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Volker Elis Pilgrim

Hitler 1 und Hitler 2

Viertes Buch

Doktor Frankensteins Supergau

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Erste Auflage 2019
© Osburg Verlag Hamburg April 2019
www.osburgverlag.de
Alle Rechte vorbehalten,
insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags
sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen,
auch einzelner Teile.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form
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ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert
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verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Lektorat: Wolf-Rüdiger Osburg
Umschlaggestaltung: Judith Hilgenstöhler, Hamburg
Satz, Layout: Hans-Jürgen Paasch, Oeste
Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck
Printed in Germany
ISBN 978-3-95510-184-8
eISBN 978-3-95510-193-0

Inhalt

AUFTAKT

VERRISS DER MILITÄRPSYCHIATRIE-SZENE VON 1914–1924

Strukturalistisches Vorwort

I. DAS ERSTE VERBRECHEN DER MILITANTEN WELTKRIEG-I-PSYCHIATER

II. DAS »ZITTERER«- UND »STOTTERER«-SYSTEM DER »KRIEGSNEUROTISCHEN« »IRRENÄRZTE«

HITLERS GEISTARZT

I. WER WAR »DR. MABUSE«?

II. OBJEKTIVE GEGEBENHEITEN

III. SUBJEKTIVE FAKTOREN

IV. FORSTERS MUTTER IM HAUPTARCHIV ORTET IHREN SOHN IN PASEWALK

V. FORSTER ALS HITLERS ARZT IN PASEWALK – KONKURRENZLOS

ICH-KERNSCHMELZE

I. DIE VIER ZUSATZVERGEHEN DER MILITÄRPSYCHIATER

II. »DER AUGENZEUGE« – KEIN SCHLÜSSELROMAN

III. DIE WESENSVERÄNDERUNG

STAATSTERRORIST

1. BIO-KRIMEN – DIE HEIDELBERG-UNTERSCHLAGUNG

2. BIO-KRIMEN – FÄLSCHUNG SEINES GEBURTSDATUMS

3. BIO-KRIMEN – DER AUSSERORDENTLICHE PROF.-HOCHSTAPLER

4. BIO-KRIMEN – »WER RUFT MIR« AUS GENFFF?

5. BIO-KRIMEN – VOLLENDETER BETRUGSVERSUCH

DIE DOKUMENTE ZU FORSTERS GENTER OKKUPANTEN-DOZENTUR

E. FRANKENSTEIN

I. ENTSCHÄRFUNG DES HITLER-FORSTER-»BLINDGÄNGERS«

II. FORSTERS BERUFS-KRIMENVON SICH AUF ANDERE SCHLIESSEN

III. FORSTER VOLLENDET FRANKENSTEIN

SCHLAFENDER SERIENKILLER HITLER 1

I. UNGLEICH UNTER SEINESGLEICHEN

II. DAS KNOW HOW DER VERDRÄNGUNG DES SERIENKILL-TRIEBES

MIT SEINEN EIGENEN HÄNDEN

Werke und Zeugnisse

Auszug aus Edmund Forsters Schrift- und Sprechtum

Abkürzungen

Bildnachweis

Personenverzeichnis

AUFTAKT

Der Spiegel titelte 2008 zum 75. Jahrestag der Reichspräsident-Hindenburgschen Übergabe der Reichskanzlerschaft an Adolf Hitler: »Vor 75 Jahren wurde ein Obdachloser aus Österreich Reichskanzler.« (Bönisch/Wiegrefe)

Durch die Entdeckung einer Wiener kriminalpolizeilichen Akte konnte der seit der Falschaussage von Hitlers viertem Freund, Reinhold Hanisch, umlaufende Irrtum korrigiert und die lückenlose Chronik von Hitlers in Wien gemieteten Zimmern präsentiert werden: Hitler war nie Obdachloser und entsprechend eines weiteren Fundes spätestens seit dem 1. Juli 1919 Deutscher, was sich 2019 zum 100. Mal jähren wird (drittes Buch).

Das Ergebnis des vierten Buches: Vor 86 Jahren wurde der monströseste Homunkulus der Welt, entsprungen den Menschenversuchs-Laboren der Militärpsychiater in »Kriegsneurotiker«-Stationen oder »Irrenanstalten«, deutscher Reichskanzler.

Im Ersten Weltkrieg herrschte einer der folgenreichsten Irrtümer in der Medizingeschichte: Neuropsychiater bildeten sich ein, die Symptome gasvergifteter Soldaten seien hysterischer oder simulativer Art. Sie versuchten, mit menschenfeindlichen psycho-physisch invasiven Methoden die Erkrankten wieder front- und Ende 1918 wieder arbeitsfähig zu machen. Dabei passierte dem militärpsychiatrischen Scharfmacher, dem Berliner Sanitätsoffizier Prof. Dr. Edmund Forster, bei der Hypnotisierung des durch Giftgasgeschosse verstummten Gefreiten und Meldegängers Adolf Hitler der »Supergau« der Geschichte. Forster zündete aus Versehen die im jungen Hitler verdrängte angeborene Serienkiller-Anlage, die sich die ungewöhnlichste Bahn eines dieser männlichen Zerstörer brach, nämlich die politische bis zum Erreichen der Landesherrschaft und zum Betreiben des Zweiten Weltkriegs mit Völkermord und Millionen von Bombenopfern.

Dass der unter Hypnose extrem veränderte Hitler diese Macht mit diesen exorbitanten Folgen erreichen konnte, hängt mit einem Mechanismus innerhalb des hypnotischen Geschehens zusammen: »Es gibt Suggestion ohne alle Hypnose, die Wachsuggestion, und hypnotische Suggestion. Die Suggestion ohne Hypnose, die Wachsuggestion, hat wichtige Beziehungen zur Kriminalität. Wir kennen die Fälle von Hörigkeit, von geistiger Sklaverei. Wir kennen auch das Suggerieren von Wahnideen (induziertes Irresein). Wir finden dieses Hörigkeitsverhältnis oft zwischen dem Hypnotiseur und seinem Medium. Außer der Hypnose ist für das Wirksamwerden von Suggestionen eine gewisse Bereitschaft der Seele notwendig, eine Neigung, sich Suggestionen hinzugeben.« (Nobelpreisträger Julius Wagner-von Jauregg – aus seinem Vortrag auf der Sitzung der Gesellschaft der Ärzte in Wien am 13. Juni 1919, in: Wagner-Jauregg 19)

»Viel mehr als in öffentlichen Schaustellungen wird in Privatkreisen hypnotisiert, und zwar in allen Bevölkerungsschichten. Mehrfach konnte beobachtet werden, dass Kriegsneurotiker hypnotisieren, die früher in Lazaretten durch Hypnose geheilt worden waren.« (Neuropsychiater M. Seige während der Diskussion zu dem Vortrag seines Kollegen, Johannes Heinrich Schultz, Gesundheitsschädigungen nach Hypnose auf der Jahresversammlung des Deutschen Vereins für Psychiatrie zu Dresden am 25. und 26. April 1921, in: Schultz 21/22)

Was Hitler 1 im Oktober/November 1918 vom deutschen Militärpsychiater Edmund Forster hypnotisch angetan wurde, das tat er in hypnotischem Fortsetzungszwang den Deutschen an. Er mutete ihnen eine schauderhafte Wesensveränderung zu. Er hypnotisierte sie zu einem anderen Volk. Er machte aus einem »Volk der Dichter und Denker«, der Komponisten und Erfinder, der Aufklärer und Entdecker, ein Volk von Vergasern. Die Deutschen befanden sich 1933 auf einer niederen politischen Nationsstufe. Sie waren erst seit 1871 ein »Reich«, die Briten und Franzosen, Polen und Skandinavier schon seit 100en von Jahren. Einem gerade Halbjahrhundert-jungen Volks-Kleinkind konnte so etwas wie das hypnotische Erliegen dem Massensuggesteur Hitler 2 passieren.

»Man weiß, wie diese Suggestivwirkung (die sich zumeist offenbar nur beim Hören, jedoch nicht beim Lesen von Hitlers Reden eingestellt hat) durch eine bis dahin nie dagewesene Propaganda unterstützt worden ist.«

»Alles an Hitler ist unecht gewesen. Seiner Stimme hat man schon am Radio anhören können, dass sie künstlich angenommen war: Seine Haltung und seine Bewegungen sind … theatralisch, sein Lachen ist verzerrt, seine Liebe zu Kindern geheuchelt, seine Schlichtheit Pose gewesen; und wenn er von dem ›Allmächtigen‹ gesprochen hat, so hat er jedes religiöse Gefühl auf das Tiefste verletzt. Selbst an den Größenwahn, den Hitler zur Schau getragen hat, kann ich als alter Psychiater nicht glauben …«

»›Er erschien mir‹, schreibt Dalehrus, ›mehr wie ein Geist aus einem Märchenbuch als wie ein richtiger Mensch‹ … Dass er gelogen hat, wo es ihm irgendwie zweckmäßig erschienen ist, steht ebenso fest …«

»Manchmal hätte es ausgesehen, ›als spräche aus Hitler ein anderer als er selbst‹. Er wäre dann ›ganz abwesend‹ gewesen, [Aussage von Emmy Göring.].«

»Alle Befehle zur systematischen Massenvernichtung sind … aus der ›Kanzlei des Führers‹ gekommen, also von Hitler selber erteilt worden.«

(Neuropsychiater Oswald Bumke [18771950] Erinnerungen und Betrachtungen, S. 168, 174176, 179)

»Gaskammern wurden auf persönlichen Befehl Hitlers erstmals in Charkow eingesetzt.« (Hitlers persönlicher Adjutant Otto Günsche und Hitlers Kammerdiener Heinz Linge im Buch Hitler [Eberle/Uhl, S. 196 f.])

Der erste große Hitler-Biograf der Jahrtausendwende, Ian Kershaw, publizierte 1991 die Urschrift zu seiner zweibändigen Hitler-Biografie von 1998/2000. Schon 1991 spricht Kershaw die befremdliche Wesensveränderung Hitlers an, überfliegt jedoch mit ein paar Sätzen das Thema, das zum Gegenstand von Hitler 1 und Hitler 2 gemacht wird. Der Ring des Tribunen folgt einem Geschichts-schreibenden Erfordernis, weil weder Kershaw noch Volker Ullrich und Peter Longerich sich in ihren großen Über-Tausend-Seiten-Biografien 2013 und 2015 mit Hitlers lebensgeschichtlicher Bruchzeit in Pasewalk beschäftigten.

Kershaw äußert sich darüber in seinem Buch von 1991, Hitlers Machtprofil betreffend, nur andeutungsweise: »Hitlers Macht – ein Rätsel. Hitler ist unter den Auspizien jeglicher Fantasie ein Sonder-Fall. In den ersten 30 Jahren seines Lebens war er ein Niemand. In den übrigen 26 Jahren seiner Existenz hinterließ er als Diktator Deutschlands und Anstifter eines völkermörderischen Krieges, der in der jüngsten Zeit die jähesten Abstürze zivilisierter Werte markiert, unauslöschbare Spuren und endete mit den Ruinen seines Landes und der meisten Länder Europas …

Hitlers Leben in seiner Jugend machte keine einzige Anspielung auf die Gestalt, die der Welt einst den Atem nahm. Im Gegenteil, auch die Weichen seiner Zukunft schienen in Richtung nichtssagendem Mittelmaß gestellt zu sein.«

Das ist in der Hitler-Biografik die schärfste Gegenüberstellung der »zwei Hitlers«. Und sogleich danach kommt Kershaws Raffung der Hitler-Stationen von Kriegsende über Pasewalk bis München – genauso wie in allen Gesamt-Biografien über den »toten Punkt Pasewalk« hinwegformuliert wird: »Für jemanden, der ›sich im Krieg eingerichtet hatte‹, waren die Nachrichten über Deutschlands Niederlage und Revolution – zu ihm gedrungen, als er sich, durch Senfgas erblindet, in einem Pommerschen Militärkrankenhaus befand – ein toller Schlag. Er war vorübergehend traumatisiert und aus den Angeln gehoben. Der in ihm angestaute Hass brach nun grausam aus ihm hervor.

Nach der Entlassung aus dem Lazarett arbeitete Hitler routinemäßig für die politische Überwachung von extremistischen Gruppierungen in München, wobei er in Kontakt mit der unreifen Deutschen Arbeiterpartei kam, die wie etliche andere solcher sektiererischer nationalistisch-rassistischer Zusammenkünfte gerade gegründet worden war. Sie wurde bald die Nazi-Partei, die ihn in die Aktivität der Münchner Bierhallen-Politik trug. Dabei bemerkten die Männer um ihn und er selbst, dass er ein ungewöhnliches Talent dafür besaß, die übelsten Vorurteile und Ressentiments auf demagogischste Weise zu artikulieren. Die Selbstwahrnehmung und das Selbstvertrauen eines politischen Agitators nahmen Gestalt an. Das war der Start seines Emporkommens aus der Anonymität.

Und doch, nichts zu dieser Zeit nahm seinen späteren meteoritischen Aufstieg vorweg. Er hatte keine politischen Erfahrungen, keine Position, noch Zugang zu den Korridoren der Macht.« (Kershaw 91, S. 1 f.)

Wer diese Zeilen liest, ohne ausführliche Kenntnisse über die Ursachen und Einzelheiten von Hitlers Wesensveränderung zu haben, bemerkt das Pasewalk-Loch nicht, über das Kershaw mehrmals hinweggeht und das bis zu den Büchern der neuesten Hitler-Gesamt- oder Detail-Biografen Ullrich (2013), Eberle (2014) und Longerich (2015) existiert:

»In den ersten 30 Jahren seines Lebens« »ein Niemand«. »In den übrigen 26 Jahren Anstifter eines völkermörderischen Krieges«. »Hitlers Leben in seiner Jugend machte keine einzige Anspielung auf die Gestalt, die der Welt einst den Atem nahm.« »… als er sich in einem Pommerschen Militärkrankenhaus [im nicht einmal genannten Pasewalk] befand – traumatisiert und aus den Angeln gehoben. Der in ihm angestaut Hass brach nun grausam aus ihm hervor.« »Dabei bemerkten die Männer um ihn und er selbst, dass er ein ungewöhnliches Talent dafür besaß, die übelsten Vorurteile und Ressentiments auf demagogischste Weise zu artikulieren. Die Selbstwahrnehmung und das Selbstvertrauen eines politischen Agitators nahmen Gestalt an. Das war der Start seines Emporkommens aus der Anonymität.« »Er hatte keine politischen Erfahrungen, keine Position, noch Zugang zu den Korridoren der Macht.«

Das stimmt für die Situation von Hitler 2 im November 1918. Und schon wieder ist um ein weiteres Mal über »die [vom Spiegel 2008 gestellte] Königsfrage der deutschen Geschichte: Wie konnte es im Januar 1933 zur Reichskanzlerschaft dieses Niemands kommen?« hinwegformuliert worden.

Eine der markantesten Folgen der Wesensveränderung von Hitler 1 zu Hitler 2 in Pasewalk: Der unbedarfte gutmütige Kunstmaler, im Ersten Weltkrieg beflissen dienende Soldat und Meldegänger, erfuhr durch seine Pasewalker Hypnose eine »starke Abänderung« seines »seelischen Geschehens« – wie »durch die Rauschgifte Opium, Haschisch, Meskalin u. a.« (Neuropsychiater Konrad Zucker).

In den Teilen des vierten Buches, Ich-Kernschmelze und Staatsterrorist, werden 17 Merkmale der »starken Abänderung« von Hitlers »seelischem Geschehen« vorgeführt. Mit einem 18. muss »mit der Tür ins Haus« des Auftaktes gefallen werden:

Hitler erlangte durch die ihm widerfahrene Alchimie von Pasewalk noch zusätzlich eine öffentlich nicht sichtbare Fähigkeit. Er wurde nicht nur ein Massendompteur, sondern hatte auch einen psychischen Magnetismus neu erworben, mit dem er alle Personen an sich heranzuziehen vermochte, die ihn bei seinem »meteoritischen Aufstieg« zum Beherrscher Deutschlands essentielle Hilfestellungen leisten konnten: Es begann 1919 mit Hauptmann Karl Mayr in der Münchner Abwicklungs-Armee, setzte sich 1921 fort mit dem Siemens-Manager Dr. Emil Gansser, mit dem Hitler der Durchbruch zu seinen Sponsoren in der Industrie inklusive den Schweizer Banken gelang. Er entkorkte vibrierendste Gefühle für seine Person von Kulturindustriellen-Gattinnen, wie der Flügel-Produzentin Helene Bechstein und der Kunstbuch-Verlegerin Elsa Bruckmann, die beide ihm Schienen in die Oberschichten legten, ihn modisch fit machten und wohnlich luxuriös einrichteten. Die Spitze: Er nahm 1922 den gerade ernannten bayerischen Justizminister Franz Gürtner so für sich ein, dass Gürtner zu Hitlers zehn Jahre wirkendem »stillem Schutzengel« wurde und alle seine zuchthauswürdigen Verstöße gegen die deutsche Rechtsordnung ausbügelte (drittes Buch, Der »stille Schutzengel«).

VERRISS DER MILITÄRPSYCHIATRIESZENE VON 1914–1924

Strukturalistisches Vorwort

I. DAS ERSTE VERBRECHEN DER MILITANTEN WELTKRIEG-I-PSYCHIATER

Bevor der eine Militärpsychiater, der Hitler falsch behandelte, mit 18 Indizien dingfest gemacht und das Verfahren durchleuchtet wird, das Hitler 1 zu Hitler 2 befördert hat, muss das Koordinatensystem entblößt werden, in dem sich alle Militärpsychiater zur Weltkrieg-I-Zeit bewegten. Die Darstellung dieses ideologischen Komplizen-Bezugsnetzes ist primär wichtig, um den einen Täter verständlich machen zu können, der kein Einzelfall war, sondern den nur zufällig das Los traf, an dem braven Soldaten Adolf Hitler einen folgenreichen ärztlichen Kunstfehler zu begehen.

Alle Militärpsychiater haben die real erkrankten Soldaten als »Nervenbündel« konstruiert, um sie mit 20 verschiedenen geistig-psychischen Verfahren »wieder auf Vorder(front)mann zu bringen«. Doch es muss unbedingt noch der von der bisherigen Psychiatrie-Kritik versäumte Schritt zuvor gemacht werden: Nicht erst die falsche Behandlung war das Wissenschafts-Verbrecherische der Militärpsychiater, sondern schon die falsche Diagnose. Dieses Verbrechen der Militärpsychiater kann erst dann verstanden werden, wenn die Revue der Neuro-Physiologen anschaulich gemacht wird, die die Gasvergiftungen im engeren und weiteren Sinne medizinisch als das definierten, was sie waren – real-physische Verletzungen, die nichts mit dem Thema »Neurose« zu tun hatten. Wenn, dann handelte es sich höchstens um psychische Begleiterscheinungen und meistens um Spätfolgen, die auch in diesem Endstadium immer noch nicht allein in das Gebiet von »Seelenärzten« gehört hätten.

Vor allem muss klargemacht werden: Die Mililtärpsychiater haben sich nicht geirrt oder befanden sich auf dem »falschen« diagnostischen »Dampfer«, weil die Zeit es nicht besser wusste, mit den subtilen Verletzungen der Soldaten adäquat umzugehen. Es werden sogleich 50 ärztliche Erhebungen vorgeführt, die sämtlich in damals bekannten und griffbereiten Fachmedien publiziert wurden. Und diese 50 sind mehr als die Zahl der neuropsychiatrischen Hardliner, die die Frevel an den real verletzten Soldaten begingen. Das waren 42, wie im Einzelnen aufgeschlüsselt wird. Sie fegten alles Physiologisch-Ursächliche beiseite, um sich den Erfordernissen der Heerführer anzupassen, mit 20 verschiedenen psycho-invasiven Techniken im Eilverfahren die erkrankten Männer wieder Front-einsatzbereit zu machen. Die Hardliner hätten sich das bessere Wissen der Physiologen zur wissenschaftlichen Brust nehmen können, was sie absichtlich nicht taten. Die Psychiatrie-Kritik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts behält Recht. Die Misshandlung der erkrankten Soldaten ist eine – der »Euthanasie« zuvor begangene – Schuld der herrschenden Minderheit einer medizinischen Sparte.

Mit der Klärung: Es war nicht das »gelbe Kreuz«, sondern der »weiße Stern«, dessen Gas Hitlers zweite Kriegsverwundung verursachte – das heißt, er war nicht anhaltend »vollständig erblindet«, sondern Sprachlos –, mit dieser Feststellung beginnt die Tragödie des österreichisch gebürtigen, im 16. Bayerischen Reserve-Infanteri-Regiment aufgenommenen Kriegsfreiwilligen, späteren Gefreiten und Meldegängers Adolf Hitler.

Wegen seines Symptoms »stumm« rutschte er in eine psychiatrische Kategorie, die nichts mit seiner realen Krankheit zu tun hatte. Hitler wurde irgendwann im Laufe seiner Voruntersuchungen im Bayerischen Feldlazarett 53 Oudenaarde, in der Krankensammelstelle Oudenaarde und in der Krankensammelstelle Gent medizinisch falsch eingeschätzt (drittes Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG EINS und DREI). Anstatt seine – von Chlorine-Phosgen-Gasen verursachten – Leiden in seinem Hals mehr oder weniger sich selbst zu überlassen und den Heilungsprozess von ein paar Wochen einem »Genesungsheim« im Front-nahen Westdeutschland zu überantworten, wurde er als »Kriegsneurotiker« eingestuft. Das geschah gegen die eindeutige Verwundungsurrsache seiner »Gasvergiftung« mit »Weißem Stern«. Doch da es keine Mitverwundeten gab – niemanden sonst, der an Hitlers Seite von dem britischen Spontan-Mörser auch einen »Denkzettel« mit »Weißem Stern« bekommen hatte –, nahmen spätestens die Ärzte in der Genter Krankensammelstelle an: Alles an Hitlers »Sprachlosigkeit« sei nur »Einbildung«, falls nicht sogar Simulation!

Er konnte seine real geschehene Beschießung mit »Weißem Stern« nicht beweisen. Sie war so gut wie unbemerkt vom übrigen Regiment List vonstatten gegangen – wie ein plötzlicher feindlicher Gewehrschuss passiert, der verwundend oder tödlich trifft. Da weiß der Getroffene auch nicht genau, woher sein »Schicksals-Schuss« gekommen ist, welcher feindliche Soldat mit welchem Geschoss die Kugel abgefeuert hat, wer exakt der »Täter« war.

Dieses »unverhofft« und »unversehens«, »unbemerkt« und »überraschend« ist im Ersten Weltkrieg eine Alltäglichkeit gewesen. Die großen Sperr- und Trommelfeuer wiesen sich von selber nach – mit unzähligen Getroffenen. Doch das Leise-Unheimliche eines zufälligen Erwischtwerdens, dieses später verwitzelte »Von hinten durch die Brust ins Auge« – genau das ist Hitler am 15. Oktober 1918 passiert, wobei es für ihn heißen muss: »Von vorne durch den Mund in den Hals«.

Das »Satanische«: Gerade beim von den Folgen her fast harmlos wirkenden Chlorine-Giftgas »Weißer Stern« sieht man nach kurzer Zeit nichts mehr an den Organen, um es als Ursache der Nerven-Organ-Irregulation fassen zu können, die aber trotzdem da ist und eine Weile bleibt und sehr bald nach der Gasverwundung als ursachenlos erscheint. Wegen des Verschwindens einer nachweisbaren Ursache wurde der fatale diagnostische Irrweg in die – von den Militärpsychiatern ständig beschworene – »Funktionalität« beschritten. »Funktionell« = »außer Betrieb«! Aber für die Militärpsychiater keine organische Ursache fassbar. Dann psychisch, also »hysterisch« und damit abgestempelt als »kriegsneurotisch«. So einfach wurde das in 10 000en von Fällen gehandhabt.

Hitler war vier Wochen lang stumm. Seine zweite Kriegsverwundung »stumm« dominierte seinen Pasewalker Lazarett-Aufenthalt so sehr, dass er diesen vier Wochen ein eigenes Kapitel in seiner ersten Autobiografie Leben und Reden widmete. Seine anderen Lebens-Phasen von mehreren Monaten bis zu einigen Jahren werden nur gestreift. (Hitler 23, S. 3 ff., drittes Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG DREI)

Die militärpsychiatrische Fehldiagnose im Fall des Soldaten Adolf Hitler – »Kriegsneurotiker« anstatt »Kriegsverwundeter« – ist der Ausgangspunkt zur bisher größten Katastrophe der Menschheit. Den ersten nachweislichen Teil der Fehldiagnose beging das Team in der Krankensammelstelle Gent, den zweiten Teil der Leiter der »Kriegsneurotiker«-Station im Reserve-Lazarett von Pasewalk. Auch die ersten beiden Untersuchungszentren, das Bayerische Feldlazarett 53 Oudenaarde und die Krankensammelstelle Oudenaarde, sind an dieser Fehldiagnose beteiligt, weil sie Hitler ab dem Feldlazarett des Regiments List falsch einschienten. Dieses Feldlazarett hätte ihn sogleich irgendwohin um die Ecke zum »genesen« verschicken müssen und nicht auf den komplizierten und langatmigen Diagnoseweg überweisen dürfen, der ihn ins Neuro-Psychiatrie-Fahrwasser »abgleiten« ließ (drittes Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG EINS).

Der Gent-Folgen-Forster

Ohne Vorgriffe und Rückbezüge geht die ultra-komplizierte Wahrheitsfindung in Hitler 1 und Hitler 2 nicht. Selbstverständlich kann bei Vorgriffen und Rückbezügen nicht schon oder noch einmal mit dem wissenschaftlichen Apparat aufgewartet werden.

Ist gemäß des Dramatikers Peter Hacks »die Wissenschaft ein Handwerkszeug im Schrank der Kunst«, so muss auch die Kunst als ein Handwerkszeug im Schrank der Wissenschaft akzeptiert werden. »Kunst« hier im Sinne von »Novelle« verstanden, die Goethe als »unerhörte neue Begebenheit« definierte, aus der das »unerhörte neue gesellschaftliche Verhältnis entsteht« (Hebbel).

Obwohl die gesamte Tragödie von Hitlers Pasewalk erst ab dem Hauptteil Hitlers Geistarzt wissenschaftlich auseinandergesetzt wird, muss hier zum Verständnis der Weichenstellung in Richtung Hitlers militärpsychiatrischer Fehlbehandlung schon über eines der Ergebnisse des vierten Buches informiert werden. Es gab nicht nur einen persönlichen Bezug zwischen der Krankensammelstelle Gent und dem Leiter der »Kriegsneurotiker«-Station in Pasewalk, Edmund Forster, sondern auch einen fachärztlich-spezialistischen Zusammenhang.

Bekannt ist bisher nur der Greifswalder Forster (Armbruster) und der Familien-Forster (Lewis). Der Charité-Forster und der Gent-Folgen-Forster liegen noch vollständig im Dunkeln. Der Gent-Folgen-Forster mündete in den Pasewalk-Forster, dem der ärztliche Kunstfehler am gasvergifteten Meldegänger Adolf Hitler unterlief.

Der deutsche Neuropsychiater Prof. Dr. Edmund Forster war in Gent für drei Monate lang »Mr. Neuro« gewesen. Er hatte zwischen Juni und August 1918 den Lehrstuhl für Neurologie an der Genter Universität inne, der in Belgien zur Weltkrieg-I-Zeit nicht wie in Deutschland mit der Psychiatrie »verschweißt« war. Forster hatte demnach neben seiner Tätigkeit als Universitätsneurologe noch Zeit und Kraft, sich zwei weiteren Aufgaben zu widmen. Ihm war innerhalb der von ihm geleiteten Nervenabteilung im Städtischen Krankenhaus eine Spezial-Station für Hirn(schuss)verletzte eingerichtet worden. Und er war gleichzeitig der Direktor der Krankensammelstelle Gent – alles jedoch nur bis einschließlich Ende August 1918.

Als Auch-Soldat, als »Marine-Stabsarzt der Seewehr« im Range eines Kapitänleutnants, hatte Forster, geboren 1878, ab der Wende von seinem zweiten zu seinem dritten Lebensjahrzehnt (1898 ff.) neben seinem Studium der Medizin das Handwerk der Kriegsführung erlernt und später sogar beherrscht. Die deutsche Besetzung von Belgien im August 1914 war für fast vier Jahre – trotz vieler Anstürme durch die Allierten – unantastbar stabil gewesen. Forster hatte sich unter diesen Umständen zugetraut, als Deutscher mit fließendem Flämisch/Niederländisch – da er bis zum Ende seines zweiten Lebensjahrzehnts in Amsterdam aufgewachsen war – den Lehrstuhl für Neurologie mit den beiden Nebenpositionen in der Krankenhaus-Nervenabteilung mit Hirnverletzten-Station und der Krankensammelstelle Gent einzunehmen.

Doch weil genau einen Monat nach Beginn von Forsters Tätigkeit in Gent, ab Juli 1918, das Kriegsglück der Deutschen verschwand – sie verloren plötzlich eine Schlacht nach der anderen –, bekam es der Kapitänleutnant »mit der Angst zu tun«. Er brach sein Genter universitär-wissenschaftliches Tripel-Abenteuer ab. Daran klebte kriegsbedingt zu viel Okkupatorisches. Und Forster wusste nicht, was nach einem Sieg der Allierten über Deutschland mit dem Genter Besatzer-Professor gemacht werden würde. Er ließ sich am 3. September 1918 von seinem militärärztlichen Vorgesetzten irgendwohin nach Deutschland zurückkommandieren. Die erste Station seines »irgendwohin« war Pasewalk, in dessen Reserve-Lazarett Forster zwischen 3. September 1918 und Ende Dezember 18/Anfang Januar 19 die Position des »ordinierenden« Arztes der dortigen Nerven-Abteilung einnahm (drittes Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG VIER, 4. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG ZWEI, III). Forsters Karriereknick eines »abgebrochenen«, aus seiner Position geflohenen Professors war das Undenkbarste für einen Universitätsakademiker, glich einer Straftat und musste ultra-geheim gehalten werden. Deshalb die mysteriöse Zeugnis-Einebnung von Forsters Pasewalk, das in Hitlers Geistarzt jedoch mithilfe einer Vielzahl gefundener Scherben in einer Art medizinhistorischer Troja-Rekonstruktion wieder aufgebaut wird.

Während der Zeit, in der die Krankensammelstelle Gent den Patienten Adolf Hitler zwischen 18. und 20. Oktober 1918 zu begutachten hatte, war das dortige Team erst eineinhalb Monate von seinem ehemaligen Direktor Forster getrennt. Forsters nähere Berührung mit Gent reicht in das Jahr 1916 zurück. Er war seit Ende 1916 in der Genter Universität mit einer Vorlesungsreihe über Histologie – Gehirngewebe-Lehre – hervorgetreten und hatte ebenfalls Vorträge in Genter medizinischen Gesellschaften gehalten. Das alles geschah neben seiner militärpsychiatrischen Kriegsfunktion ab Januar 1915 als Leiter der Nervenabteilung des Marine-Lazaretts II in Brügge (nahe Ostende). Forster war vor allem wegen seines fließenden Flämisch/Niederländisch als führender deutscher Neuropsychiater in der Genter Szene bekannt wie der sprichwörtliche »bunte Hund«.

Forsters von ihm verwaiste ärztliche Mitglieder der Krankensammelstelle Gent wussten genau, auf welchem Gebiet ihr ehemaliger Direktor Spezialist war. Alle Neuropsychiater spezialisieren sich, die meisten auf mehreren Gebieten – so auch Forster. Ein wissenschaftliches Schwergewicht von Forster war die »Aphasie« – die Sprachstörung. Etwa zehn Arbeiten Forsters über Sprech- und Schreibstörungen sind von ihm überliefert. (Armbruster, S. 231 ff.)

Wie im dritten Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG DREI, bereits darauf hingewiesen, stehen Stimmbänder/Stimmlippen im Kehlkopf eng mit Muskeln in Verbindung, werden durch sie bewegt. Dieser Vorgang ermöglicht – sehr vereinfacht – das Sprechen. Forsters erste publizierte wissenschaftliche Arbeit, seine medizinische Dissertation, beschäftigt sich mit dem neurologischen Teil von Muskeln allgemein. (Forster 01)

Später legte Forster Studien zur Vaso-Motilität vor, zur Lehre von der unwillkürlichen aktiven Zellbewegung. Er war schließlich für die neurologische Seite des Themas »Sprache« so gefragt, dass er 1932 in dem Handwörterbuch der praktischen Medizin der Gebrüder Felix und Georg Klemperer den Text zum Stichwort Sprachstörungen – aphasische Störungen beisteuerte. (Forster 32 II) Mit dem Thema »Augen« hatte Forster so gut wie nichts zu tun. Den einzigen Aufsatz zu einem neurologischen Augenproblem bestritt er mit seinem Co-Autor Erich Schlesinger. (Forster/Schlesinger) Selbstredend beherrschte Forster wie alle Neuropsychiater die Examination der Pupille für die Untersuchung aller möglichen Kopfkrankheiten. Aber das Auge als auch neurologische Organvielheit war nicht Forsters Spezialthema. Das war u. a. die Region, von der aus Sprache entsteht, und ihre Repräsentation im Gehirn.

Wer auf »Augen« als Organe von Hitlers zweiter Kriegsverletzung setzt, wie es Bernhard Horstmann und David Lewis, die Vorläufer des Themas von Hitlers Wesensveränderung, tun, der muss die Forster-Hitler-Beziehung völlig missverstehen, deren Basis nicht eine reale oder funktionelle Augenkrankheit, sondern die Fehldiagnose einer durch Chlorine-Verwundung verursachten Stummheit Hitlers war, deren Symptome unsachgemäß in das Gebiet des Psychischen verlegt wurden. Das führte dann bei Hitler zur Missbehandlung, die sein Serienkiller-Potential zündete.

Der Kurzschluss zwischen »stumm« und »hysterisch«

Mit der Gas-Verwundungs-Folge »stumm« oder »Stimm-geschädigt« war Hitler am Ende des Ersten Weltkriegs automatisch in einem Gebiet gestrandet, in das er medizinisch gar nicht hingehört hätte. Ab jetzt gibt es kaum noch einen Kampf mit der Hitler-Biografik, die zu diesem Thema selbst ja »stumm« ist. Ab jetzt muss der Haupt-Kampf mit der Neuropsychiatrie im weiteren und mit der Militärpsychiatrie im engeren Sinne aufgenommen werden.

Die ehemaligen Forster-Mitarbeiter der Krankensammelstelle Gent haben es sich zu leicht gemacht und einen Stimm-verwundeten Soldaten zu ihrem früheren Chef 800 Kilomenter nach Pasewalk abgeschoben. Der Facharzt für Aphasie würde dort dann schon weitersehen!

Aus dem medizinischen Schrifttum der Weltkrieg-I-Zeit und einiger Jahre danach ergibt sich die Ungeheuerlichkeit, dass die Militärpsychiater Fernwirkungen durch Granat-Explosionen und die Gas-provozierten Verwundungen und Irritationen der Mund- und Rachengegend, des Halses und der Stimmbänder über den Kamm einer »Kriegsneurose« schoren.

Deutsche Chemiker wie Fritz Haber erfanden die Gaswaffen, unterließen es aber, die Ärzte genau über die Folgen auf den menschlichen Körper zu instruieren, als ob sie davon ausgingen, dass nur die Kaiserliche Armee je Giftgas verschießen, aber nie mit solchem von der anderen Seite beschossen werden würde. Der spätere Gas-Facharzt Hermann Büscher gibt die Misere der Ärzte im Ersten Weltkrieg gegenüber den giftigen Gasen unumwunden zu. Die Frontärzte wussten nichts, standen den »Gaserkrankungen sehr unsicher gegenüber.« (Büscher, S. 8, drittes Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG DREI)

Noch ärger benahmen sich die Psychiater, die theoretische Luftschlösser um die sogenannten Funktionellen errichteten. Sie fanden in den Körpern der »Gasvergifteten« und der indirekt durch Granat-Explosionen Getroffenen keine Verwundungsursachen. Das war vor allem bei den Folgen der Vergiftung durch die neun britischen Chlorine-Mischungen der Fall. Und schon bildeten sich die Psychiater ein: Die Psyche eines Soldaten hätte seine Organe außer Funktion gesetzt.

Der wie Hermann Büscher ebenso ehrliche österreichisch-ungarische Frontarzt Paul Ujlaki gestand, dass »die letal endenden Fälle anfangs nur ganz leichte, nicht beunruhigende Symptome zeigten, nach kurzer Zeit aber plötzlich unter schwerem Kollapszustand starben.« (Ujlakidrittes Buch, a. a. O.)

Stummheit wurde von Anfang dieser Verwundung an »hysterisiert«. Wenn jemand keine Kugel im oder am Hals vorweisen konnte, war er ein »hysterischer Stummer«.

Robert Gaupp, der Tübinger Ordinarius für Neurologie und Psychiatrie und dortige Nervenklinik-Direktor, gab das Verhängnis des Abrutschens der Diagnose ins Psycho-Kausale entlarvend deutlich zu: »Ein wenig geklärter Punkt in der Ursachenlehre der Kriegsneurosen ist die Frage der ›Gasvergiftung‹. Es wird nicht bezweifelt, dass schwere und qualvolle, oft tödliche Gasvergiftungen leider sehr häufig vorkamen. Ich selbst habe in Cambrai im Feldlazarett eine größere Anzahl solcher Unglücklicher gesehen, die ihre Lungen aushusteten. Andererseits wurde aber mit dem Begriff der Gasvergiftung im Laufe des Krieges von manchen Neurotikern ein heilloser Missbrauch getrieben. Ich habe mich bei vielen, die mit der Diagnose ›Gasvergiftung‹ auf dem Verwundetentäfelchen oder im Krankenblatt meinen Lazaretten zugingen und gewisse Nervenstörungen boten, vergeblich bemüht, irgend etwas festzustellen, was diese Diagnose hätte rechtfertigen können.« (Gaupp 22, S. 71)

»Lunge aus dem Leibe husten« – dann konnte mit »Gasvergiftung« psychiaterseits etwas angefangen werden. Bei allen weniger drastischen Symptomen, wie »gewissen Nervenstörungen«, bestand jedoch nicht nur die große Ratlosigkeit, weil Unwissenheit, die ein Arzt nicht zugeben möchte. Statt dessen geschah zur Bemäntelung der eigenen diagnostischen Insolvenz die Plakettierung »psychogene Zustände«, »psychogene Krankheitszeichen«, »hysterische, nicht selten bewusst übertriebene, wenn nicht gar frei simulierte Zustandsbilder, die durch die Etikettierung als Gasvergiftung ein vornehmeres Aussehen und eine ernstere Bewertung bekommen sollten. Die Gasvergiftung war ›Mode geworden‹.«, (a. a. O.) unterstand sich der deutsche führende Nervenarzt Gaupp an der medizinischen Wirklichkeit von 100 000en real Verwundeten vorbeizufabulieren. »Stumm« und »hysterisch« wurden immer dann miteinander verschweißt, wenn kein Hartwaffen-Eindrang in den Hals oder kein Streifschuss nachzuweisen war.

So hieß es am 25. Oktober 1918 in einem Schreiben der Medizinalabteilung des sächsischen Kriegsministeriums an das bayerische Kriegsministerium: »Beim Kriegsministerium ist die Bitte gestellt worden, es möchte der Schütze Josef Holzmann, der sich wegen hysterischer Stummheit im Lazarett Arnsdorf i. Sachsen befindet, in ein Münchener Lazarett verlegt werden.« (KAM, MKr, Bd. VI, 13 808, Überführung von Kranken oder Verwundeten in Spezialanstalten oder Familienpflege, Bund 3, Nr. 2727 22 M.) Da der Gefreite und Meldegänger Adolf Hitler als Hitler 1 überaus geduldig und subaltern »veranlagt« war, gibt es zu seinem Fall keinen solchen Antrag. Hitler ließ trotz seiner Zugehörigkeit zu einem bayerischen Regiment in dem preußischen Reserve-Lazarett Pasewalk, das für ihn eigentlich nicht zuständig war, einfach alles – so »einfach«, wie er selber war – widerspruchslos über sich ergehen, was mit ihm gemacht wurde und hinterließ keine Bitten, »in ein Münchener Lazarett verlegt [zu] werden«.

Die Krankensammelstelle Gent und der Leiter der »Kriegsneurotiker«-Station im Reserve-Lazarett Pasewalk, die Hitler falsch diagnostizierten, begingen den medizinischen Fauxpas nicht allein. Sie befanden sich im Einklang mit der militärverbandelten und daher machthabenden neuropsychiatrischen Wahrnehmung von Kriegsfolgen, die aus den damaligen limitierten ärztlichen Kenntnissen und Patientenerfahrungen heraus nur schwer diagnostizierbar waren.

Als Feigenblatt vor der eigenen Unfähigkeit war es das Leichteste und zugleich wissenschaftlich Dubioseste, die ungewohnten Symptome durch »Granatfernwirkung« und »Gasvergiftung« ins Psychische« abzuschieben«, was 10 000fach ab 1914 geschah und jemandem, wie dem späteren »Gas-Facharzt« Hermann Büscher nicht passiert wäre (drittes Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG DREI).

Granatexplosions- und giftgasverursachte Störungen der Mund- und Halsregion waren die zweithäufigsten, die in den Nervenkliniken und -abteilungen der Weltkrieg-I-Zeit »behandelt« wurden. »Behandeln« hieß im Voranschreiten des Krieges immer mehr »schuriegeln« mit inadäquaten Maßnahmen.

An erster Stelle der angeblich »ursachenlos« verwundeten Soldaten standen die »Zitterer« oder »Schüttler«. Auch diese waren gleich zu Anfang des Krieges von der der Armee unterstellten Neuropsychiatrie als »Kriegsneurotiker« usurpiert und falsch diagnostiziert worden.

Im ersten Kriegsjahr 1914/15 füllten hauptsächlich Patienten, geschädigt durch »Granatfernwirkungen«, das Kontingent der »Zitterer« und »Stotterer«.

Der in der Sicherheit seiner Position als Direktor der psychiatrischen und Nervenklinik der Charité sitzende Karl Bonhoeffer polemisierte gegen die »Granatfernwirkung«. (Bonhoeffer 17 III) Bonhoeffer und seinesgleichen Front-ferner Neuropsychiater wollten sich nicht vorstellen, dass Granaten bei der Zündung nicht nur Metallsplitter umsichwarfen und Feuer spien, sondern auch bei jeder Explosion feinste Giftstäube freisetzten und einen heftigst denkbaren Luftdruck verursachten, die beide zusammen nicht erst indirekt auf die Psyche der Soldaten per »Schock« und »Schreck«, sondern schon sogleich direkt auf die Muskeln aller Körperteile der Männer negativ wirkten, was manchmal sofort »zum Ausdruck« kam, sich manchmal erst kurze Zeit später zeigte.

Die 40 diagnostischen »Gerechten«

Medizinisch unbestechliche Forscher und ärztliche Beobachter vor Ort in Frontnähe beschworen mit ihren Artikeln in den Fachzeitschriftten die neuropsychiatrischen Kollegen »Hinterländler«, Granatfernwirkungen und Gasvergiftungen als Ursache muskulärer und anderer Irregulationen im männlichen Körper zu akzeptieren. Umsonst! Die Aufsätze bzw. Referate oder Buchkapitel zur physiologischen Verursachung der Symptome, die unter den willkürlichen Termini »Kriegsneurose« und »Kriegshysterie« subsumiert wurden, verhallten wirkungslos gegenüber den neuropsychiatrischen Armee-Bütteln.

Es können 50 Zeugnisse bzw. Zeugnis-Vielheiten der medizinischen Eindringlichkeit und gleichzeitigen Vergeblichkeit angeführt werden, um gegen den »Kriegsneurotiker«-Wahn der Militärpsychiater Stellung zu nehmen:

1.)Georg Abelsdorff (17 I – »Lidkrampf und krampfartige Zuckungen der mimischen Muskulatur« »nach heftiger Beschießung im Schützengraben«).

2.)Julius Bauer (17 II – »Granaterschütterung« als »Granatfernwirkung« auf die Mund- und Halsregion. [»Derartige organisch Kranke werden am ehesten der Heilung zugeführt, wenn man von jeder {psycho-invasiven} Behandlung, namentlich mit dem elektrischen Stom absieht.«]),

3.)(17 III – »Hysterische Erkrankungen bei Kriegsteilnehmern.« [»Die funktionellen und hysterischen Störungen sind von Störungen der Innensekretion abhängig.«]).

4.)Otto Binswanger (15 – [Erste EEG-Belege für abweichende Gehirnwellen-»Schwankungen« bei »Kriegsneurotikern«!] – »In all diesen Fällen wird man zu der Annahme gezwungen, dass außer der seelischen Erschütterung auch andere, rein mechanisch wirkende Schädlichkeiten bei der Entstehung des Krankheitsbildes mitgewirkt haben.« [S. 3]).

5.)Karl Birnbaum (18 III – »Für das Symptom der gesteigerten Sympatikuserregbarkeit nach der Explosionswirkung lässt sich eine Korrelation zwischen der Nebennierentätigkeit und dem Sympatikustonus annehmen.«).

6.)Johannes Bresler (18 II – »Die negative Disposition« [»Höhere Kultur« »ist auch im höheren Maß der Gefahr einer Schädigung ausgesetzt« – Plädoyer gegen das Dogma von der »Minderwertigkeit« der »Kriegsneurotiker«])

7.)Büscher (16 – »Hysterie nach Granaterschütterungen, körperlichen Erkrankungen und Strapazen«).

8.)Max de Crinis (18 – »Durch die Wirkung von Explosionen erfährt das Verhalten der endokrinen Drüsentätigkeit eine Änderung.« [S. 989]).

9.)Anton Elschnig (17 – »Konvergenzkrämpfe und intermittierender Nystagmus. Symptomenkomplex bei kriegsgeschädigten Soldaten«)

10.)Gustav Embden (18 – »Die Behandlung der Kriegsneurotiker im Operationsgebiet« [»übermenschliche Anforderung« und »das Erschöpfungsmoment« – Argumente für die somatische Causa der Nerven-Organ-Dys-Koordination, fälschlich genannt »Kriegsneurose«]).

11.)Flath (17 – »Etwas über die Kriegszitterer« [»Frische Fälle« der »Nichtbehandlung« von »Kriegszitterern«, die »in der vorderen Linie ausgeheilt und wieder voll frontdienstfähig geworden sind«]).

12.)Richard Henneberg (17 I – »Verschiedene Krankheitstypen organischer, funktionell-nervöser und rein psychischer Natur« durch »Granaterschütterung«),

13.)(17 III – Auch in den Fällen von Hysterie, »in denen Erkrankungen des Zentralnervensystems und Störungen der inneren Sekretion nicht nachweisbar sind«, muss man bei sogenannten »Kriegsneurotikern« »das Vorhandensein solcher annehmen«).

14.)Ernst Herzig (16 – »Schwefelkohlenstoff-Psychosen« [bei Gummi-Fabrik-Arbeitern]),

15.)(19 – »Zur [physiologischen] Äthiologie der nach Granatkommotion auftretenden psychotischen Zustände«).

16.)H. König (17 – Beiträge zur Simulationsfrage [, die König in Anbetracht der militärpsychiatrisch diskreditierten »Kriegsneurotiker« verneint. Als Forster-Gegner ein Anti-»Hysteriker«])

17.)Krecke (17 – »Beitrag zur Fehldiagnose, Spontanheilung und konservativen Behandlung von Aneurysmen«).

18.)Karl Kroner (18 IV – »Bei der Hysterie sind nur die Bewegungen der Muskelgruppe gestört, die post partum erworben werden«).

19.)Arthur Kronfeld (19 – »Das Moment der Panik in der Neurosengenese an der Front«)

20.)W. Löhlein (17 – »Psychogene Blicklähmung unter dem Bilde einer beiderseitigen Lähmung aller äußeren Augenmuskeln« [nach Granatstaub-Wirkung auf sämtliche Gesichtsmuskeln]).

21.)Fritz Lotmar (17 III – »Ursache« der Kriegshysterie »war ausschließlich Granatexplosion, vor allem gehäuft [Trommelfeuer]«).

22.)Kurt Löwenstein (17 I – Vor der »Verwechslung von Hysterie und Simulation« ist zu warnen).

23.)Kurt Mendel (16 – »Cerebellarer Symptomenkomplex und Hysterie [Verkennung der organischen Grundlage bei Neuritis optica«]).

24.)E. Meyer (17 – Kriegsdienstbeschädigung bei Psychosen und Neurosen. [Forster-Gegner]).

25.)Semi Meyer (16 – »Die nervösen Krankheitsbilder nach Explosionsschock«),

26.)Semi Meyer und Frieda Reichmann (16 – »Über nervöse Folgezustände nach Granatexplosion« [Resumee der Beobachtung von 70 Fällen angeblicher »Kriegsneurotiker«: »Granaterschütterungen« können »bei jedem Betroffenen pathogen wirken«]).

27.)Erwin Niessl von Mayendorf (17 – »Kombination peripherer und zentraler Störungen des Nervensystems« als Ursache der »Zitterformen«).

28.)Franz Nissl (17 – »Über den Stand der Hysterielehre mit besonderer Berücksichtigung der Kriegserfahrungen.« [»Das Prädikat ›hysterisch‹ ist nur historisch verständlich und sachlich nicht berechtigt«]).

29.)Hermann Oppenheim (15 – »Der Krieg und die traumatischen Neurosen«),

30.)(16 I – »Für und wider die traumatische Neurose«),

31.)(16 II – »Die Neurosen infolge von Kriegsverletzungen« [Oppenheim erfand am Ende des 19. Jahrhunderts den missglückten Begriff »Unfallneurose«, bei der es sich um das psychische Trauma als Folgeerscheinung nach Verkehrsunfällen handelt, woraus der Defektbegriff »Kriegsneurose« 1914/15 kreiert wurde. Oppenheim blieb der Führer der neuropsychiatrischen Fraktion, die von einer schwer zu diagnostizierenden Realverletzung ausging, die psychischen Symptomen wie Hysterie zu Grunde liegt]). (drittes Buch, 3. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG VIER)

32.)Julius Raecke (17 – »Hysterische Halbseitenlähmung nach Einwirkung schädlicher Gase«).

33.)Otto Rehm (18 – »Hysterie und Nervenschock« [Fallberichte zur Unterscheidung zwischen seelischen und körperlichen Verursachungen abnormen Verhaltens])

34.)Walther Riese (18 – »Zur Kenntnis der psychischen Störungen nach Gasvergiftung« [geschehen in einem Unterstand an der Front]).

35.)Arthur von Sarbó (16 I – »Über die durch Granat- und Schrapnell-Explosionen entstandenen Zustandsbilder«: »Die Wirkung von Granaterschütterung ist eine Einkeilung der Medulla oblongata in das Foramen magnum mit Verletzung medullärer Nerven, wodurch als hauptsächlichstes Symptom das der Taubstummheit auffällt),

36.)(16 II – »Über pseudospastische Parese mit Tremor als Folge von Durchnässung, Erfrierung, Durchkältung (Versuch einer pathogenetischen Erklärung)«),

37.)(16 III – »Neue Beiträge zur Kriegstaubstummheit [als Folge diverser Verletzungen und schädlicher Einwirkungen auf den Körper der Soldaten].«),

38.)(17 – : »Granatfernwirkungsfolgen und Kriegshysterie.« [»Durch Granatfernwirkung erfolgte Bewusstlosigkeit, wonach sich eine partielle Entartungsreaktion in der Zungenmuskulatur zeigt«. »Nach Verschüttung motorische Trigeminus-Lähmungssymptome«]).

39.)W. Sauer (17 II – »Der Nachweis der psychischen Entstehung der Krankheitsbilder [lässt sich] nur in sehr unvollkommener Weise führen.«).

40.)F. E. Otto Schultze (18 – »Der Wille des [Stimm]Kranken kommt bei dem Kugelverfahren nicht zur Wirkung. Suggestion ist nicht entscheidend, denn die Einführung in den Sinus piriformis bleibt wirkungslos, während die subglottische Einführung sofortigen Erfolg herbeiführt.«).

41.)Robert Sommer (17 – »Ursprünglich« hatten »fast alle Fälle« von funktioneller Taubheit »eine objektive Schädigung, z. B. Trommelfellruptur, erlitten.«).

42.)A. Thies (18 – Über »Gas-Infektion« als eine Art von »Bazillus-Infektion« innerhalb der »chemischen Kriegsführung«).

43.)Erich Tiling (18 – »Klinischer Beitrag zur Pathogenese der Basedow-Erkrankung bei Kriegsteilnehmern« [Entdeckung der Zusammenhänge zwischen Schilddrüsen-Dysfunktion und Schallschädigung des inneren Ohres bei Tremor]).

44.)Paul Ujlaki (17 »Die Gift- oder Reizgase wirken reflektorisch auf die Medulla oblongata durch in der Bronchialschleimhaut verlaufende autonome Nerven. Vielleicht wird auch das motorische Zentrum gereizt.«).

45.)Sofus Wideröe (18 – »Oppenheim zufolge wird die traumatische Neurose hauptsächlich durch den psychischen Schock hervorgerufen, daneben hat aber auch die mechanische Seite des Traumas einen nicht zu unterschätzenden Einfluss.« [S. 116]).

46.)Pick (18 – Trotz keiner Relevanz für Hitlers angebliche Gasvergiftung seiner Augen, müssen die allgemeinen Erhebungen des Augenarztes Pick für das Verhältnis von Soma und Psyche bei der »chemischen Kriegsführung« des Ersten Weltkriegs herangezogen werden. Pick leistete einen wesentlichen Beitrag zu den Spätgaserkrankungen der Augen in vier Fällen, stellte nicht nur die von den vorgenannten Autoren oft statuierte negative »Fernwirkung« der Industrie-Gase fest, sondern auch deren Spätwirkung. (Pick 18 II)

47.)Mitten ins Schwarze von Hitlers Angelegenheit der Gasvergiftung seines Kehlkopfes traf die Laryngologische Gesellschaft zu Berlin, die auf ihrer Sitzung vom 2. November 1917 »Aphonien [Stimmlosigkeiten] und andere Traumen infolge von Granateinschlägen« zum Thema gemacht hatte und damit ihrem Mitglied Hermann Gutzmann folgte, der zu den »physiogen« (= auf körperlichem Wege verursacht) argumentierenden Ärzten in Anbetracht der Kriegsverwundung »Stummheit« gezählt werden muss.

48.)Gutzmann hatte am 8. Juni 1917 auf der Sitzung der Laryngologischen Gesellschaft zu Berlin seinen Vortrag zu den physiologischen Ursachen der Kriegsverwundungen des Kehlkopfes gehalten: Über die Benennung der Kriegsaphonien. (Gutzmann 18) »Benennung« war ein eigenwilliges Wort für »Definition«, für »Ursachen-Klärung«. Berufener als Gutzmann konnte während des Ersten Weltkriegs niemand sein, die physiologischen Folgen des Waffen-Einsatzes auf den Kehlkopf der geschädigten Soldaten hervorzuheben, was er an zentral sichtbarer Stelle im Handbuch der ärztlichen Erfahrungen im Weltkriege 1914/1918 zum wiederholten Male getan hat. (Gutzmann 1891, 1921, 23, 24, drittes Buch, 4. Bewegung, BEWEISFÜHRUNG VIER)

49.)Ebenfalls der Essener Kehlkopf-Spezialist Otto Muck blieb mit seinen vier Publikationen zwischen 1916 und 1918 auf dem Boden der physiologischen(a. a. O(Muck 16, 17, 18 I, II