Noch mehr Freude … 

… mit Kinderbüchern für pures Vergnügen!

www.arsedition.de

Das Neuste von arsEdition im Newsletter:

abonnieren unter www.arsedition.de/​newsletter

Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

München 2019

© 2019 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Juliane Breinl

Cover- und Innenillustrationen: Monika Parciak

ISBN ebook 978-3-8458-3258-6

ISBN Printausgabe 978-3-8458-2803-9

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für meine

Lieblingszwillingsgeschwisterkinder

Erik und Finja

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Widmung

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

Der Apfeltaler aus dem Hause Modotti

Die Autorin

Weitere Titel

Leseprobe zu "Elsa Hexenlehrling"

1

»Autsch!«

Das Jo-Jo fiel auf den Boden und rollte unter den Schreibtisch.

Zippa drückte ihren Handrücken gegen den Mund. Das tat wirklich weh! Sie klappte die Tür des Kleiderschranks auf und sah sich ihre schmerzende Oberlippe im kleinen Spiegel an.

Nichts blutete, und es fehlte auch keine Ecke an dem Schneidezahn, gegen den das harte Jo-Jo geknallt war. Erleichtert streckte Zippa ihrem Spiegelbild die Zunge heraus.

Matti, ihr Lieblings-Jo-Jo-Spieler, hatte in seinem Online-Tutorial davor gewarnt, dass einem am Schluss des »Spaghetti-Tricks« das zurückschnellende Jo-Jo gegen die Zähne schlagen könnte. Aber bis auf diesen winzigen Fehler war ihr der komplizierte Trick dieses Mal gelungen!

»Cool«, freute sich Zippa, drückte die Schranktür wieder zu und bückte sich nach dem apfelgrünen Jo-Jo. Sie warf es mit einem kräftigen Stoß aus dem Handgelenk nach unten und ließ es im Leerlauf drehen. Dann griff sie nach der Schnur, machte daraus mehrere Schlaufen, tat so, als ob sie diese »Spaghetti« schlürfend einsog, und ließ alles wieder los. Das Jo-Jo landete in ihrer Hand.

»Yeah!«, jubelte Zippa und probierte den Trick gleich noch einmal und noch einmal. Jedes Mal gelang er besser und sie streute vergnügt imaginären Parmesan über die Schlaufen und rieb sich den Bauch. Solche kleinen Schauspielereien gehörten einfach zu einem guten Jo-Jo-Trick dazu.

»Zippa, kannst du mal schnell kommen?«, ertönte Papas Stimme vom Flur.

Zippa blickte überrascht auf und ließ das Jo-Jo im Leerlauf drehen. Papa war schon zu Hause? Früher hatte er immer, wenn er von der Arbeit kam, als Erstes in ihr Zimmer geschaut, um seine »Lieblingszippa« zu begrüßen.

Zippa warf das Jo-Jo auf ihr Bett und öffnete ihre Zimmertür. Papa stand davor, mit Tüten bepackt und einem großen Karton voller leerer Babybreigläschen unter dem Arm.

»Nimm mir doch mal das hier ab«, sagte er.

Er drückte ihr ungeduldig eine schwere Tüte in die Hand und im nächsten Augenblick drang ihr auch schon der stechende Geruch von vollen Babywindeln in die Nase.

»Zieh dir Schuhe an und hilf mir bitte, den Müll wegzubringen«, sagte Papa, öffnete die Wohnungstür und stapfte die Treppen hinunter.

Zippa angelte nach ihren grünen Filzpantoffeln und hielt dabei den stinkenden Sack möglichst weit von ihrem Körper weg.

Der hätte mich ruhig mal fragen können, ob ich jetzt überhaupt Zeit habe, ärgerte sie sich. Dann folgte sie ihrem Vater.

»Ich habe hier unten noch Altglas stehen. Wenn du den Müll in die Tonne geworfen hast, bring es bitte zum Glascontainer.«

An Papas Schulter war ein weißer Fleck. Babysabber!

»Ich habe meine Filzpantoffeln an«, sagte Zippa und deutete auf ihre Füße. »Damit kann ich nicht auf die nasse Straße.«

»Ich habe doch gesagt, du sollst dir Schuhe anziehen!«

Papa schüttelte unwillig den Kopf. »Na ja. Dann muss ich eben zweimal gehen.«

Zippa zuckte mit den Schultern, lief zu den Mülltonnen, warf den Sack hinein und ging zurück in die Wohnung. Oben war die Tür geschlossen und sie musste klingeln. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Mama öffnete.

»Ach, du bist es.« Mama riss den Mund zu einem herzhaften Gähnen auf. Zippa quetschte sich wortlos an ihrer Mutter vorbei und verschwand in ihrem Zimmer. Nicht dass Mama auch noch auf die Idee kam, sie einzuspannen!

Unentschlossen legte sie sich auf ihr Bett und starrte an die Decke. Sie hatte keine Lust mehr, Papa und Mama den neuen Spaghetti-Trick vorzuführen. »Die interessiert das sowieso nicht«, sagte sie leise und sah auf die Uhr ihres uralten Handys, über dessen Display ein diagonaler Riss ging. Es war kurz vor halb sieben und ihr fiel Mathe ein. Wenn sie morgen nicht ohne Hausaufgaben dastehen wollte, musste sie jetzt damit beginnen.

Seufzend zog Zippa Buch, Heft und Federmäppchen aus dem Schulrucksack. Ihr Blick fiel auf ihren Schreibtisch, auf dem ein Backbuch mit dem Titel »Die große Tortenschule«, mehrere ausgeschnittene Pappkreise und Skizzen lagen. Zippa vergaß augenblicklich ihre Hausaufgaben und beugte sich über das, was sie am Vortag begonnen hatte: die Planungen zu einer Torte in Form eines Jo-Jos.

Zippa hatte im Schrank ihrer Uroma Mila ein uraltes Backbuch mit dem Titel »Der fabelhafte Tortenbäcker« entdeckt und war sofort Feuer und Flamme gewesen.

»Du kannst doch gar nicht backen«, hatte sie sich noch gewundert, aber Uroma Mila hatte gesagt, das alte Backbuch sei für sie ein Erinnerungsstück, und deshalb könne sie es leider nicht verschenken. Am nächsten Tag waren sie zusammen in einen Buchladen gegangen, wo Zippa sich die »Tortenschule« ausgesucht hatte.

»Vielleicht sollte ich die Schnur aus gesüßtem Pizzateig machen«, überlegte Zippa. Der ließ sich sehr gut zu langen Würsten formen, ohne dass er riss. Aber konnte man in Pizzateig Zucker tun? Das wusste Zippa nicht, und Papa – den weltbesten Pizzabäcker – wollte sie jetzt nicht fragen.

Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, klopfte es zweimal und Papa streckte seinen Kopf ins Zimmer.

»Kommst du zum Abendessen?«

»Keinen Hunger«, antwortete Zippa, ohne aufzuschauen.

»Wow. Willst du eine Torte in Form eines Jo-Jos backen?«

Papa trat zu ihr an den Schreibtisch und sie roch sein Rasierwasser. Manchmal strich sie sich heimlich etwas davon auf die Handgelenke, weil sie es so gerne roch.

»Hm«, brummte Zippa. »Wenn es gelingt, will ich Max eine zu seinem Geburtstag backen.«

»Aber der ist doch erst im Herbst!«

Zippa nickte. »Wie einen guten Jo-Jo-Trick muss man auch Torten üben. Und außerdem hat Max eine perfekte Torte verdient. Er hat mich aufs Jo-Jo gebracht!«

»Was habe ich nur für eine liebenswerte und schlaue Tochter.« Papa strich ihr über die Schulter. Zippa schluckte den letzten Rest Ärger hinunter. »Sag mal, kann man Pizzateig eigentlich süßen?«, fragte sie.

»Keine Ahnung, das müsstest du ausprobieren.« Papa kratzte sich am Kopf.

»Aber Mama hat mich schon wochenlang nicht mehr in der Küche backen lassen. Immer ist ihr das zu viel Aufwand!« Zippa verzog ihren Mund. Seit die Zwillinge auf der Welt waren, konnte sie nur noch bei Max neue Back-Kreationen ausprobieren. Seine Mutter hatte nie etwas dagegen, wenn Zippa sich in ihrer Küche ausbreitete.

»Das wird wieder besser, wenn Julius und Leo nicht mehr ganz so klein sind«, versuchte Papa sie zu beschwichtigen, doch Zippa schüttelte nur genervt ihre blonden Locken.

»Aber Backen ist schon seit dem Kindergarten ein Hobby von mir gewesen«, brummte sie.

»Liebste Tochter, das weiß ich, und ich bin immer noch sehr stolz darauf, dass du als jüngste Teilnehmerin beim Backwettbewerb den ersten Preis gewonnen hast. Und dann hast du auch noch bei der Preisverleihung alle mit deinen Jo-Jo-Tricks begeistert. Kannst du mir die noch mal zeigen?«

»Oh Mann, das ist schon über zwei Jahre her. Jetzt kann ich viel bessere Tricks«, maulte Zippa, griff sich dann aber doch ihr Jo-Jo und führte den Spaghetti-Trick vor.

»Phänomenal gut!« Papa applaudierte und Zippa strahlte ihn an.

»Max wird Augen machen, wenn ich ihm den vorführe!«

»Aber hallo, Riesenglupschaugen!«, rief Papa, und dann ließ sich Zippa doch von ihm überreden, mit zum Abendessen in die Küche zu kommen.

2

»Igitt, Sabber!«

Zippa starrte auf ihr Mathe-Heft, das gestern Abend auf dem Küchentisch liegen geblieben war. Unter gelber Spucke zerlief blaue Tinte zu einem formlosen Klecks. »Die Sabberlinge haben meine Hausaufgaben vollgesabbert.«

»Zippa!«

Zippa ignorierte Mamas vorwurfsvollen Blick und streckte ihr mit starrer Miene das aufgeschlagene Heft entgegen. »Sieh es dir an. Das ist eindeutig Kartoffelmöhrenbreispucke!«

Der noch flüssige Babybrei-Rest bahnte sich eine Schneise zwischen Rechenwege und Ergebnisse, und Mama rief: »So machst du es ja noch schlimmer. Bitte leg das Heft auf den Tisch zurück und nimm mir Leo ab. Zuerst muss ich Julius wickeln, und dann schaue ich, wie sich deine Hausaufgaben retten lassen.«

Drei Augenpaare sahen Zippa an – zwei kugelrunde in Himmelblau und ein müdes, regenwetterblaues Augenpaar hinter ungeputzten Brillengläsern.

Zippa legte ihr Heft auf den Tisch und griff nach Leo, den Mama auf dem linken Arm trug. Rechts hielt sie Julius, der ein lautes »Bababa« von sich gab, als sie mit ihm Richtung Badezimmer verschwand.

»Da ist nichts mehr zu retten. Soll der Klottermann doch ruhig sehen, unter welchen Horrorbedingungen ich Hausaufgaben machen muss«, rief Zippa ihr hinterher, während sie versuchte, Leo in sein Kinderstühlchen zu setzen. Der machte sich aber steif wie ein Brett und griff nach ihren Locken.

»Autsch«, schrie Zippa und löste die winzigen Finger aus ihren Haaren.

»Rrrrr«, brabbelte er und patschte mit den flachen Händen auf den Tisch. Vor seinen Lippen bildeten sich durchsichtige Bläschen.

»Sabberling!«, murmelte Zippa, was Leo mit einem fröhlichen »Rrrr« beantwortete. Zippa sah ihn missmutig an und goss sich Tee ein.

»Knips, knips, knips, Mama macht ein Foto und alle sind gut drauf!«, schallte es aus dem Bad und Leo ließ ein kehliges »Wawawa« ertönen.

»Pieps, pieps, pieps, Mama hat ’nen Vogel«, äffte Zippa ihre Mutter leise nach und nippte an ihrem Tee. »Igitt«, rief sie und hätte den Tee beinahe in hohem Bogen ausgespuckt. Er war lauwarm und schmeckte nach altem Kaugummi!

Stumm kippte sie das Zeug in den Ausguss und füllte sich stattdessen ein Glas mit Leitungswasser. Doch als auch noch die Scheibe Brot, die sie aus dem Korb nahm, trocken auf dem Teller quietschte, konnte sie ihren Frust nicht mehr zurückhalten. »Sabber und altes Brot! Das ist alles, was es bei uns zum Frühstück gibt. Ich werde hier noch verhungern!«

Leo übertönte Mamas Antwort, weil er just in dem Moment mit den Füßen gegen den Tisch zu trommeln begann.

Wutentbrannt warf Zippa die trockene Brotscheibe in den Müll, stürmte in ihr Zimmer, stopfte alle herumliegenden Schulsachen in den Rucksack und war schon an der Garderobe. Dort fischte sie sich die apfelgrüne Jacke vom Haken und schlüpfte in ihre dunkelgrünen Chucks. In letzter Sekunde fiel ihr das Matheheft ein.

Schnell lief sie in die Küche und klappte es mit spitzen Fingern zu. Die Wohnungstür ließ sie so laut hinter sich ins Schloss fallen, dass Mama es nicht überhören konnte – selbst beim größten Babygeschrei!

»Zippa Modotti, du siehst so verknittert aus wie mein Kopfkissen.« Max zerknautschte mit beiden Händen seine Wangen, um das Gesagte zu unterstreichen, während Zippa in der Bäckerei ein Stück frischen Apfeltaler kaufte.

»Hahaha«, antwortete Zippa missmutig und reichte Max eine Hälfte des duftenden Kuchenstücks.

»Dir geht’s gut!«, nuschelte Max kauend. »Du isst schon zum Frühstück den weltbesten Apfelkuchen! Wollen wir vielleicht Leben tauschen?«

»Sofort!«, sagte Zippa. »Seit die Sabberlinge da sind, ist mein Leben eine absolute Katastrophe. Ich wette nur, du würdest das keine Woche durchhalten.«

»Warum nicht?«

»Weil du nach einem Tag einen Schreikrampf kriegen, dir der Windeleimergeruch allen Appetit verderben und du innerhalb kürzester Zeit verhungern würdest.«

Max wiegte seinen Kopf zweifelnd hin und her. »Ich brülle lauter als die Zwillinge, Max-Zettel-Socken sind kampferprobte Biowaffen, und ich hätte kein Problem damit, mir jeden Morgen beim Bäcker als Frühstück ein Stück Apfeltaler zu kaufen. Außerdem bin ich morgens immer so gut gelaunt, dass deine Leute wahrscheinlich eher vor mir davonlaufen würden als ich vor ihnen!«

»Du hast ja keine Ahnung. Selbst die beste Max-Zettel-Laune könnte gegen den Modotti-Wahnsinn nicht anstinken. Außerhalb meines Zimmers herrscht Sabberalarm, mit meinem uralten Handy kann ich noch nicht einmal ins Internet und in der Küche kann ich auch nichts mehr machen. Dabei habe ich so viele tolle neue Backideen …« Zippa verstummte und biss sich erschrocken auf die Lippe. Beinahe hätte sie Max aus Versehen die Idee von der Jo-Jo-Torte verraten, mit der sie ihn überraschen wollte.

Ihr Blick fiel auf ihr Spiegelbild im Schaufenster des Schreibwarenladens, an dem sie gerade vorbeigingen. Sie sah aus, als hätte sie sich mit dem Staubsauger geföhnt. Ihre blonden Korkenzieherlocken standen nach allen Seiten ab und sahen aus wie dicke Antennen.

»He, warum sagt du nicht, dass ich wie ein explodierter Handfeger aussehe? Wenn ich nicht zufällig ins Schaufenster geguckt hätte, wäre ich so in der Schule erschienen!« Notdürftig versuchte Zippa, die Haare mit den Fingern zu bändigen.

»Ich habe doch gesagt, dass du wie mein Kopfkissen aussiehst«, erwiderte Max und zerknautschte noch einmal seine Wangen mit den Fäusten. Zippa lachte.

»Magst du vielleicht von heute bis Sonntag bei uns übernachten? Papa muss neue Spiele testen und wäre froh, wenn wir ihm dabei helfen«, schlug Max vor.

»Da fragst du noch? Am liebsten würde ich für die nächsten fünf Jahre bei euch einziehen!«

3

»Ich krieg es nicht hin!«

Auf dem Heimweg versuchte Max noch einmal den Spaghetti-Trick, den Zippa ihm in den Pausen gezeigt hatte, aber er kam nicht über den »Sleeper« hinaus.

»Wie lange hast du geübt?«, wollte er wissen.

»Drei Nachmittage.« Zippa presste ihre Lippen aufeinander. »Was soll ich zu Hause auch anderes tun? Wenn ich gewusst hätte, dass Geschwister zu haben bedeutet, dass man nur noch im eigenen Zimmer sicher ist, hätte ich mir niemals welche gewünscht.« Sie seufzte tief. »Weißt du, dass es vor hundertneunundneunzig Tagen bei uns zum letzten Mal Papa-Pizza gab?«

Max schaute sie irritiert an. »Du zählst die Tage?«

»Ja. Für jeden Tag, an dem es bei uns keine Papa-Pizza gegeben hat, habe ich einen Strich in mein Hausausgabenheft gemacht. Morgen sind es zweihundert!«

»Krass«, sagte Max.

»Wenn es keine Pizza in meinem Leben gäbe, dann müsste ich seit über elf Jahren mit meinem bescheuerten Vornamen rumlaufen!«, fuhr Zippa fort.

»Ich sollte auch eine Strichliste führen«, brummelte Max und steckte sein Jo-Jo weg. »Wahrscheinlich hast du mir jetzt schon zum dreihundertneunundneunzigsten Mal erzählt, dass du Zippa heißt, weil du als kleiner Hosenscheißer ›Pizza‹ nicht richtig aussprechen konntest.« Demonstrativ hielt sich Max die Hand vor den Mund und deutete ein Gähnen an.

Zippa schnaubte und setzte gerade zu einer Erwiderung an, als jemand rief: »Max, Zippa, wartet mal auf mich!«

»Stöcki!« Zippa tat so, als hätte sie nichts gehört, und beschleunigte ihre Schritte.

Max hielt sie am Ärmel fest. »Wir können Sonja nicht ignorieren. Mama hat mich erst kürzlich zusammengefaltet, weil wir sie immer Stöcki nennen«, flüsterte er.

»Letzte Woche ist sie mir mit ihren Stöckelschuhen voll auf den großen Zeh getreten«, gab Zippa empört zurück. »Sie glaubt, ich hätte nicht bemerkt, dass es Absicht war. Aber das war es!«

»Hi Cousinchen«, sagte Max und blinzelte gegen die Sonne.

»Habt ihr mich nicht gehört?«, schnaufte Sonja, hielt sich die Seite und sagte zu Zippa: »Ich hätte dich von hinten fast nicht erkannt. Wenn du eine Kapuze aufhast, siehst du aus wie ein Junge.«

»Du hast nach uns gerufen? Ich dachte, die alte Höpfner stöckelt hinter uns her«, antwortete Zippa spitz. Die beiden Mädchen funkelten sich einen Moment böse an.

Max holte tief Luft. »Was machst du hier? Hast du deinen Bus verpasst?«

»Heute treff ich mich noch mit einer Freundin. Wir gehen shoppen und Eis essen.« Sonja warf ihre langen blonden Haare zurück. »Weißt du eigentlich schon, dass ich am Samstag und Sonntag bei euch bin?«

»Wieso?«, rief Max erstaunt. Er klang kein bisschen erfreut.

»Bernd fliegt geschäftlich nach Berlin und Inge muss zu einem Klassentreffen nach Frankfurt. Mich parken sie bei euch.« Sonja kicherte und ließ eine pinkfarbene Kaugummiblase platzen. Bevor Max noch etwas erwidern konnte, drehte sie sich um und rief ihnen über die Schulter ein »Bye-bye« zu.

Zippa sah ihr nach und schüttelte den Kopf. »Wie die schon ihre Eltern nennt. Bernd und Inge!«