Kleine und große Geschenke

Klingeling! Mama bimmelt mit dem Glöckchen. Juhu! Endlich Bescherung! Jakob und Conni stürmen ins Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum funkelt und strahlt. Und darunter liegen die Geschenke.

„Frohe Weihnachten!“, ruft Papa und nimmt Jakob in den Arm. Auch, damit der nicht gleich zu den Geschenken flitzt.

„Zuerst singen wir ein bisschen, was meint ihr?“, fragt er.

„Oooch“, ruft Jakob enttäuscht.

Auch Conni seufzt. Noch mal warten – schrecklich!

Aber so machen sie es immer: Erst wird gesungen. Obwohl sie ja beim Krippenspiel schon genug gesungen haben, oder?

„Oh, du fröh-lich-he-he“, schmettert Conni lauthals mit und schielt dabei zu den Geschenken. Vielleicht lässt sich schon was erkennen? Was ist denn da in dem großen drin? Hoffentlich ist das für sie. Große Geschenke sind immer die besten, findet Conni. Sie muss an ihr Puppenhaus denken, das Opa ihr vor ein paar Jahren gebaut hat. Und an ihr rotes Fahrrad.

„Wer will ein Geschenk auspacken?“, ruft Mama schließlich.

„Ich!“, rufen Conni und Jakob wie aus einem Mund.

„Jakob zuerst“, sagt Mama. „Und dann Conni!“

„Okay!“ Conni nickt. Sie packen immer abwechselnd aus – das macht es spannender.

Jakob stürzt zum allergrößten Paket.

„Ist das für mich?“, ruft er.

„Ja“, sagt Mama. „Alle blauen Geschenke sind für dich und die roten sind für Conni.“

Conni schluckt. Die blauen Geschenke sind mit Abstand die größten …

Ratsch! Jakob reißt sofort das Papier auf.

„Toll!“, jubelt er, als ein Anhänger für sein Rutscheauto zum Vorschein kommt. „Das ist super!“

Was in den kleineren roten Päckchen ist, kann Conni schon ahnen: Bücher und CDs. Deshalb nimmt sie das, was noch am meisten Überraschung verspricht. Das ist etwas größer und fühlt sich ganz weich und kuschlig an. Neugierig wickelt sie es aus. Es ist ein neuer roter Ringelpulli.

Klar ist der schön. Aber so eine Überraschung war das ja wohl nicht. Jakob packt als Nächstes einen Riesenbagger aus. Danach macht sich Conni an das erste Buchgeschenk. Der neue Band ihrer Lieblingsponyreihe. Immerhin!

Zwischendrin bekommen auch Mama und Papa ihre Geschenke. Conni hat für sie zwei Einkaufsbeutel bemalt.

„Wie schön!“, freut sich Mama. „Jetzt gehe ich immer nur noch damit einkaufen!“

„Ich auch“, sagt Papa und gibt Conni ein Küsschen.

Über Jakobs beklebte Bilderrahmen freuen sie sich auch. Obwohl die natürlich längst nicht so hübsch sind wie ihre Taschen, findet Conni.

Weil Papa und Jakob gleich mit dem Bagger spielen, geht es erst mal nicht weiter mit der Bescherung. Obwohl: Conni hat ja noch etwas für Kater Mau.

„Frohe Weihnachten, Mau!“, flötet sie und hält ihrem Kater das Geschenk hin.

Mau liegt auf dem Sofa und öffnet nur träge die Augen.

„Na, willst du das nicht auspacken?“ Conni knistert mit dem Geschenkpapier.

Mau blinzelt und schließt wieder die Augen. Nach dem leckeren Weihnachtsessen ist er selbst für Geschenke zu faul.

„Wenn du wüsstest, was da drin ist“, grummelt Conni. Die kleine Stoffmaus hat sie selbst genäht. „Aber wenn du nicht willst, dann eben nicht!“

Sie legt das Geschenk wieder unter den Baum.

Schließlich greift Jakob mit den Baggerschaufeln nach dem nächsten Päckchen. Und die Bescherung geht weiter. Bald ist alles ausgepackt. Für Conni waren das noch zwei Bücher und eine CD. Die hat sie sich auch gewünscht. Aber eine kleine Überraschung dazu wäre schon nicht schlecht gewesen. Und obwohl Weihnachten ist und der Baum so schön leuchtet und es Kekse und Schokolade gibt, ist Conni ein wenig enttäuscht. Vor allem, wo Jakob viel tollere und größere Geschenke bekommen hat …

„Na, Conni, was ist denn los mit dir?“, fragt Mama. „Freust du dich gar nicht?“

„Aber ja!“, sagt Conni schnell.

Doch Mama kann sie nichts vormachen. „Hat der Weihnachtsmann etwa nicht genug gebracht?“

Conni nagt an ihrer Lippe. Sie kann doch jetzt nicht sagen, dass vielleicht noch eine Überraschung fehlt. Wenigstens eine klitzekleine …

Mama grinst. „Du hast noch gar nicht alles ausgepackt.“

„Nicht?“ Conni springt auf und schaut noch einmal gründlich unter dem Weihnachtsbaum nach. Doch außer Maus Geschenk liegt da nichts mehr.

„Vielleicht schaust du dir die anderen Geschenke mal genauer an“, hilft Mama ihr weiter.

Conni stürzt sich auf den Pulli, faltet ihn auseinander, dreht und wendet ihn. Nichts. Dann schaut sie sich die CDs und Bücher an. Aber was soll da schon sein? Doch als sie in ihrem Ponybuch blättert, rutscht plötzlich ein Umschlag zwischen den Seiten hervor. Mit roten Wangen reißt Conni ihn auf und zieht eine Karte heraus:

„Was?“, ruft Conni. „Dieses Jahr noch? Über Silvester?“

Mama nickt.

„HURRA!“ Conni jubelt noch lauter als Jakob vorhin bei seinem Anhänger. Kein Wunder – ihr Geschenk ist ja auch superklasse. Und gar nicht zu vergleichen mit Anhängern, Baggern oder Playmobil.

„Das ist einfach super!“ Conni fällt Mama und Papa in die Arme.

„Dann hat der Weihnachtsmann ja doch alles richtig gemacht“, lacht Mama.

„Allerdings!“, ruft Conni.

Und eins ist ihr jetzt klar: Die größten Geschenke stecken nicht immer in den größten Paketen …