Über Peter Tremayne

Peter Tremayne ist das Pseudonym eines anerkannten Historikers, der sich auf die versunkene Kultur der Kelten spezialisiert hat. Seine im 7. Jahrhundert spielenden Romane mit Schwester Fidelma sind zurzeit die älteste und erfolgreichste historische Krimiserie auf dem deutschen Markt. Fidelma, eine mutige Frau von königlichem Geblüt und Anwältin bei Gericht, löst darin auf kluge und selbstbewusste Art die schwierigsten Fälle. Wegen des großen internationalen Erfolgs der Serie wurde Peter Tremayne 2002 zum Ehrenmitglied der Irish Literary Society auf Lebenszeit ernannt.

Bisher bei Aufbau erschienen: Die Tote im Klosterbrunnen (2000), Tod im Skriptorium (2001), Der Tote am Steinkreuz (2001), Tod in der Königsburg (2002) und Tod auf dem Pilgerschiff (2002), Nur der Tod bringt Vergebung (2002), Ein Totenhemd für Den Erzbischof (2003), Vor dem Tod sind alle gleich ( 2003), Das Kloster der toten Seelen( 2004) ,Verneig dich vor dem Tod (2005) ,Tod bei Vollmond (2005), Tod im Tal der Heiden (2006), Der Tod soll auf euch kommen (2006) und Ein Gebet für die Verdammten (2007), Das Flüstern der verlorenen Seelen (2007), Tod den alten Göttern (2008), Das Konzil der Verdammten (2008), Der falsche Apostel (2009) , Eine Taube bringt den Tod (2010), Der Blutkelch (2010), Die Todesfee (2011), Und die Hölle folgte ihm nach (2012), Die Pforten des Todes (2012), Das Sühneopfer (2013), Sendboten des Teufels (2014), Der Lohn der Sünde (2015); Der Tod wird euch verschlingen (2016) Tod in der Königsburg – Illustrierte Ausgabe (2016) und Die Wahrheit ist der Lüge Tod (2018).

Mehr Informationen unter www.sisterfidelma.com

Informationen zum Buch

»Eine brillante und bezaubernde Heldin. Unheimlich anziehend.« Publishers Weekly

Fidelma möchte die Sommerferien bei einer Freundin im Norden Irlands verbringen. Als sie die Burg der Familie erreicht, muss sie erfahren, dass die Freundin verschwunden ist und ihre Eltern sie bereits für tot halten. Fidelma nimmt gegen allen Widerstand, der vor allem von der Stiefmutter kommt, die Ermittlungen auf.

Sechs spannende Abenteuer von Fidelma, die schon in jungen Jahren ihre hohe Begabung als geschickte und kluge Ermittlerin zeigt.

»Gegen Schwester Fidelma kommen selbst die besten Kommissare der Gegenwart nur äußerst schwer an.« Literaturmarkt

Mit einem Essay über Schwester Fidelma und die Keltische Kirche.

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Peter Tremayne

Die Wahrheit ist der Lüge Tod

Fidelma ermittelt

Aus dem Englischen
von Irmhild und Otto Brandstädter

Inhaltsübersicht

Über Peter Tremayne

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Die Wahrheit ist der Lüge Tod
oder Der Fuchsbau

Die Bewährungsprobe

Katzenpfoten

Ein Meister der Schreibkunst

Finnbarrs Glocke

Die Nacht des Schneewolfs

Frank A. Salamone:
Schwester Fidelma und die keltische Kirche

Impressum

Die Wahrheit ist der Lüge Tod
oder
Der Fuchsbau

(A. D. 659, Fidelma befindet sich im letzten Jahr ihres Studiums an der Hohen Schule für Rechtskunde des Brehon Morann)

I

»Ist das dort die Festung Dealgan?«, fragte das Mädchen. Ihre Stimme verriet eine leichte Erregung.

Der Kutscher auf dem von Maultieren gezogenen Wagen warf nahezu belustigt einen Blick auf das neben ihm sitzende junge Mädchen mit dem leuchtend roten Haar und den lebhaften Gesichtszügen.

»Ja, das ist Dún Dealgan«, bestätigte er. »Wir haben es gleich geschafft.«

Verstohlen beobachtete er, wie ihre Augen – waren sie blau oder doch mehr grün? – die dunklen Umrisse des großen Rundbaus auf der Erhebung vor ihnen neugierig abtasteten.

Es war am frühen Morgen gewesen, als sich der Kaufmann bereit erklärt hatte, das Mädchen zur Festung mitzunehmen. An dem Wagen, mit dem sie unterwegs gewesen war, war ein Rad gesprungen, und es hieß, die Reparatur würde einige Tage dauern. Er hatte die junge Frau – kaum älter als zwanzig Jahre – ungeduldig wartend an der Schmiede stehen sehen, wo sie sich eine Mitfahrgelegenheit zur Festung erhoffte. Da er ohnehin mit seinen Waren auf dem Weg dorthin war und die Hilflose so aussah, als würde sie gut zahlen, war er durchaus geneigt, sie mitzunehmen. Ihr äußeres Erscheinungsbild, die Art ihrer Kleidung und ihr selbstbewusstes Auftreten verrieten, dass sie besserer Herkunft war. Ihrer Sprechweise nach schien sie aus dem Südwesten der Fünf Königreiche von Éireann zu kommen. So weit ließen sich die Dinge deuten, aber was sie bewog, allein zur Festung des Fürsten von Muirthemne zu reisen, war ihm ein Rätsel.

»Ich vermute«, wagte er nach einer Weile den Vorstoß, »dich treibt die Neugier hierher, weil der Legende nach der große Krieger Cúchulainn auf der Festung geboren wurde und von dort auch Ulaidh gegen die Feinde der Königin Medb von Connacht verteidigte?«

Kopfschüttelnd wandte sich die junge Frau ihm zu. »Natürlich ist das Gebiet mit all seinen Sagen und Geschichten eine Reise wert, aber in erster Linie will ich meine Freundin, Lady Lúach, die Tochter von Muirthemne, besuchen.«

Eine solche Auskunft hatte der Kaufmann nicht erwartet, und sie beeindruckte ihn ungemein. »Fürst Ossen von Dún Dealgan ist ein sehr vermögender Mann und erfreut sich in diesem Landstrich großer Hochachtung, Lady.« Es war das erste Mal, dass er sich jetzt einer höflichen Anrede bediente. Auch schwang in seiner Antwort eine Frage mit, und seine Reisegefährtin überhörte sie nicht.

»Mein Vater, Failbhe Flann, war König von Muman. Lúach und ich studieren an der Hohen Schule des Brehon Morann in Tara das Rechtswesen. Sie hat mich eingeladen, ein paar Tage mit ihr hier zu verbringen. Ich hätte schon gestern auf der Festung ihres Vaters eintreffen sollen, aber dann passierte das Missgeschick mit dem Rad an meinem Gefährt.«

Der Kaufmann schnalzte verständnisvoll mit der Zunge.

»Fürst Ossens Tochter wird dir gewiss vieles in dem Land zeigen, geschichtsträchtig, wie es ist. Und für die vielen Legenden haben ja besonders Damen von höherem Rang ein offenes Ohr.« Mit der Wortwahl ascrad für von höherem Rang hatte er seine Mühe gehabt.

Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass die junge Frau auf diese Art Wertschätzung nicht den geringsten Wert legte. »Ich heiße Fidelma. Zwar bin ich Fidelma von Cashel, aber weit wichtiger sind mir Rang und Würde als dálaigh, als Anwältin, zumal ich schon bald mein achtes Jahr Studium mit dem Rang eines anruth abschließen werde.«

Das beeindruckte den Kaufmann noch weit mehr, denn der Titel eines anruth lag nur eine Stufe unter dem höchsten Rang, den weltliche und kirchliche Hochschulen verliehen. Ein peinliches Gefühl beschlich ihn. War er zuvor im Umgang mit der jungen Frau womöglich ein wenig zu familiär gewesen?

Fidelma spürte, was in ihm vorging, und lenkte ab. »Ich kann es gar nicht erwarten, dieses Land näher kennenzulernen. Es muss spannend sein, die Festung von Sétanta, dem Hund von Culann, zu erleben, oder die steinerne Säule zu sehen, wo der Sage nach Mórrigú, Todesgöttin und Göttin der Schlachten, als Rabe auf ihn einhackte und ihm das Leben nahm, weil er sie verhöhnte.«

»Die Säule gibt es tatsächlich noch, sie steht ganz in der Nähe von Ossens Festung«, bestätigte der Kaufmann, der dank ihres freundlichen Umgangstons wieder an Selbstsicherheit gewann. Sich mit einer aufgeschlossenen jungen Frau zu unterhalten, die sich für Land und Leute und deren Legenden interessierte, war entschieden leichter, als mit einer Frau von Adel aus dem Süden zu reden.

»Ich hoffe, ich komme auch etwas in der Landschaft Cuailgne herum, aus der der braune Stier stammt, dessentwegen es zum Krieg mit Connacht kam.«

Der Kaufmann runzelte die Stirn. »Wenn du da hinwillst, Lady, bestehe darauf, dass Fürst Ossen dir Begleitwachen zu deinem Schutz mitgibt. Aber Lady Lúach wird schon dafür sorgen. Nicht ohne Grund trägt der Fluss, der die Grenze zwischen diesem Gebiet und Cuailgne bildet, den Namen ›Trennwall‹.«

Fidelma horchte auf. »›Trennwall‹ nennt man den Fluss? Das klingt ja, als wären sich die Bewohner auf beiden Seiten des Flusses feindlich gesinnt. Wie ist das zu erklären?«

»Die Halbinsel Cuailgne ist eine bergige, wilde Landschaft, die nie recht zivilisiert wurde. In jenen Bergen haust allerlei grobes Gesindel – Rädelsführer, Räuber und Diebe. Von der Festung oben wirst du jenseits des Flusses nach Norden in der Ferne Höhenzüge erkennen. Dorthin fliehen die Räuberbanden, und dort verstecken sie sich, wenn man hinter ihnen her ist. Schon vor vielen Jahren hat man diesseits des Flusses eine ganze Reihe von Wachtürmen erbaut, um vor Überfällen rechtzeitig gewarnt zu werden.«

»Dass in Cuailgne nicht Recht und Ordnung herrschen, habe ich nicht gewusst«, bekannte Fidelma nicht ohne Erstaunen. »Lúach hat davon nie gesprochen. Sie hat immer nur begeistert vom Besitztum ihres Vaters erzählt, von seinen Legenden und der schönen Landschaft.«

Schließlich erreichten sie die steinerne Festung Dún Dealgan. Ihre hohen dunklen Tore aus Eichenholz standen offen. Krieger hielten Wache, und eine raue Stimme herrschte sie an, als sie sich dem Zugang näherten.

Der Kaufmann gab sich laut zu erkennen, und noch ehe er Rang und Namen seiner Reisegefährtin nennen konnte, bedeutete man ihm, auf den großen Hof zu fahren. Er zog die Zügel an und brachte die Maultiere vor dem Karren zum Stehen. Fidelma kletterte hinunter und schaute sich suchend nach ihrer Freundin um. Die Ankömmlinge wurden von Hinzueilenden umringt. Zwei Stallknechte waren dem Kaufmann mit dem Maultiergespann behilflich, andere begannen, die Waren abzuladen.

Ein Mann mit rundlichem Gesicht trat hervor und begrüßte den Kaufmann. Beide Männer verständigten sich leise, und der Fremde blickte kurz mit besorgter Miene zu Fidelma. Dann klopfte er dem Kaufmann freundschaftlich auf die Schulter und ging zu Fidelma hinüber.

»Ich bin Sranacháin, der rechtaire, der Verwalter meines Fürsten Ossen. Ich bitte um Verzeihung, Lady«, meinte er betroffen, »aber man hatte mir nicht gemeldet, dass du zu erwarten wärest.«

»Lady Lúach erwartet mich«, erklärte sie ihm. »Ich bin Fidelma von Cashel. Würdest du ihr bitte meine Ankunft melden? Ich hatte Pech mit meinem Wagen, ein Rad ist gesprungen, aber ich konnte den Kaufmann hier überreden, mich mitzunehmen.«

Das Gesicht des Verwalters hellte sich keineswegs auf. Jedoch drehte er sich zu einem der Männer um, die beim Abladen halfen, und gab ihm rasch einen Auftrag. Der Mann eilte über den Hof davon.

Sranacháin wandte sich wieder an Fidelma. »Ich habe ihn losgeschickt, deine Ankunft in der Großen Halle zu melden.« Er wies mit dem Kopf zu einem der Gebäude. »Ist das hier deins, Lady?«, fragte er dann und zerrte ein Gepäckstück vom Wagen. Fidelma nickte.

»Du musst schon entschuldigen, Lady, doch ich muss mich um die Waren da kümmern. Aber es wird sogleich jemand kommen und dich in Empfang nehmen.«

Fidelma blieb sich selbst überlassen und stand verloren mit ihrer Reisetasche mitten auf dem Hof. Die Art und Weise, wie sie hier begrüßt wurde, war äußerst seltsam. Nach einer Weile, die ihr unendlich lange vorkam, eilte aus einem der Gebäude eine Bedienstete auf sie zu. Außer Atem und mit gerötetem Gesicht blieb das Mädchen verlegen vor ihr stehen.

»Bist du Fidelma?«, fragte sie verunsichert, schien aber mehr eingeschüchtert von der Person, die sie geschickt hatte, als von Fidelma.

»Das bin ich«, bestätigte Fidelma und beschloss für sich, die mangelnde Höflichkeit, die aus der Art der Anrede hervorging, zu überhören.

»Folge mir. Sie erwartet dich in der Großen Halle.«

Fidelma kam gar nicht dazu zu fragen, wer sie erwarte, denn im Nu hatte sich die Bedienstete umgedreht und jagte davon, als fürchtete sie, ihre Auftraggeberin warten zu lassen. Fidelma konnte sich nicht vorstellen, dass es ihre Freundin war, die eine Dienstbotin schickte, um sie zur Begrüßung holen zu lassen. Selbst mit ihrer Tasche war ihr niemand behilflich. Grübelnd hob sie sie auf und eilte der Dienerin hinterher, konnte aber – jung und behände, wie sie war – kaum mit ihr Schritt halten. Es ging quer über den Hof in das größte Gebäude des Festungskomplexes, das sich als Große Halle herausstellte. An den Wänden hingen prächtige Wandteppiche, Schilde und Waffen wie Speere und Schwerter. Mitten im Raum stand ein langer Tisch aus Eichenholz, auf beiden Seiten gesäumt von Bänken; dort nahmen offensichtlich der Herrscher, seine Gattin und seine Vertrauten ihr Mahl ein. An einem Ende des Tisches stand ein hoher geschnitzter Eichenstuhl und am gegenüberliegenden Ende ein ähnlicher, allerdings kleinerer. In den Feuerstellen an beiden Enden des Saales glühte es schwach, denn trotz des Sommers war die Luft kühl. Bei dem bewölkten Himmel drang wenig Licht durch die hoch oben eingelassenen Fenster. Fidelma hielt an der Schwelle kurz inne, um sich an den plötzlichen Lichtwechsel zu gewöhnen, ehe sie die Halle betrat.

Die Bedienstete war ihr schon vorausgeeilt, verkündete laut: »Fidelma, Lady«, sagte es und verschwand durch eine Seitentür.

Jetzt erst nahm Fidelma eine Frau wahr, die an einer der Feuerstellen saß. Sie hatte langes, glänzendes schwarzes Haar, auf dem der Widerschein des Feuers spielte. Ein Silberreifen hielt die Haarpracht zusammen. Das eckige, nahezu knochige Gesicht war blass, die tiefliegenden Augen waren dunkel, die Nase war etwas groß, die Lippen waren schmal und streng. Sie mochte kaum zehn Jahre älter als sie selbst sein, schätzte Fidelma. In gewisser Hinsicht war die Frau eine attraktive Erscheinung, aber eine schwer zu beschreibende Härte, wenn nicht sogar ein fast bösartiger Zug um die schmalen Lippen machten diesen Eindruck zunichte. Sie war völlig in Schwarz gekleidet, lediglich eine silberne Kette um den Hals und eine runde Silberbrosche unterhalb der linken Schulter brachten zusammen mit dem Haarreif etwas Helligkeit in das düstere Bild. Fidelma konnte keinerlei Ähnlichkeit mit ihrer Freundin erkennen und fragte sich, wer die Frau wohl sein mochte.

»Komm näher, Mädchen.« Die Stimme klang harsch und gebieterisch.

Fidelma setzte ihre Tasche ab und ging auf die im Stuhl Sitzende zu. Der Ton der Begrüßung war alles andere als das, was sie sich im Hause ihrer Freundin vorgestellt hatte. Sie kannte Lúach seit längerem von ihrem gemeinsamen Studium an Brehon Moranns Hoher Schule. Lúach – der Name bedeutete so viel wie »strahlender Glanz« und passte zu ihr – war ein fröhlicher Mensch und immer für einen Spaß zu haben. Sie hatte strohblondes Haar, funkelnde blaue Augen und einen unbändigen Sinn für Humor. Immer wieder hatte sie Fidelma gedrängt, doch einmal für ein paar Tage auf ihres Vaters Festung zu kommen. Und Fidelma war von dem Gedanken, das Gebiet im Nordosten kennenzulernen, über das der Vater ihrer Freundin herrschte und das bekannt für seine Legenden und Mythen war, durchaus angetan. Sie hatten gemeinsam hierherreisen wollen, aber dann wurde Fidelma durch die Ankunft ihres alten Vetters, Abt Laisran von Daru, eine Woche festgehalten, der mit ihr zu sprechen wünschte. So hatte Lúach allein reisen müssen, und Fidelma hatte versprochen, so bald wie möglich nachzukommen. Da war sie nun in Lúachs Zuhause, doch so unfreundlich und kühl empfangen zu werden, war mehr als befremdlich.

»Bist du das Mädchen, das Lúach erwartet hat? Das Mädchen von der Schule für Recht?« Der Ton war immer noch abweisend und schreckte Fidelma ab.

»Ich bin Fidelma von Cashel«, erwiderte sie ungehalten und wunderte sich, dass offensichtlich niemand dieser Person gesagt hatte, wer sie war und warum sie hier war. »Wo ist Lúach?«

Die dunkelhaarige Frau überging ihre Frage und starrte sie an. »Von Cashel?«, wiederholte sie gedehnt. Die Bezeichnung wies darauf hin, dass Fidelma zur königlichen Familie der Eóghanacht gehörte, die über Muman, das größte der Fünf Königreiche, herrschte. »Heißt das, du bist mit König Máenach verwandt?«

»Er ist mein Vetter«, bestätigte Fidelma. »König Failbhe Flann war mein Vater.« Um der Wahrheit die Ehre zu geben, sie hegte eine Abneigung gegen ihren Vetter Máenach, denn seit er ihrem Vater als König gefolgt war, hatte er sich nie um Fidelma und ihre Brüder gekümmert. Das war auch der Grund, weshalb Abt Laisran sie an der Hohen Schule von Brehon Morann aufgesucht hatte. Er hatte mit ihr über ihre Zukunft sprechen wollen. Der Abt war ihr gewogen und hatte ihr vorgeschlagen, unmittelbar nach ihrem Studium in eine Abtei einzutreten und ihr Wissen in deren Dienst zu stellen. Begeistert war Fidelma von diesem Gedanken nicht, denn sie interessierte sich nicht sonderlich für religiöse Fragen. Sie freundete sich mit dem Vorschlag nur an, weil sie Zeit brauchte, sich einen Ruf zu erwerben, bevor sie sich als dálaigh selbständig machen konnte.

»Failbhe Flann?« Es klang fast höhnisch. »Der ist doch schon vor vielen Jahren gestorben – du musst da noch ein Baby gewesen sein.«

Fidelma gab sich einen Ruck. »Dennoch war er mein Vater, und ich bin und bleibe Fidelma von Cashel«, betonte sie mit Nachdruck. »Und mit wem habe ich es zu tun?«

Kurz zuckte die Frau bei der Frage zusammen und verzog ärgerlich das Gesicht.

»Ich bin Orla, Gattin des Fürsten Ossen von Muirthemne.«

Fidelma machte aus ihrer Verwunderung keinen Hehl. »Die Mutter von Lúach bist du aber wohl nicht?«, fragte sie erschrocken.

Die Antwort sollte ein Auflachen sein, klang aber mehr nach einem zynischen Kichern.

»Ich bin ihre lesmátha«, erwiderte sie.

Nie hatte Lúach Fidelma gegenüber ein Wort über eine Stiefmutter verloren, auch nie den Namen Orla erwähnt. Und genau betrachtet hatte Lúach eigentlich auch nie von ihrer Mutter gesprochen.

»Wo ist Lúach?«, fragte Fidelma energisch; sie hatte es satt, so lange hingehalten zu werden. »Weshalb ist sie nicht hier, kommt nicht, mich zu begrüßen?«

Hinter ihr spürte sie eine Bewegung, und rasch drehte sie sich um. Ein älterer, weißhaariger Mann war leise eingetreten. Allein die kostbare Kleidung deutete darauf hin, dass er ein Mann von Adel war. Die blauen Augen in dem vom Alter gezeichneten Gesicht und seine ganze Erscheinung erinnerten Fidelma sofort an Lúach. Verbarg sich in seinen Gesichtszügen der ihr bekannte Humor, auch wenn er jetzt von Kummer und Gram überschattet war? Mit leicht schleppendem Gang kam der Mann auf sie zu. Alle Drangsal der Welt schien auf seinen gebeugten Schultern zu lasten.

»Lúach ist nicht hier, Fidelma«, sagte er leise. »Seit fünf Tagen schon vermissen wir sie. Niemand weiß, was ihr zugestoßen sein könnte. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass sie nicht mehr am Leben ist.«

II

Tiefes Schweigen folgte seinen Worten. Fidelma war wie vom Schlag getroffen, unfähig, die wahre Bedeutung des Gehörten zu erfassen. Noch ehe sie etwas sagen konnte, stand der Mann vor ihr und streckte ihr die Hand entgegen.

»Ich bin Ossen, Lúachs Vater. Wir wussten von Lúach, dass du zu erwarten wärest, doch die Art deines Eintreffens überrascht uns.«

»An meinem eigenen Gefährt ging ein Rad entzwei, und es sollte einige Tage dauern, bis man es repariert haben würde. So lange wollte ich aber nicht warten, und so bat ich einen vorbeireisenden Kaufmann, mich auf seinem Wagen mitzunehmen.« Sie hatte das Gefühl, wenigstens etwas sagen zu müssen, und gab diese Erklärung, während sie im Innern wie gelähmt von der Nachricht war und eine Flut von Fragen durch ihren Kopf wirbelte.

Orla schniefte nur verächtlich. »Geziemt das einer Lady von Cashel, mit Kaufleuten zu reisen?«

»So verhält sich eine Freundin, wenn sie ihre Ankunft nicht unnötig verzögern und ihre wartende Freundin nicht im Stich lassen will«, entgegnete Fidelma kühl.

»Ich habe meinen Verwalter beauftragt, den Kaufmann zu entlohnen. Betrachte dich als unseren Gast.« Ossen bedeutete ihr, sich zu setzen, und ließ sich dann selbst etwas linkisch in seinen Amtsstuhl sinken. »Im Namen unserer Tochter heißen wir dich auf Dún Dealgan willkommen. Gern hätten wir dich freudiger in Empfang genommen, jedoch …« Er hob müde die Achseln. Dann warf er seiner Frau einen tadelnden Blick zu. »Man hat unserem Gast noch nichts angeboten. Orla, sorge für etwas Erfrischendes. Du entschuldigst doch bitte, Fidelma, dass wir gegen die Etikette verstoßen haben?«

Orla war rot angelaufen vor Ärger, in Gegenwart von Fidelma gerügt worden zu sein, und klatschte laut in die Hände. Als hätten sie ihren Befehl erwartet, huschten aus einem Nebenraum zwei Diener herbei. Sie trugen Tabletts mit Getränken und frischem Gebäck, stellten sie auf einem Tischchen ab und boten Fidelma davon an. Sie wählte einen Becher Apfelsaft, gesüßt mit Honig, und ein Gebäckstück aus Hafermehl, ebenfalls mit Honig gesüßt und noch warm vom Backblech. Sie nippte an dem Apfelsaft, wie es die Gastfreundschaft gebot, mochte aber weder etwas trinken noch essen. Vielmehr hatte sie das Gefühl, ihr Herz würde ihr den Dienst versagen.

»Seit wann wird Lúach vermisst?«, fragte sie. Es fiel ihr schwer, die wirren Gedanken, die ihr durch den Kopf wirbelten, zu sammeln.

»Seit fünf Tagen«, erwiderte der Fürst schwermütig.

»Würdest du mir bitte erzählen, was im Einzelnen geschehen ist?«, bat sie ihn vorsichtig.

»Es ist etwa eine Woche her, dass meine Tochter hier eintraf. Sie teilte uns mit, dass sie dich in diesen Tagen erwartete und dich eingeladen hätte, eine Weile unser Gast zu sein. Sie sprach darüber, dass ihr während ihres Studiums bei Brehon Morann gute Freunde geworden wäret.«

»Das stimmt«, bestätigte Fidelma. »Näher kennengelernt haben wir uns im Laufe des letzten Jahres. Sie hat mit ihrem Studium an der Hohen Schule von Brehon Morann nach mir begonnen und war nach vier Jahren dort im Begriff, den Rang eines dos zu erwerben.«

»Ich war so glücklich, dass sie es schon so weit gebracht hatte«, meinte Ossen versonnen und schüttelte betrübt den Kopf.

»Sie hat eine rasche Auffassungsgabe«, pflichtete ihm Fidelma bei. »Aber sprich weiter, was ist geschehen?«

»Eines Morgens war sie aus der Festung verschwunden. Da sie den Tag gern mit einem Ausritt begann, fanden wir das nicht weiter verwunderlich. Erst als sie auch gegen Abend nicht zurück war, machte ich mir Sorgen. Ibor, mein bester Fährtenleser, ging auf Suche, konnte aber keinerlei Spuren finden.«

»Wie weit im Umkreis hat er gesucht? Beim Reiten kann man leicht einen Unfall haben, und wenn man verletzt und hilflos ist, kann einem alles Mögliche zustoßen.«

Ossen verzog schmerzlich das Gesicht. Die Vorstellung, dass seine Tochter irgendein Unheil ereilt haben mochte, machte ihm sichtbar zu schaffen. »Ich weiß – Wölfe, Wildschweine, Wildkatzen, selbst Hirsche können in dieser Jahreszeit zur Gefahr werden. Doch Ibor kennt sich im Gelände gut aus, und wenn einer wie er keine Spuren von ihr gefunden hat, gelingt das einem anderen schon gar nicht.«

Die Auskunft überraschte Fidelma. »Hat sie vor ihrem Ausritt irgendeine Bemerkung fallen lassen? Ich meine, ist es nicht möglich, dass sie einfach einen Verwandten besucht hat?«

»Das war auch mein erster Gedanke«, entgegnete Ossen. »Der einzige Ort, wo sie gern hinritt, war die Festung des Bruders ihrer Mutter, und die liegt nur drei Meilen nordwestlich von hier.«

»Des Bruders ihrer Mutter?« Fidelma fand seine Umschreibung für einen Verwandten merkwürdig.

»Mugrón ist ihr Onkel und lebt auf der Festung Fochard; von dort wird die südliche Strecke der Königsstraße überwacht, das Tal, das zu den nördlichen Königreichen führt.«

»Hat man jemand nach Fochard geschickt, um zu erkunden, ob sie dort gewesen ist?«

»Selbstverständlich. Mugrón hat erklärt, sie wäre nicht dort gewesen.«

»Und es gibt niemand sonst, den sie vielleicht hätte aufsuchen wollen?« Fidelma ließ nicht locker.

»Für ein junges Mädchen stellst du entschieden zu viele Fragen«, mischte sich plötzlich Orla ein. Sie war verärgert, dass ihr Mann sich wie selbstverständlich mit Fidelma unterhielt, und war die ganze Zeit unruhig auf ihrem Stuhl hin und her gerutscht. Der Mangel an Anstand und Höflichkeit empörte Fidelma im Innern.

»Wissen erlangt man nur durch das Stellen von Fragen«, meinte sie kühl.

»Das Fragenstellen haben wir dem Brehon meines Mannes überlassen. Und der weiß, wonach er fragen muss«, höhnte Orla.

Eine solche Beleidigung ließ Fidelma nicht auf sich sitzen. »Man hat mir den Grad eines clí zuerkannt, und in Kürze erlange ich den Grad eines anruth. Selbst wenn Lúach nicht meine Freundin wäre, stünde mir das Recht zu, mich um ihr Wohl und Wehe zu kümmern. Dank meiner bereits abgelegten Prüfungen bin ich befugt, in einer Reihe von Fällen selbständig Nachforschungen zu betreiben.«

Derart auftrumpfende Worte waren für Fidelma ungewöhnlich, denn sie war im Grunde ein zurückhaltender und bescheidener Mensch. Aber das Verhalten dieser Frau reizte sie dermaßen, dass sie es ihr im gleichen Ton heimzahlte.

Mit blitzenden Augen und voller Wut setzte Orla zu einer scharfen Erwiderung an. Doch Ossen kam ihr zuvor. »Dass du dich so für meine Tochter einsetzt, ehrt dich, Fidelma. Auch sind mir die Rechte einer dálaigh und die Befugnisse von Personen mit weiteren Graden im Rechtswesen bekannt. Dennoch sind die Nachforschungen bereits erfolgt, leider ohne Ergebnis.«

»Wir haben uns mit unserem eigenen Brehon beraten«, fügte Orla hinzu.

»Und dieser Brehon ist dem Verschwinden von Lúach nachgegangen und hat es nicht erklären können?«

Ossen seufzte. »Er ist persönlich mit Ibor, der auch der Befehlshaber meiner Krieger ist, zu Mugrón gegangen. Er hat sich darüber hinaus mit allen entlegenen Gehöften in Verbindung gesetzt, ob man da etwas gesehen oder gehört hätte. Aber niemand scheint auch nur die geringste Ahnung zu haben, was Lúach zugestoßen sein könnte. Da inzwischen so viel Zeit vergangen ist, ohne dass wir ein Lebenszeichen von ihr erhalten haben, müssen wir uns wohl mit dem Unvermeidlichen abfinden.«

Fidelma schwieg einen Augenblick. Fünf Tage ohne ein Lebenszeichen fort zu sein – das war in der Tat eine lange Zeit. Zwar konnte ein Pferd plötzlich lahmen oder auch sonst ein Unglück geschehen, aber dass es keine Möglichkeit geben sollte, seinen Lieben auf irgendeinem Weg eine Nachricht zukommen zu lassen, schien ihr seltsam. Wieder empfand sie eine dumpfe Leere.

»Und welchen Schluss hat euer Brehon daraus gezogen?«, fragte sie matt.

Die Antwort kam von Orla. »Dafür bedurfte es keines Brehons. Das Mädchen hatte einen tragischen Unfall, und wenn einer verletzt ist und nach fünf Tagen nicht aufgefunden wird, ergibt sich die Schlussfolgerung von allein.«

»Wer ist euer Brehon?«, fragte Fidelma nach einer Weile unschlüssigen Schweigens.

»Weshalb willst du das wissen?«, gab Orla zurück.

Fidelma überhörte das und blickte nur eindringlich Ossen an. Ihm war das sichtlich unangenehm.

»Mein Brehon ist Dergnat von der Abtei am Fuße des Spitzen Bergs. Er ist seit ungefähr einem Jahr mein Berater in rechtlichen Fragen.«

»Dergnat?«, fragte Fidelma amüsiert. Der Name bedeutete so viel wie »Floh«. Doch sogleich fiel ihr ein, dass sich das auch auf eine ruhelose Person beziehen konnte. »Ich würde ihn gern kennenlernen und mich mit ihm über seine Nachforschungen austauschen.«

»Willst du etwa behaupten, du hättest das Recht, ihn zu befragen?«, tönte Orla gehässig.

Fidelma verlor fast die Beherrschung, weil die Frau ihren geifernden Ton nicht ablegte. Dennoch blieb sie ruhig und wandte sich ihr gelassen zu. »Ich behaupte überhaupt nichts. Wozu im Einzelnen ich berechtigt bin, ist eindeutig im Gesetz festgelegt, wie dir euer Brehon bestätigen wird. Es geht mir einzig und allein um das Verschwinden meiner Freundin, mit der ich ein paar unbeschwerte Tage verbringen wollte, ehe wir wieder nach Tara zurückzureisen gedachten. Ich treffe hier ein und bekomme zu hören, sie wäre verschwunden, ja tot. Ich möchte einfach sichergehen, dass alles unternommen wurde, was hätte unternommen werden müssen.«

Besorgt nahm der Fürst ihre Worte zur Kenntnis. »Ich glaube, wir können dir versichern, dass wir alles Notwendige getan haben. Ich bin Dergnats Ratschlägen peinlich genau gefolgt. Aber du wirst ihm heute Abend ohnehin bei einer Zusammenkunft begegnen.«

»Dann würde ich mich mit deiner gütigen Erlaubnis gern zurückziehen, ein Bad nehmen und etwas ruhen.«

Fürst Ossen sah seine Frau fragend an. »Die Anordnungen zum Wasseranwärmen und Herrichten des Zimmers sind doch sicher längst erteilt, nicht wahr?«

Orla verzog nur den Mund und stand auf. »Ich werde Muirenn Bescheid geben, sich um den Gast zu kümmern«, erwiderte sie und verließ die Halle.

Fürst Ossen war bemüht, die peinliche Situation zu überspielen. »Muirenn ist das Kammermädchen meiner Tochter«, erklärte er. »Es tut mir außerordentlich leid, dass in meinem Haushalt einiges durcheinandergeht, aber das ist den Umständen geschuldet. Vielleicht bemerkst du mit deinem jungen frischen Blick das eine oder andere, das wir übersehen haben. Meine Tochter bedeutet mir alles auf der Welt.« Tränen rannen ihm über die Wangen.

Peinlich berührt erhob sich Fidelma. »Wenn man mir dann zeigen würde, wie ich …«, begann sie, wurde aber von dem Eintreten eines jungen Mädchens mit kastanienbraunem Haar unterbrochen, das freundlich lächelnd näher kam.

»Ach, Muirenn«, begrüßte sie der Fürst. »Das hier ist Lady Fidelma, eine Freundin von Lúach. Sie bleibt als unser Gast auf der Festung, kümmere dich bitte genauso gut um sie, als wäre sie Lúach.«

Das Mädchen verbeugte sich kurz vor Ossen.

»Das will ich gern tun. Leider habe ich eben erst von der Ankunft der Lady erfahren. Aber ich werde Sorge dafür tragen, dass man Wasser heiß macht und ihre Kammer herrichtet.«

»Es hätte längst geschehen sein müssen«, merkte der Fürst tadelnd an. Aber schon im nächsten Moment ging ihm auf, dass nicht das Mädchen daran schuld war. Er hob andeutungsweise die Hand und ließ sie wieder fallen wie zum Zeichen einer Entschuldigung.

»Geh mit ihr, Fidelma. Wir sehen uns später beim Abendessen.«

Muirenn schaute Fidelma freundlich an. »Komm, Lady, ich zeige dir schon einmal dein Zimmer, während man das Bad vorbereitet.« Ihr Blick fiel auf Fidelmas Reisetasche, die immer noch dort lag, wo sie sie beim Betreten der Halle hatte fallen lassen. »Gehört dir das?«

Fidelma nickte, das Mädchen nahm die Tasche auf und wies ihr den Weg aus der Halle.

III

Sie überquerten den Hof und gingen zu einem großen Gebäude, das in die östliche Mauer der Festung eingelassen zu sein schien. Die hohe Vorderfront aus Kalkstein war in das Licht der Nachmittagssonne getaucht, die über der westlichen Mauer am Himmel stand. Fidelma gewann den Eindruck eines zwei oder drei Stockwerke hohen Baus, was sie ungemein beeindruckte. Daneben stand ein etwas kleineres Gebäude, aus dessen Schornsteinen Rauch aufstieg. Männer und Frauen mit Säcken und Tabletts gingen aus und ein.

»Das ist das cuchtar, das Küchenhaus, Lady«, erläuterte Muirenn. »Dort werden die Mahlzeiten für den Haushalt und die Bediensteten zubereitet.« Dann zeigte das Mädchen auf den imposanten Bau, dem sie zustrebten. »Und in dem Haus da sind all die Quartiere, nicht nur die für die Bediensteten. Lady Lúach hatte sich für einen Raum im oberen Stockwerk entschieden, und auch besondere Gäste wie du werden dort untergebracht. Im Stockwerk darunter haben einige höhergestellte Bedienstete aus dem Gefolge des Fürsten ihre Kammern. Macht dir Treppensteigen etwas aus?«

Fidelma schüttelte den Kopf. »Ich finde es ungewöhnlich, dass die Gästezimmer nicht im ersten Stock sind.«

»Auf der Ebene ist das tech-fithraichthe, das Badehaus. Leider wird es noch ein Weilchen dauern, bis die Steine für dein Bad heiß genug sind«, entschuldigte sich das Mädchen. »Aber Lady Orla hat nichts von deiner Ankunft gesagt und vorhin erst die nötigen Anweisungen erteilt.«

Das Erwärmen des Wassers für ein fothrucud, ein Bad, erfolgte im Allgemeinen durch Erhitzen von Steinen, die in einen großen Holzzuber, den dabach, gelegt wurden.

»Das macht nichts«, beruhigte Fidelma das ängstlich besorgte Kammermädchen. »Lady Orla hatte vermutlich andere Dinge im Kopf, und dadurch ist ihr entfallen, die nötigen Anweisungen für mein Zimmer und ein Bad zu geben.«

»Kann schon sein, Lady«, meinte Muirenn, aber ihre Miene und Stimme verrieten, dass sie für die Gattin des Fürsten keine große Zuneigung hegte.

»Das Badehaus kann doch aber schwerlich die gesamte Fläche der unteren Ebene einnehmen?«, wunderte sich Fidelma.

»Zwischen dem Bade- und dem Küchenhaus befinden sich die Lagerräume für die Lebensmittel. Die sind verhältnismäßig geräumig, denn der Fürst lässt Sranacháin ziemlich freie Hand, und dessen Art, Handel mit den Kaufleuten zu betreiben, bringt Dún Dealgan großen Gewinn. Außer den Lagerräumen gibt es dort aber auch Platz zum Vorbereiten der Lebensmittel, für das Zerlegen von Fleisch zum Beispiel und Ausnehmen von Geflügel. Selbst einen talam haben wir dort.«

Fidelma kannte solche Keller, die in größeren Häusern und Festungen durchaus üblich waren, oft mit Holz verkleideten Wänden, wo man Lebensmittel lagerte, um sie so lange wie möglich frisch zu halten.

Sie stieg hinter dem Mädchen die mit Steinplatten ausgelegten Stufen einer Wendeltreppe hinauf. Schließlich gelangten sie in einen langen Flur, von dem auf beiden Seiten mehrere Türen abgingen. Die Kammer, in die sie geführt wurde, war klein. In eine der Außenmauern war ein Kamin eingelassen, in dem ein Feuer brannte. Das nach Osten gehende Fenster ließ genügend Licht herein, und der Raum wirkte gemütlich. Die Einrichtung bestand aus einem breiten Bett, einem Tisch und Stühlen, auch gab es mehrere Haken an den Wänden zum Aufhängen der Kleidung. Muirenn stellte Fidelmas Reisetasche auf einem Stuhl ab.

»Hast du alles, was du für deine Toilette brauchst, in deiner Kammtasche?«, fragte sie mit einem Blick auf Fidelmas cíorbholg. In ihrer Kammtasche hatten die Frauen für gewöhnlich nicht nur einen Kamm, sondern alle möglichen Düfte und Toilettenartikel, meist sogar auch einen Spiegel und ein Stück Seife. Fidelma bestätigte, dass es ihr an nichts fehlte, und Muirenn versicherte: »Du findest alles im Bad, falls du doch noch etwas brauchst«, und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: »Die Kammer nebenan ist die von Lady Lúach. Sie hat mir von deinem bevorstehenden Besuch erzählt und hat sich mächtig auf dich gefreut.«

Sie erschrak selbst über ihre freimütige Auskunft und machte sich angelegentlich mit dem Bettzeug zu schaffen.

»Du bist für Lúachs Wohlbefinden zuständig, wie ich hörte?«, fragte Fidelma freundlich.

Das Mädchen zögerte kurz und drehte sich zu ihr um. »Das stimmt. Wir sind eigentlich eher Freundinnen; wir sind zusammen aufgewachsen, denn meine Mutter hat früher auf der Festung hier gedient.«

»Glaubst du auch, dass Lúach ein Unglück zugestoßen ist?«

»Es ist schwer vorstellbar. Sie ist eine ausgezeichnete Reiterin«, gab Muirenn ausweichend zur Antwort.

»Was weißt du über ihr Verschwinden?«

Das Mädchen hielt im Kissenaufschütteln inne und schaute Fidelma bedrückt an.

»Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, was ich davon halten soll, Lady. Wenn sie ausreiten wollte, hat sie es mich immer wissen lassen. Dass sie es diesmal nicht getan hat, finde ich seltsam. Noch vor zwei Tagen habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie der Stallmeister ihr Pferd bewegte, genau das, mit dem sie immer ausritt, wenn sie hier war. Sie muss also auf einem fremden Pferd unterwegs sein.«

»Heißt das, du hast sie an dem Morgen, an dem sie verschwunden ist, nicht gesehen?«

»Ich bin an dem Abend zuvor zu meiner Mutter gegangen. Sie wohnt in einem südlich von hier gelegenen kleinen Häuschen, nur einen kurzen Fußweg entfernt. Lúach war am späten Nachmittag von der Festung ihres Onkels zurückgekehrt und hatte gemeint, sie würde mich am Abend nicht mehr brauchen. Sie erzählte mir noch, sie hätte ihrem Vater und Orla versprochen, mit ihnen gemeinsam zu Abend zu essen, sie hätten den Wunsch geäußert, mit ihr allein zu sprechen. Das hatte sie irgendwie bekümmert, denn sie mied gern die Nähe ihrer Stiefmutter. Sie betonte, sie würde mich erst am nächsten Morgen wieder brauchen.«

»Und als du am nächsten Morgen hierher zurückkamst, war sie schon weg? Wann war das?«

»Kurz nach Tagesanbruch. Ich hatte bis Sonnenaufgang gewartet, ehe ich von meiner Mutter aufbrach, und bin auf direktem Weg hierhergekommen. Wie gewohnt, wurden die Tore gerade geöffnet. Ich ging sofort zu Lúach ins Zimmer. Niemand war da. Als ich mich erkundigte, wo sie war, konnte mir das keiner sagen. Bruder Máranáin, der Kaplan hier, meinte, sie hätte sich nach dem Abendessen auf ihr Zimmer zurückgezogen, und danach hätte sie niemand mehr gesehen.«

»Das heißt, wenn sie an dem besagten Morgen die Festung verlassen hat, muss sie das schon sehr früh getan haben, oder?«

»Gemessen an der frühen Stunde, zu der ich hier war, muss es sehr zeitig gewesen sein.«

»Irgendjemand muss sie doch aber haben fortreiten sehen.«

»Der dálaigh von Fürst Ossen wurde beauftragt, der Sache nachzugehen. Er hat sicher die nötigen Fragen gestellt.«

»Du sagst, Lúach hat sich auf meinen Besuch gefreut. Sie hat mich eingeladen, einige Zeit hier mit ihr zu verbringen. Da ist es mehr als befremdlich, dass sie einfach fortreitet und verschwindet – es sei denn, ihr ist tatsächlich, wie man befürchtet, etwas zugestoßen. Wenn es jedoch eine andere Erklärung gibt, wenn sie einen Grund hatte, sich fortzustehlen, wer, wenn nicht du, würde davon wissen? Sie hat wohl auch keine Nachricht für mich hinterlassen, oder?«

»Ich habe nichts dergleichen gefunden.«

»Was, glaubst du also, ist wirklich geschehen?«

»Ich will es einfach nicht hinnehmen, dass ihr etwas Schreckliches zugestoßen ist. Ein so lebendiges Wesen kann doch nicht einfach plötzlich tot sein!«

»Irgendetwas muss ihr zugestoßen sein«, befand Fidelma nachdenklich. »Und doch: Wenn sie einen Reitunfall hatte und alles gründlich abgesucht wurde, bleibt es unverständlich, dass man keinerlei Spur gefunden hat, weder von ihr noch von dem Pferd, mit dem sie ausgeritten ist.«

Es klopfte an der Tür, und auf Muirenns Aufforderung hin betrat ein Bediensteter zögernd den Raum. »Im dabach ist das Badewasser für die Lady bereitet«, verkündete er und zog sich wieder zurück.

Muirenn schien für die Unterbrechung dankbar.

»Wie gesagt, solltest du noch etwas brauchen, Lady, wir haben alles da – Seife, Düfte, Leinentücher zum Abtrocknen. Meinst du, dir fehlt noch etwas?«

»Ich glaube nicht. Ich nehme auf alle Fälle meine Kammtasche mit.« Sie ging zu ihrer Reisetasche, kramte ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln heraus und folgte Muirenn ins Bad. Beim Entkleiden kam ihr plötzlich ein Gedanke, dem sie sofort nachging.

»Du hast von dem dálaigh des Fürsten gesprochen. Orla bezeichnete ihn als seinen Brehon. Weißt du etwas über ihn und seine Ausbildung? Ist er jemand, dessen Urteil man trauen kann?«

Muirenn verzog abfällig das Gesicht. »Irgendwie kann er einem leidtun. Er ist in zweierlei Hinsicht zu bedauern. Erstens wegen seines Namens, aber der passt zu ihm.«

Fidelma musste schmunzeln. Als Ossen den Namen seines Brehon erwähnt hatte – Dergnat –, hatte auch sie das im ersten Moment für einen Scherz gehalten.

»Ich kann nur hoffen, sein Verhalten entspricht nicht seinem Namen.«

»Er ist vom Charakter her sehr sprunghaft«, erwiderte Muirenn. »Ich fürchte, er ist für Aufgaben von Belang viel zu jung und unerfahren.«

»Jung? Und die zweite Schattenseite seines Wesens?«

»Er ist liebestoll, folgte Lúach wie ein Hündchen auf Schritt und Tritt.«

Fidelma horchte erstaunt auf. »Er ist in Lúach verliebt?«

»Es war schlimm, das mit ansehen zu müssen«, bestätigte das Mädchen.

»Empfand Lúach etwas für ihn? Sie hat ihn mir gegenüber nie erwähnt.«

»Ich habe einmal gehört, wie sie ihm gesagt hat, er solle sich nicht so kindisch benehmen. Er wäre einfach vernarrt in sie, und das würde sich bald geben.«

»Seit wann ist er Ossens Ratgeber in Rechtsfragen?«

»Seit ungefähr einem Jahr. Als wir erfuhren, dass er seine Ausbildung in Beannchar genossen hat, in der Abtei neben dem Spitzen Berg, entsprach das nicht unseren Erwartungen.«

»Beannchar? Ist das nicht ein Kloster mit einem geistlichen Kolleg? Ich kenne mich mit den nördlichen Königreichen und ihren Bewohnern nicht so gut aus«, bekannte Fidelma.

»Soviel ich weiß, ist das eine Gemeinschaft im Norden, am Rande des Landstrichs, in dem es all die wild entschlossenen Kämpfer und Plünderer gibt. Die Halbinsel, auf der sie hausen, heißt Airds. Als die Festung hier das letzte Mal angegriffen wurde, waren das genau die Übeltäter von dort. Aber viel weiß ich darüber nicht, denn das war schon zu meines Großvaters Zeiten. Bruder Máranáin, der kennt sich in Geschichte aus.«

»Du glaubst, Lúach hat Dergnats Liebe nicht erwidert?«

»Da bin ich mir ganz sicher. Sie hat alles getan, um ihn von seinen Neigungen abzubringen. Wenn sie auf Brehon Moranns Hoher Schule und nicht hier war, ist er wie verloren herumgelaufen. ›Schmachtend‹ ist vielleicht das richtige Wort. Und sowie sie zurückkam, war er hinter ihr her, bot ihr alle möglichen Gefälligkeiten an. Wie sich ein junger Mann nur so aufführen kann. Es tut richtig weh, das mitanzusehen. Wie auch immer, er wird bald von seinem Übel erlöst sein.«

»Wie meinst du das?«, fragte Fidelma neugierig.

»Er hat Ossen mitgeteilt, er würde in seine Heimat zurückkehren und seine Studien wiederaufnehmen. Vermutlich hat er endlich begriffen, dass er sich zum Hampelmann macht, nachdem Lúach ihm klipp und klar gesagt hat, dass sie nichts für ihn empfindet.«

»Ich möchte mich mit dem jungen Mann unterhalten«, erklärte Fidelma bestimmt.

»Er hat seine Kammer in diesem Haus, im Stock über dem Badehaus. Aber gewiss wirst du ihn schon heute Abend beim Abendessen sehen.«

»Das könnte sein«, pflichtete ihr Fidelma bei, »nur fürchte ich, in Gegenwart von Orla oder auch Ossen wird es zu keinem richtigen Gespräch kommen. Wie standen die beiden dazu, dass Dergnat in Lúach verliebt war?«

Muirenn zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass Ossen etwas davon gemerkt hat, und Orla ist es bestimmt gar nicht in den Sinn gekommen, dass er etwas für Lúach empfinden könnte. Sie ist viel zu sehr mit ihren eigenen Plänen beschäftigt.«

»Du sagst, Dergnat wäre erst vor einem Jahr hierhergekommen? Über seinen Ausbildungsgrad kannst du wahrscheinlich nichts sagen? Du hast von ihm als dálaigh gesprochen. Wer hat ihn zu Ossens Rechtsberater ernannt? Orla hat ihn mir gegenüber sogar als Brehon bezeichnet.«

»Meiner Meinung nach ging seine Ernennung mehr von Orla als vom Fürsten aus«, erklärte Muirenn mit säuerlicher Miene. »Lúach hat sich mit mir über seine Ausbildung ein paar Tage bevor … bevor sie verschwand, unterhalten. Er hat fünf Jahre das Rechtswesen studiert und es bis zum Grad des sruth do aill gebracht.«

Fidelma war überrascht. »Das ist doch aber ein Grad von einer kirchlichen und keiner weltlichen Lehranstalt.«

»Lúach hat mir gesagt, es würde dem Grad eines cana in einem weltlichen Kolleg entsprechen.«

Fidelma empfand so etwas wie Genugtuung, dass sie einen höheren akademischen Grad hatte als der Rechtsgelehrte des Fürsten. Die kurz in ihr aufsteigende Eitelkeit hatte eher mit Orlas Arroganz als mit Dergnats Wissen zu tun. So oder so, es bedeutete, dass sie mehr rechtliche Befugnisse hatte und dass Dergnat kein Brehon sein konnte. Das machte sie auch Muirenn klar.

»Ich kann mich an eine Unterhaltung erinnern, in der Lúach Orla deutlich zu verstehen gab, dass er lediglich ein dálaigh sei und kein Brehon. Aber Orla blieb dabei, er sei hier der Brehon.«

»Und wie sieht er das selbst?«

»Er ist ein junger Mann. Meines Erachtens fühlt er sich von der Last, die ihm seine Rolle aufbürdet, erdrückt. Könnte er frei entscheiden, würde er sich diese Verantwortung sicher nicht zumuten. Seit Orla mit Ossen verheiratet ist, erwartet sie, dass ihr jeder untertan ist und ihr zu Füßen liegt. Ossen ist der Einzige, der sich noch ab und an zaghaft zur Wehr setzt.«

Fidelma konnte Muirenns Worte nachempfinden. »Das habe ich auch bemerkt. Dergnat kann sich vielleicht noch ändern, aber von Orla ist das wohl kaum zu erwarten.«

IV

Als Muirenn Fidelma ins praintech geleitete, wo die Mahlzeiten eingenommen wurden, hatte die Glocke gerade aufgehört zu läuten. Der Raum lag unmittelbar neben der Großen Halle, in der Fidelma von Ossen und Orla empfangen worden war. Man hatte einen großen Tisch in die Mitte gerückt, aber nur fünf Leute waren um ihn versammelt, darunter Fürst Ossen und seine zänkische Frau Orla.

Ossen kam sogleich auf Fidelma zu, während Muirenn, die ihrer Pflicht Genüge getan hatte, den Raum verließ.

»Darf ich vorstellen, Fidelma von Cashel, eine Freundin meiner Tochter«, führte Ossen sie ein. Seine Stimme klang müde und ließ jede innere Bewegung vermissen. »Ich vermute, meinem Verwalter, Sranacháin, bist du schon begegnet.«

Der blasswangige Sranacháin neigte den Kopf und begrüßte sie etwas verunsichert.

»Ich bitte noch einmal um Entschuldigung, dass wir dich nicht so, wie es sich gehört, empfangen haben, Lady. Ich hoffe, inzwischen ist alles zu deiner Zufriedenheit geregelt und Muirenn steht dir hilfsbereit zur Seite.«

Wie stets ging Orla auch jetzt ungeduldig dazwischen und machte sie mit einem anderen der Anwesenden bekannt. »Bruder Máranáin, mein Kaplan.«

Vor Fidelma stand ein Mann mit ernstem Gesicht, vielleicht ein paar Jahre älter als sie. Er trug die Tonsur des heiligen Johannes, der Schädel in gerader Linie von einem Ohr zum anderen kahl rasiert, sonst aber fiel ihm das blauschwarze Haar bis auf die Schultern. Die Gesichtszüge wirkten angenehm, eigentlich sogar hübsch, wenn da nicht diese Augen gewesen wären, die rastlos in Bewegung waren und sein Gegenüber nicht ruhig ansehen konnten.

»Ich diene nur Christus und dem Neuen Glauben«, sagte er mit verhaltener Stimme, als er Fidelma begrüßte. Ob Orla den leisen Tadel in seiner Bemerkung verstanden hatte, blieb dahingestellt. »Aber meine Kapelle gehört nun mal zur Festung. Darf ich dir mein Mitgefühl aussprechen. Du wurdest hier von einer traurigen Nachricht empfangen. Wir mochten Lady Lúach alle sehr.«

Ossen schaltete sich ein. Es blieb nur noch ein Gast, der ihr vorzustellen war – ein junger Mann, der, von körperlicher Unruhe getrieben, ununterbrochen von einem Fuß auf den anderen trat, sich mit einer Hand immer wieder den Arm rieb und dessen Gesicht ständig zuckte. Auch ohne dieses Herumhampeln hätte man ihn nicht gerade als gutaussehend beschreiben können. Er mochte vielleicht zwanzig sein, war von merkwürdig knöcherner Statur, hatte blasse Augen, stumpfes Haar, einen leicht fliehenden Unterkiefer und ausdruckslose Lippen.

»Das hier ist Dergnat«, sagte Ossen.

Fidelma hatte Mühe, ernst zu bleiben. Der Mann hat seinen Namen zu Recht, dachte sie und begrüßte ihn mit den üblichen Höflichkeitsfloskeln.

»Wie ich von Lady Orla hörte, bist du der Brehon hier«, vergewisserte sie sich mit scheinheiliger Miene.