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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Die weißen Häuser hin ein Überfließen,
ein Reichlichsein vorrätiger Natur,
und Bettler, in fortwährendem Entschließen,
sind der entsprungnen Güte auf der Spur.«

(Rainer Maria Rilke)

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Blick auf die Altstadt von Córdoba

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INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen in Andalusien

ALMERÍA & GRANADA

 1  Almería

 2  Cabo de Gata

 3  Tabernas

 4  Sorbas

 5  Costa de Almería

 6  Guadíx

 7  Granada Stadt

 8  Die Alhambra

 9  Granada für Gourmets

10 Sierra Nevada

11 Costa Tropical

COSTA DEL SOL

12 Málaga Metropole

13 Málaga Stadt

14 Málaga Museumsstadt

15 Nerja & Co.

16 Marbella

17 Naturparks

18 Ronda

19 Im Bergland von Ronda

JAÉN & CÓRDOBA

20 Jaén

21 Sierras de Cazorla

22 Úbeda

23 Baeza

24 Córdoba

25 Córdoba. Die Mezquita

26 Sierras de Córdoba

27 Priego de Córdoba

SEVILLA UND UMGEBUNG

28 Sevilla Kultur

29 Sevilla Stadt

30 Sevillas schönste Stadtviertel

31 Carmona

32 Itálica

33 Aracena

34 Almonte und Huelva

35 El Rocío

36 Doñana

COSTA DE LA LUZ

37 Sanlúcar de Barrameda

38 Rota und Chipiona

39 Cádiz

40 Cádiz Stadt

41 Jerez de la Frontera

42 Flamenco

43 El Puerto de Santa María

44 Weiße Dörfer

45 Grenzorte

46 Naturpark Breña

47 Von El Palmar bis Caños de Meca

48 Costa de la Luz

49 Tarifa

50 Gibraltar

REISEINFOS

Andalusien von A–Z

Reisekalender

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Federico Garcia Lorca – das Multitalent

Haute Cuisine

Patios – Oasen in der Stadt

Semana Santa – Ostern in Andalusien

MEHR ERLEBEN

Eine Woche durch Andalusien

Andalusien für Kinder und Familien

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Einen Besuch wert: die Kathedrale von Granada

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Vorführung in der Hofreitschule von Jerez de la Frontera

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Die Playa Buriana bei Nerja

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Geflieste Bank im Park von Marbella

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Platz für ein paar Tische gibt es immer.

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Modisch und Sonnenschutz zugleich

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Ausstellung im Modemuseum in Málaga

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Neues Highlight in Sevilla: der Metropol Parasol

image Cabo de Gata (S. 36)

Der Naturpark Cabo de Gata liegt 20 Kilometer entfernt von der Provinzhauptstadt Almería. Noch gilt er als Geheimtipp. Das Paradies für Wanderer, Mountainbiker und Naturliebhaber steht seit 25 Jahren unter dem Schutz der UNESCO.

image Die Alhambra (S. 58)

Die Alhambra ist eines der bekanntesten Monumente der Welt, ein aus Stein erbauter Traum aus Tausendundeiner Nacht. Lange Zeit hat sich niemand um dieses einzigartige Kulturgut gekümmert, sodass es fast verloren war. Doch nun erstrahlt es in neuer Pracht. Granada selbst sollte man sich auch nicht entgehen lassen.

image Sierra Nevada (S. 70)

Zwischen Granada und dem Mittelmeer liegt eines der Hochgebirge Spaniens – die Sierra Nevada. Der gleichnamige Nationalpark ist ein Paradies zum Wandern, Klettern und Radfahren und im Winter bei Skifahrern sehr beliebt. Hier oben liegen Sie im Skianzug in der Sonne und sehen in der Ferne das glitzernde Mittelmeer. Die Sierra Nevada ist als Nationalpark geschützt und einfach mit dem Auto in einer Stunde von Granada oder von der Costa Tropical aus erreichbar.

image Haute Cuisine (S. 100)

Geht es um leibliche Genüsse, führt kein Weg an Marbella vorbei. Im mondänen Küstenort an der Costa del Sol hat sich eine Gastronomie von Weltruf etabliert, und auch in anderen Städten sind mittlerweile Sternerestaurants zu finden.

image Ronda – Weißes Dorf über der Tajo-Schlucht (S. 110)

Ronda, das größte der Weißen Dörfer, ist ein echtes Schmuckstück – durch seine Lage an einer 100 Meter tiefen Schlucht, durch sein Flair und nicht zuletzt durch die interessanten Monumente aus der Vergangenheit.

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Eine Augenweide ist die Mezquita in Córdoba

image Jaén, Stadt der Renaissance (S. 122)

Jaén liegt im Nordosten Andalusiens im Tal des Guadalquivir und wirbt mit dem Slogan »Das Paradies im Hinterland«. Die Stadt ist anders als die Touristenzentren im Süden oder im Westen. Es ist die andalusische Stadt der Renaissance, gelegen inmitten einer großartigen Landschaft.

image Die Mezquita von Córdoba (S. 150)

Sie ist schon über 1000 Jahre alt, und unter den zwölf größten Kulturschätzen Spaniens steht sie an erster Stelle: die Mezquita von Córdoba, eine der größten Moscheen, die jemals gebaut wurden. Selbst die Reconquistadores kapitulierten vor der Würde dieses Bauwerks und ließen es stehen. Um trotzdem ihren Sieg über den Islam zu bekunden, bauten sie eine christliche Kirche in die Moschee hinein, denn sie ist so riesig, dass sie sogar dafür Platz bot.

image Sevilla – goldene Stadt am Fluss (S. 174)

Der Sage nach wurde Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens, von Herakles gegründet. Es könnte auch die Hauptstadt des antiken Reiches Tartessos gewesen sein. Hier atmet man auf Schritt und Tritt Geschichte, findet Zeugnisse aus ruhmreichen Zeiten und ist doch mitten in einer modernen, pulsierenden Großstadt.

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Algatocin zählt zu den schönsten Weißen Dörfern in den Bergen von Andalusien.

image Cádiz – mehr Südamerika als Europa (S. 224)

Dass Cádiz mehr von einer südamerikanischen Stadt hat als von einer europäischen, lässt sich an jeder Ecke feststellen. Dabei gibt es auch viele Zeugnisse aus römischer Zeit. Dazu noch Paläste aus der Renaissance und dem Barock. Und all dies erstrahlt in neuem Glanz. Und Cádiz ist iberoamerikanische Kulturhauptstadt, eine Ehre, die bisher nur Hauptstädten zuteil wurde.

image Die Route der Weißen Dörfer (S. 242)

Die Weißen Dörfer gehören zum kulturellen Erbe Spaniens. Darum stehen viele von ihnen unter Denkmalschutz. Es gibt sie in ganz Andalusien, aber die schönsten und traditionsreichsten findet man gleich hinter der Küste. Am besten bleiben Sie ein paar Nächte vor Ort, denn dann haben Sie gute Chancen, das echte Andalusien kennenzulernen.

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Essen und Trinken fehlen bei keinem andalusischen Fest.

WILLKOMMEN IN Andalusien

Andalusien, das bedeutet für viele Menschen das echte Spanien. Seine Ursprünglichkeit, seine Einfachheit und Ehrlichkeit machen es nicht nur zum beliebten Urlaubsland, sondern auch zur neuen Heimat von Menschen aus der ganzen Welt. Gleichgültig, ob Sie eine Pauschalreise in eines der großen Hotels gebucht haben oder auf eigenen Pfaden wandeln, die andalusische Seele lässt sich überall entdecken, auch wenn man mancherorts ein wenig danach graben muss.

Nicht nur Strand

Mit einer Größe von gut 87 000 Quadratkilometern ist Andalusien die zweitgrößte autonome Gemeinschaft Spaniens und in etwa so groß wie Österreich. Da gibt es natürlich nicht nur Platz für Strand und Palmen, sondern auch für jede Menge Hinterland. Ob Sie es glauben oder nicht, Ziegenhirten, die mit ihrer Herde auf einer Landstraße unterwegs sind, vaqueros, die andalusischen Cowboys, samt Stieren und Kühen und jede Menge Flamenco gehören auch heute noch zum täglichen Leben. Trauen Sie sich und feiern Sie mit, wenn sich die Möglichkeit bietet. Probieren Sie die kleinen Bars und Restaurants am Ortsrand aus, und sehen Sie sich nach Veranstaltungen außerhalb der Hotelanlage um. Das ist heute einfacher denn je, denn in Andalusien ist die Zeit nicht stehen geblieben und das Internet auch hier Kommunikationsmittel Nummer eins. Beinahe überall finden Sie kostenloses WiFi, und die meisten spanischen Websites gibt es inzwischen zumindest auch in englischer Sprache.

Hola oder Hallo

In den Tourismusgebieten am Mittelmeer werden Sie mit Deutsch oder Englisch wunderbar zurechtkommen; wer indes aufs Land fährt, und dazu zählt auch die Atlantikküste, sollte sich ein paar Brocken Spanisch aneignen. Die Menschen sind hilfsbereit und bemühen sich, doch Fremdsprachen sind nicht ihre Stärke.

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Pferde und Windräder prägen die Landschaft am Atlantik.

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Die Kathedrale von Arcos de la Frontera in der Provinz Cádiz

Das sehen auch immer mehr Stadtverwaltungen ein und rüsten sich für ihre Gäste aus dem Ausland. In Touristinformationen beispielsweise werden inzwischen gern Deutsch-Spanier beschäftigt, die in beiden Sprachen und Kulturen zu Hause sind. Fragen Sie also einfach mal nach, die Chancen, dass Ihnen jemand in Ihrer Sprache weiterhelfen kann, stehen heutzutage ziemlich gut.

In Andalusien spricht man übrigens Andalusisch, einen Dialekt, der sich sehr vom Hochspanischen unterscheidet. Die Buchstaben S und D werden meist nicht gesprochen, sodass es auch Spaniern aus anderen Landesteilen schwerfällt, das Andalusisch zu verstehen. Auf Spanisch heißt der Dialekt »andaluz« und auf Andalusisch »andalu«.

Reisezeit

Grundsätzlich ist Andalusien immer eine Reise wert. Wer es einrichten kann, sollte die Hochsaison im Juli und August meiden, denn das sind die traditionellen Ferienmonate in Spanien. Dann geht es an der Küste zu wie früher beim Sommerschlussverkauf in Frankfurt oder Köln. Bis zum Strand steht man stundenlang im Verkehrsstau, und hat man es dann bis zum Wasser geschafft, gibt es keinerlei Parkmöglichkeiten mehr. Besonders Clevere nutzen die Sommermonate, um Rundreisen zu machen, denn dann liegen ja alle anderen am Strand. Doch einen Haken hat die Sache: Im andalusischen Hinterland kann es im Sommer schon mal 45 Grad im Schatten werden und anders als an der Küste weht im Landesinneren kein Lüftchen. Man sollte auch bedenken, dass zwischen 15 und 18 Uhr Siesta ist, in dieser Zeit geht kein Einheimischer auf die Straße, und die Geschäfte sowie viele Bars haben geschlossen. In kleineren Orten kann es durchaus passieren, dass man sich dann nicht einmal eine Erfrischung kaufen kann.

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Andalusien ist das beliebteste Reiseziel der Spanier.

Für Badeurlauber bieten sich Juni, September und meist auch der Oktober als Alternative zur Hochsaison an. Und wer sowieso lieber auf Erkundungstour geht, kann eigentlich das ganze Jahr über fündig werden. Zwar werden in vielen Ortschaften ab Mitte November die Gehsteige hochgeklappt, doch das hat den Vorteil, dass man dann das andalusische Leben in Reinform miterleben kann. In den Wintermonaten sollte man aber auf eine Unterkunft mit Heizung achten und festes Schuhwerk sowie warme Kleidung gegen Regen und Kälte einpacken. Von Dezember bis Februar regnet es häufig, vor allem die Costa de la Luz erlebte in den vergangenen Jahren einige kühle und sehr sehr feuchte Winter. Trotzdem lohnt sich eine Winterreise; sei es zum Skifahren in der Sierra Nevada, zum Surfen an der Costa de la Luz oder zum Wandern über grüne Hügel, unter blühenden Bäumen und über wilde Wiesenblumen.

Mit der semana santa, der Osterwoche, kommt der erste Strom der Besucher. In manchen Jahren kann man dann schon am Strand liegen und Unempfindliche gehen sogar baden, doch es gibt keine Wettergarantie. Frühling und Herbst können recht ungemütlich werden, damit muss man rechnen.

Vielseitige Landschaft

Gebirge, Wüste, Wälder, Küsten, Marschland und jede Menge Kulturlandschaft machen Andalusien zu einem der vielseitigsten und spannendsten Landstriche Europas. Aktuell gibt es zwei Nationalparks, die Sierra Nevada in Granada und den Coto de Doñana in Huelva, zusammen rund 1400 Quadratkilometer. Dazu kommen 23 Naturparks, 30 Naturreservate und 31 Naturlandschaften, sodass rund 18 Prozent der Fläche Andalusiens unter Schutz gestellt sind. Die andalusische Küste ist mehr als 800 Kilometer lang. Etwa 280 Kilometer Atlantikküste im Westen vereinen sich mit rund 550 Kilometern am Mittelmeer. In der Sierra Morena und der Betischen Gebirgskette gibt es zahlreiche Stauseen, die als Wasserreservoire und als Auffangbecken für große Niederschlagsmengen dienen.

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Vejer de la Frontera, der schönste Ort an der Costa de la Luz

Aktivurlaub

Entlang der Küste gibt es zahlreiche Sporthäfen und Bootsverleihe aller Art, sodass Wasserski, Water-Paragliding und etliche andere Wassersportarten in den Urlaubsorten angeboten werden. Tauchsportler finden an der Costa de Almería einige Tauchbasen und zwei weitere bietet die Atlantikküste. Surfen und Kitesurfen sind weitverbreitet, und Schulen bieten bereits Kurse für Kinder ab acht Jahren an. Bei Fortgeschrittenen und Surfprofis stehen die Hotspots an der Atlantikküste, von Tarifa bis Conil, hoch im Kurs. Hier finden auch immer wieder hochgradige Wettbewerbe bis hin zu Weltmeisterschaften statt.

Andalusien, das Land der Pferde, ist auch bei Reitern sehr gefragt. Gute Reitställe in wunderschöner Umgebung mit unterschiedlichsten Reitwegen gibt es an vielen Orten. Wer gerne den Strand entlanggaloppieren möchte, sollte nicht in der Hauptsaison anreisen, denn grundsätzlich sind Tiere an allen Stränden verboten. Das schließt auch das Reiten mit ein. Außerhalb der Saison wird es meistens geduldet.

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Radtour in den Bergen des Naturparks Grazalema

Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich Radtouren und Radwanderungen. Verschiedene Anbieter organisieren den Aktivurlaub mitsamt dem eigenen Fahrrad. Man kann inzwischen aber auch sehr gute Räder mieten und die Gegend zusammen mit einem ortskundigen Führer erkunden. Mountainbiking ist ebenso beliebt wie Rennradtouren. Quadtouren werden angeboten, doch man sollte bedenken, dass die kleinen Flitzer in den Städten und an den meisten Stränden inzwischen verboten sind. Wer es gemütlicher angehen lassen möchte, findet unzählige Angebote aller Art. Die Palette reicht von der Vogel- und Tierbeobachtung über Städtetouren bis hin zur Besichtigung von Kampfstieren auf der Weide. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche lokale Angebote, vom Eselreiten bis zum Tandem-Paragliding oder Cyrocopterflug. In den örtlichen Touristinformationen liegen meist Flyer mit den aktuellen Angeboten der Region aus.

Eine der beliebtesten Aktivitäten ist das Golfspielen. Etwa 60 Plätze hat Andalusien zu bieten, viele davon wurden an der Costa del Sol angelegt, sodass das Gebiet um Marbella herum auch als »Costa del Golf« bezeichnet wird.

Traditionen

Das Thema Nummer eins in Andalusien ist der Flamenco. Kein Fest ohne Flamenco-Tanzzelte, keine Veranstaltung ohne Flamenco-Sänger. An vielen Orten finden zwischen Frühjahr und Herbst Flamenco-Festivals statt, die oftmals auch Straßen und Plätze als Bühnen mit einbeziehen. Immer wieder eine gute Adresse sind aber auch die peñas, die es in fast jedem Ort gibt. Peñas sind Vereinsgaststätten, die von den jeweiligen Vereinen geführt werden und in denen deren Motto Programm ist. In den peñas der Flamencovereine gibt es Flamenco aus der Region, oftmals ist der Eintritt sogar frei.

Der Andalusier liebt Geselligkeit und seinen Verein. Auch heute noch gibt es für jeden Geschmack die passende Assoziation. Ob Reit- oder Fahrverein, Musikzug, Vereine mit sozialem Engagement oder Motorradclubs, es gibt sie überall und sie werden gepflegt. Ihren großen Auftritt haben die Vereine dann bei der örtlichen fería, dem Jahrmarkt, bei dem viele Assoziationen Zelte betreiben. Früher feierte man als geschlossene Gesellschaft, doch heute sind alle Besucher willkommen und zum Feiern, Trinken und Tanzen eingeladen. Scheuen Sie sich also nicht, die Stimmung ist hervorragend und für das leibliche Wohl wird bestens gesorgt.

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Flamencoschuh – Traditionen leben auf.

Im Laufe eines Jahres findet in jedem andalusischen Ort mindestens eine Wallfahrt (romeria) statt. Zu Ehren des lokalen Schutzpatrons oder der Patronin wird die Statue aus der Kirche geholt und auf einer bestimmten Route entlanggetragen. Zu diesen Anlässen finden sich die meisten Einwohner und zahlreiche Gäste ein. In einigen Orten wird anschließend zünftig gefeiert, in anderen geht die romeria etwas ruhiger ab. Ein weiterer Termin zur Wallfahrt ist die Karwoche, die semana santa, die in vielen Gemeinden zelebriert wird. Besonders groß wird sie in Sevilla, in Alhaurín el Grande (Almería) und in Málaga gefeiert. In der Provinz Cádiz entwickelt sich in den letzten Jahren die semana santa in San Fernando zu einem großen Fest und in Baena (Córdoba) wird ein Trommelwettbewerb ausgetragen. Allerdings wirken die Kostüme der Bruderschaften, die die Prozession begleiten, manchmal recht unheimlich. Zu Weihnachten wird an vielen Orten Belen (Krippe) inszeniert, wobei es sich um lebende Bilder handelt, die die Stationen des Lebens Jesu Christi nachstellen und bei denen meist die halbe Gemeinde und sämtliche Haustiere ihren Auftritt haben. In Medina Sidonia (Cádiz) hat sich Belen zu einem echten Ereignis entwickelt.

Ein Kulturgut besonderer Art ist der Osborne-Stier, der auf etlichen Hügeln an Spaniens Straßen steht. Insgesamt sind es 90 Figuren mit einer Höhe von je 14 Metern. Und alle kommen aus Cádiz, wo sie in einer kleinen Schlosserei in El Puerto de Santa María das Licht der Welt erblickten. Zu seinem 40. Geburtstag im Jahr 1997 wurde der Toro de las carreteras (der Stier der Landstraßen) offiziell zum Kulturgut Spaniens erklärt. Vorausgegangen war ein Streit zwischen dem Verkehrsministerium in Madrid, das Werbung am Straßenrand verboten hatte und auch den Stieren den Garaus machen wollte, und einer breit aufgestellten Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt der Stiere einsetzte. Ihrer Argumentation, die Figuren seien keine Werbeträger, sondern Kunstobjekte, folgte auch das Gericht. So durften die Stiere, die längst zu einem Wahrzeichen Spaniens geworden sind, an den Straßen stehen bleiben.

Geografie

Andalusien ist auf der Iberischen Halbinsel die südlichste der 17 autonomen Gemeinschaften von Spanien, und mit einer Fläche von 87 268 Quadratkilometern die zweitgrößte. Es grenzt im Osten an Murcia, im Norden an Kastilien-La Mancha und die Extremadura, im Westen an Portugal, im Süden an den Atlantik und das Mittelmeer. Andalusien besteht aus acht Provinzen: Almería, Granada und Málaga am Mittelmeer, Jaén, Córdoba und Sevilla im Binnenland sowie Cádiz und Huelva am Atlantischen Ozean. Hauptstadt ist Sevilla. Die Einwohnerzahl beträgt gut acht Millionen Menschen, womit Andalusien die bevölkerungsreichste Region Spaniens ist.

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Zentrum der Lederverarbeitung ist Ubrique in Cádiz.

Das Tal des Guadalquivir mit seinen Nebenflüssen prägt den Westen des Landes. Er trennt das nördlich gelegene Mittelgebirge Sierra Morena, das die Grenze zur Extremadura und Kastilien-La Mancha darstellt, von der Betischen Kordillere, einem Faltengebirge, im Südosten. Zur Betischen Kordillere gehört auch die Sierra Nevada, in der die höchsten Berge des spanischen Festlandes liegen: der Mulhacén mit 3481 Metern und der Veleta, der 3398Meter hoch ist. Mindestens von November bis Mai tragen die Berge eine Schneekappe, der das Gebirge seinen Namen verdankt. Sierra Nevada bedeutet »verschneites Gebirge«. Am Fuß der Sierra Nevada, in der Provinz Almería, befindet sich die einzige echte Halbwüste Europas, die Wüste von Tabernas.

Klima

Almería ist die trockenste und sonnenreichste Region in Andalusien. Selbst in den Wintermonaten von Oktober bis Februar fallen hier durchschnittlich nicht mehr als 20 bis 50 Millimeter Niederschlag pro Monat, und die Temperaturen bewegen sich zwischen 8 und 16 Grad Celsius. Im Sommer steigt das Thermometer durchschnittlich auf 24 bis 30 Grad Celsius, doch Temperaturen von über 40 Grad sind keine Seltenheit.

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Oliven, so weit das Auge reicht. Das größte Anbaugebiet Spaniens liegt in Jaén.

Ähnlich warm ist es an der gesamten andalusischen Mittelmeerküste, allerdings fällt hier wesentlich mehr Regen. Das milde Klima erlaubt ganzjähriges Reisen und gestattet sogar Wassersport wie Surfen und Kitesurfen. Deutlich kühler und meist auch regenreicher sind die Winter an der Atlantikküste. Außer in den Sommermonaten muss man das ganze Jahr über mit Niederschlägen und teils starken Winden rechnen. Auch hier erreichen die Temperaturen im Sommer leicht mehr als 40 Grad. Sevilla gilt als die heißeste Stadt Europas. Bei bis zu 50 Grad Celsius sollte man sie daher im Juli und August besser meiden.

In den andalusischen Mittel- und Hochgebirgen wird es im Winter empfindlich kalt, und die Sommer sind angenehm kühl. Die Sierra de Grazalema, die in den Provinzen Cádiz und Málaga liegt, gilt als regenreichstes Gebiet Spaniens. In den Wintermonaten wird auch die Atlantikküste dazu gezählt.

Infrastruktur

Ob aus der Luft, per Bahn, mit dem Schiff oder dem Auto, Andalusien ist bequem zu erreichen. Ein gut ausgebautes Straßennetz mit mautpflichtigen Autobahnen und meist parallel verlaufenden kostenfreien Nationalstraßen verbindet alle größeren Städte miteinander. Es gibt internationale Flughäfen in Málaga, Sevilla, Almería, Granada und Jerez de la Frontera sowie einen nationalen Flughafen in Córdoba. Andalusien verfügt über fünf Seehäfen: Huelva, Cádiz und Algeciras am Atlantik sowie Málaga und Almería am Mittelmeer. Der spanische Hochgeschwindigkeitszug AVE verkehrt zwischen Madrid und Córdoba und zwischen Sevilla und Málaga. Die größeren Städte sind auf dem Schienenweg gut zu erreichen. Versucht man allerdings ohne Auto aufs Land zu reisen, kann sich ein simpler Ausflug zu einem nervenaufreibenden Unterfangen auswachsen. Verschiedene Busunternehmen sind über Land unterwegs und bringen die Reisenden zu Busbahnhöfen, wo sie selbst in großen Städten oft keinen oder nur mit langer Wartezeit einen Anschluss bekommen. Außerdem ist es durchaus möglich, dass ein Bus eine Stadt zwar passiert, aber nicht anhält, sodass der Fahrgast unter Umständen erst 50 Kilometer weiter aussteigen kann und zusehen muss, wie er den Weg zurück organisiert. Besonders in der Nacht ist dies eigentlich unzumutbar. Wer also längere Strecken zurücklegen möchte oder zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem Ort sein muss, sollte sich entweder sehr viel Zeit nehmen oder lieber gleich aufs Auto umsteigen, das innerhalb Andalusiens fast unverzichtbar geworden ist.

Wirtschaft

Über 40 Prozent der Fläche Andalusiens werden landwirtschaftlich genutzt. Damit ist die Landwirtschaft auch heute noch der wichtigste Wirtschaftssektor Andalusiens. In der Provinz Sevilla wird vor allem Getreide geerntet, ebenso in Cádiz, Granada und Almería. Obst und Gemüse werden ganzjährig angebaut und kommen meist aus Almería, Huelva und Granada. In ganz Andalusien wird inzwischen auch vermehrt ökologische Landwirtschaft betrieben. Zentren des Olivenanbaus sind Jaén und Córdoba. Mehr als 80 Prozent des spanischen Olivenöls werden hier produziert. Die wichtigsten Weinbaugebiete liegen in den Provinzen Cádiz und Málaga. Auch die Holzwirtschaft spielt eine große Rolle, denn Andalusien ist zur Hälfte bewaldet. In Huelva wächst vor allem Eukalyptus, in der Sierra Morena, im Norden des Landes, sowie in Cádiz und Málaga findet man vor allem Kork- und Steineichen. Mandelbäume gedeihen in Almería und Granada, wo zudem auch Pappeln angebaut werden. Die Wälder Andalusiens regulieren die Wasserreserven, sind wichtig für den Erhalt von Pflanzen und Tieren und verhindern Erosion.

Mehr als die Hälfte der Beschäftigten ist im Dienstleistungssektor tätig, zu dem auch der Tourismus zählt, der sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt hat. Industrie gibt es in Andalusien wenig: etwas Bergbau, Chemie und Petrochemie, Schiffsbau und Lebensmittelherstellung, vor allem aus Oliven, Trauben, Zucker und Fisch.

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Im von der Sonne verwöhnten Andalusien gedeihen mediterrane Pflanzen prächtig.

Die Produktion von regenerativer Energie ist erklärtes Ziel in Spanien. Im Jahr 2020 sollen 20 Prozent des gesamten spanischen Endenergieverbrauchs aus regenerativer Energie bestehen. Das Land ist auf einem guten Weg, dies zu erreichen. Mit Wasserkraft, Windkraft und Sonnenenergie. Windstrom wird vor allem an der Costa de la Luz produziert, wo insgesamt 63 Windkraftanlagen arbeiten. In Almería steht das größte Sonnenkraftwerk Europas.

Fauna und Flora

Oft wird Andalusien mit vertrocknetem braunem Land, Hitze und Kargheit assoziiert. Doch all das findet man eigentlich während des Sommers. Etwa neun Monate lang ist Andalusien ein frisches, grünes Land mit riesigen Waldflächen, Seen und einer reichen Tier- und Pflanzenwelt.

In den Bergregionen, in denen eine mediterrane Vegetation vorherrscht, wachsen vor allem Stein- und Korkeichen, Stechwacholder und Wegdorn sowie Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Oregano.

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Die Regenfälle der letzten Jahre haben die Stauseen in Andalusien gefüllt.

In den Wäldern und Gebirgen sind Wildschwein, Damwild, Bergziegen, Mufflon und viele Greifvögel beheimatet.

Die mittleren Regionen werden meist als Kulturflächen genutzt. Hier stehen die großen Olivenhaine, hier liegt das Weideland. Die Mischung aus Bäumen, Gräsern und Kräutern ist Lebensraum für viele Wildtiere und Vögel, die sich das Land mit Rindern und Schweinen teilen.

Im Tiefland, in den Flusstälern und Auen wachsen Pappeln und Weiden. Im Nationalpark Doñana und den geschützten Naturparks leben zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tierarten wie die Weißkopfente, der Iberische Kaiseradler und der Iberische Luchs. In den vergangenen Jahren ist es auch gelungen, den Europäischen Ibis, der in Europa jahrhundertelang als ausgerottet galt, an der Costa de la Luz wieder anzusiedeln.

In den Marschgebieten nisten Flamingos, Störche und viele andere Vogelarten. Zugvögel aus Nordeuropa nehmen hier ihr Winterquartier. In den höher gelegenen Küstenstreifen wachsen Pinien und Kiefern, und die trockenen Gebiete im Osten des Landes dominieren zwergwüchsige Pflanzen wie Thymian und Heidekraut. Hier leben Mauereidechsen, verschiedene Echsen- und Molcharten sowie Schlangen und Skorpione.

In den Städten und um die Landhäuser herum findet man den »Transparente«, einen Baum dessen Blätter tatsächlich durchscheinend sind. Es handelt sich um einen immergrünen Baum, der traditionell als lebendiger Zaun dient, vor Wind und Regen schützt und Schatten spendet. Die typischen andalusischen Straßenbäume sind Orange und Zitrone sowie Jacarandas, Palmen, Zypressen und Feigenbäume.

Steckbrief Andalusien

Lage: Andalusien ist auf der Iberischen Halbinsel die südlichste der 17 autonomen Gemeinschaften von Spanien.

Fläche: 87 268 Quadratkilometer

Einwohner: Die andalusische Küste ist mehr als 800 Kilometer lang. Etwa 280 Kilometer Atlantikküste im Westen vereinen sich mit rund 550 Kilometer am Mittelmeer.

Hauptstadt: Sevilla

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Amtssprache: Spanisch

Einwohner: ca. 8 040 000. Die größten Städte sind Sevilla mit 703 200, Málaga mit 560 000 und Granada mit 236 982 Einwohnern.

Währung: Euro

Zeitzonen: MEZ und MESZ von Frühsommer bis Herbst

Geografie: Andalusien grenzt im Osten an Murcia, im Norden an Kastilien-La Mancha und die Extremadura, im Westen an Portugal und im Süden an den Atlantik und das Mittelmeer. Andalusien besteht aus acht Provinzen: Almería, Granada und Málaga am Mittelmeer, Jaén, Córdoba und Sevilla im Binnenland sowie Cádiz und Huelva am Atlantischen Ozean. In der Sierra Nevada liegen die höchsten Berge des spanischen Festlands: Der Mulhacén mit 3481 Metern und der Veleta, der 3398 Meter hoch ist. Sevilla gilt als die heißeste Stadt Europas.

Wirtschaft und Tourismus: Im Jahr 2011 lag die Arbeitslosenquote in Andalusien bei rund 30 Prozent. Die Landwirtschaft bildet auch heute noch den wichtigsten Wirtschaftssektor Andalusiens. Hier werden über 80 Prozent des spanischen Olivenöls produziert. Im Jahr 2010 nahm Andalusien mit 14,1 Prozent den vierten Platz unter den beliebtesten spanischen Urlaubsregionen ein. Etwa 50 Prozent der Beschäftigten arbeiten im Sektor Dienstleistung und Tourismus. Der Bausektor erlebte in den letzten Jahren einen extremen Einbruch.

Religion: Über 90 Prozent der Einwohner Andalusiens sind römisch-katholisch.

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Die Neue Brücke über die Tajo-Schlucht in Ronda

Geschichte im Überblick

20000–15000 v. Chr. Erste Siedlungsbelege durch Gräber und Höhlenmalereien in Nordspanien werden gefunden. Sie gehören zu den ältesten je entdeckten menschlichen Zeichnungen.

1000–600 v. Chr. Im Mündungsgebiet des Guadalquivir liegt das sagenumwobene Königreich Tartessos. Metallhandel mit den Phöniziern ist belegbar, der Wohlstand des Reiches geht aber auch auf die Förderung und Verarbeitung von Gold und Silber aus der Umgebung zurück.

um 900 v. Chr. Die Phönizier besiedeln die Iberische Halbinsel und gründen Cádiz.

um 500 v. Chr. Die Punier, auch als Karthager bekannt, gründen verschiedene Städte im heutigen Andalusien.

264-206 v. Chr. Die drei Punischen Kriege, in denen Römer gegen Karthager um die Herrschaft in Andalusien kämpfen, werden von den Römern gewonnen. Sie besiedeln die Iberische Halbinsel. Der römische Name Andalusiens lautet »Hispania Baetica«. Nach dem Vorbild römischer Städte wird Andalusien zu einer urbanen Region.

409–711 Im Zuge des Verfalls des Römischen Reichs fallen die Vandalen und andere germanische Stämme ein und übernehmen Hispania Baetica. Ab 450 erobern die Westgoten das Land und gründen ein eigenes Reich mit Toledo als Hauptstadt. Sie herrschen fast 300 Jahre lang.

711 Tariq ibn-Nasyr landet bei Tarifa. Damit beginnt die Eroberung durch die Mauren. Innerhalb von nur acht Jahren übernehmen sie große Teile des Westgotenreichs.

756–1031 Unter den Kalifen Abd ar-Rahman I. und Abd ar-Rahman III. entsteht das Kalifat von Córdoba. Handel, Wissenschaft, Handwerk und Kunst erleben eine Blütezeit. Nach dem Zerfall des Kalifats bilden sich viele Kleinreiche.

718–1492 In Asturien wird eine christliche Rebellion gegen die muslimische Herrschaft zum Beginn für die Reconquista, die Rückeroberung. Sie endet 1492 mit der Kapitulation des Königreichs Granada. Im selben Jahr entdeckt Kolumbus Amerika. Das »Goldene Zeitalter« beginnt.

1503 Sevilla erhält das Monopol für den Handel mit Amerika. Die Güter werden über den Fluss Guadalquivir bis nach Sevilla verschifft. Die Stadt erblüht und erlebt eine Zeit großen Wohlstands und Reichtums.

1700–1714 Nach dem Tod König Karls II. endet die Habsburger Herrschaft in Spanien, was den Spanischen Erbfolgekrieg auslöst, der 13 Jahre dauern soll. Die Engländer besetzen den Felsen von Gibraltar. Nach dem Frieden von Utrecht übernehmen die Bourbonen die Herrschaft.

1717 Cádiz übernimmt von Sevilla das Monopol für den Handel mit Amerika. Gründe sind die zunehmende Versandung des Flusses Guadalquivir und die Parteinahme Sevillas für die Habsburger.

1805 Seeschlacht von Trafalgar

1808–1814 Napoleon I. lässt Spanien besetzen, zwingt König Karl IV. zum Thronverzicht und setzt seinen Bruder Joseph Bonaparte als König ein. Das spanische Volk erhebt sich und kämpft um seine Freiheit. Am 19. März 1812 wird in Cádiz eine neue, moderne Verfassung verabschiedet. Napoleon wird vertrieben und Ferdinand VII., Sohn von Karl IV., kehrt auf den spanischen Thron zurück. Entgegen seinem Versprechen akzeptiert er jedoch die neue Verfassung nicht, etabliert ein absolutistisches System und führt die grausame Inquisition wieder ein.

1898 Nach der Niederlage im Spanisch-Amerikanischen Krieg verliert Spanien seine letzten Kolonien.

1923–1930 Diktatur unter General Primo de Rivera

1936–1975 Vier Jahre lang, bis 1939, tobt der Spanische Bürgerkrieg, ein Militäraufstand gegen die demokratisch gewählte Regierung. Wegen der Unterdrückung der Arbeiterschaft, Autonomiebestrebungen verschiedener Provinzen und Streitigkeiten um die Stellung der Kirche bricht der Krieg aus. Er endet mit dem Sieg der Putschisten um General Franco. Dieser führt Spanien in eine Diktatur, die erst 1975 mit seinem Tod endet. Nach seinem Willen wird Juan Carlos I. König von Spanien. Dieser macht Spanien zu einem demokratischen Land.

1992–2008 Die Weltausstellung Expo in Sevilla wird zum teuren Verlustgeschäft. Doch sie ist auch der Startschuss für die Entwicklung der spanischen Wirtschaft. In den folgenden Jahren wird das Land zum Wirtschaftswunderland der Europäischen Union. Allerdings wird versäumt, für die aufstrebende Wirtschaft eine solide Basis zu schaffen, der wirtschaftliche Erfolg beruht fast einzig und allein auf dem Baugewerbe. 2008 platzt die Immobilienblase und Spanien stürzt in eine tiefe Krise.

2011 Bei den Landtagswahlen am 22. Mai erleiden die regierenden Sozialisten unter Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero eine historische Niederlage. Vorausgegangen waren monatelange Proteste in ganz Spanien. Zapatero entscheidet sich für vorgezogene Neuwahlen, die von der konservativen Partido Popular gewonnen werden. Mariano Rajoy wird neuer Ministerpräsident und leitet das Land mit massiven Einsparungen langsam aus der Krise.

2016 Neue Parteien erscheinen auf der politischen Bühne und verbuchen bei den Wahlen in 2015 sofort große Erfolge. Deswegen fehlen auch klare Mehrheitsverhältnisse in der Politik, und es folgt eine lange Hängepartie. Fast ein ganzes Jahr ist Spanien ohne Regierung, bis die Sozialisten im Oktober 2016 einer Minderheitsregierung unter Rajoy zustimmen.

EINE WOCHE DURCH ANDALUSIEN

1. TAG

AUF NACH GRANADA

(AB MÁLAGA ETWA 140 KM, CIRCA 1,5 STD.)

Granada ist eine der schönsten Städte Andalusiens und lockt mit der Alhambra Scharen von Besuchern aus der ganzen Welt an. Ein Besuch dieses bezaubernden maurischen Palastkomplexes ist genauso Pflicht wie ein Rundgang durch das alte Stadtviertel Albaicin mit seinem Labyrinth von Gassen. Ein Highlight ist auch die Kathedrale, vor allem die königliche Kapelle mit dem Prunkgrab der katholischen Monarchen. Granada, eine dynamische Stadt, ist auch bekannt für hervorragende Tapas. Und zum Shoppen geht es in die Calle de las Recogidas. Übernachten vor Ort.

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2. TAG

GRANADA – CÓRDOBA

(ETWA 160 KM, CIRCA 2 STD.)

Auf der Rundreise durch Andalusien darf Córdoba nicht fehlen. Die Stadt führt in die maurische Vergangenheit zurück, als sie Hauptstadt von Al-Andalus war. Das Stadtbild mit verwinkelten Gassen ist noch intakt und wird von der bezaubernden Mezquita dominiert, die ehemalige Moschee und heute die Visitenkarte der Stadt. Ruhe findet man in den Patios der Altstadt. Übernachten vor Ort.

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3. UND 4. TAG

CÓRDOBA – SEVILLA

(ETWA 145 KM, CIRCA 1,5 STD.)

Von Córdoba nach Sevilla empfiehlt sich ein Zwischenstopp beim Palast Medina Azahara. Sevilla ist ein trendy Hotspot. Highlights sind der Königliche Palast im maurischen Stil (Alcázar), das ehemalige Minarett (Giralda), der moderne Metropol Parasol, der Toro de Oro am Flussufer, die Plaza España im Parque María Luìsaña und die Kathedrale. Aber Sevilla eignet sich vor allem auch für einen Stadtspaziergang oder eine Radtour durch die Viertel und entlang des Flussufers. Tapas gehören dazu. Übernachten vor Ort.

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5. TAG

SEVILLA – CONIL DE LA FRONTERA

(ETWA 150 KM, CIRCA 1,5 STD.)

Zeit für einen Abstecher an die Küste zum Entspannen. Unterwegs kann ein Stopp in Jerez de la Frontera eingelegt werden. Eine Führung durch eine Sherry-Bodega und/oder eine Show mit andalusischen Pferden steht bei Besuchern hoch im Kurs. Auch die Stadt Cádiz ist einen Stopp wert. Conil ist ein hübscher Badeort an der Costa de la Luz mit langen Sandstränden und beeindruckender Steilküste; ideal für einen Strandspaziergang. Übernachten vor Ort.

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6. TAG

CONIL DE LA FRONTERA – RONDA

(ETWA 200 KM, CIRCA 3 STD.)

Andalusien ist bekannt wegen seiner malerischen Pueblos Blancos. Diese Weißen Dörfer stehen heute auf dem Programm. Von Conil geht es zunächst nach Vejer de la Frontera. Dort verlassen Sie die Küste und fahren landeinwärts über Medina Sidonia nach Arcos de la Frontera. Das »weiße« Städtchen hat eine besondere Lage und ist mit seinen Gassen und Denkmälern einen Zwischenstopp wert. Von Arcos geht die Tour weiter nach Ronda. Die schönste Route führt durch die Berge mit dem Naturpark Sierra Grazalema, El Bosque und dem hübschen Bergdorf Grazalema. Auch Ronda ist bekannt wegen seiner schönen Lage – eine Kleinstadt mit Flair, Geschichte, vielen Sehenswürdigkeiten und nicht zuletzt herrlichen Aussichtpunkten. Übernachten vor Ort.

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7. TAG

RONDA – MÁLAGA

(ETWA 100 KM, CIRCA 1,5 STD.)

Die Möglichkeiten in Málaga sind vielfältig.

Die Küstenmetropole beeindruckt mit einer hübschen Altstadt, renommierten Museen, guten Einkaufsmöglichkeiten und dazu Stadtstränden mit Promenaden und hervorragenden Fischlokalen. Übernachten vor Ort.

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ALMERÍA & GRANADA

1Almería

2Cabo de Gata

3Tabernas

4Sorbas

5Costa de Almería

6Guadix

7Granada Stadt

8Die Alhambra

9Granada für Gourmets

10Sierra Nevada

11Costa Tropical

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Im nächtlichen Nerja geht es rund.

1 Almería

Hauptstadt der Provinz

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Die Region im Osten gilt als sonnenreichste in ganz Andalusien, denn sie bringt es auf durchschnittliche 3000 Stunden pro Jahr. Almería, das bedeutet »Spiegel des Meeres«, und stammt aus dem Arabischen. Und arabisch ist auch das Stadtbild. Enge Gassen, weiße Häuser – manche bereits viele Hundert Jahre alt – sowie die berühmten Höhlenwohnungen bereichern das Bild dieser modernen Universitätsstadt.

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Der Kreuzgang der Kathedrale von Almería

Almería, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, liegt in einer weiten Mittelmeerbucht. Die Stadt beherbergt rund 190 000 Einwohner und lebt in erster Linie vor allem von Tourismus und intensiver Landwirtschaft. Der Hafen ist insbesondere für den Export landwirtschaftlicher Produkte bedeutend, nicht zuletzt derjenigen aus den Foliengewächshäusern des Umlands. Außerdem ist der Hafen eine sehr wichtige Verkehrsverbindung zum afrikanischen Kontinent. Von hier aus gehen täglich Fähren nach Marokko und Tunesien, und regelmäßig besuchen zahlreiche Kreuzfahrtschiffe die Stadt.

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Gottesdienst im ehrfürchtigen und pompösen Innern der Kathedrale

GUT ZU WISSEN

PLASTIK

Bei den meisten von uns stehen sie ganz selbstverständlich, fast täglich, auf dem Speiseplan, die Tomaten, das Obst und das Gemüse aus Almería. Damit man es auch im Winter ernten kann, wächst es unter riesigen Gewächshäusern aus Plastik. Falls Sie in der Region unterwegs sind und das Glitzern in der Ferne für das Mittelmeer halten, dürfen Sie sich leider nicht zu sicher sein. Es könnte sich auch um das Meer aus Plastikfolie handeln.

Geschichte

Im Gebiet um Almería hat man Siedlungsbelege und Höhlenmalereien gefunden, die bis in die Altsteinzeit zurückgehen. Aus römischer Zeit fand man Überreste von Salzfabriken, die vermuten lassen, dass hier ein reger Handel mit dem damals beliebten »Garum«, einer Fischsoße, getrieben wurde. Nach den Römern kamen die Vandalen, danach die Westgoten und schließlich die Byzantiner, die sich die Provinz einverleibten. Ab dem 8. Jahrhundert übernahmen die Mauren die Herrschaft und brachten der Region, wie überall in Andalusien, eine Zeit des Wohlstands und des Friedens. Die Stadt Almería wurde 955 von Abd ar-Rahman III. als Hafenstadt gegründet. Im selben Jahr begann der Bau der Festungsanlage Alcazaba, die auf einem Hügel über der Stadt thront. Im 11. Jahrhundert erlebte Almería eine kurze Blütezeit und war die reichste Handelsstadt Spaniens. Ihr Machtbereich umfasste Murcia, Jaén, Córdoba und Teile von Granada. Doch bereits am Ende desselben Jahrhunderts wurde die Stadt von den Nasriden aus Granada annektiert. 1489 eroberten die Christen Almería zurück, und 1522 wurde es durch ein schweres Erdbeben zerstört, sodass nur wenige Monumente aus der maurischen Zeit erhalten sind. Eine weitere Bedrohung kam über das Meer, denn die Stadt wurde bis ins 18. Jahrhundert hinein immer wieder von Piraten aus Nordafrika angegriffen, die auf Menschenfang waren und ihre Beute in der Heimat als Sklaven verkauften. Danach verbesserten sich die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, und die Stadt begann sich zu entwickeln, bis der Erste Weltkrieg und anschließend der Spanische Bürgerkrieg das Wachstum zum Erliegen brachten. Erst in den 1950er-Jahren ging es dann wieder aufwärts, und Almería begann sich einen Namen als Urlaubsort zu machen.

Einfach gut!

PRIMA WINTERKLIMA

Der kalte, feuchte und dunkle Winter in Mitteleuropa macht vielen Menschen das Leben schwer, besonders chronisch Kranken und Älteren. Dabei ist es gar nicht so teuer, den Winter in einem gesünderen Klima zu verbringen. Der Golf von Almería bietet dafür die allerbesten Voraussetzungen. Von November bis März regnet es hier statistisch an nur 27 Tagen, das Klima der Region ist das trockenste in ganz Spanien. Die Temperaturen erreichen im Winter häufig 20 Grad, wobei die Durchschnittswerte bei 19 Grad im November, 17 Grad im Dezember, je 16 Grad im Januar und Februar und 18 Grad im März betragen. Meist ist es wolkenlos und hell, und die Seeluft unterstützt die Gesundheit von Körper und Geist. Zudem gilt die mehrsprachige ärztliche Versorgung der Region als vorbildlich. Angebote für Langzeiturlaub gibt es bei vielen großen Veranstaltern. Wer sich nach einem privaten Appartement umschaut, wird bereits ab 400 Euro Miete pro Monat fündig.

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In Andalusien kann man im Sommer und im Winter das warme Klima genießen.

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Gasse im Barrio de la Chanca

Almería heute

Durch den Tourismus, Subventionen und eine verbesserte Infrastruktur konnte Almería sich zu einer modernen Stadt entwickeln und besitzt seit 1993 eine Universität. Die rund 15 000 Studenten wohnen meist im Zentrum und in den östlichen Stadtvierteln und prägen somit das Bild der Innenstadt. Das Stadtviertel Barrio de la Chanca liegt im Osten der Stadt, unterhalb der Alcazaba image, die über Almería thront. Hier leben gitanos, die Zigeuner Spaniens, und Fischer in Sozialwohnungen und zum Teil in Wohnhöhlen, die sie liebevoll und farbenfroh gestaltet haben. In der Altstadt, dort, wo einst eine große Moschee stand, wurde 1524, gleich nach dem großen Erdbeben, mit dem Bau einer Kathedrale begonnen. Die wirkt nicht nur wehrhaft, sie war in der Tat als Festung geplant, als Schutz vor den Angriffen der Piraten aus Nordafrika. Die Catedral Fortaleza blieb die einzige als Wehrkirche gebaute Kathedrale Andalusiens. Ihre Fassade und das Portal sind im Renaissancestil errichtet, das dreiteilige Kirchenschiff ist gotisch und der Kreuzgang aus dem 18. Jahrhundert im klassizistischen Stil erbaut. Die Plaza Puerta de Purchena image ist ein Platz im Herzen der Altstadt, an dessen Stelle früher das Purchena-Tor, ein Stadttor, stand. Rund um den Platz sind modernistische Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert gruppiert, darunter die Casa de las Mariposas, das Haus der Schmetterlinge, aus dem Jahr 1905. Weitere Bürgerhäuser aus dieser Epoche findet man in der Calle Granada. Die Iglesia de Santiago image ist eine kleine Kirche aus der Mitte des 16. Jahrhunderts im Mudejar-Stil. Sie besitzt ein schönes Renaissanceportal und einen romanischen Turm. Das Museo Arqueológico image in der Carretera de Ronda beherbergt in seinem historischen Archiv phönizische, griechische und maurische Exponate.

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Der Innenhof der Kunstschule in Almería

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Arkadengänge der Kunstschule

Verkehrswege

Der Flughafen von Almería, der Aeropuerto de Almería, liegt knapp zehn Kilometer außerhalb der Stadt, an der Landstraße nach Níjar. Er hat ein Passagieraufkommen von gut 1,2 Millionen Fluggästen im Jahr und liegt damit an fünfter Stelle der sechs Flughäfen in Andalusien. Die meisten internationalen Touristen kommen in Alicante oder Málaga an, um die Costa del Sol und die Costa de Almería zu besuchen. Per Bahn gibt es Anbindungen aus Granada, Barcelona, Madrid, Sevilla und Cádiz, doch existiert keine Zugverbindung zwischen Málaga und Almería. Informationen über den Fahrplan bietet die Internetseite, www.renfe.com, der spanischen Bahnbetriebe. Auch mit dem Bus kommt man nach Almería und gelangt von dort in die umliegenden Ortschaften. Im Internet gibt es Informationen rund um die Abfahrtzeiten unter www.alsa.es auch in deutscher Sprache. Details zum Flughafenbus auf www.surbus.com.

Geheimtipp

LOS REFUGIOS – SCHUTZRÄUME AUS DEM BÜRGERKRIEG

Die 4,5 Kilometer langen unterirdischen Gänge der Anlage wurden zwischen 1937 und 1938 in neun Metern Tiefe gegraben, um die Menschen vor den Bomben des Bürgerkriegs zu schützen. Die Schutzkeller verlaufen unter der Hauptstraße, dem Paseo de Almería, und fassten 90 Prozent der Einwohner, deren Zahl sich damals auf 45 000 belief. Inzwischen ist ein Kilometer des unterirdischen Refugiums wieder hergerichtet. Es gibt einen Lagerraum, einen Schutzraum und einen Operationssaal zu besichtigen die mit allen Instrumenten aus jener Zeit ausgestattet sind. Die Schutzräume sind die weitläufigsten in Europa, die besucht werden können. Die Anlage ist von Dienstag bis Donnerstag von 10–14 Uhr geöffnet, freitags, samstags und sonntags von 10–14 und von 17–21 Uhr. Die Besichtigung findet im Rahmen einer Führung statt. Eine Terminvereinbarung beim Tourismusbüro per Telefon oder E-Mail ist erforderlich. Adresse siehe Infobox auf S. 35.

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Blick auf die am Abend illuminierte Alcazaba

Essen gehen in Almería

Auf der regionalen Speisenkarte darf in der Provinz Almería die Paprika nicht fehlen. Sie wird als Gemüse, Salat oder in Form von Paprikapulver viel und gern eingesetzt. Natürlich findet man sie auch in den tapas, zu Deutsch »Häppchen«. Die kulinarischen Kleinigkeiten gibt es in allen erdenklichen Varianten, etwa mit Fisch, Muscheln, Schnecken, Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, Brot, Knoblauch und vielen Zutaten mehr. Tapas werden kalt oder heiß, frittiert oder in Soße serviert. Man bekommt sie in Almería traditionell kostenlos bei der Bestellung eines alkoholischen Getränks in fast allen Lokalen der Stadt. Beliebt ist auch eine Tapas-Tour, von Bar zu Bar, als Einstimmung für den Abend. Am besten eignen sich dafür das Gebiet um den Fischereihafen bei der Kirche San Roque, ebenso die Straßen rund um die Kathedrale, die Rambla de Almería, die Plätze San Sebastián, Puerta Purchena und Paseo de Almería sowie die Plaza Flores und die Plätze Urrutia, San Pedro und Virgen del Mar. Aber auch an der Strandpromenade kann man von Tapas-Bar zu Tapas-Bar ziehen.

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Im Herzen der Altstadt gibt es viele bunte und kleine Häuser.

Nachtleben

Konzerte und Tanzveranstaltungen beginnen in der Regel nicht vor Mitternacht, darum kann man sich mit seinem persönlichen »Vorprogramm« Zeit lassen. Gute Livemusik gibt es im Pub »La Cueva« in der Calle Canónigo Molina Alonso. Auf der Internetseite www.lacuevaalmeria.com kann man sich den Konzertplan für drei Monate im Voraus ansehen, ein Service, den man in dieser Art selten findet in Andalusien. Das »Amargo Sound Café« ist ein zentral gelegenes Lokal an der Plaza Marqués de Heredia, hier wird Techno aufgelegt. Flamenco gibt es in der »Peña Flamenca El Taranto« in der Calle Tenor Iribarne, 20, im Zentrum.

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Das Portal der Klosterkirche Las Claras