CONSTANZE JOHN

VIERZIG TAGE
GEORGIEN

UNTERWEGS VON
TIFLIS BIS ANS
SCHWARZE MEER

1. Auflage 2018

© 2018 DuMont Reiseverlag, Ostfildern

Alle Rechte vorbehalten

Gestaltung: Herburg Weiland, München

Titelfoto: Eddie Gerald/laif

Fotos und Illustrationen: Constanze John

Karten: Constanze John, Gerald Konopik, DuMont Reisekartografie

eISBN 978-3-6164-9159-2

www.dumontreise.de

Karte

Für meinen Vater

INHALT

Prolog

Tag 1           Nachbarn

Tag 2           Gründung

Tag 3           Rosen

Tag 4           Wunder

Tag 5           Lauf der Welt

Tag 6           Recken

Tag 7           Dämonen

Tag 8           Höhlen

Tag 9           Kreuze

Tag 10         Geschichten

Tag 11         Ahnen

Tag 12         Dämmer

Tag 13         Wurzeln

Tag 14         Wellen

Tag 15         Singdrossel

Tag 16         Taxi

Tag 17         Väter

Tag 18         Gäste

Tag 19         Türme

Tag 20         Berührung

Tag 21         Filme

Tag 22         Geister

Tag 23         Wege

Tag 24         Nüsse

Tag 25         Garten

Tag 26         Abenteuer

Tag 27         Häuser

Tag 28         Artefakte

Tag 29         Hülle

Tag 30         Schweizer Naturjodel

Tag 31         Argonauten

Tag 32         Meer

Tag 33         Spiegel

Tag 34         Feuer

Tag 35         Jüngstes Gericht

Tag 36         Schachteln

Tag 37         Wein

Tag 38         Lücken

Tag 39         Dramatisches Glücksgefühl

Tag 40         Nachklang

Quellenangaben

Weiterführende Lektüre

Danksagungen

Über die Autorin

Weitere E-Books der Reihe

Vorbemerkung zu den Schreibweisen des Georgischen

Das georgische Alphabet ist ein Unikat. Im vorliegenden Buch orientiert sich die Schreibung georgischer Begriffe, Eigennamen und Wortwendungen an den auf deutschsprachigen Wikipedia und anderen Internetseiten üblichen Schreibweisen. Begriffe, Eigennamen und Wortwendungen, die dort bisher noch nicht erfasst worden sind, wurden phonetisch angepasst ins Deutsche übertragen.

Bei der Bezeichnung der georgischen Hauptstadt Tiflis bzw. Tbilissi bzw. Tbilisi entschied ich mich für Tbilissi (mit Ausnahme des Untertitels), weil sich diese Bezeichnung semantisch herleitet aus der Existenz der warmen Quellen der Stadt; tbili – warm. Mein Anliegen ist es, diesen Zusammenhang als nachvollziehbar zu belassen. Zugleich ist Tbilissi die mir als Autorin seit jeher vertraute Bezeichnung.

CONSTANZE JOHN, 11. MÄRZ 2018

»Man muss den Gedanken aufgeben, dass alles erst angekündigt wird, ehe es zu existieren beginnt, und man muss die Möglichkeit einer Zeit einräumen, in der sich erneut ohne vorherige Ankündigung alles bewegt und verändert.«

BORIS PASTERNAK IN: »BRIEFE NACH GEORGIEN« (1)

Prolog

»Wir sind Gäste in dieser Welt der Minute,
Wir vergehen, und die Nächsten bleiben hier.
Was wir miteinander tun,
all diese freundlichen und angenehmen Dinge –
das ist es doch, wofür wir leben, oder?
Was, außer dem, werden sie mit in unsere Gräber legen?
Nur drei Meter Leinwand, nur« …
(2)

Zutisopeli oder Die Minutenwelt ist – Gedicht, Gebet, Lied; Weltanschauung, Lebenshaltung. Fast habe ich das Gefühl, es wurde den Georgiern von Anfang an mit in die geistig-kulturelle Wiege gegeben, denn jedem scheint es hier – zwischen Großem Kaukasus und Schwarzem Meer – im Blut zu liegen.

Der Hamburger Ethnologe Dr. Florian Mühlfried, der sich unter anderem sehr ausführlich mit einem weiteren Phänomen der georgischen Kulturlandschaft beschäftigt hat – mit der Supra, dem Festmahl –, und den ich in Tbilissi treffen werde, fasst auf meine Bitte hin Zutisopeli zusammen: »Die Welt der Minute. Das ist ein Gedicht … stark beeinflusst durch persische Dichtkunst, mündlich tradiert, von Folkloristen aufgeschrieben. Das gibt es in verschiedenen Fassungen und ist auch bei den Liedern zu finden, die bei einer Supra gesungen werden. Zutisopeli ist ein in Georgien ganz geläufiger Begriff, um die Vergänglichkeit der Welt auf einen Punkt zu bringen… Minute ist hier einfach Metapher für Augenblick. Die Welt des Augenblicks kann man vielleicht auch noch sagen. Die dann – und da gibt es die Verbindung zur Supra – eben kultiviert und gefeiert wird. Anstatt also großartig Dinge für die Zukunft zu machen, das Geld auf die Bank zu legen, wird alles jetzt in diesem Augenblick getan, und wird alles getan, um es sich und seinem Nächsten gut gehen zu lassen.«

Und all das hier in Grusija, wie es die Russen nennen, Georgia, wie es im Englischen heißt, Sakartwelo, wie sie selbst es nennen, die Kartweli, Bewohner des Landes, allesamt benannt nach Kartlos, dem legendären Urvater der Nation bzw. nach dem historischen Kartli, in dem auch die Hauptstadt Tbilissi liegt.

Im Land leben 3,7 Millionen Einwohner; davon 1,2 Millionen in – wie Georgiens Hauptstadt offiziell heißt – Tbilissi, in Westeuropa auch Tiflis genannt. Das Land ist aufgegliedert in neun Regionen, dazu die Hauptstadt sowie die beiden autonomen Gebiete Adscharien und Abchasien. Von der Größe her ist es vergleichbar mit dem deutschen Bundesland Bayern und liegt an der Grenze von Europa zu Asien. Es wird im Norden von Russland begrenzt, im Süden sowohl von der Türkei als auch von Armenien, im Osten von Aserbaidschan. Die längste dieser Grenzen ist die zu Russland mit 723 Kilometern. Hier befinden sich auch die Konfliktzonen Abchasien und Südossetien.

Obwohl es Zufall ist, dass ich meine Reise am 26. Mai beginne, sieht es nicht nach Zufall aus. Jedenfalls ist der 26. Mai der Tag der Unabhängigkeit Georgiens und damit Nationalfeiertag.

Im Jahr 1918 erklärte sich Georgien an diesem Tag für unabhängig von Russland bzw. von der Transkaukasischen Föderation. Und was ich vorher nicht gewusst habe: Deutschland spielte dabei eine entscheidende Rolle, denn Deutschland ist das erste Land, das die Unabhängigkeit Georgiens damals anerkannt hat. Das verhinderte vor allem eine türkische Eroberung. Im Ausgleich dazu wurden Deutschland Privilegien zugesichert in Bezug auf Kupfer, Mangan sowie den Öltransfer vom Kaspischen Meer.

Die Georgier haben das nie vergessen. Diese erste Unabhängigkeit währte bis zur Ausrufung der Georgischen Sowjetrepublik 1921. Seit dem 9. April 1991 ist Georgien erneut unabhängige Republik.

Zutisopeli: Irgendwoher kommen wir, irgendwohin gehen wir. Und immer nehmen wir uns mit. Wir, Gäste, in dieser Welt … Das erinnert an: »Ich bin ein Gast auf Erden«, in Psalm 119,19. »Verbirg deine Gebote nicht vor mir.« In Georgien scheint es dabei vor allem um dieses eine Gebot zu gehen, auf dem dann alle anderen aufbauen: einander zum Wohle, freundliche und angenehme Dinge zu tun.

Die Existenz von Konfliktzonen jedweder Art scheint dem nur auf den ersten Blick zu widersprechen. Denn der Schmerz, der in der Folge der Konflikte für Menschen mit solch innerster Weltanschauung entsteht, ganz persönlich, individuell, ist immer mit der Zutisopeli-Weltanschauung verbunden: Wir haben doch nur diesen einen Moment, diese Minute, diesen Wimpernschlag … Und was haben wir daraus gemacht? Was tun wir hier?

Berg der Sprachen oder auch Bienenkorb der Völker. Was bezüglich des Kaukasus geflügelte Worte sind, gilt letztlich auch für Georgien selbst. Denn Georgien, das sind nicht nur zu 80 Prozent Georgier, sondern darüber hinaus etwa 25 andere Völkerschaften, die mit im Land leben: Aserbaidschaner, Armenier, Türken, Russen, Osseten, Abchasen, Assyrer, Pontosgriechen, Juden, Kurden, Kisten, Tschetschenen …; und bis zu ihrer Deportation 1941 auch 40.000 Deutsche.

Und gleicht damit das Leben in Georgien nicht an sich auch dem wunderbaren polyphonen Gesang der georgischen Landsleute? Denn dieser polyphone Gesang der kaukasischen Völker klingt – und ich bitte Sie, mir das so lange zu glauben, bis Sie es dann selbst mit eigenen Ohren gehört haben –, dieser Gesang klingt höchst kunstvoll, mit der Kraft einer sich von innen her speisenden Stimme.

Der russische Komponist Igor Strawinski meinte dazu: »Was die Georgier singen, ist wichtiger als alle Neuentdeckungen der modernen Musik. Es ist unvergleichlich und einfach. Ich habe nie etwas Besseres gehört!« (3)

Diese polyphone Art des Gesangs stammt weit aus vorchristlichen Zeiten. Insgesamt gibt es acht Stimmlagen, wobei nicht alle gleichzeitig benötigt werden. Die meisten Lieder werden dreistimmig gesungen. Da ist zunächst der Anrufer, dann der Erzähler, und schließlich, als die untere Stimme, der Bass. In Georgien wird gern und viel gesungen. Es ist Teil der Alltagskultur.

Bei meiner Ankunft in Tbilissi – und hier greife ich vor – ist es heiß, und, obwohl erst Ende Mai, sind es tagsüber bereits über dreißig Grad Celsius; im Laufe der Nacht sinken die Temperaturen wieder; aber sie sinken so langsam, dass erst die zweite Nachthälfte angenehmer wird. Hermine, Poetin aus Jerewan, mit der ich zu diesem Zeitpunkt bereits über die armenisch-georgische Grenze gegangen sein werde, des Rosenfestes für Sajat Nowa wegen, schläft bereits. Nur ich finde keinen Schlaf.

Das Fenster steht offen. Weit nach Mitternacht herrscht immer noch Leben in der Stadt. Aber früh am Morgen dann, als es still geworden ist, wird meine Schlaflosigkeit regelrecht belohnt, denn ich höre: Drei oder vier Frauen gehen durch die schlafende Stadt und singen. Sie singen kristallklar und polyphon. Gleich darauf höre ich, wie zur Antwort, aber von einer ganz anderen Seite her, drei, vier Männerstimmen, welche ebenso rein die Töne treffen. Und auch sie singen polyphon.

Ganz gleich, ob nun Frauen miteinander singen oder Männer, ob in einer Kirche gesungen wird, bei einer Supra, oder einfach nur so, entwickelt sich im Gesang eine komplexe Harmonik, basierend auf archaischen Tonfolgen, die uns als Zuhörer bezaubern. Ist das noch Vergangenheit oder ist das schon die Zukunft?

Neben dem Dur und dem Moll der europäischen Musik sind in diesem polyphonen Gesang weitere Seelenstimmungen enthalten; dazu neben Halbton- auch eine Vielzahl an Viertel- und Achteltonschritten. Da wechselt Konsonanz mit Dissonanz und mündet immer wieder in der reinen Quinte. Das ist weder traurig noch fröhlich, sondern es existiert einfach mit ungeteilter Kraft, denn immer leben wir ganz. Und selbst nach unserem Tod werden wir mit den Unseren singen, essen und trinken. Das eine ist Basis für das Andere, welcher Ton auch immer gerade angeschlagen wird. Und so wird das Einzelne und Unterschiedliche komplex, bedingt sich gegenseitig, wird wieder gefühlt als das, was es immer schon ist – eines und rund.

Zu Zeiten der Sowjetunion verschwanden vor allem die Kirchenlieder aus dem öffentlichen Leben. In einzelnen Familien wurden sie dennoch gesungen, erstmals auch niedergeschrieben. So konnten sie die Zeiten überdauern.

Als die Sowjetunion zerfiel, versank Georgien zunächst im Bürgerkrieg. In der Zeit von 1995 bis 1997 besuchte der Schriftsteller Clemens Eich dreimal das Land und konstatierte in seinen damaligen Aufzeichnungen aus Georgien: »Identität und Frieden findet Georgien (nur) in seinen Gesängen.« (4)

Der georgische Gesang ist in die erste UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen worden.

Und vielleicht werden Nachfahren von uns, oder auch Außerirdische, eines Tages auf dem Planeten Jupiter oder auf dem Saturn landen und die beiden, 1977 bei Radio Moskau aufgenommenen und dann ins All geschickten Voyager Sonden der NASA finden. Und sie werden diese Sonden öffnen und neben Bild- und Sprachbotschaften auch eine aus Kupfer gefertigte und mit Gold überzogene Datenplatte finden, die Voyager Golden Record, auf welcher irdische Musikstücke konserviert worden sind. Und, wenn sich alles optimal ergibt, werden sie dann, neben Werken u. a. von Johann Sebastian Bach eben auch solch einen polyphonen georgischen Gesang zu hören bekommen, zwar nicht Zutisopeli, jedoch einen der vielen anderen – Chakrulo.

Das Lied Chakrulo stammt aus den Bergen des östlichen Teils von Georgien, aus Kartli-Kacheti. Wie alle polyphonen Gesänge ist auch Chakrulo ein sehr altes Lied. Es erzählt vom Leben der Männer, von ihrem Leben unter einem Herrscher, gegen den sie sich zu behaupten versuchen, gegen den sie schließlich auch kämpfen. Mit dem Gesang regeneriert sich die männliche Kraft.

Wer nun aber kein Außerirdischer ist oder wem es an Möglichkeiten fehlt, um den Jupiter oder den Saturn in absehbarer Zeit zu bereisen, um sich dort dann diese Voyager Golden Record anzuhören, der könnte ja bereits eine andere der Gelegenheiten nutzen, die uns diese schöne Erde bietet, und einfach selbst einmal nach Georgien reisen. Am besten so bald wie möglich, denn Sie wissen ja: Unser Leben dauert nicht viel länger als ein Wimpernschlag, Zutisopeli.

Fahren Sie also nach Georgien, bereisen Sie das Land, und besuchen Sie einen Gottesdienst, ein Konzert, vielleicht im Museum der georgischen Volksmusik und Musikinstrumente in Tbilissi, oder ziehen Sie einfach mit offenen Augen und Ohren durch die Dörfer, bleiben Sie für einige Tage, ob nun hier oder dort. Für manch einen, Sie haben es inzwischen ja gelesen, singen angeheiterte Sangesschwestern und -brüder sogar noch, bzw. schon, im ersten Morgengrauen.

Das Wort Zutisopeli ist auch eines der georgischen Lieblingswörter der Schweizer Übersetzerin und Literaturvermittlerin Rachel Gratzfeld, welche inzwischen in Liebe zum Land nun in Tbilissi lebt. Auf ihrer Liste georgischer Lieblingswörter steht Zutisopeli ganz obenan.

Im Zutisopeli-Zusammenhang macht mich Rachel auch auf den Berliner Philosophen Wilhelm Schmid aufmerksam, der von 1997 bis 2006 Gastdozent an der Staatlichen Universität Tbilissi gewesen ist und der in der »Neuen Züricher Zeitung« ausführt:

»Nicht etwa ein Leben nur im Hier und Jetzt hat die Minutenwelt zur Folge, sondern ein Gefühl des Eingebettet-Seins in eine umfassendere Zeit, die ihrerseits wiederum eingebettet ist in die Unendlichkeit … Die ›samtene Revolution‹ in Georgien führt zu einer Beschleunigung der Zeit, zum Ausbruch aus der Minutenwelt, zum Eintauchen in die Zeitvorstellung der westlichen Moderne. Die große Herausforderung wird daher sein, bei aller Modernisierung die Lebenskunst der Minutenwelt nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren.« (5)

Vierzig Tage, selbst elf Wochen, sind eine kurze lange Zeit, ein Wimpernschlag, um ein Land kennenzulernen. Kaum bin ich angekommen, verlangsame ich, werde ich imperfekt, mehr und mehr; und all das aus voller Seele. Was ich dabei nicht zu sehen bekomme, werden andere sehen. Nicht immer sind es allein freundliche Dinge, sondern wie andernorts findet sich Dissonanz neben Konsonanz. Doch was soll es: Ich bin, in Georgien unterwegs, alles andere als der Nabel der Welt, für diesen Minutenmoment aber der Gast.

»Für mich ist Georgien das schönste Land der Erde«, versichert mir Magdalena, meine junge polnische Freundin, die im Jahr zuvor ganze drei Monate hier verbracht hat. »Du hast in Georgien alles auf engstem Raum – das Meer, die Berge und die Stadt. Du hast Natur, du hast Kirchen, Klöster … Wenn es dir in Tbilissi zu heiß wird, fährst du in die Berge, nach Kazbegi vielleicht, oder nach Swanetien, oder du fährst gleich ans Schwarze Meer. Und überall triffst du auf gastfreundliche Menschen. Irgendwo habe ich mal gelesen, diese Menschen seien die eigentliche Attraktion des Landes. – Es wird dir gefallen.«

Ein Dresdner Freund erinnert mich zugleich daran, dass auch Stalin aus Georgien stammt und dass es neue Untersuchungen gibt, nach denen er dort heute noch verehrt wird; nicht zuletzt von jungen Menschen.

»Hast du die genauen Zahlen?«

»Habe ich nicht«, meint er. »Aber ich war überrascht, dass es da überhaupt noch jemanden gibt in Anbetracht der vielen Opfer.«

Es gibt eine alte Legende, die von Gott und den Menschen Georgiens berichtet. Da diese Legende aber schon so oft und überall erzählt worden ist, bin ich versucht, sie einfach als bekannt vorauszusetzen und wegzulassen. Aber, genau wie Zutisopeli, der polyphone Gesang oder auch die Supra, ist diese Legende eins mit Georgien. Ich will sie mal so erzählen:

Es ist die Zeit, da Gott die Regionen der Erde an die Völker verteilte. Jedes Volk schickte seinen Vertreter und die Verteilung dauerte eine kleine Ewigkeit. Da wollten die Georgier – wie übrigens auch die Armenier –, in der Zwischenzeit viel lieber ihre Lieder singen, miteinander tanzen, trinken, essen … Und was die Zukunft betraf: Die würde sich schon noch finden.

Für die Armenier blieb am Ende das Land der Steine übrig; für die Georgier blieb gar nichts.

Gott aber erbarmte sich ihrer. Denn was bis dahin keiner gewusst hatte: Es gab da noch ein einziges, ein allerletztes Stück Land, das nicht mit zur Verteilung gestanden hatte. Denn dies war ein besonderer Ort, landschaftlich ein Paradies, umfasste er sowohl die Berge als auch das Meer, sowohl Wüste als auch fruchtbare Felder, sowohl Palmen als auch hohe Tannen … Eigentlich hatte Gott diesen paradiesischen Ort sich selbst vorbehalten, als Rückzugsort, als Ort der Erholung; manche sagen auch als Alterssitz. Nun aber, in Anbetracht der Umstände, bestimmte Gott diesen Ort als Lebensraum für die Georgier.

»Allerdings«, verfügte er zugleich: »Gerade, weil dies der schönste Ort auf Erden ist, werde ich euch immer wieder Gäste schicken. Seid freundlich zu ihnen, ganz gleich woher sie kommen und woran sie glauben.«

Die Gastfreundschaft in Georgien ist, obwohl (bisher) nicht als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe beglaubigt, ein landestypisches Wahrzeichen. Die Regierung, wie immer der Einzelne zu ihr steht und welche Probleme es tagespolitisch gibt, hat diese mentale Stärke der Georgier zur Politik gemacht: Der Tourismus wird unterstützt und boomt. So wurden allein 2016 fast 300 neue Hotels verschiedener Preisklassen erbaut. Darüber hinaus steigt die Zahl der Zimmervermietungen auf privater Basis; problemlos abzurufen über die gängigen Internetportale.

Die Zahl der Touristen steigt. Im 1. Halbjahr 2017 sind es bereits zwei Millionen; und ich bin einer davon. Diese ganze Entwicklung wird durch ein spezielles Förderprogramm der Regierung unterstützt: Host in Georgia innerhalb des Großprojektes Produce in Georgia.

Vor allem der junge bzw. flexible Gast fühlt sich schnell ein in diese menschlich-lebendige, völlig imperfekte Welt, nimmt es als Abenteuer, als Erfahrung, beispielsweise auch mal keinen Netzempfang zu haben … Zugleich gibt es inzwischen eine ganze Reihe Hotels, die bereits westeuropäischem Standard entsprechen.

Tag

1

Nachbarn

Sadachlo

Meine armenische Freundin, die Dichterin Hermine Navasardyan war noch nie in Tbilissi. Dabei ist es von jeher ihr Traum, wenigstens ein einziges Mal beim Rosenfest für den armenischen Dichtersänger Sajat Nowa mit in Tbilissi gewesen zu sein. Das Rosenfest findet jährlich am letzten Sonntag im Mai statt. In diesem Jahr ist das der 27. Mai. Es bietet sich nun regelrecht an, gemeinsam von Jerewan, von Armenien aus, nach Tbilissi zu reisen. Und so machen wir es auch. Ich lade Hermine ein.

Täglich fahren mehrere Sammeltaxen zwischen Jerewan und Tbilissi hin und her. Die Fahrt dauert sechs Stunden, kostet 7.000 Armenische Dram, umgerechnet sind das 12 Euro.

Unser Fahrer lenkt rasant, und das bei meditativer Klaviermusik, welche aus seinem Musikdeck kommt. In ihrer Aufregung redet Hermine ohne Unterlass, und obwohl wir nicht die einzigen Fahrgäste sind, redet sie laut – und unentwegt auf Deutsch. Die stille, zuweilen fast unsichere armenische Dichterin ist kaum wiederzuerkennen. Mit uns sind es nun noch diese fünf weiteren Fahrgäste, die aber allesamt schweigen; die Atmosphäre im Wagen wirkt angespannt. Ich habe das Gefühl, dass alle anderen unser Gespräch sehr wohl verfolgen, allerdings ohne etwas zu verstehen, wodurch wiederum Anspannung und Befremden nur noch zunehmen. Ich versuche ins Russische zu wechseln, Hermine aber bleibt bei Deutsch.

Landschaften ziehen vorbei, Hügel, Berge, Steine, Steine, Steine, schließlich auch der Sewansee. Und überall wieder taucht die riesige Bewerbung des armenischen und zugleich weltläufigen Aurora-Preises auf, welcher seit 2015 jährlich vergeben wird, ein Preis zur Förderung der Menschlichkeit. Und immer wieder sehen wir auf diesen Aurora-Preis-Plakaten einen dunkelhäutigen Jungen, und wie er da steht, mit weit ausgebreiteten Armen, als könne er fliegen. Jetzt träumen wir ist darunter zu lesen, und das in den verschiedenen Sprachen.

Wir erreichen die Grenzstation Sadachlo. Dieses georgische Dorf an der armenisch-georgischen Grenze liegt zugleich unweit der Grenze zu Aserbaidschan. Mit Sadachlo betreten wir georgisches Territorium und durchfahren ein Dorf, bewohnt zu 97 Prozent von Aserbaidschanern.

Die Aserbaidschaner Georgiens siedeln seit Jahrhunderten vorwiegend in den ländlichen Regionen, vor allem im Süden und im Osten des Landes. Sie leben auf begrenztem geographischen Gebiet, sprechen Aserbaidschanisch und praktizieren den Islam. In Georgien herrscht Religionsfreiheit.

Dadurch, dass viele der Aserbaidschaner nicht ebenso das Georgische zu sprechen vermögen, besteht für sie eine Sprachbarriere, wodurch die Teilhabe am öffentlichen Leben des Landes von vornherein stark eingeschränkt bleibt. Im georgischen Parlament gibt es 150 Sitze, von denen gerade mal drei durch Aserbaidschaner besetzt sind.

Diese überwiegend aserbaidschanisch besiedelten Dörfer, die wir gleich nach der armenisch-georgischen Grenze durchqueren, wirken trostlos, verlassen. Drei Kinder laufen die Straße entlang. Kaum sehen sie uns aber kommen, breiten auch sie ihre Arme weit aus, genau wie der Junge auf dem Aurora-Preis-Plakat.

Und ich frage mich: ›Haben die armenischen Dörfer auf der anderen Seite der Grenze nicht mindestens ebenso trostlos gewirkt? Inwieweit bestimmt mein Blick das, was ich sehe? Muss ich mich erst gewöhnen? Oder habe ich mir, nach allen Vorreden, Georgien einfach viel schöner vorgestellt?‹

»Wir werden eine neue Welt kennenlernen«, meint jetzt Hermine, die seit dem Grenzübergang längere Zeit geschwiegen und einfach nur aus dem Fenster geschaut hat: »Ich kenne ja schon Deutschland«, meint sie. »Und in Deutschland ist ja alles so gut organisiert. Die Menschen sind pünktlich. Und es gibt eine Ordnung. – Ich freue mich auf Tbilissi. Die Eindrücke dort können wichtig für uns werden – für unsere Literatur, aber auch für unsere Seelen.«

Witze

Armenien und Georgien sind beides alte, christliche Länder. Es sind benachbart lebende Völker, die einander auch – wie soll ich es anders sagen – foppen, wie ungleiche Brüder. Ich weiß gar nicht, wie viele Witze über die Georgier ich während meiner Reisen durch Armenien schon hörte:

Behauptet da doch ein Georgier fünf Sprachen zu sprechen: Georgisch, Russisch, Englisch, Französisch und Deutsch. – Der Armenier fragt: »Und, was heißt dann Guten Morgen auf Deutsch?« – »Ganz einfach«, meint der Georgier: »Salam Aleikum!« – »Salam Aleikum? Salam Aleikum, das ist nicht Deutsch, das ist Arabisch!« – »Dann«, ruft begeistert der Georgier, »spreche ich ja sogar sechs Sprachen!«

Nun also werde ich Georgien mit eigenen Augen sehen. Und so werde ich bald erfahren, dass umgekehrt, zumindest witzemäßig betrachtet, das Verhältnis der Georgier zu den Armeniern kaum anders ist:

Bei archäologischen Ausgrabungen finden die Georgier, bis auf ein Stück Draht, nichts. Sie halten nun also dieses Stück Draht als eine Trophäe hoch und verkünden: »Damit ist es bewiesen: Vor 8.000 Jahren besaßen wir Georgier bereits die Telegraphie.« Daraufhin beginnen auch die Armenier in der Tiefe zu graben, finden aber nicht einmal ein Stück Draht. Ihre Begeisterung scheint keine Grenzen zu kennen: »Damit«, sagen sie, »ist nun ganz klar bewiesen: Vor 8.000 Jahren besaßen wir Armenier sogar schon die drahtlose Telegraphie.«

In unserem Sammeltaxi sitzt mir am nächsten auch eine blonde, rundliche, freundliche Frau. Irgendwann kann ich das angespannte Schweigen im Wagen kaum noch aushalten und spreche sie an. Sie ist Russin. Sofort atmet sie erleichtert tief durch und fragt: »Sie und ihre Freundin sprechen Arabisch?« – »Nein, nein, wir sprechen Deutsch.« – »Aber es klingt fast wie Arabisch.« – »Sie wohnen in Tbilissi?« – »Nein, nicht mehr, aber ich wurde in Tbilissi geboren. Und Sie?«, wendet sich die Russin nun an Hermine, um auch Hermine mit ins Gespräch einzubeziehen: »Was werden Sie in Tbilissi machen?« – »Ich werde meiner deutschen Freundin Tbilissi zeigen.« – »Sie waren schon oft dort?« – »Nein, es ist das erste Mal.« – »Entschuldigen Sie bitte, aber das verstehe ich jetzt nicht ganz: Wie wollen Sie Ihrer Freundin Tbilissi zeigen, wenn Sie es gar nicht kennen?«

Russland ist ein riesiges Reich, zu dem Georgien auch die längste seiner Grenzen hat – 723 Kilometer! Durch den Abchasien- und den Südossetien-Konflikt ist das Verhältnis zwischen Georgien und Russland belastet. Zugleich ist Georgien nach wie vor für viele Russen ein beliebtes Urlaubsland.

Im Jahre 1829 – Georgien war nach der persischen Invasion schließlich Teil des Zarenreiches geworden – beobachtete Puschkin auf seiner Reise nach Erzurum, dass sich die hiesigen Russen in Georgien eher wie in Verbannung fühlten. Offenbar hat sich dieses Gefühl mit der Zeit gewandelt.

Jedenfalls beschreibt es der russische Schriftsteller Andrej Bitow für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts so in seinem Georgischen Album: »Früher gab es bei uns Völkerfreundschaft. Usbeken, Tadschiken und Aserbaidschaner waren in aller Munde, sogar Osseten. Armenier gab es noch speziell, der Witze wegen. Und Juden natürlich. Tschetschenen gab es, wie mir scheint, noch nicht. Es gab Gerüchte über die vertriebenen Tschetscheno-Inguschen (wie über die Krimtataren). Aber nur die Georgier haben wir speziell geliebt, ohne Völkerfreundschaft. Sollten wir sie dafür geliebt haben, dass sie keine Usbeken, keine Tataren, keine Armenier und keine Juden sind? Heute kommt mir der Verdacht, wir hätten sie dafür geliebt, dass sie keine Russen sind. Nicht wir. Aber wie wir. Aber besser als wir … Nein, nicht besser natürlich – schöner!« (6)

Awlabari

Auf dem Platz vor der Metrostation Awlabari endet unsere Fahrt. Seit dem 16. Jahrhundert ist Awlabari das armenische Viertel von Tbilissi. Auch die Georgier waren christlich; genau wie sie selbst; nationale Verfolgung war hier nicht zu erwarten. Anfang des 19. Jahrhunderts lebten in Tbilissi sogar vor allem Armenier. Heute wiederum überwiegen zahlenmäßig gesehen mit 90 Prozent die Georgier.

Gerade mit Beginn des neuen Jahrtausends ist im Stadtviertel Awlabari viel geschehen. Ganze Wohnblocks wurden abgerissen, um beispielsweise Platz zu machen für den Bau der Sameba-Kathedrale, 2004 für den Bau der Dreifaltigkeitskirche. Die Sameba liegt auf dem Elias-Berg und wurde von Bidsina Iwanischwili finanziert, dem georgischen Unternehmer, der ursprünglich aus ganz einfachen Verhältnissen stammt, der zudem die Partei Georgischer Traum gegründet hat, heute Milliardär ist und 2012/2013 auch als Premierminister amtiert hat. Obwohl er heute scheinbar zurückgezogen lebt, taucht sein Name dennoch immer wieder auf.

Ebenfalls in Awlabari steht, erhöht am Hang, ein Palast mit einer Kuppel aus Glas und Stahl: der Präsidentenpalast.

Wie bescheiden nimmt sich im Gegensatz dazu das Mimino-Denkmal auf dem Platz vor der Metrostation Awlabari aus. In gewisser Weise steht dieses Denkmal für die armenisch-georgischen Beziehungen überhaupt; und das wieder mal – witzig.

Blick auf Awlabari und Altstadt

Mimino

Mimino heißt eigentlich Waliko, ist Pilot und Flugpionier in den georgischen Bergen, der in seinem Hubschrauber außer Menschen auch Ziegen, Schafe und Hühner transportiert. Über Funk meldet sich Waliko immer mit: »Mimino!«, georgisch für Sperber. Waliko ist einer der Protagonisten der gleichnamigen georgischarmenischen Filmkomödie aus Sowjetzeiten, gedreht 1977. Das Bronzedenkmal an der Metrostation Awlabari erzählt bis heute vom damaligen Kinoerfolg. Neben Waliko sind im Denkmal auch die beiden anderen Haupthelden des Films für die Ewigkeit verkörpert – der armenische Fernfahrer Ruben, zu erkennen an den beiden Ersatzreifen, die er bei sich trägt, sowie der märchenhaft beherzte Funktionär Wolochow. Die drei haben, dann längst nicht mehr in den georgischen Bergen, sondern mitten in Moskau, jede Menge Prüfungen zu bestehen; am Ende aber wird alles gut – und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

»Alle großen Diktatoren – Hitler, Stalin, Franco – wussten von der Imaginationskraft des Films«, erklärt mir später Ketevan Trapaidze, Professorin an der Universität für Kino und Theater Schota Rustaweli. Ketevan spricht sehr langsam, intensiv, der Blick aus ihren großen, dunklen Augen fixiert mich regelrecht: »Diese Imaginationskraft wird von Diktatoren gern und ausgiebig genutzt. Das 1. Dekret, das Lenin nach der Oktoberrevolution erließ, war, mit Bedacht, ein Dekret über den Film! Die Leute lieben Filme, vor allem Leute, die in einfachen Verhältnissen leben. Denn wer einen Film schaut, kann der Wirklichkeit entfliehen. Natürlich weiß man, dass das nicht das wahre Leben ist. Aber es fühlt sich fast so an; zumindest während man im Kino oder zu Hause vor dem Bildschirm sitzt. Filme sind Träume; und manchmal nichts als Märchen.«

Das Mimino-Denkmal in Awlabari

Seit 1912 werden in Georgien Filme gedreht; dabei übrigens bis heute vorwiegend noch analog. Anschließend werden die Filme althergebracht, d. h. mit großem, auch handwerklichem, Aufwand, geschnitten. Ketevan bestätigt es mir: »So ist es. Und der Grund: Bilder, die analog aufgenommen worden sind, besitzen größere Tiefe.«

Während der Film Mimino allein regional, vielleicht noch national, breitenwirksam blieb, ein leichtfüßiger Scherz, haben es dagegen andere georgische Filme bis in die internationale Filmgeschichte geschafft; Filme von Tengis Abuladse, Eldar und Giorgi Schengelaia, Otar Iosseliani und nicht zuletzt von Sergej Paradschanow.

Als ich später, gerade auf dem Weg in das Höhlenkloster David Garedscha, mit einer kleinen touristischen Gruppe und dem Reiseführer Luka, erneut am Mimino-Denkmal vorüberkomme, erklärt Luka seinen Touristen an dieser Stelle jede Menge auf Russisch, verliert umgekehrt aber kein einziges Wort auf Englisch. Auf eine Nachfrage hin, auch diese auf Russisch gestellt, meint Luka: »Es gibt Dinge, die kann man nur verstehen, wenn man sie selbst erlebt hat. In Gori wurde ich ja sogar gefragt, wer Stalin eigentlich gewesen ist. Anfangs habe ich das dann auf Englisch darzustellen versucht, auch hier diese Sache mit Mimino. Aber dann kam als nächstes: ›Wovon reden Sie? Wir können Sie nicht verstehen.‹ Und seitdem lasse ich es ganz.«

Nach einer kleinen Pause erklärt Luka dieses Gespräch dann auch für die englischsprechenden Gäste. Und er sagt: »Die russischsprechenden sind miteinander verbunden durch das frühere Sowjetsystem. Deshalb haben sie dazu auch immer mehr Fragen. Dieses System war in sich sehr geschlossen.«

Tag

2

Gründung

Die Gründung der Stadt Tbilissi

Ich werde es in Georgien immer wieder hören, dass die Georgier weder auf die Nationalität schauen noch auf die Religion des anderen. Fakt ist, dass seit Jahrhunderten in Georgien, wie auch in Tbilissi selbst, die drei Weltreligionen aufeinandertreffen – das Christentum, das Judentum und der Islam. Gäbe es keine Form des gegenseitigen Respekts, der Toleranz, zumindest der Koexistenz, wäre so ein kleines Land wie Georgien, gelegen an dieser Nahtstelle, von vornherein dem Untergang geweiht.

Von Awlabari aus, hinüber zu unserem Quartier, müssen Hermine und ich quer durch die Altstadt. Dabei ergibt es sich, dass wir automatisch auch die verschiedenen Gotteshäuser passieren. Zuerst kommen wir vorbei an den Ruinen der 1920 von einem Erdbeben zerstörten armenisch-apostolischen Kirche und stoßen am Ende der Metechi-Straße dann auf die georgisch-orthodoxe Metechi-Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Die Metechi-Kirche wurde auf einem Felsen gebaut, oberhalb des Flusses Kura bzw. auf Georgisch: Mtkwari, auf Aserbaidschanisch: Kür, auf Deutsch auch: Kur. Der Fluss Kura ist mit 1.364 Kilometern der längste Fluss des Kaukasus, entspringt in der Türkei, durchfließt Georgien, um dann in Aserbaidschan ins Kaspische Meer zu münden.

Eine Reisegruppe am Denkmal von Wachtang I. Gorgassali

Auf dem Platz vor der Metechi-Kirche steht ein Reiter-Denkmal: Wachtang I. Gorgassali gilt als der Gründer von Tbilissi.

Gerade versammelt sich dort eine aserbaidschanische Reisegruppe. Es sind junge, schöne Frauen, in langen Kleidern, und mit Tüchern um den Kopf. Sie lauschen den Worten ihrer Reiseleiterin.

Im 5./6. Jahrhundert herrschte in Iberien, also Ostgeorgien, der georgische König Wachtang I. Gorgassali. Er galt der Legende nach als ein Recke von zwei Metern Größe, der es verstand, ein 25 Kilogramm schweres Schwert zu halten und zu führen.

Eines Tages erlegte Wachtang auf der Jagd einen Fasan. Das Tier stürzte vom Himmel und fiel in eine der heißen Quellen, von denen es in diesem Waldstück einige gab. Dampf stieg auf und der Fasan war im Handumdrehen gebrüht. – In einer Variante dieser Legende war König Wachtang mit seinem Jagdfalken unterwegs, welcher letztlich dann gemeinsam mit dem Fasan in eine dieser warmen Quellen fiel.

In beiden Varianten dieser alten Legende beschloss Wachtang I. Gorgassali, genau an dieser Stelle eine Stadt zu gründen. Er nannte sie Tbilissi, was Georgisch so viel bedeutet wie – Platz der warmen Quellen.

Alexander Puschkin erklärt den Namen der Stadt damit, wiederum in der Reise nach Erzurum, dass Tbilissi im Flusstal der Kura liegt, also so windgeschützt, dass sich im Tal die Hitze staut und es fast unerträglich heiß wird.

Hermine und ich glauben es sofort: Denn obwohl es erst Ende Mai ist, und obwohl es mittlerweile auf vier Uhr nachmittags geht, brennt die Sonne. Und uns läuft der Schweiß.

Die Wärme

Wato Tsereteli, der laut eigener Auskunft in den sozialen Medien gerade 105 Jahre alt geworden ist, den ich selbst aber eher auf Ende 30 schätzen würde – Künstler, Projektant, Gründer, Visionär –, und den ich erst später kennenlernen werde, führt bezüglich dieser heißen Quellen zu Tbilissi aus:

»Ich glaube, wenn man einen Ort verstehen will, muss man unbedingt auch seine Geologie studieren. Und diese Stadt Tbilissi wird bestimmt durch ein wahnsinnig großes Reservoir an heißen thermischen Quellen. Ich habe eine Recherche gemacht mit einem Geologen. Und dieses Reservoir ist so groß, dass man heute damit die gesamte Stadt heizen könnte. Das würde die Wärmeversorgung für 1,5 Millionen Einwohner bedeuten. Doch das ist hier kein Thema; niemand spricht davon. Aber natürlich sind die Pflanzen davon beeinflusst, durch diese Quellen; es kommen die besten Feigen von hier; der Boden ist sehr gut … Und ich glaube, dass sich diese Quellen auch auf die Menschen auswirken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das nicht auswirken sollte. Allein schon der Name des Ortes Tbilissi bedeutet Ort der Wärme. Das Schicksal oder Karma dieser Stadt ist mit diesen heißen Quellen verbunden, mit dieser Wärme; und wird dadurch auch bestimmt. Ich glaube, dass der Frieden zum Teil auch durch diese Geologie zu erklären ist. Denn wir haben hier diese Friedensgeschichten, dass z. B. in unserer Moschee Sunniten und Schiiten gemeinsam beten. Und die Synagoge in Tbilissi ist eine liberale Synagoge. – Wie ist all das möglich? Das ist ein Rätsel. Und wie ist das noch dazu gerade bei Leuten möglich, die eine so starke Identität besitzen, wie unter anderem die Georgier, bei Leuten also, die ein sehr starkes Immunsystem haben, auch haben müssen, um zu überleben und um sich selbst zu schützen … Denn eigentlich war unsere ganze Geschichte Sich-Schützen und nicht Bei-anderen-Einfallen … Ich glaube, wir haben es insgesamt mit einem Paradoxon zu tun. Und dieses Paradoxon besteht darin, dass einerseits eine lange Geschichte existiert, wir als Georgier also ein langes Gedächtnis haben, eine sehr starke Identität, die oft aber auch, wenn man über gemeinsame Lösungen nachdenkt, störend und Konfliktursache sein kann und ist. Und zugleich haben wir in der Stadt eben auch diese heißen Quellen und diese Friedensgeschichten …«

In der Altstadt

Von der Metechi-Kirche aus steigen wir abwärts zum Rike-Park, mit Blick auf die imposante Sameba, die Dreifaltigkeits-Kathedrale. Unser Weg ist nicht weit, aber er ist, sagen wir es mal so, doch recht anspruchsvoll. Unten am Europa-Platz stehen mehrere Taxen und warten auf ihre Kunden. Aber es genügt ein Blick in unsere Wegbeschreibung: Luftlinie ist es ein Katzensprung bis zu unserem Quartier. Also gehen wir weiter zu Fuß und überqueren den Europa-Platz in Richtung der Brücke, die uns über den Fluss führen wird.

Hier, unterhalb des Präsidentenpalastes, fallen uns vor allem diese zwei riesigen, stählernen Lüftungsschläuche ins Auge, welche, wie wir später erfahren, Konzert- und Ausstellungshallen sind. Diese Lüftungsschläuche sorgten in der Bevölkerung durchaus für Diskussion. So etwas passe weder zu Georgien noch zur Altstadt von Tbilissi. Zugleich wird erzählt, dass diese beiden, metallisch glänzenden Hallen, mit Bedacht genau in Richtung des gegenüberliegenden Berges weisen würden, auf dessen Gipfel sich die Residenz des besagten Milliardärs, Bidsina Iwanischwili, befindet, dem einstigen politischen Erzfeind von Präsident Micheil Saakaschwili.

Zu der aus der Altstadt ebenso herausfallenden Modernität gehört auch die Friedensbrücke, welche Rike-Park und Altstadt miteinander verbindet, eine architektonisch schwungvolle Glas-Metall-Konstruktion.

Unser Weg führt uns nun nicht über die Friedensbrücke, sondern gleich unterhalb der Metechi-Kirche über die Altstadt-Brücke.

Auf der anderen Seite des Flusses, der Kura, beginnt dann die Altstadt von Tbilissi. 1795 war die Stadt durch die persische Armee Aga Mohammed Khans weitgehend zerstört worden. Unter der folgenden, der russischen Herrschaft, entstand die Stadt neu. Dadurch stammen die meisten Häuser hier – halb aus Stein, halb aus Holz gebaut – eben aus dieser Zeit, Anfang des 19. Jahrhunderts. Typisch für Tbilissi sind die reich verzierten Holzbalkone.

Hermine und ich reden nur wenig miteinander. Wir haben mit unserem Gepäck zu tun, mit der Hitze wie überhaupt mit unseren ersten Eindrücken. Mittlerweile erreichen wir den Wachtang-Gorgassali-Platz, also den alten Basar, den Maidan. Und wie es Puschkin beschrieben hat, geht es hier nun auf der anderen Seite des Flusstales wieder bergauf. Wir selbst bleiben im Tal, um, dem Verlauf der Kote-Abchasi-Straße folgend, baldigst unser Privatquartier zu erreichen.

Schauen wir dabei linker Hand nach oben, sehen wir auf dem Gebirgskamm des Sololaki die Festung Narikala – im 4. Jahrhundert durch die Perser begründet, später, unter der Herrschaft von Wachtang, im Bau erweitert.

Die Moschee

Hangabwärts, unterhalb der Narikala-Festung, zieht sich eine dicht bewohnte Fläche, mit einem verwinkelten Gewirr von Gassen und Gässchen, wo sich auch der vielgelobte Botanische Garten zu Tbilissi befindet; darüber hinaus die Reste des zoroastrischen Feuertempels Ateschgah (5.–7. Jahrhundert) sowie die Schumah Moschee, die einzige Moschee in ganz Tbilissi (19. Jahrhundert). Schiiten und Sunniten beten, wie Wato schon betont hat, in der Schumah Moschee gemeinsam. Die Moschee ist etwas über 100 Jahre alt.

Außerhalb der Zeremonien steht die Moschee zur touristischen Besichtigung offen, auch für Frauen. Also, einfach die Schuhe im Vorraum belassen, den großen Raum betreten und sich umschauen. Ein Regal ist mit Gebetssteinen gefüllt; die Schreine weisen in Richtung Mekka. Die Schritte werden gedämpft durch die weichen, ornamentreichen Teppiche, auf denen, genau wie an Decke und Wänden, farblich ein dunkles Königsblau dominiert.

Die Synagoge

Endlich nähern wir uns unserem Quartier, passieren bis dahin aber auch noch die Jüdische Hauptsynagoge der Stadt, ebenfalls auf der Kote-Abchasi-Straße gelegen. Diese Synagoge ist reichlich hundert Jahre alt, ein zweistöckiger Backsteinbau, vor dem eine große, steinerne Chanukkia steht, der neunarmige Leuchter. Jüdische Gemeinden gibt es in Georgien bereits seit dem 6. Jahrhundert vor Christus. Und man ist stolz darauf, dass die Juden, die in Georgien lebten und leben, zu keiner Zeit verfolgt worden sind. Selbst zu kommunistischen Zeiten konnten sie in Georgien weitgehend ungestört ihren Traditionen nachgehen. Dennoch begann in den 1960er-Jahren eine Auswanderungsbewegung nach Israel, die während der sowjetischen antiisraelischen Kampagne in den 1970er-Jahren zur Auswanderungswelle wurde; ähnlich dann auch noch einmal in den Zeiten des Bürgerkrieges in den 1990er-Jahren. Insgesamt sind wohl um die 75.000 georgische Juden nach Israel ausgewandert. Heute leben, nach verschiedenen Schätzungen, noch um die 10.000 Juden in Georgien; die meisten von ihnen in Tbilissi.

Georgisch-orthodoxe Kirche

Nur einige hundert Meter weiter steht nach Metechi-Kirche und Sameba-Kathedrale schon die nächste georgisch-orthodoxe Kirche. Ein Gesang ertönt, der uns lockt. Es ist die Kirche Dschwaris Mama. Dschwari bedeutet Kreuz auf Georgisch, und Mama Vater. Diese Kirche diente einst u. a. auch als Aufbewahrungsort für Ikonen. Seit dem 9. Jahrhundert schreiben, also ganz bewusst nicht: malen oder zeichnen, Nonnen und Mönche in Georgien Kult- und Heiligenbilder. Der Schreiber einer Ikone wird als ein Instrument Gottes angesehen; und der Dargestellte gilt mit dem Bild als real präsent.

»Meine Heimat ist meine Ikone …«, beginnt die georgische Nationalhymne.

In der Kirche stehen die, zumeist jungen, Frauen dicht beieinander. Sie tragen bunte Kleider in kraftvollen Farben, rot, grün, blau … und haben sich ebenso farbige Tücher über den Kopf gelegt, deren Enden dann elegant um den Hals geworfen. Die Gesichter dieser Frauen leuchten im Schein der dünnen, gelben Kerzen.

Der Gesang kommt, polyphon, aus der Richtung des Altars. Mehrere Mädchen singen. Auf einem Pult liegt ein aufgeschlagenes Buch. Der junge, dunkelhaarige Priester, einen goldbestickten Übermantel über der schwarzen Kleidung, hebt die Hände zum Segen. Ich atme ein, aus, immer wieder; das Leben ist heute und nach meinem Tod …

Das Quartier

Den Eingang zum Haus Chandsteli-Straße, wo sich unser Privatquartier dann befindet, verstellt ein alter LKW, hoch mit Bauschutt beladen. Die Fenster zum Keller stehen offen. Ein junger Mann stapelt, gemeinsam mit einem alten Mann, beidseits der Kellerfenster das, was ich jetzt mal Miniaturziegelsteine nenne. Diese Art Stein ist etwas kürzer als die uns bekannten Ziegelsteine und vor allen Dingen um die Hälfte flacher.

Die Häuser in der Chandsteli-Straße stehen so eng beieinander, dass sich die Balkone, in diesem Falle schmiedeeiserne, über die Straße hin fast berühren. Der Balkon, der zu unseren Vermietern gehört, befindet sich weiter hinten, wie ich aber erst später erfahren werde, es ist nämlich derjenige, der mit Weinlaub zugewachsen ist.

Hermine und ich schieben uns samt Gepäck am Lkw vorbei, um das Haus zu betreten, in dem sich unser Quartier befindet. Die hölzernen Treppenstufen führen krumm und schief nach oben.

»Unser Haus ist hundert Jahre alt«, erklärt uns Rimma Tandilashvili strahlend. Rimma ist unsere junge Gastgeberin. Neben ihr im Wohnungsflur steht ihre Mutter, Armina, hinter ihr der Vater Tamaz. »Herzlich willkommen!«, sagen sie alle miteinander; wobei der Vater abwartend bleibt, selbst als wir dann zusammen bei ihnen im Wohnzimmer sitzen und einen kleinen, typisch aufge schäumten Kaffee trinken.

Der Eingang zu unserem Quartier bei Rimma

»Der georgische Kaffee schmeckt ja genau wie der armenische«, bemerkt Hermine auf Russisch, worauf Rimmas Mutter wissend lächelt und offenbart: »Ich bin Armenierin. Und mein Mann ist Georgier.« Von nun an vermischen sich die Sprachen rasant; Russisch und Englisch dominieren; aber nun kommt auch noch Armenisch hinzu. Während wir aus geblümten Tässchen unseren Begrüßungskaffee trinken, sitzen Rimmas Eltern auf dem Sofa und wir in den beiden Ledersesseln. Rimma selbst steht daneben. Rimma und auch ihre Mutter arbeiten, wie ich es verstehe, in der Universität. Ich höre etwas von internationalen Beziehungen.

Tamaz mustert uns nach wie vor. Irgendwann halte ich seinen prüfenden Blick nicht mehr aus und spreche ihn direkt an, lächelnd: »Und Sie? Wie ist Ihre Situation? Haben Sie die Möglichkeit zu arbeiten? Wie geht es Ihnen?«

Es ist, als habe Rimmas Vater nur darauf gewartet: Tamaz arbeitet als privater Fahrer, bloß Marschrutka darf er nicht fahren, diesen Kleinbus, der als Sammeltaxi bestimmte Routen fährt: »Überhaupt keine Gruppen. Ich habe Probleme mit meinem Herzen.« Und wie nun alle Blicke auf ihn gerichtet sind, kommt er ins Erzählen: »Geld ist nicht alles im Leben. Wir Georgier sind gastfreundliche Menschen. Wenn Touristen kommen, dann bezahlen sie den Tarif. Trotzdem ist das nicht immer einfach: Manche kommen, wohnen hier, sagen die ganze Zeit nichts, lächeln nicht einmal, wenn sie einem auf dem Flur begegnen. Sie schauen einen immer nur so an, als wäre man ihr Feind. Aber wenn ein Mensch kommt wie ein Freund, so wie Sie«, sagt er und lächelt mich jetzt sogar an, »dann ist es natürlich etwas anderes. Dann wird es auch für uns leicht und es ist eine Freude. Herzlich willkommen bei uns und – Gamardschoba! Sie wissen, was das heißt? Sie wissen es nicht? Nun«, Rimmas Vater bekommt jetzt sogar ein spitzbübisches Blitzen in seine Augen. »Zuerst bedeutet es: Guten Tag! – Aber eigentlich heißt es: Sei ein Gewinner

Rimma ist Mitte Dreißig, reist gern, gern allein, d. h., wie sie betont, ohne Gruppe, ohne geplante Zeiten, ohne Stress. Hermine sieht sie groß an: »Haben Sie denn keine Angst?«

»Aber das ist doch nichts Besonderes. Inzwischen war ich schon in Italien, in Deutschland, in der Türkei. – Die Deutschen sind wirklich sehr freundlich. Ich war in Frankfurt am Main und hatte die falsche U-Bahn genommen. Es war schon Nacht. Und ich habe zwei deutsche Studenten nach dem Weg gefragt. Und die sind dann mit mir einen großen Kreis mit der U-Bahn gefahren, extra, damit ich es nicht noch einmal verfehle.«

Unser Zimmer ist sauber, die Betten sind frisch bezogen. Tassen stehen bereit, Tee, Kaffeepulver, ein Wasserkocher … Wie ich so schaue, wundere ich mich, dass sämtliche Bilder schief an den Wänden hängen. Erst mit der Zeit wird mir klar, dass die Bilder eigentlich gerade hängen, nur dass das Haus insgesamt schief steht; in sich verzogen oder auf einer Seite abgesenkt. Aber – es hält.

Der Blick in den Innenhof offenbart, wie dieses Haus im Laufe des Jahrhunderts wohnungsweise vergrößert und erweitert worden ist. Es wirkt zusammengestoppelt und abgewohnt. Eine Wäscheleine ist quer über den Hof gespannt.

Von Anfang an fühle ich mich bei Rimma und ihren Eltern in der Chandsteli-Straße bestens aufgehoben. Hier ist nichts perfekt. Aber die Tandilashvilis sind gastfreundlich; und wenn ich in Tbilissi bin, wohne ich dann hier. Warum auch nicht: Zwar steht das Haus schief, aber die Bilder hängen doch immer noch gerade.

Chatschapuri

Ohne Gepäck ist alles leichter. Und als Hermine und ich nach 9 Uhr abends noch einmal losziehen, um durchs Zentrum zu spazieren, ist es zwar dunkel, aber die Stadt erleuchtet und voller Menschen. Es ist eine warme Nacht Ende Mai. Und mich erfüllt ein Gefühl von Anfang, von Freude, ein Gefühl, dass das Leben schön ist, wenn auch nicht immer leicht, und dass das Eigentliche vielleicht gerade erst beginnt; und zwar hier und jetzt.

Das schließt nicht automatisch auch die georgische Küche mit ein, welche absolutes Neuland für uns ist. Die Begriffe Chinkali, Chatschapuri sowie Lobiani hatte ich zwar schon im Vorfeld meiner Reise irgendwo aufgeschnappt, nun aber ist die Zeit gekommen, eines nach dem anderen auch zu probieren. Bei den Teigtaschen Chinkali, das weiß ich, gibt es wohl eine besondere Art, diese zu verspeisen. Der Einfachheit halber schlage ich Hermine vor, erst einmal mit Chatschapuri zu beginnen: einem mit Käse gefüllten Hefeteig-Brot, von meiner polnischen Freundin Magdalena auch als georgische Käse-Pizza bezeichnet. Wir nehmen noch Lobiani, ganz ähnlich wie Chatschapuri, nur eben mit passierten Bohnen gefüllt. Dazu trinken wir einen georgischen Rotwein. Wir fragen noch nicht einmal nach der Sorte; Hauptsache Georgisch! Der junge Kellner lacht, während über uns, in kurzen Abständen, die Gondeln der Seilbahn surren – vom Rike-Park fahren sie hinauf zur hell beleuchteten Narikala-Festung, und auf der anderen Seite wieder zurück.

Der Tamada