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THOMAS ZIESEMER

epubli GmbH, Berlin

 

Planverlust

Thomas Ziesemer

published by: epubli GmbH, Berlin,

www.epubli.de
Copyright: © 2012 Thomas Ziesemer
ISBN 978-3-8442-3653-8

Umschlaggestaltung: Kerstin Reß

Titelmotiv: „Modern Arrows“ von Jay Hilgert;
freie Vektorgrafik, gefunden auf www.bittbox.com

Titelschrift: Stony Island NF von Nick Curtis;
freie Schrift, gefunden auf www.dafont.com

 

Inhalt

Kapitel 2 

Kapitel 3 

Kapitel 4 

Kapitel 5 

Kapitel 6 

Kapitel 7 

Kapitel 8 

Kapitel 9 

Kapitel 10 

Kapitel 11 

Kapitel 12 

Kapitel 13 

Kapitel 14 

Kapitel 15 

Kapitel 16 

Kapitel 17 

Kapitel 18 

Kapitel 19 

Kapitel 20 

Kapitel 21 

Kapitel 22 

Kapitel 23 

Kapitel 24 

Kapitel 25 

Kapitel 26 

Kapitel 27 

Kapitel 28 

Kapitel 29 

Kapitel 30 

Kapitel 31 

Kapitel 32 

Kapitel 33 

 

Es sprach vieles dafür, dass es ein Tag wie jeder andere werden würde. Der Kalender bestand zwar auf Dienstag, ein Dienstag der sich zudem anschickte, einen neuen Monat einzuläuten. Montag oder Mittwoch hätten sich aber mit Sicherheit ähnlich, wenn nicht sogar identisch angefühlt.

Dienstag also.

Man musste das Leben eben nehmen wie es kam, dachte sich Paul. Für ihn bedeutete dies, wie jeden Morgen zur beinahe gleichen Zeit aufzustehen. Irgendwann zwischen viertel vor und fünf vor sechs. Der Wecker konnte unerbittlich und grausam sein. Wenn nur alle so unbestechlich wären.

Allzu viel Auswahl bot sich Paul somit nicht. Jene kargen zehn Minuten konnte er beim besten Willen nicht als Vielfalt bezeichnen. Die an sich vorhandene Flexibilität durch die an sich vorhandene Gleitzeit an seinem Arbeitsplatz musste irgendwann irgendwie auf der Strecke geblieben sein. Und einen dieser rebellischen Tage, an denen er es wagte, bis sechs liegen zu bleiben, hatte er sich schon lange nicht mehr erlaubt.

Der Rebell der Familie war er ohnehin nicht. Diesen Charakterzug hatte Marie erfolgreicher kultiviert, das musste er seiner Schwester lassen. Ihn wunderte das jedoch nicht im Geringsten, schließlich kam sie nicht in den regelmäßigen Genuss, sich mit solchen Menschen wie Herbert Vollmer rumschlagen zu müssen. Beim Gedanken an seinen Chef überfiel Paul der außergewöhnlich starke Drang, seine Bettdecke über den Kopf zu ziehen und die Welt ein für alle Mal auszusperren. Überhaupt wäre an diesem Dienstag eine zweite Decke hilfreich gewesen, denn es erwartete ihn nicht nur sein unerklärlich enervierender Vorgesetzter sondern zusätzlich eine Betriebsversammlung, in der Alfred Schreiber junior, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender der Schreiber AG und somit oberster Weisungsbefugter in Pauls Dasein, vermutlich erneut ein bedrohliches Szenario heraufbeschwören würde. Dagegen konnte Paul herzlich wenig unternehmen. Jedenfalls dachte er das.

Immerhin hatte er einen sicheren Job. Mehr konnte er nicht verlangen. Die Zeiten waren hart. Das sagten alle und wenn alle das sagten, dann musste es wahr sein. Nein, es war nicht an ihm, an der Wahrheit zu zweifeln.

Während des widerwilligen Aufstehens fühlte sich Paul, als hätte er lediglich drei Stunden Schlaf abbekommen. Tatsächlich waren es mehr, so genau wusste er es allerdings nicht und letztlich änderte das wenig an seinem benommenen Dämmerzustand. Schlafen hatte früher irgendwie besser funktioniert. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, am Stadtrand zu wohnen. Natürlich, es war relativ leise und relativ günstig und zudem relativ sicher. Es war aber auch relativ langweilig. Und die Entfernung zu Pauls Arbeitsplatz zu überwinden, kostete schlichtweg zu viel Zeit. Zweimal 40 verschwendete Minuten pro Tag, die nie wieder zurückkehrten.

Was er an kalten Morgen wie diesem besonders vermisste, war eine warme persönliche Begrüßung. „Hast du gut geschlafen?“ oder wenigstens „Aufstehen Schatz!“ Alles wäre besser gewesen, als sich alleine und ohne Aufmunterung seiner Freundin aus dem Bett zu schälen. Ex-Freundin um genau zu sein. Der Winter gefiel ihm sowieso nicht und nun wurde ihm zudem abverlangt, freiwillig – welch widersinniges Wort – aus seiner warmen Schlafstätte zu klettern und in der für sein Empfinden viel zu kalten Wohnung herumzulaufen. Die Heizung sprang erst gegen sechs richtig an, darauf hatten sich die Mieter bei einer Versammlung geeinigt. Wegen der hohen Ölpreise sollte wenigstens nachts etwas eingespart werden. Paul fügte sich dem Ergebnis der Abstimmung, die Heizung nachts bloß auf Sparflamme vor sich hin köcheln zu lassen, was er eigentlich unfair fand, schließlich verbrachten zwei der Befürworterparteien die meiste Zeit des Tages über zu Hause, er jedoch nicht. Um die Zeit benötigte er keine Heizwärme, morgens wurde sie ihm jedoch verwehrt. Auf diese Weise funktionierte Demokratie nun mal, irgendeiner musste der Dumme sein.

Die Sonne wusste offenbar nicht, dass ein neuer Tag angebrochen war, denn sie zeigte sich nirgends, als Paul aus dem Fenster schaute. Das hatte natürlich sehr viel mit der Uhrzeit zu tun, wie ihm nur zu bewusst war. Laut Wetterbericht musste ohnehin mit starker Bewölkung gerechnet werden. Hannover steckte nach wie vor in den festen Klauen eines späten Winters, da durfte man nicht zu viel Licht erwarten. Aber das hatte sich Paul sowieso abgewöhnt.

Überhaupt sagte ihm seine Erinnerung, dass er den Winter als Kind schöner gefunden hatte. Damals gab es noch Schnee, der Winter verdiente seinen Namen. Vermutlich würde die globale Erwärmung derartigen Winterfreuden in der norddeutschen Tiefebene für die nähere Zukunft den Riegel vorschieben. Wobei Paul nicht einmal genau wusste, ob sich die Fachleute schon einig über die Zukunft des Klimas waren. Vielleicht stand Norddeutschland auch an der Schwelle zu einer neuen Eiszeit. Wobei, ob Anfang März minus vier oder plus vier Grad herrschten, welchen Unterschied machte das schon?

Mal sehen, dachte sich Paul, wie könnte man diesen Dienstag beginnen? Vielleicht ausnahmsweise etwas Neues und Wildes ausprobieren? Die Welt auf den Kopf stellen? Zwei verschiedenfarbige Socken anziehen? Vielleicht eher morgen, man musste es ja nicht gleich übertreiben. Den Frühstückstisch vorzubereiten reichte für den Moment. Da dieser Teil des Tages perfekt durchgeplant war, sollten keine unvorhergesehenen Herausforderungen auftauchen. Den Tisch fand Paul dort vor, wo er ihn vermutet hatte: Im Wohn- und Esszimmer. Bevor er den Weg ins Badezimmer antrat, unternahm er einen kleinen Abstecher in die Küche, um sich Kaffee zu kochen. Timing und Organisation waren schließlich alles. Das las man allenthalben.

Jener Dienstagmorgen verlief bisher unspektakulär, er bewegte sich sozusagen im Rahmen der Erwartungen. Nach seinem Intermezzo in der Küche zog es Paul routiniert ins Badezimmer. Dort klappte alles wie am Schnürchen.

Urinieren. Im Sitzen, verstand sich von selbst, schließlich war er gut erzogen.

Zähneputzen. Mit einer dieser Zahnbürsten, in deren Entwicklung etliche Ingenieursjahre stecken mussten. Sie ließ sich in alle erdenklichen Winkel verbiegen. Die Entwickler hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, um dieser hochgerüsteten Dentalpflegeapparatur ihre Flexibilität zu verleihen. Und verfärben tat sich der Schwing-und-Schüttel-Bürstenkopf obendrein, wenn er zu alt wurde. Paul fragte sich, ob man nicht ein Modell ersinnen konnte, das zusätzlich den Mundgeruch maß. Oder noch besser, eine Zahnbürste mit LED-Display, welches dem Nutzer anzeigte, wann er sich zum nächsten dentalen Routinecheck einfinden musste. Nach kurzem Nachdenken erschien ihm das, trotz einer gehörigen Portion Restmüdigkeit, dann doch etwas unrealistisch.

Duschen. Kurzversion. Das reichte nicht, um die Kollektion von Pflegeprodukten anzuwenden, die sein bevorzugtes Herrenmagazin Men’s Shape ihm nahe gelegt hatte. Sündhaft teures Duschgel. Peeling. Body Lotion. Feuchtigkeitscreme fürs Gesicht. Leise verfluchte Paul all die metrosexuellen Vorbilder auf der Welt. Ohne sie hätte sein Leben deutlich einfacher sein können.

Rasur. Auch die Nassrasur hat über die Jahre ein wahres Wettrüsten erfahren dürfen. Nicht mehr lange und die Klinge würde durch einen Hochleistungslaser ersetzt werden.

Frisur. Pauls volles Haar konnte zwar widerspenstig sein, das stellte allerdings kein Problem dar, denn selbstverständlich verfügte er über eine eindrucksvolle Sammlung geeigneter Mittel, es zu bändigen. Ein Quäntchen Stylingprodukt ins Haar gestrichen, zweimal gekämmt, fertig. Wenn nur alles so einfach wäre.

Ankleiden. Dazu zurück ins Schlafzimmer. Den Anzug hatte er sich bereits am Vorabend rausgelegt. War es nicht sogar derselbe wie am Vortag?

Paul schenkte seinem Mobiltelefon einen flüchtigen Blick und bemerkte das kleine Symbol, das ihm den Eingang einer Kurznachricht signalisierte.

 

Pauli, ruf mich morgen abend an! ich weiß jetzt, wie wir dein langweiliges leben aufmöbeln können! und nicht gleich wieder nein sagen! lg marie

 

Paul brummte kurz, als er seinen wie üblich verniedlichten Namen las. Den Hinweis auf sein langweiliges Leben würdigte er mit einem Schnaufen, mehr fiel ihm dazu nicht ein. Am Abend telefonieren? Das passte ihm überhaupt nicht. Robert wollte ihn besuchen und an einem Abend von zwei Leuten zugetextet zu werden, dem wollte sich Paul nur äußerst ungern aussetzen. Er hätte doch liegen bleiben sollen. Aber das hätte er natürlich nicht gewagt.

Zurück in der morgendlichen Gewohnheit unternahm er einen kurzen Streifzug durch seinen dunklen Flur in die Küche, die ihn mit allem versorgte, was ein spärliches Frühstück ausmachte. Ein paar Scheiben Toast, Käse, Marmelade und das nötige Geschirr.

Eigentlich hätte Paul gerne gebratene Eier gehabt, dafür war die Zeit allerdings zu knapp. Und weitere fünf Minuten früher aufzustehen, kam gar nicht in Frage. Als er noch mit Christiane zusammen war, hatte er, aus Rücksicht, auf ein cholesterinhaltiges Frühstück verzichtet. Sie hatte viel Zeit damit verbracht, auf ihre Ernährung zu achten, weswegen sie fortwährend und äußerst eifrig neue Ernährungstipps ausprobierte. Paul kam über die Jahre allerdings der starke Verdacht, dass es sich dabei bloß um bekannte Programme in neuem Gewand handelte. Die von ihr bevorzugten Frauenmagazine wussten eben stets Rat.

Paul musste sich zum wiederholten Male eingestehen, dass er die neue Freiheit des Singlelebens nicht richtig auskostete. Ohne einen weiteren Gedanken an gebratene Eier zu verschwenden, begnügte er sich – wie jeden Morgen – mit ein paar Scheiben quadratischen Weißbrots und dem, was der Kühlschrank sonst zum Belegen hergab.

Auf jeden Fall bedeutete alleine zu leben ein deutliches Plus an Arbeit am Morgen. Die Zubereitung des Frühstücks unterlag früher einer eingespielten Arbeitsteilung. Während Christiane damals als erste ins Bad ging, bereitete Paul den Frühstückstisch vor. Frühstücksutensilien aus den Schränken kramen, Aufschnitt und Marmelade besorgen, alles ins Wohnzimmer befördern und den Tisch decken. Wie beim Staffellauf übergab ihm seine Ex-Freundin anschließend die Badezimmertür, die Paul in einer fließenden Bewegung aus den Frühstücksvorbereitungen heraus gleitend, beinahe auf die Sekunde genau übernahm. Christiane kümmerte sich daraufhin um den Kaffee und die Toasts.

All dies wurde ihm nun alleine zugemutet.

Immerhin hatte der Duft von Kaffee eine belebende Wirkung auf Paul. Er schaltete das Radio ein. Es erklang irgendein neuer Superhit im Formatradio. Oder ein Exemplar aus der Kollektion der größten Hits der Achtziger, er hörte nur halb hin.

Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der Paul ein begeisterter Musikkonsument war. Damals kannte er alle alternativen Neuerscheinungen, die mindestens eine Gitarre im Line up hatten. An diese Zeit blieben ihm indessen bloß verschwommene Erinnerungen. Seine alten Platten – er besaß tatsächlich echte Vinyls – hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr heraus gekramt. Christiane hatte, nachdem sie zusammen gezogen waren, die Musik konsequent auf CDs und weichere Töne umgestellt, was Paul anfangs nicht einmal störte. Liebe machte nicht nur blind sondern auch taub.

Paul fragte sich erneut, warum er in den vergangenen Wochen so schlecht geschlafen hatte. Vielleicht sollte er sich etwas von Dr. Burckhard verschreiben lassen, das hätte ihm jedenfalls Christiane vorgeschlagen. Gleichwohl hatte er Angst, dass das Aufstehen noch schwieriger würde, wenn er sich am Abend mit irgendwelchen Tabletten zudröhnte.

Keine Frage, es wurde Zeit, dass der Frühling den Winter ablöste. Möglicherweise würde ihn ein durch Sonneneinstrahlung ausgelöster Hormonschub wieder auf Trapp bringen. Dermaßen gestärkt könnte er Sabine, die langbeinige Grazie aus der Personalabteilung fragen, ob sie mit ihm Ausgehen würde. Die meisten Beziehungen entstanden schließlich am Arbeitsplatz.

Beim Kauen eines Toasts mit Himbeermarmelade schweifte Pauls Blick durch sein hell erleuchtetes Wohnzimmer und blieb kurz an dem Neuseeland Kalender links neben der Vitrine hängen. Seit mehreren Jahren kaufte er sich Kalender mit Motiven aus fernen Ländern. Das letzte Jahr war mit einem beeindruckenden Foto der Twelve Apostles an der Südküste Australiens zu Ende gegangen. Zu Schulzeiten hatte er möglichst viel von der Welt sehen wollen.

Geradeaus Denken fiel ihm schwer, er fühlte sich ja nicht einmal vollständig wach. Wie gut dass sein Tagesablauf derartig routiniert war. Jahrelang antrainiert. Was das Denken anging, so konnte er sich keinen Vorwurf machen, es war schlichtweg noch zu früh am Morgen. Und Winter zudem.

Das Frühstück ging ohne größere Zwischenfälle leise, mal abgesehen von der Hintergrundmusik, und friedlich zu Ende. Paul konnte es kaum erwarten, mit dem Bus in Richtung Straßenbahn aufzubrechen. Vielleicht würde der ältere Herr mit der Halbglatze und der Comickrawatte wieder mit an Bord sein. Oder der Junge, der immer ganz still abseits der übrigen lärmenden Bälger saß und nur so vor sich hin starrte.

Obwohl nein, es war ja Dienstag, der Kalender musste einfach richtig liegen. Dienstags fehlten ein Großteil der lärmenden Kinder und mit ihnen der Außenseiter. Paul nahm an, dass die Kinder erst zur zweiten Stunde Schulunterricht hatten. Das störte ihn keineswegs, er fand es ohnehin weitaus erfüllender, hin und wieder verstohlen zu der attraktiven jungen Frau zu schauen, die immer, wie er, an der gleichen Haltestelle einstieg und sich im hinteren Teil des zweiten Wagens der Straßenbahn einen Platz suchte, meist ihm gegenüber. Im Sommer würde seine Vorfreude bestimmt ansteigen, schließlich würde ihre Kleidung dann spärlicher werden. Wintermäntel entsprachen nicht gerade seiner Vorstellung von einem sexy Outfit. Auch sie schien des Öfteren von Paul Notiz genommen zu haben. Ebenso von Christiane, die sich, noch bis vor sechs Monaten, beharrlich neben ihn niederließ. Aber seine wieder gewonnene Freiheit änderte nichts daran, dass es nach wie vor bei ein paar Blicken blieb.

Es lag nicht an ihm, hatte Christiane gesagt. Das war eine originelle Erklärung, fand Paul. Ob sie die aus einer ihrer Vorabendserien hatte? Nach einer fast siebenjährigen Beziehung konnte er ein Buch über Beziehungsfloskeln schreiben. Davon gab es reichlich. Er wusste nicht, was als Alternative zu Floskeln und immer wieder kehrenden Ritualen in Frage kam. Schweigen? Das konnte es nicht sein, denn Schweigen bedeutete Stillstand. Und Stillstand konnte man sich heutzutage nicht mehr leisten, sonst blieb man schnell auf der Strecke.

Was Stillstand anging, so hatte Paul über die Jahre eine Annahme entwickelt: Tägliche Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs lähmte den Geist und führte mitunter gar zu dessen Degeneration. Obwohl er nie viel mit Wissenschaft zu tun hatte, versuchte er bei der Ausarbeitung seiner Theorie, soweit wie möglich, wissenschaftlich vorzugehen. Ihm gefiel das Prinzip der These-Antithese-Synthese.

These: Tägliche Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs führte zur Lähmung des Geistes.

Klare Indizien dafür waren der vor sich hin starrende Knirps und Pauls eigene mentale Benommenheit. Unter der Annahme, dass man vom leeren Blick des Kindes auf dessen kognitive Vorgänge schließen konnte, musste zwangsläufig von einer zunehmenden Verödung der geistigen Sphäre ausgegangen werden. Diese beobachtete Paul auch bei sich, wobei natürlich in Betracht gezogen werden musste, dass der chronische Schlafmangel seine Beobachtungen und Ergebnisse verfälschte. Fraglich war, ob dieser eventuell sogar eine Spätfolge des öffentlichen Nahverkehrs darstellte, was seine These nur weiter untermauern würde?

Bloß nicht abschweifen – übrigens ein unzweifelhaftes Indiz für die Verblödungsthese – und zurück zur Wissenschaft.

Antithese: Tägliche Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs führte nicht zur Verblödung, es trug vielmehr zur geistigen Entwicklung bei.

Der Comickrawattenmensch las immer Zeitung. Es konnte folglich angenommen werden, dass er seinen Horizont erweiterte. Zudem hatte sich der Träger des öffentlichen Nahverkehrs zur Installation eines Fahrgastfernsehens durchgerungen, was man durchaus als einen Beitrag zur Bildung werten konnte. Wenn auch in leicht verdaulichen Häppchen.

Synthese: Offensichtlich reichte die Methode der Beobachtung nicht aus, um zu schlüssigen Ergebnissen zu kommen. Es gab Subjekte, die sich nachteilig entwickelten, andere hingegen schienen sich an die herrschenden Widrigkeiten mit erstaunlichem Einfallsreichtum angepasst zu haben.

Dies war bemerkenswert, ließ gleichwohl auf konzeptionelle Probleme bei der Untersuchung schließen. Die Subjekte wurden ihrem üblichen Lebenskontext völlig entrissen und auf Äußerlichkeiten reduziert. Wer weiß, vielleicht brütete das Kind über der Weltformel. Unter Umständen war der Zeitungsleser bereits degeneriert, da er früher die Werke von Kant und Hegel studiert hatte, nun aber nur noch die Tageszeitung. Eventuell war die Stichprobe auch viel zu klein. Er begutachtete halt immer die gleichen Figuren. Tagein, tagaus.

Da Paul am westlichen Stadtrand wohnte, hatte er nie Probleme, einen Sitzplatz in der Bahn zu finden. Schließlich musste er am Endpunkt der Straßenbahnlinie einsteigen. Obwohl es mehrere Linien gab, die in die Innenstadt fuhren und sich erst dort in verschiedene Richtungen weiterbewegten, war die Auswahl lediglich scheinbar. Dank seines ausgeklügelten Tagesplans lief es für Paul normalerweise auf die gleiche Abfahrtszeit hinaus. So sah man sich wenigstens fast jeden Morgen wieder. Der Comickrawattenmensch, der Junge ohne Freunde, die attraktive Frau und Paul.

Einmal im Jahr erschien turnusgemäß ein neuer Fahrplan. Der wartete zwar meist mit kaum erkennbaren Änderungen auf, diese konnten den Lebensrhythmus trotzdem ohne weiteres durcheinander bringen und erforderten umfangreiche Anpassungsanstrengungen aller Beteiligten. Das bedeutete in den herrschenden Zeiten selbstverständlich nichts Ungewöhnliches, immerhin wurden Flexibilität und Adaptionsfähigkeit dank fortschreitender Globalisierung und Beschleunigung des Lebens zur Bürgertugend erklärt, wenn nicht gar zur Bürgerpflicht. Diesen Eindruck gewann Paul jedenfalls unweigerlich aus den Medien. Hatten nicht zwei Tage zuvor die Gäste in der Polittalkshow Ausgeredet vor den Augen und Ohren der Fernsehnation ausführlich über Flexibilität in der modernen Welt debattiert?

Nach und nach stiegen weitere Fahrgäste zu. Paul fand die ursprüngliche Bezeichnung „Beförderungsfälle“ gar nicht so unpassend, aber ihn hatte ja niemand gefragt. Als er aus dem Fenster sah, konnte er die Häuser vor lauter Schneeregen nur verschwommen erkennen. Lediglich die beleuchteten Werbetafeln an den Haltestellen durchbrachen den Mix aus Grautönen. Zum Beispiel die neue Kampagne der derzeit angesagten Modekette Bruno Hahn. Paul erheischte, kurz bevor sich die Straßenbahn rumpelnd in Bewegung setzte, einen Blick auf den Schriftzug Urban Groove Line. Er nahm sich vor, Robert am Abend über diese neue Kollektion zu befragen. Wenn sich einer mit Lifestyle auskannte, dann Robert.

Nach Verlassen der Haltestelle dominierte erneut die trübe, großzügig als Wetter bezeichnete Suppe das Bild. Es war wie ein Schleier über allem Lebendigen. Gleichwohl konnte man bei einer morgendlichen Fahrt mit der Straßenbahn nur bedingt von Lebendigkeit sprechen, die meisten Leute starrten lediglich vor sich hin, ähnlich dem Außenseiter. Im Vorbeifahren bemerkte Paul einen Häuserblock, der seit je her an dieser Stelle stand. Vermutlich gab es ihn länger als Paul. Jeden Morgen dieselben Straßen und Häuser zu sehen, das war ein letzter Hort der Beständigkeit. Wo sonst alles dermaßen schnelllebig geworden war.

Weil Paul bei seiner wissenschaftlichen Betrachtung der Beförderungsfälle keinen entscheidenden Durchbruch verzeichnen konnte, griff er zur mitgebrachten Tageszeitung. Wäre doch gelacht, wenn dem lähmenden Gewirr in seinem Kopf nicht auf geschickte Art und Weise beizukommen wäre. Und da der Comickrawattenmensch damit derartige Erfolge feierte.

Wie sich das gehörte, begann eine Tageszeitung mit dem Politikteil, Hannovers Blatt machte da keine Ausnahme. Ein Freund bezeichnete Hannover einmal als Deutschlands heimliche Hauptstadt der Ausgelassenheit. Bahnfahrten waren ein deutlicher Beweis für diese These. Ausgelassenheit wurde nur sparsam gezeigt. Bei den zahlreichen Stadtfesten im Laufe eines Jahres verhielt sich das ganz anders. Heimlich halt. Bei Bedarf fröhlich.

Zurück zum Tagesgeschehen. Was war in der Welt passiert?

„Neue Erkenntnisse in der Nebeneinkünfte Affäre. Opposition fordert Untersuchungsausschuss zur brutalst möglichen lückenlosen Aufklärung der Vergehen.“

„US-Präsident Bush zu Besuch bei seinem Amtskollegen Putin. Ermahnung zu mehr Freiheit.“

„Kyoto Protokoll steht kurz vor Inkrafttreten.“

„Regierung will bereits dieses Jahr biometrische Kennzeichen auf Ausweisen einführen. Datenschützer warnen vor dem gläsernen Bürger.“

Klang vertraut.

Geraschel neben ihm ließ Pauls Blick nach links wandern, wo er eine junge Frau erblickte, die vermutlich an der letzten Station zugestiegen war. Die Geräusche rührten vom Kramen in einer Tasche her, aus der seine neue Nachbarin eines dieser Frauenmagazine im praktischen Handtaschenformat zutage förderte. Paul wunderte sich jedes Mal aufs Neue, warum es keine Frauenzeitschriften gab, deren Cover Männer zierten. Wären Männer auf einer Männerzeitschrift abgebildet, würde die Auflage sofort einbrechen. Selbst Fernsehzeitschriften, die nicht an eine Werbestrecke für Bademoden erinnerten, wären heutzutage praktisch unverkäuflich. Wobei, es gab natürlich auch Zeitschriften für Männer mit Herren auf der Titelseite. Wahlweise in Designeranzügen oder wie das Fitnessstudio sie geschaffen hat mit dem archetypischen Sixpack. Gegen die hatte er nichts einzuwenden. Paul freute sich immer wieder auf die Artikel über Orgasmusverzögerungstaktiken und Ratgeber wie „In neun Wochen zum Traumbody mit neun Exercises“. Insgeheim ahnte er, dass die Redaktionen eine Art Jahresplan hatten. Darauf war verzeichnet, wann ein Thema in geringfügig neuem Gewand wiederholt auf die Leserschaft losgelassen wurde. Das ging aber in Ordnung, schließlich hatte nicht jeder Gelegenheit, die neusten Erkenntnisse aus der praktischen Orgasmusverzögerungsforschung regelmäßig anzuwenden, so dass die regelmäßig veröffentlichten, theoretischen Fundamente vielen Männern mit großer Wahrscheinlichkeit gute Dienste erwiesen.

Die Titelseite der Zeitschrift im praktischen Handtaschenformat neben ihm gab ebenfalls einige viel versprechende Themen preis.

„Neun Wege zu besserem Sex“. Unglaublich, das konnte bereits anhand von neun Wegen erörtert werden? Vielleicht könnte er später in einem Zeitschriftenladen einen Blick in diesen Bericht werfen.

„Strafferer Po in sieben Wochen“.

Paul hatte vor Jahren von dem Artikel „The magic of the number seven“ gehört, der besagte, dass Menschen sich Aufzählungen und Ähnliches besser merken können, wenn die Zahl sieben benutzt wurde. Auf jeden Fall sollten zweistellige Zahlen tunlichst vermieden werden. Und weniger als fünf Tipps wirkten schlichtweg unseriös. „The magic of the number seven plus minus two“ sozusagen.

„Wie schaffe ich es, dass er mich will?“

Sekunde, hieß es nicht in der letzten Ausgabe der Men’s Shape „Wie schaffe ich es, dass sie scharf auf mich ist?“ Ob sich die Redaktionen untereinander bei Workshops austauschten? Gemeinsame Seminare zu Sexualpraktiken unterbrochen von einhundert Sit-ups. Und was passierte in den Mittagspausen? Wurden den Redaktionen identische Speisekarten gereicht? Paul war sich nicht sicher. Eventuell schworen die Männer auf die Atkins-Diät, die Frauen hingegen bevorzugten Nahrung nach dem Glyx-Index. Des lieben Friedens willens einigten sich die Beteiligten letztlich vielleicht auf einen Fit in Shape Salat.

Paul unterbrach seine neugierigen Blicke und konzentrierte sich auf das Tagesgeschehen in seiner Zeitung. Landespolitik, die zählte nicht unbedingt zu den spannendsten Themen, die Paul sich vorstellen konnte. Selten wurden Entscheidungen von weit reichender Tragweite beschlossen. Die Menschen in Hannover nahmen auch nicht gerade außergewöhnlich stark am politischen Geschehen teil. Ein untrügliches Anzeichen dafür war, dass der Oberbürgermeister sein Amt seit über dreißig Jahren bekleidete. Länger schaffte das bis dato bloß Fidel Castro. Allerdings wurden den Kubanern die Vorzüge der Demokratie vorenthalten, so dass man Fidels Rekord nicht einfach mit den hiesigen Verhältnissen vergleichen konnte. Die langjährige Unterstützung, die der Bürgermeister erfahren durfte, konnte eventuell als ein Zeichen zivilen Ungehorsams gedeutet werden, zeugte sie doch von einer gewissen Resistenz gegenüber dem allerorts vorherrschenden Veränderungsdruck. Eine Insel der Ruhe im Meer des Ungestümen. Ein bisschen wie damals bei Asterix. Ganz Deutschland steckte im eisernen Griff von Innovationswütigen. Ganz Deutschland? Nein, eine beinahe große Stadt leistete wacker Widerstand.

Zugegeben, der Vergleich hinkte, denn Paul fuhr in einer der modernsten Straßenbahnen weit und breit. Möglich, dass die Welt ein wenig komplexer war, als gedacht. Wie gut, dass es die Frauen- und Männerzeitschriften gab. Die erklärten die Welt in verständlichen Worten.

Paul überflog beiläufig die Veranstaltungshinweise – Kino wäre mal wieder eine feine Sache. Allerdings würde das vorerst nichts werden. Die nächsten Tage waren schon mit Fitnessstudiobesuchen und sonstigen Unternehmungen verplant und fürs Wochenende hatte er ebenfalls etwas vor. Ein Besuch bei seinen Eltern. Also kein Kino. Das könnte er immer noch machen.

Die Zeit vergeht bekanntlich wie im Fluge, wenn man Spaß hat, dachte Paul und dementsprechend neigte sich auch die Straßenbahnfahrt irgendwann ihrem Ende zu. Mittlerweile ging es auf viertel vor acht zu und er musste in der Innenstadt umsteigen, um einige Stationen mit einer anderen Linie zu fahren, wo es, wie erwartet, keinen freien Sitzplatz mehr für ihn gab. Im Kopf weiterhin bei Orgasmusverzögerungstaktiken erreichte er seine Haltestelle. Er schrieb innerlich ein Memo an sich selbst, die Thematik später in einer der alten Ausgaben seiner bevorzugten Postille zu ergründen. Entweder stand es in der letzten oder in der von vor einem Jahr.

Genug davon, es hieß, konzentriert an die Arbeit zu gehen. Glücklicherweise teilte er sich seit Jahren ein Büro mit Mark, so konnte er nicht auf vollkommen dumme Gedanken kommen. Müsste er beispielsweise mit Sabine acht bis zehn Stunden in einem Raum verbringen, er hätte bereits seinen Job verloren, aufgrund anhaltender Unfähigkeit klare Ergebnisse zu produzieren. Wie gut, dass Paul nicht in der Personalabteilung sondern im Controlling arbeitete. Das war nicht unbedingt das, was er immer wollte, es hatte sich halt irgendwie ergeben und erschien im Nachhinein auch logisch. Das Leben als Verkettung logischer Begebenheiten und Ereignisse. Torben, einer seiner besten Freunde aus längst vergangenen Tagen, hatte ihm einmal einen kleinen Vortrag über Pfadabhängigkeiten, oder wie auch immer die Dinger hießen, gehalten. Wie ging der doch gleich? „Eine zufällige Begebenheit in der Vergangenheit kann in eine Regel oder Konvention münden, die sich im Zeitablauf durch Wiederholung weiter durchsetzt.“ Das hatte Torben gesagt. In Pauls Welt bedeutete dies, einmal den Weg des Hansels gewählt, für immer darauf festgelegt.

Torben hatte seine Ausführungen damals allerdings hauptsächlich auf Frauen bezogen. Er konnte nicht nachvollziehen, warum Paul in seinen jungen Jahren – zur Zeit des denkwürdigen Vortrags war Paul gerade sechsundzwanzig – sein Glück ausschließlich in der wahren Liebe suchte und dafür seine Freiheiten aufgab. Ob er denn nicht gewusst hätte, dass es widernatürlich sei, mit Mitte zwanzig an die große Liebe zu glauben? Das täte man mit sechzehn oder siebzehn, bis zur ersten Enttäuschung, die entweder kurz und heftig oder lang und hartnäckig wäre und derartige romantische Verklärungen bekäme man bestenfalls wieder mit Mitte dreißig, dann aber aus der Not heraus geboren, weil man beim Balzgerangel in den Clubs und Bars nicht mehr mithalten könnte.

Torben sah in Paul so etwas wie einen Schüler, den es zu unterweisen galt. Torben konnte sich mit den romantisch verklärten Vorstellungen seines Freundes so gar nicht anfreunden und ließ nichts unversucht, ihn in die höheren Weihen des Angrabens junger Frauen, größtenteils Studentinnen seiner Uni, einzuführen. Als Paul dann bereits in Hannover lebte und Christiane kennen und lieben gelernt hatte, konnte Torben überhaupt nicht nachvollziehen, dass Paul seine Freiheiten für diese Karrieretussi aufgab. Das Wort fand Paul amüsant. Er erwiderte darauf, dass eben nicht jeder das Zeug zum Langzeitstudenten mit der Option auf eine anschließende Karriere als Taxifahrer hätte. Sein Freund hörte aber schon gar nicht mehr zu, sondern fing wieder mit seinen Hirngespinsten an. Von denen sprach er unentwegt. Dass er mit Paul die Welt bereisen wollte, sagte er. Dass sie Abenteuer in fremden Ländern mit fremden Frauen erleben würden, sagte er. Mit dem Auto die Panamericana runter, Trampen in Australien, Segeln in der Karibik. Leider sah Torben nicht ein, dass er für diese Vorhaben eigentlich kein Geld hatte und Paul tatsächlich keine Zeit. Schließlich musste er arbeiten. Das war diese Aktion, bei der man morgens regelmäßig früh aufstehen musste, hatte Paul gesagt, was ein bedenkliches Schütteln bei Torben auslöste. Paul solle mit seinen Horrorgeschichten aufhören, hatte Torben erwidert. Er bekäme davon wieder nur Alpträume. Tja, so war das wahre Leben nun mal. Manchmal wurde man dazu gezwungen, etwas Sinnvolles zu machen.

Dieses Gespräch lag beinahe sieben Jahre zurück. Mit der Zeit hatte er Torben aus den Augen verloren, hin und wieder schrieben sie sich eine Email, mehr nicht. Damals war Paul von Hamburg nach Hannover gezogen, um einen neuen Job anzutreten. Die Arbeit in der Bank, in der er zuvor eine Ausbildung gemacht hatte, hatte er verloren. Es lief nach dem üblichen Muster ab: Wettbewerbsfähigkeit zu niedrig – am besten mit Kostensenkungsprogrammen begegnen – wo denn? – am besten bei den Personalkosten ansetzen. Den folgenden Entlassungen fiel Paul zum Opfer, denn er war jung, hatte keine Familie, keine Kinder. Eine derartige Konstellation garantierte einem einen Spitzenplatz auf der Entbehrlichkeitsliste.

Im Nachhinein musste Paul zugeben, dass Torbens Sprüche vielleicht einen wahren Kern hatten. Schließlich war er nach wie vor nicht auf der Panamericana oder als Backpacker down under unterwegs gewesen. Ob das eine dieser Pfadabhängigkeiten war?

„Erde an Dorkner. Stellen Sie bitte das Träumen ein. Nehmen Sie unverzüglich die Arbeit an den vorliegenden Abweichungsanalysen wieder auf.“

Eine Bemerkung wie diese konnte nur von Mark, seinem Kollegen, kommen. Paul war ein wenig verwirrt. Wie war er doch gleich ins Büro gekommen? Die Macht der Gewohnheit.

„Guten Morgen Mark. Freut mich auch dich zu sehen.“

Mark saß hinter seinem Schreibtisch und beschäftigte sich damit, den PC hochzufahren. Dabei trommelte er mit den Fingern auf die Schreibtischkante. Sein morgendliches Stakkato wurde mit der Zeit zum Ritual. Paul dachte, dass Mark dies brauchte, um in Fahrt zu kommen. Die richtige Stimmung für die tägliche Arbeit schaffen. Er musste sich dringend auch so ein Ritual zulegen, bei seinem Kollegen funktionierte es ja prima. Mark war allerdings ein paar Jahre jünger und somit von Natur aus eine Spur ungestümer.

„Erzähl, wie war dein Wochenende?“, stieß Mark hervor während er sich mittels einiger Tastenkombinationen im System anmeldete und alle relevanten Programme startete. Paul war gerade damit beschäftigt, sich den zweiten Kaffee des Tages einzuschenken – Mark hatte zuvor eine Kanne gekocht.

„Lass mich kurz überlegen…ja, jetzt weiß ich es wieder. Das hast du mich gestern schon gefragt.“

Paul fragte sich einen Moment lang, ob sich der Kalender eventuell doch geirrt hatte, und gar nicht Dienstag war. Die Abwesenheit des apathischen Jungens in der Bahn während der Hinfahrt sprach gleichwohl gegen diese Vermutung. Er brauchte eindeutig mehr Kaffee.

„Gestern warst du ziemlich wortkarg und bist kaum mit etwas rausgerückt. Außerdem sahst du recht mitgenommen aus. Also im Grunde genommen genauso wie heute. Gab es eine wilde Party, zu der ich nicht eingeladen war? Oder hast du ne neue Perle?“

Mark unterstrich diese Anspielung mit einem schelmischen Grinsen. Paul hatte bloß ein müdes Lächeln dafür übrig, trotzdem ging er auf das Spielchen ein: „Ach Mark, dir entgeht auch nichts. Meine Freunde vom Swinger Club hatten diese Kamasutra-DVD bestellt und wir wollten ein paar der Stellungen nachahmen. Das war unheimlich aufregend.“

Pauls Stimme klang alles andere als nach Aufregung. Das schien Mark aber nicht zu registrieren.

„Oh, erzähl mir alles, erspar mir keine Details! Vorher berichte ich dir kurz von meinem Abend gestern. Also, ich war mit ein paar Kumpels im Kino und wir haben…“

Die Wendung „ich berichte dir kurz“ aus Marks Mund bedeutete an durchschnittlichen Tagen, dass er zu einem mindestens viertelstündigen Monolog ansetzte, in dem alle Details des Films, des Fußballabends, der Skatrunde, des Fitnesstrainings oder des zuletzt gelesenen Buchs umfassend dargelegt wurden. Paul fand diese Verhaltensweise amüsant, denn langweilig wurde es mit Mark nie.

„…ich frage mich, wozu ich Jahr für Jahr höhere Eintrittspreise zahle, wenn die Kinoleute es nicht mal schaffen, den Boden wenigstens hin und wieder vom Siff zu befreien…“

Paul nahm auf seinem Bürostuhl Platz und bereitete sich auf den anstehenden Vormittag vor. Oft erwischte er sich dabei, dass er auf die Uhr links neben seinem Monitor lugte, nur um Zeuge des schleichenden Ablaufs der Arbeitsetappen zwischen Frühstücks- und Mittagspause und Feierabend zu werden. Die tägliche Tortur des Bürokämpfers.

„…das war richtig ekelhaft! Der Typ neben mir hat gestunken wie die tote Maus, die ich letztens in meiner Abstellkammer gefunden habe…“

Dabei versprach selbst der Feierabend nur am Freitag echte Abhilfe. Okay, Donnerstag konnte Paul auch akzeptieren. Dann erschien das Wochenende immerhin zum Greifen nah. Er wusste selbstverständlich, dass er sich nicht täuschen lassen durfte, aber er hatte ja seinen Kalender neben dem Bett stehen. Da konnte eigentlich nichts schief gehen.

„…diese Werbung von dem neuen Fitness-Lifestyle-Mode-Titten-Magazin war der Hammer! Folgendes geschah…“

Ob das Leben des Comickrawattenmenschen ähnlich gleichförmig war wie seins? Vermutlich ficht auch er jeden Tag aufs Neue den Kampf gegen Massen von Schreibtischarbeiten aus. Mit der Mittagspause als einzigen Verbündeten. Dem Feierabend als Heiland und dem Wochenende als Erlösung. Nur um diesen Zyklus montags erneut zu beginnen.

„…cooler Trailer für den neuen Vampirfilm! Sieht nach geiler Action aus. Sollten wir unbedingt…“

Möglicherweise arbeitete er aber gar nicht am Schreibtisch sondern als Verkäufer. Wahrscheinlich eher in der Technikabteilung eines Kaufhauses und nicht bei einem Herrenausstatter wie Bruno Hahn. Paul musste kurz lachen, als er an den Comickrawattenmenschen als Verkäufer im Bruno Hahn Store an der Georgstraße dachte. Mark blickte daraufhin irritiert auf, redete aber unbeeindruckt weiter.

„…der Streifen war echt klasse. Und die Hauptdarstellerin erst!...“

Manche Menschen hatten einfach keinen Geschmack und keinen Sinn für Mode. Dabei war es nicht mal schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Es boten sich so viele Hilfestellungen an, die einem erklärten, wie man am besten ankommt. In allen Lebenslagen eigentlich. Mode, Körper, Sex, Finanzen, Karriereplanung.

„…total witzige Dialoge…“

Wenigstens gab es Möglichkeiten, nicht alle Entscheidungen alleine treffen zu müssen. Viele Menschen stellten sich in den Dienst der Meinungsbildung, was gut war, denn so konnte sich Paul intensiver auf die Probleme seines Lebens einstellen.

„…Explosionen…“

Schon falsch, dachte Paul. Man sprach schließlich von Herausforderungen, nicht von Problemen. Wann würde er das endlich lernen? Es half ja nichts, sein Leben hatte nun mal diesen Weg genommen, damit musste er klarkommen.

„…Bikinis…“

Nach einer Weile merkte Paul, dass er weiterhin nickte, obwohl Mark überhaupt nichts mehr sagte. Er versuchte die ihm peinliche Situation zu entschärfen, indem er das Radio einschaltete. Davon versprach er sich wenigstens etwas Entspannung und Ablenkung.

„…mit den neuesten Hits von heute und den größten Hits der Neunziger und den garantiert allerbesten Hitklassikern der Achtziger! Jetzt der neue Superhit von…“ plärrte die enthusiastische Eigenlobstimme.

Paul überlegte, welcher von den einhundertzwanzig, sich auf Dauerrotation befindenden Titeln nun erklingen würde. Er hatte mittlerweile den Verdacht, dass diese musikalischen Darbietungen auserkoren waren, den naturgegebenen Geist der Hörer tagein tagaus völlig einzulullen. So ähnlich wie Straßenbahnfahrten. Ob es da einen Zusammenhang gab?

Es half alles nichts, Paul fühlte sich wie zerschlagen. Es musste einfach eine dieser Phasen sein. Blöd, dass in seinem Lifestylemagazin nicht viel darüber stand.

„Zehn…äh…besser neun Wege aus der Phase der…“

Ja, der was eigentlich? Was fehlte denn? Mal sehen:

Gesichertes Einkommen?

Check.

Gesundheit?

Check.

Interessanter Job?

Na ja. Check mit großem Vorbehalt.

Attraktive und intelligente Freundin?

Vorbei.

Regelmäßiger Sex?

Schön wär’s.

Irgendwie einleuchtend, dass es nicht ganz rund lief. Vielleicht sollte er dieses neue Handy doch kaufen. Mit Zwei Komma Null Megapixel Kamera, High End Farbdisplay, integriertem MP3 Player, UMTS und was nicht alles. Der Test, den er letztens in der „Trend und Technik Ecke“ der Men’s Shape gelesen hatte, schwor auf das Gerät. Urteil: Eins A Technik, perfekte Bedienung und der Oh-Faktor bei Freunden und Bekannten. Für den Oh-Faktor wäre Paul beinahe schwach geworden. Als er über das gute Gefühl, das spontaner hemmungsloser Konsum bei ihm auslöste, sinnierte, riss ihn Mark zum wiederholten Male aus seinem Trancezustand.

„Aufwachen Meister, ist gleich neun. Du erinnerst dich bestimmt daran, dass wir um neun eine Betriebsversammlung haben. Der Vorstand wird zu uns sprechen und uns mit seinen Worten den Weg weisen.“

Leicht verwundert, dass bereits einige Zeit vergangen war, seit Mark ihn über den Zustand der städtischen Kinos aufgeklärt hatte, betrachtete Paul den Stapel Arbeit vor sich. Erneute Verwunderung setzte ein, denn er hatte bereits ein Drittel des Vormittagspensums bewältigt. Und das ohne es zu merken. Routine halt. Paul vermutete mittlerweile, dass er nebenbei eine Operation am offenen Gehirn über sich ergehen lassen könnte ohne dass es seine Arbeit negativ beeinflussen würde.

Die Betriebsversammlung fand wie üblich in der Kantine statt. Nur dort konnten alle tausenddreihundert Mitarbeiter genügend Platz finden. Die Einrichtung der Kantine durfte als zweckmäßig bezeichnet werden. Der PVC-Boden, in zeitlosem Grau gehalten, harmonierte gut mit den weißen Raufasertapeten. Ein paar Bilder, deren Motive etwas in Richtung moderner Kunst darstellten, geometrische Formen mit starken Blau- und Gelbanteilen, zierten die Wände. Paul hatte davon zwar keine Ahnung, ihm gefielen sie trotzdem. Brachten wenigstens ein wenig Farbe in die triste Futterstelle. Besonders an einem verschneiten, grauen Tag wirkten einige Farbkleckse wie Balsam für die Seele.

Für Betriebsversammlungen wurde meist ein Teil des Mobiliars verschoben, so dass noch mehr Stühle in den Raum passten. Paul und Mark mussten sich trotzdem mit Stehplätzen begnügen, als sie ankamen.

Die Veranstaltung hatte bereits angefangen und der erste Redner stand auf dem Podium. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, der die Tagesordnung zu verkünden hatte und als Nebenjob die Betriebsversammlung ansatzweise moderierte, kündigte, gerade als Paul und Mark einen Platz mit halbwegs guter Sicht gefunden hatten, den Vorstandsvorsitzenden der Schreiber AG, Alfred Schreiber jun., an. Dieser schritt auf das Podium zu und ließ seinen Blick in aller Ruhe über die Reihen schweifen, während sich seine Lippen bewegten. Das tat er immer. Als würde er seine Rede vorab im Kopf durchgehen, was sinnvoll erschien, denn er hatte seine Ansprachen nie in Papierform vor sich liegen. Vielleicht befand sich Alfred Schreiber jun. in Gedanken aber auch ganz wo anders. Manchmal wirkte er etwas abwesend. Fast so als wäre ihm seine Position als Verantwortlicher für dermaßen viele Mitarbeiter nicht ganz geheuer. Paul jedenfalls kam es dieses Mal so vor, als würde sich sein oberster Chef noch mehr Zeit nehmen um jeden seiner Untergebenen wenigstens kurz anzusehen. Das musste einfach ein schlechtes Zeichen sein.

Letztlich begann Alfred Schreiber jun. dann doch. Er rückte seine Brille zurecht und räusperte sich kurz.

„Verehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie Sie wissen, befinden wir uns in einer äußerst schwierigen Situation. Der Markt für unsere Hauptproduktreihe ist zurzeit sehr angespannt, was mehrere Gründe hat. Lassen Sie mich kurz darauf eingehen. Die Binnennachfrage hat sich nach wie vor nicht erholt. Es steht außer Frage, dass wir als Zulieferbetrieb dies ebenfalls zu spüren bekommen, denn unsere Hauptabnehmer haben in den letzten beiden Quartalen schwere Absatzeinbrüche erlitten. Was passiert, ist eindeutig: Der Kostendruck unserer Kunden wird auf uns übertragen. Im gleichen Zug wird der Druck unserer Wettbewerber immer größer. Wir müssen reagieren, sonst werden wir über kurz oder lang den Anschluss an den Markt verlieren. Bisher konnten wir zwar in einigen Geschäftsfeldern unsere gute Marktposition verteidigen, gleichwohl dürfen wir uns auf diesen Erfolgen nicht ausruhen. Vielmehr erfordert die derzeitige Lage resolute strategische Maßnahmen. Auch wir sehen uns einem weltweiten Markt gegenüber, da erzähle ich Ihnen nichts Neues. Das bedeutet auf der einen Seite natürlich die Gefahr der billigen Konkurrenz, die wir aufgrund der Lohnkostenstruktur in diesem Land kaum unterbieten können. Dem werden wir weiterhin mit unseren bereits eingeschlagenen Rationalisierungsmaßnahmen mit Nachdruck begegnen. Ich will Ihnen nichts vormachen, wir müssen in diesem Prozess sämtliche Möglichkeiten in Betracht ziehen. Auf der anderen Seite gibt es aber Hoffnung, denn durch die Globalisierung eröffnen sich uns neue Absatzmärkte. Verstärkte Aufmerksamkeit muss auf den rasant und überdurchschnittlich wachsenden chinesischen Markt gelegt werden. Wir müssen unsere strategischen Ressourcen bündeln und auf neue, aufstrebende Märkte fokussieren. Expansion ist folgerichtig der konsequente Schritt. Nur auf diese Weise können wir die Einbußen, die uns durch den zurückhaltenden Binnenmarkt entstanden sind, ausgleichen. Nur so können wir die Renditeerwartungen unserer Eigner erfüllen und unsere bisherige Position nicht nur behaupten sondern ausbauen. Neben dem chinesischen Markt bieten ferner die aufstrebenden jüngsten Mitglieder der Europäischen Union ein großes Wachstumspotential…“

Die Ansprache kam Paul bekannt vor. Die Worte klangen so vertraut. Die Sätze waren die gleichen, nur die Gesichter derer, die sie verkündeten, änderten sich. Schuld hatten die anderen. Die Politik, die Binnennachfrage, die Konkurrenz aus Billiglohnländern, der gestiegene Druck durch die Globalisierung. Das erinnerte ihn an sein eigenes Leben. Auch er fühlte sich wie ein Spielball der…ja, wessen eigentlich? Seiner Ex-Freundin? Seiner Arbeit? Seines Chefs? Seiner Eltern?

Er sah sich im Saal um. Die Beschäftigten der Schreiber AG reagierten, wenn überhaupt, phlegmatisch auf die Rede. Als ob sie genau wüssten, dass sie sowieso nichts an der Situation ändern konnten. Die Belegschaft hatte in den vergangenen vier Jahren bereits umfangreiche Einbußen hinnehmen müssen. Vier Jahre lang faktisch keine Gehaltserhöhung mehr und zudem der sukzessive Abbau des Weihnachtsgeldes. Dafür sollten die Jobs erhalten werden. Die Zeiten wurden härter, selbst für ein ehemals vom Erfolg verwöhntes Unternehmen wie es die Schreiber AG war. Paul wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Sollte er demnächst etwa zwölf Monate arbeiten, aber nur noch für zehn bezahlt werden? Würde er in Zukunft überhaupt noch für die Schreiber AG arbeiten können? Sein Schicksal lag nicht länger in seinen Händen, was ihm irgendwie bekannt vorkam.

Wie sein Arbeitgeber musste auch er sich dringend mit seinen Stärken beschäftigen. Sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren. Optimal auf den Markt reagieren. Und so weiter, und so weiter. Nur, wo lagen seine Kernkompetenzen? Etwa das Erstellen von Abweichungsanalysen? Das würde wohl kaum jemanden vom Hocker reißen. Leute wie ihn gab es zuhauf.

Er versuchte dem Vortrag seines obersten Chefs erneut Aufmerksamkeit zu schenken.

Hatte Paul nicht gerade bei gesichertem Einkommen ein Check gesetzt? Das war unter Umständen doch nicht so sicher wie gedacht. Die Ansage der Geschäftsführung klang ein wenig nach Jobverlagerung, ganz versteckt in einem kleinen Nebensatz. Sämtliche Möglichkeiten werden in Betracht gezogen, was nichts anderes als ein Code für möglichen Arbeitsplatzabbau war. Wobei sein Job im Wasserkopf der Verwaltung vergleichsweise sicher war, oder? Paul nahm sich vor, noch einen Blick in diese Zeitungsanzeige von der Berufsakademie zu werfen. Eine Zusatzqualifikation war nie verkehrt, die würde seinen Marktwert zusätzlich erhöhen. Es führte kein Weg daran vorbei, er würde sich nach den Anforderungen richten müssen. Diese Fortbildung klang doch ganz gut. Paul wusste, dass ihn die Inhalte nicht so sehr interessierten, aber vielleicht könnte er so auf eine Beförderung hoffen. Dann würde er auch wieder mehr Geld verdienen. Paul war über die Jahre zu der Überzeugung gelangt, dass, wenn die Arbeit schon keinen Spaß machte, wenigstens genug Kohle dabei rum kommen sollte. Brauchte nicht jeder Mensch einen Ausgleich? Bloß würde es überhaupt so weit kommen? Schließlich entschied nicht Paul darüber, ob er eine Beförderung bekäme. Das lag alles nicht in seiner Hand. In seinem derzeitigen Job konnte er bis auf weiteres jedenfalls nicht mit mehr Geld rechnen.

Hätte er damals bloß studiert! Nicht nur um jetzt im Beruf besser dazustehen. Insgeheim beneidete er Torbens damaliges Leben. Seine Freiheit. Sinnvoll hatte er sie nicht gerade genutzt, das hätte Paul sicherlich anders gehandhabt, dennoch hätte sein Leben einen anderen Verlauf genommen. Hätte, könnte, wäre. Die treuen Verbündeten der Untätigen.

Nach der Schule stand zu allererst der Dienst fürs Vaterland auf dem Programm. Und Pauls Vater Gerd bestand förmlich darauf, dass er diesen Dienst bei der Bundeswehr antrat. Immerhin hatte ihn diese Zeit auf andere Gedanken gebracht. Und zur großen Freude seiner Eltern, entschied er sich im Anschluss an seinen Wehrdienst zu einer Ausbildung bei einer angesehenen Bank. Den Gedanken an ein Studium hatte Paul nur etwas nach hinten geschoben. Konnte er immer noch machen. Eine Ausbildung bot schließlich ein gutes Fundament. Schon wieder eine von diesen Pfadabhängigkeiten.

Im Laufe der Zeit hatte er sich an das, wenn auch geringe geregelte Einkommen gewöhnt. Und nach erfolgreich absolvierter Ausbildung erhielt er sogar ein Übernahmeangebot. Das kam bei seinen Eltern sehr an, die ihn zuallererst gut versorgt wissen wollten. Das Gefühl, etwas zu verpassen, schlich sich nur selten ein; durch seine Freundschaft zu Torben, dem Partygänger und Womanizer par excellence, wurde es zumindest nie langweilig.