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Die Helden

 

Felix

ist zehn Jahre alt und liebt Abenteuer. Sein Zimmer ist bis unter den Rand vollgestopft mit Actionfiguren und Autos, und wenn er mal groß ist, will er unbedingt Astronaut werden. Oder Dino-Forscher. Oder Rennfahrer. Im magischen Lunapark findet er alles auf einmal – doch es lauern auch viele Gefahren …

Olivia

genannt Livi, ist Felix’ Zwillingsschwester. Am liebsten steckt sie ihre Nase in Wissensbücher und hört niemals auf, Fragen zu stellen. Im magischen Lunapark sind ihre Kenntnisse oft von großem Nutzen.

 

Luca

kommt aus Italien. Er ist eher still und besonnen, kann aber auch mutig und tapfer sein, wenn es darauf ankommt. Lucas erklärtes Ziel ist es, seine Eltern zu retten, die im magischen Lunapark verschollen sind.

 

 

Mister Robin

heißt eigentlich Robinson und ist Felix’ bester Freund – ein etwas eigensinniger Collie-Terrier-Mischling, der mit ihm durch dick und dünn geht. Ganz gleich, was Felix tut, sein vierbeiniger Freund ist immer dabei. Und im magischen Lunapark kann er sogar sprechen …

Lorenzo Ventura

ist Lucas Onkel und der neue Besitzer des Lunaparks. Signore Ventura glaubt an die Kraft der Fantasie – mit ihrer Hilfe will er Lucas Eltern wiederfinden, die im Park verschollen sind. Und die Kinder helfen ihm dabei …

 

1
Countdown

Die Stadt, in der Felix und Olivia lebten, war nicht besonders groß. Genau wie das Haus, in dem sie wohnten.

Es hatte zwei Stockwerke, ein kleines Vordach, einen kaputten Briefkasten und einen Garten, in dem eine alte Schaukel stand. Früher hatten Felix und Olivia oft darauf geschaukelt, aber inzwischen interessierten sie sich kaum noch dafür, schließlich waren sie schon zehn Jahre alt. Zehn Jahre und zwei Monate, wenn man es genau nahm. Denn Felix und Olivia waren nicht nur einfach Geschwister, sie waren Zwillinge. Und das bedeutete, dass sie am selben Tag Geburtstag hatten.

Besonders ähnlich waren sie sich allerdings nicht, und das nicht nur, weil Felix’ Haar kurz und glatt war und das seiner Schwester lang und lockig. Sondern auch, weil Olivia, die alle nur kurz „Livi“ nannten, die meiste Zeit in ihrem Zimmer verbrachte und ihre neugierige Nase in Bücher steckte, während Felix am liebsten draußen war. Denn dort fand er das, was er mehr wollte als alles andere: Abenteuer!

„Countdown bei minus zwanzig“, sagte Felix.

Unter dem Helm klang seine Stimme ohnehin anders als sonst, aber er verstellte sie zusätzlich, damit sie sich abenteuerlicher anhörte. „Sauerstoff-Check, Mister Robin.“

Sein Co-Pilot, der neben ihm kauerte, guckte ihn ein bisschen ratlos an. Er war ein gutmütiger Collie-Terrier-Mischling und der Hund der Familie. Eigentlich hieß er Robinson, aber Felix nannte ihn meist Mister Robin, weil er fand, dass das besser passte.

„Sauerstoffcheck“, verlangte Felix erneut.

„Wuff“, machte Mister Robin. Durch die Gläser der Fliegerbrille, die Felix ihm aufgesetzt hatte, sah er ihn treuherzig an.

„Verstanden“, bestätigte Felix. „Sind bei minus zehn …“

„Wuff“, wiederholte sein vierbeiniger Freund. Jetzt schaute er doch ein wenig verunsichert drein.

„Wir starten jetzt in den Weltraum“, erklärte Felix ungerührt. „Wir werden kühn dorthin gehen, wo noch kein Junge und kein Hund zuvor gewesen sind. Drei … zwei … eins …“

„Was soll denn das werden, wenn es fertig ist?“

Ein Gesicht tauchte plötzlich vor dem Cockpit der Rakete auf. Felix, der sich ganz auf den Start konzentriert hatte, erschrak so sehr, dass er einen lauten Schrei ausstieß.

Und Mister Robin jaulte.

Dabei war es kein Außerirdischer, der plötzlich aufgetaucht war und mit großen Augen zu ihnen hereinsah.

Sondern bloß Livi …

„Mama hat gesagt, du sollst den Müll rausbringen“, erklärte sie kurz und knapp.

„Jetzt nicht, wir starten gerade“, erklärte Felix.

„Etwa damit?“ Sie trat einen Schritt zurück und deutete auf all die Computer und Konsolen, die Felix um sich und Mister Robin herum aufgetürmt hatte. „Das sind doch nur die alten Kartons, die Papa im Keller aufbewahrt.“

„Na und?“ Felix biss sich auf die Lippen.

Manchmal war Livi echt unmöglich.

„Mister Robin, Countdown Abbruch!“, befahl er dann mit rauer Stimme. „Wir fahren die Triebwerke wieder runter.“

„Wuff“, kam die Bestätigung.

„Na also“, meinte Livi, die mit verschränkten Armen draußen stand und grinste. „Geht doch.“

„Spielverderberin“, schimpfte Felix, während er aus dem Cockpit stieg. Mister Robin sprang ihm hinterher.

„Wenn du dich auch nur ein bisschen mit Raumfahrt befassen würdest, dann wüsstest du, dass man nicht einfach wie mit einem Flugzeug losfliegen kann. Man muss mit einer Rakete senkrecht starten und die Schwerkraft der Erde überwinden.“

„Was du nicht sagst“, maulte Felix. Er nahm den selbst gebastelten Helm ab.

„Und mit dem Ding auf dem Kopf würdest du auch nicht sehr weit kommen“, kritisierte Livi weiter.

Felix zuckte nur mit den Schultern.

Was hatte sie bloß immer?

Klar war der Helm ein alter Papierkorb, in den er vorn eine Öffnung geschnitten hatte, und natürlich bestand seine Rakete nur aus alten Kartons, er war ja nicht blöd. Aber wenn er drinsaß und spielte, dass Mister Robin und er ins Weltall flogen, dann fühlte es sich echt an

Und nur darauf kam es schließlich an, oder?

„Bringst du den Müll jetzt raus?“, hakte Livi unbarmherzig nach. „Oder soll ich Mama berichten, dass du keine Lust hast?“

„Alte Petze“, knurrte Felix und stampfte davon.

Mister Robin folgte ihm.

„Die hat ja keine Ahnung“, raunte Felix seinem vierbeinigen Freund zu. „Wie sollte man denn sonst ein brauchbares Abenteuer erleben, wenn man es nicht spielt? Beim Müllraustragen jedenfalls ganz bestimmt nicht. In dieser Stadt passiert doch nie irgendetwas Aufregendes“, behauptete er.

Doch da sollte er sich irren.