Dark Football Player. In the Heat of the Night

Roman

Alica H. White


ISBN: 978-3-96586-023-0
1. Auflage 2019, Bremen (Germany)
Klarant Verlag. © 2019 Klarant GmbH, 28355 Bremen, www.klarant.de

Titelbild: Umschlagsgestaltung Klarant Verlag unter Verwendung eines Bildes von shutterstock.

Sämtliche Figuren, Firmen und Ereignisse dieses Romans sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist rein zufällig und von der Autorin nicht beabsichtigt.

Inhalt

Kapitel 1 Logan

 

Fuck! Diesmal war ich viel zu schnell. Madison hat wahrscheinlich Angst vor mir bekommen. So unkontrolliert war ich noch nie. Ich muss sofort mit ihr reden. Endlich dringt mein Verstand durch die Schreckstarre und ich folge ihr mit klopfendem Herzen durch die Nacht.

»Nun warte doch!«, rufe ich inständig.

Sie läuft unbeirrt weiter.

Natürlich bin ich deutlich schneller als Madison, mit ein paar Schritten habe ich sie eingeholt. Doch Madison ignoriert mich. Mir bleibt nichts anderes übrig, als sie am Arm festzuhalten.

»Lass mich los!«, schimpft sie und versucht, ihren Arm mit einem Ruck zu befreien. Es gelingt ihr nicht.

»Erst, wenn wir geredet haben«, fordere ich bestimmt.

»Es gibt nichts zu reden. Verpiss dich!«, grummelt sie und startet einen zweiten Befreiungsversuch.

»Warum? Ich versteh’s nicht. Erklär’s mir«, keuche ich dramatisch, denn ein unsichtbares Eisenband um meine Brust behindert die Atmung.

»Dafür musst du mich loslassen«, fordert sie. An ihrer Stimme ist zu erkennen, dass sie den Tränen nah ist.

Besorgt lockere ich den Griff. »Hast du Angst vor mir?«, frage ich leise.

»Ich weiß nicht«, flüstert sie zurück.

Was soll das heißen? Wieso weiß sie das nicht? »Bin ich denn so furchteinflößend? Ich habe doch nichts getan, was du nicht wolltest.«

»Das ist es ja. Meine Reaktionen sind unberechenbar, wenn du in meiner Nähe bist.«

»Hast du dir schon mal überlegt, dass es mir vielleicht genauso geht?«, frage ich schulterzuckend.

»Tatsächlich? Das glaube ich nicht. Du verlierst nicht die Kontrolle, du gibst sie niemals ab. Nie!«

»Das stimmt so nicht.«

»Blödsinn! Aber ich, ich bin nicht mehr ich selbst, wenn du da bist.«

»Oder gerade dann und du versuchst sonst, dein wahres Ich zu unterdrücken. Deine Gefühle, deine Leidenschaft. Warum?«

Madison keucht. »Weil du mich erdrücken würdest mit deinem mächtigen Körper. Zum Frühstück verspeisen … ach nein, zum Frühstück kommt es ja erst gar nicht mit dir«, faucht sie.

Ich muss hart schlucken. »Wenn du das so siehst …«

»Ja, so sehe ich das. Und jetzt lass mich endlich in Ruhe!«

Verwirrt bleibe ich stehen. »Warte mal. Was erwartest du denn von mir?«, rufe ich ihr hinterher.

»Gar nichts. Von dir kann man nichts erwarten, wenn man nicht enttäuscht werden will.«

»Aber der Sex war doch gut … gerade«, sage ich und nehme die Verfolgung wieder auf. Dabei wird mir bewusst, dass mein Schwanz immer noch hart ist. »Lass es uns wenigstens zu Ende bringen.«

»Typisch! Männerlogik!«, schnaubt sie und winkt ab. »Und dir soll ich etwas erklären? Wahrscheinlich glaubst du, ich hab Angst vor deinem Riesenschwanz.«

Frauenlogik! »Das war jetzt aber unter der Gürtellinie!«

»Ist es das bei dir nicht immer?«, gibt sie bissig zurück.

»Jetzt bist du ungerecht«, behaupte ich. In meinem Kopf fahren die Gedanken Achterbahn.

Inzwischen haben wir die Treppen zum Anwesen erreicht. Der Wind ist aufgefrischt, die Brandung stärker. Durch die Beleuchtung der Treppe können wir uns besser sehen. Mein Blick ist wie hypnotisiert von Madisons steil aufgestellten Nippeln, die ihre wunderschönen Brüste krönen.

Sie bemerkt es und verdeckt sie schamhaft mit den Händen. »Ein Blick sagt mehr als tausend Worte«, ätzt sie.

Wieder einmal bestätigt sich, dass sie ein Problem mit ihren Brüsten hat. Peinlich berührt wende ich mich zur Treppe. »Habe ich dich etwa verletzt? Ich wollte das nicht, in keiner Weise«, beteure ich.

»Ich hoffe, ich konnte es gerade noch verhindern«, antwortet sie rau, während sie die ersten Stufen nach oben nimmt.

»Aber ich tue niemanden was – schon lange nicht mehr«, versichere ich, während ich hinter ihr her haste.

»Ja, nachdem du sie eingeschüchtert hast, so wie Fred heute.«

»Er hat dich fett genannt! Schon vergessen?!«, frage ich empört.

»Das bin ich doch auch.«

»Hörst du jetzt mal mit dem Blödsinn auf?!«, schreie ich entrüstet.

»Autsch!«, entfährt es ihr plötzlich. Sie bleibt stehen und greift sich an den Fuß.

»Was ist passiert? Hast du dir wehgetan?«

Madison entlässt ein verächtliches Geräusch.

»Zeig mal«, fordere ich unbeirrt und greife nach ihrem zierlichen Fuß. Ein kleiner Stein hat sich in die zarte Haut gedrückt. Ich hole ihn mit dem Daumen heraus. »Es war nur ein Stein, du solltest etwas langsamer und vorsichtiger sein. Soll ich dich tragen?«

»Danke, das hatten wir schon«, erwidert sie und läuft unbeirrt im selben Tempo weiter.

Inzwischen sind wir oben angekommen und werden von Partymusik empfangen. Es stellt sich heraus, dass der Großteil des Teams gar nicht daran denkt, zu schlafen. Selbst für die Karibik ist die Nacht ziemlich heiß. Fast alle haben sich leicht bekleidet oder nackt um den großen Pool versammelt. Einige sind sogar mit Kleidung hineingesprungen. Das beleuchtete Wasser wirft abstrakte Lichtspiele auf ihre Körper.

Madison bleibt abrupt stehen, einen Arm legt sie über die Brüste und die andere Hand bedeckt notdürftig ihre Scham. Jemand mit ihrem Gefühl für Anstand muss sich vorkommen wie in Sodom und Gomorrha.

»Komm, stell dich hinter mich«, biete ich an.

»Vergiss es. Du bist doch schuld, dass wir splitternackt sind«, zischt sie, traut sich aber offensichtlich nicht, weiterzugehen.

»Das ist nur halbrichtig. Aber richtig ist, dass du dich hier ganz bestimmt nicht für deine Nacktheit schämen musst.«

»Genau«, presst sie trotzig hervor und geht voran, Brust und Scham weiter bedeckt. Das lockt bei einigen Zuschauern ein spöttisches Lächeln hervor.

»Hat Eva gerade ihre Unschuld verloren?«, spottet ein Typ mit einem Bier in der Hand. Trotz der Dunkelheit hat er eine Sonnenbrille auf und schiebt sie mit einem frechen Grinsen herunter, um Madison besser zu mustern.

»Schätze, die Schlange ist noch nicht fertig mit ihr«, spottet sein Nebenmann, der gesehen hat, dass ich immer noch eine halbweiche Latte mit mir herumtrage. »Oder sie hat versagt, die Schlange.«

»Klappe!« Ein drohender Blick reicht, um die beiden zum Kuschen zu bringen. Schamhaft schiebt sich Madison weiter durch das Partyvolk.

»Ah, Mister Arrogant ist nicht zum Schuss gekommen«, krächzt die verlebte Reibeisenstimme von Amelia. »Ich kann’s dir besser besorgen.« Eifrig fällt sie auf die knochigen Knie und krallt sich in meine Oberschenkel.

Ausgerechnet in diesem Moment dreht sich Madison hilfesuchend nach mir um, weil sie erneut belästigt wird. Paralysiert strecke ich den Arm nach ihr aus, doch sie dreht sich entsetzt wieder um, als sie Amelia vor mir knien sieht.

»Verschwinde! Lass mich los«, knurre ich Amelia an.

Ergeben schaut das Magermodel mit kokaingeschwängertem Blick zu mir hoch. »Was denn? Ich bin um Längen besser als die verklemmte Miss Unschuld da. Lass uns Spaß haben. Ich geb dir auch ’ne Straße aus. Wirklich feinster Stoff.«

»Du hast Glück, dass ich keine Frauen schlage. Aber wenn du nicht loslässt, könnte ich bei dir eine Ausnahme machen«, fauche ich. Das Leichtgewicht bietet keinen ernsthaften Widerstand, als ich einfach loslaufe. Es ist mir fast egal, dass die zugedröhnte Schlampe umkippt. Gott sei Dank eilen ihr die beiden Spötter von eben zur Hilfe. Amelia wird sich sicher erkenntlich zeigen.

Madison hat ihren Spießrutenlauf weitergeführt und ich muss mich beeilen, um sie noch zu erreichen.

Aus dem Augenwinkel erkenne ich Larry im Wasser, der Darla gerade an die Poolwand nagelt. Die Maskenbildnerin genießt unverhohlen seine animalische Leidenschaft. Leicht verstört schüttle ich den Kopf, der Kerl hat einen beneidenswert unkomplizierten Geschlechtstrieb.

Kurz vor dem Ende des Pools baut sich ein tätowierter Typ mit gekreuzten Armen vor Madison auf. »Warum willst du denn schon gehen? Der Abend fängt doch jetzt erst richtig an«, raunt er provokativ.

»Geh bitte aus dem Weg«, antwortet Madison verschüchtert.

»Aber warum denn so prüde? Wir zwei könnten noch so richtig Spaß …«

»Du hast die Lady gehört, Dumpfbacke. Verschwinde!«, poltere ich, als ich sie endlich eingeholt habe.

Der Hurenbock mustert mich. »Verstehe, du hast ihr schon ans Bein gepinkelt, Volltrottel«, höhnt er.

Unerträglicher Druck baut sich in meinem Kopf auf. Meine Faust ballt sich unwillkürlich, ich hole aus. Doch dann sehe ich Madison, die mit erstarrter Miene hinter ihm steht. Trotz der schwachen Beleuchtung kann ich erkennen, dass sie käseweiß ist. Zusammen mit der verschmierten Wimperntusche sieht sie wie ein Gespenst aus.

Meine Faust sinkt wieder herunter. Grob schubse ich den Idioten beiseite. Er trudelt und fällt. Wahrscheinlich hat er getrunken. Es lohnt sich nicht, sich an ihm die Finger dreckig zu machen.

Madison steht immer noch wie angewurzelt da, Brust und Scham bedeckt.

»Alles in Ordnung?«, frage ich.

Ihr versteinerter Gesichtsausdruck fällt zusammen. »Machst du Witze?«, fragt sie mit gebrochener Stimme.

»Tut mir leid, aber der Kerl ist ein Vollpfosten.«

»Nicht nur der«, erwidert sie schwach und dreht sich weg.

»Komm, ich begleite dich zu deinem Quartier«, schlage ich vor.

Madison dreht sich um. »Ja klar, ganz selbstlos. Ich wette, du möchtest mich auch ins Bett bringen.«

»Natürlich nicht«, antworte ich entgeistert.

Doch Madison lässt mich einfach stehen und geht weiter.

»Nun sei doch nicht so ungerecht«, setze ich nach und versuche, sie wieder am Arm aufzuhalten.

»Lass mich, du Rüpel!«, schnauzt sie mit einer Intensität, die ich ihr nicht zugetraut hätte.

Frustriert bleibe ich stehen und seufze. »Ich tue niemandem was, der mir nichts tut. Ich möchte doch nur, dass du sicher in dein Quartier kommst.«

»Ach ja? Was hat Amelia dir denn getan?«, fragt sie und bleibt auch stehen.

»Die kann ich nicht ausstehen.«

»Hat sie dich verprügelt, oder was?«

»Die ist doch bis unter die Haarspitzen zugekokst.«

»Ja, damit sie Kerle wie dich ertragen kann«, zischt Madison.

»Du bist so verbittert. Warum?«

»Weil ich nicht kokse.«

Ich hole tief Luft. »Ich denke, sie kokst, damit sie den Hunger und den harten Job durchstehen kann. Viele Models nehmen dafür Drogen.«

Verlegen weicht Madison meinem Blick aus. »Und darum behandelst du sie so herablassend?«

»Das hast du so empfunden? Nein, das wollte ich nicht. Ich will keinen Menschen herablassend behandeln.«

»Tust du aber. Und dein aggressives Verhalten macht mir Angst«, piepst sie.

»Ich werde nur aggressiv, wenn ich sehe, dass sich jemand respektlos benimmt.«

»Aha, aber du darfst das.«

»Was?«

»Dich respektlos benehmen«, flüstert Madison.

»Wenn das so rübergekommen ist, dann tut es mir leid«, antworte ich rau. »Aber Amelia mit Respekt zu behandeln, fällt mir schwer.«

»Warum?«

»Sie wollte in meinen Clubs VIP-Mitglied werden, aber nichts dafür bezahlen. Sie bezahlt mit ihrem Glamourfaktor, hat sie gesagt. Dass der Gewinn für einen guten Zweck ist, hat sie nicht interessiert, dabei hatte ich ihr sogar einen Vorzugstarif angeboten. Aber ganz umsonst, das geht doch nicht. Nicht bei ihrem Einkommen. Sie ist nichts weiter als eine eingebildete, egoistische Zicke.«

Madison nickt. »Okay.«

»Okay? Was bedeutet das? Darf ich dich jetzt begleiten?«

»Ich weiß nicht«, nuschelt sie und beißt sich auf die Lippen.

»Ich werde nur neben dir gehen, weiter nichts.«

Madison nickt und setzt sich wieder in Bewegung.