Jakob Carl Andrä

Erzählungen und Lebensbilder

aus der

Deutschen Geschichte

 

Bearbeitet von

Dr. Ernst Groth.

Leipzig, im Jahre 1900.

 

Mit 4 Geschichtskarten,

8 Bildertafeln und einem Anhange

 

Inhaltsverzeichnis

I. Alte deutsche Geschichte.

1. Die alten Deutschen

2. Der Götterglaube der Deutschen.

3. Die Cimbern und Teutonen.

4. Cäsar und die Deutschen.

5. Armin, Deutschlands Befreier.

6. Die Völkerwanderung. Die Hunnen.

7. Attila, der Hunnenkönig.

8. Untergang des weströmischen Reiches.

II. Das Mittelalter.

9. Chlodwig, der Frankenkönig.

10. Theodorich der Ostgote. Die Langobarden.

11. Karl Martell. Pippin der Kleine.

12. Bonifatius, der Apostel der Deutschen.

13. Karl der Große. Seine Kriege.

14. Karl der Große als Landesvater.

15. Karls des Großen Lebensweise und Tod.

16. Deutschland unter den Karolingern.

17. Heinrich I., der Finkler.

18. Kaiser Otto der Große.

19. Kaiser Heinrich IV.

20. Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII.

21. Der erste Kreuzzug.

22. Die Zeit der Hohenstaufen.

23. Weitere Kreuzzüge. Untergang der Hohenstaufen.

24. Das Ritterwesen. Die Städte.

25. Rudolf von Habsburg.

26. Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne von Österreich.

27. Kaiser Sigismund und die Hussiten.

28. Brandenburg und die Hohenzollern.

29. Das Schießpulver.

30. Die Buchdruckerkunst.

III. Die neue Zeit.

31. Martin Luther.

32. Der Anfang der Reformation.

33. Der Reichstag zu Worms und die Wartburg.

34. Luther und Melanchthon.

35. Zwingli und Calvin.

36. Kaiser Karl V.

37. Der Dreißigjährige Krieg. Tilly und Wallenstein.

38. Gustav Adolf.

39. Gustav Adolf und Wallenstein.

40. Der westfälische Friede.

41. Brandenburg-Preußen seit der Reformation.

42. Friedrich Wilhelm, der Große Rurfürst.

43. Die Zeit Ludwigs XIV.

44. Des Großen Kurfürsten weitere Regierung.

45. Preußen ein Königreich.

46. Der preußische König Friedrich Wilhelm I.

47. Friedrich der Große. Seine Jugendjahre.

48. Die schlesischen Kriege. Friedrichs Staatsverwaltung.

49. Der Siebenjährige Krieg.

50. Friedrich als Fürst und Mensch.

51. Kaiser Joseph II. von Österreich.

52. Die französische Revolution. General Bonaparte.

53. Kaiser Napoleon I. und die Auflösung des Deutschen Reiches.

54. Preußens Fall.

55. Die Königin Luise.

56. Preußens Wiedergeburt.

57. Napoleons Weltherrschaft.

58. Napoleons Zug nach Rußland.

59. Der Befreiungskrieg, Preußens Erhebung.

60. Die Schlachten des Befreiungskrieges.

61. Der letzte Kampf gegen Napoleon.

62. Deutschland nach den Befreiungskriegen.

63. Die Dampfkraft.

64. Die Elektrizität und andre Erfindungen.

65. Folgen der Erfindungen.

66. Preußens Erstarkung. Innere Kämpfe.

67. Wilhelm I., der Große.

68. Kriege mit Dänemark und Österreich.

69. Otto von Bismarck.

70. Helmut von Moltke.

71. Albrecht von Roon.

72. Der französische Krieg 1870—1871.

73. Die Kämpfe um Metz.

74. Die Schlacht bei Sedan.

75. Die Belagerung von Paris. Liebesthätigkeit.

76. Straßburg und Metz. Der französische Volkskrieg.

77. Der Fall von Paris und Friede.

78. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches.

79. Fünfundzwanzig Friedensjahre, 1871—1896.

80. Die ersten drei deutschen Kaiser.

Anhang

Zeittafel.

Vaterländische Gedenktage.

Die römisch-deutschen Kaiser.

Die Hohenzollern.

Bildtafeln.

Das Nibelungenlied.

Gudrun.

 

I. Alte deutsche Geschichte.

1. Die alten Deutschen

1. Das alte Deutschland. Um die Zeit, wo Christus geboren wurde, war Deutschland noch ein sehr rauhes unwirtbares Land. Wo jetzt die Sonne warm auf üppige Fruchtgefilde scheint, wehte damals noch feuchtkalte neblige Luft über ungeheure Wälder. Denn dichter Urwald bedeckte den größten Teil des Bodens; und die gewaltigen Eichen, Buchen und Tannen, aus denen er bestand, ließen die Strahlen der Sonne nicht durchdringen und das Erdreich erwärmen und abtrocknen. Daher war das Land weit sumpfiger, rauher und unfruchtbarer, als jetzt. Edle Obstarten, Weintrauben und zarte Gartengewächse konnten nicht gedeihen. Die gewöhnliche Ackerfrucht war Hafer; auch Gerste, Roggen und Weizen wurden gebaut, und starker Flachsbau getrieben. Grasreiche Weiden nährten Rinder, Pferde und Kleinvieh in Menge; Viehbesitz war des Deutschen größter und liebster Reichtum. Im Dickicht der Wälder hausten viele wilde Tiere: Wölfe und Eber, Bären, Elentiere und riesige Auerochsen. Städte gab es nirgends im Lande; denn enges Zusammenwohnen erschien unsern Vorfahren unnatürlich. Sie lebten in Dörfern und auf einzelliegenden Höfen; Hütten aus Holz und Lehm, mit Schindeln oder Stroh gedeckt, dienten ihnen zur Wohnung (s. Tafel I).

2. Die Germanen. Die alten Deutschen oder, wie die Römer sie nannten, die Germanen waren ein herrlicher Menschenschlag. Groß und kraftvoll war ihr Körper, breit ihre Brust, ihr Auge blau, ihr Haar goldgelb und lang herabfallend. Als die kampfgeübten Römer, die alle Völker im südlichen Europa unterjocht hatten, zum erstenmal mit diesen Söhnen des Nordens zusammentrafen, wurden sie durch die stolze Haltung den kühnen, durchdringenden Blick und den brausenden Schlachtgesang dieser Feinde in Erstaunen und Schrecken gesetzt. Der Sinn der Germanen war auf Kampf und kühne Thaten gerichtet. Von Jugend auf übten sie sich im Gebrauche der Waffen, im Kampfe mit wilden Tieren. Die Felle des erlegten Wildes dienten ihnen zur Kleidung; als köstlichster Schmuck galten ihnen die Waffen. Es war ein festlicher Tag, wenn der herangewachsene Jüngling vor versammelter Gemeinde für wehrhaft erklärt und vom Vorsteher mit Schild und Lanze geschmückt wurde. Von nun an trennte er sich nicht mehr von seinen Waffen; mit ihnen zog er nicht allein zum Kampf, er erschien auch bewaffnet in der Versammlung der Gemeinde und beim Festgelage.

3. Kriegswesen. Gab es Krieg, so wurden alle wehrfähigen freien Männer aufgeboten. Ein solches Aufgebot hieß der Heerbann. Der tapferste der Helden wurde zum Anführer oder Herzog erhoben. Kriegslustige Jünglinge schlossen sich ihm an als sein Gefolge und schwuren, vereint mit ihm zu leben und zu sterben. Vor der Schlacht erhoben sie ein furchtbares Kampfgeschrei, um ihren Mut zu entflammen. Mit unglaublicher Tapferkeit wurde gekämpft: Führer und Gefolge wetteiferten in heldenmütigen Thaten. Lebendig aus der Schlacht zu weichen, wenn der Führer gefallen war, brachte Schande fürs ganze Leben. Mancher Held konnte des Kampfes gar nicht genug haben. Herrschte daheim Friede, so unternahm er mit seinem Gefolge einen Kriegszug in fremdes Gebiet und suchte dort Ruhm und Beute.

4. Lebensart und Sitte. In Friedenszeiten beschäftigte besonders die Jagd die freien Männer. Die Besorgung des Hauswesens und der Ackerwirtschaft blieb den Weibern und den Knechten überlassen. Die Männer lagen, wenn sie von ihren Zügen zurückgekehrt waren, daheim auf einer Bärenhaut neben dem Herde. Wer zu lange ruhte und den Sinn für große Thaten verlor, hieß ein Bärenhäuter. Die Zeit verkürzten sie sich gern mit Würfelspiel, dem sie mit solcher Leidenschaft ergeben waren, daß sie oft Hab und Gut verspielten. Auch im Trunk waren sie leicht unmäßig. Zwar kannten sie noch nicht den Wein; aber sich in Bier und Met, ihren Lieblingsgetränken, zu berauschen, galt nicht für Schande. Oft besangen sie bei ihren Gelagen die Thaten der alten Helden. Dann tauschten sie offenen Herzens ihre Gedanken aus, schlossen Freundschaftsbündnisse, ratschlagten über kriegerische Unternehmungen, über Angelegenheiten der Gemeinde und der Familie. Aber am andern Tage prüften sie noch einmal nüchternen Sinnes, was sie bei der Fröhlichkeit des Mahles verabredet hatten, damit kein wichtiger Entschluß ohne reifliche Überlegung gefaßt werde.

5. Deutsche Tugenden. Schöne Züge in dem Wesen der alten Deutschen waren ihre Redlichkeit und Treue, ihre Gastfreundlichkeit, ihre Hochachtung vor den Frauen. Wie der Deutsche redete, so meinte er es auch: Verstellung und Hinterlist waren seinem geraden Sinne fremd. Getreu hielt er, was er versprochen hatte. „Hier hast du meine Hand darauf," sagte er und reichte die Rechte dar. Und das galt so viel wie Eidschwur: ein Mann — ein Wort! Jedem Wanderer stand seine Hütte offen; auch den völlig Unbekannten nahm er gastlich an seinen Tisch und bot ihm Schutz und Erquickung. Beim Abschied gab er ihm ein Gastgeschenk und geleitete ihn seines Weges. Hohe Ehre genossen die Frauen. Sie standen nicht nur dem Hauswesen vor, man achtete auch auf ihre Stimme im Rate der Männer. Denn verständiger Sinn zierte sie nicht minder wie züchtige Sitte. Ja, man schrieb ihnen sogar die Gabe der Weissagung zu, und einige von ihnen haben auf große Unternehmungen wichtigen Einfluß ausgeübt. Auch die Beschwerden und Gefahren des Kriegslebens teilten sie manchmal mit den Männern. Sie folgten ihnen in die Schlacht, um die Verwundeten zu pflegen und durch ihren Zuruf den Mut der Kämpfenden anzufeuern. Manche Schlachtreihe, die schon zu weichen begann, hat so die Entschlossenheit der Frauen wieder zum Stehen und Kämpfen gebracht.

6. Bürgerliche Einrichtungen. Das große deutsche Volk bestand aus einer Menge kleiner Stämme. Diese lebten unabhängig voneinander, hatten aber gleiche Sitten und Einrichtungen. An ihrer Spitze standen Fürsten (die Vordersten, Ersten), die aus den angesehensten und erfahrensten Männern gewählt wurden. Bei einigen Stämmen gab es auch Könige.Sie wurden aus vornehmen, durch Reichtum und Ruhm hervorragenden Geschlechtern genommen und waren die Führer des Volkes im Kriege und im Frieden. Alle wichtigen Angelegenheiten aber wurden von der Volksversammlung beraten, die an bestimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Ein mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie die Malstatt. Da hatte jeder freie Mann das Recht zu reden. Alle kamen bewaffnet; denn Waffen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten Vorschlage zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, so erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei den Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Anweisungen sich jeder willig fügte; denn sie waren die Diener der Gottheit und weissagten aus den Runen. Dies waren geheimnisvolle Zeichen, die auf Stäbchen aus Buchenholz eingeritzt waren. Daher kommt das Wort Buchstabe.

2. Der Götterglaube der Deutschen.

1. Götter. Wie alle heidnischen Völker verehrten die alten Deutschen viele Götter. Die gewaltigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hieß Wodan oder Odin. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, in Walhall. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl.— Wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Thor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen herniedersendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz. Wie Wodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als Gott des Landmanns und der friedlichen Thätigkeit. Nach ihm hat der Donnerstag den Namen. — Als der dritte der großen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Er war die ausführende Hand Wodans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein heiliger Tag ist der Dienstag. — Wodans Gemahlin war Frigga. Neben ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der Welt. Sie war die Schutzgöttin des häuslichen Herdes und die Beschützerin der Hausfrauen; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spindel. — Göttin der Liebe war Freya; ihr war der Freitag geheiligt. — Die allnährende, mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam — so glaubte man — die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzuge kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder von der Erde. — Neben den Hauptgöttern gab es noch untergeordnete göttliche Wesen. Da war die liebliche Frühlingsgöttin Ostara. Ihr Fest, das der im Frühling wiedererwachenden Natur, war den Deutschen so lieb geworden, daß später die in diese Zeit fallende christliche Feier den alten Namen Ostern behielt. Ostaras Lieblingstier war der Hase, der schon den Kindern der alten Deutschen die Ostereier legte. — Auch glaubte man an die drei Nornen oder Schicksalgöttinnen, in deren Macht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft liegt. — Die Walküren begleiten als Schildjungfrauen Wodan auf das Schlachtfeld, die Walstatt; sie „küren die Wal", d.h. sie bestimmen nach göttlichem Ratschluß die Helden, die in der Schlacht fallen sollen, und tragen sie aus ihren durch die Luft sausenden Rossen empor nach Walhall. — Ebenfalls in der Luft hausen die neckischen und die bösen Elben oder Elfen. In der Tiefe der Erde sitzen die Zwerge als Hüter der Schätze. Im Wasser wohnen die gefährlichen Nixen oder Wassergeister; sie lieben die Musik und mischen sich gern unter tanzende Menschen. — So sahen unsere Vorfahren im Brausen des Sturmes, in der wilden Feldschlacht und im stillen Walten der Natur überall die leitende und lenkende Hand einer Gottheit. Der Glaube an die alten Götter war ihnen so ans Herz gewachsen, daß auch das Christentum ihn nicht ganz austilgen konnte; als Aberglaube in Sitte, Sage und Märchen lebt er still weiter bis auf den heutigen Tag.

2. Baldur. Ein Sohn Wodans ist der jugendlich schöne Lichtgott Baldur, der Liebling aller Götter; er mußte früh sterben. Darüber erzählt die Sage folgendes: Baldur hatte schwere Träume, die ihm Gefahr ankündigten. Um ihn zu beruhigen, nahm seine Mutter Frigga allen Geschöpfen den Eid ab, daß sie ihm nicht schaden wollten; nur die Mistel beachtete sie nicht, weil diese ihr zu ungefährlich schien. Da nun die Götter ihn gegen alle Gefahr gesichert glaubten, so warfen und schossen sie zur Kurzweil mit allerhand Gegenständen nach ihm, und das that ihm keinen Schaden. Aber unter den guten Göttern, den Asen, war auch der böse Loki, der Gott des Feuers. Der war neidisch auf Baldur und suchte ihn zu verderben. Er gab dem blinden Hödur, dem Bruder Baldurs, den Mistelzweig und leitete ihn an, damit auf Baldur zu werfen. Hödur traf, und Baldur sank tot zur Erde; und obgleich er ein Gott gewesen war, mußte er hinab ins Totenreich zur Totengöttin Hel.

3. Die Götterdämmerung. Die Götter haben kein ewiges Leben, denn auch ihnen steht der Untergang bevor: in der Götterdämmerung, in der die ganze jetzige Welt nebst den Göttern untergeht. Da werden Riesen, die von den guten Göttern überwunden und gefesselt worden waren, darunter auch der böse Loki, von ihren Banden los und erheben sich zum letzten Kampf gegen die Götter. Es fallen sowohl die Himmlischen als auch die Riesen, und die ganze Welt geht in Flammen auf. Aber nach diesem Weltbrande erhebt sich aus dem Meer eine neue, schönere Erde, und ein neues, goldenes Zeitalter bricht an. Auch Baldur erwacht zu neuem Leben, und dann kommt „der Starke von oben", der unbekannte oberste Gott, der allen Streit schlichtet und heilige Gebote giebt, die ewig dauern.

4. Götterdienst. Wie Nerthus hatten auch die übrigen Götter ihre Heiligtümer im Dunkel der Haine und Wälder. Dorthin waldfahrtete man; unter alten geheiligten Bäumen brachte man die liebsten Tiere, die Pferde, zum Opfer dar, ja sogar Menschen; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Tempel und Götzenbilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebäuden von Menschenhänden wohnen zu können, oder in menschlicher Gestalt abgebildet zu werden. An ein zukünftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todesfurcht. Die tapfer kämpfend in der Schlacht fielen, die kamen ja nach Walhall, der himmlischen Burg Wodans, wo sie alles in Fülle fanden, was sie auf Erden beglückte: unaufhörliche Heldenkämpfe, fröhliche Jagden, festliche Schmausereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Walhalls Freuden ausgeschlossen: sie kamen in das Reich der Hel, die Hölle, und mußten dort in ewiger Finsternis schmachten.

3. Die Cimbern und Teutonen.

1. Wanderung der Cimbern und Teutonen (113 v. Chr.). Unsere Vorfahren lernen wir zuerst kennen durch ihre Kämpfe mit den Römern. Diese Kämpfe beginnen etwa hundert Jahre vor Christi Geburt mit dem Einfall der Cimbern und Teutonen ins römische Reich. Das waren deutsche Völkerschaften von den Ufern der Nord- und Ostsee. Durch Hunger und Überschwemmung gezwungen, waren sie mit Weib und Kind und aller Habe von ihrer Heimat ausgezogen, um sich im Süden neue Wohnsitze zu suchen. Wie ein gewaltiger Strom drangen sie gegen Italiens Grenzen heran; mehrere Heere, welche die Römer gegen sie aussandten, erlagen ihrer wilden Tapferkeit. Da ergriff ungeheure Angst das stolze Rom. Wer konnte Rettung bringen vor dem fürchterlichen Feinde, wer Italien schützen gegen die ungestüme Kraft jener Schar von Riesen, deren trotziger Blick Verderben drohte, deren Kampfgeschrei dröhnte wie Brüllen der Löwen? Nur einen Mann hatte Rom, der imstande schien, den Untergang von ihm abzuwenden. Es war Marius, der größte Kriegsmann seiner Zeit. Ihm übertrugen die Römer den gefahrvollen Krieg.

2. Untergang der Teutonen. Zuerst zog Marius gegen die Teutonen, die von dem südlichen Gallien (Frankreich) her in Italien einbrechen wollten. Am Rhoneflusse schlug er ihnen gegenüber ein verschanztes Lager auf. Dort hielt er sich lange ruhig, um seine Krieger erst an den Anblick der schrecklichen Feinde zu gewöhnen. Selbst durch den Hohn der streitlustigen Deutschen, welche die zögernden Römer der Feigheit beschuldigten, ließ er sich nicht zum Kampfe bewegen- Endlich, als die Teutonen in langem Zuge an seinem Lager vorüber nach Italien zogen, folgte er und lieferte ihnen an einem günstig gelegenen Orte eine Schlacht. Die römische Kriegskunst erfocht über die ungezügelte Tapferkeit der Deutschen den Sieg: die Teutonen wurden gänzlich geschlagen.

3. Untergang der Cimbern. Unterdessen waren die Cimbern über die Alpen in Italien eingedrungen. Kecken Mutes waren sie auf ihren großen, hölzernen Schilden von den steilen, schnee- und eisbedeckten Gipfeln der Berge hinabgefahren, hatten Felsen losgebrochen, Bäume ausgerissen und in die Alpenströme geschleudert, um sich Übergänge zu bahnen, und ergossen sich jetzt verheerend über die herrlichen Gefilde Oberitaliens. Da kam Marius und führte sein siegreiches Heer auch gegen sie. Er stellte seine Soldaten so, daß die glühende Sommersonne den Feinden ins Gesicht brannte und der Wind ihnen Sand und Staub in die Augen jagte. Das wirkte. Obgleich die vorderen Reihen der Cimbern sich Mann an Mann mit Ketten gebunden hatten, um nicht vom Platze zu weichen, obgleich die Weiber hinter den Reihen jeden Flüchtling mit Beilen niederhieben: das deutsche Heer wurde gänzlich aufgerieben. So rettete Marius sein Vaterland aus einer Gefahr, in der die Römer zuerst die kriegerische Kraft des deutschen Volkes hatten kennen lernen.

4. Cäsar und die Deutschen.

1. Cäsar und Ariovist (58 v. Chr.). Fünfzig Jahre nach dem Cimbernkriege traf der große Römerheld Julius Cäsar in Gallien, wo er glückliche Eroberungskriege führte, von neuem mit deutschen Völkerschaften zusammen. Ariovist, ein deutscher Fürst, war mit einer tapfern Kriegerschar ins Land gekommen, hatte sich dort festgesetzt und drohte, seine Herrschaft weiter auszubreiten. Cäsar beschloß, ihn nach Deutschland zurückzutreiben. Als es zum entscheidenden Kampfe kommen sollte, ängstigten sich wieder die römischen Soldaten vor der Wildheit und gewaltigen Kraft der Deutschen, also daß sie dem Feldherrn nicht ins Gefecht folgen mochten. Doch Cäsar verstand es, ihr Ehrgefühl zu entflammen; angeführt von einem so großen Meister in der Kriegskunst, gewannen sie den Sieg. Ariovist floh mit wenigen, die dem Tode entgangen waren, über den Rhein.

2. Cäsar in Deutschland. Darauf unterwarf Cäsar durch Gewalt und List alle deutschen Völkerschaften, die sich auf der linken Rheinseite angesiedelt hatten. Zweimal ging er sogar über den Rhein, um in das innere Deutschland vorzudringen; allein er wagte es doch nicht, das mutige Volk in seinen dichten unwegsamen Wäldern anzugreifen, und kehrte daher bald zurück.

5. Armin, Deutschlands Befreier.

1. Drusus in Deutschland. Durch die Eroberungen des großen Cäsar war der Rhein die Grenze geworden zwischen dem römischen Reich und dem Lande der Deutschen. Aber die Römer erkannten in ihrer Herrschsucht diese Grenze nicht an, auch die Deutschen sollten unter das römische Joch gebeugt, auch ihr Land dem ungeheuern Reiche einverleibt werden. Als nicht lange nach Cäsars Tode der Kaiser Augustus im Römischen Reiche herrschte, sandte er mächtige Heere über den Rhein, und sein Stiefsohn, der tapfere Feldherr Drusus, unternahm mehrere Kriegszüge, auf denen er bis an die Weser und Elbe vorrückte. Zwar starb Drusus bald: aber die Unterjochung Deutschlands wurde fortgesetzt. Schon schien das Land zwischen Rhein und Weser ganz im Besitze der Römer zu sein: römische Legionen hatten dort ihre festen Lagerplätze, römische Statthalter schalteten wie in einer eroberten Provinz.

2. Varus. Besonders drückte der Statthalter Varus das deutsche Volk durch schimpfliche Behandlung. Er forderte von den freien Deutschen Abgaben, als wären sie die Unter- thanen der Römer; er suchte ihnen die römischen Sitten und Gesetze, ja sogar die römische Sprache aufzudrängen; er ließ Ruten und Beile vor sich hertragen zum Zeichen, daß er die Macht habe, körperliche Züchtigungen und selbst die Todesstrafe zu verhängen. Solche Knechtschaft empfanden die Deutschen als die äußerste Schmach. Aber wer sollte das Vaterland aus der Hand des mächtigen Unterdrückers befreien?

3. Der Cherusker Armin. Unter den Cheruskern, einer deutschen Völkerschaft, die am Weserstrome ihre Wohnsitze hatte, lebte damals ein junger Fürst von schöner Gestalt, scharfem Verstände, tapferem Arm und Herzen. Sein Name war Armin (Hermann). Um die Kunst des Krieges zu erlernen, hatte er, wie mancher andre deutsche Jüngling, im römischen Heere gedient, und die Römer hatten den edeln Fürstensohn mit Ehren und Würden reich belohnt. Doch ihn konnte römisches Wesen nicht verführen, römische Sittenlosigkeit nicht verderben. Mit tiefem Unwillen sah er die Schmach seines Vaterlandes, und seine Seele erfüllte der Gedanke, dessen Retter zu werden. Kein Römer ahnte sein Vorhaben. Auch als ein Verräter den Varus vor ihm warnte, wollte der sorglose Statthalter an keine Gefahr glauben.

4. Die Schlacht im Teutoburger Walde (9 n. Chr.). Armin aber gewann in der Stille einen der deutschen Fürsten nach dem andern und wartete nur der günstigen Stunde. Da brach bei einer entfernt wohnenden deutschen Völkerschaft ein Aufstand aus. Ihn rasch zu unterdrücken, begab sich Varus mit seinem zahlreichen wohlgerüsteten Heere auf den Marsch. Den drei römischen Legionen folgten deutsche Hilfsscharen unter ihren Fürsten. Auf schlechten Wegen, durch dichtverwachsenes Gehölz ging der Zug durch den Teutoburger Wald (in Westfalen). Bald vermehrte arges Unwetter die Anstrengungen des Marsches. Heftiger Regen rauschte nieder, machte den Boden schlüpfrig und alle Tritte unsicher. Immer schwieriger wurde den schwer bewaffneten, erschöpften römischen Kriegern das Vorwärtsschreiten. Jetzt schien Armin die Zeit zum Kampfe gekommen. Unter seiner Führung stürzten die Deutschen aus ihren Wäldern mit furchtbarem Schlachtgeschrei auf die entsetzten Römer los. Den ganzen Tag hindurch wird gestritten. Am Abend gelingt es den Römern, einen freien Platz zu gewinnen und ein festes Lager aufzuschlagen. Doch ohne Nahrungsmittel und von den Feinden umringt, verbrennen sie in der Frühe des nächsten Morgens alles entbehrliche Gepäck und ziehen durch den unwegsamen Wald weiter. Aber das Unwetter dauert fort, und die Deutschen fallen mit um so größerem Ungestüm über sie her. Noch einmal unterbricht die Nacht den Kampf, noch einmal wird es Morgen. Kein Ausweg, keine Rettung mehr! Auch den Tapfersten entsinkt der Mut, und Varus tötet sich selbst. Nur wenige seiner Krieger können noch entfliehen; alle andern werden erschlagen oder gefangen. Das ganze große, tapfere Römerheer ist vernichtet.

5. Folgen der Schlacht. Während die Deutschen ihren Göttern Dankopfer darbrachten für den errungenen herrlichen Sieg, verbreitete die Botschaft von der furchtbaren Schlacht in Rom Trauer und Schrecken. Der Kaiser Augustus legte Trauerkleider an und ließ sich monatelang Haar und Bart wachsen. Von Schmerz überwältigt, rief er: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Allgemein herrschte die Furcht, die Deutschen würden wieder in Italien einbrechen, wie zur Zeit der Cimbern und Teutonen. Eilig wurden die größten Rüstungen gemacht, um die Grenzen gegen ihren Andrang zu verteidigen. Allein diese Besorgnis war unbegründet: Armin dachte nicht daran, auf Eroberungen auszuziehen; er war zufrieden, den vaterländischen Boden von den Feinden befreit zu haben.

6. Armins Ende. Diese Freiheit seinem Volke zu bewahren, war sein Bemühen, so lange er lebte. Vergeblich machten die Römer neue Versuche, in Deutschland festen Fuß zu fassen. Drusus Sohn Germanicus drang zwar weit in Deutschland ein und nahm Armins Gemahlin, die heldenmütige Thusnelda, gefangen, aber Armin schirmte sein Vaterland mit starkem Arm. Zwölf Jahre lang war er noch des Volkes oberster Führer und Feldhauptmann. Da fiel der edle Held durch schmachvollen Meuchelmord. Das deutsche Volk aber sang seinen Ruhm Jahrhunderte hindurch, und die dankbare Nachwelt feiert ihn mit Recht als Deutschlands Befreier. Im Teutoburger Walde bei Detmold ist ihm jetzt ein großes Denkmal errichtet worden.

7. Römische Kultur in Deutschland. Während ihrer Herrschaft in den deutschen Gauen hatten die Römer an allen wichtigen Verkehrsstraßen Burgen oder befestigte Lager errichtet. So entstanden z. B. die Orte Köln, Bonn, Koblenz, Trier. Am Rhein und an der Mosel führten die Römer den Obst- und Weinbau ein; hier entwickelten sich auch die ersten Anfänge des deutsch-römischen Handels. Bald zogen römische Kaufleute durch die deutschen Lande und betrieben einen lebhaften Tauschhandel mit römischen Waren, vor allem mit Waffen, Schmucksachen, Metallwaren, römischen Kleidern und Wein, während ihnen die Deutschen dafür die Erzeugnisse ihres Landes lieferten, besonders Felle, Pelze, Bernstein, Vieh, Feldfrüchte und das von römischen Frauen begehrte deutsche Frauenhaar; selbst deutsche Sklaven wurden im Tauschhandel vergeben oder gegen römische Münzen und Schmucksachen verkauft. Die Deutschen lernten von den Römern den Bau von festen Häusern, Brücken und Wegen, auch eigneten sie sich bald die Grundzüge der römischen Kriegskunst an und wurden im römischen Waffendienste so erfahren, daß die Römer sie gern in ihre Heere aufnahmen.

6. Die Völkerwanderung. Die Hunnen.

1. Deutsche Völkerbündnisse. Seit Armins Siege konnten die Römer nicht mehr daran denken, Deutschland zu bezwingen. Sie suchten nur noch ihr Gebiet vor dem Eindringen der deutschen Völker zu sichern. Darum stellten sie an den deutschen Grenzen ihre besten Heere als Wache auf und zogen Wälle, Gräben und Mauern von gewaltiger Stärke. Die Überreste dieser Befestigungen, des Pfahlgrabens, haben sich zum Teil bis zum heutigen Tage erhalten. Dennoch ließen sich die kriegerischen Deutschen nicht von Angriffen auf das römische Reich zurückschrecken. Die fortwährenden Kämpfe belehrten sie, daß Eintracht stark macht. Daher schlossen sich die zahllosen kleinen Völkerschaften immer mehr zusammen und bildeten größere Vereinigungen. So entstanden die vier großen Völkerbündnisse der Alemannen am Oberrhein, der Franken am Niederrhein, der Sachsen zwischen Rhein und Elbe und der Goten im östlichen Deutschland. Besonders mächtig wurden die Goten, die ihre Herrschaft weit hin nach Osten bis zum Schwarzen Meere ausbreiteten. Sie teilten sich in Westgoten und Ostgoten. Immer gefährlicher wurde die Macht dieser streitbaren Völker dem sinkenden römischen Reiche, das sich damals in zwei Teile geschieden hatte, in das oströmische und das weströmische Reich. Endlich trat ein Ereignis ein, das diese Völker alle in mächtige Bewegung setzte: es begann die große Völkerwanderung (375 n. Chr.).

2. Einfall der Hunnen in Europa. Den Anstoß zu der Völkerwanderung gab ein wildes Nomadenvolk, das von Asien her in Europa einbrach. Es waren die Hunnen, Leute mit schwarzem, struppigem Haare, schmutziggelber Gesichtsfarbe, schiefen Augen, breitschulterig und klein, aber wild und furchtbar. Sie lebten von Wurzeln und von Fleisch, das sie nicht kochten, sondern wie einen Sattel aufs Pferd legten und durch einen tüchtigen Ritt mürbe machten. Feste Wohnsitze kannten sie nicht; von Kindesbeinen an schweiften sie im Freien, in Bergen und Wäldern umher und lernten Hitze und Kälte, Hunger und Durst ertragen. Ihre Kleider waren leinene Kittel oder Pelze von Waldtieren, die Beine umwickelten sie mit Bockfellen. Von ihren Pferden waren sie unzertrennlich: sie aßen, tranken und schliefen darauf. Ihre Weiber und Kinder führten sie auf Karren mit sich. Krieg war ihre größte Lust. Mit schrecklichem Geheul begannen sie die Schlacht; ohne Ordnung, aber mit großer Schnelligkeit stürzten sie sich auf den Feind. Wich er ihren Pfeilen und Säbelhieben aus, so warfen sie ihm Schlingen um den Hals und schleppten ihn mit sich fort. Nichts kam ihrer Raubsucht und Grausamkeit gleich. So zogen sie jetzt raubend, sengend und mordend von Land zu Land und trieben die Völker vor sich her.

3. Alarich, der Westgote. Zuerst stießen die Hunnen auf die Goten. Die Ostgoten wurden besiegt und mußten sich den Hunnen unterwerfen. Die Westgoten aber drangen in hellen Haufen über die Donau in das oströmische Reich, besiegten den Kaiser und eroberten sich neue Wohnsitze. Später fiel ihr tapferer König Alarich auch in Italien ein und rückte siegreich bis vor die Thore der Stadt Rom. Angst und Entsetzen überfiel die Römer, denn seit vielen Jahrhunderten war kein Feind der Stadt nahe gekommen. Eilig schickte man Gesandte an Alarich, um ihn zur Rückkehr zu bewegen. „Unzählbar," prahlten diese vor dem Westgotenkönig, „sind die Bewohner Roms, beherzt und in den Waffen wohlgeübt." Alarich aber lachte laut und rief: „Je dichter das Gras, desto leichter das Mähen!" Und er forderte, daß ihm alles ausgeliefert werde, was Rom an Gold, Silber und kostbarem Geräte besaß. „Was willst du uns denn übrig lassen?" fragten die bestürzten Römer. „Euer Leben," lautete die Antwort. Und die stolze Stadt mußte sich fügen; mit einer unermeßlichen Geldsumme erkaufte sie sich Schonung, und Alarich mit seinen Westgoten zog ab. Aber im folgenden Jahre kehrte er wieder, eroberte die Stadt und plünderte sie aus (410). Mit Beute beladen, brach er dann nach Süditalien auf, um von dort nach Sicilien und Afrika überzusetzen. Da ereilte ihn der Tod in der Blüte seiner Jahre. Die Goten begruben ihren König in großartiger Weise. Sie leiteten einen Fluß (Busento) ab, mauerten in dem trockenen Bett ein Grab aus und senkten den toten König mit der Rüstung auf seinem Streitrosse hinab. Dann bedeckten sie das Grab mit Erde und leiteten den Fluß wieder darüber, damit niemand erfahre, wo der große Alarich liege, und niemand seine Ruhestätte störe. Der neue König führte darauf das Volk durch Italien zurück nach Gallien und gründete dort ein großes Westgotenreich. Dieses breitete sich bald auch über Spanien aus und hat noch drei Jahrhunderte bestanden, bis es von den aus Afrika stammenden Mauren zerstört wurde (711).

4. Geiserich, der Vandale. Gleich den Westgoten brachen andere deutsche Völker in das römische Reich ein; denn die Römer waren nicht mehr imstande, ihre weit ausgedehnten Grenzen zu beschützen. Nicht einmal das Meer hemmte das Vordringen deutscher Völkerstämme. Nordafrika wurde die Beute der Vandalen, eines Volkes, das seine Sitze einst in Deutschland zwischen Weichsel und Oder gehabt hatte. Von ihrem Könige Geiserich geführt, eroberten sich die Vandalen ein Reich in Afrika mit der Hauptstadt Karthago (429). Wie vor 600 Jahren von Rom aus Zerstörung und Untergang über Karthago gekommen war, so unternahm jetzt der Vandalenheld von Afrika aus einen Kriegszug nach Italien. Alle Kostbarkeiten, die seit der Verheerung durch Alarich noch in Rom vorhanden waren, Bildsäulen und sonstige Kunstschätze in Tempeln und Palästen, wurden zu Schiffe gebracht und fortgeschleppt. Tausende der angesehensten Römer gerieten in Gefangenschaft und Sklaverei. Etwa hundert Jahre hat die Herrschaft der Vandalen in Afrika gedauert. Ihr Reich wurde durch den oströmischen Kaiser Justinian zerstört (534).

5. Die Angelsachsen. Auch die Nordsee hielt die Deutschen nicht von Wanderzügen ab. So fuhren die Angeln und Sachsen (449) nach Britannien und eroberten das Land, das nach ihnen Angelland oder England genannt wurde.

7. Attila, der Hunnenkönig.

1. Der Hunnenschrecken. Furchtbarer als alle Verwüstung, welche die Züge deutscher Völker anrichteten, war die Not und Zerstörung, die von den Hunnen ausging. Nicht allein dem römischen Reiche, auch den neu gestifteten deutschen Staaten schien von ihnen der Untergang zu drohen. Am gefährlichsten wurde ihre Macht unter dem König Attila (Etzel).

2. Attila, die Gottesgeißel. Dieser gewaltige Kriegsheld war von Gestalt klein und häßlich. Aber an dem stolzen Gange, der würdevollen Haltung erkannte man sogleich den Herrscher. Ein Haufe von Königen und Fürsten unterjochter Völker umgab ihn; sie erschienen wie seine Diener, zitterten bei seinen Winken und eilten, seine Befehle zu vollziehen. Um sich her liebte er die Pracht; seine Gäste aßen aus goldnen und silbernen Gefäßen; er selbst duldete auf seiner Tafel nur hölzerne Schüsseln und war in Speise, Kleidung und Pferdeschmuck sehr einfach. Bei Gastmählern hörte er gern Gesang und heiteren Scherz; doch verlor er dabei nie den strengen Ernst. Sein Wohnsitz lag in Ungarn. Dort erhob sich in einem sehr großen Dorfe sein Palast, wie die andern Häuser nur aus Holz erbaut, doch mit weiten Hallen umgeben und prächtig ausgestattet. Von hier aus verbreiteten seine Befehle Schrecken über ferne Nationen. Man sagte, wenn er sein Schwert in die Erde stieße, so hätten hundert Völker gebebt und Rom und Konstantinopel in ihren Grundfesten gezittert. Er selbst nannte sich Gottesgeißel. Und wahrlich: alles Land, das er betrat, erfuhr es, daß er wirklich eine Geißel Gottes, eine Zuchtrute der Völker war.

3. Attilas Verheerungszug. Attilas Herrschaft reichte von den Grenzen Asiens bis tief in Deutschland hinein. Aber das genügte ihm nicht: auch den Westen von Europa bis zum Ocean hin wollte er besitzen. Darum brach er mit einem Heere von mehr als einer halben Million Streiter auf, zog, alles vor sich niederwerfend, durch Österreich und Bayern und ging dann über den Rhein nach Gallien. Sein Zug glich dem der Heuschreckenschwärme, welche die Saatfelder in wenigen Stunden zur Wüste machen. Eine Menge blühender Städte sank in Schutt und Asche. Plünderung, Mord und Brand herrschten überall, wo sich die wilden Scharen hinwälzten.

4. Die Hunnenschlacht (451). In dieser Not verbanden sich Römer und deutsche Völker (Westgoten, Franken etc.), dem Weltstürmer gemeinsam entgegenzutreten. Auf den catalaunischen Ebenen in Gallien, wo jetzt die Stadt Chalons liegt, stießen die feindlichen Heere aufeinander. Hier fand die große Hunnenschlacht statt, die entschied, ob Europa hinfort den kräftigen deutschen Völkern oder den hunnischen Barbaren gehören sollte. Es war ein fürchterlich blutiger Kampf, ein grauenvolles Würgen. So grimmig war die Wut der Streitenden, daß die Sage erzählt, noch drei Tage nachher hätten die Geister der Erschlagnen in den Lüften miteinander gerungen. Gegen 200 000 Tote deckten das Schlachtfeld. Aber der Hunnenkönig ward geschlagen und mußte mit den Überbleibseln seines Heeres nach Ungarn zurückkehren.

5. Attilas Ende. Freilich war Attila noch stark genug, im nächsten Jahre einen Einfall in Italien zu machen. Doch das war seine letzte Heerfahrt. Bald darauf starb er. Sein Leichnam wurde in einen goldnen Sarg gelegt, den ein silberner und zuletzt ein eiserner umschloß. Waffen, Pferde und Kostbarkeiten wurden mit ihm begraben, die Gefangnen aber, die das Grab gemacht hatten, getötet, damit die Ruhestätte des Hunnenhelden nicht verraten werde. Nach Attilas Tode zerfiel sein Reich: die unterjochten Völker machten sich wieder frei, und die Hunnen verschwanden allmählich aus Europa.

8. Untergang des weströmischen Reiches.

Die Deutschen hatten den Römern nach und nach fast alle ihre Länder entrissen; das weströmische Reich bestand zuletzt nur noch aus Italien. Auch dieses fiel zuletzt in der Deutschen Hände. Odoaker, ein Fürst deutscher Stämme von der Ostsee, hatte anfänglich mit seinen Scharen im Dienste der Römer gestanden. Da sah der tapfere Mann, wie morsch und jämmerlich der römische Kaiserthron geworden war, und wie leicht er da herrschen könne, wo er nur diente. Ohne Schwierigkeit stieß er den schwachen Kaiser Romulus Augustulus vom Throne und machte sich zum Könige von Italien. — Das war das Ende des einst so mächtigen, weltbeherrschenden Römerreiches. Die Deutschen hatten den langen Kampf mit ihm siegreich ausgefochten. Gott hatte sie dazu berufen, eine alte, faule und verdorbene Welt zu zertrümmern und durch ihre frische Kraft neue Staaten auf diesen Trümmern zu gründen (s. Karte I).

Grafik2

 

Karte I: Germanische Reiche um 500 n. Chr.

II. Das Mittelalter.

Vom Untergange des weströmischen Reiches bis zur Reformation, 476—1517.

9. Chlodwig, der Frankenkönig.

1. Die Franken. Während zur Zeit der Völkerwanderung viele deutsche Völker ihre Heimat verließen und in fremden Ländern neue Reiche gründeten, waren die Franken in ihren Wohnsitzen am Niederrhein geblieben, hatten sich aber von dort immer weiter nach Westen ausgedehnt. Ihr König Chlodwig (seit 481), aus dem Geschlecht der Merowinger, stiftete durch große Eroberungen ein mächtiges Reich. Fast ganz Gallien brachte dieser Frankenkönig unter seine Herrschaft. Daher hat es den Namen Frankreich erhalten. Auch den Alemannen (am oberen Rhein) entriß er einen großen Teil ihres Gebietes und besiegte sie bei Zülpich in einer blutigen Schlacht. Dieser Sieg hatte wichtige Folgen.

2. Chlodwigs Bekehrung. Chlodwig war nämlich bis dahin ein Heide; seine Gemahlin Clotilde aber bekannte sich zum Christentum. Vergeblich hatte sie ihn oft ermahnt, seinen nichtigen Göttern zu entsagen und den Christenglauben anzunehmen. Als nun bei Zülpich sich der Sieg schon auf die Seite der Alemannen neigte, da gedachte er, was ihm seine Gemahlin von dem mächtigen Christengotte erzählt hatte, und er rief in seiner Angst: „Hilf mir, Jesus Christus, denn meine Götter verlassen mich. Wenn du mir den Sieg schenkest, so will ich an dich glauben und mich taufen lassen I" Und wirklich wandte sich bald der Kampf: die Franken drangen vor, die Feinde wichen und flohen. Chlodwig erfüllte sein Gelübde. Am nächsten Weihnachtsfeste ließ er sich in der Stadt Rheims taufen und mit ihm viele seiner Franken. Der Papst in Rom war sehr erfreut über die Bekehrung des mächtigen Königs. Er nannte ihn den allerchristlichsten König, und diesen Beinamen haben seitdem alle seine Nachfolger auf dem fränkischen Throne als Ehrentitel getragen. Chlodwig jedoch hatte das Christentum nur sehr äußerlich angenommen. Er blieb auch als Christ, was er als Heide gewesen war: ein ungerechter, tückischer, grausamer Herrscher. Um seine Macht zu vermehren, zog er nicht allein auf Krieg und Eroberungen aus, er übte auch schändlichen Verrat gegen seine eigenen Verwandten. Damit keiner ihm die Alleinherrschaft streitig mache, räumte er sie alle durch heimtückischen Mord aus dem Wege.

10. Theodorich der Ostgote. Die Langobarden.

1. Theodorich der Ostgote. Der germanische Heerführer Odoaker, der das weströmische Reich in Italien gestürzt hatte (s. 8,2), herrschte nur kurze Zeit unbehelligt, denn die Eroberungszüge anderer Stämme dauerten fort. Schon nach einigen Jahren kamen die Ostgoten nach Italien gezogen; ihr König Theodorich (Dietrich) der Große besiegte Odoaker und nahm das ganze Land in Besitz (493). Italien hatte unter der Regierung dieses deutschen Fürsten, der Gerechtigkeit und Milde übte und mit Kraft den Frieden schützte, eine glücklichere Zeit, als es seit Jahrhunderten gesehen hatte.

2. Die Langobarden. Doch nach sechzig Jahren wurde das Ostgotenreich wieder zerstört, der Kaiser Justinian unterwarf das Land und machte es zu einer oströmischen Provinz. Darauf erschien ein anderes deutsches Volk, die Langobarden, und setzte sich in Italien fest (568). Von ihnen hat der nördliche Teil des Landes den Namen Lombardei, d.i. Land der Langobarden.

11. Karl Martell. Pippin der Kleine.

1. Die Hausmeier. Chlodwigs Nachkommen auf dem fränkischen Throne waren ihm gleich an Grausamkeit, aber nicht an Herrscherkraft. Ja, durch ihre Laster gerieten sie endlich in solche Erschlaffung, daß sie sich gar nicht mehr um die Regierung kümmerten. Nur bei der großen Heerschau, die jedes Frühjahr gehalten wurde, bekam das Volk seinen König zu sehen. Da fuhr er nach alter Sitte auf einem von Ochsen gezognen Wagen nach der Versammlung, setzte sich auf den Thron und ließ sich von dem Volke das herkömmliche Geschenk reichen. Die Regierung des Reiches überließ er ganz seinem obersten Diener, der Hausmeier genannt wurde.

2. Karl Martell. Manche dieser Hausmeier waren sehr tüchtige Männer. Besonders ragte unter ihnen hervor Karl mit dem Beinamen Martell oder Hammer, weil er wie ein Hammer alle Feinde niederschlug. Als die Araber von Spanien aus in Frankreich eindrangen, zog Karl mit seinen Franken gegen sie aus und schlug sie bei Tours und Poitiers in einer gewaltigen Schlacht (732). Hunderttausende der Araber wurden getötet, die übrigen flohen nach Spanien zurück. Es war ein herrlicher, wichtiger Sieg. Wäre das Christenheer erlegen, wer kann sagen, wie weit sich die Araber Europa unterworfen hätten, und ob nicht der Islam an die Stelle der göttlichen Lehre Jesu Christi getreten wäre.

3. Pippin der Kleine. Auf Karl Martell folgte als Hausmeier sein Sohn Pippin der Kleine. Der besaß trotz seines kleinen Wuchses eine ungewöhnliche Körperstärke. Als einst bei einem Tiergefechte die Großen des Reiches über seine Gestalt scherzten, trat er auf den Kampfplatz, zog sein Schwert und schlug einem Löwen, der einen Stier zu Boden geworfen hatte, mit einem einzigen Hiebe den Kopf ab. Und wiederum mit einem Streiche trennte er auch den Kopf des Stieres vom Rumpfe. „David war klein," sagte er stolz, „und doch erschlug er den hochmütigen Riesen, der es gewagt hatte, ihn zu verhöhnen." Mit kräftiger Hand und klugem Sinne lenkte Pippin das Reich. Der schwache König dagegen saß unthätig in seinem Palaste und war in völlige Verachtung gesunken. Da dachte Pippin daran, die Königskrone auf sein eignes Haupt zu setzen. Er sandte an den Papst und ließ ihn fragen: „Wer verdient König der Franken zu sein: der das Reich regiert, oder der nur den Königsnamen trägt?" Der Papst antwortete: „Wer regiert, soll auch König heißen." Pippin schickte darauf den unfähigen Fürsten als Mönch in ein Kloster und ließ sich auf einem Reichstage feierlich zum König ausrufen (751). Dem Papste bewies er sich dankbar. Mit starker Heeresmacht zog er nach Italien, eroberte ein Stück Land in der Nähe von Rom uud machte es dem Papste zum Geschenk. So wurde der Papst weltlicher Herrscher, und es entstand der Kirchenstaat, der bis in unsere Tage gedauert hat. Pippin starb nach ruhmvoller Regierung; die von ihm abstammenden Könige heißen von seinem großen Sohne Karl die Karolinger.

12. Bonifatius, der Apostel der Deutschen.

1. Das Christentum in Deutschland. Zur Zeit Pippins herrschte das Christentum bereits bei den meisten deutschen Völkern. Die Deutschen, die in fremde Länder eingewandert waren, hatten es durch die Römer kennen gelernt und sich leicht und rasch von ihren alten Göttern zum christlichen Glauben bekehrt. Unter den Franken war das Christentum seit Chlodwig verbreitet. Im Innern Deutschlands dagegen dauerte es noch lange, bis das Licht des Evangeliums das Heidentum verdrängte. Über das Meer her, aus Irland und England kamen Glaubensboten, die hier das Wort vom Kreuze verkündeten. Auf jenen Inseln hatte das Christentum kräftig Wurzel gefaßt: es blühten dort zahlreiche Kirchen und Klöster, und in den Mönchen lebte ein heiliger Eifer, die Segnungen des Evangeliums auch andern Völkern zu bringen. So zogen viele von ihnen nach Deutschland, wanderten unter mancherlei Mühseligkeiten, Entbehrungen und Gefahren durch die dunkeln Wälder, verkündeten den rohen Volksstämmen die Lehre von Christo und legten in der Wildnis Klöster an, damit in ihnen das christliche Leben feste Stätten habe, von denen aus es immer weiter dringe.

2. Die Donnereiche. Der thätigste unter allen diesen Männern war der englische Mönch Winfrid, der den kirchlichen Namen Bonifatius erhalten hat. Mit Recht wird er als der eigentliche Apostel der Deutschen gepriesen. Er kam nach Deutschland zur Zeit des Hausmeiers Karl Martell. Zuerst wirkte er unter dem wilden Friesenvolke in Holland; dann ging er nach Hessen und Thüringen, lehrte und taufte viele Tausende. Voll kühnen Mutes zertrümmerte er die Altäre der heidnischen Götter und fällte die heiligen Bäume, unter denen das Volk ihnen Opfer darbrachte. Bei dem Dorfe Geismar im Hessenland stand eine uralte, wunderbar große Eiche; die war dem Donnergotte geheiligt und galt für unverletzlich. Bonifatius aber ergriff selbst die Axt und half den Baum fällen. Erschrocken standen die Heiden umher und meinten, der Zorn ihres Gottes werde alsbald Feuer auf den Verwegenen herabschleudern. Die Eiche stürzte krachend nieder, aber Bonifatius blieb unverletzt. Da erkannte das Volk die Ohnmacht seiner Götter, sagte sich von ihnen los und nahm willig die Taufe an. Bonifatius ließ aus dem Holze der Eiche eine Kapelle bauen, die er dem Apostel Petrus weihte.

3. Bonifatius wird Bischof. Das Werk der Bekehrung gewann immer größere Ausdehnung. Eine Menge von Gehilfen sammelte sich um Bonifatius, die ihn in seiner Arbeit unterstützten. Keine Beschwerde, keine Gefahr konnte seine Wirksamkeit hemmen. Vom Papste zum Erzbischof von Deutschland erhoben, errichtete er in den bekehrten Gegenden eine Anzahl Bischofsitze und gründete Kirchen und Klöster zur Befestigung des neuen Glaubens. Seine Lieblingsstiftung war das Kloster Fulda, wo unter einem seiner Schüler eine berühmte Pflanzstätte für Geistliche aufblühte. Er selbst hatte später seinen Sitz in Mainz, und alle Bistümer Deutschlands waren ihm untergeordnet.

4. Märtyrertod. Aber nicht in äußerem Glanze suchte Bonifatius seine Ehre, sondern einzig in der Ausbreitung des christlichen Glaubens. Daher entsagte er als siebzigjähriger Greis dem erzbischöflichen Stuhle, um noch einmal zu den Friesen zu gehen und ihre Bekehrung zu vollenden. Von einer Anzahl Gehilfen begleitet, kam er in ihr Land, und seine Predigt wirkte Wunder. Tausende von Männern, Frauen und Kindern wurden getauft. An einem festgesetzten Tage sollten die Neubekehrten von ihm den bischöflichen Segen empfangen. Er erwartete sie in seinem Gezelt, das auf freiem Felde aufgeschlagen war. Kaum dämmerte der Morgen, da strömte eine große Menschenschar herbei. Aber es waren nicht die erwarteten Freunde; es waren wilde Heiden, die mordgierig ihre Waffen schwangen. Die Begleiter des Bonifatius wollten sich zur Wehre setzen, aber er rief ihnen zu: „Lasset ab vom Kampfe; denn die Schrift sagt: vergeltet nicht Böses mit Bösem. Der Tag ist gekommen, den ich lange erwartet habe; hoffet auf den Herrn, er wird eure Seelen erretten." Kaum hatte er diese Worte gesprochen, so stürzten die Feinde vor und erschlugen Bonifatius mit seinem ganzen Gefolge (754). Seine Leiche wurde später nach dem Kloster Fulda gebracht, das er sich selbst zur letzten Ruhestätte auserkoren hatte.

13. Karl der Große. Seine Kriege.

1. Karls Bedeutung.