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Zwischen Erfolg und Verantwortung: Einführung in die Berufsethik

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Der vorliegende Text folgt weitgehend einer früheren Publikation des Verfassers unter dem Titel „Berufsethik“, erschienen in: Johann S. Ach / Kurt Bayertz / Ludwig Siep (Hrsg.), Grundkurs Ethik 2, mentis Verlag, Paderborn 2011, S. 205 ff.

Sowie der gedruckten Ausgabe des Arbeitsmethodikers, Zwischen Erfolg und Verantwortung: Einführung in die Berufsethik ISSN 0720 – 3179, ISBN:978-3-9820345-1-5 dieser elektronischen Ausgabe Verlag Gesellschaft für Arbeitsmethodik e.V., c/o Dr. Dr. Brigitte E.S. Jansen, Balger Hauptstr. 31, 76532 Baden - Baden

© Dieser Auflage Dr. Rainer Paslack, Gesellschaft für Arbeitsmethodik e.V, Baden – Baden

© Foto: Dr. Rainer Paslack

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Printed in Germany

Verlag Gesellschaft für Arbeitsmethodik e.V., c/o Dr. Dr. Brigitte E.S. Jansen, Balger Hauptstr. 31, 76532 Baden - Baden

ISBN 978-3-948646-00-4

Editorial

Nichts in der Geschichte des Lebens
ist beständiger als der Wandel.

(Charles Darwin, engl. Naturforscher)

Liebe Leserinnen und Leser,

liebe Freunde und Mitglieder der Gesellschaft für Arbeitsmethodik e.V. 

unter der Prämisse: „man muss sich den Zeiten anpassen, es sei denn, man hätte das Format, ihnen seinen Stempel aufzudrücken“ (unbekannter Autor) vollzogen auch wir von der Gesellschaft für Arbeitsmethodik e.V. gemeinsam mit Euch einen Wandel. Nach jahrelangem, erfolgreichem Erscheinen des Heftes „Der Arbeitsmethodiker“ unter der Leitung von Helmut Clemm, unserem jetzigen Ehrenvorsitzen, dachten wir damals, es wäre an der Zeit, neue Wege zu beschreiten. Mit Herausgabe der Nummer 150, des überaus erfolgreichen Heftes „Der Arbeitsmethodiker“ im Jahr 2010, stellten wir die Ausgabe ein, ob dessen jahrelangem Erfolg sowohl in Universitäten als auch in Bibliotheken. Es sollte etwas Neues erscheinen. Die Wahl fiel auf die Etablierung des „ Forums“, als Schrift für den Meinungsaustausch und Kommunikationsplattform neuer Ideen. Dies war aus unserer Sicht ein sehr ambitioniertes Vorhaben. Trotz breit gefächertem Themenangebot und aktueller Themenwahl ging auf diesem Wege etwas sehr Wichtiges verloren. Das gewisse Etwas fehlte, etwas was uns jahrelang erfolgreich begleitete. Etwas, dass uns sehr am Herzen lag: „Der Arbeitsmethodiker“, das Heft für erfolgreiches Arbeiten (Arbeitsmethodik) sowie produktive Förderung (Wissensmanagement).

Aus diesem Grunde beschloss der Bundesvorstand der Gesellschaft für Arbeitsmethodik e.V. in seiner Sitzung im Juli sowie im September 2018 beide Formate nebeneinander bestehen zu lassen. Die ganzheitliche Betrachtungsweise des Themengebietes Erfolg: sei es im Berufsleben, privat oder in zwischenmenschlichen Bereichen, schließt allgemeine Lebensfragen nicht a priori aus. Vielmehr kann die Schlüsselfrage nach der Bedeutung des Lebens nur im Zusammenhang mit der Kunst, Kultur, Geschichte und Spiritualität betrachtet werden. Der Mensch ist keine Maschine und als geistiges Wesen, Schöpfer seiner eigenen Welt. Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten eines Menschen bedingen sich vielmehr gegenseitig und führen schlussendlich zu einer Gesundung geistiger Aktivitäten durch eine gesunde Lebensweise und umgekehrt. Wer nicht ermüdet, hat Erfolg. Dies ist eine sehr lebensbejahende Lebenseinstellung und verknüpft Erfolg in allen Lebensbereichen mit einer positiven Einstellung. Privates und berufliches schließen sich somit nicht gegenseitig aus. In diesem Zusammenhang haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die ISSN-Nummer „Des Arbeitsmethodikers“ wiederzubeleben, sodass das „Forum“ und als auch „Der Arbeitsmethodiker“ nun mehr parallel nebeneinander bestehen. Lebenseinstellung und Berufung werden somit wieder gemeinsam betrachtet. 
Jetzt und zu guter Letzt hat die Gesellschaft für Arbeitsmethodik e.V. einen eigenen, kleinen Verlag gegründet. Ziel dieses Schrittes war, die in den Satzungen implementierten Bildungsgedanken besser verbreiten zu können. Bildung geht jeden an und ist ein unerschöpflicher Quell geistigen Wissens. Die Weitergabe des Wissens liegt uns dabei genauso am Herzen, wie die konstruktive Diskussion. Mit der Nutzung einer eigenen ISBN-Nummer für Monographien, als auch der Nutzung der ISSN – Nummer für unsere Schriftenreihen, wird die Sichtbarkeit von Autor, Werk und Verein deutlich erhöht. Dadurch wächst neben dem Interesse auch die Diskussionsfreude, der wir uns gerne stellen werden und möchten. 2019, das Jahr unseres 65 jährigen Bestehens ist Jubiläum zugleich und soll mit der Ausgabe 151 des Heftes „Der Arbeitsmethodiker“ begonnen werden. Die Herausgabe des Jubiläumsbandes ist zur Jahresmitte geplant.

Als Autoren für diese Ausgabe konnten wir Dr. Rainer Paslack gewinnen.

Dr. Rainer Paslack ist Spezialist zur Beantwortung berufsethischer Fragen und fasst das Thema unter der Überschrift „Zwischen Erfolg und Verantwortung: Einführung in die Berufsethik“. In der neuen Ausgabe des „Arbeitsmethodikers“ werden somit ethische Grundlagen der Berufsethik diskutiert, deren Ansinnen sowohl das Streben nach beruflichem Erfolg im Zusammenhang mit der Entwicklung einer positiven Lebensgestaltung ist. 
In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern viel Vergnügen und einen persönlichen Gewinn beim Durchlesen dieser Lektüre.

Baden-Baden, Januar 2019

Dr. Dr. Brigitte E.S. Jansen

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Einleitung: Worum es geht

Vom Beruf zur Profession

Grundlinien der Berufsethik

Ethik-Kodizes – Drei Fallbeispiele

Journalisten

Sozialpädagogen und Sozialarbeiter

Ingenieure

Verwendete Literatur

Kommentierte Auswahlbibliographie

1. Einleitung: Worum es geht

Im Berufsalltag eines jeden Menschen kommt es immer wieder zu ethischen Problemlagen und Konflikten. Kein Beruf ist davor gefeit, da jede berufliche Tätigkeit mit bestimmten Erwartungen verbunden ist, deren Erfüllung allerdings häufig nicht eindeutig zu leisten ist. So stehen Ärzte und Psychotherapeuten nicht selten vor schwerwiegenden, aber ethisch zweifelhaften Therapieentscheidungen. Aber auch Journalisten können in eine Klemme zwischen der Informationspflicht gegenüber der Öffentlichkeit und der Beachtung der Persönlichkeitsrechte der von der Berichterstattung Betroffenen geraten. Zudem gibt es nicht selten eklatante Fälle einer in den Augen der Öffentlichkeit unseriösen Berichterstattung; hierfür ein aktuelles Beispiel: Als über den Amoklauf eines Schülers in Winnenden berichtet wurde, kam es zu mehr als siebzig Beschwerden beim Deutschen Presserat, in denen u. a. die „Sensationslüsternheit“ etlicher Berichterstattungen gerügt wurde.

Ebenso wissen Ingenieure, die an der Errichtung größerer Bauvorhaben (Flughäfen, Staudämme, Atomkraftwerke) beteiligt sind, häufig nicht, wie sie mit den Risiken ihres Handelns für Gesellschaft und Umwelt umgehen sollen. Dass es überdies für einen gewissenhaften Ingenieur schwierig sein kann, seinen Sicherheitsbedenken gegenüber dem Unternehmen, an dem er beschäftigt ist, Gehör zu verschaffen, macht etwa der berühmte „Pinto-Skandal“ deutlich: 1977 waren von der Ford Motor Company trotz der Warnungen einiger ihrer Ingenieure fast 20 Millionen Kleinwagen des Typs „Pinto“ ausgeliefert worden. Die Tests, die gezeigt hatten, dass bei Auffahrunfällen der Tank leicht in Brand geraten kann, waren von der Firma geheim gehalten worden. In der Folge kam es zu Tausenden von Unfällen, bei denen im Laufe von vier Jahren fast 9.000 Menschen zumeist an Verbrennungsfolgen starben, bevor der Pinto vom Markt genommen wurde. Ein leitender Ford-Ingenieur, der gefragt wurde, warum kein Widerstand in der Firma aufkam, antwortete: „Ein Nörgler wäre sofort entlassen worden, Sicherheit war kein Thema“ (nach Lenk/Ropohl 1987: 198 ff.). – In diesen und ähnlichen Fällen ist offenbar guter Rat teuer, sodass das Bedürfnis nach klaren ethischen Maßstäben und Leitlinien verständlich ist.