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Weg von La Savina nach Ses Illetes auf Formentera

HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Durch offene Türen, vor denen Perlvorhänge gerafft sind,
dringt in den kleinen Dörfern im Süden Spaniens
der Blick in Interieurs, aus deren Schatten
das Weiß der Wände blendend hervorschlägt.«

Walter Benjamin, Ibizenkische Folge

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Küstenweg von La Savina zum Strand Ses Illetes auf der Insel Formentera

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INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen auf Ibiza und Formentera

DER OSTEN

  1Dalt Vila

  2Eivissa – die Stadt

  3Talamanca

  4Jesús

  5Cala Llonga

  6Santa Eulària des Riu

  7Es Canar

  8Traumbuchten im Nordosten

  9Sant Carles de Peralta

DER NORDEN

10Sant Llorenç de Balàfia

11Sant Joan de Labritja

12Wandergebiet im Norden der Insel

13Sant Vicent

14Portinatx

15Cala Benirrás

16Sant Miquel de Balansat

17Sant Mateu d’Albarca

DER WESTEN

18Santa Gertrudis de Fruitera

19Santa Agnès de Corona

20Sant Antoni de Portmany

21Café del Mar

22Sant Rafel

23Strandparadiese im Inselwesten

24Sant Agustí des Vedrà

DER SÜDEN

25Sant Josep de sa Talaia

26Sa Talaia de Sant Josep

27Cala Vadella

28Cala d’Hort

29Es Vedrà

30Es Cubells

31Cala Jondal

32Sa Caleta

33Ses Salines

34Sant Francesc de s’Estany

35Sant Jordi de ses Salines

36Platja d’en Bossa

INSEL FORMENTERA

37La Savina

38Es Trucadors

39Illa de S’Espalmador

40Die felsige Westküste

41Cala Saona

42Cap de Barbaria

43Sant Francesc Xavier

44Sant Ferran de Ses Roques

45Es Pujols

46Platja de Tramuntana

47Der Römerweg

48Hochebene La Mola

49El Pilar de La Mola

50Platja de Migjorn

REISEINFOS

Ibiza und Formentera von A bis Z

Festekalender/Feiertage

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Ibiza als Partyinsel

Die Inselsprachen: Ibizenkisch und Kastilisch

Els Foners Balears – Ibizas Steinschleuderer

MEHR ERLEBEN

Taucherparadies Ibiza und Formentera

Hippiemarkt Mercado Artesanal de La Mola

Ibiza und Formentera für Kinder und Familien

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Ein Türkis wie in der Karibik: Blick in die Cala de Sant Vicent

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Auf Ibiza lassen sich wunderbare Strandtage verleben.

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Am Boulevard Vara de Rey in Ibiza-Stadt

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Sant Josep de sa Talaia: typische Architektur einer Wehrkirche

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Markttag in Sant Joan de Labritja

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In der Blue Bar auf der Insel Formentera kann man entspannte Urlaubstage verbringen.

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Terrassencafé in Eivissa

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Nächtlicher Blick auf die Inselhauptstadt Eivissa und Dalt Villa, ihr historisches Herz

image Dalt Vila (S. 28)

Durch düsteres Gemäuer ins Mittelalter spazieren, dann im neuzeitlichen Sonnenlicht einen Café con leche genießen. Die historische Oberstadt von Eivissa ist das Highlight der Insel Ibiza. Eine originalgetreu erhaltene Wehranlage mit mächtigen Stadtmauern und Bollwerken umgibt ein malerisches Dorf inmitten der Stadt mit verwinkelten Gassen, in denen sich kleine Läden und heimelige Restaurants verbergen. Auch einige Museen, sakrale Bauten und an Panoramen reiche Plätze sind dort zu entdecken.

image Sa Penya und La Marina (S. 36)

In den südlichen Hafenvierteln von Eivissa (Ibiza-Stadt) ist im Sommer jede Menge los, besonders in den späten Abendstunden, wenn sich Travestie und Chic zu einer einmaligen Parade vereinen. Bis hinauf zu den Burgmauern reihen sich Läden mit inseltypischer Adlib-Mode – den für Ibiza charakteristischen luftigen, weiten Kleidern und Tuniken) – und Kunsthandwerk, Tapas-Bars, Souvenir-Stände, Restaurants und Cafés. Bemerkenswert ist das wohl weltweit einzige Denkmal, das je zu Ehren der Piraten errichtet wurde – der Obelisk Ibiza a sus Corsarios.

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Sonntag ist Markttag in Sant Joan de Labritja, dem malerischen Dorf im Inselnorden.

image Monografisches Museum in Eivissa (S. 40)

Ein unscheinbarer Eingang in der Via Romana führt zu einer wohl einmaligen archäologischen Fundstätte: Am »Mühlenhügel« in Eivissa entdeckte man eine unterirdische Nekropole, einen riesigen Friedhof der Antike mit mehr als 3000 Gräbern, die ab dem 5. Jh. v. Chr. entstanden. Einige dort gefundene Grabbeigaben sind im zugehörigen Monografischen Museum zu besichtigen. In fünf Sälen spiegelt es die Geschichte karthagischen Totenkults wider wie kaum eine andere Ausstellung.

image Kultur auf dem Puig de Missa (S. 60)

Wer sich auf den Hügel von Santa Eulària begibt, stößt neben der schmucken Wehrkirche auf ein Bauernhaus mit regem Innenleben. Das Ethnologische Museum informiert eindrucksvoll über die Inseltraditionen: Trachten, Haushaltsgüter, Möbel und eine alte Ölmühle sind unter anderem dort ausgestellt. Ein kulturelles Kleinod ist das benachbarte Barrau-Museum mit Werken aus der Privatsammlung des impressionistischen Malers Laureà Barrau i Buñol (1863–1957).

image Las Dalias (S. 78)

Love-and-Peace-Gefühle kommen auf, man möchte sich Blumen ins Haar stecken – und kann es hier auch getrost tun, ohne aufzufallen. Das Kulturzentrum in Sant Carles ist bekannt für den authentischsten Hippiemarkt Ibizas, der jeden Samstag zahlreiche Besucher anzieht. Doch auch an anderen Tagen lohnt sich der Besuch. Regelmäßig gibt es hier Motto-Partys, Ausstellungen, Theateraufführungen, die Nacht der Kunst (Noche del Arte) und andere Events mit Niveau.

image Sant Joan de Labritja (S. 90)

Nach einer Wanderung durch Pinienwälder, grünes Hinterland und auf Küstenpfaden rückt das malerische Dorf ins Blickfeld. Am Kirchplatz locken nette Tapas-Bars und Cafés zur Einkehr. Gestärkt mit regionalen Köstlichkeiten, könnte nun gleich die nächste Tour starten, denn der Inselnorden hat noch einiges mehr zu bieten.

image Santa Gertrudis de Fruitera (S. 122)

Das Meer scheint ganz weit weg zu sein, hier zeigt Ibiza seine lauschige Mitte. Die schmucke Ortschaft verführt zum Verweilen, mit vielen Lokalen entlang der Dorfstraße, allen voran die berühmte »Schinkenbar« Bar Costa. Zwischendurch kann man in Antiquitäten stöbern, Gemäldegalerien und Kunsthandwerk entdecken oder bei Auktionen mitbieten.

image Café del Mar (S. 144)

Die »Wiege des Ibiza-Sounds« ist der Treffpunkt bei Sonnenuntergang, der hier mit Blick auf die Insel Sa Conillera besonders spektakulär ist und mit gebührendem Applaus bedacht wird. Als Pionierlokal auf der Hafenmeile in Sant Antoni sorgte es für einige Nacheiferer, sodass sich das Happening inzwischen auf einen großen Teil des »Sunset-Strip« erweitert. Eine ganze Promenade wurde zu einer Ode an das Abendlicht.

image Es Vedrà (S. 174)

Die magische Felseninsel, Königin vieler Ibiza-Postkarten, muss man gesehen haben. Besonders eindrucksvoll ist der Blick von der ihr am nächsten gelegenen Bucht Cala d’Hort aus sowie vom oberhalb davon gelegenen Piratenturm Es Savinar. Am allerschönsten aber ist es, Es Vedrà mit dem Boot anzusteuern und möglichst auch unter Wasser bei einem Tauchgang zu erkunden.

image Hochebene La Mola (S. 258)

Das bis zu 192 Meter hohe Kalkplateau im Osten Formenteras lohnt sich gleich mehrfach: Ein Leuchtturm »am Ende der Welt« mit grandiosem Meerblick, ein Kunsthandwerkermarkt, der dem Namen gerecht wird, und eine Windmühle mit besonderer Geschichte sind zu besuchen. Hinauf geht es am besten auf dem Römerweg, einer der schönsten Wanderrouten der Insel, als steiniger Pfad mit grandiosen Aussichtsplätzen angeblich bereits in antiker Zeit von den Römern angelegt.

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Der Leuchtturm Far de La Mola weist den Schiffen den Weg um Formenteras Ostküste.

WILLKOMMEN
auf Ibiza und Formentera

Auf Ibiza wird viel gefeiert, und Formentera … Wo ist das denn? So antworten viele auf die Frage, ob sie diese beiden Inseln kennen. Was bedeutet, dass Ibizas schönste Seiten und ihre kleine Schwesterinsel oftmals übersehen werden. Gemeinsam ist ihnen die Bezeichnung Pityusen, abgeleitet vom griechischen Wort Pityoussai. Die Griechen benannten die Inseln einst nach den üppigen Pinienwäldern, die sie auf den gesamten Balearen vorfanden.

Intensive Farben

Die große Anzahl an Nadelbäumen trägt zu den Naturschönheiten der Inseln bei und erzeugt ein intensives Farbenspiel. Schon beim Blick aus dem Kabinenfenster entfährt den Passagieren bisweilen ein Raunen, sobald die Maschine zum Anflug auf Eivissa (Ibiza) ansetzt. Ein Türkisblau, wie man es aus der Karibik kennt, umschließt die Inseln, dazu tiefe Blautöne, das leuchtende Weiß der Strände, manche rötlich schimmernde Felsküste und das satte Grün der Pinienwälder. Diese Farben und das Licht, das auf Formentera besonders intensiv ist, übertrafen schon manche Erwartungen. Kurz vor dem Aufsetzen auf die Landebahn rücken die schillernden Salzfelder der Salinen ins Blickfeld, von nur wenigen urigen Häuschen durchsetzt – Ibiza begrüßt seine Gäste nicht als laute Partyinsel, sondern still und mit ihrer traditionellen Seite, als ob sie zeigen wollte: Auch das bin ich!

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Ein Abstecher zur Bucht Cala d’Hort im Inselsüden lohnt sich auch wegen des Strandes.

Vielseitige Inseln

Dennoch ist für viele nach wie vor das Nachtleben der Grund, nach Ibiza zu kommen. Je nachdem, wo man seine Unterkunft gebucht hat, kann sich der Urlaub daher völlig unterschiedlich entwickeln. An touristischen Hotspots wie der Playa d’en Bossa oder in Sant Antoni wird tatsächlich vor allem – aber nicht nur – gefeiert.

Geht die Reise dagegen etwa in den Inselnorden Richtung Sant Joan oder nach Sant Carles, bekommt man unter Umständen nicht einmal von einer einzigen Party etwas mit. Stattdessen erwarten die Urlauber unvergessliche Naturerlebnisse mit Aktivitäten wie Wandern oder Mountainbiking und, wenn man möchte, auch ganz viel Ruhe. Dann wiederum gibt es Plätze auf den Inseln, an denen sich beides vereint. So ist die Platja de Ses Salines auf Ibiza ein Treff der Partygemeinde und zugleich einer der schönsten Naturstrände Ibizas, der auch zu ausgedehnten Küstenspaziergängen einlädt und viele ruhige Nischen bietet. Und im nordöstlich gelegenen Sant Carles harmoniert das idyllische und ursprüngliche Umland mit Events im Kulturzentrum Las Dalias, die an die Hippie-Vergangenheit des Dorfes erinnern. In den letzten Jahren haben sich auch weitere feine Boutique-Hotels mit Agroturismo-Angebot etabliert, bieten natur- und gesundheitsbewussten Urlaubern eine herrliche Wellness- und Spa-Auswahl. Mit einer geschickten Planung, Übernachtungen in einem kleineren Hostal und Selbstversorgung indes ist auch hier ein Urlaub trotz geringeren Budgets möglich, vor allem in der Nebensaison von März bis Mai und im September/Oktober. Wer also eine der Inseln oder auch beide besuchen möchte, sollte sich vorher genau überlegen, in welche Richtung es (auch im übertragenen Sinne) gehen soll.

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Fischer oder Strandurlauber? – Die Hose verrät es …

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Auf dem Kunsthandwerkermarkt in Sant Antoni de Portmany

Zwei ungleiche Schwestern

Nach Ibiza oder lieber nach Formentera, ist zudem die Frage, denn die kleine Nachbarinsel ist noch einmal ganz anders als Ibiza: Zerbrechlicher, mit einer fast noch eindrucksvolleren Natur und nur wenig Bebauung, ohne große Diskotheken mit Schaum- oder Wasserpartys ist es vor allem eine Insel für Freunde der Stille und Individualisten. Doch die Schönheit der karibischen Strände wie Illetes hat sich herumgesprochen. So sind auch Teile der Küsten von Formentera im Sommer ein Treffpunkt der Sportboote, Jachten und Superjachten, die wie weiße Tupfer das Türkisblau vor den angesagtesten Stränden und Buchten sprenkeln. Im Landesinneren wird den ganzen Sommer hindurch die Stille durch das Geknatter der Motorroller durchbrochen – das auf Formentera beliebteste touristische Fortbewegungsmittel brachte schon die Behörden auf den Plan, und man macht sich Gedanken darüber, wie man der geräuschvollen Invasion Herr werden könnte. So ist auch das Fahrrad eine gute Möglichkeit, die Insel umweltschonend und leise zu erkunden, da die Entfernungen überschaubar sind und es auch keine nennenswerten Steigungen zu überwinden gibt.

Beste Reisezeit und Klima

Andererseits ist man auf den Inseln über jeden Besucher froh, denn der Tourismus ist heute die wichtigste Lebensgrundlage, und die Saison, meint man zu beobachten, wird immer kürzer – war es früher das gesamte Sommerhalbjahr, beschränkt sich die Hauptreisezeit heute auf Mitte Juni bis Anfang September, mancherorts sogar nur auf Juli und August. Für alle Urlauber, die die Inseln von ihrer beschaulichen Seite erleben möchten, vielleicht auch verbunden mit Wandern oder anderen Aktivitäten, sind daher Frühjahr und Herbst die besten Reisezeiten. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 18,9 Grad Celsius. Im Sommer kann es sehr heiß werden, und die Inseln sind dann sehr trocken. Außerhalb des Sommerhalbjahres fallen Ibiza und Formentera fast komplett in den »Winterschlaf«, nur vereinzelt haben Hotels und touristische Einrichtungen dann geöffnet. Oft herrschen auch bis in den Oktober hinein noch angenehme Badetemperaturen. Und wenn im November die ersten Herbststürme und längere Regenphasen eintreten, liegen die Temperaturen in den Wintermonaten selten unter zehn Grad Celsius. Langzeiturlauber mit Sehnsucht nach Ruhe und Wanderlust finden außerhalb der Saison die besten Bedingungen vor. Auf Formentera ist es oft noch etwas heißer und trockener als auf Ibiza. Hier macht sich die etwas geringere Distanz zu Afrika offenbar bereits bemerkbar, und auf den Pityusen ist es wiederum oftmals etwas wärmer als auf den Inseln Mallorca oder Menorca, die noch weiter nördlich liegen.

Südlichste Baleareninseln

Ibiza und Formentera gehören mit den Inseln Mallorca und Menorca sowie der kleinen »Ziegeninsel« – Cabrera – zur Region der Balearen, die innerhalb Spaniens relativ unabhängig die Geschicke der Inseln bestimmt. Sitz der Balearenregierung ist Mallorca. Die Pityusen sind nicht nur die südlichsten Baleareninseln, sondern (nach Mallorca und Menorca) auch die beiden kleinsten der vier bewohnten Inseln – wobei Ibiza mit einer Fläche von 571 Quadratkilometern Formentera (rund 82 Quadratkilometer) noch um ein fast Siebenfaches übertrifft. Auch die Einwohnerzahlen unterscheiden sich entsprechend. Auf Ibiza leben rund 136 000 Menschen, während Formentera nur knapp 12 000 Einwohner hat. Hauptstadt der Insel ist Ibiza-Stadt (Katalanisch: Eivissa). Die Insel hat fünf Gemeinden: Santa Eulària (Santa Eulalia), Sant Antoni (San Antonio), Sant Josep (San José) und Sant Joan (San Juan). Die Gemeinde Formentera umfasst die gleichnamige Hauptinsel sowie die kleineren nördlich gelegenen Eilande Espalmador und Espardell. Sie gliedert sich in neun Ortsteile, Sitz der Inselverwaltung ist Sant Francesc (San Francisco).

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Schicke Beach Clubs sind an einigen Stränden der Pityusen zu finden.

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Die Cala de Sant Vicent ist gesäumt von einer Steilküste und bietet perfektes Badevergnügen.

Platjas und Calas

Die Landschaften von Ibiza und Formentera sind vielfältig. Viele Sommerurlauber kommen wegen der wunderschönen Strände, mit denen beide Inseln reichlich bedacht sind. Das Wasser ist meist kristallklar, und viele der teils karibisch anmutenden Platjas wurden bereits wiederholt mit der Blauen Flagge ausgezeichnet, dem jeweils für ein Jahr vergebenen Qualitätssymbol der Stiftung für Umwelterziehung (Foundation for Environmental Education – FEE). Eindrucksvoll ist auch die Unterwasserwelt (siehe S. 196).

Die zerklüftete Küste Ibizas ist durch zahlreiche sandige Calas (kleine Buchten) unterbrochen; hinzu kommen teils mehrere kilometerlange Sandstrände wie die Playa d’en Bossa im Süden der Insel. Offiziell hat Ibiza 56 Badestrände. Auf Formentera sind es entsprechend weniger, doch auch die kleine Schwesterinsel ist fast nahtlos gesäumt von Bademöglichkeiten, ausgenommen das felsige Cap de Barbaria und die Hochebene La Mola.

Was tun bei »Quallenalarm«?

Zu Beeinträchtigungen beim Baden im Meer führt teilweise das erhöhte Aufkommen der Feuerqualle Pelagia noctiluca, auch Leuchtqualle genannt wegen ihres meist rosafarben schimmernden Schirmes, der einen Durchmesser von fünf bis zehn Zentimetern aufweist. Es ist die am häufigsten vorkommende Quallenart der Pityusen, und der Kontakt verursacht ein Brennen auf der Haut bis hin zu starken Vernesselungen. Da die Qualle gut zu erkennen ist, sollte man vorbeugend die Augen offen halten. Tipp: Mit einer Schwimmbrille oder Tauchermaske sieht man die Qualle noch besser, und bei längeren Schnorcheltouren schützt schon ein dünner Neoprenanzug die Haut.

Ob die Quallen überhaupt in Strandnähe kommen und in wie großer Zahl, hängt von unterschiedlichsten Faktoren ab, sei es von ungünstigen Strömungen oder erhöhten Wassertemperaturen An manchen Stränden findet man Hinweistafeln. Seit einigen Jahren hat das Auftreten der Quallen offenbar zugenommen, was wohl unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass die Zahl ihrer natürlichen Feinde wie der unechten Karettschildkröte (Caretta caretta) durch die teils angewendeten fragwürdigen Fischfangmethoden reduziert wurde. Doch nicht jede Qualle hat Nebenwirkungen: Es kommen rund um Ibiza und Formentera auch andere Quallenarten vor, von denen einige keine Vernesselungen hervorrufen, etwa die Spiegeleiqualle, die so aussieht, wie sie heißt. Diese Quallenarten sind jedoch weitaus seltener zu beobachten.

Zwei eindrucksvolle Naturparks

Zum Naturpark Ses Salines gehören eine Landfläche von fast 1800 Hektar und ca. 13 600 Hektar Meeresfläche. Der Park umfasst mehrere besondere Ökosysteme: die Sümpfe der Salinen, weitläufige Dünenstrände, Haine, bestehend aus hundertjährigen Zedern, Steilküsten sowie weitere felsige Küstenzonen, in denen auch seltene Vögel wie der Fischadler beheimatet sind. Auch die Felseninselgruppe Des Freus mit den Eilanden s’Espalmador, s’Espardell und Des Penjats zwischen Ibiza und Formentera gehört dazu. Espalmador darf unter Beachtung der Naturschutzauflagen besucht werden und ist ein zauberhaftes Ausflugsziel.

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Eine besonders reizvolle Wanderroute ist der Römerweg auf Formentera.

Neben dem Naturpark Ses Salines hat Ibiza noch einen weiteren Naturpark zu bieten, der zur landschaftlichen Schönheit und zum ökologischen Wert der Insel beiträgt. Er umfasst das Gebiet um Es Vedrà, Es Vedranell und die Felseninseln im Westen (nahe Sant Antoni) und gehört zum Bezirk Sant Josep de sa Talaia. Über das Naturschutzgebiet ragt auch die höchste Erhebung der Insel empor – der Sa Talaia (485 Meter), dessen Kuppe eines der schönsten Wanderziele ist, mit Panoramablicken fast über die gesamte Insel.

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Besonders im Frühjahr und im Herbst wird es farbenfroh auf den Inseln.

Eine duftende und erblühende Insel

Über die Pityusen führen Wander- und Radwanderrouten, teils markiert und in einigen Wanderführern beschrieben. Einige Beispiele sind auch in diesem Buch beschrieben – mit Angabe zu Dauer und Schwierigkeitsgrad.

Selbst zur heißesten und trockensten Sommerzeit bleibt es auf den »Pinieninseln« ziemlich grün, wozu insbesondere auf Ibiza der hohe Bestand an Pinienwäldern beiträgt. Allerdings kann besonders dann eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe verheerende Folgen haben: Im Norden Ibizas kam es in den vergangenen Jahren wiederholt zu teils schweren Waldbränden.

Große Teile beider Inseln werden landwirtschaftlich genutzt, neben oft von Trockensteinmauern gesäumtem Ackerland prägen Haine von Mandel-, Oliven-, Zitronen-, Orangen-, Feigen- und Johannisbrotbäumen das Bild. Im Frühjahr (der hier bereits im Februar beginnt) erblühen prachtvolle Landschaften mit Mohnblumenwiesen, der goldgelben Immortelle, duftendem Lavendel und vielen anderen Wildpflanzen. Naturschauspiel des Jahres ist die Mandelblüte zwischen Mitte Januar und Mitte Februar, besonders eindrucksvoll zeigt es sich im Tal von Santa Agnès nördlich von Sant Antoni.

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Der Naturpark Ses Salines umfasst fast 1800 Hektar Land- und ca. 13 600 Hektar Meeresfläche.

Zutaten für den Insellikör Hierbas

Mediterrane Kräuter, vor allem Rosmarin, gedeihen in den Wäldern und Küstenbereichen und bilden Zutaten für die Inselküche (z. B. für Lamm und Kaninchen) sowie für den aromatischen Insellikör Hierbas (wörtlich »Kräuter«), der in zahlreichen Varianten erhältlich und auch ein schönes Mitbringsel ist. Und was oftmals übersehen wird: Die Pityusen sind auch ein nicht unbedeutendes Weinanbaugebiet. Auf Ibiza gedeihen die Reben vor allem in der Region Es Brolls bei Sant Mateu, auf Formentera gibt es die beiden Anbaugebiete auf dem Cap de Barbaria und auf der Hochebene La Mola. Die Inselweine bekommt man in einigen Geschäften und Supermärkten. Auch die Heilpflanze Aloe Vera wächst wild auf Ibiza, in der Casita Verde, einem Ökoprojekt in den Bergen bei Sant Josep, können sich Interessierte über die Nutzung der heilenden Pflanze informieren. Ibiza ist auch ein Standort der weltweiten Non-Profit-Organisation Greenheart: Das grüne Herz steht für nachhaltige Geschäftsaktivitäten und Produkte.

Die Salinen von Ibiza und Formentera

Eine große Tradition – schon seit punischen Zeiten – hat auf beiden Inseln die Salzgewinnung. In den Salinen von Ibiza wird das Meersalz nach wie vor in großem Stil produziert, zu finden als reguläres Speisesalz auch in Supermärkten. Auf Formentera wurde die Produktion nun wieder aufgenommen, dort konzentriert man sich auf kleinere Mengen besonderer Produkte wie dem aus der Salzblume gewonnenen, feinen Flor de Sal, das übrigens auch auf Ibiza gewonnen wird. Landschaftlich sind die Salinen mit den in verschiedenen Farbtönen schimmernden Salzbecken überaus reizvoll, vor allem bei Morgen- und Abenddämmerung. Das einzigartige Ökosystem bietet außerdem Lebensraum für eine artenreiche Fauna.

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Die nur auf Ibiza und Formentera vorkommenden Pityuseneidechsen lieben die warmen Felsen.

Flamingos und Geckos

Neben zahlreichen Zugvögeln gibt es einige Vogelarten, die ganzjährig auf den Pityusen leben, in großen Scharen etwa die Silbermöwe. Außerdem sind Kormorane, Wanderfalken und Fischadler zu beobachten. Etwas Besonderes sind die rosaroten Flamingos in den Salinen. Auf Ibiza sieht man ihren leider auf wenige Tiere reduzierten Bestand regelmäßig. Die Flamingos aus den Salinen von Formentera wurden lange Zeit nicht mehr gesehen, sollen inzwischen aber auch dort wieder vereinzelt aufgetaucht sein.

Ibiza gab der balearischen Hunderasse Podenco Ibicenko (Katalanisch: Ca Eivissenc) ihren Namen. Die schlanken Windhunde werden heute in England gezüchtet und vor allem für die Jagd eingesetzt. Endemische Vertreter der wilden Tierwelt auf den Pityusen sind insbesondere der Mauergecko und die Pityuseneidechse. Man sieht die possierlichen Tierchen häufig in den felsigen Bereichen der Strände, wo sie Badeurlaubern gern mal Krümel von Keksen oder Gebäck stibitzen. Ein Gecko im Haus bringt Glück, heißt es auf Ibiza, und so verwundert es nicht, dass er oft Türen und Wände ziert oder auch mal als Tattoo die Haut. In den Neptungraswiesen vor Ibiza fühlt sich auch das Seepferdchen wohl. Es ist daher ebenfalls oft als originelle Deko zu finden.

Das Erbe der Phönizier

Auch einige bedeutende archäologische Ausgrabungsstätten gibt es auf Ibiza, die schon von den Phöniziern geprägt wurde – etwa die Nekropole am Puig des Molins oder die Überreste der ersten punischen Siedlung in der Bucht von Sa Caleta. Übrigens: Die Bezeichnungen Phönizier, Karthager und Punier sind auf dasselbe Volk zurückzuführen, werden also weitgehend synonym verwendet. Die Angehörigen dieses Volkes kamen ursprünglich aus Phönizien und wurden erst nach der Gründung der Stadt Karthago auch als Karthager bezeichnet. Aus dem Lateinischen wiederum stammt der Name Punier – so nannten die Römer dieses Volk.

Inseln der Piraten

Im 15. und 16. Jahrhundert wurden Ibiza und Formentera schwer von Piratenangriffen gebeutelt. Die Korsaren enterten die Inseln, verwüsteten ganze Dörfer und raubten Menschen, um sie zu versklaven. Dies führte zeitweise zur nahezu vollständigen Entvölkerung Formenteras. Spaniens König Philipp II. schließlich beschloss Ibiza »für alle Zeiten uneinnehmbar« zu machen und befahl 1556 den Neubau der mächtigen Festung von Eivissa. Bald darauf wurde die Küstenlinie von Ibiza und Formentera mit einem raffinierten »Warnsystem« ausgestattet: Um die Piraten zeitig zu erspähen, baute man zahlreiche Verteidigungstürme rund um beide Inseln. Sobald ein Schiff am Horizont erschien, wurden Signale gegeben: Rauchzeichen am Tag, Lagerfeuer bei Dunkelheit. Es stand stets ein Turm in Sichtweite eines anderen, der die Zeichen weitergab. So pflanzten sich die Warnfeuer rasch um die Insel fort, und die Einwohner verschanzten sich in den Wäldern. Viele suchten auch Schutz in den Festungskirchen – ein weiteres Relikt der barbarischen Zeiten. Die Gotteshäuser dienten auch als Piratenschutz und trugen teils sogar Kanonen auf dem Dach.

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Schon zu punischen Zeiten wurde hier Salz gewonnen: Ses Salines

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Die Festung von Dalt Vila, im 16. Jahrhundert errichtet, war schon immer piratensicher.

Auch die Bauern sicherten ihre Höfe, manch einer errichtete meterdicke Schutzmauern und Türme, sodass ganze Wehrdörfer entstanden. Die Siedlung Balàfia bei Sant Llorenç im hügeligen Hinterland zeigt dies noch sehr deutlich.

Auch von den Wehrtürmen, den Torres, sind noch einige erhalten geblieben und bei Küstenwanderungen zu entdecken, und die Wehrkirchen zählen zu den Inselsehenswürdigkeiten, die auf dem Besichtigungsprogramm nicht fehlen sollten. Die Kirche von Sant Jordi im Inselsüden trägt sogar Wehrzinnen wie eine kleine Burg. In Santa Eulària wurde die Kirche strategisch günstig errichtet, auf dem 52 Meter hohen Hügel Puig d’es Missa (Hügel der Messe) zum Schutz der Nordostküste.

Steckbrief Ibiza und Formentera

Lage: Ibiza liegt im Golf von Valencia, 82 Kilometer südwestlich von Mallorca, rund 87 Kilometer vom spanischen Festland entfernt. Formentera liegt rund neun Kilometer südlich von Ibiza.

Fläche: Ibiza – 571 Quadratkilometer Formentera – 82 Quadratkilometer

Küste: Ibiza – Die zerklüftete Küste Ibizas ist durch zahlreiche sandige Calas (kleine Buchten) geprägt, hinzu kommen mehrere teils kilometerlange Sandstrände wie die Playa d’en Bossa oder die Platja de Ses Salines und Es Cavallet. Offiziell hat Ibiza 56 Badestrände.

Formentera – Die Länge der überwiegend felsigen Küstenlinie beträgt 69 Kilometer. Im schmaleren mittleren Teil sowie entlang der nördlichen Landspitze Es Trucadors säumen weite Sandstrände die Insel.

Hauptstadt: Eivissa (Ibiza-Stadt)

Flaggen:

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Amtssprachen: Katalanisch (Ibizenkisch) und Kastilisch

Währung: Euro

Zeitzone: Mitteleuropäische Zeit

Geografie: Den südwestlichen Teil der Balearischen Inseln, etwa 20 % der Fläche Mallorcas, bilden die Pityusen. Sie liegen damit der Iberischen Halbinsel und Afrika am nächsten. Nach Barcelona sind es rund 250 km, zur Nachbarinsel Mallorca 90 km und nach Nordafrika etwa 250 km. Die größte Insel der Pityusen ist Ibiza, die südlich vorgelagerte Nachbarinsel Formentera ist siebenmal kleiner. Während Ibiza von einer sanften Berg- und Hügellandschaft geprägt ist, ist ihre Schwesterinsel Formentera sehr flach mit Ausnahme der Hochebene von La Mola (höchster Punkt 192 m).

Staat und Verwaltung: Ibiza und Formentera gehören zu den Balearen mit Regierungssitz auf Mallorca. Hauptstadt Ibizas ist Eivissa (Ibiza-Stadt). Die Insel hat fünf Gemeinden: Santa Eulària (Santa Eulalia), Sant Antoni (San Antonio), Sant Josep (San José) und Sant Joan (San Juan). Die Gemeinde Formentera umfasst die gleichnamige Hauptinsel sowie die nördlich gelegenen Eilande Espalmador und Espardell. Sitz der Inselverwaltung ist Sant Francesc (San Francisco).

Wirtschaft: 98 % der Gesamteinnahmen der Inseln kommen aus dem Tourismus, der mit der Hippie-Bewegung der 1960er-Jahre einen ersten Aufschwung erlebte. Kleinere Beiträge leisten die Landwirtschaft, Weinanbau und Olivenölproduktion.

Religion: vorwiegend römisch-katholisch

Bevölkerung: Ibiza: 142 065 Einwohner, 248,8 Einwohner pro km2

Formentera: 12 124 Einwohner, 147,8 Einwohner pro km2

Geschichte im Überblick

2000–1600 v. Chr. Erste Siedler hinterlassen Spuren auf den Pityusen (Ibiza und Formentera). Davon zeugen etwa das Großsteingrab Ca Na Costa auf Formentera und die Höhlenmalereien in Ses Fontenelles bei Sant Antoni auf Ibiza. Es handelte sich dabei wohl um iberische Hirtenvölker.

Ab 700 v. Chr. Die Phönizier (Karthager) gründen im Südwesten Ibizas eine Siedlung namens Sa Caleta. Deren Überreste sind dort heute als Ausgrabungsstätte zu besichtigen. Bald darauf gründete das Volk an der östlichen Seite der heutigen Hafenbucht von Eivissa eine Kolonie, die es Ibes bzw. Ebusim nannte, wohl nach dem ägyptischen Gott Bes, dem Schutzgeist des Hauses, der aber auch für Musik, Tanz und Freude steht. Diese größere Siedlung, die das Münzrecht besaß, entwickelte sich zu einem bedeutenden Warenumschlagplatz im Mittelmeerraum.

Ab 123 v. Chr. Die Römer gewinnen auf den Balearen die Oberhand: Die Phönizier unter Hannibal unterlagen im Zweiten Punischen Krieg in der Schlacht bei Zama (202 v. Chr.) und mussten der Siegermacht nun auch die Insel Ibiza überlassen. Unter den Römern heißt Ibiza-Stadt Ebesus. 70 v. Chr. wird Ebesus in Flavia Augusta umbenannt und dem Römischen Reich eingegliedert. Unter Kaiser Vespasian entstehen die Häfen Portus Salarius (heute La Savina) auf Formentera sowie Portus Magnus heute (Sant Antoni de Portmany) auf Ibiza. Formentera nennen die Römer Frumentaria, die »Weizenreiche«.

380 Als das Christentum zur römischen Staatsreligion wird, erfolgt auch die Christianisierung der Balearen.

5. Jh. Unter ihrem König Gunderich (379–428) fallen die Vandalen über Ibiza her und verwüsten die Insel nahezu vollständig. Die Vertreibung der Eindringlinge gelingt schließlich dem oströmischen Feldherrn Belisar in den Jahren 533 und 534. Über Ibiza regiert nun Byzanz, das spätere Konstantinopel, nach Rom die bedeutendste Stadt des Imperium Romanum.

711 Die Mauren erobern Ibiza. Stabilisieren konnten die Mauren ihre Macht auf Ibiza erst im frühen 10. Jh. Behaupten mussten sie sich besonders gegenüber den Wikingern im Jahr 859.

Um 1009 Als die Balearen zusammen mit dem Küstenort Denia zum unabhängigen Königreich erklärt werden, nehmen auch die Überfälle arabischer Piraten überhand, die vor allem von Mallorca und Menorca aus ihre Beutezüge starten. Die islamische Herrschaft über Ibiza kann sich noch bis ins späte 12. Jahrhundert halten, von 1203 bis 1235 vertreten durch die nordafrikanische Berberdynastie der Almoraviden.

Ab 1229 erfolgt die Eroberung auch der Pityusen durch die Katalanen. 1256 ruft Jaume II. das Königreich Mallorca aus. 1299 gründete der Monarch auf Ibiza eine Verwaltungsbehörde (die »Universidad«). Damit erhalten Ibiza und Formentera eine eingeschränkte autonome Verwaltung, die bis in das 19. Jh. Bestand hat. Das Königreich Mallorca fällt 1349 nach dem Tod Jaumes III. an Aragón unter König Pedro IV. zurück.

Ende 15. Jh. Mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus verliert der Mittelmeerhandel an Bedeutung. Das Interesse der spanischen Krone an Ibiza und Formentera lässt nach. Piraten nutzen die Lage, was auch zeitweise zur Entvölkerung Formenteras führt.

17. Jh. Erst jetzt kann die kleine Pityusen-Insel wieder besiedelt werden. Auf Ibiza und Formentera entsteht das Schutzsystem der Wehrtürme, um gegen weitere Angriffe gefeit zu sein. Unter Philipp II. von Spanien wird bereits ab 1556 mit dem Neubau der Stadtmauern von Ibiza-Stadt begonnen. Durch die Piratenangriffe sowie die spanische Inquisition geraten die Ibizenker derart in wirtschaftliche Bedrängnis, dass sie selbst aus Eigenschutz zu Freibeutern werden. Der ibizenkische Korsar Antonio Riquer Arabi wird bis heute mit einem Obelisken als Held verehrt.

19. Jh. Nach der Eroberung Algiers durch die Franzosen (1830) kann das Korsarentum im Mittelmeer beendet werden.

1936–1939 Der Spanische Bürgerkrieg schwächt die Insel, Ibiza wird von den Nationalisten kontrolliert.

1939 Mit dem Beginn der Franco-Diktatur werden katalanische Kultur und Sprache zensiert.

1920er-Jahre Künstler beginnen die Inseln für sich zu entdecken.

1960er-Jahre Ibiza wird zur Insel der Hippies und Aussteiger. Mit Eröffnung des Flughafens 1958 beginnt der Massentourismus.

1975 Nach Francos Tod wird Juan Carlos I. König von Spanien und führt allmählich die Demokratie ein.

1983 Erst jetzt, als die Balearen ihren Autonomiestatus erhalten, wird Katalanisch wieder zur Amtssprache.

1990er-Jahre Der Tourismus auf den Pityusen erlebt einen neuen Boom, und Ibiza entwickelt sich zur Partyinsel.

1999 Die biologische Vielfalt und Kultur von Ibiza werden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Dazu tragen insbesondere die Festungsstadt Dalt Vila bei, aber auch andere kulturelle Orte und Naturräume wie Sa Caleta und die Neptungraswiesen.

2011 Das linksgrüne Bündnis wird durch die konservative Volkspartei PP abgelöst.

2013 Spanien wird von der Wirtschaftskrise gebeutelt. Auf den Pityusen macht sie sich etwas weniger bemerkbar, da der weiterhin anhaltende Tourismus auf den Inseln die Haupteinnahmequelle ist.

2017 Ibiza ist eine der beliebtesten Ferieninseln Spaniens und verzeichnete auch 2017 wachsende Besucherzahlen.

DER OSTEN

1Dalt Vila

Eivissas historisches Herz

2Eivissa – die Stadt

Ibizenkischer Alltag, durchfeierte Nächte

3Talamanca

Spazieren und Imponieren

4Jesús

Durchfahrtsort mit religiösem Schatz

5Cala Llonga

Badespaß und Exklusives

6Santa Eulària des Riu

Residentenmekka mit schöner Promenade

7Es Canar

Ein Badeort mit zwei Gesichtern

8Traumbuchten im Nordosten

Von der Cala Nova bis S’Aigua Blanca

9Sant Carles de Peralta

Dorf der Blumenkinder

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Der Kern von Eivissa ist eine mittelalterliche Festung.

1 Dalt Vila

Eivissas historisches Herz

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Unerschütterlich ruht Dalt Vila über den Dächern von Ibiza-Stadt, die heute wieder ihren katalanischen Namen Eivissa trägt. Errichtet als Piratenschutz mit sieben Bollwerken und mehreren Metern dicken Mauern. Die mittelalterliche Festung, seit 1999 Weltkulturerbe der UNESCO, bietet eine sagenhafte Aussicht auf die Stadt, den Hafen und das Meer und spannende Einblicke in die Inselgeschichte.

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Die Kathedrale Santa Maria des Neus krönt die Oberstadt.

Schon von Weitem sichtbar ist die nachts erleuchtete Kathedrale Santa Maria de les Neus. Dalt Vila bedeutet wörtlich übersetzt »obere Stadt«. Wie dahingewürfelt türmen sich ihre Bauten aufeinander, die weiß gekalkten Häuser mit ihren Treppchen, Balkonen, Nischen, Fensterläden und Türen in allen Farben, Fresken und Ornamenten und mediterraner Blütenpracht. Ein Labyrinth aus Häusern und verwinkelten Gassen, ein Dorf inmitten der Stadt. Manche Häuser wurden aufwendig saniert, es zogen feine Hotels, Apartments und Restaurants ein. Neu gestaltete Museen wie etwa die kubistische Architektur des Museu d’Art Contemporani d’ Eivissa bereichern das historische Erscheinungsbild des Weltkulturerbes. Fast zwei Kilometer lang und bis zu 20 Meter hoch ist die mächtige Stadtmauer, die in ihrer heutigen Form aus dem 16. Jahrhundert stammt. Einige ihrer Elemente sind sogar noch älter. Mehrsprachige Infotafeln an den verschiedenen Eingangspforten erleichtern den Touristen die Orientierung.

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Das Bollwerk ist originalgetreu mit Kanonen ausgestattet.

GUT ZU WISSEN

DER RICHTIGE ZEITPUNKT

An manchen Sommertagen strömen so viele Besucher durch Dalt Vila, dass vom mittelalterlichen Zauber kaum noch etwas zu spüren ist. Am besten früh da sein und den Sonnenaufgang genießen – oder zu einer anderen Jahreszeit zwischen Oktober und April. Und im Abendlicht entfaltet Dalt Vila sein ganz besonderes, geheimnisvolles Flair.

Dalt Vila erkunden

Ein Rundgang zu den sehenswertesten Plätzen und zugleich eine Reise ins Mittelalter.

image Portal de Ses Taules – Der Weg über das imposante Portal mit der Zugbrücke ist die schönste Möglichkeit, Dalt Vila zu betreten.

image Patio des Armas (Waffenhof) – In dem düsteren Gewölbe hört man noch förmlich die Rüstungen klappern …

image Plaça de la Vila –… und plötzlich steht man mitten im bunten Touristenleben der Neuzeit.

image Plaça dels Desamparats – Die Bronzeskulptur des Historikers Isidor Macabich verdient Beachtung.

image Baluard de Santa Llúcia – eines der sieben Bollwerke der Festung

image Catedral Santa Maria de les Neus – Die Kathedrale krönt die historische Oberstadt.

image Museu Arqueológic – Es informiert über die wechselvolle Geschichte der Inseln.

image Baluard de Sant Jordi – Diese weitere Bastion liegt am oberen Rundweg.

image Baluard de Sant Jaume – Bastion mit einem kleinen Museum zur Waffengeschichte

image Baluard de Sant Pere – In dieser Bastion gibt es eine audiovisuelle Ausstellung zum Bau der Festungsanlage.

image Museu d’Art Contemporani d’Eivissa (MACE) – Das Museum für zeitgenössische Kunst verbirgt sich im Baluard de Sant Joan.

image Capella de Sant Ciriac – Die unscheinbare Kapelle erinnert an die katalanische Eroberung der damals maurisch besetzten Stadt.

image Museu Puget – Museum mit ibizenkischer Kunst aus dem frühen 20. Jh.

image Madina Yabisa-La Cúria – Das Kulturzentrum informiert Besucher über die arabische Epoche, als Eivissa noch Madina Yabisa hieß.

image Ajuntament – Rathaus an der Plaça d’Espanya im Gebäude eines ehemaligen Dominikanerklosters aus dem 16. Jahrhundert

image Es Soto Fosc – »Das dunkle Wäldchen« ist ein alter Fluchtweg, der auf der Südseite aus Dalt Vila herausführt.

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Einfach gut!

MERCAT VELL – DER ALTE MARKT

Der kleine, feine Platz nahe dem Eingangsportal von Dalt Vila lohnt einen Zwischenstopp. Unter dem Dach des offenen, wie ein griechischer Tempel gestalteten Gebäudes (1872) gibt es einen Obst- und Gemüsemarkt mit beschaulicher Atmosphäre. Der Markt bietet vieles, was Herz und Gaumen begehren, inklusive frisch gepresster Fruchtsäfte und Smoothies. Wer als Selbstversorger in einem der zahlreichen Apartmenthotels im Hafenviertel oder in der Altstadt Quartier bezogen hat, kann sich hier nach Lust und Laune mit Frischware versorgen – in Bioqualität! Rundherum laden kleine, schön geschützt liegende Cafés zum Verweilen ein wie etwa die schon fast legendäre Croissant Show. Am Markt selbst trifft man eher Einheimische als Touristen. Wunderbar für eine Pause vor oder nach dem Besuch der Festung.

Croissant Show. Pl. de la Constitución, Tel. 971/31 76 65.

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Rundgang durch das Mittelalter

Bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Phönizier (Karthager) an diesem Ort eine erste Kolonie namens Ibosim. Es folgten im 2. Jahrhundert die Römer, dann die Vandalen, Byzantiner und Mauren und schließlich die spanische Monarchie des Mittelalters. Sie alle nutzten die exponierte Lage Dalt Vilas als Festung. Jede Ära hinterließ ihre Spuren, die sich in zahlreichen Details verbergen – am schönsten zu entdecken bei einem Rundgang, beginnend beim Portal de Ses Taules am Alten Markt (Mercat vell).

Über eine schwere Zugbrücke geht es durch das Gemäuer. Am Zugang grüßt schon das alte Rom in Form zweier kopfloser Statuen. Die rechte stellt die Göttin Juno dar, die linke einen römischen Legionär. Es sind Kopien, die Originale befinden sich ganz in der Nähe, im Archäologischen Museum von Dalt Vila (siehe S. 34). Die Inschrift über dem Tor entstand rund 1500 Jahre später, sie verkündet: Philipo Rege Haec Construebantur (»dies wurde dem König Philipp erbaut«). Gemeint ist der spanische Thronfolger Philipp II., der von 1527 bis 1598 lebte und die heutige Festungsanlage errichten ließ. Sie wurde von dem italienischen Ingenieur Giovanni Battista Calvi entworfen und 1585 fertiggestellt, die rekonstruierte Zugbrücke stammt aus der Neuzeit.

Das Flurgewölbe des Eingangsportals führt zunächst in den Waffenhof (Patio des Armas), in dem sich einst die Soldaten und Offiziere aufhielten. Auf der anderen Seite mündet es in die Plaça de la Vila mit Souvenirständen, Restaurants und kleinen Läden, die sich ästhetisch in die historischen Bauten fügen. An der platzseitigen Torfront des Waffenhofes verbirgt sich die Skulptur des römischen Heerführers Lucio Oculacio. Rechts an ihr vorbei leitet das Kopfsteinpflaster hinauf zur Plaça dels Desamparats. Dort steht – im Schatten eines alten Eukalyptusbaumes – die Bronzeskulptur eines für Ibiza besonders bedeutenden Mannes. Es handelt sich um den Historiker Isidor Macabich (1883–1973), der die große Historia de Ibiza verfasst hat.

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Das Denkmal ehrt Isidor Macabich, Verfasser der Historia de Ibiza.

Bollwerk mit Pulverturm

Immer weiter führt das Sträßlein hinauf, bis links der Baluard de Santa Llúcia zu sehen ist, eines der sieben Bollwerke der Festungsstadt. Hier wurde das Mittelalter auf eindrucksvolle Weise rekonstruiert: Kanonen stehen in den Schießscharten, als warteten sie noch immer darauf, abgefeuert zu werden. Am äußersten Eck des Bollwerks befindet sich der Nachbau des Pulverturms Es Polvori. Das Original war 1730 durch einen Blitzschlag in Schall und Rauch aufgegangen. Es eröffnet sich auch eine erste schöne Aussicht über Eivissa, den Hafen und das Meer.

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Schöne Sonnenhüte und auch die für Ibiza typische Adlib-Mode bekommt man in Dalt Vila.

Gegenüber dem Baluard ragt die Kathedrale Dalt Vilas aus den Dächern der Altstadt, gewidmet Santa Maria de les Neus (kastilisch: de las Nieves), der »heiligen Jungfrau des Schnees«. Die nun steil ansteigenden Gassen führen direkt zum Kirchvorplatz (Plaça de la Catedral). Dort, wo sich das Gotteshaus erhebt, sollen im Lauf der Jahrhunderte bereits ein römischer Tempel, eine frühchristliche Basilika und eine maurische Moschee gestanden haben. Im 13. Jahrhundert begannen die Christen mit dem Bau einer gotischen Kathedrale, die erst 1592 fertiggestellt wurde. Die heutige Optik entspricht dem Stand des späten 18. Jahrhunderts, als Eivissa Bischofssitz wurde (1782). In der Sakristei der Kathedrale befindet sich das Museu de sa Catedral mit dem Kirchenschatz.

Nicht verpassen

FERIA MEDIEVAL – MITTELALTERFEST

Alljährlich am zweiten Wochenende im Mai feiert Eivissa drei Tage lang das Mittelalter. Es ist hierfür die beste Reisezeit, der Auftakt zur Hauptsaison, mit lauen Nächten und noch nicht ganz so heißen Tagen. Wie aus einem Dornröschenschlaf erwacht das Dalt Vila vergangener Zeiten, wenn Gaukler und Minnesänger durch die Gassen ziehen, Fakire und Schlangenbeschwörer ihre Künste zeigen. Im Gemäuer fackeln die Lichter der Feuerkünstler, es duftet nach Spezialitäten, Gebratenem, Gewürzen … An jeder Ecke wird ein neues Märchen lebendig. Bis hinauf zur Kathedrale schmückt sich die Altstadt mit Flaggen und Ständen, mit Akrobaten, Tänzern und Jongleuren, Händler bieten mittelalterliche Waren feil. Man vergisst, wer Besucher ist und wer Darsteller, hebt die Kelche und feiert. Als Dorfgemeinschaft, wie vor Jahrhunderten.

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Bastionen mit Ausstellungen

Im Archäologischen Museum neben der Kathedrale ist die epochale Vielfalt zum Greifen nah. Auch das Gebäude selbst berichtet von der bunten historischen Vergangenheit Dalt Vilas: Die »Erlöserkapelle«, in der heute der Empfangsbereich untergebracht ist, präsentiert sich in der himmelwärts strebenden Architektur der Gotik. Im mittleren Bereich des Baus finden sich Ornamente aus Backstein und Gips – Einflüsse des spanisch-islamischen Mudéjar-Stils. Der rechte Gebäudeteil hingegen weist barocke Stilelemente auf.

Vom Kirchplatz aus bietet sich ein Rundgang zu weiteren sehenswerten Bollwerken (Baluards) an: Über den Carrer de la Universidad führt ein Weg (Ronda) entlang der Festungsmauern, immer wieder eröffnen sich spektakuläre Panoramen unter dem meist strahlend blauem Himmel oder in stimmungsvollem Abendlicht. So passiert man zunächst den Baluard de Sant Jordi und gelangt zum Baluard de Sant Jaume, der mit einem kleinen Museum ausgestattet ist. Es informiert auf anschauliche Weise über die Verteidigung ab dem 16. Jahrhundert – Besucher dürfen etwa eines der schweren Korsetts anprobieren. In den Kasematten des Baluard de Sant Pere wird anhand von audiovisuellen Projektionen gezeigt, wie es möglich war, die Festungsanlage von Dalt Vila zu errichten.

Capella de Sant Ciriac

Es lohnt sich, auch anderen verwinkelten Gassen zu folgen. Sie führen unter anderem zum Museum für zeitgenössische Kunst (Museu d’Art Contemporani) im Baluard de Sant Joan und zum Museu Puget mit Arbeiten ibizenkischer Künstler. Im Kulturzentrum Madina Yabisa-La Cúria leben die arabischen Zeiten wieder auf, als die Stadt Madina Yabisa hieß. Zudem zeigt dort ein audiovisuelles Befestigungsmodell, wie sich Dalt Vila entwickelte. Zu beachten sind auch das Rathaus (Ajuntament) an der Plaça d’Espanya und weitere sakrale Sehenswürdigkeiten, darunter eine kleine Kapelle von besonderer Bedeutung: Die Capella de Sant Ciriac erinnert an die katalanische Eroberung der maurisch besetzten Stadt am Tag des heiligen Cyriakus (8. August 1235). Unter dem Altar spielt eine angedeutete Tunnelöffnung auf die Ankunft der christlichen Eroberer an.

Tunnel Es Soto Fosc

Hinter der Kathedrale führt ein unscheinbares Gässchen nach Es Soto, auf die andere Seite Dalt Vilas, die noch mehr Mittelalter zeigt als die Vorderstadt mit ihren Wohnhäusern und Cafés und Boutiquen. Zur Rechten öffnet sich nach wenigen Metern ein dunkles Tor in der Festungsmauer. Dies ist der Zugang zum Tunnel nach Es Soto Fosc. Er führte zum »dunklen Wäldchen«, so die wörtliche Übersetzung, und ist ein alter Fluchtweg, durch den die Belagerten früher aus der Burg zur Steilküste gelangen konnten. Dort, wo heute Licht durch vergitterte Öffnungen fällt, schütteten die Verteidiger damals Steine und brennendes Pech auf eindringende Feinde. Am unteren Ende des Ganges empfängt das Hier und Jetzt: Der neuzeitliche Parkplatz ist ein weiterer möglicher Startpunkt für einen Rundgang durch Dalt Vila.

Geheimtipp

FESTES DE LA TERRA

In der ersten Augustwoche strahlt Eivissa in besonderem Glanz. Bunte Umzüge füllen die Straßen, es gibt Aufführungen, Folklore und Konzerte auf vielen Plätzen, Wettbewerbe und Ausstellungen. Acht Tage lang wird geschwelgt, geehrt und gesungen. Die Inselhauptstadt feiert die Festes de la Terra (Fiestas de la tierra). Das bedeutet so viel wie »die Feste unseres Landes«. Der 5. August gehört Eivissas Schutzpatronin Santa Maria de les Neus. Drei Tage später ehrt man den heiligen Ciriac – und gedenkt damit der Eroberung Ibizas durch die Katalanen am 8. August 1235. Zum Festakt gehören auch eine Rast in der Kapelle von Sant Ciriac, Paella für alle und die berenada popular, ein gemeinschaftliches Picknick auf dem Hügel des Puig des Molins. Die Feierlichkeiten krönt ein Feuerwerk über den Dächern von Dalt Vila. Das Lichterspektakel am Himmel ist auch schon aus der Ferne betrachtet ein großes Erlebnis.

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