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Tredition GmbH, Hamburg

© 2017 Rolf Dieter Kaufmann

ISBN 978-3-7439-2731-5 (Paperback)

ISBN 978-3-7439-2732-2 (Hardcover)

ISBN 978-3-7439-2733-9 (E-Book)

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In Erinnerung an meinen Freund Yo-Yo Ma Ma (+), aus dem Wunsch heraus, dass etwas besser sein möge, als es wirklich ist.

Kann ein Buch, das verwirrt, sinnvoll sein?

Die Herrschaft über Finanz- und Kapitalmärkte und die Kontrolle über Warengeschäfte liegen 2044 weltweit in den Händen der Chinesen. China bestimmt die Richtwerte der Waren- und Finanzwirtschaft. Die USA liegen politisch, wirtschaftlich und sozial danieder. Ihre über ein Jahrhundert die Welt dominierende Gesinnungshoheit und ihr Überzeugungswissen zu Seelenheil und Wohlergehen, einst das beste Geschäft und der stabilste Markt überhaupt, sind Vergangenheit.

Sind Teile des Volkes der USA einem christlich-religiösen Fundamentalismus erlegen? Sind ihre Führungseliten hinderlich für neue Erkenntnisse und die Aufarbeitung der Vergangenheit?

Europa ist ein Armenhaus mit wenigen, streng bewachten Ghettos für Reiche.

Politische und wirtschaftliche Führungseliten entwikkelten sich nach und nach zu Verhinderungseliten, die Fantasie und Vielfalt konspirativ einer überlebten Traumwelt anheimstellten. Persönliche Egoismen, Lügenverflechtungen in allen Lebensvollzügen und Sicherheitsneurosen als vermeintliche Lösungswege für gesellschaftliche Problemstellungen bereiteten dem Kontinent den Garaus.

Das chinesische Volk hat still und leise die Herrschaft über etwa 9 Milliarden Menschen - folglich die Weltherrschaft - übernommen, mit der Vorgabe, eine humane Gesellschaft aus der Taufe zu holen und zu verwirklichen.

Rolf Dieter Kaufmann

Schriften des Yo-Yo Ma Ma

oder

Verborgene Seele der Menschlichkeit

Satire

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Schriften

Des Yo-Yo Ma Ma

I. Elend der Mittelmäßigkeit

1. Großes entsteht aus Freundschaft und innerem Reichtum

In Ermangelung schmeichlerischer Redekunst erzähle ich, Yo-Yo Ma Ma, von der heilen Welt, >von der westlichen Welt, der Welt Gottloser und anderer Gläubiger<. Ich berichte von deren Menschen und deren Wunderwerken, deren Wunder wirkenden Handlungen und vorsätzlich gottgefälligen Eigenschaften und Taten.

Ich berichte in pflichtgemäß einleitenden Worten vom Tun der Menschen, was nicht verwundern soll, wenn man bedenkt, dass ohne Tun, das allem Erkennen Bestand gibt, wir keine Erkenntnis finden können.

Schwestern und Brüder der Einfalt und der Bescheidenheit: Großes entsteht aus Freundschaft und innerem Reichtum.

Maßstäbe des inneren Reichtums sind:

Freunde

Wissen

Können

Vertrauen

Natur erfahren

Aber was ist Großes? Was in der Welt, in der wir leben, ist Großes? Der Mensch fällt nur auf, wenn er etwas tut oder sagt, was andere nicht tun oder sagen. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, bringt andere in Zugzwang oder weckt deren Neid.

Entstehen aus diesem Verständnis von Großem nicht Skrupellosigkeit, Heuchelei, Arroganz und Willkür? Wer bestimmt, was Sache ist? Ich kann nichts verbergen und will nicht viel sagen.

Großes entsteht im Kopf, zwischen zwei Orten, dem der Eingebung und dem des freien Willens.

Brüder und Schwestern, ich will nicht gehört werden. Ich erhebe auf gar nichts Anspruch. Doch will ich unter anderem den unrühmlichen Niedergang des ökonomischen, politischen und religiösen Kapitalismus der westlichen Welt beklagen.

2. Handeln, dass ich nicht mehr muss

Einfalt hinter Masken?

Niemandem zu gefallen ist beste Lebensart.

Hokus, pokus, fidibus!

Nur weil ich geliebt sein muss?

Gefällig sein ein Leben lang?

Verdienste durch Versorgungsrang?

Leidlich ist des Daseins Lauf

Wenn ich Ehrbarkeit erkauf.

Rechtes Handeln? Rechte Tat?

Rechte Absicht? Rechter Rat?

Gesinnung reift und der Entschluss,

Handeln, dass ich nicht mehr muss.

3. Wörter wie Brei

Das vorherige Leben ist abgebrannt!

Das neue schütze Gottes Hand?

Es tut gut, Wörter wie Brei an die Wand zu klatschen, um zuzusehen, wie sie im Trocknungsprozess nach und nach herunterfallen.

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4. Liebe ist nicht messbar

Menschen meinen, Liebe sei Besitz, sei jemanden zu besitzen. Liebe sei Inanspruchnahme, Eigentumsvorbehalt. Als hätten die Menschen ein Pferd im Gatter oder eine Kuh im Stall. Ist das Liebe? Liebe schafft ein Höchstmaß an Freiheit - wenn es Liebe ist. Sie ist kein Tatbestand des Eigentumsrechts, kein Ding. Sie ist ein nicht enden wollender Prozess, ein Weg in die Freiheit. Liebe ist nicht messbar. Liebe lässt sich nicht >wissenschaftlich< beweisen, höchstens künstlerisch beschreiben. Liebe trägt man nicht mit sich.

Liebe sei Unterwerfung? Diese Art Liebe ist eine gefügig machende Verordnung von Machtbeflissenen in Kirchen und religiösen Gesellschaften. Sie ist keine Liebe. Sie ist Tat, die häufig in Hass und Verachtung umschlägt.

5. Jede neue Zeit bringt neue Grausamkeiten

Zu den Zeitrechnungen der Menschen:

Christlich geprägte Menschen rechnen die Zeit vor und nach der Geburt des Jesus Christus >Anno Domini Nostri Jesu Christi<.

Im chinesischen Horoskop sind Jahre nach Tierkreiszeichen benannt: Affe, Büffel, Drache, Hahn, Hase, Hund, Pferd, Ratte, Schaf, Schlange, Schwein, Tiger. Wir Chinesen haben keine Person >Jesus<, auf die wir uns als Anfang der Zeitrechnung beziehen können; niemanden >Göttlichen<.

Der Mensch ist Verdränger im umfassenden Sinn des Wortes. Um sich alter Zeiten zu entledigen und der Zukunft eine neue Qualität zu geben, führt er Zeitrechnungen >Danach< ein, die ihn glauben machen sollen, dass mit der neuen Zeit alles besser werde. Jede neue Zeit bringt den Menschen neue Grausamkeiten und Verrücktheiten.

6. Wer die Wahrheit sagt, wird bestraft.

Die Gattin meines Freundes William of Inagh (aus der Grafschaft Clare in der Republik Irland), Emma de Zacatecas, sagt, es sei an der Zeit zu erinnern an den heiligen Wilhelm (gestorben 1154), zu erinnern an den Erzbischof von York in England, und an dessen Tun.

Wir gedenken des sanften und liebevollen Menschen und Friedensstifters Wilhelm von York. Man sagt, Wilhelm soll sich schwer getan haben mit der Simonie, dem im 11. Jhd. üblichen Feilschen um Kirchenämter, Einkünfte, Schenkungen, Sakramente und Reliquien - einer für die katholische Kirche europaweit und bis nach Vorderasien sich wirtschaftlich vorteilhaft erwiesenen Unsitte.

Man sagt, Wilhelm habe sich mit den Auseinandersetzungen um geistliche und weltliche Macht und dem Feilschen um Ausbeute in der Welt, in der ernsthaft über die Stellung des Klerus und der Laien im Machtgefüge der Kirche und der Staaten gestritten worden sei, in krummem Erbarmen verbogen.

Man sagt, die gering geschätzten, nicht zölibatären, verehelichten Priester, und die in einer losen Beziehung mit einer Frau verbundenen Geistlichen, sollen allerorts Negativschlagzeilen gemacht und so beim Papst und seinen Helfern die Forderung nach dem generellen Zölibat für alle Priester gereizt und erstritten haben. Man sagt, das habe Wilhelm, den Namensgeber unserer Glaubensgemeinschaft der >Wunderbar trostlosen Schwestern und Brüder des Wilhelm von York< sehr beschäftigt.

Man sagt, im 12. Jahrhundert haben kirchliche und weltliche Macht - in einer ausweglos empfundenen Situation und bei Missbilligung aufmüpfiger Geister - einen Weg aus gegenseitiger Abhängigkeit und Verquickung, aus tief greifender Finanz- und Wirtschaftskrise und gegenseitiger Bevormundung gesucht, aber nicht gefunden.

Zu Zeiten des heiligen Wilhelms war die gesellschaftliche Situation für Menschen ähnlich der Situation heute.

Gesellschaftliche und kirchliche Repräsentanten reagierten gereizt und orientierungslos auf religiöse und gesamtgesellschaftliche Probleme, insbesondere auf religiös motivierte Machtansprüche und deren Kommunikationsstrukturen. Die beliebige, nötigende Einmischung der katholischen Kirche unter Zuhilfenahme von teils gewaltsam ausgetragenen Streitigkeiten und finanziell und materiell motivierten Beziehungen und Anschauungen hing vielen Vertretern politischer Institutionen und manchem bescheidenem Bürger einfach nur noch zum Halse heraus.

Das will sagen: Ganz offensichtlich artikulierte sich eine neue Sicht und Einstellung zu Kirche und Religion. Scheinbar bewährte Leitmotive für Staat und Gesellschaft kamen ins Wanken. Heute würde man sagen: Die alles verbindende Korruption auf oberster Ebene wurde öffentlich diskutiert und gebrandmarkt. Politische und kirchenpolitische Mächte suchten einen Weg, dem Ringen um Respekt, Würde, Vorteil- und Beutenahme in den Beziehungen die Absicht des Verletzens zu nehmen.

Es war wohl der erste Versuch, Religion zur Privatsache zu erklären. Zugleich hatten diese Auseinandersetzungen das Ziel, den Laizismus zum vorrangigen, konstruktiven Antrieb für gesellschaftliche Entwicklung zu machen und zivile Verantwortung anstelle geistlicher zu etablieren.

Es war das Bemühen, eine autonome, vorsorgende Position gegen fundamentalistische Überzeugungen und Religionen aufzustellen. Vielleicht auch war dieses Bemühen der erste Akt im Kampf um Meinungsfreiheit und für die Abschaffung kirchlicher Privilegien.

Der mit diesem Durcheinander von oberster Stelle betraute Wilhelm von York hat Vorkommnisse wie Anmassung und Korruption unter den Klerikalen offengelegt. Er wurde ungewollt zum Nestbeschmutzer.

Williams Gattin Emma meint: >Diese Sachverhalte sind Wilhelm zum Verhängnis geworden<.

>Wer die Wahrheit sagt, wird bestraft<.

7. Wahrheit ist nur scheinbar gefragt

Wir Chinesen lernen aus der Natur, der Erfahrung und der Beobachtung. Die Menschen lernen allerdings auch auf andere Art und Weise: Sie jonglieren mit Begriffen wie Wahrheit, Irrtum, Falschheit und Lüge. Wahrheit ist nur scheinbar gefragt. In China gilt ein Sprichwort:

>Wer die Wahrheit sagt, der braucht ein schnelles Pferd<

8. Fehlende Qualifikation in allen Dingen

Die Gattin meines Freundes William of Inagh, Emma de Zacatecas, behauptet, Wilhelm von York habe sein Kirchenamt zu Unrecht verloren. König Heinrich soll in einem ersten Anlauf für Säkularisierung, vermutlich nicht wissend, was das überhaupt ist, gefordert haben, dass Papst Gregor VII (verstorben 1085) sich aus dem politischen und religiösen Geschäft zurückziehe und den Petri-Stuhl freigebe. Heinrich habe dem Papst >fehlende Qualifikation in allen Dingen< vorgeworfen, insbesondere jedoch, die drängenden gesellschaftlichen, ökonomischen, politischen und religiösen Angelegenheiten nicht in den Griff zu bekommen.

9. Der Mensch fürchtet großes Unglück durch Reformer

Für Großes, >magna, divina< fehlt dem Menschen die Qualifikation. Der Mensch glaubt sich mit göttlichem Verstand begabt, >divina quadam mente praeditus<, mit großer Kunst, >ars magna<. Wo ihm Grenzen gesetzt sind, bedient er sich der Mystik, z. B. der christlichen Mystik.

Der Mensch erahnt, begrüßt und verwirft. In der Not begibt er sich in Theologien, Kontrovers-Theologien, in Reformen und Gegen-Reformen. Zugleich fürchtet er großes Unglück durch Reformer. Aus Prophetie erhofft er sich Gotteserfahrung und Inspirationen, welche die Probleme der Menschheit und somit die eigenen lösen sollen.

10. Was ist >Hölle<

Die Gattin meines Freundes William of Inagh, Emma de Zacatecas, war von 2004 bis zu ihrer Auswanderung auf das europäische Festland Vorsitzende der >Glaubensgemeinschaft der wunderbar trostlosen Brüder und Schwestern des Wilhelms von York<.

Emmas Vorfahren waren aus der Silberstadt Zacatecas in Zentralmexiko, der wohl reichsten mexikanischen Silberstadt (von den Spaniern skrupellos ausgebeutet), nach Inagh in Irland emigriert. Ich weiß nicht wann, wie und warum.

Zur Person des Freundes William of Inagh: Er, William of Inagh, stammt aus Connemara, in dem man noch richtig irisch spricht. Connemara gehört in die Grafschaft Galway. Connemara ist ein Teil der Westküste der Republik Irland. Inagh, sein Heimatdorf, liegt in einer Idylle mit grauen, felsigen Bergen, mit lila Heiden und Moorgebieten und schwarz schimmernden Seen.

Dieses Gebiet ist voller irischer Mythologie. Es ist die Region, in der die mannstolle, schöne und rabiate Königin Megb und ihr betrogener Ailill im prachtvollen und schaurigen Rathcrogan-Palast sich wegen gähnender Langweile böse Taten ausdachten, z. B. den Raub von Rindern, der zu einem blutigen Heereszug gegen die Ulster(er) im Norden von Irland führte. Hier verführte die geile Medb den naiven aber heldenhaften Krieger Fergus MacRoich aus Ulster - mit der Absicht, noch mächtiger zu werden.

Die verfluchte Provinz, auch Connacht (Irisch: Connachta) genannt, war immer die ärmste und am meisten benachteiligte Region Irlands, in der zu leben von Menschen als Strafe angesehen wurde.

Andernorts sagte man hämisch:

„Geh' zur Hölle oder nach Connacht!“

Das war keine erbauliche Sicht der Dinge für Menschen.

Die einheimische Stammbevölkerung von Inagh erzählte oft, Connacht sei die am heftigsten von Hungersnöten heimgesuchte Provinz Irlands. So sollen von 1845 bis 1949 wegen der Kartoffel-Missernten und einer fehlgeleiteten Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitik durch wenig verantwortungsbewusste Politiker mindestens eine Million Menschen ihr Leben gelassen haben.

Viele sollen auch auswandert sein, um dem Hungertod zu entgehen. Ein wenig soll es früher so gewesen sein, wie das auch heute für Irland und die restliche Welt zutrifft:

>Die Hölle, das sind unseriöse Landbesitzer, gerissene Bankiers und Geldverleiher, dubiose Rechtsanwälte, menschenverachtende Konzernstrategen und egomanische Politiker. Um es mit Satres Hilfe modifiziert auszudrücken:

>Die Hölle, das ist: Die anderen<, L' enfer, c'est les autres.

Was ist >Hölle<?

Hölle ist

die von Menschen-Eifer herbeigeführten Zustände der Stagnation, Rezession, Depression und Resignation in Volks-, Finanz-, Realwirtschaft und Warenwirtschaft,

von Spekulanten herbeigeführte, überbordende Liquidität auf der einen und Illiquidität auf der anderen Seite (flüssig und flüchtig machen von Geldern durch Ankauf wertloser Immobilien und durch Leerverkäufe oder Wetten usw.),

das Abziehen oder die Umverteilung sozialpolitisch notwendiger Investitionen durch scheinbar legitime stehlende Gesetze,

die Begünstigung von >Moral hazard<, die Abschöpfung unmoralischer, unverhältnismäßiger Gewinne bei nur scheinbarer Absicherung von Risiken.

Diese und andere Gründe sind Verursacher von Höllen auf Erden. Jean-Paul Sartre, auf dessen Theorie ich mich beziehe, mag das nicht so gemeint haben. Aber diese Hölle, >Die Anderen<, ist konkret die vergiftete, teuflische Beziehung und systematische soziale, wirtschaftliche und politische >Misshandlung und Ausbeutung< von Menschen durch Menschen.

Damals (Und das ist noch gar nicht lange her) war >in mancherlei Gewand< die gesellschaftliche Situation für Menschen ähnlich der Situation heute.

Bevor William von der ganz großen Welt erfuhr, wuchs er unbeschwert mit 160 irisch und englisch sprechenden Einwohnern in dem abgelegenen, bezaubernden Dorf Inagh auf. Als Kind glaubte er, hinter den grauen Bergketten sei die Welt zu Ende, sei nur Abgrund. Seine große Familie sei die einzig große auf der Erde.