cover

Ulrich Horstmann
Gerald Mann

BARGELDVERBOT

Alles, was Sie über die kommende Bargeldabschaffung wissen müssen

images

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

info@finanzbuchverlag.de

1.Auflage der aktualisierten und erweiterten Neuausgabe 2020

© 2015 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH, Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die Autoren schließen Haftungsansprüche jeglicher Art aus. Für die private Vermögensverwaltung und Geldanlage ist jede Person und vor allem jeder Leser dieser Publikation selbst verantwortlich. Jeder Anleger muss sich über Finanzprodukte und deren Risiken informieren. Die in diesem Buch gegebenen Informationen sind zwar durch umfassende Recherchen gestützt, dennoch sind Fehler nicht auszuschließen. Die Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Schäden, die aus den in diesem Buch gegebenen Hinweisen entstehen.

Redaktion: Jordan T.A. Wegberg, Matthias Michel

Korrektorat: Sonja Rose

Umschlaggestaltung: Maria Wittek, München

Umschlagabbildung: unter Verwendung von iStock-Bildern

Satz: Stephen Volkmer, Röser Media

Druck: CPI books GmbH, Leck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95972-214-8

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-397-8

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-398-5

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de.

Friedrich August von Hayek und George Orwell gewidmet.

»Ein vollelektronisches Geldsystem – völlig transparent, ohne jeglichen Schutz der Privatsphäre bei Transaktionen und mit dem ständigen Risiko einer Enteignung durch den Staat – bedeutet, dass Geld kein privates Eigentum mehr sein wird. Der Weg in die Hölle ist mit guten Absichten gepflastert.«

Andreas Höfert: »Die Hölle ist bargeldlos«, Die Weltwoche, Ausgabe 27/2014, www.weltwoche.ch

Inhalt

Über dieses Buch

Vorwort zur 1. Auflage

Schöne neue Welt ohne Bargeld?

Neues, aktualisiertes Vorwort (2019)

Es schreitet voran – ist es nicht mehr aufzuhalten?

Beschleunigte Schritte zur Bargeldabschaffung

Einführung

Bargeldabschaffung: »Es geht nur vordergründig um die organisierte Kriminalität«

Bargeldabschaffung – ein Szenario

Legenden rund um das Bargeld

Sahra Wagenknechts Empfehlung

Zins-Politik ist Sparbuchsteuer für kleine Leute

Die Offenbarung

Die neue bargeldfreie Welt – schön und bequem oder doch eher gefährlich?

Aktuelle Lage: Zentralbankenpolitik ohne Golddeckung

Finanzkrisen – immer wiederkehrend

Schwundgeld und die Liquiditätspräferenz nach Keynes

Bargeldabschaffung: Die aktuelle Position der Deutschen Bundesbank

Der Bargeld abschaffungsvorschlag von Kenneth Rogoff

Anteil der Befragten, die immer (oder oft) Bargeld für verschiedene Käufe (nach Ländern) benötigen:

Mögliche Risiken und Nebeneffekte der Bargeldabschaffung

Besteuerungsmöglichkeit anhand der Transaktionen: Konsumverweigerungs steuer!

Sanierende umverteilende Währungsreform mit noch umfassenderer Durch setzung von Negativzinsen

Grundsätzliche Geldanlagealternativen in Zeiten der finanziellen Repression

Handlungsempfehlungen im Hinblick auf die Bargeldabschaffung

Politische Handlungsempfehlungen

Statt Bargeldabschaffung: Plädoyer für einen schlanken und effizienten Staat!

Fazit/Schlusswort: Warum Bargeld weiterhin wichtig ist

Die Autoren

Literaturverzeichnis

Anmerkungen

Über dieses Buch

Dieses Büchlein zum Thema Bargeldabschaffung will den Leser aufrütteln. Welche Folgen hätte eine Bargeldabschaffung? Ist dieser Schritt alternativlos? Welche Motive sind für den Bargeldentzug maßgeblich? Geht es »nur« um die Bekämpfung von Kriminalität und um das Stopfen von Steuerschlupflöchern? Oder geht es um weit mehr? Um den Verlust einer liebgewonnenen Freiheit etwa? Wenn der Sparstrumpf überflüssig würde, welche Notkassen-Alternativen gäbe es dann für die Wechselfälle des Lebens? Kann ein Bank Run vollständig vermieden werden, wenn das Bargeld abgeschafft ist? Fragen über Fragen.

Nach der Abschaffung der Zwangsbewirtschaftung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg sind heute die technischen Möglichkeiten dazu vorhanden, sämtliche Finanzflüsse zu steuern. Es bedarf keiner Bezugsscheinsysteme mehr, die früher in Notzeiten eingeführt wurden. Mithilfe der Elektronik wird gewünschtes Verhalten belohnt, unliebsame Transaktionen hingegen werden mit Gebühren und Steuern belegt oder gar gänzlich unterbunden.

Verkaufsplattformen, Kartendienstleister, Banken und nicht zuletzt der Staat profitieren finanziell. Diese »Masters of the Universe« können enteignende Zwangsmaßnahmen elektronisch einleiten, steuern und überwachen. Die Manipulation des Kundenverhaltens könnte sogar individuell erfolgen. So könnte die Chipkarte – selbstverständlich zu Ihrem eigenen Schutz – den Kauf bestimmter Waren verbieten. Der Verbraucher ist dann nicht mehr König, sondern – wie der Steuerzahler – gläsern. Mit diesen »gelenkten Kunden« werden weitere Umverteilungsspielräume geschaffen.

Wir alle, ob als Geldanleger, Konsumenten oder Steuerzahler sollten die Chancen und Risiken des elektronischen Geldes kennen. Anhand dieses Buches sollen auch die, nach unserem Ermessen, besseren Alternativen zum staatlichen Zwangsgeldsystem diskutiert werden. Noch ist Zeit, politischen Widerstand gegen die Bargeldabschaffung zu organisieren. Wenn diese aber einmal erfolgt ist, sind vollendete Tatsachen geschaffen. Wer erst dann die vermeintlichen Errungenschaften einer bargeldlosen Wirtschaft in Frage stellt, wird ins gesellschaftliche Abseits befördert.

Ein solcher Bürger decke, so wird dann argumentiert werden, kriminelles Handeln und Steuerhinterziehung. Papierscheine seien bakteriell verseucht, dies ist bereits in Schweden kampagnenmäßig verbreitet worden. Größere Noten, die als erstes aus dem Verkehr gezogen werden, seien Symbole der Unterwelt und einer dubiosen »Schattenwirtschaft«, die es zu bekämpfen gelte. Die Sprachregelungen zur Durchsetzung des gläsernen Zahlers sind längst gefunden.

Die Vorteile des reinen Plastikgeldes werden gepriesen. Es sei sicher, einfach und innovativ. Wenn Zweifel aufkommen oder sich sogar Widerstand regt, wird der fragwürdige Schritt der Bargeldabschaffung als alternativlos verkauft. »Alternativlos«, das ist der aktuelle Ausdruck für »basta«. Propaganda ersetzt das Argumentieren. Und ein Bank Run wird organisatorisch ausgeschaltet, die schleichende Enteignung wird noch unauffälliger vonstattengehen.

Dr. Ulrich Horstmann Prof. Dr. Gerald Mann

Vorwort zur 1. Auflage

Trotz Niedrigzinsumfeld hält sich die Konsumlaune in der Eurozone in engen Grenzen. Die Bürger der Eurozone sparen unbeeindruckt weiter und haben mittlerweile Guthaben von über sechs Billionen Euro angehäuft. Damit die Sparlust eingedämmt und wünschenswerte Sonderkonjunktur losgetreten werden könnte, müssten Zinsen und Renditen noch weiter, auch sehr deutlich unter null fallen. Das wäre allerdings der Untergang unseres bekannten Banksystems. Um keinen Zinsnachteil zu erleiden, käme es zu einem Bank Run, einer Schlacht der Sparer um das wenige Bargeld, das nur noch einen geringfügigen Anteil an der gesamten Geldmenge des Euro-Währungsraums ausmacht. Ist damit der volkswirtschaftliche Charme von flächendeckend negativen Zinsen für alle Zeit ausgeschlossen? Nein, nicht wenn der nächste Strukturbruch der Geldpolitik kommt: Die Abschaffung des Bargelds! Dann lassen sich deutlich negative Zinsen durchsetzen und märchenhafte Wirtschaftsaufschwünge erreichen, ohne Folgeschäden befürchten zu müssen.

Sie halten das für utopisch? Hätten Sie vor 2008 jemals gedacht, dass die Stabilitätskriterien in der Eurozone zerschlagen werden wie Porzellan auf einem Polterabend? In der (Geld-)Politik ist es doch immer dasselbe: Zunächst sind Visionen utopisch, undurchführbar, unmöglich und am Ende logisch, selbstverständlich, alternativlos. Oder besser ausgedrückt: Was nicht passt, wird passend gemacht. Nicht zuletzt wäre der gläserne Bankkunde damit endlich Realität. Verkauft wird uns die Papiergeldlosigkeit anders: Nie mehr Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit oder Drogenkriminalität. Na, wenn das keine Mega-Alibis für die Abschaffung des Bargelds sind. Reden wir jetzt immer noch von Utopie oder schon von Perspektive?

Robert Halver

Schöne neue Welt ohne Bargeld?

Anfang 2016 forderte Finanzminister Wolfgang Schäuble eine Begrenzung von Bargeldzahlungen auf maximal 5.000 Euro. Die Europäische Zentralbank erwägt, die 500-Euro-Note abzuschaffen. Und die EU-Finanzminister diskutieren eine einheitliche Obergrenze für Zahlungen in der Europäischen Union.

Mich überrascht, wie schnell nun der Einstieg in die orwellsche Schreckensvision erfolgt. Das Thema Bargeldabschaffung kam erst 2014 auf. Der bekannte amerikanische Ökonom Kenneth Rogoff hielt am ifo-Institut in München einen Vortrag, in dem er auch die Abschaffung des Bargelds vorschlug und die Vorteile einer bargeldlosen Wirtschaft anpries. Bargeld, so Rogoff, würde die Kriminalität begünstigen. Ohne Bargeld könne man Kriminalität wesentlich besser bekämpfen. Auch Negativzinsen könnten besser durchgesetzt werden. »Papiergeld ist das entscheidende Hindernis, die Zinsen weiter zu senken«, so der bekannte Krisenökonom. Vor kurzem hat Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, als erster Notenbankpolitiker die Abschaffung des Bargelds gefordert.

In Skandinavien ist der bargeldlose Zahlungsverkehr weitaus stärker verbreitet als in unseren Breitengraden. Das Gründungsmitglied der Gruppe ABBA, Björn Ulvaeus, rief nach einem Selbstversuch ohne Bargeld die Schweden zum kollektiven Bargeldverzicht auf. Pikantes Detail: Das ABBA-Museum in Stockholm akzeptiert nur noch Kartenzahlungen. Und ein bedeutender Sponsor des Museums war Mastercard.

Was so als schöne, neue, bequeme Welt ohne Kriminalität daherkommt, erweist sich bei näherem Hinsehen als Schreckensvision der totalen Überwachung. Ohne Bargeld sind wir restlos manipulier- und steuerbar. Stellen Sie sich vor, Sie hätten sich politisch unbeliebt gemacht: Kein Problem, Ihr Konto wird gesperrt. Oder man sperrt Ihnen nur einige wenige Ausgaben. Alkoholikern könnte man an der Supermarktkasse einfach den Kauf von Alkohol verbieten. Das klingt gut, aber genauso könnten Sie jedem anderen an jeder Stelle den Kauf jeder beliebigen Ware verbieten. Zwangswirtschaft ist meistens auch Kriegswirtschaft. Bereitet sich der »Westen« (was ist das?) auf einen Krieg vor?

Die bargeldlose Welt macht es auch viel einfacher, Steuern und Zwangsabgaben zu erheben. Die Bürger können sich dann noch schwerer wehren. Es geht noch weiter: Wenn Bargeld als legales Zahlungsmittel abgeschafft oder in Randzonen verdrängt wird, ist die Preistransparenz weitgehend Makulatur. Jeder Großkonzern kann dann für seine Produkte eine eigene Währung und eigene Maßeinheiten oder Bezeichnungen schaffen.

Es wird dann sehr schwer, Preise verschiedener Waren – sagen wir Kaffee von Nestlé, Jacobs und Unilever – zu vergleichen, weil es dann keinen echten Markt mehr gibt. Da man auch schwer von einer Konzernwelt in die andere wechseln kann, ohne erworbene Vorteile oder Rabatte aufzugeben, würde die Vergleichbarkeit bald völlig fehlen. Mehr und mehr werden dann die Menschen Eigentum einer oder mehrerer Konzerngruppen, wie es sich jetzt bei den Bonuskarten schon abzeichnet.

Deshalb müssen auch die als Retter gefeierten Anbieter alternativer Bezahlungssysteme kritisch hinterfragt werden. Eine allgemein akzeptierte, sichere Währung ist ein öffentliches Gut, dass jedem Bürger – auch den Benachteiligten – offenstehen sollte, ohne dass er mit Kosten belastet wird. Die Deutsche Bundesbank hat viele Jahrzehnte dafür gesorgt, dass dies so war.

Mit Bargeld können Sie sicher und kostenfrei (!) bezahlen. Es ist die Aufgabe des Staates, dieses öffentliche Gut zu sichern und nicht private Konzerne daran mitverdienen zu lassen.

Wahrscheinlich wird Bargeld nicht komplett abgeschafft. Es reicht aber, wenn alle Zahlungen, sagen wir über 1.000 Euro, per Überweisung zu erfolgen haben, wie es jetzt schon ähnlich in Italien der Fall ist. Dann sind substanzielle ökonomische Transaktionen mit Bargeld nicht mehr möglich. Die Befürworter des Überwachungsstaates hätten ihre Ziele erreicht.

Ich bin entsetzt, wie sehr unsere führenden Politiker in der Regierungskoalition die Gesetze mit Füßen treten. Wie sie unsere Freiheit vernichten, Jahr für Jahr ein Stück mehr. Und wie sie die Bürger ignorieren und die Realität verleugnen. Wie sie als skrupellose Apparatschiks agieren. Das erinnert an die Spätphase der DDR, nur dass es vielleicht kein Happy End geben wird.

Prof. Dr. Max Otte, im Februar 2016

Neues, aktualisiertes Vorwort (2019)

Als unser Buch 2015 erstmals erschien, erhielten wir Kommentare wie diesen: »Eine Bargeldabschaffung, das kommt sowieso nicht … und in Deutschland schon gar nicht.« Der Buchtitel »Bargeldverbot« schien viel zu reißerisch zu sein und reinen Absatzinteressen zu dienen. Wir wurden von nicht wenigen nicht ganz ernst genommen, manche hielten das sogar für eine »Verschwörungstheorie«, eine oft zu beobachtende Abwehrhaltung, wenn man nicht diskutieren oder »über den Tellerrand hinausdenken« will. Jetzt sind wir weiter. Viel weiter.

Inzwischen wird offener denn je für ein Zurückdrängen des Bargelds plädiert. Es ist weit mehr als »Nudging«, das unauffällige Schubsen, um das gewünschte Verhalten zu erreichen. Die Verdrängung erfolgt zunehmend durch

So ist eine unverhohlene Ausgrenzung der vermeintlich »ewig gestrigen« Bargeldfreunde zu beobachten. Es häufen sich Berichte, dass in vielen Geschäften kein Bargeld mehr akzeptiert wird – insbesondere in den USA. Dadurch kommen Personen ohne Kreditkarte oder eigenes Konto nicht mehr zum Zuge. Ihnen wird so die Teilhabe am Wirtschaftsleben verwehrt. Sie wären dann die Hauptverlierer bei der digitalen Revolution, zu der vermeintlich auch die »Befreiung vom Bargeld« unserer Gesellschaften gehört. Das ist heuchlerisch und eben nicht »inklusiv«. Der von Bargeldgegnern benutzte Begriff »Finanzielle Inklusion« ist desinformierend und irreführend. Zwar lässt sich die Einbindung in das Finanzsystem mit Kreditkarten oder Handys positiv verkaufen, es geht aber auch um den Bargeldentzug. Das Ziel ist die Einbindung in überwachbare Bezahlformen, die bei Flüchtlingen und in Schwellenländern wie Indien getestet wird.

Schritt für Schritt werden so Fakten geschaffen. Bargeld wird aus unserem Alltag immer mehr verbannt. Das Thema brennt den Menschen auf den Nägeln, während eine Diskussion in den Medien viel zu selten erfolgt. Boulevardzeitungen warnen zwar durchaus schon einmal davor, dass das Bargeld abgeschafft werden könnte, aber die meisten Menschen begegnen solchen Hinweisen, indem sie sie ignorieren, verdrängen oder allenfalls im befreundeten Umfeld die zunehmenden Sorgen artikulieren. Dies zeigt: Die Unkenntnis und die Bequemlichkeit der Bürger werden genutzt und gezielt geschaffen.

Wir gehörten zu den Ersten, die in Deutschland vor einer Bargeldabschaffung warnten. Inzwischen sind wir viel weiter, der »War on Cash« wird zunehmend siegreich geführt. In diesem »Krieg gegen das Bargeld« haben die Bargeldgegner schon viele Schlachten gewonnen. Uns scheint unser damals konzipiertes Buch aktueller denn je zu sein.

Es schreitet voran – ist es nicht mehr aufzuhalten?

Die neue Ungeduld der Bargeldgegner ist leicht erklärbar. Die Gründe sind vor allem:

  1. Zunehmend tiefer gesetzte Negativzinsen lassen es immer unattraktiver erscheinen, das eigene Geld auf dem Konto zu belassen. Wir bekommen in den USA und auch in der EU »japanische Verhältnisse«, das heißt Dauerniedrig-, ja sogar Negativzinsen. Um das abzusichern, damit niemand nennenswert Kapital abzieht, muss auch noch die Bargeldnutzung massiv eingeschränkt werden.
  2. Mit den tiefer gesetzten Negativzinsen steigen die Gewinnaussichten digitaler Plattformkonzerne zu Lasten von traditionellen Banken, deren finanzielle Spielräume sinken. Verbesserte Zahlungsverkehrstechniken und die Interessenlagen international agierender Tech-Konzerne sprechen für eine möglichst schnelle Durchsetzung einer globalen cashless society. Sie müsste aus Sicht der Plattformkonzerne möglichst weltweit nach den gleichen Regeln funktionieren. Staaten würden so mehr und mehr überflüssig. Digitalwährungen wie der von Facebook in Aussicht gestellte Libra werden für staatliche Geldanbieter eine Konkurrenz mit »Abräumerqualitäten«. Die Regierungen von Staaten können zunehmend unter Druck geraten und manche werden, wie etwa Venezuela, ein eigenes elektronisches Geld anbieten. Ihnen ist die Konkurrenz durch besseres Geld lästig. Regierungen dagegen, die besser wirtschaften und »die nichts zu verbergen« haben, belassen ihren Bürgern ihre Freiheitsrechte und verhalten sich demokratiekonform. Dort wird das Geld seinen Eigentumscharakter nicht verlieren. Die Schweiz beispielsweise hält am Bargeld fest, auch an seinem inzwischen legendären 1.000-Franken-Schein, der 2019 erneuert wurde (er macht ebenfalls Sorgen, da er mit den fallenden Zinsen immer beliebter wird, vgl. Daniel Zulauf: »Die 1000-Franken-Note wird zum Problem«, Börsen-Zeitung, 20.07.2019, S. 6). Das schließt auch ergänzend die Zulassung von elektronischem Geld nicht aus. Ein fairer Geldwettbewerb nutzt den Bürgern, nicht den hochverschuldeten Staaten.

Mythen, mit denen die Bargeldgegner verstärkt desinformierend unterwegs sind, lauten unter anderem:

Die Entwicklung in den letzten drei Jahren zeigt die gestiegene Abschaffungsdramatik. Immer offener wird das Bargeld diskreditiert oder cashfreie Alternativen werden in Aussicht gestellt.