POLACKEN
EINE RADTOUR IN MEINE INNERDEUTSCHE FLUCHTVERGANGENHEIT
ISBN |
|
Paperback |
978-3-7482-4161-4 |
Hardcover |
978-3-7482-4162-1 |
e-Book |
978-3-7482-4163-8 |
Verlag und Druck: tredition GmbH
Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
©2018 Klaus Rose
Umschlag, Illustration: Klaus Rose
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Ohne die Zustimmung des Autors und des Verlages ist eine Verwertung unzulässig. Dies gilt für die Verbreitung, für die Übersetzung und die öffentliche Zugänglichmachung.
POLACKEN
REPUBLIKFLUCHT ALS AUSWEG
Die tragenden Figuren der Handlung sind meiner Familiengeschichte entnommen. Auch andere Personen sind kein Produkt des Zufalls, ebenso wenig Übereinstimmungen mit vorhandenen Einrichtungen.
Das Buch:
Was hatte den Vater im Jahr 1954 zur Flucht aus der DDR veranlasst, und das ohne seine Familie? Gab es Probleme mit den Machthabern? Waren es Schwierigkeiten privater Natur? Hatten ihn gar wirtschaftliche Erwägungen dazu bewegt?
Erst Monate später war ihm seine Frau mit mir achtjährigen Knirps und der elfjährigen Schwester in eine ungewisse Zukunft gefolgt. Wie war es der Mutter, und vor allem mir Rotznase, bei dem innerdeutschen Fluchtspektakel ergangen? Es war ein Himmelfahrtskommando. Wie ging es mit uns im goldenen Westen weiter? Uns Flüchtlingen wurde nichts geschenkt, also war es kein Zuckerschlecken im Westparadies. Und da, wo wir per Zufall gestrandet waren, beschimpften uns die Einheimischen als „Polacken“.
Auch heute, die Eltern sind inzwischen gestorben und ich bin Rentner, ist das Thema Flüchtlinge hochaktuell. Wie in den Fünfziger Jahren schwappt eine Welle an Hass über das Land. Der Zorn entlädt sich besonders gegenüber Flüchtlingen mit dunkler Hautfarbe und erzeugt unbegreifliche Hysterie.
Um die Hasstiraden auch nur im Ansatz zu begreifen, beschäftigt mich der Fluchtgrund der Eltern. Waren sie der Magie des Reichtums erlegen, oder war es die Gier nach Wohlstand? Traf das zu, dann waren sie Wirtschaftsflüchtlinge, wie die AfD sie schimpft. Werde ich nach den Grundwerten der Eltern befragt, dann ist mir eine positive Antwort sehr wichtig. Also arbeite ich die Hintergründe mit einem Roadmovie auf. Das spielt sich allerdings nicht auf der Straße, sondern auf Radwegen ab. Demnach begebe ich mich mit dem Fahrrad an die Stationen meiner Fluchtvergangenheit.
Entlang der Nordsee und dem Nordostseekanal erreiche mit dem Flüchtlingslager Blankensee bei Lübeck eine wichtige Fluchtstation. Von dort radle ich nach Berlin, wo ich das Notaufnahmelager Marienfelde aufsuche, dabei erscheint die Flucht mit der U-Bahn in den Westsektor in meiner Wahrnehmung, als wäre ich abermals das Flüchtlingskind.
Weiter führt mich die Radtour in meinen Geburtsort in der Nähe Bernburgs. Nach fünfzig Jahren kehre ich an meine Wurzeln zurück, prompt sehe ich in Rückblicken den Vater vor mir, der die Ideologie des Arbeiter- und Bauernstaates strikt abgelehnt hatte. Somit stand er auf der Abschussliste. Hatte man ihn auf eine bevorstehende Verhaftung hingewiesen, woraufhin er die DDR Hals über Kopf verlassen hatte?
Als Ausklang radele ich auf dem Saale-Radweg nach Erfurt. Dort besuche ich eine Ex-Arbeitskollegin. Grob zusammengefasst ist meine Geschichte eine Liebeserklärung an das Etappenradfahren. Sie ist die Aufforderung, sich trotz des Renteneintritts nicht hängen zu lassen. Man fühlt sich nicht dem „alten Eisen“ zugehörig, sobald man aktiv bleibt für positive Unternehmungen, egal welcher Art.
Der Autor:
Klaus Rose, Jahrgang 1946, kommt 1955 als Flüchtling nach Aachen. Nach dem Studium lebt er in München. Er kehrt nach Aachen zurück, wird zweifacher Vater und engagiert sich in der Kommunalpolitik. Nach dem frühzeitigem Renteneintritt verbringt er die Freizeit mit dem Schreiben seiner Romane.
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, dann ist das Leben erklärt.
Mark Twain
Für meine Schwester, die nach einem Schlaganfall im Pflegeheim lebt.