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Symbole & Preiskategorien

Symbole

Insider-Tipp Insider-Tipp
Highlight
Best of…
Schöne Aussicht
Grün & fair: für ökologische oder faire Aspekte
(*) Kostenpflichtige Telefonnummer

Preiskategorien Hotels

€ € € über 160 Euro
€ € 100–160 Euro
bis 100 Euro

Die Preise gelten für ein Doppelzimmer pro Nacht ohne Frühstück

Preiskategorien Restaurants

€ € € über 45 Euro
€ € 20–45 Euro
bis 20 Euro

Die Preise gelten für ein dreigängiges Menü ohne Getränke

Die wichtigsten MARCO POLO Highlights!

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© T. Stankiewicz

Edinburgh Castle »

Seit mehr als 800 Jahren der einzige Wolkenkratzer der Stadt zur Karte

Royal Mile »

Edinburghs mittelalterliche Parademeile führt zwischen historischen Wohnhochhäusern von der Burg hinunter zum Schloss zur Karte

Scottish Parliament »

Der geniale Jahrhundertbau für das moderne Schottland, ein faszinierender Kontrast zur Altstadt zur Karte (siehe auch »)

Calton Hill »

Vulkanhügel für Romantiker mit neoklassizistischem Gebäudeensemble und Traumaussicht auf die Stadt (Foto) zur Karte

Princes Street Gardens »

Die riesige Gartenschlucht mit dem Scott Monument verbindet und trennt die beiden Innenstädte Edinburghs zur Karte (siehe auch »)

Scottish National Gallery Of Modern Art One »

Das neoklassizistische Gebäude mit Malerei der letzten hundert Jahre liegt in dörflich-grüner Umgebung zur Karte (siehe auch »)

The Grain Store »

Eine Restaurantformel, die satt und romantisch aufgeht: In schnörkellosen Altstadtmauern sind coole Service und ausgezeichnete schottisch-französische Küche bezahlbar zur Karte

George Street »

Shoppen und Bummeln in feinster Atmosphäre: Die Fashion Mile mit edler georgianischer Architektur ist das New-Town-Gegenstück zur Royal Mile zur Karte (siehe auch »)

Royal Mile Whiskies »

Alle schottischen Lebenswasser haben hier ihr touristisches Hauptquartier zur Karte

Leith »

Der alte Hafen vor der Stadt ist das Ausgehmekka mit Sterneköchen und Terence-Conran-Architektur zur Karte

Café Royal Circle Bar »

Das eleganteste barocke Pub der Stadt gibt sich ganz viktorianisch zur Karte (siehe auch »)

The Voodoo Rooms »

Der Name ist Programm: Dieser viktorianische Nachtclubtraum beschwört echte Magie (Foto) zur Karte (siehe auch »)

Hotel Du Vin »

Gelungene Verquickung von denkmalgeschütztem Gemäuer und zeitgenössischem Hotelprofil zur Karte

Edinburgh International Festival »

Beim größten Art-Festival der Welt ist Edinburgh Nabel der (Kunst-)Welt

Edinburgh Festival Fringe »

Und noch ein Superlativ, in Sachen schräges, junges Theater und fantasievolle Performance

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Die besten MARCO POLO Insider-Tipps

Von allen Insider-Tipps finden Sie hier die 15 besten

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Insider-Tipp Die keltische Sau rauslassen »

Beim Beltane Fire Festival tanzen mehr als 12 000 Feierwütige heidnisch-keltisch in den Mai. Ein höchst spektakuläres Event auf dem Calton Hill (Foto)

Insider-Tipp Turmfalken-Perspektive »

Ein für manchen schwindelerregender Überblick über die Royal Mile gelingt mit dem Segen der Kirche vom Dach der St Giles Cathedral

Insider-Tipp Die Schokoladenseite »

Wer wissen möchte, warum Schokolade gesund ist, sollte frühzeitig im Chocolate Tree anrufen und nach einer Lehrstunde in Produktion und Genuss fragen

Insider-Tipp William Turner mag’s blass »

Die Nationalgalerie stellt einige Aquarelle des Malers nur im schwachen Januarlicht aus, damit sie nie verblassen mögen

Insider-Tipp Pandas und Pinguine »

Neben der beliebten täglichen Pinguinparade gibt es im Edinburgh Zoo (Foto) einen weiteren Hingucker: Giant Pandas

Insider-Tipp Kryptische Krypta »

Nonstop Gruselfilme, Räkeltanz an der Stange, Kuschelecken und „Kerzenlicht-Burger“ im düsteren The Banshee Labyrinth unter einer Brücke der Old Town

Insider-Tipp Gebrauter Seetang »

Im vegetarischen Restaurant David Bann wird ein Getränk ausgeschenkt, das Sie so sicher noch nie probiert haben: Bier, aus Seetang gebraut

Insider-Tipp Ein Hut für jeden Kopf »

Für den Herrn vielleicht die deerstalker-Kappe von Sherlock Holmes, für die Dame auf jeden Fall ein Nichts von fascinator als Kopfputz – eine Hutmacherin und ihr Universum regieren im Fabhatrix im Bauch der Old Town

Insider-Tipp Dessert mit eisenhartem Softdrink »

Irn-Bru („beinhartes Gebräu“), der orangefarbene schottische Muntermacher und nationale Softdrink, wird im Hotel du Vin Bistro als Nachtischbasis verwendet

Insider-Tipp Gärtners Liebe »

Ohne Michelin-Schaum, dennoch hochklassig und kreativ serviert das The Gardener's Cottage am langen Tisch fünf Gänge, ohne dass es zu oppulent wird

Insider-Tipp Feiern auf Schottisch »

Geschichten erzählen und Musizieren liegt den Edinburghern im Blut. In der Osterzeit wird feuchtfröhlich die schottisch-gälische Kultur beim TradFest gefeiert

Insider-Tipp Wohnhaft werden »

In der Candlemaker Row, mitten im Old-Town-Trubel nahe des Greyfriars-Friedhofs, kann man sich’s in der Gruselcity hinter dicken Mauern kuschlig machen

Insider-Tipp Entspannte Uhrzeiger »

Die große Turmuhr neben dem Waverley-Bahnhof geht zwei Minuten vor, damit man seinen Zug nicht verpasst – nur an Silvester nicht. Da starten Sie pünktlich ins neue Jahr

Insider-Tipp Gänsehaut-Panorama »

Vom St-Cuthbert-Friedhof am Fuß der Burg gelingt das beste Castle-Foto ever. Ein besonders schönes Motiv ist es im Winter, weil das Laub dann nicht die Sicht verdeckt

Insider-Tipp Das geht unter die Haut »

Die Chirurgen fieberten früher in der Surgeon’s Hall der Ankunft frischer Leichen entgegen – herbeigeschafft von Grabräubern und Mördern. Im Dienst der Wissenschaft ging so mancher über Leichen. Heute ist die Erforschung des Körperinneren ohne Messer möglich – mit einfacher Touchgestik am zum iTisch umgebauten Seziertisch

Insider

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Best of …
Tolle Orte Zum Nulltarif

Neues entdecken und den Geldbeutel schonen

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Dreistündige Liebeserklärung an die Stadt »

Nach dieser Gratisführung durch Edinburgh werden Sie die Metropole lieben! Die enthusiastischen Guides sind begeistert von ihrer Stadt und wissen alles: vom Spuken und Spucken, Erfinden und Unabhängigkeitsstreben, Musikmachen und und und

Heimlicher Festivalfavorit »

Erst war das Festival Fringe nur ein Ableger des Edinburgh International Festival. Doch längst besuchen Millionen von Besuchern nicht nur die vielen Comedy- und Theater-Gratisevents

Vom Schaf bis zum Schottenrock »

Wie ein kilt gemacht wird, erfahren Sie kostenlos bei einem Besuch in der Tartan Weaving Mill & Exhibition

Wo Schottland tagt »

Das wie ein umgedrehtes Schiff anmutende Scottish Parliament passt sich als moderne Vision genial in die enge Altstadt ein. Die Neugier auf die bisweilen kryptische Architektur sollten Sie während einer kostenlosen Führung befriedigen

Zu Besuch bei Edinburghs Literaten »

Burns, Scott und Stevenson sind Lichtgestalten schottischer Literatur. Das kleine The Writers' Museum beleuchtet anhand vieler Memorabilia ihre Zeit in Edinburgh

Moderne Kunst aus Schottlands Kapitale »

In der Scottish National Gallery of Modern Art Two (neben Galerie 1) wird Edinburghs größtem Künstler – Eduardo Paolozzi: Bildhauer, Surrealist, Pop-Art-Künstler – gehuldigt

Jazz for free »

Die Jazz Bar ist der swingendste Club in der Stadt. Bei „Teatime Acoustic“ gibt’s von Dienstag- bis Sonntagabend kostenlose Unplugged-Sessions bis 19.30 Uhr

Best of …
Typisch Edinburgh

Das erleben Sie nur hier

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Die Burg auf dem Vulkan »

Das Beeindruckendste ist die Silhouette, zu der Edinburgh Castle und der Vulkanfelsen, auf dem es liegt, verschmelzen. Im Schloss sind die Kronjuwelen und die Reliquie Stone of Scone wahre Kleinodien. Groß ist die Aussicht!

Memento mori »

Der düstere Greyfriars-Friedhof im Herz der Altstadt ist das steinerne Geschichtsbuch der Stadt. Viele kommen, weil es hier spuken soll: Die Leichendiebe Burke und Hare gruben hier für einen Anatomieprofessor Bestattete aus

Fiddeln zum Bier »

Sandy Bell's ist ein Pub mit einem Ruf wie Donnerhall. Es gibt kaum etwas Typischeres, als mit einem Bierglas in der Hand den jammenden Folkmusikern zuzuhören

Speisen im Bauch der Stadt »

Im Gewölbe des Restaurants Grain Store herrscht pures Katakombengefühl. So können Sie sich bei Kerzenlicht auf die wunderbar inspirierten Gerichte im früheren Lagerhaus konzentrieren

Einfach nur ein Kaufhaus? »

Jenners, ein Department Store von 1838, hat viel vom getäfelten Charme konserviert. Hier eine Rolltreppe, dort verwinkelte Treppen: Man weiß nie, in welcher der rund 100 Abteilungen auf sechs Etagen man rauskommt – und bekommt schlichtweg alles

Bauernmarkt mit Burg-Blick »

Der beste Markt des Landes heißt einfach nur Farmers' Market. 60 Bauern und Produzenten bieten samstags exquisite, ausgefallene Produkte feil: Wildschwein, Biobier, Fleisch von Strauß und Wasserbüffel, Honig, Hummer, Chutneys

Tea Royal »

In diesen heiligen Hallen können Sie Ihre Teetasse auch mit gespreiztem kleinen Finger zum Mund führen. Für King Georg IV war die famose Signet Library edelstes britisches Gesellschaftszimmer. Lust auf eine Teezeremonie?

Best of …
Schön, Auch Wenn Es Regnet

Aktivitäten, die Laune machen

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Lichtspiele in der Kathedrale »

Die Glasfenster und der moderne Glasvorhang hinterm Eingang bieten genügend Lichtspiele, sodass die St Giles Cathedral auch bei typisch schottischem Wetter begeistert. Mit geschnitztem Engel, der Dudelsack spielt

Spuk in der Gasse unterm Pflaster »

The Real Mary King's Close ist die Gasse aller Gassen. Das heute unterirdische Stück Stadtgeschichte erlaubt einen ebenso authentischen wie gruseligen Blick ins Mittelalter

Klassizistischer Kunsttempel »

Die klassizistische Scottish National Gallery präsentiert weltbekannte Werke neben schottischen Highlights. Allein die Ikone „Reverend Walker skating on Duddingston Loch“ von Henry Raeburn ist jeden Besuch wert

Was für ein Schiff! »

Rule Britannia, Britannia rule the waves – die königliche Yacht mit Art-déco-Interieur hat ausgedient und ist in Leith vor Anker gegangen. Ein sinnlicher Augenschmaus mit maritimem Flair

Im Heim des Predigers »

John Knox war das rhetorische Schwert der schottischen Reformation und Gegenspieler von Mary Stuart. Lauschen Sie den Streitgesprächen zwischen Prediger und katholischer Schotten-Queen. Hier firmiert auch das tolle Scottish Story Telling Centre

Mit der Eisenbahn ins Aquarium »

Nicht nur Kinder werden den Unterwasserzoo der Deep Sea World lieben – vor allem wenn Sie für die Fahrt dorthin die Bahn ab Waverley Station nehmen, die über die berühmte Firth of Forth Bridge führt

Best of …
Entspannt Zurücklehnen

Durchatmen, genießen und verwöhnen lassen

Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus

Sündige Verführung durch Schokobuddhas »

Opulent, sündig, verführerisch – in der Schokoladenboutique The Chocolate Tree wartet eine Auszeit bei Ingwerbuddhas im Kakaomantel oder venezianischen Masken zum Dahinschmelzen

Blick vom Vulkan in der Abendstunde »

Wenn Sie zur blauen Stunde an den griechischen Säulen auf dem Calton Hill auf die Stadt schauen, dann bietet der Hügel den schönsten Blick. Den Sundowner nicht vergessen

Klassik in der Kirche »

Die Greyfriars Kirk hat viel mitgemacht, sie war im 18. Jh. sogar ein Lager für Schießpulver – das prompt explodierte. Heute geht es ruhiger zu im schön restaurierten Innenraum, besonders sinnlich sind die regelmäßigen Klassikkonzerte

Einfach nur hingucken »

Schon das alte Dekor des Cameo-Kinos ist ein Hingucker. Im Saal 1 lümmelt man dann mit Beinfreiheit und Drink aus der Bar und genießt Autorenkino oder Stummfilme

Elegantes Wohnen »

Ruhe finden Sie in einer der großzügigen Wohnungen hinter der historischen Fassade der Chester Residence. Der Service bemüht sich rund um die Uhr um alles, was einem sonst noch fehlen könnte

Im Pool über der Stadt »

Steigen Sie dem Hotel Sheraton Grand aufs Dach: Im One Spa wartet Entspannung in einer Wellness-Welt samt Outdoorpool mit Blick auf die Stadt

Grüne Oase in der Stadt »

Die Princes Street Gardens an der Südseite der Old Town sind Edinburghs Sonnenbank. Im Sommer beschallt Musik vom Ross Bandstand die Oase des Dolce Vita, am Jahresende zieht Weihnachtsmarkt-Stimmung ein

Auftakt

Entdecken Sie Edinburgh!

© huber-images: G. Cozzi

Old Town (Aussicht vom Scott Monument)

Als kleine Hauptstadt am Rand Europas kann Edinburgh im Städtekonzert nicht die erste Geige spielen – den lautesten Dudelsack schon. Lange war die Stadt für viele Besucher nur eine Ouvertüre auf dem Weg in die Highlands. Aber seit mit der Einrichtung des Regionalparlaments die Hauptstadtwürde wiederbelebt wurde, erwacht die Schöne wie aus einem Dornröschenschlaf. Zu zahlreichen Festivals gesellen sich Michelin-Sterne, Modehäuser und -boutiquen, der Umbau des Hafens und eines der aufsehenerregendsten Parlamentsgebäude Europas. Dank Direktflügen ist Edinburgh ein perfektes Wochenendziel.

Diese Stadt ist eine wahre Naturbegabung. Vulkanismus und Eiszeiten ließen am Meeresarm des Firth of Forth eine schroffe Hügellandschaft zurück, in die die kompakte Metropole organisch eingebettet ist. Eine Königsburg wie ein Adlerhorst aus dem 7. Jh. bildete den Grundstein, die Stadt legte sich später zu Füßen von Edinburgh Castle – heute noch ihr einziger Wolkenkratzer. Die dramatische Skyline der Altstadt im Sonnenuntergang zu sehen, am besten von einem der drei Stadthügel, bietet eines der stimmungsvollsten Porträts einer europäischen Hauptstadt. Aktive Stadtwanderer gönnen sich fürs Auf und Ab ein Picknick auf dem Calton Hill.

Blutige Schlachten, wilde Legenden und der Kult um den kilt

Dass das märchenhafte Flair entlegener Urbanität im Süden karger Highlands kein Geheimnis ist, verdankt Edinburgh einem einzigen Mann. Der Autor Walter Scott nahm sich im 19. Jh. der wenig aufregenden Haudegenhistorie an und verwob Legenden, blutige Schlachten zwischen Engländern und Schotten und ausgeschmückte Liebestragödien aus den Highlands zu süffigen Historienromanen. Was aus der Scott’schen Feder floss, war vielleicht nicht allerfeinste Prosa, aber die Leser in Europa verschlangen es. Und reisten prompt nach Schottland, wie etwa der Schriftsteller Theodor Fontane, der Edinburgh wegen der Geografie und neoklassizistischen Architektur als „Athen des Nordens“ beschrieb. Schottlandtourismus ist ohne Scott genauso wenig denkbar wie die Highlander-Filme aus Hollywood. Sowie der Kult um den kilt. Scott machte aus dem seit einer bösen Niederlage gegen die Engländer geächteten rockartigen Umhang der Highlander einen Modeartikel, als er den englischen König Georg IV. 1822 nach Edinburgh lud und in einen kilt steckte.

Edinburghs Begabung erschöpfte sich allerdings nicht in toller Lage, großem Kino und karierten Männerröcken. Der ultrastrenge Kirchenreformator John „Killjoy“ Knox brachte den Calvinismus ins katholisch gesinnte Edinburgh und verschrieb der Nation 1560 das „Book of Disciplin“. Edinburgh wurde zum Epizentrum eines schottischen Moralbebens, was aber die Kirche vom Königtum unabhängiger machte – anders als im weniger basisdemokratisch reformierten England. Edinburghs Protestantismus erschuf Institutionen wie unabhängige Kirche, Gerichte und Schulen.

Zu Beginn des 18. Jhs. entschied sich das Schicksal Schottlands. In Edinburgh hatte man sich stark genug gefühlt, mit den kolonisierenden Londonern gleichzuziehen und eine Besitzung im heutigen Panama zu eröffnen. New Caledonia geriet jedoch zum Desaster und machte Schottland zum Bankrotteur. Halb zog England die Schotten, halb sanken diese in die Arme Londons: der Act of Union von 1707 vereinigte die Länder unter Londons Führung. Doch die Eingliederung verschaffte Schottland zugleich die Möglichkeit, am Aufschwung des Königreichs teilzunehmen und seine Talente zu fördern. Der einsetzenden schottischen Aufklärung entsprangen wissenschaftliche und geistige Höhenflüge: 1726 eröffnete die erste medizinische Fakultät auf der Insel in Edinburgh, 1739 eine philosophische Gesellschaft. Adam Smith, der Vater der Volkswirtschaftslehre, kam aus Edinburgh – die Stadt wurde zeitweise zum geistigen Nabel Europas, wie Voltaire staunend befand.

Die Stadt mit den zwei Gesichtern – Dr Jekyll und Mr Hyde

Gleichzeitig stank Edinburgh zum Himmel. Wohl 50 000 Menschen hausten auf engstem Raum in zehn-, zwölfstöckigen Hochhäusern – unten die betuchteren Bürger, darüber die armen Schlucker. Die Notdurft des Tages kippte man kurzerhand zur Schlafenszeit in die Gassen. Warf jemand im Pub seinen Becher an die Wand, blieb der dort im Dreck stecken. Jedoch gebar man in diesem Dunst irgendwie die kühnsten zivilisatorischen Ideen. Klettern Sie heute zu einem Abendpicknick mit Westblick auf den Calton Hill, finden Sie linker Hand die Skyline Edinburghs kaum verändert vor: im Hintergrund die Burg, von deren Höhe sich die dicht besetzte Old Town im mittelalterlichen Gewand bis zum königlichen Holyrood-Schloss herunterschwingt. Rechter Hand hingegen schiebt sich eine völlig anders gestaltete zweite City ins Bild – inzwischen auch betagt. Diese um 1800 im georgianischen Stil errichtete New Town ist das Nonplusultra damaliger Stadtplanung: uniform, präzise, großzügig. Das zweite Edinburgh war wegen der Überbevölkerung südlich eines Abwassersees, in dem auch Hexen ertränkt wurden, nötig geworden. Den trockengelegten See erkennen Sie heute als grüne Mitte Edinburghs. Diese Princes Street Gardens teilen Old und New Town, Mittelalter und Mondäne. Seit Walter Scott König Georg IV. in New Town empfing, hat sich Edinburgh nur kosmetisch verändert. So ein grandioser Wurf reicht für Jahrhunderte.

Mit etwa 500 000 Einwohnern ist Edinburgh Schottlands zweitgrößte Stadt. Während das nur 50 Minuten entfernte Glasgow postindustriell, modernistisch und hemdsärmelig wirkt, treffen Sie in Edinburgh Regierungsbeamte im Anzug. Die Anwesenheit von erneut regierenden Schotten verdankt Edinburgh der Devolutionspolitik von Ex-Premier und Schotte Tony Blair. Vier Fünftel aller Schotten entschieden sich 1997 für die angebotene Teilautonomie. 2004 zog die neugewählte schottische Regierung in das vom katalanischen Architekten Enric Miralles ziemlich verrückt in die Old Town eingefügte moderne Parlamentsgebäude, unweit vom barocken königlichen Palast.

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Duo in feinem Rot: einsamer Briefkasten vor der Eisenbahnbrücke über den Firth of Forth

Die neue Politik zielte auf Unabhängigkeit von London

Und heute? Heute scheint die Union mit England stärker in Gefahr als je. Das EU-freundliche Schottland hat sich sozial-, bildungs- und umweltpolitisch völlig anders positioniert als das immer noch elitär und neoliberal agierende London. Beim Brexitvotum 2016 stimmten zwei Drittel der Schotten europäisch. Nach dem nur knapp gescheiterten Unabhängigkeitsreferendum 2014 wartet First Minister Nicola Sturgeon, die derzeit in Edinburgh regiert, auf einen günstigen Zeitpunkt für ein neues Referendum, was letztlich das Aus für das seit der Union existierende Großbritannien bedeuten könnte.

Während Glasgow sich aus seinem industriellen Niedergang herausgeboxt hat, will Edinburgh in den nächsten Jahren an einem zeitgemäßeren Profil basteln. Dabei müssen die Stadtplaner zwischen bisweilen aktionistischem Willen nach Veränderung und den Auflagen eines Weltkulturerbes lavieren. Denn Old und New Town tragen gemeinsam das Unesco-Siegel. So viel Lorbeer für einen unvergleichlichen urbanen Guss führt allerdings dazu, dass die Kapitale mit den zwei Herzen immer im Kulturfestivalmonat August am Rande des Infarkts steht. Die Bevölkerung verdoppelt sich und die ikonenhafte Metropole erstickt beinahe in dieser leidenschaftlichen Umarmung. Im Edinburgh International Festival, aber auch im Fringe Festival – den global größten kulturellen Gatherings, für das feierwütige Edinburgh allerdings nur der Höhepunkt in einem gespickten Festivaljahr – und vier weiteren rauschenden Festen gleichzeitig entlädt sich eine kreative Explosion menschlichen Geistes, der die Edinburgher seit der Aufklärung umtreibt.

Diese erstaunliche Stadt können Sie ideal zu Fuß erobern – wenn Sie auf Ihren Weg achten. Ständig geht es nämlich bergauf oder -ab, über grobes Pflaster und Treppenstufen; robuste Treter seien in der Old Town empfohlen. Während man in der abgezirkelten New Town auf Boulevards eher in leichtem Schuhwerk flaniert, erinnert die Old Town fast an ein vertracktes Treppenbild des Künstlers M. C. Escher. Trauen Sie sich bitte, die Einheimischen nach dem Weg zu fragen – es könnte ja eine Abkürzung über einen atmosphärischen Friedhof geben. Im Gespräch eröffnet sich Ihnen auch gleich die schottische Mundart, weit entfernt vom nasalen Queen’s Englisch, eher ein mühsam im Zaum gehaltenes vokalreiches Rollen: „Edinbarra“ heißt der Ort. Man hört sich schnell ein in diesen sympathischen Dialekt, was übrigens nebenan in Glasgow viel schwieriger ist. Sollten Sie in ein Pub mit Musiksession geraten, kann es allerdings vorkommen, dass Sie rein gar nichts mehr verstehen, weil Sie auf Verse in Gälisch oder altem Scots gestoßen sind. Dann haben Sie Glück gehabt und sind in der schottischen Seele Edinburghs angekommen, irgendwo in den Katakomben der Haupstadt.

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Scott Monument: Sie können hinaufsteigen oder davor chillen – beides klasse

Die Magie Edinburghs wirkt weiter