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Für meine älteste Nichte Pauline mit herzlichem Dank für ihre wichtigen Impulse

Offenkundig falsch ist die Meinung derer, die sagen, im Hinblick auf die Wahrheit des Glaubens sei es völlig gleichgültig, was einer über die Geschöpfe denke, wenn er nur von Gott die rechte Meinung habe. Denn ein Irrtum über die Geschöpfe hat Rückwirkungen auf die Auffassung über Gott. Indem eine solche irrtümliche Auffassung die Geschöpfe irgendwelchen anderen Ursachen unterwirft, zieht sie des Menschen Geist von Gott weg, auf den sich doch der Glaube ausrichten soll.

Thomas von Aquin, Summa contra gentiles, Buch II, Kap. 3

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1:
Hamster, Pferde, Wasserbüffel und die ersten Ziegen

Kapitel 2:
Eine Ziegenklause im norddeutschen Flachland

Kapitel 3:
Die fünf Freiheiten

Kapitel 4:
Eine Frage, die wir neu stellen müssen

Kapitel 5:
Spiegelfechten oder das Verschieben einer Grenze

Kapitel 6:
Kein Resümee, sondern eher eine Schöpfungsmeditation

Danksagung

Über die Autorin

Über die Illustratorin

Empfohlene Literatur zum Thema

Quellenhinweise

Vorwort

Wenn ich mich daran erinnere, mit welchen Tieren ich in meinem Leben unterwegs war und bin, wird mir sehr warm ums Herz. Ohne den Dackel Strolchi und die Schildkröte Sir Harry ist meine Kindheit nicht denkbar, der Kater Richelieu hat mich im Studium begleitet und die beiden Poitou-Esel Freddy und Fridolin sind meine wichtigsten Kollegen im Bereich der tiergestützten Pädagogik.

Selbstverständlich tragen sie einen Namen, denn es handelt sich um großartige Persönlichkeiten. Den Tieren einen Namen zu geben ist die zweite Aufgabe von Adam im Garten Eden, nachdem er von Gott als dessen Hüter und Bewahrer eingesetzt wurde (vgl. Genesis/1. Mose 2,15 ff.)

Für den heiligen Thomas von Aquin bedeutet dies, dass der Mensch ein Erfahrungswissen über die Natur der Tiere erlangen muss, um tatsächlich Mensch zu werden: eine Kenntnis der eigenen tierlich-tierischen Innenwelt. So entsteht ein tiefes Vertrauensverhältnis, das um unsere Verwandtschaft mit allen anderen Geschöpfen weiß. Eine Verwandtschaft, die Gott als Ursprung hat.

Von diesem Verhältnis erzählt die Autorin in wunderbarer Weise und vergisst dabei nicht die Abermillionen Nutztiere, die namenlos ihr Schicksal in den Tierfabriken und Schlachthöfen fristen müssen.

Zunächst beginnt sie mit ihren Erfahrungen aus Kindheit und Jugend, die zeigen, dass Tiere zwar „Freunde“ waren, auf ihre artgerechte Haltung oder ein Verständnis für das, was sie brauchen, aber nicht eingegangen wurde. Im Folgenden erzählt sie aus ihrer Zeit in Südamerika, wo ihr die ersten Ziegen Freude bereiteten, erinnert sich aber auch an Szenen, in denen mit Tieren nicht gut oder auch richtig übel umgegangen wurde. In einem weiten Bogen beschreibt die Autorin einen Erkenntnisprozess ausgehend von der Zeit, in der sie die ersten Zwergziegen kaufte, die ersten Erfahrungen mit ihnen machte und die ersten wichtigen Impulse kamen, bis hin zu neuen wissenschaftlichen Studien, die soziales Handeln von Tieren und ihre Intelligenz beweisen.

In immer weiter und tiefer führenden Kreisen erzählt Maria Anna Leenen, wie intensiv das Leben mit ihren Zwergziegen das eigene geistliche Leben inspirierte und wie das dadurch wachsende Bewusstsein vom innersten Zusammenhang der ganzen Schöpfung ihr Leben und ihre Sicht veränderte. Auch die Erfahrungen, die andere Menschen mit ihren Ziegen hatten und haben, kommen zur Sprache: Besucher, die das Beobachten zur Ruhe und zum Lösen von Spannungen bringt, die Parallelen sehen zwischen sich und den Ziegen, Besuche in Kindergärten und Seniorenheimen, wo die jüngste Zwergziege Dotty Menschen zum Strahlen bringt, die schon seit Jahren nicht mehr gelächelt haben.

Tiere sind unsere Mitgeschöpfe. Sie sind wie Gefährten auf dem Weg durch das Leben, deren Würde und Geschöpflichkeit wir achten müssen. Und sie sind noch mehr: Sie helfen uns, die Liebe zu lernen, was wohl die wichtigste Aufgabe eines Christen ist.

Das Buch von Maria Anna Leenen erzählt sehr persönlich von der Geschichte, wie ihre Tiere mithalfen, zu einem neuen Erfahrungswissen zu kommen. Eine Geschichte, die die Leserin und den Leser anregen kann, sich Gedanken über das eigene Verhältnis zwischen Mensch und Tier zu machen.

November 2018

Dr. Rainer Hagencord

Gründer und Leiter des Instituts für Theologische Zoologie, Münster