Hans Fallada

Ohne Euch wäre ich aufgesessen

Geschwisterbriefe

Herausgegeben
von Achim Ditzen

Über Hans Fallada

Rudolf Ditzen alias HANS FALLADA (1893–1947), zwischen 1915 und 1925 Rendant auf Rittergütern, Hofinspektor, Buchhalter, zwischen 1928 und 1931 Adressenschreiber, Annoncensammler, Verlagsangestellter, 1920 Roman-Debüt mit »Der junge Goedeschal«. Der vielfach übersetzte Roman »Kleiner Mann – was nun?« (1932) machte Fallada weltberühmt. Sein letztes Buch, »Jeder stirbt für sich allein« (1947), avancierte rund sechzig Jahre nach Erscheinen zum internationalen Bestseller. Weitere Werke u. a.: »Bauern, Bonzen und Bomben« (1931), »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« (1934), »Wolf unter Wölfen« (1937), »Der eiserne Gustav« (1938).

Achim Ditzen, jüngster Sohn Rudolf Ditzens, wurde 1940 in Berlin geboren. Als Ingenieur für Druckereitechnik arbeitete er bis 2004 bei der Sächsischen Zeitung in Dresden. Er ist Vorstandsmitglied der Hans-Fallada-Gesellschaft, war Chefredakteur des »Salatgartens« und ist Mitherausgeber des Bandes »Hans Fallada und die liebe Verwandtschaft«.

Informationen zum Buch

»Das Herz muss dabei sein, sonst ist alles Schiet!«

Unveröffentlichte Briefe an die Familie

Ende 1928, nach Jahren der Sucht und der Verbüßung mehrerer Gefängnisstrafen, ist es Hans Fallada gelungen, sein Leben in neue Bahnen zu lenken. Auch mit den Schwestern Elisabeth und Margarete sucht er einen Neuanfang. Von dem ersten Brief bis zum letzten im Dezember 1946 entsteht ein Verhältnis tiefer Verbundenheit und wirklicher Solidarität: Die Verwandten sind die ersten, leidenschaftlichen Leser seiner Romane, sie durchleben gemeinsam große Erfolge, schmerzliche Verluste und private Umbrüche in politisch bedrohlichen Zeiten.

Die von Hans Falladas Sohn Achim Ditzen herausgegebenen Briefe sind eindrucksvolle Zeugnisse eines Schriftstellerlebens und zugleich einer bewegten Epoche deutscher Geschichte.

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Inhaltsübersicht

Über Hans Fallada

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Vorwort

Ein neues Leben beginnt (1928 bis 1933)

Die »Friedensjahre« in Carwitz (1933 bis 1939)

Die Kriegsjahre in Carwitz (1939 bis 1944)

Ein neuer Anfang? (1945 bis 1946)

Der letzte Brief an die Mutter

Bildteil

Anhang

Anmerkungen

Chronik

Personenregister

Werkregister

Editorische Notiz

Impressum

Vorwort

Im Mai 1928 wird Rudolf Ditzen, der Geld für seine Alkohol- und Morphiumsucht veruntreut hatte, nach fast zwei Jahren aus dem Zentralgefängnis Neumünster entlassen. Wieder ein freier Mann, versucht er sein Glück zunächst in Hamburg, will mit Adressenschreiben seinen Lebensunterhalt verdienen oder sogar eine Anstellung finden. Beide Vorhaben scheitern. Dennoch wird Hamburg zu einem Wendepunkt: Hier lernt er Anna Issel kennen, seine Suse, die er im Jahr darauf heiratet.

Rudolf Ditzen geht zurück nach Neumünster, wo ihm Gefängnisdirektor Bithorn Unterstützung zugesagt hat. Er kommt als Abonnenten- und Annoncenwerber beim »General-Anzeiger« unter, und schon bald steuert er Artikel zu dem Blatt bei. Zusätzlich übernimmt er die Leitung des neuen Büros für den Wirtschafts- und Verkehrsverein. Allmählich hat er wieder festen Boden unter den Füßen.

In dieser relativ gesicherten Situation beginnt er einen Briefwechsel mit seinen beiden Schwestern. Der jüngere Bruder Ulrich (Uli) ist am 12. Augst 1918, einen Monat vor Kriegsende, mit 22 Jahren in Carrépuis, Frankreich, gefallen.

Die älteste der Geschwister und Falladas Lieblingsschwester, Elisabeth (Ibeth), lebt 1928 mit ihrem Mann, dem promovierten Physiker Heinrich (Heinz) Hörig (1882–1968), in Braunschweig. Elisabeth (1888–1979) hat in Berlin und Leipzig als eine der ersten Frauen in Deutschland Physik studiert und dabei Heinz kennengelernt. Seit Mitte der zwanziger Jahre arbeitet er für die Pianofortefabrik Grotrian-Steinweg, bis er im Zuge der Weltwirtschaftskrise wie so viele andere seine Stellung verliert. Von 1932 bis zum Kriegsende 1945 forscht er als Privatgelehrter für das Preußische Holzforschungsinstitut Eberswalde über die elastischen Eigenschaften von Holz, Elisabeth, die ihr Studium aus gesundheitlichen Gründen nicht abschließen konnte, ist seine qualifizierte Zu- und Mitarbeiterin. Stipendien gibt es mal für ein halbes Jahr, mal für achtzehn Monate – die materielle Unsicherheit prägt das Familienleben und erinnert an die heutige Situation junger Akademiker, die sich nicht selten in vergleichbar prekären Lebensverhältnissen wiederfinden. Adelheid (1917–1989), die Tochter der Hörigs, ist elf Jahre alt, als nach langer Zeit der erste Brief ihres Onkels eintrifft. Auch sie beginnt Nachrichten mit ihm auszutauschen und besucht die Ditzens im Sommer 1934 in Carwitz.

Rudolfs jüngere Schwester, Margarete, genannt Dete (1890–1970), ist seit 1912 mit dem Rechtsanwalt Friedrich (Fritz) Bechert (1884–1961) verheiratet, der in Zittau gemeinsam mit einem Kollegen eine Anwaltspraxis mit Notariat betreibt. Er hat Rudolf in der Vergangenheit juristisch beraten und zwischen dem schwierigen Sohn und den Eltern vermittelt. Das Ehepaar Bechert hat drei Kinder, den Sohn Horst (geb. 1914) und die Töchter Ilse (geb. 1916) und Irene (geb. 1920).

Ende 1928 bittet Rudolf Ditzen seine Schwestern um die Erlaubnis, gelegentlich von seinem Ergehen berichten zu dürfen, und wünscht sich, auch etwas aus ihrem Leben zu erfahren. Schon in kurzer Zeit erreicht der Austausch eine hohe Frequenz, häufig werden Briefe im Wochenrhythmus geschrieben, von »gelegentlich« ist keine Rede mehr. In früheren Jahren gab es eine vergleichbare Korrespondenz nicht. Die Anzahl der Briefe, insbesondere auch der in ihnen angeschlagene Ton sprechen für den ernsthaften Willen Rudolfs, ab jetzt ein neues, ein anderes Leben zu führen.

Der Briefwechsel, der von Ende 1928 bis Ende 1946 reicht, ist fast vollständig erhalten, über tausend Briefe, insgesamt etwa 1600 Blatt, zum großen Teil eng beschrieben. Auch wenn hier aus Gründen des Umfangs nur etwa ein Fünftel davon wiedergegeben werden kann: Die ausgewählte Korrespondenz erlaubt einen tiefen Einblick in das private und das schriftstellerische Leben Rudolf Ditzens beziehungsweise Hans Falladas wie in das Familienleben der Schwestern und vermittelt hochinteressante Aspekte des gesellschaftlichen Geschehens während der dreißiger Jahre und des Zweiten Weltkriegs. Von Politik ist selten direkt die Rede, und doch scheinen die aktuellen Entwicklungen und die jeweilige Haltung der Schreibenden immer wieder durch.

Der Blick, den die Briefe auf die schriftstellerische Arbeit Falladas zulassen, ist aufschlussreich. Es wird sichtbar, wie das Schreiben von der unmittelbar erlebten Freude, die er aus den ersten Büchern erfährt, im Krieg zu einem schwierigen Unterfangen wird: Das Schreiben wird routinierter Broterwerb und ist zugleich geprägt von politischem Taktieren, damit der von den Nazis zeitweise »unerwünschte Autor« weiter publizieren und den Unterhalt für die Familie erwerben darf.

Lange Zeit hat Rudolf Ditzen Abstand zu seinen Verwandten gesucht. Am Ende des Jahres 1928 ist es ihm nicht nur gelungen, sein Leben in neue Bahnen zu lenken. Auch mit der Familie sucht er einen Neuanfang, und der wird ihm nicht verwehrt. Von den ersten Briefen bis zu den letzten im Dezember 1946 wird der regelmäßige Kontakt nicht mehr abbrechen, und ein Verhältnis tiefer Verbundenheit und echter Solidarität entsteht.

Ein neues Leben beginnt
1928 bis 1933

Nach der Haft verbringt Rudolf Ditzen nur gut ein Jahr in Neumünster. In dieser relativ kurzen Zeit kommt es zu einschneidenden Erlebnissen, und er trifft wichtige Entscheidungen: Aus der Zufallsbekannten Anna Issel wird in wenigen Monaten seine Ehefrau Suse. Er läuft seinem alten Verleger Ernst Rowohlt über den Weg, der Anfang der zwanziger Jahre Falladas expressionistische Frühwerke »Der junge Goedeschal« und »Anton und Gerda« veröffentlicht hat. Diesmal stellt ihm Rowohlt eine Anstellung in seinem Verlag und damit einen neuen Start in Berlin in Aussicht. Und Rudolf Ditzen sammelt in Neumünster den Stoff für seinen ersten großen Roman. Sein Resümee: »Neumünster war gut und hat mir sehr viel weiter geholfen. Ich habe mich wieder an das Leben gewöhnt, und ich bin durch das Vielerlei von Arbeiten sicher nicht dümmer geworden.«

Als das junge Ehepaar im Januar 1930 in Berlin eintrifft, findet Rudolf vergleichsweise günstige Bedingungen für das eigene Schreiben vor: Durch verkürzte Bürozeiten, die ihm Rowohlt für die Leitung der Rezensionsabteilung verordnet, damit er nachmittags schreiben kann, wächst der erste große Fallada-Roman rasch an: »Bauern, Bonzen und Bomben« erscheint im Frühjahr 1931 und wird ein Achtungserfolg. Parallel arbeitet der Autor bereits an seinem nächsten Buch, an »Kleiner Mann – was nun?«.

Am 14. März 1930 wird der erste Sohn geboren und nach dem im Krieg gefallenen Bruder Uli genannt. Um die nötige Ruhe zu finden, die er für seine schriftstellerische Arbeit zeitlebens braucht, und weil das Leben in der Stadt zu teuer wird, zieht die Familie nach Neuenhagen am Rande Berlins – später, als das Häuschen dort zu klein wird und der finanzielle Erfolg es erlaubt, ziehen die Ditzens weiter nach Berkenbrück.

Auch der Rowohlt Verlag bleibt von den Folgen der Weltwirtschaftskrise nicht verschont – im Sommer 1931 muss er Zahlungsunfähigkeit vermelden. Der Verlag kann in neuer Form weitergeführt werden, und bald darauf ist es ein Roman, der sowohl dem Verlag als auch dessen Autor die materielle Grundlage sichert: Hans Falladas »Kleiner Mann – was nun?« erscheint 1932 und wird ein Welterfolg. Auf einmal ist ein komfortables Leben möglich: Die kleine Familie macht die erste Reise nach Kölpinsee auf Usedom, der Schwester Ibeth ermöglicht Rudolf einen Kuraufenthalt an der Nordsee in Sankt Peter-Ording.

Als er das bis dahin gemietete Haus in Berkenbrück kaufen will, endet das Vorhaben Ostern 1933 mit seiner Verhaftung durch die SA. Der Erfolgsschriftsteller ist denunziert worden und mit dieser Erschütterung in der neuen politischen Realität des Landes angekommen.

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Schützenstr, 29 II

Am 20.12.1928.

Liebe Ibeth, lieber Heinz,

ich bitte Euch zu diesem Weihnachtsfeste, wenn auch noch nicht zu vergeben und zu vergessen, mir doch noch ein letztes Mal eine Möglichkeit zu geben. Ich habe mich in den letzten Jahren geändert, und ich wäre Euch so sehr dankbar, wenn Ihr es noch einmal mit mir versuchen wolltet. Ich werde Euch mit nichts lästig fallen. Aber wenn ich Euch wenigstens dann und wann einmal von meinem Ergehen schreiben darf und das Gefühl haben könnte, dass Ihr meine Briefe nicht ganz ablehnend, wenn auch vorläufig nur abwartend aufnehmt, so bin ich Euch schon dankbar.

Ich denke, dass Ihr von Mutti gehört haben werdet, dass mein Geschick endlich eine gute Wendung genommen hat, dass die qualvollen Monate mit ihrem Suchen und Warten vorüber sind und dass ich endlich eine feste Stellung gefunden habe. Dass sie grade in einem Zeitungsbetriebe ist oder doch wenigstens sehr eng mit ihm zusammenhängt, sehen sowohl die Eltern wie auch meine hiesigen Freunde für besonders günstig an. Von mir zu schweigen. Wie glücklich ich bin, das kann ich niemandem sagen. Und wie dankbar den Eltern, die mir dies ermöglichten.

Natürlich ist noch vieles sehr neu für mich, auch muss ich mich selbstverständlich von der Pike aufarbeiten. Aber ich werde mich schon durchbeißen, und mein neuer Chef sieht die Sache auch nur als ein Sprungbrett für mich an und hat viel mehr mit mir im Sinne. Aber selbstverständlich kommt das Mehr nicht schon heute oder morgen, ich werde wohl erst ein paar Jahre hier arbeiten müssen. Aber ich bin ja so glücklich, dass ich endlich eine vernünftige Arbeit gefunden habe.

Heute habe ich den Brief von Mutti bekommen, durch den auch die letzten Formalitäten erledigt sind. In dieser Stunde will ich Euch schreiben. Und ich möchte Euch wünschen, dass Ihr ein ebenso glückliches und innerlich ruhiges Fest verleben möchtet wie ich.

Mit den herzlichsten Wünschen und Grüßen bin ich
Euer

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Schützenstr, 29 II

Am 20.12.1928.

Liebe Dete, lieber Fritz,

erlaubt mir, dass ich Euch zum Weihnachtsfeste meine Grüße sende und dass ich Euch auch in Zukunft dann und wann einmal über mein Ergehen schreiben darf und nach dem Euern fragen. Ich habe ja auch in den letzten Jahren einige Male mit Euch korrespondieren dürfen, aber da handelte es sich ja stets um Anliegen von meiner Seite. Mit diesen Anliegen soll es nun vorbei sein. Wenn ich Euch jetzt schreibe, so darum, Euch zu bitten, die Verbindung mit mir nicht ganz aufzugeben und mir noch einmal eine Chance zu geben. […]

Wenn Ihr nun noch so freundlich seid, mir das Gefühl zu geben, dass ich die Verbindung mit der Familie nicht ganz verloren habe, werde ich ganz glücklich sein. Ich wünsche Euch von Herzen, dass Ihr ein ebenso glückliches und innerlich befriedigtes Weihnachtsfest feiern möget wie ich. Noch einmal herzlichen Dank für die Schreibmaschine, sie ist mein wertvollstes Besitztum.

Herzlichst grüßt Euch
Euer

Elisabeth Hörig – Braunschweig – Hamburgerstr. 249

Braunschweig, den 1.1.1929.

Lieber Rudolf,

das Erste im neuen Jahr soll sein, dass wir Dir von Herzen dazu Glück wünschen. Ich hätte dies schon eher getan, wenn ich nicht die üblichen Grippeerscheinungen zu überwinden gehabt hätte. [...]

Ich freue mich sehr, sowohl um Deinetwillen als um der Eltern willen, dass Du jetzt einen Beruf und eine Stellung gefunden hast, die Dir zusagen und Aussichten bieten. Ich will gerne Optimist sein und Dir den Daumen halten. Wir wollen doch lieber nur an die Zukunft denken; die Vergangenheit ist Deine Sache, und offen gestanden, wir meinen, dass zwischen uns von »Vergeben« nicht die Rede sein sollte. So sehr fühlen wir uns nicht als Vertreter des Staates und der Gesellschaft, dass wir uns persönlich getroffen fühlten. Wenn wir auf einem ganz neuen Blatte anfangen, so ist damit natürlich nicht gemeint, dass man nicht mehr wüsste, was auf dem vorigen gestanden hat. Aber man braucht ja nicht dauernd zurückzublättern, sondern kann sich lieber darüber freuen, dass auf dem neuen was Schönes steht. Also: 1929 soll leben!

Wir wünschen uns auch allerlei von ihm; wir haben auch so unsere Sorgen. Der Klavierindustrie geht es schlecht, weil jedermann sich Radio und Grammophon kauft und eher die Anschaffung einer Eismaschine als eines Flügels in Betracht zieht. Die kleinen neuen Wohnungen erlauben kaum die Unterbringung eine Klavierchens … Dabei ist Heinz persönlich sehr interessiert an seiner Arbeit; die Physik des Flügels ist ungeheuer interessant, aber auch höchst schwer und erfordert eigentlich mehr Kräfte als die eines einzelnen Menschen. Wenn er dazu noch sein eigener Mechaniker sein muss, so kann er nicht so schnell vorwärtskommen, wie er wünscht. Ich arbeite mit ihm, zeichne viel technisch, besonders Rechentafeln sind augenblicklich meine Spezialität. Dann habe ich Literatur zusammenzustellen. Für den Haushalt bleibt nicht viel Zeit übrig. Unsere Tochter ist nun schon schrecklich groß geworden; Ostern kommt sie, durch ihre Krankheit verspätet, ins Lyzeum. […]

Immer Deine
Ibeth

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Johannisstr. 4 I

Am 8.II.29.

Liebe Ibeth,

ich habe es ein bissel lang anstehen lassen mit meiner Antwort auf Deinen Neujahrsbrief. Aber ich bin jetzt sozusagen aus dem tiefsten Schlaf heraus ein viel geplagter Mann geworden, und ich denke, Du wirst mir für die Verzögerung Pardon geben. […]

Du willst wissen, wie es auf einer Zeitung aussieht. Ach, liebe Ibeth, wir sind ja nur ein Käseblättchen mit Normalauflage von 4500 Stück, und ich bin der allerjüngste und, dass ich es sage, laufendste Käse im Betriebe. Im Grunde liegt die Sache sehr einfach und wird für alle Blätter bis zu 20000 Auflage ähnlich liegen, alles, was nicht Lokales ist, wird fertig von Korrespondenzbüros bezogen, die einen geradezu mit Stoff überschwemmen. Dazu werden noch ein paar gute Tageszeitungen gehalten und aus denen, was gefällt, mit der Schere zusammengestohlen, und nun ist die Zeitung bis auf den lokalen Teil fertig. Der ist natürlich das Wichtigste – nein, das Wichtigste sind natürlich die Annoncen – also das Zweitwichtigste, und der wird so von einem Manne, dem Lokalredakteur, zusammengeschustert, aus der Konkurrenz abgeschrieben und von den Interessierten als Lokalnotiz ins Haus getragen.

Wenn Du nun nach meiner Tätigkeit bei alledem fragst, so bin ich als der Laufende vor allen Dingen Inseratenwerber, und das ist ein sehr bitteres Brot, kann ich Dir nur verraten, vor allem, da ich nicht die geringste Eignung besitze, jemand, der seine Ladenhüter absolut nicht loswerden kann, davon zu überzeugen, durch ein Inserat bei uns fliegen sie nur so.

Dann habe ich als den allgemeineren Teil meiner Tätigkeit und sehr viel lieberen die Berichterstattung über die wissenschaftlichen und politischen Vorträge. Jetzt sitze ich beinahe jeden Abend, den Gott werden lässt, irgendeinem Redner zu Füßen und höre bald von Blutgruppen, bald von Weltwirtschaft, bald von dem unbekannten Amerika. Schlimm wird der Fall erst, wenn ich mal wegen Fehlens anderer Klavierkonzerte oder gar, wie schon geschehen, Orgelkonzerte von Bach rezensieren muss – ich mache Schlangenwindungen, um mich da ohne Blamage herauszuwickeln.

Nebenbei bin ich noch Kassierer und Schriftführer der Reichswirtschaftspartei, Kassierer der Leipziger Fürsorge (einer Krankenkasse), Korrespondenzler und Tarifler der Gastwirtsinnung, Sekretär des Wirtschafts- und Verkehrsvereins, Mitherausgeber der Schleswig-Holsteinischen Verkehrszeitung und der Nachrichten des Städt. Kraftwerks Neumünster und z.Z. Mitglied des Großen Rats der Großen Karnevalgesellschaft (auch dienstlich und sehr gegen meinen Geschmack).

Wenn Du nur jeder meiner Tätigkeiten täglich eine kurze Spanne zumisst, und manche Spannen sind gar nicht kurz, so wirst du mir’s glauben, dass ich meistens wie ein Hirsch durch die Stadt jage und dass ich eine ständig unbefriedigte Neigung für Schlaf habe. […]

Euer
Rudolf

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Johannisstr. 4 I

Am 10. Februar 1929.

Liebe Dete,

Du weißt gar nicht, eine wie große Freude Du mir durch die Übersendung der Sachen gemacht hast. Seit ich nun wieder in ein wenig geregelten Verhältnissen und in Ruhe und Ordnung lebe, ist die Freude am Eigentum, am eigenen Besitz wieder in mir erwacht, und nirgends fühle ich mich so wohl wie in meinen eigenen vier Wänden, zwischen meinen Büchern und Bildern.

Schmerzlich lag mir noch immer auf der Seele einiges, was mir aus Neuhaus fehlte, so z.B. die fehlenden 5 Bände meiner 10-bändigen Casanovaausgabe, ein neuer oder fast neuer Anzug, ein Föhnapparat. Bis auf den Letzteren ist nun alles wieder bei mir, und ich habe mich gefreut wie ein Stint, als ich am vergangenen Montag diese Herrlichkeiten auspackte. Der Anzug ist schon beim Schneider, die Oberhemden bereits von der Wäscherin zurück, die Bücher prangen in Reih und Glied auf dem schönen großen Bücherbrett, das ich hier in meiner neuen Wohnung – einer wesentlichen Verbesserung meines alten Zustandes – habe, und nun bleibt mir nur, Dir zu danken. […]

Euer
Rudolf

[Ibeth]

Braunschweig, den 4.5.1929.

Lieber Rudolf,

Dein Brief liegt nun schon empörend lange da; aber erst hatte ich mal eine böse Grippe zu überwinden […], dann kam die Reise nach Leipzig, allerlei Arbeit und Detes Besuch dazu. Dann kam plötzlich die Fähigkeit, mathematisch zu arbeiten, wieder – sie hatte einfach ausgesetzt, was mich sehr bedrückt hatte –, und das musste schleunigst ausgenutzt werden. Es war vorher schlimm, so schlimm, dass ich mich genau in die Gefühle eines mathematisch gänzlich Versagenden, der das Abiturium auf der Oberrealschule machen soll, versetzen konnte. Und dann sprang der Motor plötzlich wieder an, so von einem Tag auf den andern. Da habe ich schleunigst für Heinz wieder eine Rechentafel bearbeitet, die nun im Prinzip festliegt. Aber während solcher Zeit bin ich wenig zu sprechen, wenn Adelheid auch noch so entsagend und vorwurfsvoll ihre Tante Frieda zitiert: »Mütter sollten nie arbeiten müssen, nur Väter.« Aber ich sehe nicht ein, warum die Frauen einfach dazu verdammt sein sollen, ihre Herzensaufgabe im Kochen und Nähen etc. zu finden und zu empfinden. Ebenso gut könnte man dann vom Manne verlangen, dass er Bauer wäre. Natürlicher als am Schreibtisch zu sitzen und schwarze Zeichen aufs Papier zu malen, seien es nun Buchstaben oder Schraubenmuttern und Motorenwicklungen, ist es jedenfalls; aber das wird nie als Argument gegen solche geistige Tätigkeit anerkannt. Nur bei der Frau soll dies Argument der Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit immer noch schlagend wirken. [...]

Deine
Ibeth

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Johannisstr. 4 I

Am 10. Mai 1929.

Liebe Ibeth,

[…] Mit dem plötzliche Auftauchen und Verschwinden von Fähigkeiten, deren man zuerst, ehe man derartige Erfahrungen gemacht hat, vollkommen sicher zu sein glaubt, habe ich auch schon einiges erlebt. Natürlich auf dem Gebiete der schriftstellerischen Produktion. Es gibt Zeiten, wo es sich darum handelt, nur zwei Seiten noch – 298 hat man fertig – zu schreiben, und keine Macht der Erde bringt einen an den Schreibtisch. Im höchsten Zustand ist das Ganze ja wohl die Intuition, aber mit der bin ich nur 3- oder 4-mal im Leben begnadet worden. Das ist allerdings das Schönste, was es gibt. […]

Allerdings ist es mutig, von unserm Publikum zu reden. Wir sind eine sterbende Zeitung, und über kurz oder lang wird die Bude zugemacht werden. Das liegt vor allem daran, dass unserm Chef auch das sehr gutgehende Konkurrenzblatt gehört, das aber teuerer als wir ist, jeder Abonnent, den wir verlieren, bekommt er mit 50 Pfg. pro Monat Aufschlag an sein Lieblingsblatt und hat den Vorteil, durch das Bestehen unserer Zeitung sich etwaige Konkurrenz vom Leibe zu halten. So gibt er denn möglichst keinen Pfennig für unser Blatt aus, wir dürfen beispielsweise keine lokalen Bilder bringen, grundsätzlich keine Honorare zahlen – die Zeitung wird bis auf den lokalen Teil ziemlich restlos zusammengestohlen – usw. […]

Herzl. Gruß

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Kuhberg 41 II

Am 4. Juni 1929.

Liebe Dete, lieber Fritz,

es ist schon eine wahre Schande, dass ich diesen Brief, durch den ich Euch offiziell meine Verheiratung anzeige, so spät schreibe. Weiß der Teufel, seit Wochen, meine Frau ist Zeuge, rede ich von diesem Brief, der unbedingt geschrieben werden muss, aber ich bin ewig nicht dazu gekommen. […]

Aber nun, Ihr beiden, ist es endlich so weit, der Entschluss wurde Tat, und ich teile Euch nun ganz offiziell mit, dass ich verheiratet bin, und trotzdem es morgen nun schon zwei Monate her ist und trotzdem wir wirklich mit Krankheit und Sorgen nicht zu knapp versorgt gewesen sind, sind wir beide die glücklichsten Menschen von der Welt. […]

Die Eltern haben natürlich zuerst schwere Bedenken gehabt und haben sie noch, aber ich habe doch den Eindruck, dass sie sich allmählich mit dem Gedanken aussöhnt, auch ihren Sohn unter der Haube zu wissen […].

Wir haben’s hier sehr nett getroffen, haben zwei Zimmer, ganz im Grünen, dabei nur 3 Minuten von meinem Büro, und eigene Küche, Küche, sage ich, Notküche, sagt Suse. Sagen wir also Notküche. Natürlich wohnen wir noch möbliert, erstens weil wir keine Wohnung bekämen und zweitens weil wir für die Möbelanschaffung erst noch lange, lange sparen müssen. […]

Also, Grüße und gute Wünsche, Euch allen. […]

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Kuhberg 41 II

Am 17. Juli 1929.

Liebe Ibeth,

ich möchte mich doch dieses Mal keinesfalls zu spät zu Deinem Geburtstage einfinden, und so komme ich denn wahrscheinlich einen Tag zu früh. […]

Ich hab in letzter Zeit mein Gutes vom Urlaub gehabt, vom Urlaub der andern nämlich. Ich hatte unsern »Chefredakteur« 14 Tage zu vertreten, habe alles selber machen müssen, den Umbruch des politischen Teils, der in Platten, also druckfertig geliefert wird und nur mit Überschriften versehen gruppiert wird. Ferner die sog. »Neuesten«, das sind die letzten Draht- und Radionachrichten, die man sich aber mangels Zeit nicht aus dem Lautsprecher holt, sondern aus sog. Depeschenbriefen der Nachrichtenagenturen und aus besser unterrichteten Zeitungen zusammenschneidet und zusammenklebt. Ferner, und das ist erstens wie letztens, den lokalen Teil einschl. Kinokritiken, Konzertbesprechungen und tiefsinnigen Wetterbetrachtungen. Du ahnst es nicht, Ibeth, was für einen Spaß mir dieser Rummel gemacht hat, wie ich mir meine Nachrichten in diesem Bierdorf, in dem ja beileibe nicht immer etwas passiert, was das liebe Vieh lesen möchte, zusammengestohlen habe, wie ich aus Mücken Elefanten gemacht habe und frech gewesen bin. Frech muss man schon sein, das hilft nichts. Ich bin ja nur ein Mensch, und wenn ich dann wie gestern Abend beispielsweise … warte mal, also da waren drei Kinos mit ihren neuesten Filmprogrammen zu kritisieren, im Wiener Café trat ein Vortragskünstler auf, der Reuter interpretierte, im Café Reimers war eine neue Tanzdiele gelegt, die eingeweiht wurde, und zu der Einweihung gab’s auch noch Kabarettprogramm, die Nationalsozialisten hatten einen Sprechabend im Hofbräu, und in der Tonhalle hielt ein Dr. Kipke aus Berlin einen Vortrag über Gesundheit und Hochfrequenzgeräte. All dies muss unbedingt am nächsten Tage besprochen werden, da die Leute bei uns inserieren und die Besprechung sozusagen die Quittung für das Inserat ist. Ich aber bin nur ein Mensch, die andern, die etwa in Frage kämen, hatten bei dem herrlichen Sommerwetter nicht die geringste Lust, in irgendeinen gedeckten Raum zu gehen, und dann heißt es eben: Frechheit sieg! Die beiden Vorträge und das Kabarett habe ich schon am Abend vorher besprochen, am Programm errät man meistens, was da kommt, und als die lieben Leutchen ansetzten und begannen, lag der Bericht über das, was sie redeten, schon gesetzt in der Maschine. Die Nationalsozialisten waren auch sehr einfach, die reden doch meistens dasselbe, und sicherheitshalber fragt man dann den nächste Morgen auf der Polizeiwache an, ob es etwa Schlägereien gegeben hat. Bleiben die drei Kinos. Zwei konnte ich nach den Anzeigen verarzten, jedes mit 32 Druckzeilen, im dritten, wo ich nichts erraten konnte (und das mich, ehrlich gestanden, am meisten lockte), bin ich dann gewesen. […]

Dein Rudolf

[Ibeth]

Braunschweig, den 20.7.1929.

Lieber Rudolf,

Also auch Dir die besten Glückwünsche! Möge – na, füll Dir die Wünsche selber aus, Du kennst sie am besten. Ich hätte schon gestern geschrieben, wenn ich mich nicht gerade in ein mathematisches Problem verbissen hätte, das unbedingt erst gelöst werden musste. Es ist nur eine ganz einfache Rechentafel, aber mit Hilfe einer projektiven Verzerrung des einen Teils ist es mir gelungen, zwei Einstellungen des Ablesefadens auf eine zu reduzieren. So dass man bei Verbindung von »Lastpunkt« und »Rippenlänge« außer einem »Verhältnis« auch gleich die Wendepunktsabszisse der Biegelinie ablesen kann. Wenn das nicht nach was klingt! […] Ich würde Dir sehr gern auch ein Bild von mir schicken (Schönen Dank für Deins!), aber die letzten Aufnahmen, die Heinz von mir gemacht hat, sind so schauerlich ausgefallen, dass ich Dich erst ein bisschen vorbereiten muss. Ich bin, wie man so schön sagt, »stark« geworden, nun auch schon 41 Jahre alt und auf den Bildern mir so unsympathisch, dass ich die Platten am liebsten mal aus Versehen mit Absicht fallen ließe. Nach dieser Vorbereitung erschreckt Dich das nächste Bild vielleicht nicht ganz tödlich. […]

Deine Ibeth

Ditzen’s – Neumünster-Holstein – Kielerstr. 42 I

Am 13. August 1929.

Liebe Dete,

[…] Nächsten Sonntag wollen Suse und ich für einen Tag nach Westerland auf Sylt, es fährt ein Sonder-Sonntagszug der Reichsbahn über den Hindenburgdamm, und ich hoffe, dafür Freikarten zu bekommen. Es hat doch so seine Vorteile, wenn man »Presse« ist.

Auch seine Nachteile. Falls Ihr in Euerm weltabgeschiedenen Winkel Zeitungen zur Hand bekommen haben solltet, werdet Ihr gesehen haben, dass Neumünster der Schauplatz der letzten Bauernunruhen gewesen ist. Nun ist eine böse Fehde zwischen den Zeitungen und der Polizeiverwaltung ausgebrochen, und infolge der Kompliziertheit meiner Stellung sitze ich mittendrin. Der Polizeichef von Neumünster, der Bürgermeister Lindemann, ist nämlich als Vorsitzender des Verkehrsvereins, dessen Büro ich nebenberuflich leite, auch mein Chef. Der Boykott der Bauernschaft, der sich gegen ganz Neumünster richtet, war zuerst belächelt, macht sich jetzt aber doch schon im Geschäftsleben sehr fühlbar, der Geschäftsführer von Karstadt erzählte mir heute beispielsweise, dass er an Freitagen, den Markttagen, sonst eine Morgenkasse von 3000 Mark hat, am letzten Freitag nur 400 Mark, weil die Bauern vom Markt alle direkt nach Haus gefahren sind. So was hat natürlich auch nur seine Zeit, aber augenblicklich ist es doch sehr peinlich. – […]

Eure

Ditzen’s – Neumünster-Holstein, Kielerstr. 42

Am 19. August 1929.

Liebe Ibeth,

[…] Übrigens, Ibeth, ich erzähle ein bissel Kuddelmuddel, aber das macht wohl nichts, Du weißt ja von unserer Karte, dass wir gestern auf Sylt waren. Und weißt Du, wem ich dort in der letzten halben Stunde in den Weg laufe? Meinem Verleger Rowohlt, dem ich grade vor vier Tagen seit endloser Zeit zum ersten Mal wieder nach Berlin geschrieben und der eben grade die Antwort an mich in den Kasten gesteckt hatte. Wenn das Zufall ist […]. Jedenfalls hält es Rowohlt nicht für ausgeschlossen, dass er mich nach Berlin zu Ullsteins bringt (Tempo). Ich mache mir keine Hoffnung, aber vielleicht klappt es doch einmal. Ich wäre sehr froh, wenn es was würde, auch für meine Suse, die mit meinen Berliner Freunden schon sehr herzliche Freundschaft geschlossen hat, auch für meine Arbeit, auch für meinen Kopf, der hier notwendig dürre wird, aber es ist nur ein Traum, mehr nicht. Sag auch lieber Mutti nichts davon, es ist ja noch nichts als eine freundliche Redensart.

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Kielerstr. 42 I

Am 20. November 1929.

Liebe Dete,

[…] Trotzdem ist unser sehnlichster Wunsch, von hier fortzukommen. Neumünster ist eben ganz Industriestadt, ohne jede geistige Schicht, eine lebendige Stadt, manche viel größere hat nicht annähernd so viel Betrieb, aber die geistige Schicht fehlt ganz, es ist alles kleinbürgerlich, prüde, etepetete. Neulich bin ich inoffiziell-offiziell gebeten worden, meinen schönen schwarzen Etonhut nicht auf Geschäftsgängen aufzusetzen, er sähe zu extravagant aus. Das ist Neumünster.

Natürlich ist Neumünster auch Arbeit, und zwar tüchtige, sehr fortschrittliche, sehr kluge Arbeit. Die wird aber durchweg von Außenseitern, den Parteileuten gemacht, und ich lebe ja im Bürgertum, nicht in der Partei. […]

Deine

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Kielerstr. 42 I

Am 23. Dezember 1929.

Liebe Ibeth,

[…] Wir haben unsere größte Festfreude schon am vergangenen Freitag gehabt. Plötzlich, als wir schon längst nicht mehr die geringste Hoffnung hegten, kam von Rowohlt aus Berlin der Bescheid, dass ich am 15. Januar antreten könnte. Eine herrliche Tätigkeit nach all der Werberei und Bitternis hier: die Versendung von Rezensionsexemplaren an die Zeitungen, das Sammeln und Auswerten der eingehenden Besprechungen. Finanziell nicht ganz so befriedigend, aber wir haben den Mut, dieses Pferd, in dessen Steigbügel wir jetzt den Fuß gesetzt haben, sicher und gerne reiten zu können.

Natürlich war die große Frage, ob mein hiesiger Chef mich gehen lassen würde, denn offiziell kann ich natürlich nur zum 1.4. kündigen, aber nach schwerem Kampf war auch das geschafft, und nun stehen wir schon mit einem Fuß draußen, träumen viel, machen Pläne und zählen die Tage.

Neumünster war gut und hat mir sehr viel weitergeholfen. Ich habe mich wieder an das Leben gewöhnt, und ich bin durch das Vielerlei von Arbeiten sicher nicht dümmer geworden. […]

Liebe Ibeth, Mutti schrieb uns, dass Ihr grade in letzter Zeit eine so bedrückende Eröffnung von Eurem Arbeitgeber erhalten habt. Die Kürzung ist ja so beträchtlich, dass das ganz schwer zu merken sein muss. Vielleicht sollte ich Euch gar nicht mit unserm Glück kommen, aber ich denke doch, Ihr werdet’s verstehen. Es ist ja ein ständiges Auf und Ab, Sicherheit ist nirgendwo, und man ist froh, wenn man nur seine Arbeit hat. […]

Herzlichst
Eure

Rudolf Ditzen – Neumünster-Holstein – Kielerstr. 42 I

Am 30.12.1929.

Liebe Dete,

[...] Davon habe ich Euch ja wohl schon geschrieben, dass wir am 15. 1. nach Berlin gehen. Wir stecken also schon gelinde in den Vorbereitungen drin. So lütt unser Haushalt auch ist, es kostet eine ganze Menge Arbeit (und auch Geld), ihn aufzulösen und von einem zum andern Ort zu bringen. Aber wir tun’s gerne, ist doch unser größter Wunsch in Erfüllung gegangen. […]

Für Berlin ist natürlich die neue Wohnung das große Problem. Gottlob hat meine Frau eine Schwester in Berlin, die sich schon mächtig für uns anstrengt. Schwer wird es freilich halten, denn der Vermerk »mit Kind« oder »nahezu mit Kind« kompliziert alles. Aber schließlich wird man zwischen 4½ Millionen Menschen auch dafür etwas finden. […]

Rudolf Ditzen – Berlin NW 40 – Calvinstr. 15 a

Am 15. März 1930.

Liebe Becherts,

heute Nacht, 12 Minuten vor Mitternacht, am 14. März, hat mir meine liebe Frau Suse einen 8 Pfund schweren Jungen geboren, der Ulrich (Uli) heißen soll.

Die Geburt ist sehr schwer gewesen, Suse ist aufgeschnitten worden. Sie hat sich sehr quälen müssen. Der Junge ist dem Aussehen nach ein echter Ditzen, ich habe ordentlich einen Schreck bekommen, so ähnlich sah mir das Menschlein mit seiner riesenhaften Ditzen’schen Nase.

Wir sind unendlich glücklich. Bitte freut Euch mit uns

[Ibeth]

Braunschweig, den 17.3.1930.

Lieber Rudolf,

wir drei gratulieren herzlichst – d. h. Adelheid weiß es noch gar nicht, sie ist in Gautzsch, hat sich aber brennend für das bevorstehende Ereignis interessiert. Also wir wünschen Euch alles Gute und vor allem Deiner lieben Frau möglichst schnelle Erholung. Gut, dass es so weit überstanden ist; es ist doch immer ein Berg, von dem man froh ist, wenn er hinter einem liegt. Und der Kleine gedeiht hoffentlich seinem phänomenalen Anfangsgewicht entsprechend. […]

Deinen Artikel über Neumünster las ich in der Weltbühne. Er hat mich sehr interessiert, denn in der Zeitung war überhaupt nicht draus klug zu werden. […]

Immer Eure
Ibeth

[Dete]

{Zittau, den 17. März 1930.

Lieber Rudolf,

Dir und Deiner Frau sage ich zugleich im Namen von Fritz die allerherzlichsten Wünsche zur Geburt Eures Jungen. Schade ist es ja, dass es nicht alles glattgegangen ist und dass Deine Frau nun auch sicher länger zur Erholung braucht. Aber sie ist ja in guter Pflege, u. da geht es dann schnell bergauf, und all das Widerwärtige sinkt bald in Vergessenheit über der Freude an dem Kleinen. Halte Dich selber nur brav mit der Gesundheit, es kommt nicht selten vor, dass der »hohe Wöchner« auch noch Pflege mit braucht! […] Nochmals die allerbesten Wünsche für Euch alle drei!

Immer
Dete}

Rudolf Ditzen – Berlin NW 40 – Calvinstr. 15 a

Am 9. April 1930.

Liebe Ibeth und Ihr Hörigs insgemein,

den herzlichsten Dank der Familie Ditzen junior für Eure Glückwünsche anlässlich der echten Begründung unserer Familie. Wir haben es ein wenig anstehen lassen, Euch für Eure Worte zu danken, aber Ihr werdet selber wissen, was so ein kleines Wurm bei seiner Übersiedelung aus dem Krankenhaus in einen kleinen Haushalt erst für Revolutionen veranlasst. Alles stand kopf, nicht zuletzt unsere Nachtruhe, und am meisten tat mir Suse leid, die aus der völligen Stille ihres Wöchnerinnenzimmers – dort wurden den Müttern die Kinder nur zum Stillen gegeben, sonst bekamen sie sie weder Tag noch Nacht zu Gesicht – in einen Wust von Aufgaben und Anforderungen kam. […]

Aber es geht ihr unberufen gut und dem Jungen nicht schlechter, wenn er auch augenblicklich – vermutlich weil er zu reichlich an der mütterlichen Quelle getrunken – aus Leibeskräften brüllt, was ich sogar bis in dies Zimmer, durch zwei Türen und über einen Vorplatz weg höre. Beim Tippen der Maschine. […]

Ich selber arbeite ja auch seit meiner Anwesenheit in Berlin wieder an einem Wälzer, einem Monstrum von Roman [»Bauern, Bonzen und Bomben«], das etwa 600 Seiten Umfang haben wird, innere Politik, Agrarfrage, Parteiengezänk, Bonzentum aller Richtungen, Vetternwirtschaft, Schmus, Schiebung, die ganze duftige Blüte, die botanisch Kommunalpolitik heißt, wird bearbeitet. Gott gebe mir die Kraft, dabei auszuhalten. Meistens ist es herrlich, da es dabei auch noch spannend wird, wie ein Wallace, aber manchmal ist es auch trist, und ich denke ebenso trist: den Käse liest ja doch kein Mensch. Jeder Mensch, der einmal ein Buch von mir gelesen, fällt auf den Rücken, wenn er dies liest und beschwört: Fallada? Fallada? Ausgeschlossen! […]

Wir grüßen Euch von Herzen
Eure

Rudolf Ditzen – Neuenhagen bei Berlin – Grüner Winkel 23

Am 17. Juli 1930.

Liebe Ibeth,

zu Deinem Geburtstage senden wir drei Dir unsere allerbesten Grüße. Möge das neue Lebensjahr usw. usw. Leider haben wir aber von Mutti gehört, dass Du in letzter Zeit gar nicht »möge usw.« warst. Also vor allen Dingen gute Besserung, einen schönen Herbst und die rechte Erholung auf dem geliebten Ording […].

Uns geht es gut, um nicht zu sagen, noch besser. Es ist hier so schön draußen, so still, das Häusel angenehm und bequem, Blick ins Grüne, herrliche verschollene Grasstraßen, durch die wir mit unserm Sohn schieben im Kinderwagen, wenn grade mal Zeit ist. Und vor allem der grässliche Untermieterzustand ist vorbei. […] Von meinem andern Kind sagen die Leut, die es eigentlich verstehen müssten, ebenfalls, dass es ein Entzücken sei. Vertrag ist nun gemacht, und Rowohlt rechnet mit einem ganz großen Erfolg. Leider bin ich so dämlich gewesen, das erste Drittel abzuliefern, als ich erst mit dem zweiten anfing, nun werde ich gehetzt und gejagt, dass es ein Jammer ist. Das ganze zweite Drittel, 320 Schreibmaschinenseiten, habe ich noch nicht in ganz einem Monat geschrieben. Manchmal denke ich, es geht doch nicht so. Augenblicklich bin ich beim Abtippen, bis zum 28.7. muss ich abliefern, dann druckfertig gemacht und dann los auf den letzten Teil. Zwischendurch wird immer schon gesetzt, Korrekturen usw. usw., es ist ein Grauen. Natürlich macht es auch Spaß, aber ich hätte ihn doch gerne in mehr Ruhe gearbeitet. An den ganz großen Erfolg glaube ich nicht, einen mittleren Erfolg halte ich nicht für ausgeschlossen, weil das Buch wirklich aktuell und auch spannend ist. Kennst Du den Titel schon? Bauern, Bonzen und Bomben. Na, danach braucht man ihn eigentlich gar nicht mehr zu lesen, das gibt einen vollen Geschmack. […]

Wir sind von Herzen Deine

Rudolf Ditzen – Neuenhagen bei Berlin – Grüner Winkel 23

Am 20. November 1930.

Lieber Fritz,

darf ich Dich um eine Gefälligkeit bitten? Ich will eine erste Rate auf meine Verbindlichkeiten aus dem Jahr 1925 an meine Gläubiger Graf Hahn in Neuhaus und Frau von Rohr in Lübgust bezahlen. Ich habe nun keinerlei Unterlagen darüber, was sie zu bekommen haben, und mein Gedächtnis ist auch so schlecht, dass ich nicht einmal die annähernden Werte sagen kann. Besitzt Du nun aus der damaligen Zeit noch Unterlagen? Wenn ich mich recht erinnere, ist das ergangen, was man vollstreckbare Urteile nennt, was mir aber während der Haftzeit verloren gegangen ist. Hast Du keine Unterlagen, so kannst Du mir vielleicht einen Rat geben, wie ich sie mir verschaffen kann, ohne mich an meine Gläubiger direkt zu wenden, mit denen ich nur durch den Verlag verhandeln möchte. Auf eine Anfrage des Verlages hat z.B. von Rohr geantwortet, dass ich nach eigenem Geständnis 5000 Mark unterschlagen habe. Das ist natürlich Unsinn, es sind meiner Erinnerung nach 900 bis 1100 Mark gewesen, die der Buchsachverständige festgestellt hat und die auch eingeklagt sind. Ich habe ja damals aus bestimmten Gründen höhere Summen genannt, die aber nie irgendwie beachtet worden sind, weil man wusste, ich übertrieb, um eine höhere Haft zu erreichen.

[…] Gruß an Dete

Euer

Justizrat Dr. R. Menzel/Dr. F. A. Bechert
Sächs. Notare und Rechtsanwälte

Zittau, den 24. November 1930.

Lieber Rudolf!

Zunächst möchte ich Dir meine Freude darüber aussprechen, dass Dein neuer Roman außerordentlich viel Aufsehen erregt und anspricht. Ich selbst habe die bisher erschienenen beiden ersten Lieferungen mit größtem Interesse gelesen und bin auf den Fortgang sehr gespannt.

Die alten Akten suche ich heraus und werde Deine Fragen in den nächsten Tagen beantworten, soweit ich dazu in der Lage bin. Soweit ich mich erinnere, ist in dem Strafurteil nur ein runder Betrag von etwa 10000.-- RM genannt, ohne dass im Einzelnen beziffert wurde, wie der Betrag sich zusammensetzt. Das Urteil war mit einer staunenswerten Flüchtigkeit gemacht. Auch Papa, mit dem ich darüber sprach, sagte, dass er so etwas wohl noch nicht gesehen habe. Die Feststellungen des Urteils waren so dürftig wie nur irgend möglich. Im Übrigen kommt es in letzter Linie nicht darauf an, welche Ziffer in diesem Urteil festgestellt wurde, sondern darauf, welche Beträge seinerzeit wirklich in Frage kamen. Der Fall von Frau von Rohr ist mir im Einzelnen nicht bekannt, sondern nur der Fall Neuhaus. Dort war nach meiner Erinnerung ein Wechselbetrag von 6000.-- oder 10000.-- RM genannt. Es war aber wohl nicht festgestellt worden, ob der Wechsel auch eingelöst worden war und ob der gesamte Betrag in Deine Hände gekommen ist. In diesem Falle ist es notwendig, dass Du einmal mir einzelne Angaben darüber machst, wie der Wechsel aussah, d.h. wer Akzeptant, Aussteller und Girant war. Vielleicht ist der Wechsel gesperrt und gar nicht eingelöst worden. […]

Mit vielen Grüßen von Haus zu Haus
Dein Fritz

Justizrat Dr. R. Menzel/Dr. F. A. Bechert
Sächs. Notare und Rechtsanwälte

Zittau, den 8. Dezember 1930.

Lieber Rudolf!

Ich habe die Akten von dem Oberstaatsanwalt in Kiel bekommen, daraus geht hervor, dass Neuhaus einen Betrag von ca. 4000.-- RM und einen Betrag von ca. 3500.-- RM zu verlangen hat, neben einigen kleinen Posten. Der Gesamtbetrag wurde auf ca. 10000.-- RM angegeben. Was davon richtig ist, muss dahingestellt bleiben. […]

Sollten Neuhaus und Rohr Zahlungsbefehle und Vollstreckungsbefehle gegen Dich erwirkt haben über die vollen Summen von 1000.-- RM bzw. 5000.-- RM, so würdest Du wegen der Rechtskraft der Vollstreckungsbefehle diese hohen Beträge schuldig geworden sein, nicht weil Du das Geld bekommen hast, sondern weil ein Schuldtitel darüber vorliegt. […]

Gleichzeitig erhielt ich von Neustettin die Mitteilung, dass dort unter dem Aktenzeichen 3 B 2071/25 am 25.11.1925 in der Sache Rohr gegen Dich ein Zahlungsbefehl über 1090.89 RM erlassen wurde, welchem am 17.12.1925 der Vollstreckungsbefehl folgte. Hiernach ergibt sich, dass meine obigen Vermutungen richtig sind und mit Deiner Erinnerung über die Höhe des Betrages übereinstimmen. […]

Mit herzlichen Grüßen
Dein Fritz

Rudolf Ditzen – Neuenhagen bei Berlin – Grüner Winkel 10
(Neue Nummer!)

Am 15. Dezember 1930.

Liebe Ibeth,

[…] dann müsste ich wohl zuerst vom Uli erzählen, der eine Pracht ist, ein wirklicher Staatsjunge, der sehr bewundert wird. Kräftig, munter, liebenswürdig, lacht und strahlt ewig. Jetzt wird er schon ganz menschlich, fängt langsam an zu talken, kann sitzen und möchte klettern und krabbeln. Er ist nun Dreivierteljahr alt, wiegt etwa 16 Pfund, hat zwei Zähne, ach was, all das ist ja nicht das. Aber das kann man eben nicht erzählen, wenigstens nicht auf so einen Rucks. […]

Ja, und nun das andere Produkt. Liebe Ibeth, es ist ja alles ganz schön in der Köllschen, aber recht lieb ist es mir doch nicht. Es ist gut, dass es auch so wirkt, aber Du wartest wirklich lieber auf das Buch. Mach Dir einmal klar, dass rund ein Drittel des ganzen Romans weggeschnitten ist und kein Beiwerk, dass endlos viel umgeschrieben wurde, aus tausenderlei Gründen, sittlichen, innenpolitischen, presseehrbegrifflichen (Zusammenhang von Annoncenteil und redaktionellem) usw. nee, es ist schon nicht schön, wie man da in meinem Garten gehaust hat. D.h. ich selber hab’s gemacht, denn Geld verdiene ich auch ganz gerne, und wenn nun aus dem Roman ein Tonfilm werden soll und ein Theaterstück – die Chancen sind aber nach Remarque gleich null, na denn man zu.

Natürlich ist auch so viel geblieben, aber ich habe nie einen Roman der deutschen Bauernnot schreiben wollen. Da hätte ich einmal untersuchen müssen, warum es eigentlich dem Bauern schlecht geht, denn dem ist es doch eigentlich wirtschaftlich den ganzen Krieg durch und während der Inflation besser gegangen als fast allen andern Ständen. Ein Roman über Not und nicht sagen, woher die Not, das geht doch eigentlich nicht. Aber jemand, der den wirklichen Roman gelesen hat, der hat gesagt, man hätte zum Schluss das Gefühl: Armes Deutschland – und ein anderer meinte: So kann es nicht weitergehen, das Gefühl hat man, und den Roman habe ich schreiben wollen und habe ich auch geschrieben. […]

Herzlichste Grüße Euch dreien

Rudolf Ditzen – Neuenhagen bei Berlin, Grüner Winkel 10

Am 28. Februar 1931.

Liebe Ibeth,

Deine Karte […] liegt noch immer unerledigt in meiner Briefmappe, und ich will aller Schulden los und ledig sein, wenn ich morgen oder am Montag den Grundstein zum neuen Roman lege. Aber nicht nur darum schreibe ich: in einem Briefe von Mutti findet sich ein Satz wie, dass Ihr in Sorgen seid, was zu Ostern wird, und die Eltern sorgen mit Euch. Nun nimmt Mutti sicher an, dass wir wissen, was mit Euch ist, aber wir wissen gar nichts und fürchten nur, dass Heinz stellungslos geworden ist. […] Es ist schrecklich, und wo man auch sitzt, steht und geht, auf der Stadtbahn, auf der Straße, im Geschäft, in unserer kleinen Siedlung: alles redet von Entlassungen, Gehaltkürzungen, Arbeitszeitstreckungen. So wünschen wir Euch nur von Herzen, dass wenigstens das Schlimmste, die Kündigung, nicht eingetreten ist, dass es wenigstens mit einer der beiden andern Möglichkeiten sein Bewenden hat.

Bei uns im Verlag sieht es leider auch nicht übermäßig munter aus. Rowohlt produziert zwar auf Deubel komm raus, und die Bücher gehen auch wirklich ganz gut – man wundert sich immer wieder, wo noch immer die Bücherkäufer alle herkommen – aber das Geld wird immer knapper, Gehalt gibt es fast nie am Letzten, so wie heute auch, und dann später auch nur auf Stottern, und was meine Honorare angeht … na, reden wir nicht davon, vor allem auch nicht zu den Eltern. Vorläufig geht es ja noch alles.

Wir setzen unsere Hoffnung auf B.B.B.