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Hanna Brodersen

Dich durch mein Herz sehen

Gewaltfreie Kommunikation für Eltern

Vorwort

… Während ich noch erschöpft nach Atem rang, legte mir eine Schwester mein Kind in die Arme. Ich betrachtete das kleine, zerknitterte Menschenkind und spürte dem nach, was in meinem Inneren anwuchs wie ein gewaltiges Orchester – die Liebe eroberte jeden Winkel meines Herzens.

»Willkommen!«, dachte ich still bei mir. »Ich werde dir die beste Mutter sein, die es nur geben kann!«

… Erst viele Augenblicke später wurde mir bewusst, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie ich dieses Versprechen einhalten könnte …

Liebe Eltern,

als wahres Geschenk zur rechten Zeit haben sich für mich die Ideen der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg erwiesen, mit denen ich seither auf dem Weg bin.

Ein Reichtum, den ich gern mit Ihnen teilen würde.

Das vorliegende Buch versteht sich weder als üblicher Ratgeber noch erhebt es den Anspruch, Ideen für eine liebevolle, gleichwürdige Beziehung grundsätzlich neu zu erfinden. Vielmehr möchte ich Ihnen auf meine Weise jene Inspirationen zugänglich, greifbar und lebbar machen, die sich für mich als wertvoller Schatz erwiesen haben.

Bitte fühlen Sie sich frei, auszuwählen, was für den Ihrigen Weg kostbar erscheint.

Ich schreibe die folgenden Zeilen, weil ich etwas beitragen möchte – mich einreihen in das bunte Geben und Nehmen des Lebens, für das ich dankbar bin.

Es wäre mir eine Freude, Sie berühren und Ihre liebevolle, achtsame Haltung nähren zu dürfen.

Nachdem Sie an dieser Stelle bereits einiges über mich erfahren haben und ich mich Ihnen im Laufe des Buches auch an vielen Stellen öffnen und zeigen werde, möchte ich fortan auf die Sie-Form verzichten. Leider kann ich dich nicht persönlich um dein Einverständnis bitten, dennoch möchte ich dich wissen lassen, dass ich diese Strategie wähle, damit wir über die Dauer der Lesezeit eine gewisse Nähe miteinander teilen können und der Lesefluss nicht durch Förmlichkeiten unterbrochen wird, die Distanz erzeugen und Ratgebercharakter vermitteln.

Von Herz zu Herz

Hanna Brodersen

Vorwort der Eltern- und
Familienberaterin Katia Saalfrank

Die Aspekte im vorliegenden Buch beschäftigen mich tagtäglich in der Arbeit als Eltern- und Familienberaterin. Eltern kommen mit dem Anliegen in meine Beratung, ihre Kinder besser verstehen zu wollen. Nach meiner Erfahrung wollen sie es heute anders als früher machen und suchen nach neuen Wegen. Eltern wollen keine gehorsamen Kinder mehr – sie wollen vor allem, dass es ihren Kindern gut geht! Aber wie kann das gehen?

Entwicklungspsychologie- und Hirnforschung sind sich einig. »Erziehung«, wie sie einmal gesehen wurde, ist mittlerweile überholt. Viele Eltern wollen eine gute Beziehung zu ihren Kindern aufbauen und deren Bedürfnisse achten. Bei der Frage »WIE kann ich es denn anders machen?« stellt sich schnell Hilflosigkeit und Verzweiflung ein. In meiner Arbeit ist deshalb die konstruktive, positive Beziehung ein zentrales Element. Denn im Umgang mit Kindern, so ist meine feste Überzeugung, kann nur sie als Basis dafür dienen, Kinder psychisch und physisch mit maximaler Gesundheit aufwachsen zu lassen.

Auch bietet sich bei diesem Ansatz für uns Eltern die Chance, unsere Kinder in ihrer Entwicklung auf allen Ebenen gut und liebevoll zu begleiten. Die Beziehungsebene untereinander lässt immer unmittelbar die Emotionen in uns anschwingen, sodass Beziehung zu anderen auch immer gleichzeitig Beziehung zu sich selbst bedeutet. Eigene Gefühle (Wut, Ärger, Trauer, Freude etc.) wahrnehmen, sie verbalisieren und auch verarbeiten zu können, ist eine wichtige Voraussetzung, um gesund und selbstbewusst aufwachsen und sich gut entwickeln zu können. Empathisch zu sein, den anderen ernst nehmen zu können und ihn verstehen zu wollen. Werte, wie Verantwortung, Achtsamkeit, Wertschätzung, Vertrauen, ein liebevolles Miteinander, sind aus meiner Sicht entscheidend für eine konstruktive, positive und tiefe Beziehung zu unseren Kindern. Hinzu kommt der Dialog als Fundament. Denn nur, wenn wir auf den anderen unvoreingenommen und offen zugehen, ihn verstehen, seine Standpunkte, Gedanken und Gefühle nachvollziehen können, können wir die dahinter liegenden Bedürfnisse wahrnehmen und in einen fruchtbaren Austausch und eine persönliche Entwicklung miteinander gehen.

Die Autorin hat mich gebeten, ein Vorwort zu schreiben. Eine Bitte, der ich sehr gerne nachgekommen bin und die mich ehrt! Ich kenne Hanna aus zahlreichen Foren, in denen mich ihre Beiträge immer wieder berühren und zum Nachdenken bringen. Ich erlebe sie als eine einfühlsame und wertschätzende Frau, liebevolle und sich in ihrer Verletzbarkeit zeigende Mutter. Wunderbar! Umso mehr freue ich mich, dass ich zu diesen kostbaren Gedanken im vorliegenden Buch ein Vorwort verfassen durfte. Danke, Hanna, für diese Möglichkeit und Deine Beharrlichkeit.

So kann ich dieses Buch allen empfehlen, die es anders probieren wollen. Hanna zeigt sich in diesem Buch persönlich als Mutter und Mensch und berührt damit das Herz des Lesers. Sie zeigt sich verletzlich und klug mit ihren persönlichen Erfahrungen und Gedanken und bietet dem Leser so vielfältige Möglichkeiten, in einen gewaltfreien und wertschätzenden Dialog miteinander zu kommen.

Katia Saalfrank