Operation Babel 1. Auflage*
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Copyright dieser Ausgabe: © 2019 Thrill Reaktor | Rüdiger Schrattenecker
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Titelillustration & grafische Gestaltung: © RUDO | A-5020 Salzburg
Ebook Mastering: GGP Media GmbH | D-07381 Pößneck


ISBN 978-3-966-61795-6


www.thrillreaktor.com

Exposition | Fakten

Wir leben in einer postfaktischen Zeit, in der führende Rollen der Politik von hemmungslosen Narzissten bekleidet werden.

Die politische Weltkarte ist dabei ihr Spielfeld. Mensch und Natur werden als Bauern in einer heimtückischen Partie Schach geopfert.

Mediale Manipulation der Massen fungiert dabei als Werkzeug grenzenloser Machtgier.

Operation Babel ist ein fiktiver Roman. Alle Figuren und Ereignisse der Geschichte sind freie Erfindungen des Autors.

Ähnlichkeiten zu Werken der Bildenden Kunst und Literatur sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Die Handlungen realer Personen des öffentlichen Lebens sind frei erfunden und entsprechen keinen Zitaten.

Produktplatzierungen erfolgen unentgeltlich und dienen alleinig zur Charakterisierung der handelnden Personen.

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Dies gilt im Besonderen für die in der Geschichte erwähnten Portale www.planetRoom.com und brainfist.tv. Beide Domains sind zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung nicht vergeben.

Und jetzt wünsche ich viel Spaß und Spannung beim Lesen!

Roger Wortmann

The time is out of joint. O cursèd spite.

That ever I was born to set it right!

William Shakespeare

Die Zeit ist aus den Fugen, verfluchte Schicksalstücken,

dass ich geboren ward, um sie zurechtzurücken!

Irak | Region Salah ad-Din

 

Zerfetzt. Zerstückelt. Dunkelrot.

Es herrschte totales Chaos ob der Unfassbarkeit des Grauens.

Bis vor vier Stunden war der Friedenseinsatz in der irakischen Wüste reine Routine gewesen. Der Marschbefehl der Elitetruppe lautete, die wenigen von den zahlreichen Kriegen unversehrten Denkmäler der einstigen Hochkultur zwischen Euphrat und Tigris vor der blinden Zerstörungswut einzelner verbliebener Extremisten zu beschützen.

Nur noch wenige Soldaten waren im Nahen Osten, um die Lage zu sichern. Denn seit nunmehr sechs Monaten befand sich die Welt in einem Zustand, den sie seit Anbeginn der Zivilisation noch nie erlebt hatte: Es herrschte Frieden.

Ausgerechnet am Tag vor der so lang ersehnten Heimkehr zu ihren Familien und Freunden in den Vereinigten Staaten eskalierte die Situation.

Während die einen die unzähligen Opfer mit einer Schicht Sand bedeckten, um ihnen wenigstens symbolisch eine letzte Ruhestätte zu gewähren, kümmerten sich die anderen um den rätselhaften Schatz.

Jetzt raste auch noch ein nicht identifizierter Hubschrauber auf den Armeestützpunkt zu. Vergeblich versuchten die beiden Flugabwehr-Offiziere, ihren Kommandanten zu erreichen.

Traumatisiert von der Wirkung dieser tief menschenverachtenden, teuflischen Waffe, entsicherten sie trotz fehlendem Schießbefehl die Flak auf dem Wachturm des Zeltlagers.

Geschickt steuerte der Pilot den Helikopter immer wieder in die Senken der meterhohen, vom ständig wehenden Wind aufgetürmten Sanddünen.

Als er fast senkrecht wieder nach oben zog, kollidierte er beinahe mit einem der geheimnisvollen schwebenden Transporter. Er musste abrupt ausweichen und geriet dabei exakt ins kalibrierte Fadenkreuz der Flugabwehrkanonen.

In ihrer blanken Angst um das eigene Leben feuerten die beiden Soldaten auf den vermeintlich feindlichen Helikopter.

Die erste Salve traf den Hubschrauber in den Boden.

Der Pilot reagierte instinktiv, flog eine spitze Kurve, wollte wieder Schutz in einem Dünental suchen, da schlug die zweite Salve in die Turbine ein.

Der Helikopter geriet außer Kontrolle, schmierte nach links ab und konnte den stählernen Tragseilen nicht mehr ausweichen.

Zwei Rotorblätter barsten und regneten wie Granatsplitter auf eine Gruppe Soldaten nieder.

Die Fliehkraft katapultierte den Helikopter gegen das im fahlen Mondlicht trutzende Denkmal, der Heckausleger zerschellte.

Das Wrack wurde gut hundert Meter durch die Luft geschleudert, bis die Kabine am Boden aufschlug und für endlose Sekunden über den blutgetränkten, glitschigen Sand weiterrutschte.

Wie ein Schredder hackten die verbliebenen Fragmente des Rotors eine Schneise des Grauens in den Sand.

Körperteile und Eingeweide wirbelten durch die Luft, ein Regen aus Blut und Lymphe ging auf die Kameraden nieder.

Doch das konnte die beiden Soldaten auf dem Wachturm nicht mehr erschüttern.

Zu viel hatten sie in den letzten Stunden mit ansehen müssen.

Sie hatten die Büchse der Pandora geöffnet.

Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.

Dachten sie.

DONNERSTAG, 5. MAI

1_ Wien | Technisches Museum

Die Galaveranstaltung näherte sich ihrem Höhepunkt. Die Créme de la Créme der internationalen Print-, Online- und Fernsehszene hatte sich in den ehrwürdigen Räumlichkeiten versammelt. Aus der ganzen Welt waren Starjournalisten, Autoren, Chefredakteure, Produzenten und Regisseure angereist, um sich einmal mehr selbst zu feiern.

Eine hippe junge Agentur aus Prag war mit der Szenographie der Gala beauftragt worden und hatte gute Arbeit geleistet. Die Exponate des Museums wurden effektvoll in Szene gesetzt, die obligatorischen runden Tische geschmackvoll eingedeckt.

Seit nunmehr neunzig Minuten wurde ein Preisträger nach dem anderen ausgezeichnet und routiniert beklatscht. Der Abend näherte sich seinem Höhepunkt. Die Verleihung des international begehrten, weil hoch renommierten Preises für investigativen Journalismus stand unmittelbar bevor. Er galt als Oscar der Branche.

Michael Moore setzte sich gerade wieder an seinen Tisch, in der Hand seine Auszeichnung für die erfolgreichste Dokumentationsserie des Jahres.

Der Beifall ebbte gerade ab, als die Moderatorin der Gala, Cosima de Burnes, Ende 30, groß und schlank, in einer feuerroten Dior-Robe zur letzten Preisverleihung des Abends überleitete.

Spannung lag in der Luft, als de Burnes das große Kuvert mit dem Namen des Siegers theatralisch öffnete und mit der Laudatio für den Überraschungssieger begann.

„Der Mann des Abends ist“, sie schwieg einen Moment und blickte ins Publikum, „Henning Lauritz!“

Ein Raunen ging durch den Saal. Es hatte Gerüchte gegeben, aber kaum jemand hatte sie für möglich gehalten. Lauritz war seit seinem Skandal für die meisten Kollegen ein rotes Tuch. Vereinzelte Gäste begannen zu klatschen, mit etwas Verzögerung setzte schlussendlich tosender Applaus ein. War es der Gruppenzwang oder tatsächlich der Respekt vor dem Lebenswerk des suspekten Preisträgers? Niemand wusste es mit Bestimmtheit.

Auf einer gigantischen Multimediawand wurde ein Videoclip mit den Meilensteinen aus Hennings Karriere eingespielt.

„Henning Lauritz: Mit vierzehn erfährt er – durch eine Verkettung tragischer Umstände –, er war als Säugling von seinen vermeintlichen Eltern adoptiert worden.“

In schnellen Schnitten montiert, erzählten Fotos und Ausschnitte verschiedener Fernsehbeiträge seine Biographie.

„Dies war die sein ganzes Leben beeinflussende Nachricht! Er war fast noch ein Kind, als er sich auf die Suche nach seinen biologischen Eltern machte. Mit neunzehn Jahren dann die Erkenntnis: Er ist das Ergebnis klinischer Experimente des Center for Biotech and Genomics in Texas. In den fünf Jahren seiner Suche hatte er akribisch Tagebuch geführt. Diese Aufzeichnungen hat er im Alter von zweiundzwanzig als Roman veröffentlicht. Mit Mum of Glass landete er seinen ersten internationalen Bestseller.“

Nun applaudierte das Publikum mit ehrlicher Anerkennung.

„Henning Lauritz hat sein investigatives Denken und seine Arbeit nicht theoretisch erlernt oder studiert, er hat gemacht, was er machen musste. Seine Unnachgiebigkeit und sein ihm eigener unverbildeter Stil bescherten ihm einen Erfolg nach dem anderen.

Bis heute verkaufte er rund dreißig Millionen Bücher, übersetzt in über zwanzig Sprachen. Er ist ein Genie, der JR Bakers eindringliche Beschreibung von Emotion, Bret Easton Ellis Brutalismus der Sprache und Stuckradbarres kritischen Blick auf die Gesellschaft vereint.“

Henning saß in seiner Garderobe, starrte in den Spiegel, hörte in der Ferne die Laudatio auf sein Lebenswerk.

Es klopfte an der Tür, die im selben Moment von einer genervten Regieassistentin aufgerissen wurde. „Noch drei Minuten, Lauritz“, sagte sie in unpersönlichem Befehlston.

Nach einem Blick in den Spiegel fügte sie hinzu „Und putzen Sie Ihre Nase.“ Affektiert schloss sie die Tür von außen.

Henning zerrieb mit seiner Platin-Kreditkarte eine weitere Portion Kokain auf der Glasplatte des Schminktisches, formte routiniert zwei messerscharfe Lines aus dem Pulver und schniefte sie in einem Zug. Gequält lächelte er seinem Spiegelbild zu. „Glückwunsch, du Wrack!“

Beschwingt lief Henning auf die Bühne. Er fühlte die Wärme der auf ihn gerichteten Scheinwerfer. Das Koks gab ihm das Gefühl, er wäre unwiderstehlich, ja er könne die Welt beherrschen.

Cosima de Burnes, die mit einer überdimensionalen Schreibfeder aus Bleikristall in Händen kaum das Gleichgewicht auf ihren Stilettos halten konnte, lächelte ihn wissend an. Sie überreichte ihm die Statue und flüsterte ihm dabei ins Ohr: „Reißen Sie sich zusammen! Das ist Ihre allerletzte Chance, noch einmal durchzustarten!“

Henning übernahm mit einem verführerischen Lächeln den Preis und blickte ihr dabei tief in die Seele.

Er bedankte sich mit Freudentränen in den Augen und strahlte wie gewohnt. Man sah ihm seine zweiundvierzig Jahre nicht an. Er wirkte jünger, trotzdem männlich, was ihn nicht nur für die Frauen, sondern auch für Männer attraktiv machte. Seine tiefbraunen Augen funkelten lebendig, die Kopfhaare hatte er auf die Länge seines Dreitagebartes getrimmt. Der dunkelblaue Prada-Anzug passte wie angegossen und betonte seinen trainierten Körper.

Cosima reichte Henning das Mikrofon und warf ihm dabei einen warnenden Blick zu.

Er wandte sich lächelnd ans Publikum. „Ich bin kein Mann des gesprochenen Wortes. Meine Gedanken sind besser zu lesen, deshalb nur ganz kurz: DANKE!“

Das gleißende Licht der Scheinwerfer blendete ihn. Er genoss das Blitzlichtgewitter, das ihn – den Sieger – von seinen Mitbewerbern unterschied. Jahre hatte er darauf gewartet, wieder an dieser Stelle zu stehen, wieder Teil dieses Spiels zu sein.

Im Gegenlicht sah er nur Schemen der applaudierenden Menge, die sich von den Stühlen erhob und ihm Standing Ovations zollte.

Was war das? Hatte da nicht kurz der Lauf einer Waffe aufgeblitzt?

Henning erstarrte. Er fühlte kalten Schweiß aus jeder seiner Poren dringen, war komplett irritiert. Doch er war Profi genug, es sich nicht anmerken zu lassen. Sein Blick versank in der Tiefe der Tischreihen.

Wieder blitzten unzählige Fotoapparate. Leute aus dem Publikum stürmten auf die Bühne zu, um zu gratulieren.

Waren da Soldaten zwischen den jubelnden Menschen? Ja! Das waren keine Fans! Mit Tarnfarben verschmierte Gesichter stürmten sie auf ihn zu! Fuck!

Das Blitzlichtgewitter der Kameras explodierte im tödlichen Takt von Mündungsfeuern. Wie in Zeitlupe fühlte er, dass seine Füße den Kontakt zum Boden verloren.

Gott, ich schwebe!

Kollegen, die ihm jahrelang den Rücken zugekehrt hatten, trugen ihn, den Gewinner, auf der Bühne herum.

The Birth Presentation of Henning Lauritz! Er kicherte.

Ein Schuss!

Henning blickte zitternd an sich herunter. Das weiße Prada-Hemd zerfetzt und blutgetränkt. Eine klaffende Wunde am Bauch. Doch wo war der Schmerz? Er fühlte ihn nicht. Außer in seinem Schädel. Da schien eine Granate explodiert zu sein.

Diese Kopfschmerzen! Seine Pupillen rasten. Das Herz schien in seiner Kehle zu hämmern. Er schlug um sich, begann zu strampeln. Endlich fühlte er wieder festen Boden unter seinen Füßen. Übelkeit. Er musste hier raus. Nur raus, bevor man noch einmal auf ihn schoss! Panisch drängte er sich durch die eng stehenden Menschen auf der Bühne. Alle fassten nach ihm, wie in einem seiner ewigen Alpträume. Sie wollten Autogramme, doch er war kaum noch fähig, sich auf den Beinen zu halten. Warum sah niemand seine Verletzung? Er blutete doch! Zitternd stolperte er in seine Garderobe, wo ein Sektkübel mit Eiswürfeln und einer gekühlten Flasche Champagner bereit standen.

Henning riss die Flasche aus dem Kübel, schleuderte sie in hohem Bogen zu Boden, wo sie unversehrt bis zur Wand rollte. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, drückte sich einige Eiswürfel ins Gesicht und konzentrierte sich auf seinen Atem.

Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen.

Allmählich beruhigte sich sein Kreislauf. Henning blickte in den Spiegel. Sein Hemd war bis auf ein paar Schweißflecken sauber. Er sah gut aus, obwohl er sich wie ausgekotzt fühlte. Er bemerkte nicht, wie hinter ihm die Tür zur Garderobe geöffnet wurde. Peter Sämann, der einzige Mensch, dem Henning bedingungslos vertraute, kam von hinten auf ihn zu.

Henning hatte Peter vor neun Jahren kennengelernt. Damals schon gefeierter Star der Literaturszene, war Henning als jüngster Professor in der Geschichte der Institution an die Humboldt-Universität Berlin berufen worden. Die Studenten standen Schlange, um einen Platz in seinem Seminar zu ergattern.

Sämann war ihm schon in seiner ersten Vorlesung aufgefallen. Ein spätberufener, hochtalentierter Student, mit der Gier nach Leben in seinen blitzblauen Augen. Nach einem Semester bat Peter ihn, seinen ersten Roman zu lektorieren.

Es war ein sehr beklemmendes Buch über die Selbstfindung eines nicht mehr allzu jungen Mannes. Der Protagonist Oliver war in die Fußstapfen seiner Eltern getreten und hatte eine kleine, nur mäßig glückliche Familie gegründet. Denn da war diese nagende Sehnsucht, diese verbotene Lust in ihm. Durch einen beruflichen Aufenthalt in Berlin erkannte Peters Hauptfigur, dass er sich selbst sein Leben lang belogen hatte. Jede einzelne Zelle seines Körpers sehnte sich danach, seine unterdrückte Sexualität auszuleben. Das jähe, unvermeidliche Desaster war vorprogrammiert.

Die Zusammenarbeit mit Peter erreichte eine Intensität, welche die berufliche Ebene bei Weitem überschritt. Bald hatte Hennig erkannt, dass Peters Buch dessen persönliche Geschichte erzählte. Ebenso wie Mum of Glass die Aufarbeitung seines eigenen Traumas war. War es diese Gemeinsamkeit, die sie in so kurzer Zeit so eng verband? Mag sein. Auf jeden Fall wurde Henning Peters einziger Vertrauter.

Zusammen erkundeten sie die Schwulenszene von Berlin. Henning bekam Einsichten in eine Parallelgesellschaft, die ihm bisher gänzlich verborgen gewesen war.

Zu jener Zeit war das Todesurteil AIDS zur lästigen Diagnose der Krankheit HIV-positiv mutiert. Die Problematik war allgegenwärtig. Der Zwiespalt zwischen Hoffnung und Verzweiflung der Betroffenen, die Verheißungen der Forschung und die Realität der Ausgrenzung im Alltag, all das sollte auch Hennings Leben nachhaltig verändern.

HIV war zu einer relativ gut behandelbaren chronischen Krankheit geworden. Und damit zu einem Segen für die Pharmaindustrie, die auf Kosten der Betroffenen ein Vermögen verdiente. Ein Thema, das Hennings investigative Instinkte weckte. Und ihn an den Abgrund seiner eigenen Existenz bringen sollte.

Peter hatte im Verlauf der Arbeit an seinem Roman sein Coming-out. Er verließ seine Frau samt kleiner Tochter und organisierte sein Leben neu. Peters bisheriges soziales Umfeld, seine Eltern, Freunde und Geschwister wendeten sich angeekelt von ihm ab. Nur Henning stand in diesem spannungsgeladenen Lebensabschnitt zu ihm.

Peter blickte über Henning hinweg in den Spiegel. „Was ist mit dir?“

Henning starrte Peters Abbild in die Augen. „Dass ich seit Jahren eine Unperson bin, hat diese aufgetakelte Fotze nicht erwähnt! Alle haben sie mich fallen lassen, haben mir meine Geschichte gestohlen und sie vernichtet! Wie viele von den Schleimern da draußen haben meine Nummer aus ihren Kontaktlisten gelöscht, als es ungemütlich wurde? Meine Thesen waren logisch und analytisch, trotzdem hat mich meine Lobby ausgestoßen. Kein einziges Wort darüber!“

Henning wischte sich den Schweiß aus den Bartstoppeln über seiner Oberlippe. „Ich bin am Ende, es ist aus und vorbei.“

Peter fasste Henning an den Schultern und drehte ihn zu sich.

„Hey, sieh es doch mal positiv. Du bist mit 42 für dein Lebenswerk ausgezeichnet worden!“

„Na vielleicht rechnet die Meute ja mit meinem baldigen Ableben. Üblicherweise bekommt man so einen Preis doch posthum!“ Henning nahm einen weiteren Eiswürfel aus dem Sektkübel und kühlte damit seine Stirn. „Nur Lorbeeren. Kein Wort über den Zusammenbruch, kein Wort über den Abgrund, in den man mich gestoßen hat.“

Peter tauchte eine Hand ins Schmelzwasser und spritzte es Henning ins Gesicht. „Wäre es dir lieber, diese Ansammlung von bösartigen Wichsern da draußen hätte am Großbildschirm gesehen, wie du hier sitzt, dir Kokain in die Nase schaufelst, zum Aufwachen eine Prozac und zum Einschlafen eine Xanax schluckst?“

Henning schüttelte sich wie ein nasser Hund. „Als ob sich einer dieser Opportunisten da draußen nicht die Birne zuknallt. Dass ich nicht lache! Das sind doch alles Fake-Newser.“

Peter nahm Hennings Gesicht in beide Hände, ging in die Knie und versuchte Augenkontakt herzustellen. Doch Hennings Pupillen wanderten unaufhörlich.

„Ich liebe dich. Ohne Vorbehalt. SIEH MICH AN! Diese Spirale aus Depression und Kokain bringt dich um!“

Henning versuchte sich vergeblich aus dem Griff zu winden. „Ich weiß, ich sollte mich ein wenig zügeln.“

„Du solltest nicht, du MUSST!“ Peter stand wieder auf und blickte von oben auf seinen Freund. „Du gibst allen anderen die Schuld, ohne dir selber einmal die Frage zu stellen, warum das alles passiert. Hör endlich auf, dich in deinem Mitleid zu suhlen!“

„Du hast doch keine Ahnung, wie das ist“, schnauzte Henning ihn aggressiv an.

Peter schwieg für einen Moment, selbst davon irritiert, wie sehr ihn diese Bemerkung getroffen hatte.

„Exakt diesen Satz hab ich vor langer Zeit zu dir gesagt. Kannst du dich noch erinnern?“

Damit hatte Peter tatsächlich einen wunden Punkt berührt.

Kleinlaut flüsterte Henning: „Ja.“

Peter ging wieder in die Knie und legte seine Hände auf Hennings Oberschenkel. „Du musst endlich etwas dagegen unternehmen, sonst gehst du vor die Hunde!“

Henning wischte sich über die Augen. „Ich beneide dich um dein Leben. Du kannst mit deinem Erfolg umgehen, weißt, was du willst. Ich krieg mich selber nicht in den Griff.“

Peter lächelte schief. „Du hast gerade den Oscar der Schreiberlinge bekommen – für dein Lebenswerk – mit nur 42! Henning, ich beneide DICH. Wir alle beneiden dich!“

Henning murmelte: „Ja, das ist alles nur gut auf dem Papier. Alle finden toll, was ich mache. Aber das ist doch nicht, was ich will.“

„Was willst du denn?“, fragte Peter erstaunt und runzelte die Stirn.

„Wenn ich das wüsste, bräuchte ich das Koks und die Pillen nicht.“

Henning blickte Peter in die Augen. „Diese Mischung raubt mir die Sinne, aber ohne das Zeug ertrage ich keinen einzigen Tag. Du hast ja keine Ahnung! Ich drehe durch“, flüsterte er resignierend.

Peter versuchte geduldig zu sein. „Henning, glaube mir, du schaffst das nicht alleine. Du bist viel zu begabt, zu kreativ, zu emotional. Du weißt, du kannst auf mich zählen. Aber ich bin kein Therapeut. Hol dir professionelle Hilfe! Du musst die Dämonen aus deiner Kindheit aufarbeiten, ich kann dir dabei nur die Hand halten.“

Henning drehte sich auf dem Stuhl und blickte in den Spiegel. „Ist es wirklich so weit gekommen? Zur Therapie?“ Er betrachtete sein Gesicht. „Ist der Wahnsinn schon so offensichtlich?“

„Das ist unter deinem Niveau, Henning“, antwortete Peter trocken. „Gerade du weißt, dass es Dinge gibt, die ein Mensch alleine nicht bewältigen kann. Die Dinge, die einem am meisten Angst machen, die verdrängen wir so perfekt, dass wir sie für Tugenden halten.“

Henning benetzte seine Fingerspitzen mit Speichel, sammelte die letzten Körnchen Kokain von der Glasplatte auf und rieb sie unter der Oberlippe ins Zahnfleisch. „Peter, bei mir ist das anders als bei dir. Die Angst vor einem Coming-out kann man lösen. Es ist befreiend. Aber ich, ich bin am Durchdrehen. Ich weiß zu viel. Viel zu viel! Und dieses Wissen fühlt sich an, als würde es in meinem Schädel keinen Platz mehr haben. Als würde mein Gehirn explodieren. Ich werde wahnsinnig! Gerade eben – das hätte mein Triumph, mein Comeback sein sollen! Und ich? Ich hatte auf der Bühne eine Vision voller Blut und Gewalt! Als wäre ich mitten im Krieg!“

„Hörst du dir überhaupt noch zu?“, wuchtete Peter ihn wieder auf seinem Stuhl herum. „Henning, es ist höchste Zeit, dass du in deine Abgründe blickst. Wenn schon nicht für dich, dann tue es für mich! Ich bin dein bester Freund und habe keine Lust, mir einen schwarzen Anzug zu kaufen, um dich zu beerdigen!“

„Aber Schwarz steht dir doch so gut“, erwiderte Henning frech mit seinem jungenhaften Lächeln.

Das war es, was ihn so besonders machte. Henning konnte seinem Gegenüber mit nur einem Satz die Luft aus den Reifen lassen, sich so aus jeder Situation retten – sei sie noch so bedrückend.

Peter schüttelte den Kopf. „Du bist so durchgeknallt. Aber dafür liebe ich dich. Soll ich dich ins Hotel bringen?“

In diesem Moment kamen Alice und Geraldine, zwei Topmodels von IMC Paris, in aufwendig geschnittenen, hautengen Kostümen in die Garderobe. Henning hatte sie bei einer Thierry-Mugler-Benefizgala in Los Angeles kennengelernt. Das war inzwischen auch bereits über zehn Jahre her. Sie hatten eine exzessive Nacht am Santa Monica Pier durchfeiert. Alice und Geraldine sagten damals, sie wären schon 18 gewesen – und Henning hatte ihnen gerne geglaubt. Jetzt waren sie für eine Helmut-Lang-Show in Wien. Die Agentur aus Prag nutzte die Chance und buchte die beiden für den Abend, um ein wenig Sex und Glamour in die Veranstaltung zu bringen.

Die beiden waren Zwillinge. Kurze, tiefschwarze Haare, leuchtende blaugraue Augen, hohe Wangenknochen und fast endlose Beine. Ein wenig sahen Alice und Geraldine aus wie Linda Evangelista, mit der Henning als Jugendlicher in seiner blühenden Phantasie so manche Nacht verbracht hatte.

„Henning Darling, du bist der Held der Nacht!“, flötete Geraldine mit verführerischem Akzent.

„Komm mit, wir wollen dich feiern!“, hauchte Alice ihm ins rechte Ohr, während sie im Spiegel ihr perfektes Gesicht kontrollierte und dann mit ihren schlanken Fingern Peter in seinen Po zwickte. „Und was ist mit dir, Hübscher?“, flüsterte sie sinnlich. „Komm mit und lass uns spielen!“

Peter gluckste erheitert, schob Alice zur Seite und blickte Henning noch einmal in die Augen. „Alles okay bei dir?“

Nun schmiegte sich Alice von hinten an Peter. „Natürlich ist bei ihm alles okay. Wenn wir beiden da sind, ist das mehr als OKAY.“

Geraldine griff Henning unverblümt in den Schritt und begann ihn zu massieren. Mit einem tausendmal geübten Blick voller Erotik sah sie Peter an. „Und wie OKAY das ist!“

Peter konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich besorg uns mal ein Taxi“, sagte er und verließ die Garderobe.

Geraldine kniete sich vor Henning auf den Boden und öffnete mit ihren endlosen, pinken Fingernägeln den Reißverschluss seiner Hose, während Alice ihm den Nacken massierte.

Henning drückte Geraldine uncharmant beiseite. „Später, Schatz, später! Jetzt hab ich auf etwas anderes Lust.“

Die beiden jungen Frauen leckten lasziv über ihre perfekt bemalten Lippen. Alice schnurrte Henning ins Ohr. Mit einem versierten Griff in die Brusttasche zog er ein Beutelchen mit Kokain aus dem Sakko. Sorgfältig bereitete er drei weitere Lines zu.

2_Wien | Phoenix-Club

Im Phoenix-Club, einer der angesagtesten Event-Locations der Stadt, lief die Aftershowparty auf Hochtouren. Networking-Gespräche von Autoren und Verlegern, die nirgends hinführen würden. Wichtigtuer vor den Linsen überschätzter Instagram-Blogger. Smalltalk, Koks und jede Menge Alkohol. Kurz, eine Party, wie Henning sie in seiner Zeit als überall gerne gesehener Gast beinah wöchentlich erlebt hatte.

Er begegnete Menschen, die ihn früher auf ihre Yacht in Cannes oder in ihr Haus in Kitzbühel eingeladen hatten. Wo hatten sie sich die letzten Jahre über vor ihm versteckt? Henning fühlte sich unwohl, hatte aber Übung darin, sich gerade in solchen Situationen besonders gut gelaunt zu präsentieren. Pochend kehrte der elende Kopfschmerz zurück. Immer wieder fasste er sich an die linke Schläfe.

Unzählige Menschen klopften ihm übertrieben freundlich auf die Schultern und gratulierten ihm, als er sich Richtung Toilette drängte. Henning begnügte sich im Vorbeigehen mit den typischen, ihm so verhassten Floskeln. Er nahm ein Glas Prosecco vom Tablett eines Kellners, nahm einen Schluck und stellte es fast voll wieder ab. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte er die Garderobe. Ein Hipster mit Glatze und obligatem Bart zog gerade seinen Mantel aus und reichte ihn der charmanten Blondine hinter dem Tresen.

Henning erstarrte, als der Mann sich umdrehte. Ohne Zweifel, er trug einen Kampfanzug! Schlimmer! In seiner linken Hand lag eine Pumpgun, mit der er lächelnd auf Henning zielte! Die Menschen rund um ihn schienen einen Moment lang wie eingefroren.

Als eines der Social-Media-Sternchen den Arm um ihn legte und ungefragt ein Selfie mit ihm machte, kehrte Henning in die Realität zurück. Der Star-DJ, von der Partymeute schon sehnlichst erwartet, blickte ihn verunsichert an. Henning erkannte, dass die Pumpgun in Wirklichkeit ein schmales Keyboard, der Kampfanzug ein Outfit von G*Star Raw war.

„Oh, sorry!“, presste Henning zwischen seinen Lippen hervor und verschwand im Waschraum.

Er schlüpfte in die einzige unbesetzte Kabine und ließ sich auf den Toilettensitz fallen. Er schloss die Augen. Aus der Kabine rechts von ihm drang intensives Gestöhne. Die Geräusche waren eindeutig. Und die Stimme war ihm gut bekannt. Es war Peter, der da nur einen halben Meter neben ihm offensichtlich sehr viel Lust verspürte.

Henning musste schmunzeln und schüttelte seinen Kopf. „Ja, ich bin wieder zurück!“, flüsterte er.

Dann zog er das Beutelchen Koks aus der Brusttasche und streute etwas davon auf den Toilettenpapierhalter aus Nirosta. In der Kabine links von ihm erklang ein langer Furz, der laut in der Muschel grollte. Henning versuchte sein Lachen zu unterdrücken, doch er war zu sehr auf Droge, und so prustete er nach ein paar Sekunden los. Dabei fielen einige Körnchen Kokain zu Boden. „Das ist alles so surreal“, flüsterte er, schob das Pulver mit einer Kreditkarte zurecht und schniefte vom Edelstahl. Die beiden Kerle in der Kabine rechts von ihm steigerten ihren Rhythmus, eine Hand schlug im Takt gegen die Trennwand. Henning schloss die Augen. Er wartete auf jenen Kick, diesen einen unbeschreiblichen Moment, wenn der Stoff auf seine Synapsen traf.

Heftiges Atmen, ein lustvolles Stöhnen hinter einer vor den Mund gepressten Hand, ein letzter Schlag und – ja, da war es, dieses Gefühl, ohne das Henning sich schon so lange nicht mehr lebendig fühlte.

In der Kabine links erschallte neuerlich ein grollender Furz, gefolgt von einem „Oje, oje. Verdammte Lactose!“

Mit einem breiten Grinsen trat Henning aus der Kabine, passierte die Schwingtüre zum Bereich mit den Waschbecken und kühlte mit einem Schwall Wasser sein Gesicht. Im Spiegel beobachtete er, wie die Trenntüre von innen aufgezogen wurde und Peter in Begleitung eines sportlichen Mannes Ende dreißig in den Waschraum kam.

Henning setzte sein schmutzigstes Grinsen auf und drehte sich um. „Naaa, alles gut bei dir, mein Schatz?“

Peter errötete und wirkte wie ein ertappter Junge. „Henning!“

Der Mann an Peters Seite wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Er bedeutete Henning, dass da in den Bartstoppeln über seiner Oberlippe noch ein paar Kristalle glitzerten.

Henning blickte in den Spiegel, rieb die Rückstände des Kokains weg und drehte sich mit einem dreckigen Lachen zu den beiden um. „Na dann hatten wir ja alle auf unsere Art und Weise Spaß.“

In diesem Moment erschallte wieder ein langgezogener Furz. Die drei Männer lachten, was die angespannte Situation etwas löste.

Peter wusch sich die Hände. „Das ist Henning, das ist Wolf.“

„Oh, Peters Mister Columbo!“, begrüßte Henning Wolf freundlich mit einem festen Händedruck. „Schön! Nach so langer Zeit lernen wir uns endlich mal persönlich kennen!“, lachte er aufgekratzt, „und gleich auf so intime Art und Weise.“

Die Tür zur Garderobe ging auf. Zwei Anzugträger Ende vierzig, mit ernsten Mienen und streng zurückgekämmten Haaren, kamen in den Waschraum und bogen in Richtung Pissoirs ab.

„Die Agenten Smith aus der Matrix sind auch anwesend!“, lachte Henning übertrieben.

Wolf war die Situation sichtlich peinlich. „Ich fühle mich ziemlich unwohl. Diese Szene erweckt wohl einen gänzlich falschen Eindruck von mir“, sagte er mit einer festen, tiefen Stimme. Er warf Peter einen flehenden Blick zu.

„Wir sehen uns später!“ Peter griff nach Wolfs Hand und zog ihn aus dem Waschraum.

Henning wusch sich das Gesicht noch einmal mit kaltem Wasser, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Er wirbelte herum und blickte in ein Gesicht, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Doch er konnte es nicht zuordnen.

„Kennst du mich nicht mehr? Charlie, von der Gazette Helvetica“, sagte der Mann mit rundlichem Gesicht und wachen Augen.

Henning blickte ihn ungläubig an. „Karl? Karl Bartos? Bist du es wirklich?“ Er musste in den letzten Jahren wohl mindestens 20 Kilo zugenommen haben. Im selben Moment wurde Henning klar, dass Karl jener Mann sein musste, der von den Blähungen gequält wurde. Nur mühsam konnte er einen weiteren Lachkrampf unterdrücken.

Bartos nickte und massierte seinen Bauch. „Ja, Henning, ich bin’s!“

„Wow, wow, wow! Schön, dich zu sehen! Und, noch immer bei der Gazette?“ Henning hörte sich die Worte selbst sagen und hasste sich dafür. Wie oberflächlich konnte ein Mensch sein?

„Ja, noch immer Chefredakteur der Außenpolitik.“ Karl legte seine Hand auf Hennings Oberarm. „Gratulation zu deiner Auszeichnung! Wie geht es dir?“

Henning war es irgendwie unangenehm, von diesem Mann berührt zu werden, und griff nach einem der kleinen Stoffhandtücher, die für die Gäste bereitlagen. „Ich war mir so sicher, dass du Xaver Döbeli als CEO nachfolgst. Um ehrlich zu sein, hab ich darauf gebaut.“

„Nun, das dachten die meisten“, Karl konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. „Aber der Aufsichtsrat hatte wohl andere Vorgaben.“

In Hennings Kopf hämmerte das Kokain. War das eben die sechste oder siebte Line an diesem Abend gewesen? „Die Gazette ist eine der besten Zeitungen Europas. Seit ich denken kann, war der alte Xaver euer Chef. Er hat niemals über Entscheidungen diskutiert, er hat sie getroffen – und sie waren Gesetz.“ Henning konnte nicht aufhören zu reden. „Xaver hatte eine weise Aura, er war für mich die Inkarnation der grauen, allmächtigen Eminenz.“

Bartos runzelte nickend die Stirn.

„Er war unbeirrbar und unbestechlich“, huldigte Henning voller Inbrunst, „ein wahrer Fels in der Brandung des Journalismus!“ So war er schon lange nicht mehr auf Droge gewesen.

„Ich freue mich wirklich sehr, dass du wieder zurück bist“, sagte Karl aufrichtig, während er seine Krawatte nachjustierte. „Du warst immer eine Bereicherung für unseren Berufsstand.“

Henning versuchte sich auf das Gespräch zu konzentrieren, immer wieder ertappte er sich dabei, Karls Doppelkinn anzustarren. „Was ist Xaver denn eigentlich zugestoßen?“, fragte er ehrlich interessiert. „Es gibt so viele Gerüchte!“

„Er hatte einen eigentlich unbedeutenden, kleinen Auffahrunfall.“ Karl zog seine Manschetten zurecht. „Xaver hat sich sein Leben lang nie angeschnallt, befand das für unnötig. Er ist mit 50 oder 60 km/h einem niederländischen Wohnmobil hinten drauf gefahren und wurde durch die Windschutzscheibe seiner S-Klasse direkt in das Heckfenster des Holländers geschleudert. Xavers geniales Gehirn verteilte sich rund um den Wasserhahn der Campingküche.“

Hennings Redezwang war mit einem Mal beendet.

Er spürte sein Herz einen Schlag lang aussetzen, sein Zwerchfell krampfte. „Das ist ja grauenhaft! Darüber war nichts in den Medien.“ Er biss auf seine Unterlippe. „Und warum hast du nicht seine logische Nachfolge angetreten?“

Karl schnäuzte sich laut. „Ich denke, es waren die Umstände, wie es dazu kam. Xaver hat, wenn er eine Story für wirklich relevant hielt, all seine Kontakte in Bewegung gesetzt. Ich war so einer Geschichte auf der Spur, etwas von enormer internationaler Bedeutung. Anfangs war Xaver natürlich skeptisch gewesen, dann hat er aber das Potential und die Dimension dahinter erkannt. Er verunglückte am Weg zu einem Treffen mit mir. Außerhalb der Redaktion.“

Henning runzelte die Stirn. „Außerhalb der Redaktion? Xaver hat doch alle seine wichtigen Termine in seiner Kommandozentrale im achten Stock auf Video festgehalten!“

Karl nickte und senkte seine Stimme. „Er hat mich spät am Abend angerufen und auf ein sofortiges Treffen bestanden. Aber dann –“, er blickte um sich, als hätte er Angst, belauscht zu werden, wirkte nervös, „wartete ich vergebens auf ihn. In über zehn Jahren Zusammenarbeit haben wir uns nicht einmal außerhalb der Redaktion getroffen. Alles sehr merkwürdig. Auf jeden Fall war bereits am Tag nach Xavers Tod ein neuer Mann auf seinem Stuhl. Wil Rütter. Er hat zuvor eine der EU-Presseinstitutionen in Den Haag geleitet. Niemand weiß, wie er an den Job als CEO der Gazette gekommen ist, es gab kein Hearing. Mir teilte der Aufsichtsrat galant per SMS mit, ich müsse mich damit abfinden, sonst könnte ich ja kündigen.“

Henning tupfte mit dem kleinen Handtuch Schweißperlen von seiner Stirn. „Nicht zu fassen. Du bist doch ein Grundpfeiler der Gazette. Um was ging es denn bei dem Treffen mit Xaver? Du machst mich neugierig!“

„Henning, das ist eine lange und sehr komplexe Geschichte. Hier sind so viele Kollegen, das ist nicht der richtige Ort. Außerdem, wie ich deinen Pupillen entnehme, ist es besser, damit zu warten, bis du wieder nüchtern bist.“

Henning blickte ertappt in den Spiegel und antwortete so klar wie möglich. „Ich fahre übermorgen zurück nach Salzburg.“

Karls überraschter Gesichtsausdruck sprach Bände. „Was machst du denn in Salzburg? Ich dachte, du lebst in Berlin?“

„Nicht mehr“, antwortete Henning und konzentrierte sich darauf, nicht zu aufgekratzt zu wirken. „Ich habe meine Wohnung in Berlin noch, aber ich brauchte eine Auszeit vom Trubel. Vor ein paar Jahren hat mir mein Onkel sein kleines Haus in Salzburg überschrieben, da bin ich jetzt schon einige Zeit.“

„Das Partytier Henning Lauritz in einer Kleinstadt“, bemerkte Karl mit ungläubigem Kopfschütteln, „ich fasse es nicht.“

„Ach, diese Zeiten sind lange vorbei“, Henning wirkte beinahe ein wenig resigniert. „Salzburg ist ideal für mich. Da weiß niemand, wer ich bin, keiner kennt meine Geschichte. Da bin ich nur ein weiterer Arbeitsmigrant aus Deutschland.“ Henning nahm eine seiner privaten Visitenkarten mit der Salzburger Adresse aus dem Portemonnaie und gab sie Karl.

Ohne sie zu betrachten, steckte Bartos die Karte in die Brusttasche seines Hemdes. „Ich fliege morgen Abend zurück nach Zürich. Lass uns doch zusammen zu Mittag essen.“

Die beiden Matrix-Agenten kamen gerade durch die Schwingtüre in den Waschraum. Henning hatte das Gefühl, die beiden würden sie beobachten. Er schob es allerdings auf die erweiterte Wahrnehmung durch das Pulver in seiner Nase.

Henning zog Karl ein Stück zur Seite, um den Anzugträgern Platz am Waschbecken zu machen. „Ja, gerne! Kennst du die Skybar in der Kärntner Straße?“

Karl beäugte die beiden Männer ebenfalls misstrauisch. „Ich werde sie finden. So gegen 13:00 Uhr?“

Henning öffnete die Tür zur Garderobe. Der Lärm der Party brach wie eine Woge über ihn herein. Er wandte sich noch einmal zu Karl um. „Gut! Mensch, ich freu mich wirklich, dass ich dich hier getroffen habe.“ Und das meinte Henning tatsächlich ernst.

Karl beugte sich zu Henning und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. „Nun, als ich erfahren habe, dass DU den Hauptpreis gezogen hast, musste ich herkommen.“

Sie verließen den Waschraum und waren wieder mitten im bunten Treiben der Partygäste. Alice und Geraldine kauerten gelangweilt auf einer der imposanten Couchen im Eingangsbereich. An der Milchbar, hier gab es ausschließlich hochprozentige Milchshakes, waren Peter und Wolf in ein Gespräch mit einer dänischen Boulevard-Journalistin vertieft.

Henning hatte seine Kopfschmerzen vergessen. Doch kaum befand er sich zurück im Gedränge, begann es in der linken Schläfe wieder zu pochen. Er zwang sich dazu, eine abschließende Runde durch den Club zu drehen, noch ein paar Hände zu schütteln und seinen Erfolg auszukosten. Dann wollte er so schnell wie möglich mit den Models ins Hotel verschwinden. Henning bestellte einen Wodka Silver an der Bar und schlenderte durch die Menschenmenge.

Der DJ stand an den Turntables und spielte Die Roboter in einer der letzten Versionen von Kraftwerk. Sie überarbeiteten das Original aus dem Jahr 1978 beinah jährlich. Henning wollte einmal ein Buch über die Menschmaschine aus Düsseldorf schreiben, deren Mastermind Ralf Hütter hatte am Tag vor dem Erstgespräch aber abgesagt. Und so verlief das Projekt irgendwie im Sand. Wie so viele Vorhaben, die Henning in den letzten Jahren einfach schleifen ließ. Er hatte nicht mehr den Biss, der ihn einmal ausgemacht hatte.

Henning hatte genug für den Abend. Er leerte das Glas mit einem Schluck und lenkte seine Schritte Richtung Ausgang. Plötzlich stellte sich ihm ein stämmiger Mann den Weg.

„Entschuldigung, bitte“, sagte Henning und versuchte, links an dem Mann vorbeizugehen. Dieser jedoch machte einen Schritt nach rechts und versperrte Henning erneut den Weg.

Jetzt erst betrachtete Henning den Fremden genauer. Seine grünen Augen wirkten durch die dicken Brillengläser riesengroß.

Mit eindringlicher Stimme sprach er Henning an. „Dass Sie diesen Preis genau in diesem Moment erhalten haben, hat seine Gründe.“

Henning war total verblüfft. Er setzte gerade zu einer Frage an, als der Mann ihm zuvorkam.

„Sie müssen weit zurückblicken, um zu verstehen. Aber das werden Sie. Wir vertrauen auf Sie. Enttäuschen Sie uns nicht!“

Die Musik, das viele Kokain, diese Stimme. Henning stand da wie versteinert. Aus den Boxen dröhnte jetzt fast schon schmerzhaft laut Bad Kingdom von Moderat. Eine verzerrte Stimme sang „This is not what you wanted“, wie passend. Henning starrte den Fremden an, der für seine Größe um einige Kilo zu viel wog. Er sah ein wenig aus wie Jason Statham, der seine maskuline Ausstrahlung unter einer Schicht Fett verborgen hielt.

„Woher kennen wir uns?“, stotterte Henning.

Der Mann blickte ihm in die Augen. „Sie kennen mich nicht. Ich hingegen weiß alles über Sie.“

In diesem Moment torkelte eine Frau, beide Hände vor den Mund gepresst, gegen Henning. Ihr war offensichtlich übel.

Henning wich aus, verlor für einen Moment sein Gleichgewicht.

Als er seine Fassung wiedergefunden hatte, war der geheimnisvolle Unbekannte verschwunden.

Hennings Herz raste. Er blickte sich um. Wo war der Fremde hin? Das Kokain schärfte zwar seine Wahrnehmung, doch der mysteriöse Kerl schien vom Erdboden verschluckt.

Henning hetzte hoch auf die Galerie. Am hintersten Tisch sah er Michael Moore. Abgeschirmt von vier Bodyguards, die alle aussahen wie geklont. „Aha, da gehören die Agenten aus der Matrix also hin“, sagte Henning zu sich selbst. Er beugte sich über die Balustrade aus Glas, versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Doch es war zu dunkel, um jemanden zu erkennen.

Henning lief die Treppe hinunter, überquerte die Tanzfläche und unterbrach Peter und Wolf in einem hitzigen Gespräch über Sullivan Stapelton, den Wolf bei einer Premiere in LA kennengelernt hatte.

Die beiden blickten besorgt, denn Henning sah gar nicht gut aus.

Mit rasenden Pupillen und außer Atem hechelte er: „Peter, hast du so einen stämmigen Mann mit Glatze und dicken Brillen gesehen?“

„Welchen der hundert Anwesenden hier meinst du denn?“, fragte Peter in seinem gewohnt sarkastischen Ton.

Wolf schmunzelte, er liebte Peter für seine Spitzfindigkeit.

Henning fand das in seiner Verfassung nicht lustig. „Lass stecken!“, zischte er genervt. „Ganz in Schwarz gekleidet.“

Peter blickte durch den Raum. Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Gut, das beschränkt die Auswahl immerhin auf rund 80 Prozent der Anwesenden“, und erntete einen vernichtenden Blick.

„Ich denke, es ist wirklich Zeit für dich“, flüsterte Peter und legte Henning freundschaftlich den Arm um die Schulter.

Henning zitterte, sein Hemd klebte schweißnass am Rücken. „Ich hatte gerade eine befremdliche Begegnung mit einem schwammigen Jason Statham samt Fliege-Puck-Brille“, erzählte er mit vor Aufregung bebender Stimme. „Er sah aus wie ein Insekt.“

Peter nahm ihn in die Arme. „Henning, bitte! Ich bringe dich jetzt ins Hotel. Es war ein bisschen viel für dich heute Abend.“

Henning riss sich los und knurrte beleidigt: „Das war keine Vision oder ein Drogenflash! Der Kerl war echt!“

Er machte auf dem Absatz kehrt und tauchte ohne Gruß in die im Takt schwankende Menschenmenge ein.

FREITAG, 6. MAI

3_ Wien | SO/Vienna

Henning lag erschöpft von stundenlangem, hemmungslosem Sex auf dem riesigen Bett und starrte aus dem raumhohen Panoramafenster. Im Osten kroch bereits die Morgendämmerung über den Horizont.

Die Party war noch voll im Gang gewesen, als er den Limousinen-Service gerufen hatte und sich zusammen mit Alice und Geraldine ins schicke SO/Vienna chauffieren ließ.

In seiner Sky Suite mit grandiosem Blick über die Dächer von Wien vergnügten sie sich bei Wodka-Red Bull und Koks. Die beiden Models schienen niemals müde zu werden. Alice hatte in ihrer Hermes-Clutch auch noch ein Briefchen MDMA mitgebracht, das sie ebenfalls mit dem silbernen Röhrchen durch die Nasen zogen.

Henning fühlte sich aufgeputscht, er konnte aber kaum noch etwas spüren. Die Chemikalien hielten den Körper wach und leistungsfähig, seine Nervenenden aber waren beinahe taub.

In seinem Hirn drehte sich jenes quälende Karussell, das er nur zu gut kannte. Kurze Filme blitzten im Stakkato auf, nur für Bruchteile von Sekunden. Gleich einem alten Diaprojektor, dessen Karussell sich weiterdreht, startete ein Gedankenporno nach dem anderen.

Der mysteriöse Mann mit den grünen Insektenaugen. Klick. Alice und Geraldine. So viele vorgetäuschte Orgasmen in so kurzer Zeit. Ja, sie hatten einen Special-Award verdient. Ein goldener Doppeldildo als Trophäe. Henning schüttelte sich vor Lachen. Klick. Karl Bartos ist so fett geworden. Klick. Ich weiß alles über Sie!

Obwohl Henning bis zum Anschlag in Alice steckte, die über ihm kniend in spitzen Schreien „Schneller! Härter!“ forderte, empfand er rein gar nichts. Gelangweilt schob er Geraldine, die gerade Alice von hinten umfasste und deren Brüste massierte, ein wenig zur Seite, um besser aus dem Fenster blicken zu können.

Die Sonne ging auf. „Hallo, neuer grauenhafter Tag!“, dachte er.

Der große Turm des Stephansdomes ragte in den blauen Himmel, ein Schwarm Vögel umkreiste ihn. Sie sahen von hier aus wie kleine Mücken. Klick. Alice: „Du bist so groß!“ Klick. Einer dieser Punkte löste sich aus dem Schwarm. Klick. Geraldine: „Jaaaaa!“ Klick. Was für ein Turbovogel! Klick. Alice: „Ich komme schon wieder, ja!“ Klick: „Dieses Mistvieh kommt genau auf mich zu!“

Henning erstarrte unter den beiden Mädchen. Das war kein Vogel! Der Punkt glänzte metallisch in den ersten Sonnenstrahlen. Er wurde größer! Gebannt bäumte Henning sich auf.

„Jaaaaa, tiefer!“, schrie Alice, die seine Bewegung fälschlich als Lust deutete. Er starrte aus dem Fenster, hatte das Gefühl, seine Augäpfel würden gleich aus den Höhlen springen, während Alice ihn heftiger ritt und Geraldine sich hinter ihre Schwester kniete, um seine Hoden zu lecken. Klick. Ein hochfrequentes Sausen, im nächsten Augenblick bedrohliches Tosen. Henning erkannte in dem glänzenden Punkt den Sprengkopf einer Rakete, die zielgenau auf sein Fenster zuraste. Fuck! Immer größer, immer näher. Panoramablick in die Hölle. Weg! Weg! Ich muss hier weg, sofort! Henning wollte die beiden Mädchen von sich schütteln. Doch Geraldine steckte ihm einen Finger in den Anus, und er kippte überrascht nach hinten.

In Zeitlupe zerbrach die Scheibe. Alice riss gerade ihren Kopf nach hinten, spannte ihren makellosen Körper, öffnete lüstern den Mund, um ihren Orgasmus herauszuschreien, als der Sprengkopf zündete.

Hennings Wahrnehmung eskalierte. Die glänzende Ummantelung des Sprengkopfes barst in Tausende Splitter. Ein Feuerball erfüllte das Zimmer. Die Haare der beiden Mädchen kräuselten sich, ihre Augen traten aus den Höhlen. Ihre so makellose Haut warf Brandblasen auf, die einen Augenblick später mit einem zischenden Staccato platzten. Wie Schneeflocken aus dem Schattenreich schwebten die stinkenden, verkohlten Hautfetzen auf Hennings Brust nieder. Die hochwertigen Kunstdrucke verschmolzen mit der Wandtäfelung, prasselnd warf der Parkettboden Blasen, und die Designerlampen explodierten. Splitter bohrten sich wie Tausende kleine Messer in ihre Körper. Die folgende Druckwelle ließ ihre Knochen mit einem erschütternden Knirschen bersten. Geraldines Kopf schleuderte gegen Alices Schädel, und beide vereinten sich zu einer spritzenden, roten Masse. Ihre Körper wurden durch die Explosion zerrissen, ein Arm wirbelte durch die Luft und landete zuckend auf dem Schreibtisch. Während Alices Hüften noch saugend auf ihm auf und ab glitten, kippte ihr Torso nach vorne, und ein Schwall Blut aus dem Stumpf ihres Halses klatschte Henning ins Gesicht.

4_ Wien | Volksgarten

Peter und Wolf hatten nach der Party noch einen Abstecher in einen etwas in die Jahre gekommenen Szeneclub gemacht. Die Musik war laut, die Luft schlecht, also beschlossen sie, einfach durch das schöne Wien zu spazieren.

Es war überraschend warm in dieser Nacht. Im Volksgarten, einem der unzähligen Parks im historischen Zentrum der Stadt, setzten sie sich auf eine Bank und warteten auf die ersten Sonnenstrahlen.

„Ich weiß, du sprichst nicht gerne darüber“, flüsterte Wolf in Peters Ohr, „aber warum ist Henning eigentlich so schräg drauf?“

Peter schwieg einen Moment, denn er wollte Hennings Vertrauen auf keinen Fall verraten. „Das ist eine lange Geschichte.“

„Wir haben Zeit“, sagte Wolf und steckte Peter die Zungenspitze ins rechte Ohr.

Dieser zuckte kitzelig weg und rieb seine Ohrmuschel.

„Alles begann am 9. Oktober 1990. Es war ein Dienstag. Henning war damals knapp vierzehn. Als er von der Schule nach Hause kam, war es still im Haus. Ungewöhnlich. Denn seine Mutter hörte immer Radio, während sie für ihn kochte. Sie zauberte jeden Tag frisches Gemüse in unglaublichen Variationen auf den Tisch, damit er seine Kilos verlor und seine Haut sich besserte.“

Peter fröstelte. Er drückte sich noch näher an Wolf. „Seine Mutter hat nie erfahren, dass er sich täglich auf dem Schulweg Schokoriegel gekauft hat, die er heimlich in seinem Zimmer gegessen hat, während er sich auf die Mädchen im Playboy aus dem Altpapier des Nachbarn einen runterholte.“

Wolf schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Danke für die Details.“

„Auf jeden Fall war an diesem Tag niemand da. Am Küchentisch stand ein Teller mit zwei Sandwiches, daneben eine Dose Cola Light, unter dem Teller eine Nachricht:

Papa ist im Krankenhaus. Schwabinger Klinik. Ich bin bei ihm. Koche am Abend für dich. Hab dich lieb, Mama

Wolf schenkte Peter ein Lächeln. „Du erzählst die Geschichte, als hättest du sie selbst erlebt.“