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Editorial

KLAUS AMANN, WOLFGANG HACKL:
Maximilian I.
Wirkung und Wirklichkeit

Maximilian I. und seine Zeit

KLAUS WOLF: Maximilian I. aus der Sicht der germanistischen Mediävistik

MANFRED HOLLEGGER: Maximilian I. (1459–1519) und seine Zeit

THOMAS SCHRÖDER: Die Medienlandschaft zur Zeit Maximilians I.

Maximilian I. – Inszenierung und Reinszenierung. Anregungen für den Deutschunterricht

DENNIS WEGENER: Wissen als Legitimationskategorie und Schlüssel eines sozialen Aufstiegs im Weißkunig Maximilians I.

WOLFGANG HOLANIK: ain puech in pergamen: Das Ambraser Heldenbuch Maximilians I. als Speicherobjekt. Überlegungen zu seiner Integration in den Deutschunterricht in der Sekundarstufe II

ANDREA SIEBER, DENNIS GRÄF: Maximilian – Das Spiel von Macht und Liebe (2017). Mediale Reinszenierung von Gender und Herrschaft

Maximilian I. im (fächerübergreifenden) Deutschunterricht

VERENA SPERK: Deutsch lernen in der Hofkirche

SIEGFRIED PORTUGALLER: Musik zur Zeit Kaiser Maximilians I.

Die Innsbrucker Hofkapelle und Heinrich Isaac (1450–1517)

CLAUDIA RAUCHEGGER-FISCHER, TOBIAS PAMER: »Tirol ist eine offene Geldbörse, in die man nie umsonst greift.«

Ein fächerübergreifendes Projekt Geschichte – Deutsch – Geographie und Wirtschaftskunde

GABRIELE RATHGEB, MARTIN KRIECHBAUM, ANNALENA BLOCHBERGER: Kaiser Maximilian und die Ich-Krankheit.

Vom Dramentext zur Aufführung: Probenbegleitung am Tiroler Landestheater

Service

DÉSIRÉE MANGARD: Maximilian I. und seine Zeit.

Weiterführende Auswahlbibliographie

Magazin

Aktuelles

59. Literaturtagung der Reihe MittelLiteraturPunkt

Kommentar

EVA LICHTENBERGER:
Gedanken zu Maximilian und Europa

ide empfiehlt

ARTUR R. BOELDERL:
M. Baum (2019): Der Widerstand gegen Literatur. Dekonstruktive Lektüren zur Literaturdidaktik

Neu im Regal

Die Zeit von Maximilian I. in anderen ide-Heften

ide 3-2016

Sehnsuchtsort Mittelalter

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Mittelalter

Das nächste ide-Heft

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Inklusion

erscheint im Dezember 2019

Vorschau

ide 1-2020

Schrift und Schriftlichkeit

ide 2-2020

Videospiele

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Informationen, Ansätze, Orientierungen.

Maximilian I.

Wirkung und Wirklichkeit

Wenn man, wie die Herausgeber des vorliegenden Hefts, in Innsbruck bzw. Tirol lebt, kommt man im Jahr 2019 an Maximilian I. nicht vorbei. Zahllose Plakate, Inserate und Internetseiten machen auf die 500. Wiederkehr seines Todesjahres und damit zusammenhängende (Gedenk-)Veranstaltungen aufmerksam. Die von Land Tirol, Stadt Innsbruck, der Tirol Werbung und Innsbruck Tourismus betriebene1 Inter net-Seite maximilian2019.tirol verzeichnet über 200 Aktivitäten, vorwiegend in Tirol, aber auch im übrigen Österreich sowie in Deutschland, Italien und der Schweiz, die an den Habsburger Herrscher erinnern. Das Spektrum reicht von Ausstellungen, Führungen und Tagungen über Konzerte, Lesungen und Kinderveranstaltungen bis hin zu Theater- und Musicalproduktionen sowie Vorträgen. Besondere Erwähnung verdient der eigens von den SchülerInnen zweier Tourismus-Fachschulen kreierte »Max Burger«, der mit »seiner rauchigen Note, welche die raue Tiroler Bergwelt versinnbildlicht, […] seinem kaiserlichen Gaumen sicherlich gefallen« hätte.2

Es ist angesichts der Trägerschaft dieser Webseite (Gebietskörperschaften und Tourismusverbände) vielleicht unnötig zu sagen, dass das Gros dieser Veranstaltungen einen ausgesprochen affirmativen Charakter hat und Maximilian meist äußerst positiv sieht – was ihm zweifellos tatsächlich gefallen hätte. Der Habsburger wird als Zugpferd für das Image von Stadt und Land und zur Förderung des Tourismus in Tirol und Innsbruck vermarktet, Kritik an diesem Zugpferd wäre dabei selbstverständlich störend und geschäftsschädigend. Diese aus Sicht der genannten Proponenten legitime Position ist freilich problematisch: Gerade die geballte öffentliche und offiziöse mediale Inszenierung Maximilians erweckt – bei allen unbestreitbaren Verdiensten des Herrschers – den Eindruck einer über jeden Zweifel erhabenen Lichtgestalt. Man gewinnt bei der Betrachtung des genannten Veranstaltungskalenders leicht den Eindruck, dass so manche Ausstellung, so manche Buchpublikation und nicht zuletzt manche Medienbeiträge auch heute noch des Kaisers3 Propaganda weitertragen. Kritisches Hinterfragen seines Wirkens ist in einem solchen Umfeld kaum noch möglich, gerade die Vermittlung einer kritischen Haltung und der Fähigkeit, Kritik zu üben, ist aber ein Ziel des Deutschunterrichts bzw. der Schule allgemein. 4 Damit verbunden ist die Hoffnung, der pädagogisch-didaktische Zugang erfolge nicht so, wie er auf unserem Titelbild festgehalten wird. Das 1952 entstandene Fresko des Tiroler Künstlers Max Weiler (1910–2001), der sich immer wieder mit Maximilian beschäftigt hat, zeigt oben den würdevollen Herrscher, der sich von seinen Großen huldigen lässt. Schräg links unter ihm ist ein Lehrer mit erhobenem Zeigefinger – auf Maximilian verweisend – zu sehen, der seine rechts von ihm aufmerksam zuhörenden SchülerInnen unterweist. Das Gemälde befindet sich an der Fassade einer ehemaligen Hauptschule in Hall in Tirol, mithin im öffentlichen Raum, und verdeutlicht zweierlei: Zum einen die (zumal in Tirol) unhinterfragte Bedeutung Maximilians als bedeutender Herrscher, dem auch noch Jahrhunderte nach seinem Tod größte Wertschätzung zuteil wird, und zum anderen die Perpetuierung dieses Bildes, u. a. in einer Schule mit predigerhaft dozierenden Lehrpersonen.

Diese Sichtweise von Schule ist selbstverständlich obsolet; die Sicht auf Maximilian hingegen weniger. In diese Lücke möchte das vorliegende ide-Heft stoßen und Wege aufzeigen, wie eine angemessene Auseinandersetzung mit Maximilian I. im Deutschunterricht möglich ist. Dabei geht es nicht um eine Demontage der Person des Herrschers und Menschen, sondern in erster Linie um eine kritische Würdigung seines – erfolgreichen – Versuchs, sich selbst mittels verschiedener Strategien als strahlenden Herrscher, siegreichen Feldherrn, gewieften Diplomaten und nicht zuletzt als leutseligen, volkstümlichen Landesvater zu stilisieren. Es ist nämlich gewiss kein Zufall, dass viele Beiträge zum Maximilian-Jahr auf seinen virtuosen Einsatz der damaligen Medien für seine Zwecke abheben – das scheint etwas zu sein, was in unserer Zeit von besonderem Interesse bei der Beschäftigung mit ihm ist. Umso wichtiger ist es, gerade diesen Aspekt zu beleuchten, denn die Medienerziehung ist ein integraler Bestandteil des Deutschunterrichts. In der historischen Perspektive und damit in der abstrakten Distanz ist es für Schülerinnen und Schüler möglicherweise leichter nachzuvollziehen, wie manipulativ Medien – ob neu oder schon älter – eingesetzt werden konnten und können.

Daher widmen sich auch viele Beiträge des vorliegenden Hefts diesem Aspekt: Die Hälfte macht ihn gar zum Hauptthema, in allen anderen ist er stets mitzudenken bzw. wird darauf verwiesen.

Im ersten Abschnitt – »Maximilian I. und seine Zeit« – wird das Themenspektrum eingehegt, in dem sich die nachfolgenden Beiträge bewegen. Den Anfang macht dabei Klaus Wolf, der »Maximilian I. aus der Sicht der germanistischen Mediävistik« beleuchtet. Diese hat sich in den letzten Jahrzehnten vornehmlich dem zweifelsohne sehr bedeutenden Ambraser Heldenbuch gewidmet, das auf Initiative (besser: Befehl) Maximilians entstanden ist und für die Mediävistik unschätzbar wertvoll ist. Darüber hinaus zeigt Wolf aber, dass gerade auch für den Deutschunterricht viele weitere Texte, die unter der Ägide Maximilians entstanden sind, durchaus interessant sein können. Dazu zählen nicht nur autobiographische Werke wie der Weißkunig, sondern ganz besonders die Erzeugnisse der Kanzlei Maximilians, die eine bedeutende Rolle für die (ober-)deutsche Sprachgeschichte gespielt hat.

Manfred Hollegger steckt den historischen Rahmen ab und verdeutlicht die Bedeutung Maximilians für die Modernisierung der Verwaltung im Reich und besonders in seinen Erblanden. Der Beitrag zeigt den Habsburger im Konzert der damaligen Dynastien als vergleichsweise machtlosen Herrscher, der in den deutschen Fürsten mächtige Gegenspieler und Korrektive hatte. Gleichzeitig wird Maximilian als sehr machtbewusst charakterisiert; so wollte er sich etwa nicht durch konsensuale Verrechtlichung einschränken lassen – auch nicht in den Erblanden. Im Vordergrund seines Handelns stand stets das Bemühen, den dynastisch-habsburgischen Ruhm »unbeirrt und zugleich rücksichtslos« zu mehren.

Den ersten explizit medienwissenschaftlichen Beitrag bietet Thomas Schröder, der die mediale Landschaft zur Zeit Maximilians unter die Lupe nimmt, die er als historisch gewachsen nachweist: Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern beschleunigte schon zuvor existierende Entwicklungen und brachte eine Vielzahl neuer Textsorten und Medien hervor, wie zum Beispiel Flugblätter und Flugschriften sowie Zeitungen, die keineswegs nur von Maximilian für propagandistische und persuasive Zwecke gebraucht wurden (Reformation, Bauernkriege etc.). Schröder weist auch auf den Aspekt der Kontrolle von Medien hin; die Zensur von Druckerzeugnissen setzte schon sehr früh ein, Maximilian war jedoch der erste Herrscher, der sich ihrer systematisch und konsequent bediente. Gleichzeitig machte er sich alle Möglichkeiten medialer Dauerpräsenz zunutze – bis hin zu »Fake News«, wie etwa ein Holzschnitt zu seiner Kaiserkrönung, die nie stattgefunden hat, zeigt.

Der zweite Teil – »Maximilian I. – Inszenierung und Reinszenierung. Anregungen für den Deutschunterricht« – steht ganz klar im Zeichen der Auseinandersetzung mit Medien. Dennis Wegener weist den Weißkunig als Legitimationsschrift nach, in der Expertenwissen als neue Kategorie für sozialen Aufstieg etabliert wird. Maximilian inszeniert sich selbst als Experte in allen möglichen Wissenschaften, Handwerken, Fertigkeiten und »Kompetenzen«, die ihm einerseits helfen, seine Macht zu erhalten, andererseits werden Wissen und Fertigkeiten als Weg zu sozialem Aufstieg propagiert. Wichtig ist an seinem Hof nun nicht mehr der Geburtsadel, sondern praktische und gelehrte Fähigkeiten, die im Sinne des Herrschers eingesetzt werden können. Wegener schließt dies mit der heutigen Situation kurz, in der Bildung ebenfalls als die Leiter für sozialen Aufstieg angesehen wird.

Dem Ambraser Heldenbuch wendet sich Wolfgang Holanik zu, das er als Medium begreift, auf dem veraltete Texte auf einem damals veraltenden Datenträger (Pergament statt Papier) in einer ebenso veralteten Technik (Handschrift statt Druck) gespeichert wurden, und verknüpft diese Beobachtungen mit Überlegungen zur Integration in den Deutschunterricht. Neben konkreten Unterrichtsvorschlägen zur Arbeit mit Faksimiles gibt der Beitrag Anregungen, in der Schule Überlegungen zu heutigen Bemühungen, Daten zu speichern, anzustellen. Dabei ergibt sich die Frage, welche Daten für uns heute speicherwürdig sind und welche nicht bzw. für welche Art von Daten auch ein öffentliches Interesse an ihrer Speicherung (oder Vernichtung) besteht.

Dem Medium Film wenden sich Andrea Sieber und Dennis Gräf zu, die den dreiteiligen Fernsehfilm Maximilian – das Spiel von Macht und Liebe (2017) unter dem Gender-Aspekt analysieren und für den Deutschunterricht aufbereiten. Der Film inszeniert die Liebesgeschichte zwischen Maximilian und Maria von Burgund und endet mit Marias Unfalltod 1482. Zunächst werden die für die Trilogie relevanten zeitgenössischen Selbstbilder und Fremdwahrnehmungen des Königspaars, die in Text- und Bildzeugnissen dokumentiert sind, untersucht. Anhand repräsentativer Filmszenen wird dann näher dargestellt, wie diese Bilder im Film im Zusammenhang mit Gender und Herrschaft transformiert und neu aufbereitet werden. Schließlich wird gezeigt, wie der Film potenziell im medienreflexiven Deutschunterricht eingesetzt werden kann.

Der dritte Teil des Hefts schließlich bietet konkrete Zugänge zu »Maximilian I. im (fächerübergreifenden) Deutschunterricht«, die allesamt bereits erprobt wurden: Verena Sperk beschäftigt sich mit DaF/DaZ-Unterricht anhand musealer Artefakte, hier konkret mit den berühmten »schwarzen Mandern« (und »Weibern«) in der Innsbrucker Hofkirche. Museen und andere Orte des historisch-kulturellen Gedächtnisses, die gerade von DaF-/ DaZ-Lernenden, aber auch von vielen Einheimischen aus unterschiedlichsten Gründen kaum je aufgesucht werden, verwandeln sich in Unterrichtsund Lernräume, wo verschiedene Redesituationen geübt und gefestigt werden können. Darüber hinaus bieten sie sich auch als Diskursräume an, die Gelegenheit geben, über Formen der Macht und ihrer Repräsentation vergleichend zu diskutieren. Die vorgestellten Materialien, die frei zur Verfügung stehen, können mit bestimmten Adaptionen auch ohne Weiteres für die Arbeit mit jüngeren Kindern, aber auch SchülerInnen der Unterstufe herangezogen werden.

Anregungen für den Musikunterricht (gegebenenfalls fächerübergreifend mit Deutsch) bietet Siegfried Portugaller in seinem Beitrag und erarbeitet verschiedene Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung zu Heinrich Isaac und der Innsbrucker Hofkapelle. Zunächst werden die Entstehung der schon seit Beginn des 15. Jahrhunderts existierenden Innsbrucker Hofkapelle sowie die Biographie Isaacs, der als damals überaus modern komponierender Musiker dargestellt wird, skizziert. Ein fiktiver »Tag im Leben Heinrich Isaacs« leitet zu dessen berühmtester Komposition über, dem Lied Innsbruck, ich muss dich lassen, für das unterschiedliche Unterrichtsvorschläge gegeben werden. Dabei spielt immer auch der – zwar grosso modo verständliche, im Detail aber klärungsbedürftige – frühneuhochdeutsche Text eine Rolle.

Ein ebenfalls fächerübergreifendes (Deutsch – Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung – Geographie und Wirtschaftskunde) Projekt zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bergleute zu Beginn des 16. Jahrhunderts haben Claudia Rauchegger-Fischer und Tobias Pamer erarbeitet. Auch hier wird zunächst das historische Umfeld des für das damalige Tirol höchst bedeutenden Wirtschaftszweigs Bergbau (insbesondere des Silberabbaus) konturiert, bevor mehrere Aufgabenstellungen für SchülerInnen vorgeschlagen werden. Dabei werden für Deutsch stets die Kompetenz- bzw. Wissensbereiche (Lesen, Sprechen, Argumentieren, Sprachgeschichte etc.) angeführt. Weitere Aufgabenstellungen, die einen (insbesondere wirtschaftlichen und sozialen) Gegenwartsbezug herstellen, runden den Beitrag ab.

Mit modernem Theater beschäftigt sich der Beitrag von Gabriele Rathgeb, Martin Kriechbaum und Annalena Blochberger. Zum Maximilian-Jubiläum wurde der Tiroler Autor Martin Plattner vom Tiroler Landestheater mit der Abfassung eines Stücks beauftragt, das schließlich unter dem Titel Phantasma X auf die Bühne gebracht wurde – übrigens einer der wenigen kritischen Beiträge zum Jubiläum. Das Stück thematisiert anhand der Figur Maximilian, der als Ausstellungsstück in einem Museum sein Dasein fristet und von den Dämonen der Vergangenheit eingeholt wird, den modernen Hang zur permanenten Selbstinszenierung undstilisierung. Die Proben zum Stück wurden von SchülerInnen der 6. Klasse (10. Schulstufe) eines Innsbrucker Gymnasiums begleitet und anschließend in verschiedener Form aufbereitet. Das wohl spektakulärste Ergebnis des Projekts sind drei von den SchülerInnen erstellte Stop-Motion-Filme, die im BE-(Kunst-)Unterricht erstellt wurden und nun auch im Internet abrufbar sind.

Abgerundet werden die Ausführungen mit einer von Désirée Mangard verfassten umfangreichen Bibliographie zu den verschiedenen Schwerpunkten dieses Themenheftes. Die Rezensionen wurden von Artur R. Boelderl und Ursula Esterl verfasst.

Insgesamt bietet das Heft damit eine, wie wir hoffen, interessante und anregende Lektüre, die im Blick auf Zusammenhänge zwischen der Epoche Maximilians I. und der Gegenwart mit vergleichbaren politischen, sozialen und medialen Umbrüchen und Herausforderungen, wie sie Eva Lichtenberger aus politischer Perspektive reflektiert, die Ikone Maximilian I. zum Aufhänger eines kritischen und kreativen (Deutsch-)Unterrichts werden lässt.

KLAUS AMANN WOLFGANG HACKL

Anmerkungen

1 Medieninhaber ist das Amt der Tiroler Landesregierung.

2 https://maximilian2019.tirol/max-burger/ [Zugriff: 25.6.2019].

3 Allein die Tatsache, dass Maximilian unhinterfragt stets als »Kaiser« tituliert wird, zeigt den Erfolg seiner Selbstdarstellung, denn er wurde ja bekanntlich nie zum Kaiser gekrönt, sondern amtierte lediglich als »erwählter römischer Kaiser«.

4 Ein Verweis auf den Lehrplan der AHS (Unter- und Oberstufe) möge hier genügen: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10008568 [Zugriff: 28.6.2019].

KLAUS AMANN ist assoz. Prof. am Institut für Germanistik der Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der deutschen Sprache und Literatur insbesondere des Spätmittelalters sowie auf regionaler Literaturgeschichtsschreibung (Tirol/Vorarlberg). Publikationen zu Rudolf von Ems, Hugo von Montfort, zum spätmittelalterlichen Spiel und didaktischer Literatur sowie zu Maximilian I. und seinem Umfeld.

E-Mail: Klaus.Amann@uibk.ac.at

WOLFGANG HACKL ist ao. Univ.-Prof. i. R. am Institut für Germanistik der Universität Innsbruck. Forschung und Lehre zur österreichischen Literatur, Zeitschriftenforschung und Literatur- und Kulturwissenschaft sowie zu Deutsch als Fremdsprache. Er leitet den Universitätslehrgang Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache an der Universität Innsbruck und ist Mitarbeiter der historischkritischen Stifter-Ausgabe.

E-Mail: Wolfgang.F.Hackl@uibk.ac.at

Klaus Wolf

Maximilian I. aus der Sicht der germanistischen Mediävistik

Als König und Kaiser wirkte der Habsburger vielfältig auch für die Literatur. Einerseits stilisierte er sich sogar selbst als Romanautor, andererseits war er aber vornehmlich mäzenatisch und als Anreger tätig, vom Ambraser Heldenbuch bis hin zur universitären Literatur. Daneben ist die sprachgeschichtliche Bedeutung der Kanzlei Maximilians I. nicht zu unterschätzen.

1. Gedechtnus

Gedechtnus – mit diesem bezeichnenderweise deutschen Wort brachte der Habsburger Maximilian I. sein Regierungsprogramm, um nicht zu sagen sein Lebensmotto, das sich besonders in der höfischen Kultur manifestierte, auf den Punkt.1 Tatsächlich war der Sohn Friedrichs III. in seiner auf Memoria abzielenden Mission wesentlich erfolgreicher als sein Vater, obwohl er keineswegs so lange regierte. Dazu trug ganz entscheidend bei, dass Maximilian auf die bildendenden Künstler, auf die Dichter und Denker als Herolde seiner Herrschaft setzte. So war kein Geringerer als Albrecht Dürer als Porträtist (vgl. Haag u. a. 2014, S. 185–188) wie als Illustrator für Kaiser Maximilians Gebetbuch2 tätig. Dieses lateinische Gebetbuch zielte auf einen elitären, auch litteraten Kreis. Dagegen erkannte Maximilian, dass bessere Breitenwirkung bei illitterati, also im Regelfall laikalen, aber wirtschaftlich und politisch potenten Adeligen und Stadtbürgern, insbesondere Kaufleuten durch volkssprachige (frühneuhochdeutsche) Texte in Handschrift und Druck zu erzielen war. Dabei bediente er sich zur Distribution der modernsten medialen Mittel seiner Zeit, indem er beispielsweise ausgiebig die Druckerpressen Augsburgs nutzte, die für volkssprachige Erzeugnisse im ausgehenden Mittelalter reichsweit führend waren (vgl. Ausstellungskatalog Augsburg macht Druck, Hägele/Thierbach 2017).

2. Autobiographische Werke

Besonders hervorzuheben ist der eigene Anteil Maximilians an der Propaganda seines gedechtnus-Unternehmens. Dazu ließ er wohl beeinflusst durch burgundische Vorbilder (mittels eines Autorenteams) vorgeblich autobiographische Abenteuerromane verfassen, die ihn etwa als ritterlichen Brautwerber um Maria von Burgund, seine geliebte erste Frau, zeigen.3 Die tatsächlichen Schwierigkeiten, die Maximilian überwinden musste, bis er Maria von Burgund, die Tochter Karls des Kühnen, ehelichen konnte, werden literarisch bis allegorisch umgesetzt, indem der edlen Braut Ehrenreich (Maria von Burgund), um die Tewrdannck (Maximilian) wirbt, missgünstige Neider etwa entgegengesetzt werden, wobei hier die tatsächlichen Ereignisse dem beliebten Erzählschema der schwierigen Brautwerbung folgen:

Wie drey hauptlewt verdruß, das die Künigin nach dem Edlen Tewrdannck schicket vnd vnnder stuonden sich den Helden in das lanndt nicht zuolassen:

Als nun der pot was hingesanndt

Etlich dasselbig in den lanndt

Verdroß an Irem hertzen seer

Gedachten khumbt der held hie her

Zu vnnser frauwen der Künigin

So wirdet Er gleich nemen hin

Von vnns als vnnser regiment

Darumb so müessen wir behendt

Suchen subtill mittel vnnd weg

Dardurch der Held vorniderleg4

Wie sich drei Hauptleute darüber erregten, dass die Königin den edlen Teuerdank einlud und sie es wagten, den Krieger nicht einreisen lassen zu wollen:

Als dann der Bote ausgesandt war, ärgerten sich viele im Land der Ehrenreich sehr darüber.

Sie glaubten, wenn der Krieger zu unserer Herrin der Königin gelangt, so wird er uns sofort unsere ganze Herrschaft wegnehmen.

Deshalb müssen wir rasch genau geeignete Mittel und Wege finden, damit der Krieger darniederläge.

Abb. 1: Theuerdank (Kupferstich 8: Ein Bote überreicht Theuerdank den Einladungsbrief von Königin Ehrenreich). Bayerische Staatsbibliothek München, Rar. 325 a, fol. cr

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3. Maximilians Bedeutung für die Sprachgeschichte

Auch ohne neuhochdeutsche Übersetzung erschließt sich bei lautem Vorlesen des Romantextes jedem heutigen Sprecher des Bairisch-Österreichischen unschwer der Sinn des maximilianischen Textes. Dies hängt damit zusammen, dass jenes am Hofe und in der berühmten Kanzlei Maximilians gepflegte Frühneuhochdeutsche einerseits nahe an den heutigen ostoberdeutschen Mundarten war, dass aber andererseits die darin durchgeführte neuhochdeutsche Diphthongierung (also nicht mehr wie mittelhochdeutsches mîn niuwez hûs, sondern wie neuhochdeutsches mein neues Haus) den zeitlichen Graben eines halben Jahrtausends leicht überspringen lässt. Darüber hinaus bleiben die in der Kanzlei Maximilians reichsweit als vorbildlich geltenden sprachlichen Normierungen nicht nur zu Lebzeiten Maximilians, sondern weit darüber hinaus in Geltung. Mitunter repräsentiert die maximilianische Hof- und Kanzleisprache in ihrer longue durée jene oberdeutsche Form des Hochdeutschen, die sich gerade in habsburgischen Territorien lange gegen Luther, Opitz oder Gottsched behaupten konnte (ausführlich dazu Ernst 2012, S. 131–191). Dabei betrifft diese sprachgeschichtliche Nachhaltigkeit sogar die frühneuhochdeutsche Fachprosa akademischer Provenienz der für Maximilian äußerst nützlichen habsburgischen Universitäten Wien5 oder Freiburg im Breisgau6.

Damit können im Deutschunterricht anhand der maximilianischen Literatur sogar elementare sprachgeschichtliche Einblicke vermittelt werden, nicht zuletzt in die große historische Bedeutung der österreichischen Spielart des Hochdeutschen. Für den Unterricht ist die leichte Verfügbarkeit etwa von online-Editionen7 oder gleich gut les- und entzifferbarer Faksimiles, die mittels Beamer an die Wand zu werfen sind,8 eine große Erleichterung. Unschwer online und digital verfügbar (sowie am Bildschirm vergrößerbar) zu ersten paläographischen Leseübungen in der Sekundarstufe II ist auch das hierfür gut geeignete Ambraser Helden buch, wobei die Transkriptionen dann sowohl sprach- als auch literaturgeschichtlich ausmünzbar wären.9 Darin zeigt sich Maximilian als versierter Sammler hochmittelalterlicher Literatur. Das tirolisch-südbairisch geprägte Frühneuhochdeutsche könnte im Falle des Nibelungenlieds im Ambraser Heldenbuch die Brücke von diesem weltliterarischen Epos des Hochmittelalters hin zur Umbruchszeit Maximilians als sogenanntem letzten Ritter schlagen. Zumindest sprachlich ist zumal in Tirol im 21. Jahrhundert der Text des Tiroler Schreibers Hans Ried, den Maximilian für diese Zwecke von seiner unmittelbaren Zöllnertätigkeit beurlaubte, gar nicht so fremd, denn die K-Affrikate, die im Ambraser Heldenbuch eifrig bezeichnet wird, ist damals wie heute Bestandteil des (südbairischen) Tiroler Dialekts.

4. Maximilian als Identifikationsfigur im 21. Jahrhundert

Dabei bietet Maximilian biographisch auch durchaus sympathiestiftendes Identifikationspotential für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen I und II. Denn der junge Habsburger war ein eher mäßiger Schüler, der mehr an der Jagd und an sportlichen Waffenübungen als an der lateinischen Grammatik Freude hatte. Dagegen wurde er je länger je mehr zu einem Meister der Selbstdarstellung, durchaus im Sinne eines modernen Medienprofis vom Typus influencer. Zuvorderst sind natürlich die autobiographischen Werke zu nennen, die lateinische Autobiographie, der Weißkunig, Freydal und Theuerdank. Diese autobiographischen Darstellungen verdankten sich freilich burgundischen Vorbildern und damit europäischer Vernetzung. Noch heute beeindruckend in ihren tatsächlichen Ausmaßen sind die Ehrenpforte und ein über 50 Meter langer Triumphzug mit Holzschnitten der bildkünstlerischen Eliten der Epoche wie Hans Burgkmair oder Albrecht Altdorfer. Druckauflagen, die in die Hunderte gingen, was für das Spätmittelalter enorm war (vgl. ausführlicher Hollegger 2005, S. 244–248), weisen Maximilian in der Tat als multimedialen influencer seiner Epoche aus (vgl. den Beitrag von Thomas Schröder in diesem Heft).

Abb. 2: Ambraser Heldenbuch (Beginn des Nibelungenliedes). Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. ser. nov. 2663, fol. 95 r. Online: http://data.onb.ac.at/rec/AC14017462 [Zugriff: 16.6.2019]

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5. Quellentexte als Anschauungsmaterial für den Deutschunterricht

Dass diese massenmedial geprägte Epoche in Handschrift und Druck (Flugschriften!) nicht nur überreiches Quellenmaterial bietet, sondern etwa in den Beständen der österreichischen Nationalbibliothek bestens katalogmäßig auch für Nichtmediävisten erklärend erschlossen und zugänglich ist, bietet für den Unterricht nicht nur mit Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II vorzügliches Anschauungsmaterial. Deutsche Texte oder Bildwerke mit deutschen Texten in auch handschriftlich leichter Lesbarkeit und durchsichtiger sprachlicher Verständlichkeit, zumal für ostoberdeutsche (aktive oder passive) Dialektkenner Österreichs heute, sind etwa die folgenden:10

Habsburgische Stammbäume mit frühneuhochdeutschen Beischriften.

Zeichnungen von Personen, die das Grabmal Maximilians säumen sollen, mit deutschen Beischriften. Die »schwarzen Mander« dürften ohnehin in Österreich und Tirol legendär sein.

Frühneuhochdeutsche Um- und Unterschriften zu Porträts Maximilians.

Detailverliebte Geschützabbildungen aus dem Innsbrucker Zeughaus mit frühneuhochdeutschen Begleittexten.

Frühneuhochdeutsche Lehrgedichte für Maximilian.

Das Handzeichen Maximilians als mittelalterliche Unterschrift, eine Gepflogenheit, die neben den Siegeln im Spätmittelalter in Herrscherkreisen zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Verschlüsselung volkssprachiger Texte für Maximilian in Geheimschrift, wobei hier ein Vergleich mit modernen Kodierungstechniken seitens des Informatikunterrichts als fächerübergreifendes Angebot sinnvoll wäre.

Latein-Deutsch-Tschechisches Vokabular aus der Büchersammlung in Ambras, denn das Habsburgerreich war ja tatsächlich ein Europa im Kleinen.

Die volkssprachige Chronistik und habsburgische Ahnenkunde des Jakob Mennel mit ihrer stellenweise detailverliebten Illustration, die Einblick etwa in die spätmittelalterliche Kleidermode gibt.

Volkssprachiges und ansprechend illustriertes astronomisches Schrifttum, das in seiner engen Verquickung mit astrologischen Vorstellungen durchaus zeittypisch ist und Einblicke in das Weltbild Maximilians bietet.

Einen guten Einblick in die Epoche liefern auch frühneuhochdeutsche Flugblätter (vgl. Forcher/Haidacher 2018, S. 34 f.).

6. Maximilian als Modellfall für den fächerübergreifenden Unterricht

Auch jenseits historischer Jubiläen ist Maximilian als Unterrichtsgegenstand nicht nur für Germanisten – wie eben ausgeführt wurde – interessant. Im Musikunterricht könnte seine hochrangige Hofmusik (vgl. Kaska 2019, S. 118–127) sowohl in der instrumentalen wie vokalen Ausprägung mit Hörbeispielen thematisiert werden. Buchmalerei und Illustration der maximilianischen Epoche wären ebenso wie die großen Maler und Kupferstecher (allen voran Dürer, aber auch Zeitgenossen aus Burgund oder Italien) interessant für den Kunstunterricht. Dass eine Flankierung der Behandlung Maximilians im Deutschunterricht durch das Fach Geschichte sinnvoll wäre, dürfte ohnehin klar sein.11 Der Reiz einer solchen interdisziplinären Kooperation gerade in ehemals habsburgischen Gebieten, die Maximilian ja nachhaltig prägte, dürfte auch jenseits des 500. Todestages auf der Hand liegen.

Literatur

ERNST, PETER (22012): Deutsche Sprachgeschichte. Eine Einführung in die diachrone Sprachwissenschaft des Deutschen. Wien: Facultas (= UTB 2583).

FORCHER, MICHAEL; HAIDACHER, CHRISTOPH (2018): Kaiser Maximilian I. Tirol – Österreich – Europa: 1459–1519. Innsbruck-Wien: Haymon.

HAAG, SABINE; WIECZOREK, ALFRIED; PFAFFENBICHLER, MATTHIAS; BUDERER, HANS JÜRGEN (Hg., 2014): Kaiser Maximilian I. Der letzte Ritter und das höfische Turnier. Mannheim: Schnell und Steiner (= Publikation der Reiss-Engelhorn-Museen, Bd. 61).

HÄGELE, GÜNTER; THIERBACH, MELANIE (Hg., 2017): Augsburg macht Druck. Die Anfänge des Buchdrucks in einer Metropole des 15. Jahrhunderts (Ausstellungskatalog Augsburg, Diözesanmuseum St. Afra 10. März 2017 – 18. Juni 2017). Augsburg: Diözesanmuseum St. Afra.

HEGER, HEDWIG (Hg., 1975): Spätmittelalter, Humanismus, Reformation. Texte und Zeugnisse. Erster Teilband: Spätmittelalter und Frühhumanismus. Beck: München (= Die deutsche Literatur. Texte und Zeugnisse. Zweiter Band. Erster Teilband).

HOLLEGER, MANFRED (2005): Maximilian I. (1459–1519) Herrscher und Mensch einer Zeitenwende. Stuttgart: Kohlhammer.

KASKA, KATHARINA (Hg., 2019): Kaiser Maximilian I. Ein großer Habsburger. Salzburg-Wien: Residenz.

LANGE-KRACH, HEIDRUN (2016): Das Gebetbuch Kaiser Maximilians I. In: Laube, Reinhard; Zäh, Helmut (Hg.): Gesammeltes Gedächtnis. Konrad Peutinger und die kulturelle Überlieferung im 16. Jahrhundert (Ausstellungskatalog Staats-und Stadtbibliothek Augsburg 13. Oktober 2015 – 26. Februar 2016). Luzern: Quaternio, S. 240–243.

MÜLLER, JAN-DIRK (1982): Gedechtnus. Literatur und Hofgesellschaft um Maximilian I. München: Fink.

WOLF, KLAUS (2006): Hof – Universität – Laien. Literatur- und sprachgeschichtliche Untersuchungen zum deutschen Schrifttum der Wiener Schule des Spätmittelalters. Wiesbaden: Reichert (= Wissensliteratur im Mittelalter, Bd. 45).

DERS. (2009): Deutschsprachiges Schrifttum der Universität Freiburg im Breisgau. Zur habsburgischen Universitätspolitik zwischen »Utilitas« und »Humanismus« im Zeitalter Maximilians I. In: Hartmann, Sieglinde; Löser, Freimut (Hg.): Kaiser Maximilian I. (1459–1519) und die Hofkultur seiner Zeit. Wiesbaden: Reichert (= Jahrbuch der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft, Bd. 17), S. 123– 133.

KLAUS WOLF ist seit 2012 Professor für Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt Bayern an der Universität Augsburg. Zu seinen Forschungsinteressen gehören beispielsweise die spätmittelalterliche Wiener Schule oder der Österreichische Bibelübersetzer. E-Mail: klaus.wolf@philhist.uni-augsburg.de

1 Grundlegend hierzu die Monograpie von Müller 1982, passim.

2 Neueste Forschungen bei Lange-Krach 2016.

3 Diese grandiose Lovestory kam Anfang 2019 im neuen Festspielhaus von Erl sogar auf die Bühne in Form eines (für Schüler/innen der Mittel- und Oberstufe) geeigneten Maximilian-Musicals: https://www.evensi.com/maximilian-tiroler-festspiele-erl/283839415 [Zugriff: 16.6.2019]. Bild- und Tonträger des ästhetisch ansprechenden Musicals vermitteln einen ebenso sachgerechten wie kurzweiligen Eindruck von Maximilian und seiner Zeit.

4 Vgl. die Anthologie von Heger 1975, S. 214 f.

5 Zur Wiener Schule vgl. Wolf 2006, passim.

6 Zum deutschen Schrifttum der Universität Freiburg im Breisgau, deren Professoren etwa Maximilians genealogische Phantasien historisch zu unterfüttern hatten, vgl. Wolf 2009, passim.

7 Vgl. etwa http://gutenberg.spiegel.de/buch/teuerdank-2254/1 [Zugriff: 16.6.2019].

8 Attraktive Bild-Text-Werke wie etwa: http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0001/bsb00013106/images/ [Zugriff: 16.6.2019].

9 Vgl. das online gut greifbare und qualitativ hochwertige Digitalisat der österreichischen Nationalbibliothek: http://data.onb.ac.at/dtl/3332756 [Zugriff: 16.6.2019].

10 Zitiert nach Kaska 2019, passim, wo sich auch hochwertige Abbildungen finden.

11 Vgl. die Beiträge von Siegfried Portugaller (Musik), von Claudia Rauchegger-Fischer und Tobias Pamer (Geschichte, Geographie und Wirtschaftskunde) sowie von Gabriele Rathgeb, Martin Kriechbaum und Annalena Blochberger (Bildnerische Erziehung/Kunst) in diesem Heft.

Manfred Hollegger

Maximilian I. (1459–1519) und seine Zeit

In seiner Selbstdarstellung schon mehr Renaissancefürst denn mittelalterlicher König/Kaiser, in seinem Selbstverständnis schon mehr frühabsolutistischer Herrscher denn Primus inter pares, waren im außenpolitischen Handeln Krieg, Diplomatie und dynastische Heiraten Maximilians I. Mittel im europäischen Hegemoniekampf, und im innenpolitischen Handeln Finanz-, Verwaltungsund Justizreformen die Mittel zur Eindämmung ständischer Mitbestimmung im Ringen um Staatlichkeit und Staatszweck.

1. Herkunft und Ausbildung

Als Sohn Kaiser Friedrichs III. und Eleonores von Portugal am 22. März 1459 in der Burg von Wiener Neustadt geboren,1 sagte Maximilian eine im Auftrag des Vaters von Johannes Müller von Königsberg (Regiomontanus) erstellte Nativität – d. h. die Regesta Imperii