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Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Willkommen bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment in Japan möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Probieren Sie in einem Tempel in Kamakura das Schreiben des buddhistischen Herzsutras. Sie können es für ein gutes Karma als Andenken mit nach Hause nehmen. Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Amulette und Glücksbringer (omamori) mit und ohne Glöckchen

2.

Ein paar schöne Stäbchen mit Reiseschachteln, die kann man gleich auf der Reise benutzen

3.

Einen weich gefütterten Beutel für Elektro-Kram mit einem völlig sinnleeren englischen Aufdruck (und Skepsis gegenüber dekorativen japanischen Schriftzeichen in Deutschland)

4.

Gutes Karma nach so vielen Schreinen und Tempeln

5.

Ein wenig von dieser zurückhaltenden Höflichkeit der Japaner

6.

Ein schön bedrucktes tenugui – ein einfaches Baumwolltuch, das man in Japan zum Händeabtrocknen benutzt. Als Geschirrtuch funktioniert es auch.

7.

Eine kleine O-Kaeru-Kröte aus Keramik. Kaeru heißt sowohl Kröte als auch Zurückkommen: Man legt sie in den Geldbeutel, damit das ausgegebene Geld zurückkehrt.

8.

Viel zu viele Character Goods von Hello Kitty bis Pokemon für die Kinder – nein, wahrscheinlich könnten es sogar noch mehr sein… für die Kinder zumindest.

9.

Die blaue Plastikplane vom Kirschblütenpicknick – vielleicht kann man sich ja in Deutschland auch mal unter einen Baum setzen?

10.

Eine Flasche wirklich guten Sake, und den trinken Sie dann, wenn Sie die Japanfotos durchsehen.

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Unterschätzt:

Genau hinsehen, nicht daran vorbeigehen, einfach probieren! > > >

6 x Durchatmen:

Entspannen, wohlfühlen, runterkommen > > >

6 x Einfach unbezahlbar:

Erlebnisse, die für Geld nicht zu bekommen sind > > >

6 x Typisch:

Dafür fährt man nach Japan > > >

6 x Erstaunliches:

Hätten Sie das gewusst? > > >

© shutterpix

Das buddhistische Herzsutra selbst abschreiben sorgt für ein gutes Karma.

D

Das ist...

... Japan

Die großen Themen rund um das Land der Aufgehenden Sonne. Lassen Sie sich inspirieren!

© Hiroshi Higuchi U

Beim Gion-Fest in Kyoto sind auch die Jüngsten mit von der Partie.

Der Letzte Kaiser

Die Zeit der Kaiser ist längst vorbei. Der chinesische wurde 1911 abgesetzt, und Wilhelm II. musste nach dem Ersten Weltkrieg zurücktreten. Heute ist der japanische Kaiser der letzte seiner Art. Er trägt keine Krone, dafür war er einst ein Gott … Auch heißt er nicht »Kaiser«, sondern »Tenno«, was so viel bedeutet wie »Himmelsherrscher«. Der japanische Tenno ist nämlich direkter Nachfahre der höchsten Shinto-Göttin Amaterasu.

© Lucas Vallecillos/VWPics/Redux

Zwei Mal im Jahr zeigt sich die kaiserliche Familie ihren Untertanen: am Geburtstag des Kaisers am 23. Dezember und an Neujahr wie hier.

HISTORISCH belegt ist das japanische Kaiserhaus etwa seit dem 5. Jh. n. Chr., und die ungebrochene Erblinie ist nicht nur absoluter Rekord, sondern heute ein echtes Problem für die japanischen Royals: 2001 wurde das erste Kind des Kronprinzen Naruhito geboren. Aiko – schon wieder ein Mädchen!

Seit Jahrzehnten kamen in der ganzen kaiserlichen Familie nur Mädchen zur Welt, aber die Erbfolge verläuft laut Nachkriegsverfassung über »legitime männliche Nachkommen in der männlichen Linie«. Eine riskante Vorgabe in einer Adelswelt, die anders als in Europa aus genau einer einzigen Familie besteht, denn alle Seitenzweige waren nach dem Krieg abgeschafft worden.

Frauen auf den Kaiserthron!?

So besorgt war man ob der Thronfolge, dass die japanische Regierung 2005 eine Kommission einberief, um über eine Neuordnung der Erbfolge zu diskutieren: Was tun, wenn kein männlicher Thronfolger geboren wird? Kronprinzessin Masako war damals schon über 40 und überdies gesundheitlich angeschlagen. Sollte die Thronfolge auch für Frauen geöffnet werden? Immerhin hatte es in der Geschichte hin und wieder einmal Kaiserinnen gegeben, die zumindest pro forma für einen kindlichen Nachfolger den Thron einnahmen. Und dann endlich die Entwarnung: 2006 wurde Hisahito geboren, ein Cousin von Aiko. Der wird wohl einmal Kaiser werden.

Die Majestäten und das Volk

Die Bilder, die Japaner von ihrer Kaiserfamilie kennen, sind schön und offiziell. Keine Skandale, keine Paparazzi. Unstimmigkeiten zwischen Prinzessin Masako, einer bürgerlichen Diplomatin, und dem Kaiserlichen Haushaltsamt und die Geburt ihrer Tochter Aiko waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen die japanischen Medien über die privaten Angelegenheiten der Kaiserfamilie berichteten, und das längst nicht so voyeuristisch wie europäische Klatschblätter.

Das Tenno-Paar, das Thronfolger-Paar, die übrigen Mitglieder des Kaiserhauses sieht man manchmal im Fernsehen bei besonderen Anlässen, aber nicht beim Shoppen in der Stadt. Sie wirken auch heute noch huldvoll und unnahbar. Zweimal im Jahr darf das Volk in den Hof des Kaiserpalastes und seinen Majestäten zujubeln.

Aber direkte Live-Ansprachen an das Volk? Spektakulär und einmalig war es 1945, als der damalige Tenno sich im Radio mit eigener, bis dahin nie öffentlich gehörter Stimme an sein Volk wandte, um die Kapitulation zu verkünden. Und was er noch sagte, schockierte die Untertanen noch mehr: Er sei gar kein Gott.

Nach der heutigen Verfassung ist der Tenno nicht nur kein Gott, sondern hat auch sonst keinerlei politische Funktion, allerdings nimmt er zahlreiche repräsentative Verpflichtungen wahr. Als oberster Shinto-Priester muss er zudem diverse religiöse Rituale durchführen. Vielleicht ist er gerade deshalb so beliebt, weil er politisch keine Macht hat.

Und wieder war es ein Ereignis von weltpolitischer Bedeutung, das 2011 zu einer Live-Ansprache des Kaisers an sein Volk führte (der zweiten überhaupt), diesmal im Fernsehen. Am 16. März, nach Erdbeben, Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima rief Kaiser Akihito die Japaner zur Einheit und gegenseitigen Hilfe auf.

© John Warburton-Lee/Stefano Politi Markovina

Näher als diesem Wachturm am Osttor kommt man dem Kaiserpalast kaum.

Zu Besuch Bei Kaisers

Mitten in der Megacity Tokyo liegt ein riesiger, leerer Platz in der Sonne: Kies, Grünflächen, Steinmauern, Bäume. Vom Haupteingang des Kaiserpalasts sieht man eine Brücke und entfernter ein historisches Wachtürmchen. Wenn nicht gerade hohe Staatsgäste anreisen, geht hier niemand ein und aus. Und trotzdem sammeln sich am Tor irgendwie erwartungsfrohe Touristen und Japaner, fasziniert von der Anlage, in der der letzte Kaiser der Welt residiert.

Große und Kleine Minderheiten

Sofort nach Verlassen des Bahnhofs Shin-Okubo in Tokyo taucht man ein in das Stimmengewirr von Little Korea. Aus einem kleinen Café schallt koreanische Pop-Musik auf den Bürgersteig, und vom Straßenstand weht der Duft von »hotteok« herüber, nicht etwa Hotdogs, sondern kleinen gefüllten Reispfannkuchen.

© EDU Vision / Alamy

Für Europäer mag alles gleich aussehen, aber die Schriftzeichen verraten es: Wir befinden uns im koreanischen Viertel von Tokyo.

MANCHES Ladenschild ist nur auf Koreanisch beschriftet, dabei leben viele Koreaner bereits in dritter und vierter Generation hier und besitzen mittlerweile auch die japanische Staatsbürgerschaft – wieder: Denn zwischen 1910 und dem Kriegsende 1945 war Korea von Japan annektiert. Entsprechend galten die Koreaner als Japaner – darunter auch der Marathon-Goldmedaillist Sohn Kee-chung, der 1936 aus Korea nach Berlin anreiste und einen olympischen Rekord aufstellte: für Japan …

Nach dem Krieg wurde Korea wieder selbstständig. Die inzwischen in Japan lebenden Koreaner waren plötzlich Ausländer und wurden diskriminiert – so war es ihnen nicht möglich, öffentliche Ämter zu bekleiden, und sie mussten wie andere Ausländer ihre Fingerabdrücke registrieren lassen. Infolge der Benachteiligungen wanderte von den etwa 2 Mio. Koreanern, die sich nach Kriegsende in Japan aufhielten, etwa die Hälfte in den nächsten Jahrzehnten nach Nord- oder Südkorea aus. (Inzwischen hatte der Koreakrieg das Land geteilt.)

Viele ihrer Nachfahren haben inzwischen die japanische Staatsbürgerschaft angenommen und leben heute weitgehend assimiliert. Seit den 1980er-Jahren sind zunehmend Studenten und Arbeitskräfte aus Südkorea nach Japan gekommen, und offizielle Statistiken zählen heute etwa 450 000 Koreaner in Japan; die ethnischen Koreaner mit japanischer Staatsangehörigkeit werden hier nicht mitgerechnet.

Fremde Völker in Nord und Süd

Noch schwieriger als die Koreaner sind ethnische Minderheiten wie die Ainu im Norden Japans und die Ryukyuer im Süden statistisch zu erfassen. Die indigene Bevölkerung Hokkaidos, die Ainu >>>, waren fast völlig untergetaucht und werden erst in den letzten Jahrzehnten »wieder entdeckt«, wenn auch eher als touristische Folkloregruppe. Noch im 19. Jh. waren sie ein eigenes Volk; kleiner, hellhäutiger, bärtiger, pflegen andere Bräuche und Riten als die Japaner. Ihre Vorfahren kamen wohl aus Sibirien und besiedelten in vorhistorischer Zeit vermutlich weite Teile Japans, bis sie von neueren Einwanderungswellen nach Hokkaido zurückgedrängt wurden. Im 19. Jh. besiedelt Japan dann auch Hokkaido, die Ainu wurden rabiat assimiliert, denn Rückzugsorte gab es nicht mehr. Heute gelten die Ainu-Sprachen als ausgestorben. Junge Menschen stoßen oft eher zufällig auf ihre Ainu-Wurzeln, und beginnen dann, sich mit ihrem kulturellen Erbe zu beschäftigen.

Ähnlich steht es um die Nachfahren der Ryukyuer auf Okinawa – dort gab es ein eigenständiges Königreich mit eigener Sprache und Kultur, das eher nach China orientiert war, bevor Ryukyu 1879 dem japanischen Reich einverleibt wurde. Auch die Ryukyu-Kultur wird vor allem für den Tourismus wieder praktiziert, und die Sprache erlebt als japanischer »Dialekt« ein Comeback.

Zu den weitgehend assimilierten Minderheiten der Koreaner, Ainu und Ryukyu, die heute neben der japanischen auch ihre »alte« Identität und Kultur pflegen wollen, kommen noch Einwanderer jüngerer Zeit hinzu. Denn obwohl Japans Visabestimmungen notorisch streng sind, benötigt das Land Arbeitskräfte. Seit den 1990er-Jahren gibt es vereinfachte Arbeitsvisa insbesondere für die Nachfahren japanischer Südamerika-Auswanderer – die sehen vielleicht noch japanisch aus, haben aber ihre Latino-Kultur und Temperament mitgebracht.

Manche Japaner sind eben ein bisschen weniger japanisch als andere …

Essen Gehen In Little Korea

Auf in den Tisch eingelassenen heißen Platten brutzelt Fleisch: Der Duft von Chili, Knoblauch und Fett hängt schwer in der Luft, und mit umgehängten Papierlätzchen gegen Fettspritzer kommt man sich etwas albern vor. Die koreanischen Restaurants im Tokyoter Stadtteil Okubo sind angesagt, ohne Reservierung muss man sich auf längere Wartezeiten einstellen. Probieren Sie doch mal Bibimbap (Reis mit Ei, Gemüse und Fleisch im Steintopf) oder Samgyopsal (am Tisch gebratene Schweinebauchscheiben) im Delica Ondoru in Tokyo (1 Chome-3-20, Hyakunincho, Shinjuku-ku; Tel. 03 32 05 56 79; tgl. 10 – 1 Uhr).

Der Kranich – Japans Friedenstaube

Eine Grundschulklasse singt vor dem Denkmal im Friedenspark ein Lied. Dann hält ein Mädchen eine sorgfältig einstudierte Ansprache, schlägt eine Glocke, und die Kinder hängen ein Bündel dicker farbiger Schnüre an ein Gestell im Hintergrund. Diese entpuppen sich bei näherem Hinsehen als unzählige gefaltete Kraniche – säuberlich übereinander aufgefädelt.

© Jochen Schlenker/robertharding

DER Kranich steht in Japan für langes Leben, und die kleine Sadako Sasaki, die kurz nach dem Krieg in Hiroshima an Leukämie erkrankte, hatte gehört, wenn man krank sei und 1000 Kraniche falte, dann werde man wieder gesund. Ihre Mitschüler halfen ihr noch beim Falten, doch im Oktober 1955 starb Sadako im Alter von zwölf Jahren. Mehrere Kinderbücher über Sadako wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, in Japan kennt wirklich jeder ihren Namen. Fast alle Schüler machen irgendwann eine Klassenfahrt nach Hiroshima >>> zum Kinderdenkmal. Und die Origami-Kraniche sind in Japan zum Symbol der Friedens- und Anti-Atombewegung geworden.

Pazifismus als Staatsräson

Japan ist weltweit das einzige Land, auf das jemals Atombomben abgeworfen wurden: am 6. August 1945 auf Hiroshima, drei Tage später auf Nagasaki. Zu den Hunderttausenden Atombombenopfern kommen mehrere Millionen Kriegstote, die Hälfte davon Zivilisten. Kein Wunder also, dass die Japaner 1945 genug hatten vom Krieg. Einzigartig ist auch die 1947 unter dem Eindruck des Krieges verabschiedete Verfassung: Deren Artikel 9 >>> schließt Krieg als legitimes Mittel der Politik aus. Pazifismus als Staatsräson! Folgerichtig dürfte Japan denn auch kein Militär haben – eigentlich. Die sogenannten Selbstverteidigungsstreitkräfte gibt es seit 1954, dank etlichen Neuinterpretationen der Verfassung dürfen sie inzwischen sogar im Ausland eingesetzt werden.

Die Japaner selbst stehen grundsätzlich zu ihrer Verfassung. So erklären sie sich in Umfragen mehrheitlich zufrieden mit dem Friedensartikel 9, ja sie sind stolz darauf. Ebenso wie auf die »Nicht-Nuklearen Prinzipien«, einen Parlamentsbeschluss, der Herstellung, Besitz und Einfuhr von Atomwaffen verbietet.

Ideal und Wirklichkeit

Kein Krieg, kein Militär, keine Atomwaffen, keine radioaktive Verseuchung – mit der politischen Realität hat das heute wenig zu tun: Die Regierung Abe fordert eine Revision des Friedensartikels und ist damit recht populär, und gegen die Bedrohungen in der Nachbarschaft (Nordkorea, China-Taiwan-Konflikt) steht Japan unter dem atomaren Schutzschild der USA.

Und noch mehr Widersprüche: Japan gehörte zu den Achsenmächten und hatte 1941 mit dem Angriff auf den US-Marinstützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii die USA in den Krieg gezogen. Tatsächlich hatte Japans aggressiver Invasionskrieg schon 1931 begonnen, um Asien zu unterwerfen. Es ging um Ressourcen, um Nachschub für die Schwer- und Rüstungsindustrie. Die damals erfolgreichen japanischen Militärstrategen sahen sich auf Augenhöhe mit den westlichen Großmächten, und die besaßen ja auch alle Kolonien. Die japanischen Eroberer waren notorisch grausam. Allein die Gewaltexzesse beim Massaker im chinesischen Nanking (heute Nanjing) 1937 sollen bis zu 300 000 Todesopfer gefordert haben.

© Yannis Kontos/Polaris

Jede Japanerin und jeder Japaner kennen und verehren Sadako Sasaki.

Streit mit den Nachbarn

Die Erfahrung der Atombombenabwürfe machte es nach dem Krieg leichter, die dunklen Seiten der japanischen Kriegsgeschichte zu vergessen und die Opferrolle zu betonen. Mit den Nachbarländern kommt es deshalb regelmäßig zu Zerwürfnissen über die zähe historische Aufarbeitung: Die jahrzehntelange Weigerung japanischer Regierungen, zumindest für einzelne Kriegsverbrechen wie Massaker und Zwangsprostitution Verantwortung zu übernehmen, lässt diese Themen immer wieder hochkochen. Und die japanischen Enkel? Die falten Papierkraniche für den Frieden.

Origami-Kraniche Falten

So schöne Muster! Die bunten quadratischen Papiere zum Origamifalten gibt es in Japan überall zu kaufen, und manchmal bekommt man im Hotel, in der Touristeninformation oder von Zufallsbekanntschaften ein kleines Origami-Kunstwerk geschenkt. Aber so schwierig ist es gar nicht, selbst etwas zu falten, Anleitungen im Internet finden sich heutzutage auch als Video-Clips (Faltanleitung unter: www.origami-kunst.de). Falten Sie aus schönem Papier einen Kranich und legen Sie ihn bei einem Besuch der Gedenkstätten von Hiroshima oder Nagasaki dort ab.

Die Tradition Liegt Im Tee

Die Schale, die die Dame im Kimono reicht, hat etwa Form und Größe einer Müslischüssel. Kunstvoll hat sie gerade mit einem Bambusquirl Teepulver (matcha) und heißes Wasser zu einer schaumigen, fast spinatgrünen Flüssigkeit aufgeschlagen. Ihre Bewegungen wirken bedächtig und fokussiert. Als sei dies nach reiflicher Überlegung und langem Training die einzig plausible Art, eine Teetasse zu halten. Auch andere Traditionen und Rituale sind in Japan nicht vergessen.

© norikko

DOCH nicht immer wird das Teetrinken so aufwendig zelebriert. Der durchschnittliche Großstadtjapaner bekommt seinen Koffeinschub heute auch eher als Kaffee, Matcha Latte oder Matcha-presso (ein kleiner starker Grüntee). Viel Zeit für Traditionen bleibt im hektischen Alltag auch in Japan nicht. Bedroht oder gar vergessen sind diese deshalb aber beileibe nicht: Quer durch die Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten wird der Wunsch eher größer, in einem ganz fortschrittlichen Dasein auch alte Traditionen zu pflegen.

Traditionen im Alltag

In der Großstadt Tokyo sieht man in der U-Bahn Frauen in edlen Kimonos mit großen Blütenzweigen im Arm auf dem Weg zu einem Ikebana-Kurs. Jüngere Frauen werfen sich im Sommer für den Besuch der großen Feuerwerksveranstaltungen in farbige Baumwollkimonos, Yukata genannt, während Männer im traditionellen Jinbei und mit Zehensandalen losgehen. Zu Neujahr schlägt man wie anno dazumal klebrigen Reis per Hand zu süßen Küchlein und besucht die Familie. Vor den traditionellen Theatern für Kabuki und No stehen geduldige Schlangen für Karten an, und traditionelle Künste – von Kampfsportarten wie Judo, Karate oder Kendo bis zum Origami – stehen an Schulen und Unis selbstverständlich auf dem Stundenplan.

In Japan sind die alten Traditionen nie in Vergessenheit geraten oder bei den Eliten als rückständig diskreditiert worden. Im Gegenteil, oft waren es eher die Wohlhabenden und Gebildeten, die es sich leisteten, Traditionen auszuüben. Ein hochwertiger Kimono kostet über 1000 Euro, und die schönen Stücke werden innerhalb der Familie von der Mutter an die Tochter vererbt. Auch heute tragen Japanerinnen den Kimono zu so bedeutenden Ereignissen wie dem Schulabschluss, der Volljährigkeit und zur Hochzeit.

Kulturelles Brauchtum verbindet

Insbesondere zur Teezeremonie gehört nicht nur Übung, sondern auch klassische Bildung – man muss sich für den »Weg des Tees« mit japanischer Keramik, japanischer Dichtung und Kimonos auskennen. Aber auch andere traditionelle Künste, wie der »Weg des Kriegers«, der »Weg der Blumen« oder der »Weg des Schreibens« erfordern durchaus Zeit und auch Geld.

Trotzdem bedeutet dies nicht umgekehrt, dass die alten japanischen Künste nur noch Zeitvertreib für die Reichen und Gebildeten wären – aber dass diese sich damit beschäftigen, macht die Traditionen für alle attraktiv und in gewisser Weise zum Statussymbol. Beim Nationalsport Sumo (Baedeker Wissen >>>) sieht man das besonders gut: Da kreischen auf den teuren Plätzen direkt am Ring feine Damen im Issey-Miyake-Kostüm, während von den billigen Sitzen im dritten Rang Arbeiter ihren gewichtigen Helden zujubeln.

Tradition verbindet in Japan, sie ist in der Moderne zuhause und weder nur etwas für innovationsfeindliche Fortschrittsverlierer noch für versnobte Konservative.

© Isa Ducke

Ganz traditionell geht es bei der Teezeremonie im Fukuyen in Kyoto zu.

Teezeremonie Ganz Entspannt

Teezeremonie – das klingt etwas steif und zeitaufwendig. Doch um den geschäumten Grüntee in Japan zu genießen, muss man keine mehrjährige Ausbildung durchlaufen haben. Im Fukujuen in Kyoto >>> bekommt man eine kleine Einführung, ganz entspannt auf Stühlen sitzend. Erst die kleine Süßigkeit essen, dann die Teeschale auf die Hand stellen und zweimal drehen – die paar Grundregeln sind schnell gelernt.

Zen in der Kirschblüte

Halb Tokyo scheint sich im Ueno-Park zu drängen. Auf den Wegen tanzen Senioren zu nostalgischen Liedern aus dem Kassettenrekorder, und Familien, Studentengruppen, ja ganze Büroabteilungen sitzen auf blauen Planen beim Picknick. Und über allem Wolken von rosa und weißen Blüten, die langsam niederrieseln.

© YP_photographer

Auch die Kirschblüte im Chidorigafuchi-Park verwandelt Tokyo in eine traumhafte Kulisse – aber nur für den Augenblick.

DIE Kirschblüte, die in Japan zelebriert wird wie nirgends sonst auf der Welt und im Frühling das ganze Land in einen rosa Taumel stürzt, steht symbolhaft für die Bedeutung des Augenblicks: Heute blüht sie wunderschön, morgen kann das unberechenbare Frühlingswetter sie schon niedergerissen haben!

Die Samurai, die die Geschichte Japans über Jahrhunderte geprägt haben, sahen in der Kirschblüte ihr eigenes Schicksal gespiegelt. Schon morgen kann der letzte Tag sein. Und das heißt nun gerade nicht, dass man sorglos und zukunftsvergessen im Jetzt lebt, sondern: bewusst und fokussiert.

Bewusst im Hier und Jetzt

Dafür steht auch der Zen-Buddhismus >>>. Übungen wie die Meditation im Sitzen trainieren die Fähigkeit, sich auf den Augenblick zu konzentrieren. Der Zen-Buddhismus (gesprochen mit einem weichem Z, eher wie in »Senner« als in »Zehensocken«) ist aber nur eine unter mehreren buddhistischen Schulrichtungen und zahlenmäßig in Japan nicht einmal die größte. Touristen begegnet der Zen-Buddhismus recht häufig, auch weil einige der bedeutendsten Tempel in Kyoto Zen-Tempel sind, etwa der Ryoanji >>> und der Kinkakuji >>>.

»Mit dem Körper erfahren«

Die Annäherung ist leicht: Immer mehr Zen-Tempel bieten regelmäßige Meditationstermine an – auch für Anfänger. Taiken heißen solche Programme in Japan – übersetzt etwa »mit dem Körper erfahren«, nach dem Motto »Probieren geht über Studieren«. Diese Probierstunden sind eigentlich weniger für westliche Ausländer, sondern in erster Linie für Japaner gedacht. Denn auch wenn viele von ihnen mit dem Buddhismus groß geworden sind, so haben die wenigsten einen engen Bezug zum Zen-Buddhismus oder gar zur Meditation. Und auch nicht jeder, der sich einmal zur Meditation auf das Kissen begibt, will sich mit Haut und Haaren auf das philosophisch-religiöse System einlassen und gleich den Weg zur Erleuchtung finden.

Den Geist leeren im Alltag

Einfach mal an gar nichts denken – das klingt so einfach, ist es aber nicht. Fast automatisch purzeln doch ganz viele Gedanken durch den Kopf. Sie loszulassen und sich zumindest für ein paar Minuten freizumachen vom Alltag ist der Sinn der Zen-Übung. Die Mönche sitzen so manchmal viele Stunden am Tag, regungslos, leer.

Bei Meditations-Taiken, aber auch beim Besuch von Zen-Tempeln erfährt man jedes Mal ein bisschen mehr über die Ideen von Zen – neben der Erfahrung, mal nicht zu denken, oder dem Blick auf einen abstrakten Garten, der an sich schon die Gedanken reinigt, kann das eine kurze Ansprache des Mönchs sein, der den ein oder anderen Aspekt hervorhebt, oder auch nur ein Sinnspruch auf der Eintrittskarte. Loslassen, im Jetzt leben, sich auf den Augenblick konzentrieren, Zufriedenheit, das sind die Themen, die immer wieder auftauchen.

Und auch im Lebensalltag hilft die Zen-Philosophie – das haben auch westliche Firmen und Seminaranbieter entdeckt. Da heißt die Zen-Meditation vielleicht Achtsamkeits-Coaching oder MBSR-Training (Mindfulness-Based Stress Reduction), aber Technik und Zielsetzung ähneln denen der historischen Samurai: Durch die Meditationsübungen und die (zumindest zeitweilige) geistige Befreiung aus Kleinlichkeiten und Alltagssorgen sollen die Konzentrationsfähigkeit gefördert, die Persönlichkeit gefestigt, Stress abgebaut und die Abwehrkräfte gestärkt werden.

© Hartmut Pohling / Japan-Photo-Archiv

Im Zen hat auch Bogenschießen einen meditativen Charakter.

Zazen – Meditieren Unter Anleitung

Lange Reihen von Sitzkissen auf Tatami-Matten in einem großen, leeren Raum. Ein kahl geschorener Mönch gibt eine kurze Einführung: Konzentration auf Haltung und Atmung, die Gedanken kommen und vor allem auch wieder gehen lassen. Ausprobieren kann man Zazen, die Meditation im Sitzen, die mit etwas Übung zu mehr Ausgeglichenheit und Stabilität führt, in Kyoto etwa im Shunko-in, Untertempel des Myoshinji >>> (www.shunkoin.com) oder im Shorin-ji, Untertempel des Tofukuji >>> (http://shourin-ji.org). Man sollte bequeme Kleidung anhaben und in der Lage sein, zumindest im Schneidersitz auf dem Boden zu sitzen.

T

Touren

Durchdacht, inspirierend, entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie Japans beste Seiten kennen.

© Kaoru Hayashi

Spaziergang durch den Bambuswald von Arashiyama bei Kyoto

Unterwegs in Japan

Wer eine Reise nach Japan plant, dem schwebt sicher kein Strand- und Badeurlaub vor. Zwar hat Japan als Inselland auch einige schöne Strände zu bieten, vor allem im Süden, aber der Reiz liegt eher darin, die beeindruckenden Kulturstätten des Landes zu besuchen, die vielen Kontraste auf sich wirken zu lassen und einen Einblick in Bräuche und Alltag der Japaner zu gewinnen.

Ganz Japan ist unmöglich

Da Japan in den hiesigen Medien vorzugsweise mit seinen kuriosesten Erscheinungen porträtiert wird, erleben viele Besucher des Landes so manche Überraschung: Selbst in der Metropole Tokyo, die gern mit ihrer brechend vollen U-Bahn, ihrem Meer von Wolkenkratzern und grellen Leuchtreklamen gezeigt wird, gibt es Orte der Entspannung, beinahe ländlich anmutende Gassen und idyllische Gärten.

Auf einer Reise ganz Japan kennenzulernen, ist schon aufgrund der enormen Nord-Süd-Ausdehnung kaum möglich – um von Hokkaido bis Okinawa zu reisen, bräuchte man etwa zwei Monate, wollte man die ganze Vielfalt des Landes erfassen. So viel Zeit steht den wenigsten zur Verfügung, von den hohen Kosten einmal abgesehen. Der durchschnittliche Japanbesucher hat drei Wochen Zeit. Deshalb empfiehlt es sich, von den genannten Touren zwei zu kombinieren oder sich jene Orte herauszupicken, die einen persönlich am meisten interessieren. Die angegebene Dauer ist nur ein ungefährer Richtwert: Manch einer schafft die Tour vielleicht in weniger Tagen; wer aber nicht von Ort zu Ort hetzen möchte, sollte lieber etwas mehr Zeit einplanen.

Wohin am besten?

Im Grunde bieten sowohl der Norden als auch der Süden ein wenig von allem: schöne Landschaften, traditionelles Brauchtum, landestypische Architektur, interessante Museen und abwechslungsreiche Küche. Wer es aber rustikaler und kühler mag, wer gern wandert und Rad fährt, ist im Norden besser aufgehoben. Wen vor allem die buddhistische und shintoistische Welt interessiert, der sollte sich auf das Zentrum Honshus konzentrieren. Und wer neben dem Besichtigungsprogramm auch Entspannung am Strand sucht, fährt am besten in den Süden. Einige Orte sollten nach Möglichkeit auf keinem Reiseplan fehlen. Wer sich allerdings nur auf die Highlights beschränkt, dem entgeht eine Menge dessen, was Japan ebenfalls ausmacht, nämlich traumhafte Berglandschaften, abgeschiedene Pilgerstätten, zerklüftete Küsten, erholsame Thermalquellen, historische Städtchen und modernste Freizeiteinrichtungen.

© Blanscape

Kaum etwas symbolisiert Japan mehr als dieser Anblick: ein hochmoderner Shinkansen-Zug vor dem heiligen Berg Fuji.

Das richtige Verkehrsmittel

Am besten mit der Bahn

Am einfachsten und bequemsten reist man in Japan mit der Bahn. Das Schienennetz ist ausgedehnt und liegt, von einigen wenigen Nebenstrecken abgesehen, in der Hand von Japan Railways (JR). Die Fahrkarten sind – vor allem wenn man mit den Superexpresszügen (Shinkansen) reist – zwar nicht billig, doch ausländische Touristen haben die Möglichkeit, vor der Reise einen Japan Rail Pass zu erwerben, der sich in jedem Fall rentiert, wenn man viel herumreist und weite Strecken zurücklegt. Die Shinkansenzüge sind hervorragend: sauber, bequem, pünktlich und schnell. Aber auch die langsameren Züge sind durchweg ordentlich. Der einzige Nachteil ist, dass größere Gepäckstücke schwer zu verstauen sind.

Autofahren in Japan ist weniger zu empfehlen. Davon abgesehen, dass man sich auf Linksverkehr umstellen und den deutschen Führerschein eigens übersetzen lassen muss, sind die Parkmöglichkeiten beschränkt und die Parkplatzgebühren dementsprechend extrem hoch; hinzu kommt, dass die Autobahnen gebührenpflichtig sind.

Inlandflüge lohnen, wenn man wenig Zeit hat. Allerdings bekommt man dabei nicht viel von der Landschaft mit.

Mit dem Rad zu fahren macht auf dem Land sehr viel Spaß, in den Städten ist es jedoch mühsam und erfordert viel Geschicklichkeit, zumal es in der Regel keine Radwege gibt, sondern Radfahrer den Fußgängerstreifen nutzen.