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Paule und Sneakers

Zwei wie Hund und Katze

eISBN 978-3-96129-130-4

 

Edel Kids Books

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

Copyright © Edel Germany GmbH,

Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

 

Projektkoordination und Lektorat: Christiane Rittershausen

Text: Frauke Scheunemann und Antje Szillat

Cover- und Innenillustrationen: Nikolai Renger

Covergestaltung: Geviert Grafik & Typographie

unter Verwendung einer Illustration von Nikolai Renger

Layout und Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Herstellung: Frank Jansen

ePub-Konvertierung: Datagrafix GmbH Berlin

 

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Inhalt

Seltsame Dinge geschehen

Badetag und Hitzeschock

Schokokuchen strengstens verboten!

Das vergessene Paulchen

Schreckensnachricht von hohen Bergen

Sneakers wird zum Schmusekater

Der Dackel hat ein dringendes Anliegen

Schrecklich gute Laune und peinliches Trällern

Ein ziemlich guter Plan

Paule büxt aus

Ein armer verletzter Kater

In der Bürofalle

Von neuen Freunden und dusseligen Ideen

Katzenversammlung mit Dackel

Redestreik und trübe Stimmung

Dackellebenswichtige Gespräche

Leg dich bloß nicht mit dem KRKT an

Eine glückliche Familie

PROLOG

Seltsame Dinge geschehen

Mit kribbeliger Nase laufe ich auf das große Gebäude zu. Vor dem Eingang steht Torsten und unterhält sich mit einem Mann mit Brille und einem Bauch, als hätte er eine Wassermelone verschluckt. Obwohl ich ihn noch nie gesehen habe, weiß ich sofort, wer er ist: Herr Knödelhold, Torstens Chef!

Wuff-wuff! Perfekt!

Als Torsten mich entdeckt, guckt er überrascht.

„Paule, hey, was machst du denn hier?“

So schnell meine Dackelbeine mich nur tragen, flitze ich in den nächsten Hauseingang und bin verschwunden – zumindest aus dem Sichtfeld von Torsten und seinem Chef.

„Herr Schwenke, was haben Sie denn jetzt schon wieder gesehen?“ Die Stimme von Torstens Chef klingt besorgt.

„Unseren Hund, unseren Dackel Paule“, erklärt Torsten.

Ich linse um die Ecke, sehe, wie Torstens Chef den Kopf schüttelt und Torsten die Hand auf die Schulter legt. „Herr Schwenke, hier ist aber kein Hund. Sie täuschen sich. Genauso wie bei den Katzen, die angeblich unser Büro gestürmt haben. Kein Dackel, keine einzige Katze.“

Torsten fährt sich mit den Händen durch die Haare. Er sieht ziemlich verzweifelt aus. „Ich habe mir das nicht eingebildet“, ruft er. „Sie müssen mir das glauben, sie waren wirklich da und …“

Sein Chef lässt ihn nicht weiterreden. Behutsam legt er ihm den Arm um die Schulter und sagt mit sehr verständnisvoller Stimme: „Ich glaube Ihnen ja, Herr Schwenke, dass Sie meinen, all diese Tiere gesehen zu haben. Ich glaube Ihnen das wirklich. Aber jetzt gehen wir erst einmal hinein, und ich lasse Ihnen von Frau Backfisch eine schöne Tasse Kamillentee kochen. Kamille beruhigt. Und dann rufen wir Ihre Frau an und bitten sie …“

Ich höre nicht, was er sonst noch zu Torsten sagt. Er hat ihn bereits ins Bürogebäude bugsiert. Schnuff!

Langsam schlendere ich aus dem Hauseingang. Drüben auf der anderen Seite sitzen Minka, Cleo und Giselle auf einem großen Kastanienbaum.

Minka maunzt: „Läuft doch wie geschmiert!“

Ich nicke und trabe dann zurück nach Hause. Bestimmt machen sich Doro, Fips und Bille schon Sorgen, wo ich abgeblieben bin. Dabei sollten sie sich lieber um Torsten sorgen. Wobei … hechel-hechel … so ein kleines bisschen tut er mir schon leid. Aber wie sagt Sneakers immer: Leg dich bloß nicht mit dem KRKT an!

Selbst schuld, Torsten. Wuff-wuff!

Kapitel 1

Badetag und Hitzeschock

HECHEL-HECHEL! Bei meinem Lieblingsknochen, diese Hitze macht mich noch ganz rammdösig. Die Sonne brennt mir unerbittlich aufs Fell. Wenn ich nicht gleich in den Schatten komme, dann fängt es garantiert Feuer.

JAUL!

„Paule, hey, was ist denn heute los mit dir?“, wundert sich Bille. „Keine Lust auf Frisbee?“

Ähm … Lust schon, nur leider keine Kraft mehr. Ich koche, zerschmelze, verglühe … hechel-hechel-hechel …

Ich verstehe wirklich nicht, warum Bille diese Gluthitze nichts ausmacht. Zumal sie noch nicht mal ein Fell hat, das sie vor den fiesen Sonnenstrahlen schützt.

„Mensch, Bille, schnallst du es nicht?“, motzt ihr Zwillingsbruder Fips sie an. „Dem armen Kerl ist es viel zu heiß. Und wenn einem kochend heiß ist, dann hat man bestimmt keine Lust, immer wieder hinter ’ner Frisbeescheibe herzujagen. Ist doch wohl logisch.“

Bille verzieht den Mund. „Man vielleicht nicht, aber Paule ist doch ein Hund.“

Fips schüttelt den Kopf. „Du glaubst jetzt aber nicht wirklich, dass Hunde nicht schwitzen können?!“

Bille macht eine wegwerfende Handbewegung. „Jetzt spiel dich bloß nicht wieder wie so ein Super-Professor auf“, schimpft sie. „Natürlich weiß ich, dass Hunde über ihre Zunge schwitzen. Deshalb hecheln sie dann auch ganz doll. Aber sooo lange spielen wir ja mit Paule noch überhaupt nicht Frisbee. Ich hätte nicht gedacht, dass er von dem bisschen Laufen schon so erschöpft ist.“

Bille und Fips streiten noch ein bisschen darüber, wer sich besser mit Hunden und im ganz Besonderen mit mir auskennt. Ich nutze die Chance und verziehe mich in den Schatten eines dicken Baumes, wo ich – PLUMPS – der Länge nach ins Gras sinke.

Hach, ist das hier schön kühl. Herrlich.

Bille hat es natürlich nicht böse gemeint. Bille meint es nie böse. Sie möchte nur das Beste für mich, ihren heißgeliebten Dackel. Fips genauso, und auch der Rest meiner Familie ist wirklich immer ganz rührend um mich besorgt.

Ja, ich kann mit absoluter Überzeugung sagen, dass ich es mit meiner Familie sehr gut getroffen habe. Ich wohne mit ihr in einer schönen Wohnung, bekomme reichlich Futter und noch mehr Streicheleinheiten. Ich habe ein kuscheliges Körbchen, das direkt vor der Terrassentür steht. Von hier aus kann ich in den Garten gucken, und direkt dahinter, da fängt der Stadtpark an.

Morgens, wenn Bille und Fips in der Schule sind, dann kümmert sich Doro um mich. Sie ist Billes und Fips’ Mama und eine sehr erfolgreiche Innenarchitektin. Und weil sie ihr Büro in der Wohnung hat, bin ich quasi nie alleine.

Zu Bille, Fips und Doro gehört auch noch Torsten dazu, der Papa der Familie Schwenke. Doch Torsten ist tagsüber im Büro, und wenn er abends nach Hause kommt, dann ist er meistens viel zu erledigt, um noch großartig mit mir Gassi zu gehen oder zu spielen.

Aber das ist absolut in Ordnung für mich, denn die drei anderen Schwenkes beschäftigen sich ja wie verrückt und vor allem ständig mit mir.

Außerdem habe ich abends sowieso zu tun. Denn kaum, dass es in der Wohnung still geworden ist, Bille und Fips sich in ihre Zimmer verzogen haben und auch Doro und Torsten im Bett liegen, schleiche ich mich nach draußen in den Garten, um mich mit meiner Bande zu treffen.

JAWOLL-WUFF-WUFF, ich bin Mitglied einer echten Bande.

Die Sache hat nur einen kleinen Haken: Es ist eine Katzenbande. Aber da ich erst neulich von Sneakers, dem Chef der Katzenbande und meinem direkten Nachbarn zur Katze ehrenhalber ernannt wurde, ist das weder für Hund noch für Katze ein Problem.

„Paule, hey, du bist ja wirklich fix und fertig.“ Bille lässt sich neben mich ins Gras sinken und tätschelt mir liebevoll den Kopf. „Tut mir leid …“, fügt sie leise und sehr schuldbewusst hinzu. „Es ist wegen Fips, du weißt doch, immer kennt er sich mit allem besser aus und so. Und eben hat er auch noch vorgeschlagen, dass wir mit dir zum See gehen sollen, damit du ein bisschen im Wasser planschen kannst.“ Bille seufzt. „Er hat gesagt, Abkühlung ist jetzt genau das Richtige für dich. Dann ist er schnell nach Hause gelaufen, um Badesachen und Handtücher zu holen.“

Super Idee. Obwohl … hm … hier im Schatten liegen und gekrault werden ist eigentlich auch ziemlich genial.

Bille seufzt noch mal. „Ich habe auch richtig große Lust dazu, aber …“ Sie seufzt ein drittes Mal und diesmal richtig tief. „… immer will er bestimmen, und ständig hat er leider auch recht. Das nervt. Total. Und deshalb möchte ich jetzt eigentlich auch nicht zum See gehen, obwohl ich Lust dazu habe. Verstehst du?“

Ich winsele leise, was so viel heißen soll wie: Mir ist beides recht.

Unschlüssig zuckt Bille mit den Schultern. „Aber ich möchte jetzt auch nicht, dass du darunter leiden musst, dass mein Zwillingsbruder so ein Rechthaber-Kacker ist.“

„Wie hast du mich gerade genannt?“ Fips ist unbemerkt von Bille – ja, auch von mir, ich gebe es zu – unter den Baum getreten. „Soll ich mir mal ’nen neuen Namen für dich ausdenken?!“, muffelt er Bille an.

Heilige Leberwurst, jetzt geht der Geschwister-Streit bestimmt gleich so richtig los.

Mal überlegen, habe ich mich mit meinen Geschwistern, als ich noch mit Mama und ihnen zusammengewohnt habe, auch ständig gestritten, so wie Bille und Fips das seit Neuestem tun?

Okay, okay, wenn es Futter gab, dann ist es manchmal zu kleinen bis etwas größeren Rangeleien gekommen. Und hin und wieder wollte irgendeiner der anderen mir meinen Lieblingsgummiknochen klauen. Ja, und etwas später, als es dann darum ging, dass ständig Leute gekommen sind und sich einen von uns aussuchen wollten, da ist es manchmal auch zu kleinen Streitigkeiten gekommen.

Aber im Großen und Ganzen habe ich die Zeit mit meinen Geschwistern in guter Erinnerung. Wir hatten viel Spaß miteinander, haben ständig zusammen herumgetollt, und wenn wir müde wurden, dann gab es nichts Schöneres, als sich ganz eng aneinanderzukuscheln und einzuschlafen.

„Ich habe es nicht so gemeint, Fips“, lenkt Bille nun ein. „Es liegt vielleicht an der Hitze. Paule hat schon recht, wenn er sich in den Schatten verzieht und nicht wie ein Verrückter hinter ’nem Frisbee hinterherjagt.“

Fips rümpft die Nase. Ich sehe ihm an, dass er seinerseits nur ungern auch einlenken möchte. Er ist zurzeit einfach auf Krawall aus. Da hat Bille schon recht.

Also erhebe ich mich, tripple die sechs Schritte zu ihm rüber und stupse mit meiner feuchten Nase gegen sein Schienbein.

„Ihhh, das ist kalt“, juchzt er. Natürlich trägt Fips bei diesem Wetter eine kurze Hose und keine Socken, sodass meine kalte Nase seine Haut berührt hat. Und mein kleiner kühler Stups zeigt auch prompt Wirkung. Schief grinsend knufft Fips seiner Schwester gegen die Schulter. „Streiten ist blöd. Da hat Paule schon recht. Lass uns lieber endlich zum See gehen und um die Wette schwimmen.“

Bille nickt, und wir marschieren tatsächlich los. Ich ahne zwar schon, dass es wegen des Wettschwimmens gleich wieder einen kleinen Streit zwischen den beiden geben wird. Fips wird gewinnen, damit gibt er dann ein bisschen an, und Bille ärgert sich, weil er angibt. Aber ich weiß auch sehr genau, dass sie es eigentlich gar nicht ernst meinen. Die beiden mögen sich. Nur manchmal vergessen sie es für einen winzigen Moment.

Das ist völlig normal, finde ich, denn schließlich ist das bei meinem Freund Sneakers und mir ganz genauso.