Autor:

Hermann Clemens Kosel

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Baseline Co. Ltd

Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam

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© Parkstone Press International, New York, USA

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© Fotografie von Michael Cavanagh und Kevin Montague.

© Ligier Piotr / Muzeum Narodowe w Warszawie.

© Kimbell Art Museum, Fort Worth (Texas).

© Hessische Hausstiftung, Kronberg im Taunus, Deutschland.

© The National Gallery, London / National Gallery Photographic Department.

© The National Trust, Waddesdon Manor.

© Royal Collection Trust / Her Majesty Queen Elizabeth II.

© Sterling and Francine Clark Art Institute, Williamstown (Massachusetts), USA (Fotografie von Michael Agee).

© Carlos Monteiro, Direção-Geral do Património Cultural / Arquivo e Documentação Fotográfica.

© Su concessione del MiBACT – Archivio Fotografico Pinacoteca Nazionale – Bologna.

© The Baltimore Museum of Arts / Fotografie von Mitro Hood.

© RMN-Grand Palais / Fondation Bemberg / Mathieu Rabeau, Fondation Bemberg, Toulouse.

© Museum of Fine Arts, Boston.

© Copyright von Wilczynski Krzysztof / Muzeum Narodowe w Warszawie.

© Musée des Beaux-Arts de Troyes / Fotografie: Jean-Marie Protte.

© The State Hermitage Museum / Fotos von Vladimir Terebenin, Leonard Kheifets, Yuri Molodkovets.

Weltweit alle Rechte vorbehalten.

Soweit nicht anders vermerkt, gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen, den betreffenden Künstlern selbst oder ihren Rechtsnachfolgern. Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich, die Eigentumsrechte festzustellen. Gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung.

ISBN: 978-1-68325-609-0

Hermann Clemens Kosel

 

 

 

Élisabeth

Vigée-Lebrun

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inhalt

Das Wunderkind

Anfänge einer Künstlerkarriere

Eine Zweckehe

Élisabeth Vigée-Lebrun, Porträtistin der Königin

Revolutionswirren

Die letzten Jahre

Biografie

Bibliografie

Abbildungsverzeichnis

Porträt von Mrs Chinnery, 1803. Öl auf Leinwand, 91,4 x 71,1 cm. Indiana University Art Museum, Bloomington. 75.68

Das Wunderkind

Der folgende Text ist einem Künstlerroman entnommen, in dessen Mittelpunkt die Malerin Élisabeth Vigée-Lebrun, das Wunderkind der Pariser Kunstwelt, steht, die später, ab 1789, zur Porträtistin der höfischen Welt ganz Europas wurde. Jene höfische Welt hat im Frankreich des 18. Jahrhunderts einen Namen: Marie Antoinette, die strahlende Königin, deren Wahrnehmung im Volk und persönliches Schicksal eng mit dem Werdegang der Künstlerin verbunden sind.

Briefe, historische Daten, Erinnerungen sowie Erdachtes und Anekdoten vermischen sich zu einer romanesken Erzählung über die Künstlerin, ihr Schaffen und ihr hochwohlgeborenes Lieblingsmodell.

Eine verheißungsvolle Jugend

Schon als Kind hatte Élisabeth eine Vorliebe für die Malerei. Als sie einmal als siebenjähriges Mädchen im Lampenschein einen alten Mann zeichnete und diese erste Arbeit nach einem Modell ihrem Vater zeigte, schloss er sie in seine Arme und jubelte: „Du wirst eine Malerin werden, mein Kind, oder es wird nie eine geben!“

Hernach weilte sie an allen freien Tagen, die ihr die Erziehung im Kloster ließ, im Atelier ihres Vaters, wo sie nach seiner Anleitung Köpfe zeichnete und dann auch in Pastell zu malen begann. Das gewissenhafte Studium ihres Vaters gab ihr Anregungen und Lehren, die ihr rasch weiterhalfen.

Mit emsiger Vertiefung in Anatomie und Drapierung des Gewandes verbrachte sie die meisten Nächte über dem Zeichentisch; das rasch aufgeschossene Mädchen kannte bald nichts als die Kunst. Wie wenig sie die Jugendzeit genoss, bereitete ihrer Mutter oftmals Sorgen.

Saß nun die junge Künstlerin in den Dämmerstunden vor ihrem Bild, wurde ihr die Sterbestunde ihres Vaters wieder lebendig. Sie hatte das große Unglück damals weniger begriffen wie heute. Auch war alles so rasch gekommen. Der Vater hatte eine Fischgräte verschluckt, die im Magen Entzündungen hervorrief. Die Operation misslang. Er fühlte den Tod. Eine Stunde später, nachdem er seine Kinder gesegnet hatte, war Louis Vigée verschieden.

Wenn Élisabeth in einsamen Stunden die Palette auf den Tisch legte und vor dem Bild sinnierte, das sie malte, trat die Leidensgeschichte ihrer schönen Mutter warnend vor sie. Drei Jahre waren verflossen, seit der gute Vater gestorben war, und diese Jahre waren die tiefste Demütigung im Leben ihrer Mutter. Louis Vigée galt als guter Pastellmaler, seine Gemälde wurden von Latour geschätzt. Auch malte er Ölbilder in der Art von Watteau, geistvoll und reizend in den Farben. Aber er malte derart gewissenhaft, füllte so viele Zeit mit Studien aus und verdiente so wenig, dass nach seinem Tode die Witwe mit zwei Kindern in Armut leben musste. Élisabeth erwarb zwar durch die Malerei schon viel Geld, aber es reichte nicht, die Ausgaben für die Haushaltung zu decken. Außerdem musste sie noch die Pension für ihren Bruder, der in einem Institut erzogen wurde, seine Kleider und Bücher bezahlen. Die Mutter sah sich also genötigt, dem Werben eines Juweliers nachzugeben, der sich bald als ein verdrießlicher, launenhafter Geizhals zeigte und gleich nach der Hochzeit der Frau sowie ihren Kindern selbst das Nötigste versagte. Sogar das mühsam erworbene Geld Élisabeths scharrte er zusammen und obwohl sich ihr Lehrer, der Maler Joseph Vernet, auch darüber empörte und der jungen Schülerin vorschlug, nur ihre Pension zu zahlen und das Übrige zu sparen, der Stiefvater brachte sie stets dazu, diesen Rat unbefolgt zu lassen.

Mit ihrer Freundin Bettina Boquet nahm Élisabeth bei dem treuesten Freunde ihres Vaters, Gabriel Briard, Unterricht im Zeichnen nach Skulpturen. So mittelmäßig Briards Ansehen als Maler war, war er doch ein vortrefflicher Lehrer und verstand es, den beiden Schülerinnen hinsichtlich Proportion, Linienadel und Präzision der Bildentwürfe Erstaunliches beizubringen.

Die unglaublich raschen Fortschritte in der Malerei, die sie in dieser Zeit machte, und ihre Allüren, Widerstand gegen jede modische Übertreibung zu leisten, waren von so geistvoller Schärfe, dass die Damen das kluge Mädchen zu schätzen begannen. Man nannte es das ,Wunderkind‘.

So, wie die Pariser Gesellschaft aufzuatmen schien in dem Augenblick, da sie der Tod Ludwigs XIV. von dem unerträglichen Joch der Etikette befreite und sich Hals über Kopf in den tollen Strudel der Vergnügungen stürzte, so entzog sich auch die Kunst den strengeren Regeln, denen sie hatte gehorchen müssen, und Willkür und Laune wurden zum obersten Gesetz. Aus dem Chaos scheinbarer Verwilderung erwuchs jene Kunst der Caprice, deren Formenwelt sich tänzelnd und scherzend um ein anmutiges Leben rankte.

Tatjana Wassiljewna, Fürstin Jussupow, 1797. Öl auf Leinwand, 141 x 104 cm. Fuji Kunstmuseum Tokio, Tokio.