cover

Das Wissen dieser Welt aus den Hörsälen der Universitäten.

Fachbereich

PHILOSOPHIE

Philosophische Anthropologie

Teil 2:

GLÜCK, SINN UND DAS GELUNGENE LEBEN

Von Prof. Dr. Michael Bordt SJ

Meine Damen und Herren,

ich habe Ihnen am Ende der ersten Vorlesungseinheit ein zugegebenermaßen sehr rudimentäres Modell des Menschen vorgestellt, mit dem wir aber erst mal ein wenig weiter arbeiten können. Ich habe, Sie erinnern sich, unterschieden zwischen zwei verschiedenen Ebenen.

Einmal der Ebene des gelebten Lebens. Das was passiert. Das was Sie sehen könnten, wenn Sie mich 24 Stunden am Tag begleiten würden, oder wenn ich mit einer Kamera begleitet würde. Aber das ist nicht alles, was das Leben des Menschen ausmacht, hatten wir gesagt.

Viel wichtiger ist die Perspektive, die der Mensch selbst auf sein Leben hat, auf das, was passiert, die Perspektive der ersten Person, das Innere des Menschen. Sie ist wesentlich dadurch bestimmt, wie der Mensch über sich selbst denkt, was er für richtig, für wichtig und was er für falsch hält, was er möchte und wie er sich emotional zu diesen Dingen verhält.

Wir haben gesehen, dass das alles noch etwas komplizierter ist, weil man sich fragen könnte, wie verhalte ich mich emotional zu dem, was ich denke, was in meinem Leben, auf der Ebene des gelebten Lebens, passieren soll. Aber von diesen komplexen Aspekten können wir erst einmal absehen.

Ich möchte jetzt mit Ihnen einen Schritt weiter in das Thema hinein tun. Diese zweite Vorlesungseinheit wird aus drei verschiedenen Untereinheiten bestehen. In einem ersten Punkt möchte ich etwas über teleologische Ordnungen sagen. Das klingt noch etwas fremd und kompliziert, aber es wird gleich deutlich werden, was damit gemeint ist. In einem zweiten Punkt möchte ich dann die Frage stellen, mit was für welchen Begriffen wir eigentlich sinnvollerweise arbeiten sollten, wenn wir das letzte Ziel des Menschen beschreiben wollen. Das letzte Ziel des Menschen ist ein Begriff, der innerhalb der teleologischen Ordnungen sehr wichtig und ein sehr zentraler Begriff sein wird. In einem dritten Punkt möchte ich dann etwas zum Problem der Patchwork Identity oder Bastelbiografie sagen. Dabei geht es um die Frage, wie wir unsere Identität finden können in einem Zeitalter, in dem Rollenverhalten, aber auch Arbeitsplätze zunehmend unsicher werden. Wie diese drei Einheiten miteinander zusammen hängen, das wird hoffentlich durch die Sache selber deutlich werden.

Aber bevor ich zur Teleologie komme, lassen Sie mich damit beginnen, dass ich Ihnen noch etwas deutlicher mache, worauf es mir in der gesamten Vorlesungsreihe eigentlich ankommt. Es kommt mir darauf an, dass ich für einen Begriffsrahmen argumentiere. Das heißt, dafür zu argumentieren, welche Begriffe Sie benutzen sollten, wenn Sie über Ihr eigenes Leben nachdenken. Was für Fragen sollte man eigentlich stellen und wie sollte man die Begriffe bestimmen, wenn wir mit diesen Begriffen arbeiten. Wesentliche Begriffe des Begriffsrahmens, für den ich argumentieren möchte, sind die Begriffe des letzten Ziels, des gelungenen Lebens, der menschlichen Liebe, der Beziehungen, der Arbeit usw. Das wird uns alles noch beschäftigen.

Die Frage, was das Wesen des Menschen ist, was der Mensch der Sache nach ist, ist dabei nicht unterschieden von der Bestimmung eines solchen Begriffsrahmens. Wir Philosophen fragen zwar nach Begriffen, aber damit meinen wir natürlich oft die Sache, auf die es uns ankommt. Wir wollen den Menschen bestimmen. Wir wollen uns darüber Gedanken machen, was das gelungene Leben des Menschen ausmacht. Aber wir machen das auf die Art und Weise, dass wir uns eben überlegen, in welcher Sprache und wie wir über den Menschen nachdenken und sprechen wollen. Und wie diese Begriffe genau zu bestimmen sind, mit denen wir dann an unser Materialobjekt, dem Menschen und das menschliche Leben herangehen.

Theologische Ordnungen

telostelos