Die Autorin

Linnea Hartsuyker – Foto © NIna Subin

Linnea Hartsuyker ist Absolventin des Creative-Writing-Programms der New York University sowie der Cornell University Engineering School.
Sie hat sich intensiv mit der Geschichte Haralds I. von Norwegen beschäftigt, seit sie durch Recherchen in schwedischen und norwegischen Kirchenbüchern erfahren hat, dass er zu den Vorfahren ihrer Familie zählt.

Das Buch

Ragnvald Eysteinsson hat sich dem mächtigen Wikingerkönig Harald angeschlossen. Seine Treue und sein ungestümer Mut in der Schlacht wurden reich belohnt: Harald hat ihn zum König von Sogn ernannt. Doch die Krone begehren viele. Verrat liegt in der Luft. Und schon bald muss Ragnvald erneut um seine Ländereien kämpfen.
Ragnvalds Schwester Svanhild hat den Feind ihres Bruders zum Mann genommen und an der Seite des Rebellen Solvi Hunthiofsson die Freiheit gefunden, nach der sie immer gesucht hat. Doch der Preis war hoch. Sie findet in Island keine Heimat, keinen Ort, an dem ihr kranker Sohn zu Kräften kommt.
Als die Rebellion gegen König Harald erstarkt, zieht es auch Solvi zurück nach Norwegen, zurück in die Schlacht.
Doch Ragnvald wird nicht zusehen, wie Haralds Traum von einem vereinten Norwegen in Blut und Brand versinkt. Er schmiedet einen Plan, um auch seine Schwester wieder auf seine Seite zu bringen. Svanhild steht vor einer schwierigen Entscheidung, die unwiderrufliche Auswirkungen auf das Schicksal ihrer Familie und auf Norwegen selbst haben wird …

Linnea Hartsuyker

Eis und Schwert

Historischer Roman

Aus dem Amerikanischen
von Edigna Hackelsberger

Ullstein

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Deutsche Erstausgabe im Ullstein Taschenbuch
1. Auflage Oktober 2018 (1)
© für die deutsche Ausgabe Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018
© 2018 by Linnea Hartsuyker
Titel der amerikanischen Originalausgabe: The Sea Queen
(Harper, an imprint of HarperCollins Publishers, LLC)
Umschlaggestaltung: zero-media.net, München
Titelabbildung: © FinePic®, München
Karte: © 2018 Laura Hartman Maestro
E-Book-Konvertierung powered by pepyrus.com
ISBN 978-3-548-28928-1

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Kapitel 1

Hilda saß auf einer groben Holzbank vor der großen Halle in Sogn. Sie schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück, sodass das überhängende Dach ihr Gesicht beschattete und die Nachmittagssonne ihren Körper wärmte. Nach einem kalten, regnerischen Frühling löste die sommerliche Wärme fast ein Gefühl angenehmer Trunkenheit in ihr aus. Sie roch die tröstlichen Düfte von Heu, fruchtbarer Erde und vom Rauch des Herdfeuers in der Küche. Ihr Jüngster, Hrolf – Rolli genannt – nuckelte an ihrer Brust. Wenn sie ruhig dasaß, die Augen halb geschlossen, und sich nicht bewegte, konnte sie die Schmerzen und ihre Erschöpfung vergessen, das Gefühl des Ausgelaugtseins, das sie seit Rollis schwieriger Geburt plagte. Immerhin hielten Ragnvalds Schlachten ihn und seine Männer diesen Sommer fern. Sie fand es viel einfacher, die Halle zu bewirtschaften, wenn nur ein paar Männer da waren, dann gehorchten ihr alle widerspruchslos aufs Wort.

Das Kreischen eines Jungen riss sie aus ihrer Schläfrigkeit, und sie öffnete die Augen. Einar, ihr Stiefsohn und Ragnvalds Sohn von seiner früheren Konkubine Vigdis, lag bäuchlings auf dem Ast eines Baums, der vor der Halle stand. Er hielt seinen Halbbruder Ivar am Handgelenk, sodass Ivars Füße in der Luft baumelten. Ivar schrie und wand sich, holte Schwung, dann noch einmal, und hakte sich mit dem anderen Ellbogen in den Ast ein. Unter Einars Führung brachte er beide Füße hoch und schlang alle viere um den Ast, unter dem er nun hing. Am Fuß des Baums stand sein jüngerer Bruder Thorir und sah sehnsüchtig von seinem Spiel auf. Er war noch zu klein, um mit ihnen auf Bäume zu klettern.

»Einar, pass auf mit deinem Bruder. Er renkt sich noch die Schulter aus!«, rief Hilda.

»Ich pass doch immer auf«, erwiderte Einar, mürrisch wie üblich. Wenn Hilda ihn schalt, reagierte er wie ein Mann, dessen Ehre angegriffen worden war, so als hätte er am liebsten das Schwert gezückt, das er eines Tages tragen würde. Einar hatte Vigdis’ goldblonde Haare und auch ihre hohen Wangenknochen, doch an ihm sahen sie eher grob aus als schön. Ragnvald hatte ihn nach seinem Ziehbruder Einar benannt, den er töten musste, als er sich sein Geburtsrecht von seinem Stiefvater zurückeroberte. »Du musst dich hochschwingen«, sagte er zu Ivar. »Lass los mit den Armen, und schwing dich hoch.«

Ivar folgte dem Rat seines Bruders und gab einen Triumphschrei von sich, als es ihm gelang, den Ast mit beiden Armen von einer Seite her zu umfassen. Er ließ die Beine los, holte wieder Schwung, was Hilda vor Schreck einen Stich versetzte, und zog sich auf den Ast hinauf.

»Ich hab’s geschafft, Mutter. Sieh doch!«, schrie Ivar. Die beiden Jungen lagen sich auf dem Ast gegenüber und grinsten sich an. Mit Ivars rostbraunem und Einars goldenem Schopf gaben sie ein Bild sorgloser Jugend ab: oben in einem grünen Baum, der sich gegen den weiß-blauen Himmel abzeichnete – zwei Jungen, die ebenso dick befreundet waren, wie ihre Mütter sich einst gehasst hatten. Hilda verspürte wieder einen Anflug von Schuldbewusstsein, dass sie Vigdis weggeschickt und Einar dadurch die Mutter genommen hatte. Der Junge verdiente mehr Mutterliebe, als sie ihm geben konnte, aber sie hasste Vigdis zu sehr, um sie des Jungen wegen am Hof zu behalten.

Als Ragnvald Hilda als seine Braut auf den Hof gebracht hatte, war Vigdis, die eigentlich seine Stiefmutter gewesen war, im sechsten Monat mit seinem Sohn Einar gewesen. Schwanger ähnelte sie Freya noch mehr, der Göttin von Sinnlichkeit und Fruchtbarkeit, einer Göttin, der Honig und Blut geopfert wurden, süß und bitter, Leben und Tod. Gegen sie kam Hilda nicht an, und auch nicht gegen die Art, in der Vigdis sich Ragnvald hörig gemacht hatte. Aber als Hilda Ivar zur Welt gebracht und Ragnvald seinen Sohn angenommen hatte, indem er über Hildas Schoß das Schwert legte, das sie für Ivar bis zu dessen Mannesreife aufbewahren würde, da hatte Hilda ihn um eine weitere Gabe gebeten: dass er Vigdis vom Hof schicken sollte, und das hatte er getan, wenn auch sehr ungern.

»Ich sehe Onkel Sigurd«, sagte Ivar von seinem Sitz aus. Er hockte nun auf dem Ast und suchte sein Gleichgewicht.

Auch Einar hockte auf diesem Ast, gespannt wie eine Wildkatze vor dem Sprung. »Das ist doch gar nicht Sigurd. Das ist … Warum sind das denn so viele?«

»Wir haben genug Essen da, falls Sigurd Freunde mitbringt«, sagte Hilda. In diesen langen Sommertagen verbrachte Sigurd nur wenig Zeit auf dem Hof, und Hilda gönnte ihm diese Auszeit. Die Erntezeit würde seiner Freiheit bald mit viel Arbeit ein Ende setzen, und dann wäre es auch damit vorbei, dass sie sich mit den Kindern auf dem Hof entspannen konnte. Auch würde Ragnvald bald zurückkommen, mit Neuigkeiten und mit Wünschen, die sie zufriedenstellen musste.

»Herrin, das waren zu viele Männer dort im Feld«, entgegnete Einar. »Und es war auch nicht Sigurd.«

Hilda stand auf und umschlang Rolli noch fester. Einar machte sich zwar hin und wieder mal wichtig, aber sein Blick war scharf. Hilda sah hinter dem Zaun nur Gras, das sich golden und grün im Wind wiegte. »Wo?«, fragte sie.

»Jetzt sind sie weg«, erwiderte Einar.

»Aber ich kann Sigurd sehen«, sagte Hilda. Sie schob Rolli auf die Hüfte, sodass sie ihn mit einem Arm tragen konnte, und winkte Sigurd zu. Sigurd winkte freundlich mit einer schwungvollen Geste zurück, ebenso wie sein Begleiter Dusi, einer der Gefolgsleute von Ragnvald, der hiergeblieben war und die Tochter eines Bauern ohne Söhne geheiratet hatte.

»Herrin!«, rief Sigurd, als er das Gatter öffnete und in den Hof trat. Während er unter dem Baum entlangging, sprang ihm Ivar auf den Rücken, damit Sigurd ihn an den Armen herumschleudern und ihn sich dann auf die Schultern setzen konnte. Einar wartete, bis Sigurd Ivar ein paar Schritte weit getragen hatte, dann ließ er sich vom Ast gleiten und landete leicht auf seinen Füßen. Sigurd hätte auch ihn getragen, aber Einar mochte Körperkontakt nicht besonders.

»Gibt es Neuigkeiten?«, fragte Hilda, der Sigurds warmes Lächeln guttat.

Sigurd beugte sich vor, um Ivar gegen seinen Kopf zu lehnen, und hob die Handflächen, um Hilda zu zeigen, dass sie von schwarzem Staub und Asche bedeckt waren. »Das Haus von Köhler Svein ist abgebrannt.«

»Schon wieder? Ist jemand verletzt?«

»Svein hat Blasen an den Händen, und seine Frau hat ein blaues Auge, weil ihr ein Balken auf den Kopf gefallen ist«, antwortete Sigurd.

»Ich glaube, Svein ist zu dumm, um Köhler zu sein«, sagte Hilda. Dusi, der sich dazugesellt hatte, lachte. Einar ging auf ihn zu und nahm ihm ein Bündel toter Vögel ab. Er schwang sie sich auf den Rücken, sodass sie von dort herunterhingen und mit ihren Köpfchen fast den Boden streiften.

»Na dann, kommt mal rein«, sagte Hilda freundlich zu Sigurd und Dusi. »Ich sage Thora, sie soll euch etwas Bier bringen. Dann könnt ihr mir mehr davon erzählen, was dem Köhler passiert ist. Was für ein Trottel!«

Hilda ging in die Küche voraus, während Sigurd erzählte. Ihre Augen gewöhnten sich langsam von der Helle des Tages draußen an die Dunkelheit im Innern, wo das Herdfeuer das meiste Licht bot. Es war niemand im Raum, außer einem tauben Hörigen, der die Aufgabe hatte, das Feuer zu versorgen und den Boden zu fegen.

»Thora«, rief Hilda nach der Dienerin, die die Küche und Hörigen beaufsichtigen sollte. »Wo bist du? Wo sind alle?« Um diese Tageszeit sollte die Küche voller Frauen sein. Ein Schweißtropfen perlte Hildas Rücken hinunter, und sie zuckte irritiert zusammen. Sie beugte sich vor, um Rolli an Ivar abzugeben, und berührte Thorirs Lippen, um sein Plappern abzustellen. Ivar war noch zu klein, um Rolli richtig zu halten, sodass dieser anfing, unruhig zu werden, bis Einar hinüberging und dem Baby mit ernster Miene über den Kopf streichelte. Obwohl sie gerade andere Sorgen hatte, stieg wieder Schuldbewusstsein in Hilda hoch. Sie sollte viel netter zu dem Jungen sein.

Durch die Stille hörte Hilda Stimmengemurmel vom Hauptraum der Halle, in dem die Hausangehörigen schliefen und bei schlechtem Wetter arbeiteten. War vielleicht ein reisender Händler eingetroffen und bot billigen Schmuck an, der auch für Hörige erschwinglich war und der alle Frauen aus der Küche gelockt hatte? Seit Harald seinen Hof nach Nidaros verlegt und Ragnvald die Herrschaft von Sogn übertragen hatte, mussten die Bauern nicht mehr wie früher ständig Angst vor Überfällen haben. Aber ohne ihre Erlaubnis sollte sich eigentlich niemand in der Halle aufhalten, und Einar hatte schließlich Männer auf dem Feld gesehen.

Hilda zog ihr Messer aus der Gürtelscheide. Gegen einen geschulten Krieger hatte sie zwar keine Chance, aber der Stahlgriff verlieh ihr doch ein wenig Sicherheit.

»Was ist los?«, fragte Sigurd laut. Hilda zuckte zusammen und legte einen Finger an die Lippen. Sie schlich auf die Türe zu. »Lass mich mal«, sagte Sigurd und zog das Schwert. »Ich sag dir, ob es was zu fürchten gibt.«

Bevor Hilde ihn zurückhalten konnte, drang Sigurd durch die Tür in den Hauptraum, wo er von Männerrufen empfangen wurde. Ein Krieger packte ihn an den Schultern und drehte ihn herum. Ein anderer schlug Sigurd das Schwert aus der Hand, während ihn ein Dritter gegen die Wand presste und ihm den Dolch an die Kehle hielt. Einer der Männer von Sogn lag gefesselt und geknebelt auf dem Boden vor Sigurd.

Weitere Männer traten vor und zogen Hilda durch die Tür, wobei sie an ihrem Handgelenk zerrten. Sie drückten sie mit dem Gesicht nach unten auf den langen Tisch. Sie erstarrte. Ihr Kopftuch fiel ihr über die Stirn, sodass sie nichts mehr sehen konnte außer dem fleckigen Holz des Tischs, gegen den sie gedrückt wurde. Sie roch das Fett der Mahlzeiten vieler Jahre, die man auf ihm gegessen hatte, vermischt mit dem Schweiß dieser Männer. Immer hatte sie gehofft, sich gegen einen Überfall verteidigen zu können und lieber zu sterben, als sich vergewaltigen zu lassen, doch nun war sie einfach nur dankbar, dass sie fast nichts sehen konnte, und hoffte einfach, dass es schnell vorbei sein würde.

»Schnappt euch die Jungs«, sagte einer der Männer. Wut kochte in ihr hoch und löste ihre Erstarrung. Für ihre Söhne würde sie kämpfen, solange sie konnte, und sie schämte sich dafür, dass sie sie in einem Moment der Angst vergessen hatte. Sie hob den rechten Fuß und kickte die Ferse zwischen die Beine des Mannes, der sie festhielt. Er grunzte und drückte sie nur noch fester auf den Tisch.

»Lass sie los, lass sie los«, sagte ein anderer Mann mit einer helleren und weicheren Stimme als die andern. Hildas Bezwinger zog sie hoch und drehte sie um, sodass sie dem Neuankömmling gegenüberstand. Sie lehnte sich an den Tisch mit wild klopfendem Herzen und einem bitteren Geschmack im Mund, so als müsste sie Galle erbrechen. Mit der einen, nun wieder freien Hand schob sie das Kopftuch zurück, bis sie wieder etwas sehen konnte.

Vor ihr stand ein schlanker Mann mit schmalem Gesicht und vorstehenden, farblosen Augen, die im Lampenlicht aufleuchteten. Er trug kostbare Kleidung und hielt sich wachsam und gerade wie ein Krieger. »Ich grüße Euch, Herrin«, sagte er. Ihm gehörte die weiche Stimme, die sie gehört hatte, ein wunderschöner Bariton, melodisch und mokant. »Ich bin Jarl Atli Kolbrandsson, und Sogn gehört mir.«

Kapitel 2

Ragnvald erhob sich von seinem Sitz am Feuer, um Arnfast zu grüßen, der keuchend ins Camp hereinlief. Schon oft hatte er Arnfast vollkommen außer Atem von einem Botengang zurückkommen sehen und wusste, dass es keinen Sinn hatte, einen Bericht von ihm zu verlangen, bevor er wieder zu Atem gekommen war, ganz gleich, wie ungeduldig er auch war. Arnfast legte die Hände an den Hinterkopf, holte noch ein paarmal tief Luft und schüttelte sich leicht. Abgesehen von dem Schweißfilm auf seiner Stirn sah er nun wieder so frisch aus wie am Mittag, als er losgerannt war. »König Vemund und zwanzig seiner Männer kampieren am Fuß der Felswand neben dem Bergsturz«, verkündete er.

Ragnvald zog die Brauen zusammen und rieb mit dem Daumen am Rand seines Bartes entlang über die Narbe in seiner Wange, die seinen Mund stets so aussehen ließ, als hätte er ihn spöttisch verzogen, ganz gleich, welche Miene er aufsetzen wollte. »Das ist irgendwie seltsam«, meinte er. »Warum kampiert er unter einer Felswand, von wo es kein Entrinnen gibt?«

Arnfast zuckte die Achseln. »Ich weiß nur, was ich gesehen habe.« Seit der Schlacht bei Vestfold war er Ragnvalds Gefolgsmann und verstand, was er zu tun hatte: Er sollte für Ragnvald die Lage auskundschaften, nicht für ihn denken. Fünf Sommer voller Schlachten hatten Arnfast flink und schlank gehalten; mit der Zeit wurde sein Gesicht immer schmaler. Er verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. Wenn er nicht irgendwo hinlief oder lautlos etwas ausspähte, war er rastlos, und er ging immer allein los, wenn er etwas auszukundschaften hatte.

»Das ist doch eine Falle. Aber du bist dir sicher, dass König Vemund da war?«, fragte Ragnvald, obwohl Arnfast seiner Erfahrung nach immer korrekt berichtete.

»Ja«, versicherte Arnfast. »Ich sah seine scharfen Zähne mit dem eingesetzten Rubin in einem davon.« König Vemund, der sich als verwegener Räuber gab, zeigte seinen Wagemut, indem er sich der schmerzhaften Prozedur unterzog, seine Zähne spitz zurechtzufeilen und mit Juwelen zu besetzen. Arnfast hatte also richtig gesehen.

»Das ist das erste Mal seit einem Monat, dass wir ihn tatsächlich gesichtet haben«, sagte Oddi, der am Feuer saß und Holznägel schnitzte, die ständig für Schiffsreparaturen gebraucht wurden. Er warf die Späne auf die Kohlen des Lagerfeuers, wo sie in winzigen Flämmchen aufgingen. Heming saß in der Nähe, umgeben von seinen Lieblingskriegern, und fütterte ein Eichhörnchen zu seinen Füßen mit altem Brot. Ragnvald bat ihn herüber, um sich Arnfasts Report noch einmal anzuhören.

Während dieser sprach, ließ Ragnvald seinen Blick über die anderen Männer an den Lagerfeuern schweifen. Es waren insgesamt vierzig. Haralds Truppen hatten den Feind, König Vemund, den ganzen Sommer lang über ganz Süd-Møre gejagt. Allzu viele von Ragnvalds Männern waren heimtückischen Pfeilen zum Opfer gefallen, die ohne Warnung aus dichtem Gebüsch gekommen waren, oder Hieben von Kriegern, die scheinbar aus dem Nichts auftauchten und genauso schnell wieder verschwanden, ohne sich einem offenen Kampf zu stellen. Ragnvald musste für Harald bald einen Sieg erringen, sonst würden die Schlachten dieses Sommers in Verlusten auf Haralds Seite enden.

Aber nun wusste Ragnvald zumindest, wo sich sein größter Feind aufhielt: unter einer Felswand, die Ragnvald gut kannte, denn seine und Haralds Männer waren über jeden Fleck in Vemunds Gebiet von Naustdal marschiert. Die ebene Lichtung am Fuß der Felswand war ein idealer Lagerplatz in Friedenszeiten, mit einem fertig ausgehobenen und von Steinen umsäumten Feuerplatz. Im Osten erhob sich ein Gewirr aus herabgestürzten Felsen und jungen Bäumen, sodass von dort ein Zugang oder eine Flucht unmöglich war. Es gab nur einen Pfad, der auf die Lichtung führte.

Vemund hatte im Sommer mit etwa hundert Mann begonnen, aber Ragnvald und die meisten von Haralds Anhängern hatten zahlreiche von ihnen getötet. Jetzt stellte ihnen Vemund eine verlockende Falle, die Ragnvald einfach nicht ignorieren konnte. Wenn er ihn dort angriff, hatte Vemund wahrscheinlich eine zweite Truppe in der Hinterhand, die dann auftauchen und Ragnvalds Männer in die Zange nehmen würde. Nach den zahlreichen Kämpfen im Sommer hatte er bestimmt nicht mehr als vierzig Mann übrig. Auf offenem Feld wäre das ein fairer Kampf gegen Ragnvalds Männer, aber nicht in Vemunds Wald. Trotzdem, wenn Ragnvald Vemund jetzt nicht stellte, dann würde er noch ein weiteres Jahr entkommen, und Ragnvald hätte Harald enttäuscht.

»Also gut«, beschloss Ragnvald. »Wir warten hier und greifen um Mitternacht an.«

»Und tappen in seine Falle?«, fragte Oddi.

»Ja, aber wir teilen uns auf, und dann sitzt er in der Falle«, erwiderte Ragnvald. »Er spielt ein verzweifeltes Spiel. Selbst wenn er uns eine Falle stellt, so steht er doch immer noch mit dem Rücken zur Wand.« Er erklärte seinen Männern, wie sie vorgehen würden: in großen Abständen vorrücken, um keinen Lärm zu machen, aber sie würden dennoch ständig Signale untereinander austauschen. Wenn ein Mann kein Signal erhielt, bedeutete das, dass sie im Dunkeln auf Angreifer gestoßen waren und sich zurückziehen sollten. »Wenn wir ihre Fackeln durch die Bäume sehen, dann bleibt deine Hälfte, Oddi, zurück und wartet, bis sich die Falle geschlossen hat, dann kommt ihr uns zu Hilfe.« Er ließ Oddi, Heming und Arnfast die Anweisungen wiederholen.

»Du stellst dich ja an wie ein Weib«, spottete Heming. Er zog sich die farbige Tunika vom Leib und ersetzte sie durch ein dunkles Leinenhemd, das im Wald nicht auffallen würde. »Meine Männer haben genug Mumm, um auch ohne List und Tücke zu gewinnen. Und du lässt uns auf Zehenspitzen herumschleichen wie die Mäuse.«

»Du bist ja nur noch am Leben wegen Ragnvalds List und Tücke, und das weißt du auch«, wies ihn Oddi scharf zurecht. »Wenn man in eine Falle geht, muss man Vorsicht walten lassen.« Ragnvald beachtete die beiden nicht. Heming meckerte immer, tat aber am Ende doch, was Ragnvald wollte. Er würde sich erst Sorgen machen, ob Heming noch hinter ihm stand, wenn er einmal nicht mehr meckerte.

Ragnvald zog an der Polsterung seines Helms – eine Belohnung von Harald für seine Siege im letzten Sommer –, um sicherzustellen, dass sie sich nicht beim Kampf löste. Er hatte einen Bezug aus Stahl, der mit goldenem Filigranwerk verziert war, ein teures Geschenk und Zeichen der Gunst, die Ragnvald sich noch nicht verdient zu haben glaubte. Er zog das Schwert aus der Scheide, damit ihn nichts behinderte. Unter den Bäumen stieg der Nebel auf, und von den Ästen fielen Wassertropfen ins Feuer, die sofort verdampften. Unzählige Male diesen Sommer hatten Nächte schon so begonnen, mit stillen Vorbereitungen, und dann im Morgengrauen geendet, wenn sie ihre Toten gezählt und die Verwundeten versorgt hatten. König Vemund hatte sich geweigert, Harald die Gefolgstreue zu schwören, und nur sein Tod würde diese Kämpfe beenden. Vemunds Söhne waren gute Kämpfer, aber noch zu jung, um seinen Platz einzunehmen.

Nachdem er fertig war, vertrat sich Ragnvald die Beine rund ums Feuer. Durch die Hitze der Glut fing seine Kleidung an zu dampfen.

»Wie soll man bei diesem Wetter wissen, wann Mitternacht ist?«, brummte Oddi.

»Ist ja auch egal«, entgegnete Heming genauso gereizt wie sein Bruder. »Du tust ja doch immer, was Ragnvald sagt.«

»Hast du vielleicht einen besseren Plan?«, fragte Oddi.

»Solvi Hunthiofsson schickt seine Schiffe herüber, um Tafjord zu drangsalieren, und dort sollte ich sein, nicht hier«, sagte Heming.

»Wenn du Vemund, wie versprochen, getötet hättest, dann bräuchten wir alle nicht hier zu sein«, wandte Oddi ein. Es stimmte, dass Heming die Annehmlichkeiten der Königswürde schätzte, aber nicht die harte Arbeit, die dahintersteckte, Bezirke zu befrieden und Rebellen aufzustöbern.

»Geh doch, und sag das unserem Vater«, sagte Heming, »vielleicht gibt er dir dann Møre. Aber wenn er dir Møre gibt, dann erbst du auch alle meine Feinde und noch einen dazu«, er legte die Hand an sein Schwert, »nämlich mich.«

Oddi lachte kurz auf. »Ich erzähle König Hakon gar nichts. Du bist doch immer derjenige, der ihm was vorweint, wenn du meinst, König Harald hat dich ungerecht behandelt.«

Heming sprang auf. »Das stimmt doch überhaupt nicht. Außerdem bin ich es ja, der Vaters Schimpfen über sich ergehen lässt, während du dich hinter Ragnvald versteckst. Ich erfülle jedenfalls meine Sohnespflicht. Und außerdem hat mir dein teurer Harald nicht genügend Männer mitgegeben.«

»Und ich dachte, das sei die Entscheidung unseres teuren Vaters gewesen«, entgegnete Oddi.

»Sprich nicht so von ihm. Du wärst ja ein Nichts und Niemand, wenn er dich nicht von deiner Mutter angenommen hätte. Ragnvald wäre auch ein Niemand, wenn Vater ihn nicht gefördert hätte.«

»Wann hörst du eigentlich damit auf?«, fragte Oddi.

Ragnvald seufzte. Oddi machte sich nicht genug aus Hemings Worten, um ihm zum Duell herauszufordern, und Heming fürchtete den Zorn seines Vaters zu sehr, um die Sache so zu klären. »Seid beide still«, befahl er. »Wir sind zu nah an König Vemunds Lager für diesen ganzen Lärm.«

»Ich dachte, du hättest Wachposten aufgestellt«, sagte Heming. »Das tust du doch sonst immer.«

»Wachposten können getötet werden«, entgegnete Ragnvald. Oder bestochen. Vemunds Krieger hatten Haralds Truppen schon zu oft in diesem Sommer überrascht.

Als alle schwiegen, hörte Ragnvald, wie sich Nachtigallen einander zuriefen. Er erinnerte sich daran, wie er sie an den langen Sommerabenden seiner Kindheit über den Feldern von Årdal beobachtet hatte. Sie stürzten sich als Pärchen über den tiefdunklen Sommerhimmel und fingen Insekten auf ihren halsbrecherischen Flügen. Nachtigallenpärchen blieben ein Leben lang zusammen, sagte man. Wie Schwäne – und an Schwäne konnte er nie denken, ohne sich an seine Schwester Svanhild zu erinnern, deren Name »Schwanenkampf« bedeutete, und die sich nun mit Solvi Hunthiofsson zusammengetan hatte, wahrscheinlich auch fürs Leben, ein Leben, das sie nie wieder an Ragnvalds Seite bringen würde.

Die Nacht färbte sich in ein tieferes Blau, und die Nachtigallen stellten ihre Lieder ein. Das Einzige, was Ragnvald neben dem Atmen und den leisen Bewegungen seiner Männer hören konnte, war das Zirpen der Insekten im Gras. Er sah zu Oddi hinüber, nickte und stand auf, wobei er die Anspannung aus seinen Armen schüttelte. Ganz gleich, wie oft er schon gekämpft und überlebt hatte, er war vor jeder Schlacht nervös. Er fürchtete, sein Schwertarm, der immer stark gewesen war, könne ihm den Dienst versagen. Oder die Götter könnten ihm, ohne Vorwarnung, alles wieder nehmen, was er sich erarbeitet hatte.

Er und seine Männer folgten Arnfast durch den Wald auf einem Pfad, den Arnfast mit Zeichen markiert hatte, die nur er im schwachen Licht erkennen konnte: ein abgebrochener Zweig, ein heruntergefallener Ast, der an einem Baumstamm lag, eine Kratzspur in den Tannennadeln am Boden, auf denen sie sich am geräuschlosesten fortbewegen konnten. Er trat in Arnfasts Fußstapfen und hielt die Abdrücke seiner Stiefelabsätze, die sich kaum auf dem dunklen Waldboden abzeichneten, fest im Blick. Leise Vogelrufe seiner Männer signalisierten, dass alle in der Truppe noch lebten und Schritt hielten.

Arnfast hielt eine Hand hoch und blieb stehen. Ragnvald tat es ihm nach und hörte, wie die Füße hinter ihm einer nach dem anderen zum Stillstand kamen. Zwischen den Ästen der Bäume vor sich konnten sie das Aufleuchten eines Lagerfeuers ausmachen. Ragnvald wandte den Blick von der Helligkeit ab. Er atmete leiser, um einen Augenblick zu lauschen, doch es war nichts zu hören als Schnarchen und die Bewegungen der paar Männer, die den Schlaf ihrer Kameraden bewachten. Wenigstens schien es so. Vemund hatte seine Falle bestimmt abgesichert. Ragnvald gab das Zeichen, die Mannschaft zu trennen, und hörte Oddis Antwortruf.

Ein weiterer Ruf signalisierte den Männern, die Fluchtwege des Lagers zu blockieren. Ragnvald zog sein Schwert aus der Scheide und ging voran, wobei er darauf achtete, seine Schritte so leise zu setzen, als würde er Arnfast noch folgen.

Als sein Gefühl ihm sagte, dass wohl jeder nun genügend Zeit gehabt hatte, seinen Platz einzunehmen, gab er das Zeichen zum Angriff.

Ragnvald zückte sein Schwert und rannte vor, stolperte aber, als Heming sich an ihm vorbeidrängte, die Axt schwang und laut ausrief: »Für Møre, für Hakons Söhne!« Ragnvald folgte ihm einen Augenblick später und hoffte nur, dass der Schrei nicht den winzigen Vorsprung zunichtegemacht hatte, den ein Überraschungsangriff gegen einen Feind bot, der den Ort viel besser kannte als man selbst.

Ragnvalds Klinge kreuzte sich mit der eines stämmigen Mannes, dessen zerbeulter Lederhelm nach vorne gekippt war und die Augen halb bedeckte. Aus unerfindlichem Grund zog sich sein Gegner ein paar Schritte zurück und parierte Ragnvalds zweiten Hieb den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Ragnvalds Schwert durchstieß die gehärtete Lederrüstung, die dessen Oberarm schützte. Als Ragnvald sein Schwert wieder schwang, ließ der andere seine Waffe fallen und hob die Hände zum Zeichen der Unterwerfung.

»Stopp, König Ragnvald, stopp! Ich bin Isolfur Arnbjornsson. Ich kämpfe für Harald, wie du. Warum greift ihr uns an?«

Ragnvald hielt inne und sah sich im Lager um. Überall sah er Teile von Rüstungen, den Schwung einer Klinge, ein paar Schultern, die er erkannte. »Einhalten! Haltet ein!«, rief er aus. »Das sind Haralds Männer. Hört auf zu kämpfen.«

Nur wenige Herzschläge vergingen, doch es dauerte dennoch viel zu lange, bis seine Rufe bei den Männern in ihrem Kampfrausch ankamen. Ein junger Mann blutete aus einer Wunde, die seine ganze Wange vom Auge bis zum Kiefer aufgerissen und die Zähne ausgeschlagen hatte. Ein Hautfetzen hing ihm lose über das Kinn herab. Falls er überleben sollte, würde er eine schreckliche Narbe davontragen. Der Verwundete drehte sich um und schlug die Hände vors Gesicht. Ragnvald erkannte ihn als Her­laug, einen Sohn Hakons. Arnfast, der über ihm stand, ließ sein blutiges Schwert aus der Hand gleiten.

»Kümmert euch um ihn!«, schrie Ragnvald. Oddi rannte zu Herlaug hinüber, dessen Augen, rund und weiß über der schrecklichen Wunde, sich nach oben verdrehten und der nun auf dem trockenen Laub des Waldbodens zusammenbrach.

Oddi presste seine Hand gegen Herlaugs Wange und versuchte, das Fleisch wieder fest anzudrücken. »Wir brauchen einen Heiler für meinen Bruder, der muss ihn zusammennähen.« Oddis Gesicht war blass bis in die Lippen.

»Arnfast.« Ragnvalds Stimme klang hart, um seine Hilflosigkeit angesichts der Wunden, die den anderen von seinen Männern geschlagen worden waren, zu verbergen. »Hast du nicht gesagt, dies sei Vemunds Lager? Hast du seine Männer gesehen?«

»Ja.« Er sah Ragnvald flehentlich an. »Das schwöre ich. Ich habe König Vemund gesehen. Er war hier an diesem Platz.«

»Isolfur«, fragte Ragnvald, »wann seid ihr hier angekommen?«

»Am späten Abend.« Isolfur hielt sich mit einer Hand den Bizeps. Blut lief zwischen seinen Fingern hindurch und tropfte im Feuerschein dunkel zu Boden. »Guthorm hat uns als Vorhut geschickt. Wir sollten einen Weg finden, wie wir Vemunds Truppen umzingeln könnten. Hier gab es schon eine Feuerkuhle, und wir dachten, wir könnten genauso gut hier übernachten.«

»Hattet ihr keine Angst, dass das zur Falle werden könnte?«, fragte Ragnvald. Wenn Haralds Onkel Guthorm einen zweiten Angriffstrupp losgeschickt hatte, bedeutete das, dass er Ragnvalds erfolgreichen Einsatz für fraglich hielt. »Hier gibt es doch keinen Fluchtweg.«

»Den Südzugang haben wir gesichert. Es erschien uns günstig, dass nur wenige Wege hierher führen, und wir wollten ja nur eine Nacht bleiben.«

Diese Falle war ganz anders als jene, die Ragnvald vorhergesehen hatte. Vielleicht war es aber auch nur schreckliches Pech gewesen, der Fluch, mit dem Gott diesen Sommer belegt hatte.

»Ragnvald«, sprach Oddi ihn an, immer noch ganz bleich. Er kniete an Herlaugs Seite und presste ein Tuch gegen dessen Wange, das die Blutung aber nicht zu stillen vermochte.

»Arnfast, geh, lauf zum Hauptlager, und komm mit einem Heiler und mit weiteren Wächtern zurück. Mit vielen Wächtern. So schnell du kannst. Das war eine Falle – da bin ich mir ganz sicher.« Das Beste war, sich jetzt ganz sicher zu geben, um diesen Gedanken in den Köpfen der Männer zu verankern. »Sag Harald, dass Vemund unsere Männer angreifen wollte. Und jetzt sind wir alle hier, alle Söhne Hakons und ich. Verletzt. Komm schnell zurück mit Hilfe.« Arnfast nickte und sprintete in den Wald hinein, flink wie ein Reh. Einen Moment lang beneidete Ragnvald ihn, weil er von alldem hier weglaufen konnte, selbst wenn er wieder mit den Helfern zurückkommen musste. Aber Arnfast würde ein heftiges Wergeld zu zahlen haben, weil er den Sohn eines Königs verwundet hatte, viel mehr, als er sich leisten konnte. Ragnvald würde ihm aushelfen müssen, sonst bliebe Arnfasts ganze Familie nichts anderes übrig, als sich als Hörige zu verkaufen, um diese Schuld zu zahlen.

Ragnvald drehte sich um, um die Männer zu zählen, die noch unverletzt waren. Es reichte, um mit der Hälfte von ihnen Wachen aufzustellen, die sie bei einem weiteren Angriff vorwarnen könnten. Zu viele waren aber so schwer verletzt, dass sie das Lager nicht verlassen konnten. Dafür hatte Vemund gesorgt, aber auch Ragnvalds eigene Torheit. Nun saßen sie hier in der Falle.