die neue Michaelsorgel im Freiburger Münster

Personen

24)Karl Richter (1926–1981) – Il musicista e l’uomo

25)Franz Lehrndorfer (1928–2013) und seine Improvisationskunst

Nachweis der Druckorte

Anhang

Im Rahmen der Tätigkeit als Orgelsachverständiger für die Region Südder Erzdiözese München und Freising bearbeitete Orgelneubauprojekte

Das gregorianische Sanctus Vat. IX als Ursprung des Schneiderlieds Schneidri, schneidra, schneidrum

Dank- und Freundschaftszeichen

Beilage: Anselm Hüttenbrenner: Andante, während der Wandlung zu spielen.

VORWORT

Vor beinahe zwanzig Jahren lernte ich Klemens Schnorr kennen. Seitdem haben wir uns immer wieder getroffen, bei Konzerten, Diskussionen und Gesprächen. Stets habe ich seine Musikalität, seine Neugier, seinen wachen Geist, seinen breiten Horizont, seine Erzählkunst und seinen Witz genossen und davon profitiert, dass er zu den Musikern gehört, die sich umfassend mit den verschiedenen Facetten ihres Instruments befassen, mit Spiel, Geschichte, Bauweise, Repertoire und Protagonisten. Sein Hauptmetier, so sagt er selbst, war und ist das Unterrichten und das Spielen in Gottesdienst und Konzert, doch lässt er es nicht dabei bewenden.

Als Lehrer war Klemens Schnorr am Konservatorium in Würzburg, an der Musikhochschule in München und von 1991 bis 2014 mehr als zwanzig Jahre lang an der Musikhochschule in Freiburg tätig, sowie 2002 / 03 als Gründungsrektor der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg. Rund 200 Studierende hat er mit seiner Musikalität und seinem pädagogischen Impetus geprägt.

Als Organist konzertiert er, seit den 1970er-Jahren vielfach ausgezeichnet, in der ganzen Welt auf historischen und modernen Orgeln, an den großen und berühmten, aber, stets Neuem gegenüber aufgeschlossen, auch an kleinen und wenig bekannten – und immer wieder auch an den Orgeln des Deutschen Museums. Sein besonderes Interesse gilt dabei der italienischen Orgellandschaft. Es ist immer wieder interessant zu hören, zu welchen Orten und Instrumenten er gerade aufbricht, neugierig auch auf die Menschen, die Kultur und die Zusammenhänge. Von 1998 bis 2012 bekleidete er das Amt des Domorganisten am Freiburger Münster, wo er auch für die Orgelkonzerte verantwortlich war und 2001 den Bau der neuen Michaelsorgel initiierte. Von 1990 bis 2017 kuratierte er als Konzertberater der Fürstlich Leiningen’schen Verwaltung die Abteikonzerte in seiner Heimat Amorbach. Des Weiteren war er Juror bei zahlreichen Wettbewerben.

Als Orgelgutachter der Erzdiözese München und Freising (von 1975 bis 1992) hat Klemens Schnorr mehr als 80 Neubauten und zahlreiche Restaurierungen sachkundig gelenkt und begleitet. Seine Expertise stellt er aber auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft und weiteren Projekten uneigennützig zur Verfügung.

Seine Neugier und sein wacher, kritischer Geist haben dazu geführt, dass er auch forscht und publiziert, vorgeprägt durch ein Studium der Musikwissenschaft an der Münchner Universität. An die 100 Beiträge hat er verfasst, darunter Artikel im Handbuch Orgelmusik und im Lexikon für Theologie und Kirche, zudem bislang unbekannte Musik etwa von Joseph Haas, Franz Lachner und Theodor Grünberger ediert.

Seine Artikel über die Orgel, Orgelmusik und Organisten sind verstreut erschienen, manche in nur schwer zugänglichen italienischen und spanischen Zeitschriften. Deshalb entstand die Idee, zu seinem 70. Geburtstag 25 ausgewählte Beiträge zu versammeln, ergänzt um eine Übersicht der von ihm betreuten Orgelneubauten. Es ist eine bunte Mischung entstanden, die die Bandbreite seiner Interessen und Tätigkeiten spiegelt. Die aus den verschiedenen Druckorten resultierenden Unterschiede sind beibehalten; nur gelegentlich wurden kleinere Präzisierungen und sprachliche Glättungen vorgenommen, ohne dass dies im Einzelnen vermerkt ist. An einigen Stellen wurden, gekennzeichnet durch »Nachtrag 2019«, Ergänzungen und Korrekturen angebracht, die sich durch neue Erkenntnisse ergeben haben.

Klemens Schnorr möchte ich für seine Arbeit an der Sammlung sehr herzlich danken und wünschen, dass noch viele weitere Beiträge folgen!

München, im Sommer 2018

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Kuratorin Musikinstrumente / Deutsches Museum München

SÜDDEUTSCHE
ORGELMUSIK

1) Marginalien zu Neuausgaben der Musik für Tasteninstrumente von Johann Caspar Kerll

Vor mehr als einhundert Jahren erschien, herausgegeben von Adolf Sandberger, die erste Gesamtausgabe von Johann Caspar Kerlls Musik für Tasteninstrumente (in den Denkmälern der Tonkunst in Bayern II / 2, München 1901). Es spricht für die Qualität dieser Edition, der eine umfangreiche grundlegende Studie und ein ausführlicher kritischer Kommentar vorangestellt sind, dass auf sie eine lange editorische Pause folgte, die fast bis zum Ende des 20. Jahrhunderts dauern sollte. Nachdem in der Zwischenzeit lediglich Einzelwerke neu herausgekommen waren, wurde die jahrzehntelange Ruhe in der editorischen Beschäftigung mit Kerll geradezu schlagartig beendet, als zwischen 1991 und 1995 innerhalb des kurzen Zeitraums von nur vier Jahren nicht weniger als drei neue Gesamtausgaben von Kerlls Musik für Tasteninstrumente erschienen. Dabei handelt es sich in keinem Fall, wie man vielleicht zunächst vermuten könnte, um einen bloßen Nach- oder Neudruck des Sandberger’schen Notentextes im Sinne einer modernen praktischen Ausgabe, vielmehr präsentieren alle drei Herausgeber einen anhand der Quellen neu erarbeiteten Notentext mit dazugehörigem kritischem Bericht. Man mag sich über so unvermittelt und so geballt auftretende editorische Aktivität wundern, sie zugleich begrüßen, man mag sich aber auch die Frage stellen, ob der Grund dafür, dass plötzlich, nach einer nahezu hundertjährigen Pause, gleich mehrere kritische Neuausgaben fast gleichzeitig auf den Markt kommen, eher darin liegt, dass das Interesse an Kerlls Musik schlagartig zugenommen hat, oder ob es sich dabei um einen Wettlauf von Herausgebern und Verlegern handelt. Letzteres anzunehmen könnte man im Falle derjenigen beiden Ausgaben geneigt sein, die parallel bei zwei Verlagshäusern in Wien – dem Wirkungsort Kerlls von 1673 bis 1683 – herauskamen, während die dritte, amerikanische Edition als Anzeichen für ein in der Neuen Welt gestiegenes Interesse an Alter Musik gewertet werden könnte.

Hier die drei Neuausgaben in der Reihenfolge ihres Erscheinens:

1)Johann Kaspar Kerll, Sämtliche Werke für Tasteninstrumente, Band I–III, hrsg. von Francesco Di Lernia, Wien 1991 (Band I und II) und 1995 (Band III), Universal-Edition / UE 19541–3 (im folgenden kurz UE genannt).

2)Johann Kaspar Kerll, Sämtliche Werke für Tasteninstrumente, Heft I–IV, hrsg. von John O’Donnell, Wien 1994, Doblinger / DM 1203–6 (im Folgenden kurz Doblinger genannt).

3)Johann Caspar Kerll, The Collected Works for Keyboard, Part 1 (Music) and 2 (Commentary), hrsg. von C. David Harris, New York 1995, The Broude Trust, The Art of Early Keyboard 2 (im Folgenden kurz Broude genannt).

In München, dem anderen Wirkungsort Kerlls, war 1901 die eingangs erwähnte und bis dato maßgebliche Edition erschienen:

Ausgewählte Werke des kurfürstlich bayerischen Hofkapellmeisters Johann Caspar Kerll (1627–1693), hrsg. von Adolf Sandberger, München 1901 (= Denkmäler der Tonkunst in Bayern II / 2, im folgenden DTB II / 2).

Sandbergers Denkmälerband bringt zunächst eine Auswahl an Vokalmusik Kerlls (aus den 1669 bzw. 1679 erschienenen Drucken Delectus sacrarum cantionum Op. 1 bzw. Missae sex a IV. V. VI. vocibus), sodann sämtliche überlieferte Musik für Tasteninstrumente (Sandberger spricht von Werken »für Orgel und Klavier«), soweit sie damals bekannt war. Nur auf den Abdruck der 1686 in München gedruckten Modulatio organica, einer Sammlung von Magnificat-Versetten, wurde verzichtet, da diese für eine gesonderte Publikation in den Denkmälern der Tonkunst in Österreich vorgesehen war, die dann allerdings nicht zustande kam.

Im Blick auf Kerlls Musik für Tasteninstrumente kann man von einem klar überschaubaren, in sich geschlossenen Corpus sprechen, das in zeitgenössischen handschriftlichen Quellen mehrfach und im Wesentlichen vollständig überliefert ist.1 Der Gedanke, Kerlls Musik für Tasteninstrumente als Gesamtausgabe zu veröffentlichen – ein Anspruch, dem nicht erst die drei Neuausgaben verpflichtet sind, sondern bereits Sandbergers Edition –, entspringt demnach nicht so sehr modernem enzyklopädischen Denken, er lässt sich vielmehr aus der Geschlossenheit des Werkbestands selbst ableiten, der in einzigartiger Weise beglaubigt ist von jenem für die damalige Zeit singulären, von Kerll selbst veranlassten Werkverzeichnis, das in Form eines Incipitkatalogs dem oben erwähnten Druck der Modulatio organica als Anhang beigegeben ist. Es trägt den Titel: Subnecto initia aliarum Compositionum mearum pro organo et Clavicembalo, in eum, quem dixi finem. Das Ziel bzw. den Zweck, den er damit verfolgte, hatte Kerll im Vorwort klar ausgesprochen: die Verhinderung von geistigem Diebstahl durch gefälschte Zuschreibungen. In diesem Verzeichnis wird folgender Werkbestand mitgeteilt:

acht Toccaten (entsprechend den acht Kirchentönen)
sechs Canzonen
Capriccio Sopra il Cucu
Battaglia
Ciaccona Variata
Passacaglia Variata
vier Suiten

Diesem Bestand von 22 Titeln sind als gesicherte Werke noch die im Incipitverzeichnis nicht erwähnte, bei Athanasius Kircher abgedruckte Ricercata cylindrica2 sowie die Versettensammlung der Modulatio organica hinzuzurechnen. Letztere bedurfte im Verzeichnis natürlich keiner Erwähnung, da sie diesem ja unmittelbar vorausging. Zahlreiche weitere in verschiedenen handschriftlichen Quellen Kerll zugeschriebene Stücke müssen dagegen als untergeschoben gelten. Die Frage, ob bzw. welche Stücke im Einzelfall mehr der Orgel, welche mehr dem besaiteten Tasteninstrument zuzurechnen sind, ist aus der Perspektive des 17. Jahrhunderts von nachrangiger Bedeutung und soll hier nicht weiter erörtert werden.3 Eindeutigkeit diesbezüglich liegt vor bei der Modulatio organica, wie sich aus deren Titel und aus der liturgischen Bestimmung von Magnificat-Versetten ergibt.

Für eine Neuausgabe der Musik Kerlls für Tasteninstrumente gab es, Jahrzehnte nach Sandberger, gute Gründe: Die ausschließlich als (vergriffener) Denkmälerband vorliegende, d.h. nur in Bibliotheken benutzbare DTB-Edition war umständlich für eine musikalische Praxis, die sich in gesteigertem Maße der älteren Musik zuwandte. Wichtige Kerll-Quellen waren erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt geworden;4 diese Funde ermöglichten es, die Sandberger nur fragmentarisch vorliegenden Suiten zu ergänzen und in vielen Fällen bessere oder zumindest andere Lesarten zu gewinnen und zum Vergleich heranzuziehen. Sandberger hatte im kritischen Kommentar seiner Ausgabe insgesamt zwanzig Quellen angeführt; zwischenzeitlich war deren Anzahl spürbar angewachsen, sodass sich die Herausgeber der Neuausgaben nun auf etwa dreißig Quellen stützen konnten.5

Umgekehrt brachte der Zweite Weltkrieg den Verlust der bis dahin vollständigsten und wichtigsten bekannten Handschrift, des mit 1676 datierten Manuskripts Ms. 5270 der ehemaligen Berliner Hochschule für Musikerziehung und Kirchenmusik mit sich, auf der Sandbergers Ausgabe in der Hauptsache beruhte. Die verschollene Berliner Handschrift wird von UE nicht mehr genannt, wohl aber von Doblinger, was zunächst missverständlich wirkt, da sie, wenn auch mit dem Zusatz »verschollen«, unter die herangezogenen Handschriften eingereiht ist. Man mag und soll dies wohl als Hinweis der Vollständigkeit halber auf das frühere Vorhandensein verstehen. Auch Broude meldet das Manuskript als verschollen (Part 2, S. 32), ergänzt um den Zusatz, dass es sich nicht unter den nach Polen verbrachten und in Krakau wieder zugänglichen Handschriften aus ehemals Berliner Beständen befindet. Dass diese Quelle aber gewissermaßen auch heute noch vorliegt, wenngleich in anderer Form, wird von keiner der drei Neuausgaben berücksichtigt: Die Handschrift Mus. ms. 5623 der Bayerischen Staatsbibliothek München enthält nämlich eine abschriftliche Kopie eben dieses Berliner Manuskripts, angefertigt von keinem anderen als von Adolf Sandberger selbst. Genau genommen sind dabei zwei Sandberger-Autografe zu unterscheiden: zunächst die kalligrafisch getreue Abschrift der Berliner Quelle und dann, als zweiter Arbeitsschritt, die auf der Basis dieser Abschrift gefertigte Reinschrift als Druckvorlage für den Denkmälerband DTB II / 2, in die moderne Notationsgewohnheiten eingeflossen sind. (Die von anderen Autoren als Kerll stammenden Stücke sind in der Reinschrift natürlich weggelassen.)

Am Beispiel des Beginns der Passacaglia sei auf einige Unterschiede der beiden Sandberger-Manuskripte hingewiesen (siehe Notenbeispiele 1 und 2). Die Abschrift nach dem Berliner Original, seinerzeit an Ort und Stelle vorgenommen, gibt das Schriftbild der Quelle derart getreu wieder, dass man meinen könnte, eine Handschrift des 17. Jahrhunderts vor sich zu haben.6 Der absichtliche Verzicht auf subjektive Anpassungen des Notenbilds seitens des Schreibers ist offensichtlich, er macht den Wert dieser Abschrift aus, die somit in hohem Maße als Ersatz für die verschollene Berliner Quelle gelten kann. Dadurch, dass der Musikforscher Sandberger eine getreue Reproduktion des ihm Vorliegenden anfertigte und bei der ersten Abschrift auf jede moderne Interpretation des Notentexts verzichtete, liegt uns eine diplomatisch exakte Kopie vor, der heute, nach dem Verlust des Originals, selbst Quellenwert zukommt.

Anders präsentiert sich die Reinschrift, die als Vorlage für den Stecher des DTB-Bandes diente. Hier möchte man die gewandte und routinierte Handschrift des Komponisten Sandberger erkennen, dessen Notationsgewohnheiten andere waren als die des späten 17. Jahrhunderts: Die Schlüssel sind nun modernisiert, die Takteinteilung wurde verkleinert, die Einheiten somit halbiert, und die Verteilung der Stimmen auf beide Systeme wurde geändert (Letzteres ohne zu berücksichtigen, dass in der italienisch-süddeutschen Tradition die Noten griffmäßig, d.h. gemäß dem Anteil der beiden Hände auf das obere bzw. untere System verteilt wurden). Die Vorzeichen sind nun im modernen Sinn zu lesen, d.h. sie gelten für einen ganzen Takt, nicht mehr nur für die betreffende Note (was in Verbindung mit der Halbierung der Takte im späteren Verlauf der Passacaglia zu irrtümlichen Akzidentiensetzungen und damit zu falschen Klängen führt). Steht die in Berlin genommene Abschrift zumindest in großer Nähe zur Originalquelle, so liegt zwischen der Reinschrift und dem Druck in DTB gewissermaßen grafische Identität vor. Nur die Taktstriche sind, anders als in alten Quellen, zwischen beiden Systemen durchgezogen.

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Notenbeispiel 1: Johann Caspar Kerll, Passacaglia, München, Bayerische Staatsbibliothek, Mus. ms. 5623, »Abschrift«.

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Notenbeispiel 2: Johann Caspar Kerll, Passacaglia, München, Bayerische Staatsbibliothek, Mus. ms. 5623, »Reinschrift«.

Sandbergers Änderungen im Zuge der Reinschrift sollen hier keinesfalls kritisch bewertet werden; lediglich die zeitverhaftete Sichtweise und einige Editionsgrundsätze der Zeit um 1900 seien daran verdeutlicht. Denn ganz im Gegenteil möchten diese bescheidenen Marginalien einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass Sandbergers Verdienste um die Kerll-Überlieferung und -Edition nicht geschmälert werden, besteht doch Anlass, seine Arbeiten und die Münchner Kerll-Überlieferung insgesamt in Schutz zu nehmen. So stehen im Vorwort der Doblinger-Ausgabe einige Sätze, die mit Sandberger hart ins Gericht gehen: …doch da wir Sandbergers editorischen Standard nicht bestimmen können (wie konnte er einen so entstellten Text der Passacaglia erstellen, wenn die uns verbliebene der beiden ihm zur Verfügung stehenden Quellen, unsere Quelle 29, um soviel überlegenere Lesarten aufweist?), wurde seine Ausgabe nicht als Quelle verwendet.7 Nun wird man zugeben müssen, dass der »editorische Standard« – was immer man genau darunter versteht – um 1900 einerseits und um 1994 andererseits durchaus unterschiedlich entwickelt war, und dass man diesbezüglich heute zu recht unterschiedlichen Werturteilen kommen kann. Was man Sandberger aber zubilligen muss, ist, dass er »seinen« editorischen Standard im Kritischen Kommentar des Denkmäler-Bandes unter »B. Editionstechnik« in sechs Punkten durchaus und keineswegs zu knapp dargelegt hat.8 Und im Lichte des vorstehend Gesagten wäre festzuhalten, dass der Herausgeber von Doblinger, John O’Donnell, gut daran getan hätte, wenn schon nicht Sandbergers Ausgabe, so doch dessen Münchner Kopie der Berliner Handschrift Ms. 5270 als zusätzliche Quelle zurate zu ziehen. Ein Heranziehen dieses Manuskripts sei künftigen Neuausgaben oder -auflagen jedenfalls empfohlen. Es ergäbe sich damit nicht nur eine noch breitere Grundlage für die philologische Textkritik (z.B. im Hinblick auf Akzidentien und Balkensetzung), das Studium dieser Handschrift könnte auch gewinnbringend sein im Hinblick auf Details, die das Verhältnis von Notenschrift und Ausführung betreffen, wie der nachstehende Vergleich zeigen möchte (siehe die Notenbeispiele 3 und 4).

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Notenbeispiel 3: Johann Caspar Kerll, Toccata 2, München, Bayerische Staatsbibliothek, T. 5 / 6, Mus. ms. 5623, »Abschrift«.

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Notenbeispiel 4: Johann Caspar Kerll, Toccata 2, Doblinger, Heft 1, T. 5/6 Aus: Johann Kaspar Kerll, Sämtliche Werke für Tasteninstrumente, Band II für Orgel (DM 1204) © 1994 by Ludwig Doblinger (Bernhard Herzmansky) KG, Wien / München.

In Sandbergers Abschrift setzt bereits in T. 5 eine dritte Stimme ein (so auch bei Broude; in UE ist dieser Einsatz in einer Fußnote vermerkt); gleichzeitig führt die rechte Hand einen Triller aus (der, wie stets in den Toccaten, ausgeschrieben und nicht durch ein Trillerzeichen ausgedrückt ist und der danach noch fünfmal auf anderen Stufen wiederholt wird). Diese Triller bestehen bei Sandberger aus sieben Noten; die Neuausgaben (und wohl auch die übrigen Quellen) schreiben einen Trillerschlag mehr, also insgesamt neun Töne. Dementsprechend fällt die rhythmische Darstellung verschieden aus: Im ersten Fall beginnen die Triller mit einem Sechzehntelwert, dem sechs Zweiunddreißigstel folgen, im anderen Fall bestehen sie aus sieben Zweiunddreißigsteln und einem Nachschlag in Vierundsechzigsteln. Die rhythmisch verschiedenartige Notation besagt aber nur, dass versucht wird, ein und dieselbe Spielfigur auf verschiedene Weise in das Prokrustesbett arithmetisch korrekter Werte zu zwingen. Beide Notationsweisen ergänzen sich derart, dass daraus gefolgert werden kann, wie man sich den Triller ausgeführt zu denken hat, nämlich mit einer Dehnung zu Beginn und einer Beschleunigung zum Ende hin, wobei es letztlich unerheblich ist, wie viele Töne man genau spielt.

Noch eine weitere Äußerung aus dem Vorwort der Doblinger-Edition gilt es zu parieren: Traurige Ironie ist auch, dass München, wo Kerll 1686 das erste bekannte thematische Verzeichnis der Werke eines einzelnen Komponisten veröffentlichte – das ›Subnecto …‹, im Anhang an seine Modulatio organica – im Jahre 1986 der Ort der Publikation eines Verzeichnisses werden sollte, in dem eine Anzahl seiner Werke unter dem Namen Ramer angegeben sind.9 Dieser mit beinahe tragischem Unterton vorgetragene Vorwurf zielt auf den Katalog der Musikhandschriften der Abtei Ottobeuren, in dem tatsächlich unerkannt blieb, dass es sich bei drei Suiten, enthalten in dem dort aufbewahrten Orgelbuch des P. Honorat Reich (Ms. MO 1037, datiert 1695 und in dieser Handschrift einem »Sig. Ramer« zugeschrieben), um solche von Johann Caspar Kerll handelt.10 Angesichts der Fülle des dort erfassten Repertoires hätte man freilich auch ein nachsichtigeres Urteil fällen können, wenngleich der Umstand, dass es für die Existenz eines Komponisten namens Ramer keinerlei sonstigen Hinweis gibt, von vornherein den Verdacht einer Fehlzuschreibung hätte nähren können. Offensichtlich hat man es hier also mit einem jener Fälle zu tun, die Kerll, durch schlechte Erfahrungen gewitzigt, zur Veröffentlichung eines autorisierten Werkverzeichnisses genötigt hatten.

Aus den vorstehenden Marginalien lässt sich, was die Rolle Münchens in der Kerll-Überlieferung und die Verdienste Münchner Musikforscher um dieses Repertoire angeht, wie ich meine, ein vorteilhafteres Bild gewinnen als es in den zitierten Äußerungen zum Ausdruck kommt. Kerlls Musik für Tasteninstrumente ist in München überliefert in dem noch zu seinen Lebzeiten erfolgten Stich der Modulatio organica (hergestellt in der Offizin keines geringeren als Michael Wening) und in den beiden Handschriften Mus. ms. 536811 und Mus. ms. 5623, deren letztere in ihrer Bedeutung erst noch zu gewichten ist. Adolf Sandbergers Edition und die Arbeit von Hans Schmid stellen grundlegende Forschungsbeiträge dar, mit denen München seiner Rolle und seiner Verantwortung als ehemalige Wirkungsstätte Johann Caspar Kerlls durchaus gerecht wurde. Die Festschrift für Jürgen Eppelsheim, einen weiteren herausragenden Vertreter der Münchner Musikwissenschaft, ist gewiss passende Gelegenheit, darauf hinzuweisen.

Anmerkungen

1Am vollständigsten in einer Handschrift des Stifts Göttweig, die ehemals im Besitz von Gottlieb Muffat war; dazu F. W. Riedel: Eine unbekannte Quelle zu Johann Kaspar Kerlls Musik für Tasteninstrumente, in: Die Musikforschung XII (1960), S. 310–314. Nur bezüglich der Suiten unvollständig ist das Manuskript Bologna (DD 53 des Civico Museo Bibliografico Musicale); dazu L. F. Tagliavini: Un’importante fonte per la musica cembalo-organistica di Johann Kaspar Kerll; il ms. DD 53 della Biblioteca G. B. Martini di Bologna, in: Collectanea historiae musicae IV, Florenz 1966, S.283–293.

2Athanasius Kircher: Musurgia universalis, Rom 1650, S. 316ff.

3Unter Bezug nicht nur auf Frescobaldi wird diese Frage behandelt in: F. L. Tagliavini, Organo e cembalo nell’opera di Girolamo Frescobaldi, in: A Fresco, Mélanges offerts au Professeur Etienne Darbellay, hrsg. von B. Boccadoro und G. Starobinski, Bern u. a. 2013, S. 13–25 (Nachtrag 2019).

4So die beiden in Anm. 1 genannten Quellen; hierher gehört auch die ca. 1950 von der Bayerischen Staatsbibliothek München aus dem Antiquariatshandel erworbene Handschrift Mus. ms. 5368, das sogenannte Neresheimer Orgelbuch, zuerst beschrieben von H. Schmid: Una nuova fonte di musica organistica del secolo XVII, in: L’Organo I (1960), S. 107–113 (mit thematischem Katalog). Neben authentischen Werken enthält diese zwischen 1661 und 1682 entstandene Handschrift zahlreiche Stücke, deren Zuschreibung an Kerll falsch oder zweifelhaft ist. So handelt es sich bei Nr. 46 des thematischen Katalogs um eine Toccata von Frescobaldi. (Die beiden Nummern 112 und 113 sind zu e i n e r zusammenzufassen, denn Nr. 113 ist die Fortsetzung der Battaglia Nr. 112).

5Doblinger führt 31 handschriftliche und sieben gedruckte Quellen an, UE (Bd. III) 27 handschriftliche und acht gedruckte, Broude 25 handschriftliche und drei gedruckte Quellen.

6Nur die Taktstriche sind, anders als in alten Quellen, zwischen beiden Systemen durchgezogen.

7Doblinger, S. V des Vorworts (in allen vier Heften gleichlautend).

8DTB II / 2, S. LXXIIf.

9Doblinger, S. II. Vorwürfe wie der zitierte gewinnen allerdings nicht an Gewicht, wenn sie mit eigener Nachlässigkeit gepaart sind: Die bei O’Donnell in Anm. 1, S. VI angegebenen Seitenzahlen des inkriminierten Ottobeurer Handschriftenkatalogs sind von 123 in 129 und von 18 in 180 zu berichtigen.

10G. Haberkamp (Hrsg.): Die Musikhandschriften der Benediktiner-Abtei Ottobeuren. Thematischer Katalog, München 1986 (= Kataloge Bayerischer Musiksammlungen 12), Nr. 0810, S. 180.

11Siehe Anmerkung 4.

2) Musik als »Preludio alla Cara Pace« – zum 300. Todestag von Georg Muffat (1653–1704)

Als Georg Muffat am 23. Februar 1704 im Alter von nur 50 Jahren in Passau verstarb, war das Leben eines Musikers vorzeitig zu Ende gegangen, dem die Verwirklichung zahlreicher, von ihm selbst angekündigter musikalischer Vorhaben nicht mehr vergönnt war, und dem – wie wir erst seit Kurzem zweifelsfrei wissen – auch die eigentlich angestrebte Stellung am kaiserlichen Hof in Wien versagt geblieben war. Dennoch hatte sich Muffat längst einen Platz in der Musikgeschichte gesichert, nachdem er in den zwanzig Jahren von 1682 bis 1701 nicht weniger als fünf umfangreiche Druckwerke publiziert hatte: vier ausgedehnte Sammlungen von Sonaten bzw. Suiten und Concerti für Streicher und dazu den Apparatus musico-organisticus für Organisten. Überblickt man diese Werke, so sind sie vor allem dadurch charakterisiert, dass Muffat eine persönliche Synthese der zeitgenössischen französischen, italienischen und deutschen Musik anstrebte, ein Ziel, das er selbst wiederholt in den teils ausführlichen und mehrsprachigen Vorworten seiner Drucke formuliert hatte: Die Kriegerische Waffen und ihre Ursachen seyn ferne von mir; Die Noten, die Saiten, die liebliche Music-Thonen geben mir meine Verrichtungen, und da ich die Französische Art der Teutschen und Welschen einmenge, keinen Kriege anstiffte, sondern vielleicht derer Völker erwünschter Zusammenstimmung, dem lieben Frieden etwann vorspiele.1

Diese musikalische Synthese findet ihre Entsprechung, ja ihre Voraussetzung in Muffats Biografie. Denn mit Erstaunen konstatiert man aus heutiger Sicht, dass Muffat die Zentren der damaligen Welt: Paris, Wien, Prag und Rom nicht nur en passant aufgesucht, sondern dass er dort studiert und gearbeitet und damit die Grundlagen für sein berufliches Wirken an den Höfen von Salzburg und Passau gelegt hat.

Zur Biografie2

Georg Muffats bewegter Lebenslauf beginnt in Mégève / Savoyen, westlich des Montblanc-Massivs gelegen, wo er am 1. Juni 1653 getauft wurde. Mündlicher Überlieferung zufolge war seine Familie schottischer Abkunft und hatte England zur Zeit Elisabeths I. wegen ihrer katholischen Konfession verlassen müssen. Der Vater Andreas diente im österreichischen Heer und war offenbar längere Zeit im damals vorderösterreichischen Schlettstadt (Sélestat) stationiert, denn der junge Georg Muffat ist dort in den Jahren 1669 bis 1674 als Schüler bei den Jesuiten und im nahen Molsheim als Organist (des Straßburger Domkapitels, das bis zur Rückgabe des Münsters 1681 dorthin emigriert war) nachgewiesen. Er muss aber auch schon seine Kindheit im Elsass verbracht haben, zumindest teilweise, denn laut einer Bemerkung in der Vorrede zum Florilegium Primum kehrte er nach sechs in Paris verbrachten Jahren auß Frankreich zurück […] ins Elsaß. Während dieser Zeit in Paris war er, wie es an anderer Stelle heißt, bei denen in dieser Kunst erfahrensten Meistern ausgebildet worden. Immer wieder rühmt er vor allem die zu Pariß blühende Art des Jean Baptiste Lully, ohne dass allerdings von einem direkten Lehrer-Schüler-Verhältnis gesprochen wird.

Die Kriegsereignisse des Jahres 1674 (im Mai hatte der Regensburger Reichstag Frankreich den Krieg erklärt) veranlassten Muffat zur Flucht aus dem Elsass; im November dieses Jahres finden wir ihn als Student beider Rechte an der Universität Ingolstadt, danach sind Wien und Prag weitere Stationen (wiederum laut Florilegium Primum; die italienische und die französische Fassung des viersprachigen Vorworts nennen die beiden Städtenamen, während die lateinische und deutsche Fassung allgemeiner von Österreich und Böhmen sprechen). In Prag schrieb Muffat eine große Violinsonate,3 möglicherweise ein Bewerbungsstück – das Manuskript ist mit »Pragae 2. Juliy 1677« datiert. Anfang 1678 dürfte Muffat dann seine Stellung als Hoforganist und Kammerdiener in Salzburg angetreten und sich um die gleiche Zeit auch verehelicht haben, denn im Dezember dieses Jahres wird ihm dort die erste Tochter geboren, und er selbst scheint erstmals in den Büchern als Zahlungsempfänger auf. Sein Dienstherr war Fürsterzbischof Max Gandolf Graf von Kuenberg, ein großer Förderer von Kunst und Musik, der ihn im Herbst 1681 zu weiteren Studien nach Rom sandte.

Hat Muffats Biografie an vielen Stellen noch »weiße Flecken«, so gibt es im Zusammenhang mit dieser Reise ein kurioses, erst neuerdings bekannt gewordenes und die damaligen Reiseverhältnisse illustrierendes Detail zu berichten: Bei der Einreise in die Republik Venedig wurde Muffat am 15. Oktober 1681 festgehalten und für einen vollen Monat im Militärlazarett »ospedale militare« Verona interniert, eine vorbeugende amtliche Quarantäne-Maßnahme gegen das Einschleppen von Seuchen.4 Erst am 15. November konnte die Reise fortgesetzt werden, und bereits im September 1682 trat Muffat, etwas überstürzt, wieder den Rückweg an, sodass sein Romaufenthalt mit nur ca. zehn Monaten zu veranschlagen ist. Anlass für die vorzeitige Rückkehr waren die bevorstehenden Feierlichkeiten zum 1100-jährigen Bestehen des Erzbistums Salzburg, zu denen Muffat als kompositorischen Ertrag seines Italienaufenthalts den Armonico tributo, sein Op. 1, beisteuerte, das er dem Fürsterzbischof widmete. In Rom hatte er nicht nur – nach eigenen Angaben – unterm weltberümbten Hrn. Bernardo Pasquini, [ich] die Welsche manier auff dem Clavier erlernet,5 sondern bei Arcangelo Corelli auch die Concerto-grosso-Praxis kennengelernt.

Am Salzburger Hof wirkte seit 1670 auch der Geiger und Komponist Heinrich Ignaz Franz Biber. Es bleibt unklar, ob sich gewisse dunkle Andeutungen Muffats auf das Verhältnis zu Biber oder allgemein auf die Salzburger Verhältnisse beziehen1, jedenfalls beweist ein kürzlich veröffentlichter Brief, dass Muffat bereits 1685 von Salzburg weg- und eine Stellung am Wiener Hof anstrebte. In dem an Graf Harrach in Wien gerichteten Schreiben äußert Muffat die Hoffnung, dass es dem Empfänger bei seinen guten Verbindungen zum Hof nicht schwer fallen werde, d’attacher entierement ma fortune & mes applications au service de Sa Maiesté.6

Vor diesem Hintergrund erscheinen Herstellung, Widmung und persönliche Überreichung des Apparatus musico-organisticus von 1690 in einem neuen Licht. Im Januar dieses Jahres fanden in Augsburg Krönungsfeierlichkeiten statt, bei denen Kaiser Leopold I. seine dritte Gemahlin Eleonore zur Kaiserin und seinen Sohn Erzherzog Joseph I. zum römischen König krönen ließ. Die Krönungen fanden am 19. und am 26. Januar statt. In diesem Zusammenhang überreichte Muffat, der wohl im Gefolge des Salzburger Fürsterzbischofs nach Augsburg gekommen war, ein druckfrisches Exemplar des Apparatus persönlich dem Kaiser, zweifellos darauf spekulierend, mit dem repräsentativen Druck im Folioformat die Gunst des Kaisers und eine Anstellung in Wien zu erwirken.7 Nachdem sein Bemühen aber nicht von Erfolg gekrönt war, sagte er nur Tage später dem Passauer Fürstbischof Johann Philipp von Lamberg zu, als Hofkapellmeister und Hofpagenmeister nach Passau zu gehen.8 Seine Aufgaben bestanden dort in der Leitung der Tafelmusik, für die er die erforderliche Musik bereitzustellen hatte, außerdem in der Ausbildung von Edelknaben, die teilweise in seinem Hausstand lebten, während die eigentliche Kirchen- bzw. Dommusik wie schon in Salzburg nicht zu seinen Dienstpflichten gehörte.

Eine »Convalescenz«, die Muffat 1700 in einem Brief anspricht, deutet auf eine vorausgegangene Erkrankung hin. Ob sich Muffat davon wieder vollständig erholt hat, bleibt unbekannt. Am 23. Februar 1704, wenige Wochen nach der Belagerung und Übergabe des seinerzeit österreichischen Passau an kurbayrische Truppen, stirbt der edl gestrenge, und kunstreiche Herr Georgius Muffat9 und wird im Domkreuzgang beigesetzt.

Zum Werk

Von Muffat selbst publizierte Sammlungen:

Armonico tributo cioè Sonate di camera …, Salzburg 1682 (fünf Sonaten für Streicher und Basso continuo, vier davon in Rom komponiert)10

Apparatus musico-organisticus, Salzburg 1690 (zwölf Toccaten für Orgel; dazu Ciacona, Passacaglia und Nova cyclopeias harmonica, letztere wahrscheinlich für Cembalo)11

Florilegium Primum, Augsburg 1695 (sieben Streichersuiten mit insgesamt 50 Sätzen; Gebrauchsmusik für Tafel, Tanz und andere Gelegenheiten)12

Florilegium Secundum, Passau 1698 (acht Streichersuiten bzw. »Partien« mit insgesamt 62 Sätzen, mit einem ausführlichen, für die historische Aufführungspraxis bedeutsamen viersprachigen Vorwort)13

Exquisitioris Harmoniae instrumentalis gravi-iucundae Selectus Primus, Passau 1701 (zwölf Concerti, einige davon Umarbeitungen aus Armonico tributo)14

Handschriftlich überlieferte Werke:

Sonate D-Dur für Violine und Basso continuo15

Missa »In labore requies« für 24 Stimmen16

Werke für Clavier17

Regulae concentuum partiturae (1699), Generalbassschule.18

Muffats Werke weisen ihn primär als Instrumentalkomponisten aus, der die Höfe, an denen er tätig war, mit eigener Musik (und auch mit der anderer Komponisten) zu versorgen hatte. Die Werke für Streicher sind teils italienisch inspiriert (Armonico tributo), größtenteils handelt es sich aber um Musik nach französischer Art, die zum höfischen Tanz, bei der Tafel und bei anderen festlichen Gelegenheiten gespielt wurde und die auf ihre Weise – gemeint sind damit sowohl die Komposition wie die Perfektion der streicherischen Ausführung – neuartig im damaligen Österreich war. Auch Bühnenmusiken für Salzburg sind nachgewiesen, aber nicht erhalten. In den Bereich der Kirchenmusik gehören dagegen der Apparatus musico-organisticus und die groß besetzte Messe In labore requies, von Ernst Hintermaier erst vor wenigen Jahren als Werk Muffats erkannt.16 Kann sie ihrer riesigen Besetzung nach als Gegenstück zu Bibers monumentaler Missa Salisburgensis gelten, so wäre im Hinblick auf das der Pfingstsequenz entnommene Motto auch eine Bestimmung für die Installation von Muffats Passauer Dienstherrn denkbar, die am Pfingstsonntag 1690 stattfand.19

Die zwölf Toccaten des Apparatus kann man dank ihres Formen- und Einfallsreichtums und dank der souveränen Integration von italienischen und französischen Elementen zu einem neuartigen Ganzen, das passgenau auf die süddeutsch-österreichische Orgel der Zeit zugeschnitten ist, mit Radulescu durchaus, wenn auch etwas überschwänglich, als Summe der katholischen Orgelmusik im Europa des 17. Jahrhunderts20 bezeichnen.

Anmerkungen

1Vorrede zum Florilegium Primum, Augsburg 1695 (in der italienischen Fassung lautet der letztere Passus: non muovo guerra, ma faccio forsè un Preludio alla desiderata Armonia dei popoli, la Cara Pace). Vollständiger Abdruck aller Vorworte in: W. Kolneder: Georg Muffat zur Aufführungspraxis, Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen 50, Strasbourg / Baden-Baden 1970.

2Das folgende in Anlehnung an die neueste, ausführliche Darstellung (besonders von Muffats Passauer Zeit) bei H.-W. Schmitz: Passauer Musikgeschichte, Die Kirchenmusik zur Zeit der Fürstbischöfe und in den Klöstern St. Nikola, Vornbach und Fürstenzell, Passau 1999, S. 157ff.

3Moderne Ausgabe bei Doblinger (DM 474), hrsg. von N. Harnoncourt und H. Tachezi, Wien 1977.

4Il virtuoso in gabbia. Musicisti in quarantena al Lazzaretto di Verona (1655–1740). Musica, scienza e idee nella Serenissima durante il Seicento, hrsg. von F. Passadore und F. Rossi, Venedig 1996, S. 144f.

5Vorrede zum Selectus Primus, Passau 1701.

6H. Seifert: Biographisches zu Georg Muffat, in: Österreichische Musikzeitschrift 3–4 / 2004, S. 19–21.

7Was die Vorstufen des Apparatus-Drucks und seine verschiedenen Auflagen betrifft, so sind noch viele Fragen ungeklärt. Die von Muffat selbst verbürgte persönliche Überreichung an Kaiser Leopold ist nach der Chronologie der Ereignisse für die zweite Januarhälfte 1690 anzusetzen, der Druckvorgang selbst (vorausgesetzt, die Titeldatierung 1690 trifft zu) müsste dann in der ersten Januarhälfte erfolgt sein. Vielleicht wurden aber in dieser letzten Phase nur noch der Titelkupfer (mit dem Hinweis auf den Anlass, die Krönung von Gattin und Sohn des Kaisers: AD CORONATIONEM AUSPICATISSIMAM CONIUGIS AC FILII …, siehe Faksimile) sowie die Titel- und die Widmungsseite hergestellt, während die Stichplatten mit dem eigentlichen Notentext schon fertig vorlagen. Diese rund 60 Stichplatten mit der Musik konnten jedenfalls unmöglich innerhalb von wenigen Tagen gestochen worden sein; für ihre Herstellung ist deshalb ein früherer Zeitpunkt anzunehmen. Möglicherweise wurde der Stich schon ca. 1683 begonnen, wie ein in der venezianischen Biblioteca Marciana erhaltenes Fragment einer Frühversion von Toccata I nahezulegen scheint. Im Hinblick auf die sich in Augsburg bietende Gelegenheit brachte Muffat den Druck dann anscheinend recht kurzfristig zum Abschluss; die Komposition des Inhalts muss dagegen mit Sicherheit deutlich früher angesetzt werden.

8Schon mit Datum vom 22.2.1690 bestätigte der Passauer Fürstbischof brieflich, mit Muffat in München übereingekommen zu sein (veröffentlicht bei H.-W.Schmitz, siehe Anm. 2).

9So die Formulierung im Totenbuch, zitiert nach Anm. 2.

10In: Denkmäler der Tonkunst in Österreich (DTÖ) 89 (1953).

11Neuausgabe in vier Heften, hrsg. von M. Radulescu, Wien (Doblinger) 1982. Faksimile, hrsg. von K. F. Wagner, Passau 2007 (Musica Sacra Passaviensis 74/A und 74/B).

12DTÖ 2 (1894).

13DTÖ 4 (1895).

14DTÖ 23 (1904) und DTÖ 89 (1953).

15Wie Anm. 3.

16Hrsg. von E. Hintermaier, Georg Muffat, Missa in labore requies, in: Denkmäler der Musik in Salzburg 5, Bad Reichenhall 1994.

17Neuausgabe in: G. Muffat, W. Ebner, H. I. F. Biber, H. Schmelzer: Sämtliche Clavierwerke, hrsg. von S. Rampe, Kassel BVK 2002 (BA 8419). Auch das kürzlich aus Kiew zurückgekehrte Musikarchiv der Berliner Sing-Akademie soll einen Band mit Klaviersuiten Muffats enthalten (Mitteilung von H.-W. Schmitz in der Passauer Neuen Presse vom 2.8.2003).

18Neuausgabe, hrsg. von H. Federhofer, American Institute of Musicology IV (1961).

19Dazu E. Hintermaier: »Es kundt im Himmel nit scheener sein« – Musikpflege am Salzburger Dom im 17. Jahrhundert, in: Österreichische Musikzeitschrift 3–4 / 2004, S. 22–28.

20M. Radulescu, Die 12 Toccaten von Georg Muffat, in: Die Süddeutsch-Österreichische Orgelmusik im 17. und 18. Jahrhundert, hrsg. von W. Salmen, Innsbruck 1980, S. 169–184, mit wichtigen Hinweisen zur Interpretation.

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Georg Muffat, Apparatus musico-organisticus, Salzburg 1690, Titelkupfer.

3) Relazioni musicali fra l’Italia e la Germania nel Seicento: Johann Jacob Froberger – Johann Caspar Kerll – Georg Muffat

Nell’età barocca, cioè dal tardo Cinquecento fino al Settecento, i rapporti musicali fra l’Italia e la Germania furono così numerosi che sarebbe impresa troppo ardua seguirne tutte le tracce. Se vi furono musicisti italiani che operarono, almeno temporaneamente, in Germania – basti pensare ad Andrea Gabrieli ed a suo nipote Giovanni, che facevano parte della cappella bavarese di corte, a Monaco, sotto la direzione di Orlando di Lasso – il numero dei tedeschi che si recarono a studiare in Italia è infinitamente maggiore. Fra i grandi nomi basterebbe citare Hans Leo Hassler e Heinrich Schütz, che a Venezia furono allievi rispettivamente di Andrea e Giovanni Gabrieli.

In questo saggio ci si limiterà ad esaminare tre musicisti che nel secolo XVII vennero in Italia ricevendone un’impronta indelebile, che traspare anche dalle loro composizioni: Froberger, Kerll e Muffat, le cui opere sono per lo più dedicate – nel caso di Froberger esclusivamente – al clavicembalo ed all’organo. Ai rapporti personali nella vita privata corrispondono sul piano artistico affinità di tecnica compositiva e di generi musicali, riscontrabili soprattutto nei territori della Germania meridionale. Accanto a tali legami esistono anche fattori per così dire oggettivi dei quali ci limiteremo solo ad accennare. Per esempio, la Bayerische Staatsbibliothek di Monaco possiede alcune edizioni originali di Frescobaldi che risultano essere state di proprietà »Monasterij Bmae V. Maria [!] in Dießen [Monasterii Beatissimae Virginis Mariae in Diessen]« e dunque dei padri agostiniani di Diessen presso l’Ammersee. Con la secolarizzazione del monastero, questi beni furono trasferiti a Monaco. Come in questo caso, monaci di altri conventi portavano dai loro frequenti viaggi a Roma le più aggiornate pubblicazioni teologiche e culturali. In questo modo molti spartiti giungevano oltralpe poco dopo la loro pubblicazione. Sono rintracciabili anche copie complete di edizioni italiane. Un’esempio ne è l’archivio musicale del convento dei Minoriti di Vienna il quale possiede un’intera collezione di copie manoscritte delle opere di Frescobaldi del XVII secolo.

Tornando a Froberger, Kerll e Muffat, cercheremo di reperire nella loro musica tracce della tradizione Italiana, e questo a prescindere dai loro contatti effettivi con quella cultura.

Johann Jacob Froberger (1616–1667)

La vita di Froberger, anche se non ne possediamo che notizie frammentarie, è intimamente connessa con le sue opere. È noto che nacque a Stoccarda, ma ben poco si conosce dei suoi anni giovanili. Sappiamo che si trovava a Vienna nel 1637, città nella quale operava come organista di corte. Grazie ad un sussidio della corte imperiale, poté soggiornare a Roma dal 1637 al 1641 come allievo di Frescobaldi, raggiungendo ben presto la piena maturità artistica. Pare che in questo periodo Froberger si sia convertito al cattolicesimo. Dal 1641 al 1645 e dal 1653 al 1657 fu di nuovo organista di corte a Vienna. Nell’intervallo fra i due soggiorni viennesi, e ancora in seguito ad essi, viaggiò per 1’Europa, si recò a Parigi, Bruxelles e probabilmente anche in Inghilterra. Trascorse gli ultimi anni a Héricourt, nei pressi di Montbéliard, ospite della duchessa Sibilla di Württemberg, mecenate e amante della musica. La corrispondenza tenuta dalla duchessa con il famoso umanista olandese Constantin Huygens, amico di Froberger, ci permette di capire i tratti caratteriali del musicista e le sue teorie circa l’esecuzione delle proprie opere. La duchessa lodava il suo maestro come »lieben, ehrlichen, getreuen und fleißigen Lehrmeister« [insegnante volonteroso, amabile, affettuoso ed onesto] e come »herrlichen, sinnreichen Geist« [spirito splendido e sensibile]. Se da queste descrizioni Froberger ci appare come persona di carattere amabile e socievole, egli era invece perplesso circa l’esecuzione delle sue opere. Aveva imposto a Sibilla di non divulgare le sue composizioni, perché, a suo dire, nessuno sarebbe stato capace di eseguirle e l’avrebbe di certo rovinate. Sibilla stessa dichiarava nelle sue lettere che »wer die Sachen nit von ihme Herrn Froberger gelernet, unmüglich mit rechter discretion zuschlagen verstünde […] wie er sie geschlagen hat« (citazione secondo Zehnder, p. 52)

[se uno non avesse imparato a suonarle dal signor Froberger in persona, non saprebbe mai suonare con la dovuta discrezione]

e che

»Nur von seiner Handt gelernet, grif vor grif […] konnte man zur richtigen execution gelangen« (citazione secondo Zehnder, p. 52)

[si poteva raggiungere l’esecuzione desiderata solo quando la si era imparata dalla sua mano, tasto per tasto].

Appare qui evidente il problema fondamentale di ogni buona esecuzione, vale a dire la difficoltà di colmare il divario fra la notazione e la sua realizzazione. Se lo spartito suggerisce, ad esempio, la chiarezza dei rapporti numerici fra i valori delle note, cioè il ritmo, il rigore metrico e la correttezza dell’esecuzione non sarebbero sufficienti e darebbero un’immagine distorta del significato musicale insito nel testo. Frescobaldi, Froberger ed i loro contemporanei erano perfettamente consapevoli di questo problema fondamentale. Nella prefazione alla sua Euridice (1600), Jacopo Peri si esprimeva molto chiaramente su tali »vaghezze e leggiadrie che non si possono scrivere e scrivendole non s’imparano dagli scritti«. Con i suoi efficaci Avvertimenti, posti a prefazione delle sue opere (»Al lettore«, nel I e II libro delle Toccate e nei Fiori musicali) Frescobaldi cerca di ovviare alle inesattezze ed alle approssimazioni della notazione, dando consigli utili per una corretta esecuzione. Froberger, che conosceva certamente queste raccomandazioni, rinuncia da parte sua a formularne altre e si accontenta dell’insegnamento orale, della trasmissione diretta del suo metodo; è ovvio, però, come appare anche dalle citazioni riportate, che soltanto la guida del maestro può insegnare la vera discrezione; se questa manca, è inevitabile che i brani vengano guastati, come egli stesso era costretto a constatare con una certa rassegnazione.

Esaminiamo un brano tratto da una composizione di Froberger, le battute 58 e 59 della Toccata V »Da sonarsi alla Levatione«: la discrezione di Froberger articola la libertà ritmica del brano, il paventato letto di Procuste della notazione riesce a svelarsi in maniera meno rigida.

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Johann Jacob Froberger, Toccata V »per la Levatione«, batt. 58 / 59.

Incontriamo qui una figura musicale che appare due volte nella mano sinistra ed una sola nella destra, ma ogni volta con un altro ritmo che consiste in un andamento ascendente per gradi, seguito da tre intervalli di quarta discendente e poi ancora da tre note ascendenti per grado congiunto. Se le due prime figure valgono due quarti ciascuna, la terza è in sedicesimi e quindi ha una durata complessiva di tre quarti. Le figure sono diverse fra loro: mentre nella prima trouriamo due gruppi di biscrome, divise da due semicrome, otteniamo nella seconda figura un gruppo di otto trentaduesimi. Complessivamente, quindi, la stessa sequenza tonale si presenta con tre ritmi diversi che naturalmente devono essere eseguiti in maniera diversa; bisogna tuttavia fare in modo che venga anche espressa l’identità del gesto musicale e pertanto i passaggi da sedicesimi a trentaduesimi non devono essere eseguiti con esattezza metronomica.

Prima di prendere in esame i diversi generi di notazione che Froberger usa alla maniera italiana o, meglio, secondo il modello di Frescobaldi, ci dobbiamo soffermare sulla tradizione delle opere del Maestro tedesco. Mentre le opere di Frescobaldi furono pubblicate ancora vivente l’autore, e spesso da lui curate, la musica di Froberger ci è pervenuta soltanto manoscritta. La fonte principale è rappresentata dai tre preziosissimi codici autografi del 1649, 1656 e 1658 che egli dedicò agli imperatori Ferdinando III. e Leopoldo I., oggi custoditi alla Nationalbibliothek di Vienna. Si tratta di manoscritti compilati con estrema cura, quasi calligrafici, rilegati in cuoio con fregi dorati. I titoli dei brani sono riccamente ornati e, nella voluta finale di ognuno di essi, troviamo l’indicazione »m[anu] p[rop]ria«. La rilegatura raffinata dei manoscritti ne rivela il carattere ufficiale: è evidente che non si tratta di redazioni destinate all’uso quotidiano. Anche la parte musicale è compilata con lo stesso ordine e la stessa cura. Osserviamo, per esempio, il contenuto del Libro II