Fahr hin und werd glücklich
Für unsere Familien und Freunde, weil sie uns glücklich machen.
Wir sind glücksverliebt und verrückt nach München.
So war das schon immer. In dieser Stadt sitzt das Glück wirklich an jeder Ecke. Manchmal muss man nur den Stuhl ein bisschen verrücken, das Herz öffnen und sich auf seine Sinne verlassen.
Da wird ein Laden zu einem Kino und ein Park zu einer süßlich duftenden Erlebniswelt. Kaffee in der richtigen Umgebung umhüllt uns mit Geborgenheit. Leidenschaftlich gesungene Lieder oder warme Sonnenstrahlen an einem Hauseingang wecken Kindheitserinnerungen.
Wir müssen raus, Neues erleben, Leute kennenlernen. Denn es sind die Menschen, die das Glück zu uns bringen – wenn wir sie nur lassen. Wir lieben die verbindliche Herzlichkeit, den ehrlichen Grant und das bunte Biergarten-Miteinander. Denn München ist bunt. Alle sind willkommen.
Das Buch ist eine Einladung zum Besuch von kulturellen, politischen, künstlerischen und sportlichen Orten, die uns das gute Gefühl geben, richtig zu sein. Zum Beispiel geht es auf den Viktualienmarkt – aber nur um fünf Uhr früh! Über Hängematten erheben sich plötzlich die Berge, in geheimen Kellern fließt das Bier, und im Sommerregen wird die Stadt zum Dorf. Wir joggen auf einem Friedhof und picknicken auf einem Ha-Ha. Kind trifft Kasperl. Beton weicht Blume. Durch München hüpft das Glück.
Ihre Veronika Beer und Stefanie Gentner
1Idylle im Großstadt-Trubel
Der Stemmerhof
2Einmal bei „Passagne“ klingeln
Das Franzosenviertel in Haidhausen
3Popcorn und Plüschbrezen
Kinderkino bei „Nyani“
4Gegen den Luxus-Wahn
Willkommenskultur im „Bellevue di Monaco“
5Kultchor mit Herz und Bier
Der „Bud-Spenzer-Heart-Chor“ aus Giesing
6Kastanienallee und Rosenmeer
Der Luitpoldpark
7Ein Kessel Kreatives
Das „Kaufhauskollektiv“ in der „Hofstatt“
8Standl-Liebe und Kaffee-Glück
Frühmorgens am Viktualienmarkt
9Blauer Reiter – gelbes Rind
Ein besonderes Bild im Lenbachhaus
10Dschungel am Straßenrand
Großstadt-Garteln mit „Green City“
11Monaco Franze lässt grüßen
Das Café „Stenz“
12Nur Fliegen ist schöner!
Spielplatz für Riesen
13Illustre Gestalten
Der Kiosk an der Reichenbachbrücke
14Ein bisschen Frieden
Das Georg-Elser-Denkmal
15Inmitten der Massen-Wellness
Der Biergarten „Augustiner-Keller“
16Ha-Ha statt Hof-Tamtam
Hinten im Nymphenburger Park
17Verliebt, vergilbt, verhaftet
Das „München72“
18Träumereien vor den Toren
Der Roecklplatz
19Joggen über Grab und Stein
Der Alte Nordfriedhof
20Ein Ort für Sozialstudien
Eine Boazn namens „Geyerwally“
21Ein Garten der Ruhe
Innenhof in der Maistraße
22Semmeln mit Spaghettisoß’
Der Bäcker Neulinger
23Allzeit auf der Sonnenseite
Tennis, Hockey, HC Wacker
24Unsichtbarer Freund
Die Heimat von Pumuckl
25Utopie mit Holzhaus-Szenerie
Das „Milchhäusl“ im Englischen Garten
26Gaudi um viel Gaunerei
„Doctor Döblingers geschmackvolles Kasperltheater“
27Goldenes Isarflimmern
Eine Nacht am Flaucher
28Streichelei für Hund und Herz
Das Café „Gartensalon“
29Auf Weltreise im Kellerabteil
Ein Abend beim Biersommelier
30Licht, Luft und Liebe
Eine Zeltdach-Tour auf dem Olympiastadion
31Brotzeit weckt Gemütlichkeit
Ein Bootshaus für Naturfreunde
32Die Mischung macht‘s
Integration dank beispielhafter Stadtplanung
33Der König und die Dragqueen
Das Café „BOB im Park“
34Skorpion im Retro-Becken
Das Müllersche Volksbad
35Ein Föhn versetzt Berge
Großstadt mit Alpenblick
36Druckfrische Schönschrift
Kreativ-Workshops in der „Silberfabrik“
37Upload an der Ursula
Sonnenbaden auf dem Kaiserplatz
38Schaf, München, Schaaaf!
Bei der Herde im Englischen Garten
39Ein Schuss Motoröl
Die Roller-Werkstatt „Vesbar“
40Wenn der Berg ruft
Alpines Museum
41Training in der Lederhosn
Sporteln auf Bayerisch
42Verrückt nach Datschi-Eis
Bei den Gelatieri von „Ballabeni“
43Eine Weißwurst im Himmel
Das Café „Vorhoelzer“
44Für Opa Molli Ruckdeschel
Ein Bankerl im Englischen Garten
45Street-Art zum Abtauchen
Freiluft-Ausstellung im Schlachthofviertel
46Regio-Trend trifft Pausenhof
Bauernmarkt an der Klenzestraße
47Leben in Freiheit
Zwei halbe Plätze an der Uni
48Hyggelig zusammenrücken
Der „Emilo“-Laden und seine Rösterei
49Trödel und Viertel-Romantik
Hinterhofflohmarkt in Haidhausen
50Heute bitte etwas Meer
Bootfahren auf dem Kleinhesseloher See
51Fesche Oktoberfest-Schwester
Die „Oide Wiesn“
52Einer für alle, alle für einen
Das Café „Ruffini“
53Zeit mit Zuckerguss
Das soziale Projekt „Kuchentratsch“
54Am See baumelt die Seele
Das Bauwagen-Café „Gans am Wasser“
55Integration bei Minusgraden
Eisstockschießen am Hinterbrühler See
56Mäuschen in der Kuschelhöhle
Die U-Bahn-Station Westfriedhof
57Wo die Welt in Ordnung ist
Am Auer Mühlbach
58Schwerelos in Boxershorts
Das Café „Kosmos“
59Urbaner Sonnenuntergang
Absolute Freiheit auf der Hackerbrücke
60Eine Floßfahrt, die ist lustig
Mit Band und Bierfass auf der Isar
61Einkaufen und Gutes tun
Das Gebrauchtwarenhaus „Weißer Rabe“
62Sinnesrausch bei kaltem Kaffee
Das „Standl 20“ auf dem Elisabethmarkt
63Leben wie zu Königs Zeiten
Der Bavariapark
64Streicheln bringt Glück
Löwenschnauzen vor der Residenz
65Im Abspann: Sommerregen
Das „Kino, Mond & Sterne“ im Westpark
66Patrona und Wiesn-Glanz
Ein Pizza-Schmaus an der Bavaria
67Knödel machen satt und froh
Das „Wirtshaus in der Au“
68Ein Held mit Flug-Krug-Power
Der Kletterwald München
69Von der Garage zum Dorfwirt
Das „Giesinger Bräu“
70Kulturdampfer ahoi!
Die MS Utting auf der Eisenbahnbrücke
71Un cappuccino, per favore!
Dolce Vita im „Caffé Ristretto“
72Mit freundlichen Grüßen
Ein berauschendes Konzert auf dem Sommer-Tollwood
73Rendezvous nach Feierabend
Boule spielen im Hofgarten
74Nur kurz das Viertel retten
Der Laden „Kunst und Spiel“
75Sommertag im Blumenrondell
Der Gärtnerplatz
76Stadtsurfer und Familienbande
Die Wiese an der Floßlände
77Semmelnknödeln – keine Wunst
Das „Valentin-Karlstadt-Musäum“
78Schrille Nacht
Der Christkindlmarkt „Pink Christmas“
79Viertel-Alltag im Mikrokosmos
Das Restaurant „Manouche“
80Höchstes Heimatgefühl
Der Olympiaturm
Es ist wohl das lauschigste Plätzchen in ganz München – und das mitten in der Stadt. Der Stemmerhof ist eine Ruheoase mit dörflichem Flair, fast ein bisschen wie aus einer anderen Zeit.
Laut dröhnt die Lindwurmstraße daher. Sie bahnt sich ihren Weg raus aus der Innenstadt und findet ihren Endpunkt knapp drei Kilometer weiter am Sendlinger Berg. Da wird’s dann gemütlicher und fast schon romantisch: links die Alte Sendlinger Kirche, rechts das Schmied-von-Kochel-Denkmal, dazwischen der Stemmerhof mit angrenzender Stemmerwiese. Noch bis 1992 gab’s hier Kühe, man spricht vom letzten Bauernhof mit Milchwirtschaft im engeren Stadtgebiet.
Misthaufen dampfen hier heute nicht mehr. Und auch der Traktor wurde inzwischen ausrangiert. Dafür haben andere Highlights Einzug gehalten. Der Stemmerhof beherbergt eine bunte Mischung von Läden mit ökologisch-alternativem Hintergrund. Da gibt es den Hofladen, einen Biomarkt, ein Schmuckatelier, Musik- und Malerwerkstätten, das Öko-Kinderbekleidungsgeschäft „Natur & Kind“ und ein Café. In der sanierten früheren Westscheune ist eine therapeutische Tagesstätte untergebracht. Alles frei nach dem Motto: Leben und leben lassen! Worauf also warten: Man hole sich eine Limo und suche ein Plätzchen im Dorfplatz-Carré. Hinsetzen darf man sich überall, heißt: Wer sich sein Getränk im Hofladen geholt hat, darf mit diesem auch gern gegenüber vor dem Schmuck-Atelier oder auf dem Bankerl vor dem Kinderladen Platz nehmen. Oder wie wär’s mit einem Picknick auf saftigem Grün? Bisher hat die Stemmerwiese noch jedem Bauherrn Kontra gegeben. Das Areal hinter dem Stemmerhof mag ja für Wohnungsbauer durchaus reizvoll sein. Das interessiert hier aber herzlich wenig. Denn noch schöner ist’s, die grüne Oase auf einer Hängematte zu genießen, die hier gerne mal zwischen die Bäume gespannt wird, dabei Fußball spielende Knirpse oder sonnenanbetende Yogis zu beobachten oder einfach nur dem Summen aus den angrenzenden Bienenstöcken zu lauschen.
TIPP
Die Kultur- und Kleinkunstbühne „Ars Musica“ lädt in den Räumen des Stemmerhofs zu Konzerten ein.
Stemmerhof, Plinganserstraße 6, 81369 München, Stadtviertel Sendling www.stemmerhof.de
ÖPNV: Bus 53, Haltestelle Sendlinger Kirche, U3, 6, Haltestelle Harras,
S7, 27, Haltestelle Harras
Belfort-, Metz-, Sedan- und Pariser Straße. Das klingt wie das Land von Balzac und Baudelaire – auch wenn die Namen an Schlachten im Deutsch-Französischen Krieg erinnern. Im Herzen Haidhausens flattert die Sonne über das Trottoir an der Bar Fortuna, wo sich zwischen Studenten und Familien bei Café au Lait und Kardamomkuchen das Savoir-vivre entfaltet. Auf dem Weißenburger Platz plätschert der Springbrunnen im Blumenrondell – schön wie am Gärtnerplatz, nur ohne Straßenlärm.
Obst- und Gemüsehändler gesellen sich im gründerzeitlichen Franzosenviertel um den Pariser Platz zu Ökobabymode und dem bayerischen Japaner „Nomiya“. Nachts pulsiert hier das Leben: Auf 160 Einwohner kommt eine Kneipe. Am besten bei der unscheinbaren Bar „Maria Passagne“ klingeln, um Einlass bitten und im Schummerlicht Whisky trinken. Das ist Großstadt. Dennoch: Nachbarschaftshilfe und Hinterhoffeste mit Gitarrenmusik schaffen hier ein Flair, das man sonst nur noch vom Dorf kennt.
Wie auf dem Land fühlt man sich auch am Ende der Preysingstraße. Vorbei an Tante-Emma-Läden, Manufakturen und einer Papeterie spaziert man zu liebevoll erhaltenen Herbergshäuschen wie dem aus Holz gebauten Kriechbaumhof und dem efeuberankten Üblacker-Häusl, das heute als Stadtteil-Museum dient. In den Cafés „Preysinggarten“ und „Zum Kloster“ spielen Kinder unter Kirschbäumen auf dem Kopfsteinpflaster, Autos sind verboten.
Das war nicht immer so mit der Idylle. Bis in die 70er-Jahre hatte Haidhausen verfallene Häuser, finstere Hinterhöfe, bröckelnde Fassaden. In den 80ern sanierten Handwerker im „Glasscherbenviertel“ die Altbauten. Der Zweite Weltkrieg ließ immerhin 60 Prozent von ihnen übrig – so viel wie in keinem anderen Münchner Stadtteil.
Nun ist alles hübsch. Den besonderen Viertelcharme erlebt man, wenn man in der Abendsonne über die nördliche Wörthstraße schlendert und eine Galette mit Matjes oder Spinat aus der Crêperie „Bernard“ genießt. Zeit lassen! Sonst sieht man nichts von all der Schönheit.
Franzosenviertel rund um die Preysingstraße, 81667 München, Stadtviertel Haidhausen www.dielokaleleidenschaft.com und www.freunde-haidhausens.de
ÖPNV: S1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, Haltestelle Rosenheimer Platz, U4, 5, Haltestelle Max-Weber-Platz, Tram 15, 19, 25, Haltestelle Wörthstraße, Tram 16, Haltestelle Gasteig
Nyani – das klingt mehr nach Tokio als nach München. Doch das Spielzeug im Schaufenster verrät die bayerische Heimat des Start-ups von Melanie Epp. Plüschbrezen rascheln, und Zamperl quietschen, sobald ein Kind in ihrem Laden zu spielen beginnt. Die Eltern shoppen fröhlich-hippe Kinderkleidung: Dackel-Bodys, Kaschmir-Janker oder Dirndl mit Retro-Gänsen und Regenschirmen. München, nicht Tokio!
Als Dreifach-Mama weiß Melanie Epp, was geht und was fehlt in dieser Stadt. Deshalb verwandelt sie ihren Laden in der dunklen Jahreshälfte ab Oktober einmal im Monat in einen kuschlig-kleinen Kinosaal, zieht eine Leinwand von der Decke, schmeißt die Popcorn-Maschine an, und los geht der kostenlose Filmabend im wilden Westend.
Auf einer Kleiderstange am Eingang hängt passenderweise eine Kollektion mit Kinderpyjamas namens „Ratzepüh“. Ein junges Paar überlegt, wie lange es nicht mehr im Kino war, während sich die Tochter kopfüber in eine riesige Plüschbreze auf dem Boden plumpsen lässt. Aber nicht nur Familien sind willkommen, auch Erwachsene ohne Kinder und Kinder ohne Erwachsene. Schorle und Prosecco kreisen, und der zusammengewürfelte Trupp im Ladenkino ist sich bald nicht mehr fremd.
Heute läuft eine Reportage, bei der die Kinder erfahren, was es heißt, in der Mongolei zum Unterricht zu gelangen. Die Erwachsenen sind beeindruckt, wie der Regisseur die Szenen bei minus 50 Grad gedreht hat. Der sitzt im Publikum und beantwortet alle Fragen –„Schhh!“ und „Ruhe!“ ruft hier keiner. Da wird ungeniert geraschelt, und eine Zweijährige stimmt „Schneeflöcken, Weißröckchen“ an, als auf der Leinwand ein Moped über den vereisten See schlittert. Bei Röckchen und Söckchen klingt der Abend dann gemütlich aus. Kinder spielen Fangen, Eltern stöbern im Laden und verlieben sich in Kaschmirpullis und glitzernde Gorilla-Prints. Der Rest rekapituliert den Film und wünscht sich von Melanie Epp fürs nächste Mal „Emil und die Detektive“, die ganz alten Folgen aus der eigenen Kindheit.
TIPP
In ihrer App „Barrio“ bringt Melanie Epp Familien zusammen, die an verabredeten Plätzen miteinander Zeit verbringen können.
Laden „Nyani“, Anglerstraße 19a, 80339 München, Stadtviertel Westend www.nyani.de und www.barrio.de
ÖPNV: U4, 5, Haltestelle Schwanthalerhöhe, Bus 53, 134, Haltestelle Ridlerstraße
Zum Abriss bereit! Eigentlich wollte die Stadt das fünfstöckige Haus in der Müllerstraße 6 für immer beseitigen und stattdessen für sieben Millionen Euro einen Neubau hochziehen. Das war im Winter 2013. Dann regte sich Widerstand. Mehmet Scholl, der Regisseur Markus Rosenmüller und die Sportfreunde Stiller engagierten sich unter anderem für die Rettung des Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert. Und was zunächst kreative Rebellion und eine Rettungsaktion wider den Gentrifizierungswahnsinn sein sollte, hat sich schnell zu einem besonderen sozialen Auftrag entwickelt.
„Willkommen“ lautet das Motto in dem markanten Eckhaus. Im Herzen der Stadt haben Münchner ein Projekt mit Herz geschaffen, mehr noch: etabliert. Denn heute steht in der Müllerstraße 6 kein Abrisshaus mehr – und auch kein teurer Wohnturm wie gegenüber die Luxus-Wohnimmobilie „The Seven“. Heute tummeln sich dort Geflüchtete, Helfer und Interessierte. Die schnell gegründete Sozialgenossenschaft „Bellevue di Monaco“ hat mithilfe von Handwerkern, Architekten und zahlreichen Freiwilligen ein Wohnhaus für 20 bis 25 junge Menschen aus Syrien und anderen Kriegsgebieten geschaffen. Es gibt ein Café und zahlreiche Veranstaltungen. Wer vorbeischaut, findet Platz für Diskussion oder genießt einfach seinen Cappuccino – egal, ob neuer oder alteingesessener Münchner!