BIBLIOGRAFIE

PRIMÄRLITERATUR

Seneca

Seneca, Lucius Annaeus, Epistulae morales ad Lucilium/Briefe an Lucilius über Ethik. Aus dem Lateinischen übersetzt von Heinz Gunermann, Franz Loretto und Rainer Rauthe. Hrsg. Marion Giebel. Ditzingen, Reclam, 2018.

Seneca, Lucius Annaeus, Philosophische Schriften. Deutsch/Latein. Aus dem Lateinischen übersetzt von Manfred Rosenbach (Hrsg.), Darmstadt, wbg academic in Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2. Auflage, 2010.

Seneca, Lucius Annaeus, Naturales quaestiones/Naturwissenschaftliche Untersuchungen. Hrsg: Otto Schönberger, Eva Schönberger. Ditzingen, Reclam, 1998.

Seneca, Lucius Annaeus, De brevitate vitae/Von der Kürze des Lebens, Lateinisch/Deutsch. Übersetzt v. Marion Giebel (Hrsg). Ditzingen, Reclam, 2018.

Seneca, Lucius Annaeus, De otio/Über die Musse, De providentia/Über die Vorsehung, Lateinisch/Deutsch. Hrsg. v. Gerhard Krüger. Ditzingen, Reclam, 1996.

Seneca, Lucius Annaeus, Von der Seelenruhe/Vom glücklichen Leben. Köln, Anaconda Verlag, 2014.

Seneca, Lucius Annaeus, Trostschrift an Marcia. Übers. v. Albert Forbiger. Neu Isenburg, Edition Tiessen, 1987.

Seneca, Lucius Annaeus, De Ira/Über die Wut. Hrsg. v. Jula Wildberger. Ditzingen, Reclam, 2007.

Seneca, Lucius Annaeus, De vita beata/Vom glücklichen Leben. Ditzingen, Reclam, 1990.

Andere Autoren

Tacitus Tacitus, Annalen: Text (Latein). Aschendorffs Sammlung lateinischer und griechischer Klassiker. Hrsg. v. Ferdinand Broemser. Münster, Aschendorff Verlag, 3. Auflage, 2010.

Tacitus Tacitus, Annalen I–VI. Hrsg. u. übers. v. Walther Sontheimer. Ditzingen, Reclam, 1986.

SEKUNDÄRLITERATUR

Baumgartner, Adrian, Der Zorn bei Thomas von Aquin und bei Lucius Annaeus Seneca: Seneca »De Ira« Thomas von Aquin »Passiones animae«. München, GRIN Verlag, 2014.

Bielert, Silvia, Seneca. Vom Leben und vom Sterben. München, GRIN Verlag, 2014.

Fuhrmann, Manfred, Seneca und Kaiser Nero: eine Biographie. Frankfurt am Main, Fischer TB Verlag, 1999.

Kroppen, Thomas, Mortis dolorisque contemptio: Athleten und Gladiatoren in Senecas philosophischem Konzept. Hildesheim, Weidmann, 2008.

Kurth, Thomas, Senecas Trostschrift an Polybius, Dialog 11. Ein Kommentar. Stuttgart, Leipzig, Teubner, 1994.

Mayer, Christoph Oliver u. Stanislaw-Kemenah, Alexandra-Kathrin, Die Pein der Weisen: Altern in romanischem Mittelalter und Renaissance. München, Martin Meidenbauer, 2012.

Parkin, Tim G., Old Age in the Roman World: A Cultural and Social History. Baltimore: John Hopkins University Press, 2004.

Scullard, H.H., From the Gracchi to Nero: A History of Rome from 133 BC to AD 68. New York, Routledge, 1982.

Stöcklein, Gina, Die Seelenruhe im Epikureismus und der Stoa. München, GRIN Verlag, 2014.

Stöcklin, Sara, Meditare mortem. Tod und Sterben in Senecas epistulae morales. München, GRIN Verlag, 2008.

Uehleke, Markus, Seneca. Gedanken zum Tod: Die stoische Sichtweise des erfüllten Lebens und guten Sterbens. München, GRIN Verlag, 2014.

ANMERKUNGEN

1 Scientific American, 1. Dezember 2016.

2 »The Trip Treatment«, in: New Yorker, 9. Februar 2015.

3 Diese Äußerung ist in den vorliegenden Schriften des Epikur nicht zu finden und steht nicht im Einklang mit seiner Philosophie.

4 Anscheinend ist dies eine Anspielung auf die platonische Lehre der Wiedergeburt der Seelen, einer Lehre, die wir bei Seneca sonst so nicht mehr finden. Der darauffolgende Satz bezieht sich ebenfalls auf eine platonische Vorstellung, die in Vergils Aeneis Niederschlag findet, nämlich, dass das Gedächtnis der Seelen teilweise oder vollständig ausgelöscht wird, bevor sie in ein neues, sterbliches Leben übergehen.

5 Der lateinische Begriff lässt sich mit »seufzen« oder »tief Atem holen« übersetzen. Er wird hier als die Bezeichnung eingeführt, mit der Seneca seine Atemwegserkrankung umschreibt.

6 Was heißen soll, dass er von einer Stunde zur nächsten lebt.

7 Canus war, genau wie Seneca selbst, ein Philosoph der Stoa. Zum Zeitpunkt der hier geschilderten Episode war Seneca ein junger Senator. In den folgenden Zeilen wurde der Name »Caligula«, der in der Tat sogar ein Spitzname war, durch den eigentlichen Namen ersetzt, den Seneca nutzt, wenn er über diesen Kaiser spricht, nämlich »Gaius«.

8 Ein bekanntermaßen grausamer griechischer Tyrann, der seine Feinde lebendig im Inneren der bronzenen Statue eines Bullen habe rösten lassen.

9 Seneca vergleicht hier den Tod zweier Senatoren während der römischen Bürgerkriege Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. Cato der Jüngere, der manchmal auch als Cato von Utica bezeichnet wurde, weidete sich mit dem eigenen Schwert selbst aus, nachdem er eine entscheidende Schlacht gegen Julius Caesar in Nordafrika verloren hatte. Decimus Junius Brutus (den Seneca Brutus nennt, den wir aber an dieser Stelle als Decimus bezeichnen, um eine Verwechslung mit dem Mörder Caesars zu vermeiden) führte eine Armee gegen Marcus Antonius, dem Erben der kaiserlichen Macht. Er wurde gefangen genommen und hingerichtet, nachdem seine Truppen ihn im Stich gelassen hatten.

10 Die Begriffe »gleichgültig« (oder »indifferent«) und (wie oben) »dazwischenliegend« gehören zur Begrifflichkeit der Stoa, die hier von Seneca vom Griechischen ins Lateinische übersetzt wurden. Sie kennzeichnen eine Klasse von Dingen, die nicht an und für sich der Tugend oder dem Laster zuneigen, genauso wenig wie dem Glück oder dem Unglück. Seneca unterscheidet hier das »Gleichgültige« – nämlich die Verlängerung des Lebens, die dem Tod vorzuziehen ist, auch wenn sie nicht zum Glück führt – von etwas, das überhaupt keine Rolle spielt.

11 In diesen Zeilen verbindet Seneca zwei Abschnitte aus der Aeneis miteinander, denen das Wort ianitor – »Türsteher« gemein ist. Die erste Aussage (8.296-97) bezieht sich auf das Ungeheuer Cacus, das in einer grausigen Höhle haust. Die zweite (6.400-401), die für Seneca an dieser Stelle von größerer Bedeutung ist, entstammt der Beschreibung von Aenaeas’ Abstieg in die Unterwelt.

12 Demetrius war ein griechischer Philosoph, der sich Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu den Zynikern zählte, welche wiederum Seneca sehr wegen ihrer ästhetischen Grundhaltung und ihrer kompromisslosen Moralvorstellungen bewunderte.

13 Hier nimmt er Bezug auf den sapiens, den idealisierten Weisen oder perfekten Herrn, der stets nach den Grundsätzen der stoischen Überzeugungen handelt.

14 Das Wort »verbrennt« ist vom Herausgeber eingefügt, da der Text des Ursprungsmanuskripts hier unvollständig zu sein scheint.

15 Einfügung des Herausgebers

16 Die stoische Kosmologie ging davon aus, dass das Leben auf der Erde in regelmäßigen Abständen durch zyklisch auftretende Naturkatastrophen zerstört und dann wieder neu geschaffen wurde.

17 Seneca spricht von seinem gleichgesinnten Stoiker-Freund, als müsse sein Adressat, Lucilius, wissen, wer gemeint war. Doch die Identität des Mannes ist bis heute nicht geklärt, so dass der Schluss naheliegt, dass er nur Senecas erfundenes Sprachrohr war.

18 Seltsamerweise geht Seneca hier wie selbstverständlich davon aus, dass Marcellinus die Entscheidung getroffen habe, seinem Leben ein Ende zu setzen. Das Subjekt dieses Satzes und der nächsten drei ist der namenlose Stoiker und Ratgeber.

19 Das »uns« dieses Satzes ist Seneca selbst. Er spielt hier auf ein Leiden an, das häufige Bewusstlosigkeit oder Erstickungsanfälle verursachte. Darauf geht er in Brief 54, Teil I detaillierter ein.

20 Ein Zitat aus Vergils Aeneis (6.376), wo die Sibylle dem Geist des Palinurus, dessen Leichnam nicht begraben wurde, sagt, dass er den Styx nicht überqueren kann.

21 Wie häufig in den Briefen, richtet sich Senecas »Du« hier nicht mehr an Lucilius, seinen mutmaßlichen Adressaten, sondern an eine imaginäre Person, die für die Menschheit im Allgemeinen oder, wie in diesem Fall, für die wohlhabende Elite der römischen Gesellschaft steht.

22 Pilze gehörten, ebenso wie die zuvor erwähnten Austern und Barben, zu den bevorzugten Delikatessen für den römischen Gaumen; von manchen wusste man, dass sie giftig sind, weshalb Senecas Metapher hier eine Doppelbedeutung zukommt.

23 Der Begriff clausula, was hier mit »Schlussszene« übersetzt wurde, bezeichnet gemeinhin eine rhythmische Kadenz, die als blumiges Ende eines Paragraphs oder einer Rede benutzt wurde.

24 Das heißt, wenn er länger gelebt hätte.

25 Wie so oft in seinen Schriften benutzt Seneca hier die erste Person Plural, um auf sich selbst zu verweisen. Im Folgenden bezieht er sich auf die astronomischen Nachforschungen, die er in früheren Jahren unternahm und vielleicht auch auf die Quaestiones Naturales, ein naturwissenschaftliches Werk, das etwa zur gleichen Zeit entstand wie die Briefe.

26 Gemeint ist der Tod, der hier als Reise ins Königreich der Sterne verstanden wird.

27 Gladiatorenkämpfe oder athletische Wettkämpfe fanden häufig an mehreren, aufeinanderfolgenden Tagen statt.

28 Römer eines gewissen gesellschaftlichen Status pflegten die Morgenstunden für Besuche bei Mäzenen oder mächtigen Freunden zu nutzen, von denen sie Rat oder Gefälligkeiten benötigten.

29 Diese Zeile ist ein Zitat aus den Eklogen Vergils (1.73), in denen Meliboeus, ein Kuhhirte, verbitterte Selbstgespräche führt; er hat sein Land verloren und wurde ins Exil vertrieben, weshalb er nicht länger die Dinge erledigen kann, die er hier erwähnt.

30 Maecenas war erster Ratgeber und Kulturminister unter Augustus, ein halbes Jahrhundert vor Senecas Zeit. Er schrieb sowohl Prosa als auch Verse, aber seine Werke sind nicht erhalten geblieben. Die hier zitierten Zeilen gehören eventuell zu einer satirischen Fassung der Prometheus-Sage.

31 Im ersten Abschnitt von Teil IV erwähnt Seneca, dass manche der zeitgenössischen Folterknechte ihre Opfer aufspießten, indem sie ihre Genitalien durchbohrten.

32 Aeneis 12.646. Diese Zeile wird von dem todgeweihten Turnus gesprochen. Sueton zufolge (Nero 7.2) wurde Nero mit dem gleichen Zitat verspottet, als er aus seinem zusammenbrechenden Reich zu flüchten versuchte.

33 Vielleicht eine vorsichtige Anspielung auf die Tatsache, dass grausame Herrscher wie Caligula und Nero jene, die sich gegen ihre Übergriffe zur Wehr setzten, zum Selbstmord zwingen konnten, ein Thema, mit dem sich Seneca ausführlicher in den Passagen befasst, die in Teil IV zusammengestellt sind.

34 Seneca scheint hier auf Schuldknechtschaft anzuspielen, eine Praxis, die allerdings lange vor seiner Zeit vom römischen Gesetz abgeschafft worden war.

35 Nur dieses letzte ist ein wahres Kreuz, aber das lateinische Wort cruces, hier mit »Kreuzen« übersetzt beschrieb in der Tat eine ganze Anzahl vertikaler Folterinstrumente.

36 Ein Folterinstrument mit einer Anzahl von Seilen, die den Saiten der Lyra nachempfunden waren, und mit denen die Glieder des Opfers gestreckt und ausgerenkt wurden.

37 An dieser Stelle ist der Text unklar, so dass wir die Bedeutung nur erahnen können.

38 Petreius und Juba waren zwei von Catos Verbündeten im Kampf gegen Caesar. Nach ihrer Niederlage in der Schlacht, starben sie gemäß ihrem beiderseitigen Pakt, wobei es in verschiedenen Quellen unterschiedliche Darstellungen darüber gibt. Gemäß der einen kämpften die beiden Heerführer in einem Duell gegeneinander, in dem Juba getötet wurde, woraufhin Petreius sich das Leben nahm. Bei Seneca töten sie sich gegenseitig, vielleicht um einen größeren Kontrast zu Catos bevorstehender Selbsttötung zu schaffen.

39 Mit anderen Worten: Er wurde von einem Arzt wiederbelebt, der seine Wunden nähte.

40 Hier ist der lateinische Text unklar, so dass dieses »wenn« hinzugefügt wurde.

41 Bei dieser letzten Methode denkt Seneca womöglich an den Selbstmord von Porcia nach, der Tochter Catos und Frau von Brutus, von der manche Quellen behaupten, dass sie erstickt sei, nachdem sie sich glühende Kohlen in den Mund gesteckt habe.

42 Aeneis 3.72, wo Aenaeas die Abreise seines Schiffes aus Thrakien beschreibt.

43 Libo erwartet die Hinrichtung, nicht den Tod durch Krankheit, wie Tacitus deutlich macht (Annalen 2.27-31). Er stand zur Zeit seiner Krankheit wegen schwerwiegender Vergehen vor Gericht und wurde tatsächlich sogar (wie Seneca im Folgenden darlegt) posthum verurteilt.

44 Diese Übersetzung ist der Versuch, Senecas Wortspiel bei dem Begriff puncto einzufangen, was entweder »innerhalb eines Augenblicks« oder »mit einem kleinen Schnitt« bedeuten kann.

45 Für die grausige Geschichte von Catos Selbstmord siehe die Einleitung zu Über die Vorsehung 2.9, den dritten Abschnitt dieses Kapitels.

46 Woanders beschreibt Seneca die morgendlichen Gladiatorenspiele als besonders brutal, denn üblicherweise ging es bei den Kämpfen um Leben und Tod.

47 Die Worte in Klammern sind vom Herausgeber hinzugefügt.

48 Marcias Vater, Aulus Cremutius Cordus war seit langem tot. Obwohl Seneca Agnostiker im Hinblick auf das Jenseits war, nimmt er christliches Gedankengut vorweg, indem er sich vorstellt, dass die Seelen der Toten glückselig in einem himmlischen Reich weilen.

49 Cordus hatte sich zu Tode gehungert, um einer Verurteilung wegen Hochverrats zu entgehen, nachdem er eine historische Erzählung veröffentlicht hatte, die den Zorn von Kaiser Tiberius entfachte. Über das Schicksal von Marcias Großvater ist nichts bekannt, außer dem, was Seneca uns hier berichtet.

50 Das historische Werk, dessentwegen Cordus strafrechtlich verfolgt wurde, befasste sich mit den römischen Bürgerkriegen der Vierziger- und Dreißigerjahre v. Chr.

51 Die stoische Kosmologie sagte voraus, dass Ekpyrosis, der Feueratem vom Rande des Kosmos, die Erde alle paar Tausend Jahre zerstören würde, aber Seneca stellte sich manchmal diese Apokalypse auch als alles verschlingende Flut vor.

52 Das lateinische Wort sustuli bedeutet nicht nur aufgezogen, sondern auch hochgehoben. Römische Väter folgten dem Ritus, ihre neugeborenen Söhne in die Luft zu heben, um ihre Vaterschaft formell anzuerkennen.

53 In den drei Episoden, auf die Seneca hier anspielt, wurde Pompeius der Große in Ägypten auf Befehl des Kindkönigs Ptolomäus und seinem Wesier, einem Eunuchen, enthauptet; Marcus Licinius Crassus wurde nach seiner Niederlage in der Schlacht von Carrhae während einer fehlgeschlagenen Verhandlung mit den Feldherren der Parther getötet, und der Kaiser Caligula (hier mit seinem Spitznamen bezeichnet statt mit seinem eigentlichen Namen Gaius, den Seneca benutzt) wurde von einem Prätorianer namens Chaerea ermordet, nachdem er zunächst die Hinrichtung seines Schwagers Lepidus und vieler anderer mutmaßlicher Feinde angeordnet hatte.

54 Dieses Erdbeben traf Kampanien im Jahre 63 oder 64 n. Chr. Es war ein Vorläufer der erheblich zerstörerischen Vulkanexplosion, die im Jahre 79 n. Chr. zum Untergang von Pompeji und Herculaneum führte.

55 Dieses Zitat stammt aus Vergils Aeneis (2.354), wo die »Flammen und Feinde« Trojas Niedergang verursachen.

56 Gemeint ist hier der Schleim, der todbringend sein kann, weil er die Luftröhre verschließt.

57 Schierling, das lähmende Gift, das Socrates trank, um sein Leben zu beenden.

58 Diese Geste erinnert an den Tod des Sokrates in Platons Phaidon. Dort fordert Sokrates eine Opfergabe, um Asklepios, dem Gott der Heilkunst seine Dankbarkeit zu erweisen. Jupiter, Göttervater des traditionellen römischen Götterhimmels, trug den Beinamen »Befreier«, da er die Macht hatte, Städte vor der Versklavung durch ihre Feinde zu retten. Seneca aber gibt dem Namen eine andere Bedeutung, indem er seinen eigenen, bevorstehenden Tod als Befreiung seiner Seele von seinem Körper darstellt.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Die englische Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Seneca: How to Die. An Ancient Guide tot he End of Life bei Princeton University Press, 41 William Street, Princeton, New Jersey 08540. In the United Kingdom: Princeton University Press, 6 Oxford Street, Woodstock, Oxfordshire OX20 1 TR.

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Übersetzung aus dem Lateinischen: James S. Romm

Übersetzung aus dem Englischen: Nicole Hölsken

Redaktion: Friederike Thompson

Korrektorat: Manuela Kahle

Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer

Umschlagfoto: © Science History Images/Alamy Stock Photo

Satz: Carsten Klein, Torgau

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

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cover

Derjenige führt ein schlechtes Leben,
der nicht weiß, wie er gut stirbt.

(Von der Seelenruhe 11.4)

EINLEITUNG

Experimente haben vor Kurzem ergeben, dass Psilocybin, ein Bestandteil, den man in halluzinogenen Pilzen gefunden hat, die Furcht vor dem Tod bei Krebspatienten im Endstadium reduzieren kann. Die Droge vermittelt »das Verständnis, dass im Großen und Ganzen betrachtet alles gut ist«, sagte der Pharmakologe Richard Griffiths in einem im Jahre 2016 geführten Interview.1 Testpersonen berichteten von dem Gefühl, »der Vernetzung aller Menschen und Dinge, von dem Bewusstsein, dass wir mit allem eins sind.« Manche behaupteten, während ihrer psychedelischen Reise eine Pseudo-Todeserfahrung gemacht zu haben, »dem Tod direkt ins Auge gesehen« zu haben »… wie bei einer Anprobe«, wie Michael Pollan es in einem Bericht des New Yorker über diese Experimente formulierte.2 Dieses Zusammentreffen wurde nicht als makaber oder beängstigend erlebt, sondern als befreiend und positiv.

»Im Großen und Ganzen betrachtet ist alles gut.« Das klingt sehr nach der Botschaft, die Lucius Annaeus Seneca den römischen Lesern Mitte des ersten Jahrhunderts nach Christus vermitteln wollte. Er stützte sich dabei allerdings eher auf die Stoische Philosophie als auf organische Halluzinogene als Methode, einen Blick auf diese Wahrheit zu werfen. »Die Vernetzung aller Menschen und Dinge« war ebenfalls eines seiner Hauptthemen, genauso wie die Vorstellung, dass man im Verlaufe seines Lebens für den Tod proben sollte – denn das Leben, richtig verstanden, sei in Wirklichkeit nur eine Reise, die dem Tod entgegenführe; wir sterben, so Seneca, jeden Tag, vom Tag unserer Geburt an. In den Passagen, die in diesem Büchlein zusammengestellt wurden, und die aus acht verschiedenen Werken mit ethischem Gedankengut stammen, sprach Seneca zu bestimmten Personen – und durch sie zur Menschheit im Allgemeinen – über die Notwendigkeit, den Tod zu akzeptieren bis hin zu dem Punkt, das eigene Leben zu beenden, und zwar mit einer Offenheit, die zu seiner und unserer Zeit ihresgleichen sucht.

»Studiere stets den Tod«, riet Seneca seinem Freund Lucilius, und diesen Rat beherzigte auch er selbst. Angefangen von seinem wahrscheinlich frühesten Werk, der Trostschrift an Marcia (verfasst um das Jahr 40 n. Chr.), bis hin zu dem großen Opus seiner letzten Jahre (63–65), den Briefen an Lucilius, kam Seneca wieder und immer wieder auf dieses Thema zu sprechen. Es durchzieht auch vollkommen andere Abhandlungen, als hätte er es nie aus den Augen verloren; die eindringliche Befürwortung vernunftgeleiteten Selbstmords taucht beispielsweise unvermittelt in einem Ratschlag über die Selbstbeherrschung in seiner Schrift Über den Zorn auf. Wenn man sie gemeinsam untersucht, wie in diesem Band, gruppieren sich Senecas Gedanken um ein paar Schlüsselthemen: die Allgemeingültigkeit des Todes; seine Bedeutung als finales und entscheidendstes Übergangsritual des Lebens; seinen Anteil an rein natürlichen Zyklen und Prozessen; und seine Fähigkeit, uns zu befreien, indem er die Seele vom Körper befreit oder – im Falle des Selbstmords – uns einen Ausweg aus dem Schmerz, aus dem Joch der Sklaverei oder aus der Demütigung durch grausame Könige und Tyrannen bietet, die anderenfalls unsere moralische Integrität untergraben würden.