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SABINE L. SCHÄFER & BARBARA R. MESSIKA

B.A.R.F.

Artgerechte Rohernährung für Hunde
Ein praktischer Ratgeber
KYNOS VERLAG
FÜR ANNE

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1991 - 2003
© 2005 KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH
Konrad-Zuse-Straße 3 • D-54552 Nerdlen/Daun
www.kynos-verlag.de
8. Auflage 2010
Fotos: B. Messika & S. Schäfer
ebook-Ausgabe der Printversion
ISBN ebook (epub): 978-3-942335-40-9
ISBN der gedruckten Ausgabe: 978-3-938071-11-3
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INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

B.A.R.F: Warum eigentlich?

Die Umstellung auf B.A.R.F.

Wie schaut es mit der Ausgewogenheit aus?

Kalzium : Phosphor-Verhältnis – Was heißt das?

Richtiges Zubehör

Erstellen eines Futterplans

Praktische Beispiele

Tagesfutterpläne – Beispiele

Die goldenen B.A.R.F. -Regeln

Die einzelnen Nahrungsmittel – was soll man füttern?

Fleisch liefert Energie!

Knochen

Obst und Gemüse – frisch oder schockgefroren?

Obstportionen – Vorschläge

Gemüse ist gehaltvoll – wenn roh

Milchprodukte

Nüsse

Öle und Fette

Warum kommen bestimmte Nahrungsmittel in den Tabellen nicht vor?

Die große B.A.R.F.-Futterliste

Futterpläne – Vorschläge

Hund im Wachstum großer Rassen – getreidefrei

Hund im Wachstum großer Rassen – mit Getreide

Hund im Wachstum kleiner Rassen

Erwachsene Hunde großer Rassen

Umstellungsplan für ältere Hunde

Allgemeinfutterplan für gesunde, erwachsene Hunde

Und was ist mit Leckerlis?

Fragen – Wieso, weshalb und warum?

Ist rohes Fleisch nicht gefährlich?

Warum roh?

Was kann ich füttern?

Warum kein Schwein?

Spitze Knochen?

Und die Salmonellengefahr?

Und was ist mit BSE?

Welche Knochen?

Knochen woher?

Fastentag – ja oder nein?

Nahrungszusätze – wenn ja, welche?

1. Spirulina und Chlorella

2. Vitamin C

3. Kräuter

4. Öle

5. Perna Canaliculus

6. Milchprodukte

7. Eier

8. Propolis

Wie stellt man am besten um?

Wie viel braucht mein Hund?

Was heißt »Entgiftung« eigentlich?

Getreide – ja oder nein?

Pfui, Gemüse?

Muss ich alles pürieren?

Was tun bei ...

Verstopfung

Durchfall

Erbrechen

Muss ich öfter entwurmen, wenn ich roh füttere?

Koprophagie (Kotfressen)

Schleimüberzogener Kot, ist der Hund krank?

Weißer, harter Kot, was nun?

Ist das alles auch ausgewogen?

Wie barfe ich im Urlaub?

Was, wenn ich keine Knochen füttern möchte?

Ist B.A.R.F. nicht furchtbar teuer?

Ist B.A.R.F. nicht ein großer Aufwand?

Täglich Gemüse, Fleisch, Knochen?

Von Algen, Propolis und anderen Schätzen der Natur

Spirulina & Chlorella

Natürliches Vitamin C

»Propolis kittet viele kranke Seelen ...«

Aloe Vera – »Ein Lebenselixier macht die Runde«

Entgiftungskur-Tipp

Ausleitung von Giftstoffen

Vitamine und Mineralien in Obst und Gemüse

Abschließende Bemerkung: »Der grüne Hund«

Quell- und Literaturverzeichnis

Kontakt zu den Autoren

Index

Die große B.A.R.F.-Futterliste zum Herausnehmen und Aufhängen

VORWORT

B.A.R.F oder »barfen« ist unter Hundebesitzern und -freunden in letzter Zeit zunehmend zum Begriff geworden. Im Internet findet ein reger Informationsaustausch über die Rohernährung von Hunden statt, die immer mehr Freunde findet. Eine gute, übersichtliche Anleitung für Einsteiger gab es aber bisher nirgends, so dass viele Hundebesitzer nach anfänglichem Interesse doch wieder zur herkömmlichen Fütterung zurückkehren, weil ihnen die Rohernährung und besonders die immer wieder gepredigte Ausgewogenheit zu kompliziert erscheint. Das ist sie aber gar nicht! Unser Ziel war deshalb, mit dieser kleinen Futterfibel die wichtigsten Informationen zu B.A.R.F. übersichtlich zusammenzustellen, um damit Hundebesitzern und -freunden eine Ansammlung von Tipps, Anregungen, Informationen und Möglichkeiten rund um die Hundeernährung richtig zugänglich zu machen.

Die nächsten Seiten beschäftigen sich deshalb mit Futterlisten (Gemüse, Obst, Fleisch und Knochen), sinnvollen Futterzusätzen, der Philosophie von B.A.R.F, warum barfen, wie barfen, wie anfangen, was einkaufen, wie zubereiten, was auf jeden Fall, was auf keinen Fall, wie viel von allem und so weiter. Gedacht als kleiner Leitfaden, als Anregung und hoffentlich als Denkanstoß, haben wir in langer Kleinstarbeit, in unzähligen Telefonaten, Lesestunden, Seminaren, Studien, Dissertationen und Erfahrungsberichten diese Seiten zusammengestellt, um den Einstieg in die natürliche Fütterung zu erleichtern.

In unserer verhaltenstherapeutischen Hundeschule »Mein Partner Hund« haben wir im Laufe der Jahre immer wieder die Erfahrung gemacht, dass einige Verhaltensweisen durchaus mit einer Fehl- bzw. Falschernährung in Zusammenhang stehen können. Gerade bei Allergien mit Juckreiz, Unwohlsein oder Nervosität führt eine Futterumstellung oft zur erheblichen Besserung. Ein gesundes Immunsystems hängt von einem gesunden Darm ab und ein gesunder Darm von der richtigen Ernährung. Dazu gehört auch, den Hund (sich selbst übrigens auch!) nicht unnötig mit chemischen Zusätzen zu belasten.

Wir möchten nicht behaupten, dass man allgemein auf Fertigfutter, Arzneimittel, Wurm- und Parasitenmittel verzichten soll, aber man sollte sich der Verantwortung dem vierbeinigen Freund gegenüber - in Ernährung wie auch Gesundheit - einfach etwas bewusster sein und zumindest einmal gründlicher über diese Dinge nachdenken. Mit der B.A.R.F. Entscheidung hat man im Gegensatz zu allen industriell gefertigten Produkten den genauen Uberblick, was eigentlich gefüttert wird - und betrachtet man manche Inhaltsstoff-Etiketten, ist dies sicherlich kein Nachteil.

Nicht jede bequeme Gewohnheit, nicht jede über Jahre hin vorgefertigte Meinung, schon gar nicht die überlieferten und ewig im Hinterkopf gehaltenen Aussagen von so genannten Futterexperten sind Garant für Wahrheit und Gesundheit.

Dazu später mehr - es gibt Alternativen, die jedes Hundeherz höher schlagen lassen.

In diesem Sinne ...

Viel Spaß beim Lesen!

Sabine L. Schäfer & Barbara R. Messika

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B.A.R.F. – WARUM EIGENTLICH?

Fertigfutter ist schon etwas Bequemes: Verpackung auf, rein in den Napf und fertig ist die moderne Fütterung. Vorausgesetzt, man hat sich zuvor entscheiden können, welche der zahlreich angebotenen Futtersorten von »Junior« bis »Senior« und »Light« bis »Energy« oder »Kleinhund« bis »Großhund« denn nun für den eigenen Liebling die richtige ist. Der Blick auf die Deklaration der Inhaltsstoffe ist für die meisten auch eher verwirrend als hilfreich.

Warum aber etwas ändern, das so bequem und scheinbar auch zufriedenstellend ist? Die meisten B.A.R.F.-Anhänger haben deshalb begonnen, sich Gedanken um die Fütterung ihres Hundes zu machen, weil irgendein gesundheitliches Problem vorlag, dem man nicht so richtig auf die Spur kam. Allergien sind oft so eine Sache, aber auch einfach erhöhte Anfälligkeiten mit Infektionen »alle Nase lang«. So war es auch bei uns. Mit viel Skepsis haben wir damals das Experiment »Rohernährung« gewagt - und nie mehr bereut!

Als wir damals unseren Tierarzt auf die artgerechte Rohernährung, kurz B.A.R.F. (diese Abkürzung für »Bone and Raw Food« wurde ursprünglich vom australischen Tierarzt Dr. Ian Billinghurst in seinem Buch »Give your dog a bone« geprägt und wird hierzulande meist mit »Biologisch Artgerechter Rohfütterung« wiedergegeben) ansprachen und wissen wollten, was er von roher Fleisch- und Knochenfütterung hielt, wurde er bleich und erhob warnend den Finger: Knochen wären für Hunde gänzlich unverdaulich, führten zu Verdauungsstörungen und könnten in keinster Weise dem Organismus nützen. Oha, wie gut, dass das die hündischen Vorfahren nicht wussten ... »Rohes Fleisch macht Hunde aggressiv«, ist auch so eine oft gehörte Volksweisheit oder »Hunde fressen keinen Salat«.

Dabei ist rohes Fleisch das natürlichste Hundefutter der Welt, oder? Wölfen und Wildhunden wird in freier Wildbahn auch kein Schnitzel vom Metzger serviert, sondern sie fressen ihr Beutetier mit Haut, Mageninhalt und sogar je nach Größe des Beutetiers mit Haar und Knochen. Streng genommen ist ein Kaninchen gar keine reine Fleischmahlzeit. Dazu kommt, wie man heute aus Beobachtungen weiß, dass auch Beeren, Kräuter und Gräser auf dem saisonalen Speisezettel von Wölfen stehen. Mit B.A.R.F. versuchen wir, diese Ernährung wieder so gut wie möglich nachzuahmen, denn eines ist gewiss: Getreide und Getreidenebenprodukte sind sicherlich nicht das Hauptnahrungsmittel von Caniden, und doch nehmen ausgerechnet diese einen großen - manchmal sogar den größten - Anteil in Fertigfutterprodukten ein! Und fragt man seine Großeltern nach den Hunden von früher, die hauptsächlich von Tischabfällen ernährt wurden, so wurden die im Durchschnitt erstaunlicherweise älter und lebten gesünder, wenn sie nicht gerade für schwerste Arbeiten eingesetzt wurden. So wurden Hofhunde aus Familienkreisen im Schnitt bis zu vier Jahre älter als die meisten heutigen Hunde.

Aber wie beginnen? Gehen wir einmal sämtliche Punkte durch, die es zu beachten gibt!

image Die Umstellung auf B.A.R.F.

Ganz oder gar nicht heißt hier die Devise und so sollte zumindest bei jungen, gesunden Hunden, sogar schon bei Welpen, keine schrittweise Umstellung oder Mischung mit Fertigfutter erfolgen, sondern eine direkte Umstellung. Je jünger die Hunde, desto leichter fällt der Wechsel.

Ist der eigene Hund schon etwas älter oder hat durchweg Gesundheitsoder Verdauungsprobleme, dann würde sich eine schrittweise Umstellung sicherlich schonender gestalten. Schrittweise und schonender in dem Sinne, dass man zwar ebenso direkt umstellt, allerdings mit Nahrungsmitteln, die nachweislich leicht verdaulich sind, weichen Knochen wie Hühnerhälsen zum Beispiel. Im weiteren Verlauf unseres Futterratgebers finden Sie noch genaue Futterpläne für die Umstellung von älteren, geschwächten oder vielleicht kranken Hunden.

image Wie schaut es mit der Ausgewogenheit aus?

Da uns seit langer Zeit die Werbung suggeriert, dass unsere Hunde nur gesund bleiben können, wenn sie mit einem Fertigfutter täglich ausgewogen in gleicher Vitamin-, Mineralstoff- und Rohstoffkombination versorgt werden, müssen wir erst wieder anfangen, logisch zu denken.

Lassen Sie sich also nicht verunsichern - Ausgewogenheit wird über Wochen, ja sogar Monate erzielt und ist ganz sicher nicht mit jeder einzelnen Mahlzeit notwendig. Innerhalb eines bestimmten Zeitraumes sollte dem Organismus das Lebensnotwendige zugeführt werden - dieses erreicht man über Wochen mit frischer, wechselnder Nahrung. Wir müssen wieder anfangen, uns selbst unsere Gedanken zu machen:

Wer von uns hat sich jemals bemüht, geschweige denn es jemals geschafft, sich tagtäglich ausgewogen zu ernähren? Richtig, niemand! Und das ist auch gut so, da wir Menschen sicherlich kein Leben lang fertiges Einerlei ertragen würden und wollten.

Machen Sie sich also keine Sorgen wegen der Ausgewogenheit, die ist bei abwechslungsreicher, frischer und roher Kost über längere Zeiträume gegeben.

Und wenn man es genau wissen möchte: Um eventuellen Mängeln vorzubeugen, kann man immer noch ein Blutbild anfertigen lassen.

image Kalzium : Phosphor-Verhältnis - Was heißt das?

Viele Märchen, Tipps, Überlieferungen, Züchtermeinungen, Tierarztempfehlungen, Gerüchte, Halbwissen, Angaben von Futtermittelherstellern und vieles, vieles mehr ranken sich um das Verhältnis dieser beiden Mengenelemente, zu denen auch Magnesium, Natrium, Chlorid und Kalium gehören.

Je größer der Hund, je größer das zu tragende Gewicht, desto wichtiger die Versorgung und das richtige Verhältnis der beiden Stoffe. Beide sind verantwortlich für die Stabilität, quasi die Statik des Skelettes, Kalzium ist wichtig für die Muskelkontraktion, das Nervensystem und die Blutgerinnung, während Phosphor eher bei der Zell vermehrung und den Fetttransport, aber auch bei der Bildung energiereicher Phosphate eine große Rolle spielt.

Das ideale Verhältnis wird angegeben mit 1 ,3 (Ca) : 1 (Ph).

Doch warum ist das richtige Verhältnis denn so wichtig?

Ein einfaches Beispiel: Fleisch hat ein Ca/Ph Verhältnis von 0,07 : 1, also viel Phosphor, wenig Kalzium. Füttert man nun größtenteils Fleisch, besonders jungen Hunden große Mengen, dann wird das fehlende Kalzium aus den Knochen herangezogen - wird diese Fehlernährung lange Zeit beibehalten, dann kann man davon ausgehen, dass das Skelett Schaden nimmt.

Die Schäden werden eventuell noch nicht unmittelbar auftreten, aber man kann gewiss sein, dass der Hund unter der Fehlfütterung leiden wird.

Auch umgekehrt gibt es Störungen durch ein Ungleichgewicht, daher ist es wichtig, sich in etwa an die vorgeschlagene Formel von 1,3 : 1 zu halten.

Sieht man sich die wilden Vorfahren unserer Hauswölfe an, so stellt man fest, dass diese sich auch nicht einseitig ernähren - im Gegenteil - das Beutetier, beispielsweise ein Hase, liefert viele verschiedene Nährstoffe -sogar Fell, Knochen, Innereien, der Mageninhalt etc. werden vertilgt und liefern ihrerseits gute Nährstoffe.

Wer die irrige Annahme vertritt, Caniden seien ausschließliche Fleischfresser (daher finden wir die Bezeichnung Carnivor etwas einseitig), dem sei gesagt, dass auch Früchte, Beeren, Gras und Kräuter gerne genommen werden, wenn sie nicht schon im Mageninhalt des Beutetieres vorkommen. Müssen Sie sich jetzt Sorgen machen, dass Sie Ihren Hund fehlernähren?

Nein, solange das Verhältnis Fleisch/Knochen/Kalziumprodukte eingehalten wird, kann eigentlich nichts schief gehen.

Natürliche Ausgewogenheit hat unsere Hunde groß, stark und gesund werden lassen - ohne große Rechnerei - gerade bei großen Hunden ist es einfach wichtig, die Fleischversorgung, also das Rohprotein ein wenig zu drosseln, da sie ansonsten in die Höhe schießen, ohne dass die Knochen mit Mineralisieren nachkommen.

Fazit: Eher weniger Fleisch und dafür mehr fleischige Knochen füttern -und immer daran denken: Vitamin-C-reiche Lebensmittel fördern die Aufnahme von Kalzium, also Obst und Gemüse gerne mehr füttern, als auf dem Plan, falls der Hund noch Hunger haben sollte.

Auch Vitamin D ist wichtig für die Kalzium-Aufnahme und ölhaltige Speisen wie Olivenöl, Nüsse, Leinöl etc. enthalten sehr viel Vitamin D.