In Seiner Nähe
topos taschenbücher, Band 1018
Eine Produktion des Matthias Grünewald Verlags
Verlagsgemeinschaft topos plus
Butzon & Bercker, Kevelaer
Don Bosco, München
Echter, Würzburg
Lahn-Verlag, Kevelaer
Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern
Paulusverlag, Freiburg (Schweiz)
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg
Tyrolia, Innsbruck
Eine Initiative der
Verlagsgruppe engagement
www.topos-taschenbuecher.de
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-8367-1018-3
E-Book (PDF): 978-3-8367-5007-3
E-Pub: 978-3-8367-6007-2
2015 Verlagsgemeinschaft topos plus, Kevelaer
Das © und die inhaltliche Verantwortung liegen beim
Matthias Grünewald Verlag, Ostfildern
Umschlagabbildung: © Ulrich Peters
Einband- und Reihengestaltung: Finken & Bumiller, Stuttgart
Herstellung: Friedrich Pustet, Regensburg
Printed in Germany
Es gibt Geschichten, die uns über Jahre, ja ein Leben lang begleiten und so helfen, unseren Weg zu finden. Dazu gehört für mich eine Szene im Johannesevangelium (1,35–39), in der die erste Begegnung zweier Jünger mit Jesus erzählt wird:
„In jener Zeit“, lesen wir da, „stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! – Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Der aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt Meister –, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht!“
Sooft ich diese Worte lese, fühle ich mich – wie soll ich sagen? – einbezogen, also mitten in die Geschichte hineinversetzt. Ich sehe mich als einen der Jünger, die Jesus nachgehen. Er fragt sie und sieht auch mich dabei an: Was sucht, was wollt ihr? Ach, Meister, denke ich, mag schon sein, dass ich – wie die Jünger – in der Aufregung auch erst einmal nach deiner Adresse frage. Aber du weißt, was ich wirklich sagen will: Ich möchte bei dir sein, in deiner Nähe. Ich möchte dich sehen, dir zuhören, dir mein Leben anvertrauen! – Ja, so ungefähr, du verstehst mich schon! –
Was Jesus den beiden Jüngern sagt, sagt er auch uns: Kommt und seht! Und da gingen sie mit, heißt es. Und sie sahen, wo er wohnte und lebte. Und sie blieben bei ihm an diesem Tag. Und mehr noch: ein Leben lang …
In Seiner Nähe – mit diesem schönen Wort möchte ich eine bunte Sammlung von Texten überschreiben, die über Jahre hin auf meinem Weg entstanden sind: Liedtexte und Gebete, Anregungen für den persönlichen Glauben, Gedanken zur Besinnung, Worte der Liebe, Ermutigung zum Vertrauen. Ernstes also und auch Heiteres.
Ich bin dem Matthias Grünewald Verlag dankbar dafür, dass er sich erbot, eine Auswahl meiner Texte aus inzwischen vergriffenen Büchern erneut zugänglich zu machen. Wie schon bei der Sammlung „Auf Seiner Spur“ hat Frau Anneliese Hück auch dieses Mal eine gute Auswahl zusammengestellt.
So verschieden die Beispiele auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Angesichts heute weit verbreiteter Glaubensmüdigkeit wollen sie Worte finden, die trösten und ermutigen, die neue Hoffnung wecken.
Er, der als göttliches Wort unter uns Menschen gewohnt hat, möge uns in Seine Nähe rufen! Sein Wort gilt ja noch: „Kommt und seht!“
Mit den Schwingen der Vögel
schreibe ich deinen Namen
auf die silberne Stirne
des Himmels
Mit den Farben des Windes
male ich deinen Namen
und ich lasse ihn ziehn
mit den Wolken
Mit vervielfachten Lippen
bringe ich deinen Namen
übers Herz in die
Mitte der Sterne
Unbegreiflich ist Gott und
dennoch zum Greifen nah:
Überall und auch hier, wo du
bist, so lehren die Väter
der Gotteserfahrung, kannst du ihn
finden, ganz nahe bei dir,
so wie die Luft dich umgibt
hier in der wärmenden Sonne.
Spürst du das: Wärme?
Und wie die Luft dich jetzt
gänzlich umfängt?
Fühle nur dies, fühl es mit
sämtlichen Poren der Haut und
mit allen Zellen des Körpers
und ungeteilter Aufmerksamkeit
bis in die Tiefen der Seele.
Atme sie ein, diese Luft,
diese Wärme, bis sie dich
völlig durchflutet.
Und so nimm sie wahr, diese Welt
und alle geschaffenen Dinge
in großer Ehrfurcht und Demut
und bete den an, der sie schuf.
Spür seine Liebe in allem,
spür seinen Atem in deinem.
Er ist nicht fern
einem jeden von uns.
Es könnte doch sein, dass es das gibt,
sagt, was ihr wollt:
Ein Erbarmen, das mich hält,
das mich trägt von jeher.
Ein Erbarmen, in das ich mich
bergen kann jederzeit.
Sagt, was ihr wollt,
es könnte doch sein, dass es das gibt:
Dass einer da ist, der ja zu mir sagt,
der in mir atmet,
dessen Herz in mir schlägt,
er macht, dass ich bin.
Es könnte doch sein, dass es das gibt,
sagt, was ihr wollt.
Ich sehe den sanften Wind in den Lärchen
gehn und höre das Gras wachsen,
und andere sagen:
Keine Zeit!
Ich sehe den wilden Wassern zu
und den Wolken über den Bergen,
und andere sagen:
Wozu?
Ich sehe den Schmetterlingen nach
und den spielenden Kindern,
und andere sagen:
Na und?
Ich kann mich nicht sattsehen
an allem, was ist,
und andere sagen:
Was soll’s?
Ich bewundere dich, o mein Gott,
in allem, was lebt,
und andere sagen:
Wieso?
Gesetzt den Fall,
der bekanntlich unsichtbare
Gott ließe sich erweichen
eines Tages
auf das besonders inständige
und anhaltende Gebet
des Weltkongresses für
Überwindung des Atheismus
oder dreier unbekannter
Wallfahrer hin
und zeigte sich
vierzig Minuten lang
in Frankfurt südlich des Mains
den staunenden Augen der
Bevölkerung von Sachsenhausen.
Da liefen gewiss die
Kinder und Kneipenwirte,
die Sparkassenangestellten
und die Hausfrauen zusammen
und rissen die Augen auf
und hielten es nicht für möglich,
wenn Seine Herrlichkeit
(natürlich nur ein Vorgeschmack)
den Platz am Affentor erfüllte
und rings die Seitenstraßen.
Ein Menschenauflauf ohnegleichen
wär’ die Folge und kilometerweit
ein wildes Hupkonzert
empörter Autofahrer,
die ja nie begreifen.
Doch sonst –
was würde sonst sich tun und
was sich ändern daraufhin?
Dies frag ich mich
und euch, verehrte Atheisten,
schreibt mir doch mal,
was ihr darüber denkt.
Wir sehen den Wald vor den Bäumen nicht
Wir sehn unter Leuten den Menschen nicht
Wir sehen vor Kirchen die Kirche nicht
Wir sehen den Weg, sehen ihn nicht
Wir hörn den Alarm in dem Lärmen nicht
Wir hören den Laut unterm Läuten nicht
Wir hörn in der Stimmung die Stimme nicht
Wir hören das Wort, hören es nicht
Wir können ihn sehen und sehen nicht
Wir können ihn hörn und wir hören nicht
Wir suchen ihn ferne und er ist nah