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Friedrich Ani

Wo es dem Verbrecher schmeckt

und 2 weitere Unterhaltungen

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

Über Friedrich Ani

Friedrich Ani wurde 1959 in Kochel am See geboren. Er schreibt Romane, Kinderbücher, Gedichte, Hörspiele, Drehbücher und Kurzgeschichten. Seine Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, so u.a. mit dem Tukan-Preis für das beste Buch des Jahres der Stadt München. Als bisher einziger Autor erhielt Ani den Deutschen Krimi Preis in einem Jahr für drei Süden-Titel gleichzeitig. 2010 folgte der Adolf-Grimme-Preis für das Drehbuch nach seinem Roman »Süden und der Luftgitarrist«. 2011 wurde der Roman »Süden« mit dem Deutschen Krimi Preis 2011 ausgezeichnet. Für seinen Roman »M«, erschienen 2013 im Droemer Verlag, wurde er mit dem Deutschen Krimi Preis 2014 ausgezeichnet. Friedrich Ani lebt in München.

Impressum

Diese drei Kurzgeschichten sind entnommen aus Friedrich Anis Erzählband »Unterhaltung«, erschienen 2014 im Droemer Verlag.

eBook-Ausgabe 2014

Knaur eBook

© 2014 Knaur Verlag

Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt

Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Coverabbildung: FinePic®, München

ISBN 978-3-426-42601-2

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Personen, die versuchen, in dieser Erzählung ein Motiv zu finden, werden belangt.

Personen, die darin eine Moral finden wollen, werden verbannt.

Personen, die in ihr eine Handlung zu entdecken versuchen, werden erschossen.

Juan Carlos Onetti, »Wenn es nicht mehr wichtig ist«

 

»Isses wahr?«

Lt. Theo Kojak

Wo es dem Verbrecher schmeckt

Er wollte nicht mehr zuhören. Seit einer Stunde hörte er ihr zu, jetzt hatte er keine Lust mehr. Er wollte still dasitzen, im Kicker lesen und sonst nichts. Aber sie hörte nicht auf zu sprechen.

Er sagte: »Ich habs verstanden.«

Sie sagte: »Scheint mir nicht so.«

Er sagte: »Ich mach so was nicht.«

Sie sagte: »Niemand kommt zu Schaden, und wir sind gerettet.«

Über diese Bemerkung dachte er eine Weile nach, dann schwappte ihre Stimme wieder über seine Gedanken. Er lehnte sich zurück und versuchte, sich an den Namen des Berliner Sponsors zu erinnern, der seit einer Woche seinen Verein, die Münchner Löwen, unterstützte. Er kam nicht drauf.

»Wenn du willst, erklär ich’s dir noch mal«, sagte Elisabeth Klier. »Aber eigentlich gibt’s da nichts zu erklären.« Sie trank einen Schluck Weißwein, stellte das Glas auf den Tresen, der als Küchenteiler fungierte, und wartete auf eine Antwort.

Am Anfang hatte der neunundfünfzigjährige Gideon Klier geglaubt, seine Frau habe den ganzen Tag getrunken und zu viel ferngesehen. Bis ihm klarwurde, dass sie es ernst meinte, verging fast eine Stunde. Inzwischen, so schien ihm, war sie tatsächlich betrunken. »Aha«, sagte er. Dann überlegte er, ob er noch ein alkoholfreies Bier trinken sollte. »Verstehe. Ja. Aha.« Er entschied sich gegen das Bier. »Wir bedrohen sie. Womit noch mal?«

»Hörst du nicht zu? Mit einer Pistole. Wir haben eine Pistole.«

»Wir haben keine Pistole«, sagte Klier.

»Nicht wir persönlich.« Elisabeth machte eine Pause, fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand des Glases, und ihre Lippen zuckten, wie bei einem unauffälligen Lächeln. Das gefiel Klier nicht.

»Wer dann?«, sagte er.

»Manuel.«

Sofort fragte er sich, ob er den Namen bisher überhört hatte. Er wusste es nicht. Er bezweifelte es, aber er war sich nicht sicher. Er wollte seine Ruhe. Er wollte ins Wohnzimmer gehen und im Kicker lesen und sonst nichts. Morgen Mittag würde er noch eine Fahrstunde geben, dann war Pause bis Mitte September. Was danach kam, lag im Dunkeln. Aber er würde sich nicht kleinkriegen lassen, er würde seine Schulden abbezahlen, trotz aller finanziellen Probleme einen neuen Wagen anschaffen und vielleicht sogar das Büro streichen lassen. Seine Fahrschule hatte immer noch einen Namen in der Stadt, auch wenn er die Filialen in den anderen Stadtteilen hatte schließen müssen und nur noch eine in Giesing besaß. Fahrschule Klier.

Scheiß auf die Konkurrenz, dachte er, jetzt war Sommer.

»Es wär gescheiter, du würdst mir zuhören.« Elisabeth Klier schenkte sich ein neues Glas ein und prostete ihm zu, was er abseitig fand.

Aber er sagte: »Zum Wohl, Lise. Was hat Manuel damit zu tun?«

»Wo bist du denn mit deinen Gedanken? Ich hab ihn engagiert. Einer muss den Mund aufmachen.«