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Deutsche Erstausgabe (ePub) März 2018

 

Für die Originalausgabe:

© 2015 by Grace R. Duncan

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Beautiful Boy«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2018 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Lektorat: Anne Sommerfeld

 

ISBN-13: 978-3-95823-688-2

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

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Aus dem Englischen von Jutta E. Reitbauer


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Für Malcolm steht seit zwei Jahren fest: keine Beziehungen, keine Subs und erst recht keine Beziehungen mit Subs. Als ihn sein bester Freund zu einem Clubbesuch überredet, rechnet Mal mit allem – aber nicht damit, dass er an diesem Abend einen Sub ersteigert. Doch von Kyle geht eine Anziehungskraft aus, der sich Mal nicht entziehen kann, und das Feuer zwischen ihnen brennt heiß. Als Kyle unvermutet vor seinen homophoben Eltern geoutet wird, steht ihre junge Liebe auf unsicheren Füßen, denn Mals tragische Vergangenheit ist nach wie vor nicht vergessen...

 


 

 

 

 

Für alle, die sich selbst nie für schön halten…

 


 

Anmerkung der Autorin

 

 

Bitte denken Sie daran, dass dieser Roman – wie alle fiktiven Geschichten – keine Anleitung für das Praktizieren von BDSM ist und dass es keine allgemeingültige richtige Ausübung gibt. Jedes Paar – oder mehrere –, das BDSM in irgendeiner Form ausübt, hat seine eigene Art, die Dinge anzugehen: unterschiedliche Präferenzen, Rollen, Vorlieben, Grenzen, Tabus und so weiter. Was auf diesen Seiten gezeigt wird, ist nur der Weg eines Paares, eine auf BDSM basierende Beziehung zu erforschen, und was für dieses Paar funktioniert, muss nicht unbedingt für jemand anderen funktionieren.

Obwohl ich danach strebe, den BDSM-Lebensstil in all meinen Geschichten korrekt und positiv zu porträtieren, bleiben diese Romane doch reine Fiktion. Ich bemühe mich, das Spiel als »sicher, bei klarem Verstand und einvernehmlich« (safe, sane and consensual) oder als »einvernehmliche und individuelle persönliche Risikobeurteilung« (Risk-aware Consensual Kink) zu zeigen und zu kennzeichnen, was nicht dazugehört, wenn ich es zeige. Aber ich bin nicht perfekt. Obwohl ich diesen Lebensstil selbst praktiziere, ist mir sehr wohl bewusst, dass ich nicht alles weiß – nicht einmal annähernd. Selbst nach all diesen Jahren, in denen ich nun schon involviert bin, lerne ich ständig Neues und werde das auch noch viele, viele Jahre lang tun.

Bitte bedenken Sie das, wenn Sie Ihm zu vertrauen lesen. Informieren Sie sich immer, immer gründlich über jede Spielart, an der Sie teilnehmen wollen. Und denken Sie daran, es sicher, bei klarem Verstand und einvernehmlich zu halten oder innerhalb der einvernehmlichen, individuellen persönlichen Risikobeurteilung.

 

 


 

Kapitel 1

 

 

Mal

 

»Gibt es denn überhaupt noch irgendwelche Geschäfte, die ihren Laden nicht für diese verdammten Feiertage dekorieren?«, grummelte ich und wich einem weiteren Ständer mit Weihnachtsschmuck aus. »Oder so verflucht früh? Es ist gerade mal Anfang November.«

Ich wollte nur die Lebensmittel, die ich brauchte, zusammensuchen und nach Hause fahren, weg von der sich ständig wiederholenden Musik, den überbordenden Ständern und der lächerlich fröhlichen Stimmung. Weil es für mich ganz sicher nichts gab, über das ich mich freuen könnte. Ich hasste diese Zeit des Jahres. Sie erinnerte mich nur an das, was ich verloren hatte, was ich nicht hatte, was ich nie wieder haben würde.

Mit zielgerichteter Entschlossenheit bewegte ich mich durch den Laden, um so viel wie möglich von dem Weihnachtszeug zu vermeiden. Ich konzentrierte mich nur auf die Dinge, die ich brauchte, und nach kurzer Zeit stand ich bereits an der Selbstbedienungskasse.

Gerade als ich kurz davor war zu entkommen, legten sich von hinten Arme um mich, und ich ächzte. Es gab nur eine einzige Person, die das riskieren würde; die einzige Person, die damit durchkam.

Ich seufzte. »Cam«, knurrte ich warnend.

»Mal«, äffte er mich nach und legte den Kopf auf meine Schulter, wobei sein blondes Haar über meinen Arm fiel. »Ich bin froh, dass ich dich hier erwischt habe. Ich wollte zu deiner Wohnung kommen, aber jetzt kannst du mich hinfahren und ich muss nicht den Bus nehmen«, sagte er, als würde er meine Stimmung überhaupt nicht bemerken. Oder vielleicht doch. Cam schien es nie zu kümmern, wie mies gelaunt ich war. Er grinste mich an, als ich den Kopf drehte, um ihm einen bösen Blick zuzuwerfen.

»Ich werde dich nach Hause fahren«, sagte ich in der Hoffnung, dass er den Hinweis verstand, dass ich alleine sein wollte. Natürlich war der finstere Blick verschwendet, ebenso wie meine pointierte Antwort.

Er drückte mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. »Ich weiß, was los ist.«

Ich seufzte wieder, drehte mich um und bemerkte dann, dass wir mitten im Eingang zum Supermarkt standen. Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür hinaus. Dabei sparte ich mir die Mühe, noch einen Blick über die Schulter zu werfen. Ich wusste, dass Cam mir folgte. »Und was ist los?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass er mir einen Vortrag halten würde, weil ich zu dieser Zeit die Tendenz hatte, mich in einen Einsiedler zu verwandeln.

»Du versteckst dich wieder. Das ist nicht gesund.«

»Was weißt du schon über gesund?« Ich stach mit dem Finger in seinen weichen Bauch. »Du glaubst, dass Kaffee eine der Lebensmittelgruppen ist. Und Zucker die andere.«

Er lachte und seine blauen Augen blitzten dabei. »Ja, und? Sammy mag mich so.«

Ich verdrehte die Augen. »Pah. Sammy ist die Einzige, die diesen ganzen Zucker überhaupt erst beim Backen einsetzt und dir alles, was übrig bleibt, mit Freuden nach Hause mitnimmt, damit du es essen kannst.«

»Genau!«, stimmte er zu.

Ich schüttelte den Kopf und drückte auf den Knopf meines Schlüssels, um die Autotüren zu öffnen. »Okay, Standpauke gehalten. Du kannst deiner Frau sagen, dass du mich für heute genug belästigt hast.«

Cam schüttelte den Kopf. »Nö.«

Ich blinzelte ihn an. »Nö?«

»Nö.« Er schüttelte ein weiteres Mal den Kopf. »Ich wurde angewiesen, dich zum Abendessen mit nach Hause zu bringen, nachdem wir bei dir in der Wohnung waren.«

Seufzend schloss ich die Augen. »Ich esse genug, Cam. Ihr müsst nicht den Babysitter für mich spielen. Er ist gestorben. Ich habe getrauert. Es ist zwei Jahre her. Ich will einfach nicht ausgehen. Was ist so falsch daran?«

Cam lachte nur, woraufhin ich die Augen öffnete, um ihn finster anzusehen.

»Ich finde das nicht witzig.«

Sein Grinsen wurde breiter. »Es ist auch nicht witzig. Aber es geht nicht darum, Essen in dich hineinzustopfen, obwohl Sammy dir immer etwas zu essen geben will.«

Ich ließ ein bestätigendes Grummeln hören.

»Es geht darum, dich wieder in den Club zu bekommen. Wann hast du das letzte Mal einen Flogger geschwungen, Mann?«

Ich sah ihn missmutig an. »Du kennst die Antwort darauf, Cam. Ich will nicht. Ich habe meine Spielzeuge weggeräumt. Du weißt warum. Wir haben so oft darüber geredet, dass wir beide schon nicht mehr mitzählen können.«

Er verzichtete darauf, den letzten Teil zu bestreiten, weil er wusste, dass ich recht hatte. »Glaubst du wirklich, dass du in der Lage bist, das für den Rest deines Lebens aufzugeben? Hast du auch vor, den Rest deines Lebens alleine zu bleiben?«

Ich kratzte mich am Bart, während ich nach einem Weg suchte, es ihm schon wieder zu erklären. Oder vielleicht dieses Mal auf eine andere Art. »Nein. Ich werde nicht alleine bleiben. Das hätte Blake nicht gewollt. Und eines Tages werde ich jemanden finden. Aber das… Der Dom ist Vergangenheit. Ich kann das nicht wieder tun.«

Cam seufzte und sein Grinsen verschwand endgültig, als er eine Hand auf meinen Arm legte. »Gibst du dir wirklich noch immer die Schuld? Ich dachte, dass du nach all dieser Zeit darüber hinweg bist.«

Ich zögerte. Ich hatte es ihm selbst erzählt, hatte ihm gesagt, dass ich mir die Schuld für die Geschehnisse gab, aber nicht, warum ich das tat. Wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde, würde er erkennen, wie armselig meine Ausrede war, keinen neuen Sub anzunehmen und nicht mehr zu spielen. Aber ich log aus Prinzip nicht und noch viel weniger würde ich Cam anlügen. Den Großteil unseres Lebens waren wir beste Freunde gewesen und er würde mich wie immer unterstützen, aber ich war mir weiterhin nicht sicher, ob ich es ihm sagen wollte. Ich hatte aus gutem Grund den Mantel des Schweigens darübergebreitet.

Nach kurzem Überlegen entschied ich mich für eine vage Halbwahrheit. Ich würde ihm ein bisschen mehr geben, in der Hoffnung, dass er dieses Mal nicht nachbohren würde. »Ich hab dir das nie gesagt…« Ich lehnte mich an mein Auto. Cam hob eine Augenbraue und ich räusperte mich. »Ich habe ihn in Stevensons Arme getrieben.«

Cam blinzelte mich an. »Du hast… was?«

Ich nickte. »Ich habe ihn zu Stevenson gedrängt. Ich hatte viel Gutes über ihn gehört – das hatten wir alle. Und, nun ja, obwohl ich nicht wirklich gesagt habe, hey, geh und spiel mit ihm, war es doch irgendwie so. Ich hab seinen Namen fallen gelassen, die Sachen angedeutet, die er gemacht hat. Wenn ich das nicht getan hätte, wenn ich…« Wenn ich ein besserer Dom gewesen wäre. Wenn ich mit Blake zurechtgekommen wäre, ihm gegeben hätte, was er wollte, hätte er nie zu jemand anderem gehen müssen. Niemand wäre getötet worden.

»Warum?«

Ich hätte wissen sollen, dass er das nicht einfach akzeptieren würde. Ich ließ langsam den Atem entweichen und zwang dann die Worte heraus, bevor ich meine Meinung ändern konnte. »Ich war nicht genug für Blake.«

»Du… was

Ich konnte ihn nicht ansehen. Obwohl Cam so hetero war, wie man nur sein konnte, hatte er sich mir ein paar Mal für ein Spiel unterworfen. Er schien nie ein Problem mit mir als Dom gehabt zu haben und es war wahrscheinlich dämlich, aber ich wollte nie, dass er das wusste. Selbst wenn ich nie wieder einen Flogger in die Hand nahm, wollte ich, dass er weiter die Vorstellung hatte, dass ich ein guter Dom gewesen war, dass ich ihm gegeben hatte, was er brauchte. Ich hatte ihn zum Fliegen gebracht, und so lächerlich das auch war, wollte ich nicht, dass diese Erinnerungen von der Wahrheit getrübt wurden. Damit konnte ich nicht umgehen. Ich war mit meinem eigenen Sub nicht zurechtgekommen, mit dem Sub, den ich trainiert, mit dem ich zusammen BDSM entdeckt hatte. Aber jetzt war es draußen. Ich hatte es ihm sagen müssen.

»Ich war nicht genug. Ich habe als Dom versagt. Ich hatte Tabus, mit denen er nicht zurechtkam.«

Cam zog eine Augenbraue hoch. »Du hattest Tabus, mit denen er nicht zurechtkam?«

»Ja.« Ich schluckte. »Es gab, nun ja, es gab ein paar Dinge, die er wollte, die ich aber nicht gewillt war, ihm zu geben. Zum einen… wollte er, dass ich ihm Brandwunden zufüge. Kein sicherer Schmerz. Nicht das, was ich dir gegeben habe. Er wollte etwas, das seine Haut verletzte und Narbengewebe hinterließ. Er wollte einschwänzige Peitschen und Bullenpeitschen, Dinge, die ich nie benutzt hatte.« Ich räusperte mich. »Er hat mir vor Augen geführt, welche Mängel ich als Dom habe. Ich habe ihn in Stevensons Arme getrieben.«

Cam ließ seufzend das Gesicht in seine Hände fallen, dann sah er wieder auf. »Nur damit ich das richtig verstehe. Weil er behauptet hat, dass du… Was war es? Als Dom versagt hast?«

Ich nickte. Das war nahe genug dran.

»Weil er behauptete, dass du als Dom versagt hast, ging er zu jemand anderem. Einem relativ Fremden. Das erste Mal, als er mit ihm zusammen war, stimmte er einer privaten Session in einem privaten Haus zu, ignorierte dabei jedes erdenkliche Sicherheitsprotokoll und wurde dann mit einer Weihnachtslichterkette erdrosselt, von besagtem Fremden, der sich als niemand anderer als ein Serienmörder herausstellte. Und du gibst dir die Schuld dafür.«

Ich sah ihn einem Moment lang an, nicht ganz sicher, wie ich das auffassen sollte. Oder beantworten. Ich hatte es noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet. »Äh…« Das war alles, was ich als Antwort hatte.

Cam starrte mich einfach nur an. »Er war ein verdammter, verfickter Volltrottel.«

Ich blinzelte ihn schockiert an. »Was?«

»Er war ein Arschloch. Sackgesicht. Scheißkerl. Wichser. Such dir eine Beleidigung aus.« Er schüttelte den Kopf. »Die ganze Zeit hast du dir die Schuld gegeben, weil du ihn zu Stevenson gedrängt hast? Er war ein verfluchter Idiot. Ich habe gedacht, dass du das weißt

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Ich wand mich innerlich, hin- und hergerissen, die Erinnerung an Blake zu verteidigen und gleichermaßen, vielleicht ein wenig zu verzweifelt, meinem besten Freund glauben zu wollen.

»Sollte ich das nicht? Mir selbst die Schuld geben?«, fragte ich schließlich leise.

Cam schüttelte bereits den Kopf, noch bevor ich ausgeredet hatte. »Oh Scheiße, nein. Wenn wir einen Moment lang deine Tabus beiseitelassen, geht die Sache letztendlich auf seine Kappe. Er hat die Sicherheitsprotokolle ignoriert. Hast du überhaupt gewusst, dass er weg ist?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Hat er es irgendjemandem gesagt?«

Wieder schüttelte ich den Kopf.

»Keine Telefonnummern. Keine Nachfragen. Ist mit dem Mann nach Hause gegangen, alleine. Hat zum ersten Mal mit ihm gespielt, alleine.«

Ich ließ den Blick auf meine Schuhe fallen und holte tief Luft. Ein Gewicht, das ich seit zwei Jahren mit mir herumschleppte, schien plötzlich um einiges leichter zu sein, und ich wollte mir selbst am liebsten einen Tritt verpassen, weil ich meinem besten Freund – demjenigen, von dem ich hätte wissen sollen, dass er es verstehen würde – nicht mehr darüber erzählt hatte.

»Die ganze Zeit…«, flüsterte ich und schloss die Augen.

»Eine Sache noch«, sagte Cam und zog damit meine Aufmerksamkeit auf sich.

Ich hob die Augenbrauen. »Ja?«

»Du hast als Dom nicht versagt. In all der Zeit, in der wir schon miteinander spielen, hat mich Sammy einige Male zum Fliegen gebracht. Du? Jedes verdammte Mal. Blakes Problem war nicht, dass du kein guter Dom warst, Mal. Blakes Problem war, dass er kein guter Sub war. Er war gar kein Sub.«

Ich sah ihn finster an. »Natürlich war er ein Sub.«

Cam schüttelte den Kopf. »Nein, war er nicht. Ich habe gedacht, das hast du gewusst. Er hat für dich den Sub gegeben, weil er mit dir spielen wollte. Aber er hat mir gesagt, dass ihm klar geworden ist, dass er kein Sub ist.«

»Tja, fuck«, sagte ich stirnrunzelnd. »Warum hat er mir das nicht gesagt?«

»Wer weiß?« Cam zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat er gedacht, dass ihr dann gar nicht mehr miteinander spielen würdet? Ich verstehe nicht, warum er für Stevenson den Sub gegeben hat, wenn er gewusst hat, dass er ein Dom war, aber vielleicht fühlte er sich in der Rolle des Doms einfach nicht wohl. Oder vielleicht war er mehr Switch, als er mir erzählt hat. Oder vielleicht hatte er nie die Gelegenheit erhalten zu spielen. Oder… wer weiß? Aber das lag nicht daran, dass du versagt hast. Das hast du nicht.«

Obwohl das eine Menge zu verdauen war, erklärte es auch so viel: Warum Blake bei all den Malen, die wir zusammen gespielt hatten, nie den Zustand des Subspace erfahren hatte; warum er nie zufrieden schien mit dem, was wir taten. Allerdings stellte sich mir jetzt ein anderes Problem. Die ganze Zeit hatte ich gedacht, dass ich wusste, wonach ich in einem Sub suchen sollte, dass ich die Zeichen einer devoten Haltung erkannte. Falls Blake gar kein Sub war…

Ich räusperte mich und sah zu Cam. »Ich… ich muss darüber nachdenken.«

Cam runzelte die Stirn. »Mal, du hattest zwei Jahre, um‒«

»Nicht darüber. Das ist… Ich habe noch nie so darüber gedacht. Ich brauche ein bisschen Zeit.« Cam seufzte. Und ich wusste, dass er nachgab. Ich trat zurück und machte ihm die Autotür auf. »Komm jetzt, ich bringe dich nach Hause.«

Cam warf mir einen missmutigen Blick zu und setzte sich auf den Beifahrersitz. »Sie wird mir deswegen den Hintern versohlen«, murmelte er.

Ich stieg leise kichernd auf meiner Seite ein. »Wenn du nicht ein solcher Masochist wärst, würde ich ein gutes Wort für dich einlegen. Aber du liebst es und du weißt es.« Ich machte eine nachdenkliche Pause. »Vielleicht werde ich ein gutes Wort für dich einlegen und sie wird dich noch härter dafür schlagen.«

Cam verdrehte die Augen. »Fahr einfach los, Arschloch.«

 

***

 

Ich brauchte noch einen weiteren Monat. Ich ließ mir die Dinge, die Cam gesagt hatte, durch den Kopf gehen, betrachtete sie aus allen Blickwinkeln, kehrte aber immer wieder zu den gleichen Dingen zurück.

Blakes Tod hatte mich so schwer getroffen, weil ich mir selbst die Schuld gegeben hatte. Wir waren nicht verliebt gewesen. Wir hatten gelegentlich Verabredungen, waren gute Freunde – nach Cam stand er mir am nächsten – und Mitbewohner mit gewissen Vorzügen gewesen. Wir empfanden etwas füreinander, liebten einander vielleicht sogar, aber eher auf eine Enge-Freunde-Art und nicht als feste Partner, und das war es. Es tat weh und ich trauerte, aber mehr hatte mir die Schuld zu schaffen gemacht, die ich mir selbst zugewiesen hatte.

Doch ich trug keine Schuld, und jetzt konnte ich das akzeptieren. Cam hatte mich dazu gebracht, es objektiv zu betrachten.

Also stand ich zum ersten Mal seit langer Zeit vor dem mannshohen Spiegel in meinem Schlafzimmer und trug enge Lederhosen, ein Ledergeschirr, Armbänder und Motorradstiefel. Meine langen schwarzen Haare hatte ich nur gebürstet und offen gelassen. Die wilden Locken verliehen mir ein etwas bedrohliches Aussehen, das mein sauber gestutzter Ziegenbart noch betonte. Ein Flogger hing an meinem Gürtel und den Rest meiner üblichen Spielzeuge hatte ich in meine Reisetasche gesteckt.

Ich wusste nicht, ob ich heute Abend spielen würde. Ich war mir noch immer nicht ganz sicher, aber nach langer Zeit fühlte ich mich wieder besser – viel besser. Nach einem letzten Blick in den Spiegel machte ich mich auf den Weg.

 

***

 

Unser bevorzugter Dungeon in der Gegend war nicht unbedingt das schönste Zentrum für versaute BDSM-Spiele in den USA. Obwohl wir in einer relativ großen Metropole lebten, gab es im näheren Umkreis nur drei Dungeons. Einer gefiel mir nicht wegen der vorherrschenden Einstellung zum äußeren Erscheinungsbild – Cam und Sammy wären als übergewichtige Menschen nicht willkommen gewesen, also weigerte ich mich, ihnen mein Geld zu geben. Ein anderer war nett, aber teurer, und obwohl ich ganz sicher nicht knapp bei Kasse war, waren Cam und Sammy alles andere als reich. Und ich würde verdammt sicher an einem Abend dort sein, wo sie es auch waren.

Abgesehen davon hatte Cam mehr als nur ein paar spitze Bemerkungen gemacht, unter meinem Flogger zu sein. Falls sich sonst nichts ergab, konnte ich zumindest ihn fesseln und bearbeiten. Sammy hatte nie etwas dagegen, ihren Nutzen daraus zu ziehen.

Das Asylum gab es schon eine Ewigkeit und das war ihm auch anzusehen. Aber ich war nicht hier, um den Verputz zu bewundern oder die Tür zur Raucherterrasse.

Ich schrieb mich ein, bezahlte den Eintritt und schaltete mein Handy aus, bevor ich den Gemeinschaftsraum betrat. Er war voll, was mich überraschte. Nicht, dass das Asylum nicht viele Gäste hatte – die hatte es manchmal. Aber das schienen viel mehr Leute zu sein, als ich von früher gewöhnt war.

Ich entdeckte Sammy, die an einem Ende einer Couch hockte. Sie trug ein enges Korsett, einen kurzen schwarzen Rock, Netzstrümpfe und High Heels, bei deren Anblick allein mir schon die Füße wehtaten. Cam kniete zu ihren Füßen und trug nichts außer seinem Halsband, Lederchaps und einem String. Ich war einst ein bisschen in ihn verknallt gewesen und selbst mit den zusätzlichen Kilos – die an ihm gut aussahen und nicht so viele waren, wie ich ihn immer aufzog – dachte ich noch immer, dass er heiß war. Falls er jemals auch nur einen Hinweis darüber fallen gelassen hätte, mit Männern experimentieren zu wollen, hätte ich sofort die Gelegenheit ergriffen. Aber er war glücklich verheiratet und trug Sammys Halsband.

Sammy strahlte mich an und streckte die Arme aus. Ich umarmte sie, trat um das Ende der Couch herum und hockte mich hin, damit ich nicht im Weg stand. »Ich freu mich so, dass du gekommen bist!« Sie jubelte nahezu.

»Bin ich noch nicht«, sagte ich zwinkernd und sie lachte.

»Nun, ich hoffe wirklich, dass wir das heute Abend ändern können!« Sie streckte den Arm aus und tätschelte Cams Kopf, was die Erlaubnis war, die er brauchte, um aufzusehen und etwas zu sagen.

»Genau. Bring mich nicht dazu, meine sexuelle Orientierung infrage zu stellen, nur damit du was abkriegst.«

Ich schnaubte. »Danke, aber ich will keinen Mitleidsfick, nicht einmal von dir.« Meine Hand klatschte aufs Cams Hinterkopf.

Er grinste mich an. »Alle Ficks, die du kriegen kannst.«

Ich zeigte ihm den Stinkefinger und wandte mich Sammy zu. »Warum ist es heute so voll?«

»Oh, hat er dir nichts gesagt?«, fragte sie und sah Cam an, der rot anlief.

»Äh, nein…«

»Heute ist die Weihnachtsfeier.« Sammy warf Cam einen finsteren Blick zu, der sich plötzlich sehr unwohl zu fühlen schien. Sie beugte sich zu ihm, aber ich konnte sie dennoch problemlos hören. »Junge, willst du aus diesem Käfig heraus?«

»Ja, Mistress«, sagte Cam wimmernd.

»Dann solltest du dich besser verdammt schnell bei Master Mal entschuldigen und es auch so meinen. Oder dein Schwanz kommt heute Nacht nicht mal in meine Nähe.«

»Ja, Mistress.« Cam blickte auf und erweckte den Eindruck, als schien es ihm ehrlich leidzutun. »Es tut mir leid, Master Mal.«

Ich nickte. »Entschuldigung akzeptiert, Junge.« Ich wusste, warum er es mir nicht gesagt hatte. Er hatte befürchtet, dass ich deshalb nicht kommen würde. Ich war nicht sicher, ob ich dieses Weglassen von Information guthieß, aber ich verstand es zumindest. »Es ist in Ordnung. Ich weiß warum.«

Sie lächelte mich an. »Das macht es trotzdem nicht richtig.«

Ich konnte nicht anders und musste leise lachen, als ich Cam ansah. »Nun, Junge, du bist wohl schon eine Weile ohne?« Ich konnte ein fieses Grinsen nicht unterdrücken.

Cam ächzte. »Ja. Mistress hat mich seit zwei Wochen eingesperrt. Fast die ganze Zeit durfte ich sie nicht mit meinem eigenen Schwanz ficken.«

Sammy strahlte mich an. »Und willst du Master Mal sagen, was du stattdessen getan hast?«

Cams Gesicht lief rot an. »Ich habe sie mit ihrem Schwanz gefickt, der über meinen eingesperrten geschnallt war.«

Ich konnte mir vorstellen, wie frustrierend das gewesen sein musste. Ich hätte mehr Mitleid mit ihm gehabt, wenn ich nicht gewusst hätte, wie sehr er so ein Zeug genoss. »Tja, dann schlage ich vor, dass du dich heute Abend benimmst, Junge, damit du deinen Schwanz endlich wieder verwenden darfst.«

Er schluckte und blickte unter gesenkten Wimpern zu mir hoch. »Ja, Sir.«

Ich wandte mich Sammy zu und beschloss, ihm ein bisschen zu helfen. »Hab ein wenig Mitleid mit ihm. Er hat mir sehr geholfen. Ohne ihn wäre ich heute nicht hier.«

Sie musterte Cam. »Wenn er sich den Rest des Abends benimmt, werden wir den Käfig ein paar Tage weglassen.« Sie grinste hinterhältig. »Vielleicht erlaube ich ihm sogar, mich öfter als einmal zu ficken.«

Cam sah so hoffnungsvoll aus, dass ich ihr beinahe geraten hätte, ihn eingesperrt zu lassen. Anscheinend kam der Sadist in mir zum Spielen heraus. Es fühlte sich gut an.

»Ich werde brav sein, Mistress!«

»Ich habe nicht gesagt, dass ich dich öfter als einmal kommen lassen werde, Junge.«

Cam wimmerte und schluckte hart. »Ja, Mistress«, murmelte er und klang dabei mitleiderregend.

»Ich habe auch nicht gesagt, dass ich es nicht werde.«

Bei diesen Worten grinste er. »Ich werde brav sein, Mistress!«, versprach er erneut.

Schmunzelnd stand ich auf und versuchte, mich zu entscheiden, was ich tun sollte. Es war so voll, dass ich nicht sicher war, ob ich jemanden zum Spielen finden konnte, selbst wenn ich es wollte. Ich sah mich um, sah aber hauptsächlich Heteropaare herumsitzen.

Sammy zog an meiner Hand und ich drehte mich zu ihr um. »Der Dungeon ist nicht so voll«, sagte sie, denn sie hatte präzise meinen Gesichtsausdruck gedeutet. »Und die Sklavenauktion beginnt in ein paar Minuten. Vielleicht willst du dir das ansehen. Die Sklaven, die versteigert werden, sind in Käfigen im Veranstaltungsbereich.«

»Okay. Kommt ihr auch dorthin?«

»Wir werden uns die Auktion ansehen und dann wahrscheinlich nach einem Platz zum Spielen suchen.« Sie tätschelte meine Hand und winkte in Richtung Tür. »Los! Such dir einen hübschen, kleinen Twink, den du quälen kannst.«

Ich verdrehte die Augen und lachte wegen ihrer Wortwahl. Es machte mich fertig, wie gut sie über die Schwulenkultur Bescheid wusste. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, was genau sie da auf ihrem Kindle las. Ich tätschelte Cams Kopf und machte mich daran, mich durch die Menge zu kämpfen.

Normalerweise stand ich nicht auf Twinks. Es gab einen Grund, warum Blake und ich jede Menge Zeit mit Vögeln verbracht hatten. Wenn sich mir ein großer Mann unterwarf, brachte irgendetwas daran mein Blut in Wallung.

Irgendwie glaubte ich nicht, dass heute Abend viele große, schwule Subs auf der Auktion angeboten werden würden.

Der Wechsel vom Gemeinschaftsbereich zum Dungeon war nahezu verstörend. Der Gemeinschaftsraum war laut, überfüllt und warm, im Gegensatz zum ruhigen, offenen und kühlen Dungeon. Er war in zwei Bereiche geteilt. Der weiter entfernte Bereich enthielt die Spielzonen. Die näher gelegene Sektion – dort, wo ich stehen geblieben war – war für Veranstaltungen gedacht, dunkelrot gestrichen und mit einem riesigen orientalischen Teppich auf dem Boden. An einem Ende gab es eine niedrige, kleine Bühne, auf der für gewöhnlich Vorführungen stattfanden, und der Rest war normalerweise leer.

Heute Abend stand bereits ein Mann im Anzug auf der Bühne und hantierte mit einem Mikrofon. Zu meiner Linken befand sich eine Reihe von Käfigen an der Wand – größer als normale Hundekäfige, aber nicht viel. Ich zählte sechs und alle waren belegt. Auf jedem Käfig war eine Karte platziert und im Inneren befand sich eine großteils nackte Person.

Ich trat zum ersten Käfig und sah mir die Karte an, ehe ich meine Aufmerksamkeit auf den Insassen richtete. Der Mann war gute zwanzig Jahre älter als ich. Er hatte silbernes Haar, saß mit gekreuzten Beinen und gesenktem Kopf im Käfig und trug nichts außer einem String und einem breiten Lederhalsband. Zwar sah er nicht übel aus, aber für gewöhnlich stand ich nicht auf Männer, die so viel älter waren als ich. Ich war etwas erleichtert, als auf seiner Karte neben einer Anzahl von Aktivitäten eine Vorliebe für Frauen aufgelistet war.

Die nächsten drei Käfige enthielten Frauen, also überging ich sie. Weibliche Körperteile hatten mich nie auch nur im Mindesten interessiert. Ich wollte Liebhaber mit außen liegenden Geschlechtsteilen.

Der fünfte Käfig brachte mich zum Stehenbleiben. Kleiner und ein wenig jünger als jeder Mann, mit dem ich je gespielt hatte, kniete er mit gesenktem Kopf und den Händen auf dem Rücken verschränkt. Es war schwierig, es in dieser Position abzuschätzen, aber ich schätzte, dass er ziemlich groß war. Seine Brust wies schlanke Muskeln auf und seine Bauchmuskeln waren straff, aber nicht übermäßig ausgebildet, genau wie ich es mochte. Seine Beine waren muskulöser. Ich hielt ihn für einen Läufer oder Schwimmer. Weiches braunes Haar fiel ihm ins Gesicht und er trug nichts als einen winzigen, schwarzen Lederjock. Er hatte Ringe in beiden Brustwarzen und ich konnte eindeutig die Umrisse eines Prince-Albert-Piercings in seinem Penis sehen, der selbst in schlaffem Zustand ziemlich gewaltig wirkte.

Auf seiner Karte hatte er Dienerschaft, Impact Play (Schläge), sensorische Spiele, Wachs und Feuerspiele als Optionen angeführt, doch was mir wirklich ins Auge stach, stand in Klammern am Schluss: Andere Optionen möglich innerhalb unumstößlicher Tabus. Ich war beeindruckt, dass er gewillt war, seine Grenzen durchzusetzen. Sein Alter wurde mit dreiundzwanzig angegeben. Acht Jahre Altersunterschied waren nicht so schlimm, nicht, dass es für eine einzige Session eine Rolle spielte. Aber was wirklich meine Aufmerksamkeit erregte, war die nächste Zeile: Präferenz: männlicher Dom.

Ich hockte mich vor seinen Käfig. »Junge, sieh zu mir hoch.« Ich legte jedes Quäntchen Dom in mir in meine Stimme.

Er hob sofort den Kopf und ein Schauer lief durch ihn. Sein Blick ging nie höher als bis zu meinem Kinn und diese zur Schau gestellte Unterwürfigkeit sprach jede einzelne dominante Faser in meinem Körper an. Ich wollte ihn. Es geschah so schnell und so einfach und es erschütterte mich mehr als nur ein kleines bisschen.

Es ließ mich auch wissen, dass ich tatsächlich wusste, wie man einen Sub erkannte. Vielleicht war ich die ganzen Jahre durch meine Bekanntschaft mit Blake blind gewesen. Vielleicht war er gut darin gewesen, eine devote Ader vorzutäuschen. Ich wusste es nicht, aber dieser Junge sah irgendwie viel ehrlicher aus. Ich verschob meine Ängste auf später und betrachtete ihn.

Ein Blick auf ihn raubte mir ein wenig den Atem. Sein rundes Gesicht wies volle Wangen, ein winziges Kinn und fast eine Stubsnase auf. Er erinnerte mich an einen Elfen oder eine Fee. Wahrscheinlich wäre ich nicht überrascht gewesen, wenn er spitze Ohren gehabt hätte. Seine grünen Augen dominierten sein Gesicht und sein Mund… gütiger Gott, dieser Mund war dafür geschaffen, einen Schwanz zu lutschen. Volle rosige Lippen, und ich sah ihm an, dass er unbedingt seine Zähne hineingraben wollte.

»Warum bevorzugst du Männer, Junge?« Es war absolut möglich, dass er einfach Sex vermeiden wollte, und ich wollte keine Missverständnisse. Wenn es nur darum ging, würde ich gewiss mit ihm spielen… und dann nach Hause fahren und mir einen runterholen, bis ich wund war. Aber ich wollte Klarheit, bevor wir uns auf irgendetwas einließen, und ich konnte zugeben, dass ich hoffte, dass das nicht der Grund war. Natürlich ging ich davon aus, dass ich die Auktion gewinnen würde, und ich war ziemlich sicher, dass ich das garantieren konnte.

Zwar würde ich mich nicht als reich bezeichnen, aber ich hatte keine finanziellen Probleme. Meine Firma für IT-Sicherheitstechnik hatte mir früh ein bescheidenes Heim verschafft und dafür gesorgt, dass ich jederzeit einen guten Wagen fuhr. Im Gegensatz zu meiner Jugend musste ich mir nie Sorgen machen, dass mir im Winter der Strom abgedreht wurde. Meine Firma hatte mir auch erlaubt, mir ein nettes Sparkonto anzulegen, falls etwas schieflaufen sollte.

Ich konnte es mir leisten, diesen Jungen zu ersteigern.

Er errötete und die Farbe seiner Wangen fuhr direkt in meinen Schwanz. Er schluckte und biss sich auf die Lippe. »Ich bevorzuge Männer, Sir, weil ich…« Er sah so schnell zu mir hoch, dass ich es verpasst hätte, wenn ich nicht seine grünen Augen beobachtet hätte. »… ich schwul bin«, beendete er leise den Satz.

Schwul. Oh Scheiße, dieser Junge würde mich umbringen. »Nicht geoutet?«, fragte ich und verbannte für einen Moment die Härte aus meiner Stimme.

Er nickte. »Ja, Sir. Meine Familie würde mich enterben.«

Ich zuckte zusammen. Meine Eltern hatten es nicht wirklich verstanden, aber sie gaben ihr Bestes. Ich konnte mir nicht vorstellen, sie wegen meiner sexuellen Orientierung zu verlieren.

Ich wollte noch mehr fragen, aber genau in dem Moment klopfte der Mann auf der Bühne auf sein Mikrofon und mir wurde bewusst, dass sich der Raum gefüllt hatte, während ich meinen Jungen begutachtet hatte.

Dieser Gedanke ließ mich stutzen. Mein Junge. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Ich hatte Blake nie offiziell ein Halsband verliehen – wir hatten eines, das er während der Sessions trug, es aber ablegte, wenn das Spiel vorbei war. Ich hatte von ihm nie als meinem Jungen gedacht. Dass ich das bei diesem Jungen tat, warf mich aus der Bahn.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Moderator und hörte mir die Regeln an. Jeder Gewinner musste einen Vertrag unterzeichnen und versprechen, sich an Tabus zu halten und die Sessions »sicher, bei klarem Verstand und einvernehmlich« zu gestalten oder zumindest innerhalb des Bereichs einer »einvernehmlichen und individuellen persönlichen Risikobeurteilung«. Er erklärte den Ablauf der Bezahlung, deutete dabei auf eine Dame an einem Tisch neben der Bühne und kündigte dann den ersten Sklaven an.

Einer der Doms, der bei der Führung dieses Dungeons half, hielt am Käfig neben dem, in dem mein Junge saß. Er befreite das Mädchen und führte es auf die Bühne. Ich achtete nicht wirklich darauf, hörte nur zu, wie hoch die Gebote wurden. Sie endeten bei fünfhundert Dollar, aber ich hatte den Verdacht, dass das nur der Fall war, weil es die erste Auktion des Abends war.

Ich trat zur Seite, als die Frau von der Bühne geführt wurde und sie dann zum Käfig meines Jungen kamen. Der Dom sperrte ihn auf und mein Junge kroch heraus. Als er aufstand, stellte er seine Füße sofort schulterbreit hin, richtete sich auf und verschränkte die Hände in Höhe seiner Taille hinter seinem Rücken. Er sah kurz in meine Richtung, dann senkte er den Blick auf den Boden. Mein Schwanz zuckte wieder.

Ich war hingerissen, als ich feststellte, dass er mir bis zum Kinn reichte. Ich war nicht der größte Mann der Welt, aber ich hatte einige respektable Zentimeter auf der oberen Seite von ein Meter achtzig. Das machte ihn im Ganzen eine Spur kleiner als mich, und vor zwei Jahren hätte ich jeden ausgelacht, der mir suggeriert hätte, dass ich einen solchen Jungen wollte.

In diesem Moment jedoch konnte ich mir nicht vorstellen, etwas anderes zu wollen.

Etwas in diesen tiefgrünen Augen rief nach mir, brachte meinen Schwanz zum Strammstehen und meinen Magen auf gute Art zum Flattern. Seine blasse Haut bettelte mich nahezu an, wunderschöne Striemen und hübsche blauviolette Flecken darauf zu hinterlassen. Diese Brustwarzen waren dazu geschaffen, gefoltert zu werden, mit Ringen, an denen ich ziehen wollte.

Oh ja, er gehörte mir. Und mir wurde bewusst, dass ich bereits weit über diese Auktion hinausdachte. Irgendwie beunruhigte mich dieser Gedanke kein bisschen, auch wenn er das vermutlich sollte.