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Jan Kluge

Unliebsame Wahrheiten

Was Politik, Wirtschaft und Medien uns verschweigen

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1. Auflage 2013

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Redaktion: Jana Stahl, Heidelberg

Umschlagabbildung: Unter Verwendung von Bildern von www.iStockphoto.com

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

Druck: Konrad Triltsch GmbH, Ochsenfurt

Printed in Germany

ISBN 978-3-86414-286-4

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Vorwort: Überall in unserem Leben lauern Lug und Betrug

Weniger als neun Prozent der verbeamteten Lehrer arbeiten bis zum gesetzlichen Rentenalter. Arbeitslose sind die am häufigsten krankgemeldete »Berufsgruppe« in Deutschland. Unser Trinkwasser ist ein einzigartiger Medikamentencocktail, Politiker lassen sich von der Wirtschaft kaufen …

Es ist unglaublich, was in unserem Land alles schieflaufen kann, ohne dass es jemanden wirklich zu stören scheint. Wir Deutschen sind die dicksten Europäer. Wir zahlen die höchsten Strom- und Wasserpreise. Ein Asylverfahren in unserem Land dauert im Durchschnitt 15 Monate! Von 100 Anzeigen gegen Polizisten wird bei 90 gar nicht erst mit einer Ermittlung begonnen. Warum ist es eigentlich möglich, dass Milliarden Euro in unser Gesundheitssystem investiert werden, die hiesigen Ärzte für ihre Patienten jedoch keine Zeit haben? Gerade mal acht Minuten werden wir von unseren Ärzten im Schnitt behandelt. Das ist der niedrigste in Industriestaaten gemessene Wert.1 Und was ist eigentlich mit den deutschen Frauen los, dass sie klaglos den größten in Europa gemessenen Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern hinnehmen? Bis ganz nach oben zieht sich die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts hierzulande. Von 100 Vorstandsposten sind in Deutschland gerade mal vier mit Frauen besetzt. Selbst in Italien oder Spanien, in Ländern also, denen wir sonst gern hämisch einen ausgeprägten Machismo bescheinigen, arbeiten mehr Frauen in Spitzenpositionen der Wirtschaft. Genauso rätselhaft wie das duckmäuserische Verhalten der Frauen ist das der deutschen Arbeitnehmer.

Mittlerweile sind die deutschen Angestellten gegenüber Unternehmern derart sozial eingestellt, dass sie seit Jahren sinkende Reallöhne hinnehmen. Kaufkraftbereinigt verdient ein Arbeitnehmer in Deutschland derzeit so viel wie vor zwanzig Jahren. Und das, obwohl sich die Produktivität pro Arbeitnehmer in dieser Zeit um 20 Prozent erhöht hat. Während Millionen Arbeitnehmer jedoch brav Nullrunde um Nullrunde hinnehmen – man muss ja schließlich die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland stärken – ist es den Chefs ganz oben merkwürdigerweise gelungen, ihre Millionengehälter zu verdoppeln oder gar zu verdreifachen. Wie haben sie das gemacht? Und wer hat das bezahlt? Wieso sind in Deutschland eigentlich 70 Prozent der in jedem Jahr neu zugelassenen Porsche Dienstwagen? Und warum – wenn doch in einer Marktwirtschaft Angebot und Nachfrage den Preis regulieren – steigen nicht endlich auch einmal die Gehälter von Erziehern in deutschen Kindertagesstätten spürbar an? Wo doch im Jahr 2013 weit mehr als 25 000 Erzieher in unserem Land fehlen werden?

Und wieso war eigentlich die deutsche Regierung nicht in der Lage, die Schuldenkrise Griechenlands so zu managen, dass nicht der deutsche Steuerzahler, sondern diejenigen, die sie hauptsächlich verursacht haben – nämlich die gierigen Kreditgeber – dafür geradestehen? Hätte man das Milliarden-Desaster mit dem Bio-Sprit anhand einer einfachen und seriösen Kosten-Nutzen-Rechnung nicht lange im Vorfeld verhindern können?

Wir Deutschen haben anscheinend ein ganz dickes Fell. Ob Lohndiskriminierung, sinnlose EU-Subventionen, die Verstaatlichung von gigantischen Verlusten der Finanzzocker aus der Privatwirtschaft – alles wird brav geschluckt und beiseitegeschoben. Doch so sehr wir auch versuchen, all diese Missstände und Ungerechtigkeiten zu verdrängen, sie finden statt. Jeden Tag. Sie bestimmen unser Leben und verändern es. Es ist höchste Zeit, die Augen nicht mehr davor zu verschließen.

Dieses Buch enthält 266 Unliebsame Wahrheiten über unser Land, die irritieren, überraschen und empören. Es würde mich daher nicht wundern, wenn Ihr häufigster Gedanke beim Lesen dieses Buches der folgende ist:

Das kann doch nicht wahr sein!2

Ist es aber eben leider doch. Und in einigen Fällen sogar im positiven Sinn. Denn noch immer will beispielsweise niemand so recht wahrhaben, dass der Euro viel härter ist als die D-Mark. Selbst in Zeiten der Finanzkrise. Oder dass Deutschland viel weniger Asylbewerber aufnimmt als andere EU-Staaten. Und von einer saufenden Jugend kann bei 90 Prozent jungen Abstinenzlern nicht wirklich die Rede sein.

In diesem Buch finden sich zahlreiche Statistiken und Zahlen. Kalte nüchterne Fakten? Auf den ersten Blick ja, auf den zweiten entdecken Sie, dass es sich um kleine Mosaiksteinchen handelt. Stück für Stück zusammengesetzt ergeben sie ein – im wahrsten Sinne des Wortes – aufregendes Sittengemälde unserer Gesellschaft. Viele der aufgeführten Statistiken sprechen dabei für sich. Wo immer nötig, werden die Zahlen erklärt und ihr Hintergrund beleuchtet. Oftmals, wie etwa beim Thema Rente oder Energie, bauen verschiedene Unliebsame Wahrheiten aufeinander auf. Wo immer sich wichtige Zusammenhänge und Verflechtungen zu anderen Themen ergeben, finden Sie außerdem Querverweise zu den entsprechenden Unliebsamen Wahrheiten.

Sie werden überrascht sein, wie sehr unser Land unter dem Diktat der Profitmaximierung leidet, wie sehr Wirtschaft und Politik vom Prinzip der Umverteilung von unten nach oben und der gegenseitigen Vorteilsnahme durchdrungen sind. Und mit welch unverhohlener Dreistigkeit Millionenbeträge zwischen Politik und Wirtschaft hin- und hergeschoben werden, wie Konzerne, Ärzte und Krankenhäuser das Gesundheitswesen plündern, wie Energieversorger sich bei den Verbrauchern bedienen …

Haben Sie überhaupt noch Lust weiterzulesen?

Im Gegensatz zu Ihrem Zahnarzt kann ich Ihnen leider nicht versprechen, dass es nicht wehtun wird.3

1 Ich bin bereit zu wetten, dass 80 Prozent der Leser bei den acht Minuten Behandlungszeit kurz zusammengezuckt sind und gedacht haben: Viel zu viel, ich wurde noch nie so lange von einem Arzt untersucht.

2 Genau das war auch mein häufigster Gedanke bei der Recherche.

3 Wie dieser sich möglicherweise gerade zum neuen Wintergarten oder Segelboot, trickst lesen Sie übrigens in der Unliebsamen Wahrheit 180.