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Inhaltsverzeichnis

Beipackzettel

 

Vertrauen gewinnen

 

Persönliche Beweggründe

Nach dem Kaiserschnitt

Damit es gelingt

Mut zur passenden Begleitung

Richtig gebären – aber wo?

Wegweiser durch das Buch

Danke

Der Kaiserschnitt und seine Folgen

 

Kaiserschnitt-Entwicklungen

 

Arten des Kaiserschnitts

 

Primärer Kaiserschnitt

Sekundärer Kaiserschnitt

Arten der Schnittführung

Querschnitt

Längsschnitt

T-Schnitt

Schnittführung und Rupturgefahr

Medizinische Indikationen für Kaiserschnitte

 

Die häufigsten Kaiserschnittgründe

Absolute Kaiserschnitt-Indikationen

Relative Kaiserschnitt-Indikationen

Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand

Gründe für steigende Kaiserschnittraten

 

Krankenhausbedingte Faktoren

Von der Geburtshilfe zur klinischen Geburtsmedizin

Entstehung einer Interventionskaskade

Mütterliches Alter und Reproduktionsmedizin

Gesellschaftliche Einflüsse

Absicherung gegen Risiken

Unsicherheit statt Vertrauen

Erwartungshaltung und Dienstleistungsdenken

Die Rolle der Geburtshelfer

Forensischer Druck und der Wunsch nach Sicherheit

Traditionelle Geburtsmethoden erhalten

Schadensfälle und Haftpflichtprämien

Strukturelle Einflüsse

Vergütung durch Fallpauschalen

Regionale Unterschiede der Sectioraten

Sectioraten bei Privatpatientinnen

Sectioraten bei abteilungsinternem Monitoring

Sectioraten bei Hebammenbegleitung

Einfluss der Geburtsumgebung

Gegenläufige Entwicklungen

Mythos „Wunsch“-Kaiserschnitt

Wünsche oder Ängste

Kaiserschnittfolgen

 

Mögliche Kaiserschnittfolgen für die Mutter

Mögliche Komplikationen während der Operation

Blutungen

Verletzungen

Mögliche Komplikationen nach der Operation

Wiederaufnahme ins Krankenhaus

Komplikationen im Rahmen der Anästhesie

Müttersterblichkeit

Mögliche langfristige Kaiserschnittfolgen für die Mutter

Einnistungsstörungen der Plazenta

Vorzeitige Plazentalösung

Uterusruptur

Totgeburt in der Folgeschwangerschaft

Eingeschränkte Fruchtbarkeit

Erneute Schnittentbindung in der Folgeschwangerschaft

Beckenendlage in der Folgeschwangerschaft

Verwachsungen

Mögliche Folgen des Kaiserschnittes für Psyche, Bindung und Stillen

Verarbeitung des Kaiserschnittes

Depressive Verstimmung / „Babyblues“ im Wochenbett, Postpartale Depression

Einfluss auf die Mutter-Kind-Bindung

Einfluss auf das Stillen

Positive Emotionen zum Kaiserschnitt

Mögliche Kaiserschnittfolgen für das Kind

Mögliche unmittelbare Kaiserschnittfolgen für das Kind

Erhöhte Neugeborenensterblichkeit

Anpassungsstörungen beim Neugeborenen

Verletzungen des Kindes im Zusammenhang mit der Schnittentbindung

Stillprobleme beim Kind

Mögliche langfristige Kaiserschnittfolgen für das Kind

Atypische Bakterienflora und Infektionen

Diabetes (Typ 1)

Allergische Erkrankungen

Die natürliche Geburt nach Kaiserschnitt

 

Voraussetzungen

 

Wann ist eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt möglich?

Rahmenbedingungen

Wann kann eine natürliche Geburt nach Kaiserschnitt problematisch sein?

Absolute Indikationen für einen erneuten Kaiserschnitt

Relative Indikationen für einen erneuten Kaiserschnitt

Individuelle Entscheidungen treffen

Großes / schweres Kind

Zwillinge / Beckenendlagen

„Schädel-Becken-Missverhältnis“ oder „relatives Missverhältnis“

Durchschnittsgewicht der Neugeborenen

Mütterliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft

Anatomisch verengte Becken

Schädel-Becken-Missverhältnis: Definition und mögliche Ursachen

Auswirkungen auf die Gebärende und unterstützende Gebärpraktiken

Fragliche Gründe für eine Re-Sectio

Indikator: Schätzung des kindlichen Gewichtes und Fehlerbreite

Indikator: Ausmessung des mütterlichen Beckens

Die Bedeutung der flexiblen Geburtsdynamik

Normale Geburt nach Sectio wegen Schädel-Becken-Missverhältnis

Vaginalgeburt nach Sectio

 

Mögliche Komplikationen und Gefahren

Uterusruptur / Dehiszenz

Definition und Häufigkeit

Anzeichen einer Ruptur

Angst vor Ruptur als Indikation für die Re-Sectio?

Rupturfolgen für die Mutter

Rupturfolgen für das Kind

Einflussfaktoren

Rupturgefahr nach zwei und mehr Kaiserschnitten

Studienlage

Kann eine Ruptur vorhergesagt werden?

Komplikationen nach Kaiserschnitt(en) mit dem Mutterkuchen / der Plazenta

Vorderwand- und Hinterwandplazenta

Placenta praevia

Einnistungsstörungen der Plazenta

Erfolgsraten für natürliche Geburten nach Kaiserschnitt(en)

 

Erfolgschancen, Rahmenbedingungen und „weiche“ Parameter

„Re-Sectio-Rate“ und „Spontangeburtsrate“

Re-Sectio-Rate

Spontangeburtsrate

Rate in Kliniken

Rate im Zustand nach zwei und mehr Kaiserschnitten

Abstand zwischen den Geburten als möglicher Einflussfaktor

Schwangerschaftsdiabetes und Typ 1 Diabetes

Vorherige Sectio-Indikation „Geburtsstillstand“

Ungünstige Voraussetzungen für eine natürliche Geburt

Günstige Voraussetzungen für eine natürliche Geburt

Eine natürliche Geburt anstreben oder doch wieder Kaiserschnitt?

 

Der erneute, geplante Kaiserschnitt

Die Kontrolle behalten

Planung und Organisation

Damm- und Scheidenverletzungen

Beckenboden und Inkontinenz

Ausgeruhtes Personal

Komplikationswahrscheinlichkeiten im Vergleich

Direkte operationsbedingte Komplikationen

Kindliche Anpassungsstörungen

Langzeitfolgen für Mutter und Kind

Die Spontangeburt nach Sectio

Vorteile einer Spontangeburt nach Sectio

Nachteile einer Spontangeburt nach Sectio

Die sekundäre Re-Sectio

Indikationsstellung

Ängste und einfühlsame Begleitung

Komplikationen der sekundären Re-Sectio

Interventionen und natürliche Geburt nach Kaiserschnitt(en)

 

Interventionsraten in Kliniken

Perinatale Sterblichkeit

Apgar-Werte und pH-Wert der Nabelschnurarterie

Medizinische Eingriffe und Auswirkungen auf den Geburtsverlauf

Wehenstopp durch Stresshormone

Geburtsfortschritt durch Vertrauen und Geborgenheit

Interventionen im Kreißsaal und die Folgen

Medikamente und Maßnahmen bei Geburten nach Kaiserschnitt

Äußere Wendung bei Beckenendlage

Mittel und Methoden zur Geburtseinleitung

Dem natürlichen Geburtsbeginn den Vorzug geben

Einleitungsmethoden in der Klinik und zu Hause

Mögliche Komplikationen durch Einleitungsversuche

Unzulässige Einleitungsmedikamente nach Kaiserschnitt(en)

Einleitungsversuche im häuslichen Umfeld

Wirkungsweise und Gefahren durch Rizinusöl / Wehencocktail / Rizinuscocktail

Eipollösung und künstliche Aufdehnung des Muttermundes

Analgetika und Periduralanästhesie (PDA)

Mittel und Methoden zur Beschleunigung des Geburtsfortschrittes

Synthetisches Oxytocin / Synto-Tropf

Eröffnung der Fruchtblase

Kristellerhilfe

Legen eines peripheren Venenkatheters

Unnötige Maßnahmen im Zusammenhang mit Geburten nach einem Kaiserschnitt

Terminüberschreitung, Übertragung, vorzeitiger Blasensprung

 

Individualität der Schwangerschaft

Dauer der Schwangerschaft

Genaues Alter der Schwangerschaft

Körperliche Reifezeichen

Terminüberschreitung

Übertragung

Einleitungsversuche bei Übertragung

Vorzeitiger Blasensprung

Der natürliche Geburtsbeginn braucht körpereigene Prostaglandine

Erfahrungsberichte von Kaiserschnitt-Müttern

 

Eigene Wege gehen

 

Erfahrungen der Autorinnen

Über die Mütter in diesem Buch

Erfahrungen der Teilnehmerinnen am Buch

Wichtiger Hinweis und Warnung

Layout und Seitenaufbau

Der Weg zur natürlichen Geburt nach Kaiserschnitt(en)

 

Wie geht es mir?

 

Verarbeitung der vorangegangenen Geburt(en)

Verdrängte Emotionen und Ängste

Welche Möglichkeiten gibt es, eine belastende Geburtserfahrung zu verarbeiten?

Geburtsbericht, Partogramm, Geburtsjournal

Der eigene Geburtsbericht

Kontakt mit anderen Betroffenen

Die Auseinandersetzung mit der Kaiserschnittnarbe

Der Blick nach vorn

Kaiserschnitt-Ursachen erfragen

Familiäre, persönliche und äußere Gebär-Erwartungen beleuchten

Was will ich wirklich?

 

Der Weg der persönlichen Entscheidungsfindung

Schritt für Schritt gebären

 

Spontangeburt nach Kaiserschnitt – worauf kommt es an?

Selbstvertrauen statt Risikodenken

Vorbereitung auf eine selbstbestimmte Geburt

Organisatorische Vorbereitung und Planung der Geburt

Anfordern der alten OP-Berichte und Akten

OP-Bericht (aus dem OP, vom Operateur erstellt)

Geburtsbericht (aus dem Kreißsaal, von der Hebamme erstellt)

Krankenakte

Schwangerschaftsbegleitung durch Arzt und Hebamme

Die „richtige“ Hebamme wählen

Geburtsbegleitung durch eine Doula

Geburtsorte

In der Klinik gebären

Möglichkeiten klassischer Kliniken

Vorbereitung einer klinischen Geburt

Ambulante Geburt

Klinikgeburt mit Belegarzt

Klinikgeburt mit Beleghebamme

Klinikgeburt im Hebammenkreißsaal

Überlegungen zur Auswahl der Geburtsklinik

Klärende Fragen

Außerklinische Geburtshilfe

Zusammenfassende Übersicht der Geburtsorte

Fragen und Antworten zur Auswahl meines Geburtsortes

Auf dem Weg zur Geburt

 

Vorbereitung des Geburtsumfeldes

Geburtsvorbereitungskurse

Vorbereitungskurse im Zustand nach Kaiserschnitt

Worauf Sie achten sollten

Vorbereitung des Partners

Mentale Geburtsvorbereitung

Kontakt zum Kind

Yoga

Die Kraft der Wehen

Wehentätigkeit und Hormone

Hilfreiche Funktionen des Wehenschmerzes

Der Wehenschmerz als Bindungsmotor

Die Wehen annehmen

Positive Glaubenssätze, Hypnosemethoden

Erlernen von Entspannungsübungen (Wehenpausen nutzen)

Körperliche Geburtsvorbereitung

Geburtsvorbereitende Akupunktur

Narbentherapie, Fußreflexzonentherapie, Craniosacraltherapie und Osteopathie

Homöopathie vor und während der Geburt

Ernährung während der Schwangerschaft

Gut essen, aber in Maßen

Reduzierte Kohlenhydrate, hoher Nährstoffgehalt

Kalzium

Reichlich Flüssigkeit, wenig Süßes

Körperliche Fitness

Die eigene Wunschgeburt planen

 

„Handwerkszeug“ für die Geburt

Vertraute Gegenstände

Techniken zur Selbstberuhigung

Tief verwurzelt sein

Sich in einen angenehm entspannten Zustand versetzen

15 Schritte zur selbstbestimmten Geburt

Ich plane meine nächste Geburt

Checkliste zur Geburtsvorbereitung

Organisatorische Vorbereitung

Vorbereitung auf die Geburt

Einflussfaktoren selbst bestimmen

Die Reifungsspirale

Meine Schwangerschaft

Wenn es spontan doch nicht klappt: Wieder Kaiserschnitt, was tun?

 

Vorbereitung auf einen Kaiserschnitt

 

Der alternative, operative Geburtsplan

Krankenhaus befragen

Aufklärungsformulare vorbereiten

Geburtsplan erstellen

Ein Kaiserschnitt muss nicht traumatisch sein

Indikation überprüfen, Zweitmeinung einholen

Natürliche Wehen abwarten

Geburtsplan im Falle eines wiederholten Kaiserschnittes

Unterstützung für die Mutter

Die Vorbesprechung der Kaiserschnitt-Operation

Angewandte Nahttechnik

Lagerung während der OP

Die Kaiserschnitt-Operation

Vor der Operation

Anästhesie

Während der Operation

Direkt nach der Operation

Im Anschluss an die Geburt

Stillen nach Kaiserschnitt

 

Hormonelle und heilende Stillfunktionen

Stillen und Mutter-Kind-Bindung: Förderung nach einer Sectio

Bonding im OP / in den ersten Lebensstunden

Stillen nach Regionalanästhesie / Vollnarkose

Gewinnen von Kolostrum

Stillpositionen für Kaiserschnittmütter

Förderung der Milchmenge und Stillzeichen

Schmerzmittel und Stillen

Stillen von schläfrigen Neugeborenen

Schnuller, Sauger, Saugverwirrung

Zufüttern von Muttermilch-Ersatznahrung

Trennung von Mutter und Kind

Der Bonding-Prozess

Narbe, Stillfragen, Entlassung aus der Klinik

Zusammenfassung

Wissenswert: Gastbeiträge zur Geburts-Thematik

 

Einführung

Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt: Ein Risiko?

Die Filderklinik – anthroposophische Begleitung nach Kaiserschnitt

Die Sectiorate senken: Kein Ding der Unmöglichkeit!

Beleghebamme – eine echte Chance!

Spontangeburt aus Beckenendlage nach vorangegangenem Kaiserschnitt

Geburtsstillstand, verzögerte Geburt und Latenzphasen

„Unter Schmerzen sollst du gebären…“

Hausgeburt nach Sectio

Über Selbstbestimmtheit

Warum die Aufarbeitung einer Kaiserschnittgeburt so wichtig ist

Hebammenbegleitung nach traumatischen Geburten

Schwangerschaftsbegleitung und Geburtsvorbereitung mit Craniosacraltherapie

Vom Gebärstuhl bis zum Kaiserschnitt: Gebären historisch betrachtet

Interviews mit zwei Geburtshelferinnen

Lässt sich das Rad zurückdrehen?

Appendix

 

Glossar

Adressen

Hilfreiche Literatur

Quellen

Für Linus, Hannah und Emma
Für Anne, Paula und Martha

Beipackzettel

 

Liebe Leserinnen und Leser!

Der Inhalt dieses Buches wurde mit großer Sorgfalt unter Berücksichtigung der aktuellen medizinischen Literatur von uns verfasst und ist ausschließlich zu Informationszwecken gedacht.

Beachten Sie bitte, dass die Informationen in unserem Buch unter keinen Umständen die Konsultation und Beratung durch eine Hebamme oder einen Gynäkologen ersetzen können.

Bei spezifischen Fragen, die sich aus der Lektüre des Buches ergeben, oder bei Problemen während der Schwangerschaft fordern wir Sie dazu auf, im Bedarfsfall immer einen Arzt oder eine Hebamme zu konsultieren.

Für Schäden oder Unannehmlichkeiten, die durch den Gebrauch oder Missbrauch unserer Informationen entstehen, können die Autorinnen oder der Verlag nicht zur Verantwortung gezogen werden – weder direkt noch indirekt.

Insbesondere stellt unser Ratgeber keine direkte Beratung dar noch können konkrete Ratschläge für bestimmte Vorgehensweisen oder Behandlungen sowie deren Unterlassung gegeben werden. Allenfalls zeigen wir denkbare Möglichkeiten auf.

Einzelne Beiträge (Erfahrungsberichte von Müttern und Expertenessays) unseres Buches geben die Meinung oder Erfahrungen der/s jeweiligen Autorin/s wieder. Die Autorinnen des Buches machen sich diese nicht zu eigen und geben keine Empfehlung zur Nachahmung oder Anwendung.

Vertrauen gewinnen

Persönliche Beweggründe

Vom ersten Entwurf einer Gliederung bis zur fertigen „Wunschgeburt“ sind über vier Jahre vergangen. Jahre, in denen nicht nur unser Buchprojekt wuchs und Gestalt annahm. Auch wir Autorinnen haben uns weiterentwickelt und viel dazugelernt.

Noch viel länger ist es her, dass Kathrin während ihrer Vorbereitung auf die dritte Schwangerschaft und Geburt nach zwei Kaiserschnitten feststellen muss, dass es kein einziges deutschsprachiges Buch zum Thema Geburt nach Kaiserschnitt gibt. Sie studiert deshalb die Literatur aus den USA und Großbritannien zum Thema VBAC (Vaginal birth after Cesarean).

Ihr Fazit: „Dies brachte mich zwar weiter – auch mein Englisch wurde dadurch aufgefrischt –, die Gesundheitssysteme in diesen Ländern sind jedoch völlig verschieden zu unserem, so dass es auf meinem Weg zur Spontangeburt nach zwei Kaiserschnitten noch Vieles selbst zu erarbeiten und zu erforschen galt.“

Während Kathrin unter anderem im Internet recherchiert, lernt sie Ute kennen. Auch diese hat bereits zwei Kaiserschnitte hinter sich. Ein reger Austausch beginnt, in dessen Verlauf Kathrin ihrer ärztlichen Freundin viele kritische Fragen zu den Möglichkeiten einer Geburt nach zwei Kaiserschnitten stellt. Kathrin kommt dadurch auf ihrem Weg zur spontanen Geburt ein Stück weiter voran, und auch bei Ute wird ein Denkprozess fernab der rein schulmedizinischen Denkweise in Gang gesetzt.

Im März 2007 ist es dann endlich so weit: Kathrin bringt ihre dritte Tochter spontan zur Welt. Kurz darauf treten die Autorinnen wieder in Kontakt. Schnell kommt das Gespräch auf die fehlende Literatur, und die Idee, dieses Buch zu schreiben, wird geboren. Der Gedanke, das nötige Wissen an die betroffenen Mütter weiterzugeben, lässt beide nicht mehr ruhen.

Im August 2010 hat dann auch Ute ihr drittes Kind auf natürlichem Weg geboren. Erst nach den geglückten Spontangeburten wird Kathrin und Ute klar, wie viel eine gute Geburt für Mutter und Kind bedeutet und welch tiefgreifende, das Leben prägende Erfahrung vielen Kaiserschnitt-Müttern für immer verwehrt bleibt. „Noch heute durchflutet uns ein tiefes Glücksgefühl, wenn wir an unsere letzten Geburten denken. Um nichts in der Welt möchten wir dieses Erlebnis in unserem Leben missen“, fassen die beiden Autorinnen ihre Erfahrungen zusammen.

Nach dem Kaiserschnitt

Dieses Buch richtet sich vor allem an Frauen, die in der Vergangenheit einen oder mehrere Kaiserschnitte hatten und sich nun Gedanken zur Geburt ihres nächsten Kindes machen.

Darüber hinaus wendet es sich an Angehörige und Fachpersonen, die Frauen in dieser speziellen Situation begleiten. Aber auch für alle Erstgebärenden sowie Frauen mit bislang spontanen Geburtserlebnissen ist die „Wunschgeburt“ von großem Wert, denn wir möchten mit unserem Buch neben fundierten Informationen rund um das Thema „Geburt nach Kaiserschnitt“ auch grundlegendes Wissen zur Vorbereitung auf eine verletzungsfreie Geburt vermitteln.

Aus unserer Sicht ist es für eine Frau, die in der Vergangenheit einen Kaiserschnitt hatte, wichtig, darüber Bescheid zu wissen, dass nicht nur medizinische Indikationen, sondern in zunehmendem Maße nichtmedizinische Gründe bei der Indikationsstellung zum Kaiserschnitt eine Rolle spielen. Wir gehen in unserem Buch deshalb der Frage nach, warum heutzutage Kaiserschnitte so oft das „Mittel der Wahl sind“, obwohl wir aus Veröffentlichungen der WHO wissen, dass eine Kaiserschnittrate von über 10–15% keine weiteren Verbesserungen für Mutter und Kind mit sich bringt.

Im Weiteren erörtern wir, wann eine Geburt nach Kaiserschnitt möglich ist – nämlich sehr häufig – und mit welchen Hindernissen Sie rechnen müssen. Schließlich zeigen wir auf, welche (gut gemeinten) medizinischen Interventionen in der Schwangerschaft oder in Krankenhäusern während der Geburt besonders häufig einen Kaiserschnitt nach sich ziehen. So hoffen wir, dass Ihnen unser Buch eine fundierte Basis bietet, um eine informierte Entscheidung zum Geburtsmodus Ihres Kindes zu treffen und diese auch nach Möglichkeit in die Tat umsetzen zu können.

Mehr als 30 Geburtsberichte bieten Ihnen als Herzstück des Buches einen Überblick, welche Wege Frauen in dieser konkreten Situation bereits gegangen sind.

Damit es gelingt

Doch worauf kommt es noch an, damit eine selbstbestimmte Geburt wirklich gelingen kann? Es ist von zentraler Bedeutung, dass wir Schwangerschaft und Geburt als einen natürlichen, physiologischen Prozess begreifen, der prinzipiell keiner Optimierung von außen bedarf.

Angst ist weder während der Schwangerschaft noch während der Geburt eine gute Begleiterin, spielt als nichtmedizinische Indikation zur Sectio jedoch eine wichtige Rolle für die scheinbar unaufhaltsam steigenden Kaiserschnittraten der heutigen Zeit.

So wird schwangeren Frauen durch viele Untersuchungen und die Zuordnung zu Risikokategorien (über 70% aller Schwangerschaften werden heute als Risikoschwangerschaft eingeordnet) das Gefühl „guter Hoffnung zu sein“ genommen. Die Schwangerschaft ist für viele Frauen keine Zeit der Vorfreude mehr, sondern von Sorge um das Wohlergehen des Kindes geprägt. Der mütterliche Bauch ist im Erleben der Frau ein für das heranwachsende Baby höchst unsicherer Ort geworden. Das Baby, so suggerieren die vielen Kontrollen und Untersuchungen, befindet sich in einer latenten, jedoch andauernden Gefahrensituation, die ständige, genaue Kontrollen von außen notwendig zu machen scheint.

Doch wie kann eine Mutter das Vertrauen in ihren Körper und in das ungeborene Kind zurückgewinnen? Wie kann sie, die während des Kaiserschnitts nicht nur eine Verletzung der Gebärmutter, sondern oftmals auch ihrer selbst erfahren hat, ihrem Körper das für die natürliche Geburt nötige Vertrauen schenken? Mit diesen Fragen möchten wir uns im dritten Abschnitt unseres Buches beschäftigen.

Mut zur passenden Begleitung

Wir möchten Sie dazu ermutigen, sich bereits während der Schwangerschaft eine Begleitung zu suchen, die Sie bestärkt, anstatt zu verunsichern. Aus unserer Erfahrung macht es einen Unterschied, ob die Begleitung der Schwangeren durch einen Frauenarzt mit Schwerpunkt auf medizinischen Kontrollen oder durch einen Geburtshelfer (ggf. eine Hebamme) mit ganzheitlichem Ansatz erfolgt. Denn eine vorwiegend auf medizinische Belange ausgerichtete Begleitung kann der schwangeren Frau das Gefühl von Unsicherheit vermitteln und bei Abweichungen vom erwarteten „normierten“ Verlauf Ängste auslösen.

Ein anderes Konzept bietet sich deshalb zumindest als Ergänzung oder sogar zur alleinigen Begleitung an: nämlich die Betreuung der schwangeren Frau durch eine erfahrene Hebamme. Die (freiberufliche) Hebamme kann Sie als ausgewiesene Spezialistin für Schwangerschaft und Geburt fachlich kompetent und verantwortungsvoll begleiten. Sie sieht ihre Aufgabe vor allem darin, Sie zu bestärken, auf Ihre Intuition zu achten und Sie in Ihrer Kompetenz als Gebärende und Mutter zu unterstützen.

Richtig gebären – aber wo?

Die Wahl des Geburtsortes ist ein weiterer zentraler Punkt in der Vorbereitung auf die Geburt. Ein für Sie guter Geburtsort ist ein Ort, an dem Sie sich absolut geborgen und sicher fühlen und wo Sie loslassen können. Wir wollen Sie dazu ermutigen, für sich herauszufinden, wo dies am besten der Fall ist. Deshalb informieren wir Sie in unserem Buch über die unterschiedlichen Geburtsorte und machen auf die jeweiligen Vor- und Nachteile aufmerksam.

Wir wünschen uns, mit unserem Buch dazu beizutragen, dass Sie für sich auf Basis der vielfältigen Informationen eine passende Begleitung und Umgebung für die Geburt Ihres Kindes auswählen und eine befriedigende Geburt erleben werden.

Auf gar keinen Fall wollen wir dogmatisch Ratschläge erteilen oder Empfehlungen abgeben. Jede Frau hat schließlich ihre ganz persönliche (Vor-)Geschichte, und sämtliche Abwägungen werden vor diesem Hintergrund erfolgen. Was für die eine Frau verunsichernd ist, wird von einer anderen als Gewinn wahrgenommen. Wir möchten Sie daher darin bestärken, in all Ihren Entscheidungen Ihrer eigenen Intuition zu folgen und auf diese Weise für sich und Ihr Baby Ihren persönlichen Weg zur Geburt zu finden.

Wegweiser durch das Buch

Möglicherweise haben Sie als Betroffene, als Angehöriger oder als Fachperson unterschiedliche Interessen und Zielsetzungen, wenn Sie dieses Buch lesen. Aus diesem Grund sind die einzelnen Kapitel so angelegt, dass jedes Kapitel ohne Vorkenntnisse verständlich ist und im Prinzip auch für sich stehen könnte. Jede Leserin und jeder Leser kann sich so die für seine entsprechende Situation wichtigen und notwendigen Informationen herausfiltern, ohne eine bestimmte Reihenfolge beim Lesen einhalten zu müssen.

Im umfangreichen Glossar ab Seite → finden Sie zahlreiche Fachbegriffe erläutert.

Das Buch ist in vier Abschnitte unterteilt:

Im ersten Teil des Buches finden Sie einen Überblick über:

Damit möchten wir Ihnen fundierte Grundlagen für eine freie Entscheidung unabhängig von Ihrer Vorgeschichte bieten.

Die Erfahrungsberichte im zweiten Teil des Buches beleuchten die verschiedenen Geburtsmöglichkeiten, die es gibt, und ermöglichen Einblicke in die Gefühlswelten der Frauen.

Nicht nur für werdende Mütter, sondern auch für die Väter sind diese Berichte lesenswert. Sie zeigen, was ein Kaiserschnitt in den Müttern auslösen kann, und wie langwierig und manchmal schwierig die Heilung ist. Sie belegen aber auch, mit welcher Konsequenz die Frauen mit ihren Familien diesen Weg teilweise verfolgt haben.

Im dritten Teil geht es um die praktische Umsetzung und Vorbereitung einer Geburt nach einem vorangegangenen Kaiserschnitt.

Wir geben Hinweise zu den folgenden Themen:

Zum Schluss finden Sie die Beiträge unserer GastautorInnen.

Hebammen, Ärzte und Therapeuten haben ihre umfangreiche Erfahrung und ihr Wissen mit uns und Ihnen geteilt, um Frauen den Weg zu einer guten und selbstbestimmten Geburt zu ebnen. Dieses Fachwissen kann für werdende Eltern von unschätzbarem Wert im Dialog mit den betreuenden GeburtshelferInnen sein.

Danke

Wir bedanken uns aus tiefstem Herzen bei all jenen Hebammen und Ärzten, die den Wunsch, unsere Kinder normal zu gebären, verstanden und respektiert und uns in unserem Vorhaben unterstützt haben. Ohne sie wären wir heute nicht die, die wir sind, und die Idee zu unserem Buch wäre niemals entstanden.

Ein besonderer Dank geht an Sabine Drietchen und Nelli Moser.

Ein großes Dankeschön gilt außerdem all jenen Müttern, die unser Buch mit ihren Geburtsberichten bereichern und ihre persönlichen Erfahrungen mit den Leserinnen und Lesern teilen.

Weiterhin gebührt den zahlreichen GastautorInnen unser Dank, die unsere Informationen durch ihre wunderbaren Essays ergänzen und den LeserInnen so Einblicke in ihren umfangreichen Erfahrungsschatz ermöglichen.

Außerdem danken wir den vielen hilfreichen Köpfen, die uns beratend zur Seite gestanden sind und unsere Texte wiederholt gelesen und fachlich korrigiert haben. In alphabetischer Reihenfolge waren das:

Dr.med. Bärbel Basters-Hoffmann, Martina Eirich, Dr. Annett Hartmann, Dr.med. Sven Hildebrandt, Dr.med. Simeon Korth, Dr.med. Gabriele Kußmann, Anna Rockel-Loenhoff, Dr.med. Susanne Roesch, Dr.med. Julia Stefan-Caspary, MMag. Kathrin Steinberger, Anke Wiemer (QUAG).

Ulrike Pettau und Oliver König halfen uns bei der Erstellung und Produktion der Projekt-Beschreibungen, die an die Teilnehmerinnen verteilt wurden, daneben waren sie uns auch neutrale, da völlig fachfremde, Kritiker und motivierten uns oft auf unserem Weg – danke!

Unsere Lektorin Dr. phil. Heike Wolter ließ unser Buch zu einer „runden“ Sache werden. Mit viel Einfühlungsvermögen und großem Können hat sie dazu beigetragen, dass unser Buch für jedermann gut lesbar ist. Herzlichen Dank dafür!

Wir danken außerdem unserer „strengen“ Verlegerin Dr. phil. Caroline Oblasser, die uns immer wieder motivierte, vermeintliche medizinische „Wahrheiten“ zu hinterfragen. Durch die kritischen Diskussionen mit ihr konnte unser Buch wachsen und sich zu dem entwickeln, was es nun ist.

Unsere Familien haben uns auch auf schwierigen Wegstrecken ermuntert und motiviert. Zuerst bei unserem Vorhaben, unsere Kinder so zu gebären, wie es Generationen von Frauen vor uns immer schon getan haben, und darüber hinaus bei der Fertigstellung unseres Buches. Ohne diesen Halt und die endlose Geduld wäre dies alles nicht möglich gewesen.

Danke an euch!

Schließlich möchten wir uns gegenseitig ein großes „Danke“ sagen. Wir haben uns bei der Arbeit am

Buch gut ergänzt und inspiriert. Während die eine akribisch recherchierte, verlor die andere das große Ganze nicht aus den Augen und drängte immer wieder darauf, weiter zu gehen.

Wir hoffen, dass unser Ausblick auf die Gebärlandschaft auch Ihnen als Leserin und Leser neue Perspektiven eröffnet.

Ute Taschner & Kathrin Scheck

Juli 2012

 

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Der Kaiserschnitt und seine Folgen

Kaiserschnitt-Entwicklungen

Schon seit mehreren Jahrzehnten ist ein weltweiter Anstieg der Sectioraten zu beobachten. Länder wie China (46,2%) und Brasilien (45,9%) sind hier mit weit über 40% Kaiserschnittgeburten führend (Lumbiganon 2010, Gibbons 2010). Doch auch in Deutschland ist die chirurgische Geburtshilfe auf dem Vormarsch: Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes haben im Jahr 2010 exakt 656.390 Frauen ihre Kinder im Krankenhaus zur Welt gebracht. Bei 31,9% (knapp 210.000) von ihnen wurde ein Kaiserschnitt durchgeführt. Die Tendenz ist weiterhin steigend.

17 Jahre zuvor lag der Anteil der chirurgischen Geburtshilfe in Deutschland noch bei knapp 17% (Statistisches Bundesamt). Doch im Gegensatz dazu konnte weder bei der Sterblichkeit der Kinder rund um die Geburt noch bei der Anzahl der Kinder, welche in kritischem Zustand auf die Welt kommen, ein entscheidender Rückgang beobachtet werden (Schwarz 2008). Diese Zahlen sind nahezu gleich geblieben, trotz guter Fortschritte in der Verbesserung der Überlebensraten von Frühgeborenen (Statistisches Bundesamt, BQS).

Wie kommt es also, dass der Bauchschnitt die natürliche Geburt immer weiter verdrängt? Welche medizinischen und nichtmedizinischen Gründe haben zur Zunahme der Schnittentbindung geführt? Welche medizinischen Indikationen für die Geburt mittels Skalpell haben wirklich eine Berechtigung? Diese und viele andere Fragen werden in den folgenden Kapiteln gründlich und umfassend beleuchtet.

Vorab soll jedoch geklärt werden, welche Arten von Kaiserschnitten es gibt und welches die häufigsten medizinischen Indikationen (Gründe) für Kaiserschnitte sind.

 

Arten des Kaiserschnitts

Bei Schnittentbindungen wird zwischen dem primären und dem sekundären Kaiserschnitt unterschieden. Ausschlaggebend für diese Unterteilung ist der Geburtsbeginn. Primäre und sekundäre Kaiserschnitte wurden in den letzten Jahren etwa gleich häufig vorgenommen, bei beiden Formen ist eine gleichmäßig steigende Tendenz zu beobachten (Lutz 2006). Damit wird die häufig geäußerte Hypothese widerlegt, dass der Anstieg der Sectiorate auf die überproportionale Zunahme geplanter Eingriffe zurückzuführen ist.

Primärer Kaiserschnitt

Der primäre Kaiserschnitt ist ein geplanter Eingriff. Er wird zumeist vor dem Beginn der Geburt, das heißt vor dem Einsetzen von Wehen, die auf den Muttermund wirken, durchgeführt. Deshalb findet ein primärer Kaiserschnitt normalerweise vor dem errechneten Geburtstermin statt.

Wenn das Leben von Mutter und/oder Kind in akuter Gefahr ist, z.B. durch eine schwere Präeklampsie/ HELLP-Syndrom oder bei einem der seltenen Fälle, in dem es zu einer vorzeitigen Ablösung der Plazenta gekommen ist, erfolgt ein primärer Kaiserschnitt auch ungeplant als Notfalleingriff. Dies ist zum Glück nur äußerst selten der Fall.

Auch geplante Eingriffe, bei denen der Wehenbeginn abgewartet wird, um kindliche Risiken wie Frühgeburtlichkeit oder Anpassungsstörungen nach der Geburt zu verringern, werden als primäre Kaiserschnitte bezeichnet.

Sekundärer Kaiserschnitt

Bei einem sekundären Kaiserschnitt fällt die Entscheidung zur Operation während der Geburt. Dies kann also nach dem Beginn einer Wehentätigkeit, welche die Eröffnung des Muttermundes bewirkt, oder nach einem Blasensprung der Fall sein. Bei den meisten Notkaiserschnitten handelt es sich um sekundäre Kaiserschnitte.

Arten der Schnittführung

Die Kaiserschnittoperation ist in ihrer langen Geschichte immer wieder Veränderungen in der Operationstechnik unterworfen gewesen. Heutzutage wird die Gebärmutter stets über einige Zentimeter mit Hilfe eines Skalpells eröffnet und dieser Einschnitt durch manuelles Dehnen erweitert. Alle anderen Körperschichten werden je nach Operationsmethode scharf (Schneiden) oder stumpf (Dehnen/Reißen) eröffnet.

An der Gebärmutter findet man im Wesentlichen drei unterschiedliche Richtungen der Schnittführung: den uterinen Querschnitt, den T-Schnitt und den Längs schnitt. Anhand der Hautnarbe am Bauch sind jedoch keine zuverlässigen Rückschlüsse auf die innere Schnittführung bzw. Eröffnungsmethode möglich.

Querschnitt

Beim uterinen Querschnitt wird die Gebärmutter oberhalb des Gebärmutterhalses mit einem queren Schnitt eröffnet und dieser kleine Schnitt durch Dehnen mit den Händen in Querrichtung erweitert. Bei Verwachsungen oder Vernarbungen kann auch eine Erweiterung des Querschnittes mit Hilfe des Skalpells nötig werden.

Längsschnitt

Der uterine Längsschnitt wurde früher häufig(er) angewandt und ist in anderen Ländern zum Teil noch weiter als bei uns verbreitet. Es kann also sein, dass diese Technik zum Einsatz kam, wenn die Mutter im Ausland (z.B. in Nordamerika) einen Kaiserschnitt hatte. Nicht immer findet sich dabei ein Hautschnitt in Längsrichtung, weswegen in diesem Fall nur der Operateur bzw. das OP-Protokoll Auskunft über die Schnittführung geben kann.

T-Schnitt

Der T-Schnitt kommt dann zum Einsatz, wenn sich – insbesondere bei Frühgeborenen – beim Querschnitt Schwierigkeiten mit der Entwicklung des Kindes ergeben. Hier wird der quere Gebärmutter-Schnitt wie ein umgekehrtes T nach oben hin erweitert. Auch hier gilt, dass die Schnittführung von außen nicht zu erkennen ist.

Schnittführung und Rupturgefahr

Die beiden letztgenannten Schnittführungen bergen bei der nächsten Schwangerschaft und Geburt eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Uterusruptur und werden daher nach Möglichkeit vermieden.

Manche Operateure erweitern den Querschnitt, wenn sich Schwierigkeiten mit der Kindesentwicklung zeigen, U- oder L-förmig, um einen T-Schnitt zu umgehen (Stark 2008).

Nicht allein die Schnittführung, sondern auch die Nahttechnik selbst kann eventuell die Rupturgefahr beeinflussen. Wird die Wunde an der Gebärmutter sehr fest bzw. mit enger Stichfolge genäht, beeinträchtigt dies unter Umständen die Durchblutung. In der Folge kann es zum Gewebeuntergang und zur Defektheilung kommen.

Medizinische Indikationen für Kaiserschnitte

Die häufigsten Kaiserschnittgründe

Die Gmünder Ersatzkasse, seit 2010 Fusion zur Barmer GEK, hat im Jahr 2006 eine Untersuchung zum Kaiserschnitt veröffentlicht. Es wurden alle versicherten Mütter (5.361), die im Jahr 2004 ihr(e) Kind(er) durch einen Kaiserschnitt geboren hatten, befragt.

Der am häufigsten angegebene Grund (30%) für einen primären Kaiserschnitt war der Status nach früherem Kaiserschnitt. Dies zeigt, dass sich der einmal durchgeführte Kaiserschnitt in der Zukunft automatisch selbst reproduziert (Lutz 2006).

Für weitere 26% der geplanten Kaiserschnitte war die Beckenendlage des Kindes verantwortlich. 90% aller Kinder in Steißlage kommen in Deutschland durch einen Kaiserschnitt zur Welt, obwohl diese nach wie vor keine absolute Indikation für einen Bauchschnitt darstellt.

An nächster Stelle der Gründe für einen primären Kaiserschnitt stand mit 15% der Verdacht auf ein Missverhältnis zwischen der Größe des kindlichen Schädels und dem mütterlichem Becken. Bereits der Begriff des Verdachts zeigt aber die relative Ungenauigkeit und bedeutet, dass zahlreiche Kaiserschnitte durchgeführt werden, obwohl keine tatsächliche Indikation gegeben ist.

Immerhin 7% der primären Kaiserschnitte wurden wegen eines sogenannten pathologischen CTGs (Cardiotokogramm) durchgeführt. Beim sekundären Kaiserschnitt steht laut der Untersuchung der GEK an erster Stelle der Gründe das pathologische CTG mit über 44%, gefolgt vom relativen Missverhältnis mit 28%, verzögertem Geburtsverlauf oder Geburtsstillstand (19%) und Zustand nach Sectio (11%).

Absolute Kaiserschnitt-Indikationen

Man spricht von absoluten Kaiserschnittindikationen, wenn der Kaiserschnitt wegen einer akuten Gefährdung des Lebens der Mutter oder des Kindes erfolgt und es in diesem Moment keine andere gefahrlose Möglichkeit der Geburt des Kindes gibt.

Eine absolute Kaiserschnittindikation besteht bei

Weitere akute Gefährdungen können bestehen bei

Auf diese Indikationen entfallen jedoch weniger als 10% der durchgeführten Kaiserschnitte (Lutz 2006, Dudenhausen 2008). Die häufigsten Kaiserschnitt-Indikationen sind, wie aus der GEK Studie ersichtlich war, relative Indikationen.

Relative Kaiserschnitt-Indikationen

Bei ca. 80 – 90% der Kaiserschnittentbindungen liegen relative Indikationen vor (Lutz 2006, Dudenhausen 2008). Hier liegt die Indikationsstellung im Ermessen des Geburtshelfers, der bei einer normalen Geburt Risiken für Mutter und/oder Kind befürchtet.

Zu den relativen Sectio-Indikationen zählen unter anderem:

Bei den relativen Kaiserschnitt-Indikationen gibt es einen Ermessensspielraum. Im Mittelpunkt der Überlegungen steht die Abwägung des Geburtshelfers zwischen den Risiken, welche er bei einer vaginalen Geburt für Mutter und Kind unter den gegebenen Vorbedingungen erwartet, und den Risiken, welche die Sectio mit sich bringt.

Die Mutter muss bei den relativen Kaiserschnitt-Indikationen immer in die Entscheidung zur geburtshilflichen Operation mit einbezogen werden. In der Realität geschieht dies oft nicht in ausreichendem Maße. Auch eine aktive Beeinflussung der Mutter in Richtung des Kaiserschnitts scheint gelegentlich vorzukommen (Lutz 2006, Krause/Stark 2008, Landon 2008).

In den meisten Industrienationen ist es in den letzten Jahren vor allem zu einer deutlichen Ausweitung der relativen Kaiserschnitt-Indikationen gekommen.

Kaiserschnitt wegen Geburtsstillstand

Bei Befragungen geben Kaiserschnittmütter häufig den „Geburtsstillstand“ als Grund für ihre Schnittentbindung an. Von einem Geburtsstillstand spricht die Medizin, wenn die Geburt trotz unterschiedlicher Maßnahmen zur Förderung des Geburtsfortschrittes – wie etwa Lagewechsel oder Anregung der Wehentätigkeit mittels Medikamenten – über mehr als zwei Stunden nicht weiter vorangeschritten ist (Schneider et al. 2010).

Die Ursachen bzw. Gründe für einen Geburtsstillstand bleiben oft auch im Nachhinein unerkannt und werden deshalb manchmal Gegenstand von Spekulationen.

Ein Geburtsstillstand kann prinzipiell zu jedem Zeitpunkt des Geburtsverlaufes eintreten. Man kann dabei zwischen einem Geburtsstillstand in der Eröffnungs- und in der Austreibungsperiode unterscheiden.

Wie rasch, auf welche Weise und ob operativ eingegriffen wird, hängt von der Ausrichtung der einzelnen geburtshilflichen Abteilung, dem zuständigen Arzt oder der Hebamme ab. Der Essay der Ärztin und Hebamme Anna Rockel-Loenhoff auf Seite → geht auf verzögerte Geburtsverläufe, den Geburtsstillstand und Latenzphasen während der Geburt ein.

Gründe für steigende Kaiserschnittraten

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dürften die Kaiserschnittraten weltweit zwischen 10% und höchstens 15% liegen (WHO 1985; Chalmers 1992). Kaiserschnittraten, die über dieser Zahl liegen, lassen laut WHO vermuten, dass nicht aus medizinischen Erwägungen heraus operiert wird. Damit sind keine weiteren Verbesserungen für die Mütter oder die Kinder zu erwarten.

Doch wie kommt es, dass die Sectioraten heute weit über diese geforderten 15% gestiegen sind?

Nicht nur medizinische, sondern auch gesellschaftliche, rechtliche und sozioökonomische Faktoren haben im Zusammenspiel zu einer drastischen Ausweitung der relativen Sectioindikationen geführt. Es kam unter anderem zu einem Perspektivenwechsel: Während früher die Sicherheit der Mutter im Mittelpunkt der Überlegungen stand, verschob sich der Fokus in der heute praktizierten Geburtshilfe zunehmend in Richtung einer präventiven Indikationsstellung wegen einer möglichen kindlichen Gefährdung (Lutz 2006).

Krankenhausbedingte Faktoren

Von der Geburtshilfe zur klinischen Geburtsmedizin

Die meisten Kinder, die in den entwickelten Industrienationen geboren werden, kommen heutzutage in technisch ausgerüsteten Kreißsälen zur Welt. Die Betreuung während der Geburt erfolgt unter ärztlicher Verantwortlichkeit. Auch die Vorsorge während der Schwangerschaft liegt zumeist in den Händen von Fachärzten für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Viele Geburtshelfer nehmen eine Geburt allerdings nicht mehr als einen physiologischen, sich selbst regulierenden Vorgang wahr, denn die meisten Klinikärzte werden hauptsächlich bei Komplikationen hinzugerufen.

Dies leistet der Wahrnehmung Vorschub, dass die Geburt ein riskantes Ereignis ist, das einer kontinuierlichen Überwachung durch moderne Technik bedarf. Dadurch werden häufig schon geringe Normabweichungen pathologisiert, und gleichzeitig sinkt die Schwelle für Interventionen. So bringen heute nur noch etwa 7% der Frauen, die in Kliniken entbinden, ihre Kinder ohne Eingriffe zur Welt (Schücking 2004).

Prof. Beate Schücking, Wissenschaftlerin der Universität Osnabrück, hat Daten von mehr als einer Million Klinikgeburten analysiert, die zwischen 1984 und 1999 im Rahmen der niedersächsischen Perinatalerhebung erfasst wurden. Sie stellte dabei fest, dass:

Entstehung einer Interventionskaskade

Parallel zum Anstieg der Interventionen nahmen die Geburtsbeendigungen durch Kaiserschnitt zu (Schücking 2004). Häufig erfolgten diese wegen eines protrahierten (verzögerten) Geburtsverlaufes oder wegen eines „Geburtsstillstandes“.

Doch eine „verzögerte“ Geburt ist nicht selten das Resultat aufeinander folgender Interventionen: Dabei zieht ein vergleichsweise harmlos erscheinender Eingriff weitere medizinische Handlungen nach sich.

Ein Wehenmittel zum Beispiel kann übermäßig starke Kontraktionen mit kürzeren Erholungspausen provozieren, sodass das Kind dadurch keine Gelegenheit mehr hat, sich zu regenerieren: Die Plazenta kann das Kind unter diesen Umständen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgen! Natürliche Mechanismen von Mutter und Kind zur sinnvollen Steuerung der Wehentätigkeit werden damit ausgehebelt.

Um die durch Wehenmittel induzierte Belastung von Mutter und Kind erträglicher zu gestalten, kann durch die Gabe von Medikamenten zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung der natürliche Ablauf der Geburt durcheinander geraten. Zudem sind Frauen in dieser Situation nicht selten psychisch belastet, was zu einer Verzögerung des Geburtsverlaufs beitragen kann.

Ein Geburtsverlauf, welcher durch Eingriffe beeinflusst wurde, kann den Geburtshelfer unter Umständen zu weiterem medizinischen Handeln zwingen, um möglichen Schaden von Mutter und Kind abzuwenden. Und gar nicht so selten gipfelt diese Interventionskaskade eben in einem Kaiserschnitt.

Dieser Ablauf wurde in der Forschungsarbeit von Frau Dr. Clarissa Schwarz genau dokumentiert. Im Vergleich zu Frauen mit spontanem Wehenbeginn erhalten Frauen nach einer versuchten Geburtseinleitung fast doppelt so oft eine PDA und um 60% häufiger Wehenmittel. Auch eine Überstimulation der Wehentätigkeit wird nach Einleitungsversuchen immer wieder beobachtet. Diese kann zu CTG-Auffälligkeiten führen und den Einsatz wehenhemmender Mittel nach sich ziehen. Laut der Untersuchungen von Dr. Schwarz kommt es nach Einleitungsversuchen doppelt so häufig zu einem Geburtsstillstand und doppelt so häufig zu einem Kaiserschnitt (Schwarz 2008).

Mütterliches Alter und Reproduktionsmedizin

In den letzten Jahren entstanden zunehmend mehr Schwangerschaften durch die verbesserten Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin. Diese Frauen haben dabei erfahren, dass sie nur mit Hilfe eines Arztes und der Technik schwanger geworden sind. Viele unter ihnen können sich daher nicht vorstellen, ihr Kind aus eigener Kraft zur Welt zu bringen, haben sie sich doch bezüglich der Entstehung des Kindes selbst als teilweise hilf- und machtlos erlebt.

Verständlicherweise haben gerade diese Frauen große Selbstzweifel. Sie sehen nun in der Schnittentbindung die vermeintlich sicherste Art der Geburt und sind sich oft nicht darüber im Klaren, dass die Sectio für das Kind und sie selbst mit zusätzlichen Komplikationen verbunden sein kann.

Durch die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin hat sich in den letzten Jahren auch die Rate der Mehrlingsschwangerschaften erhöht. Diese werden in der Klinik häufiger durch einen Kaiserschnitt beendet als Einlingsschwangerschaften. Hinzu kommt ein durchschnittlich höheres mütterliches Alter bei schwangeren Frauen, die eine Sterilitätsbehandlung hinter sich haben.

Bereits ab einem Alter von 35 Jahren werden sie von vielen Gynäkologen per se als Risikoschwangere eingestuft. Dabei ist das Alter kein Grund dafür, mittels Sectio zu entbinden. Bei steigender Lebenserwartung und einer bewusst später gewählten Mutterschaft werden künftig über 35-jährige Mütter das Alltagsbild prägen und eher den Normalfall denn die Ausnahme darstellen.

Allerdings ist nicht von der Hand zu weisen, dass ältere Frauen, die von allein nicht schwanger werden konnten, statistisch gesehen häufiger unter Vorerkrankungen leiden.

Eine pauschale Einordnung in Risikokategorien führt aber nicht nur bei den betroffenen Frauen selbst, sondern auch bei den behandelnden Ärzten zu einer Verunsicherung, in deren Folge sich diese Mütter und auch ihre Ärzte eine spontane Geburt trotz guter individueller Gesundheit seltener zutrauen.

Frauen und ihre Ärzte sollten bedenken, dass die Wundheilung mit zunehmendem Alter komplizierter und langsamer werden kann und deshalb besonders bei später Mutterschaft eine verletzungsfreie Geburt ohne Bauchschnitt angestrebt werden sollte.

Gesellschaftliche Einflüsse

Absicherung gegen Risiken

Das gesellschaftliche Umfeld, in dem sich zukünftige Eltern bewegen, kann Einfluss auf den Geburtsverlauf ausüben: Erziehung, Medien und eigene Erlebnisse tragen zu einer bestimmten Einstellung gegenüber Schwangerschaft und Geburt bei, die sich unbewusst schon lange vor dem konkreten Fall manifestiert. In unserer Lebensplanung überlassen wir heute nur noch wenig dem Zufall. Aus diesem Grund können existenzielle Ereignisse wie Schwangerschaft und Geburt Ängste und Verunsicherung bei uns auslösen.

Hinzu kommt, dass sich die Anzahl der im Mutterpass zu dokumentierenden Risiken zwischen 1968 und 1986 von 12 auf 52 erhöht hat. Entsprechend werden heute mehr als zwei Drittel aller Schwangerschaften als risikobehaftet eingestuft (Schach 2007).

Unsicherheit statt Vertrauen

Viele Frauen können Schwangerschaft und Geburt heute nicht mehr unbeschwert und voller Vertrauen erleben, denn die fortschreitende Medikalisierung bewirkt eine Verstärkung der vorhandenen Unsicherheiten.

Doch gerade dadurch geht vielen Frauen das Vertrauen in ihren Körper, ihr Kind und ihre natürliche Fähigkeit zum Gebären verloren. Schlussendlich sehen manche Eltern sogar im geplanten Kaiserschnitt eine gute Alternative zur vaginalen Geburt.

Während in der Bauchchirurgie und der Gynäkologie zur Minimierung diverser Operationsrisiken und Nebenwirkungen zunehmend endoskopische Techniken Einzug halten, wird die trotz Bikinischnitt und Misgav-Ladach-Technik großräumige Eröffnung des Bauchraumes zum Zwecke der Entbindung eines Kindes weiterhin als sichere Alternative zur normalen Geburt angesehen. Auch ohne medizinisches Wissen lässt sich hier ein augenfälliger Widerspruch erkennen.

Erwartungshaltung und Dienstleistungsdenken

Natürlich ist der Wunsch, eine schmerzfreie, schnelle und komplikationslose Geburt zu erleben, verständlich. Doch nicht selten verlieren sowohl die Eltern als auch unsere Gesellschaft aus den Augen, dass selbst die umfassendste medizinische Absicherung dies nicht garantieren kann.

Hinzu kommt, dass gerade in der Medizin ein gewisses Dienstleistungsdenken Verbreitung gefunden hat. Der Patient sieht sich selbst als Kunden, der für eine Leistung zahlt, in diesem Falle für die „erfolgreiche“ Geburt eines Kindes. Als Kunde kann er sich natürlich aussuchen, wie und wann das Kind geboren werden soll.