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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Text-Copyright ©2017 Max Brallier

Illustrations-Copyright ©2017 Douglas Holgate

Titel der Originalausgabe: The last kids on Earth and the Nightmare King

Die Originalausgabe ist 2017 im Verlag Viking, an imprint of Penguin Random House LLC, USA, erschienen.

© für die deutschsprachige Ausgabe 2020

arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Text: Max Brallier

Übersetzung: Kai Kilian

Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung der Illustrationen von Douglas Holgate

ISBN eBook 978-3-8458-3811-3

ISBN Printausgabe 978-3-8458-3657-7

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Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für Chewy – stets und auf ewig bereit für ein Abenteuer.

Wir treffen uns auf dem Rückweg, Keule. – M.B.

Für Scott, Ainslie und Reuben. – D.H.

Inhalt

Cover

Beim letzten Treffen mit unseren Helden …

Titel

Impressum

Widmung

Plan von Wakefiled

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Danksagung

Über den Autor

Über den Illustrator

Kapitel 1

Wollt ihr wissen, was das megamäßigste Spitzengame aller Zeiten ist?

Kann ich euch sagen.

Es ist In-Echt-Super-Mario-Kart.

Und das spielen wir grade.

Meine besten Kumpels – Quint, June und Dirk – fahren das Rennen in postapokalyptischen Wahnsinnskarren: ’ne Art frisierte Autoscooter, die wir BuumKarts nennen.

Dirk hat die Dinger gebaut und Quint hat ihnen ’ne mächtige Ladung Karren-Kampf-Coolness verpasst: Farbkanonen, Abwehr-Murmelspucker, Offroadreifen, gasbetriebene Schleudern – das volle Programm.

Und ich, Jack Sullivan? Ich brauche kein BuumKart, weil ich auf meinem glorreichen Monsterhund reite: Rover.

Es gibt ’nen Grund für diese Partie In-Echt-Super-Mario-Kart. Mir war nämlich der etwas niedrige Energie- und Begeisterungspegel meiner Kumpels aufgefallen. Ich meine, ich hatte echt Probleme, die drei von Zombies zu unterscheiden …

Ich also so: »WIR BRAUCHEN AUFREGUNG! Und was ist aufregender als ’ne krasse Gokart-Strecke mit Schanzen, Ölpfützen und ’ner Schleuder-Beschleunigungsspur durch die Hütte vom alten Aiken?«

Das ist einer der Vorteile am Leben nach der Monster-Apokalypse – man kann sich ’ne riesige Mario-Kart-mäßige Rennstrecke quer durch die eigene Heimatstadt bauen.

Im Moment führt June, also muss ich sie ausschalten! Sie hat die letzten drei Rennen in Folge gewonnen! Ich zieh meineT-Shirt-Wumme aus Rovers Satteltasche und …

Volltreffer! Junes Kart zischt um die Kurve, kommt ins Schleudern und kracht voll gegen das Feuerwehrhaus.

»Leg dich nie mit dem Meister an!«, gröle ich. Rover bellt triumphierend, als wir uns an die Spitze setzen. Aber ich werf ’nen Blick zurück und sehe, dass Junes BuumKart komplett hinüber ist.

Dreck. Hier geht’s ums Gewinnen, nicht ums Kumpels-Ausknocken! Ich kenn mich mit Kumpels aus, weil meine die besten Kumpels sind, und ich bin ziemlich sicher, sie mögen’s nicht, wenn man sie ausknockt.

Ich zerr an den Zügeln und Rover macht kehrt. »June, alles klar bei dir?«, rufe ich grade, als …

TWOCK! Der Football fegt mich glatt aus dem Sattel. Ich lande im Gras. Überraschungs-Football-Armbrust-Buums sind am schlimmsten.

»Dein Problem ist, du bist zu nett, Jack«, frotzelt June. »Du hast einfach nicht meinen Kampfgeist.«

Sie will grad wieder an mir vorbeizischen, als was total IRRES passiert.

Und das Wort »IRRE« verwende ich echt selten, weil man nämlich so ziemlich alles, was während ’ner Monster-Apokalypse passiert, als irre oder wenigstens als komplett ballaballa bezeichnen könnte.

Wir hören eine Stimme. Eine menschliche Stimme.

Was sie sagt, kann ich nicht verstehen, aber sie kommt aus dem Innern der Feuerwache. Seit dem Beginn der Monster-Apokalypse haben wir exakt null andere Menschen gehört oder gesehen. Also, wie gesagt, japp, IRRE.

June und ich hetzen schnurstracks zur Wache und pressen die Ohren an die rote Metalltür.

Schon wieder die Stimme.

June glotzt zu mir rüber. Es ist OFFIZIELL: Das hier ist gleichzeitig IRRE und KOMPLETT BALLABALLA.

Ich wirble herum und leg einen Handtrichter an meinen Mund. »Quint! Dirk! Auszeit!«

»Auf keinen Fall, Freund!«, johlt Quint, als sein BuumKart um die Ecke zischt. »Mit dieser List foppst du mich kein zweites Mal!«

»Keine listige Auszeit! ’ne richtige Auszeit!«, brülle ich. »’ne richtig richtige!«

June weist darauf hin, dass ich besser nicht brüllen sollte, weil wir ja keinen Schimmer haben, wer da in der Feuerwache hockt. Guter Hinweis. Ich durchforste mein Hirn fix nach den Möglichkeiten – und das Ergebnis schockt mich …

Mit quietschenden Reifen kommen Quint und Dirk zum Stehen und springen aus ihren BuumKarts.

»Was gibt’s?«, erkundigt sich Dirk.

»’ne menschlich klingende Stimme«, flüstert June. »Da drin in der Feuerwache.«

»Wir haben die Feuerwache nie untersucht«, meint Quint. »Ich bin schon ganz gespannt.«

»Na logisch bist du gespannt!«, sag ich. »Wir haben seit Monaten keine einzige fremde Menschenstimme gehört! Wir haben Monsterstimmen gehört, aber die sind alle, äh, tief und monstermäßig. Die einzigen hörbaren Menschenstimmen sind unsre eigenen

Schlagartig bin ich im Kopf ganz woanders, überlege, wieso ich keine Ahnung hatte, dass meine Stimme nasal klingt, und ob das vielleicht ’ne Erklärung für die jahrelangen Probleme beim Freundefinden sein könnte, denn wer will schon mit dem Kerl mit der lausigen Stimme befreundet sein, aber wenn die so nasal klingt, warum hat mir das keiner gesagt, ich hätte dran arbeiten, mir vielleicht sogar ’nen echt coolen Australier-Akzent oder so draufschaffen können, womöglich sogar –

»Jack!«, holt June mich aus meiner Trance und zeigt mit dem Daumen zur Tür der Feuerwache. Dirk zerrt an der Klinke, öffnet die Tür und –

»Achtung!«, schreit June. Ein stämmiger untoter Feuerwehrhauptmann grapscht nach Quint!

Quint rollt sich sofort zu ’ner Kugel zusammen und stellt sich tot, als wär das hier ’ne Bärenattacke. Zum Glück ist Dirk da. Er schnappt sich die Knöchel der beiden Zombies und nutzt seine aberwitzige Kraft für ein …

Wir hasten hinein in die Wache, ehe die anderen Zombies uns mit ihren ekligen Armen packen können. Rover folgt uns, quetscht sich grade so hinter uns rein und – BÄÄM!, schlag ich die Tür zu.

Drin ist es kühl und die ganze Bude mieft nach modrigen Leuten, vergammelten Schnitzelbrötchen und uralten China-Imbiss-Resten.

Aber was genau sehen wir hier drin?

Eigentlich gar nix. Jetzt, wo die Zombies weg sind, ist die Feuerwache leer.

Und wen haben wir dann reden hören? Definitiv keinen von den Zombies, weil, die reden nicht – die stöhnen.

»Auf geht’s«, sage ich. »Lasst uns sämtliche Räume checken. Irgendwer hat hier grad frisch drauflosgequasselt.«

Sicherheit und Kampfbereitschaft sind oberstes Gebot, also bleiben wir bei unserer Suche dicht beieinander.

Wir stellen bald fest, dass außer uns keiner in der Wache ist – weder Zombie noch Nichtzombie. Ich lehne mich gegen ’nen staubigen Löschzug. »Das kapier ich nicht«, sage ich. »Wir haben doch ’ne Stimme gehört!«

Und dann passiert es. Schon wieder.

ES.

»ES« in Großbuchstaben, weil, ES ist GROSS.

Wir hören die Stimme. Sie kommt aus ’nem Funkgerät …

Ich krieg fast ’nen Herzanfall und mein Blut rauscht zum Rhythmus von Heiliger. Strohsack. Heiliger. Strohsack. Heiliger. Strohsack.

Wie der Blitz schlittert June auf den Knien in Richtung Funkgerät, als wär der Boden ’ne Rutschbahn.

»Wir sind hier!«, kreischt sie. »Wir sind hier! Bitte kommen! Wiederhole, wir sind hier! Andere Leute! Menschen! Vier Stück!«

Im nächsten Moment geht’s von vorne los: »WIEDERHOLE, HIER IST – RAUSCHEN, KNISTERN – WIR SIND – KNISTERN – MELDEN, FALLS – RAUSCHEN – VERSUCHEN ES WIEDER IN – RAUSCHEN, KNISTERN –«

Danach bleibt der Apparat stumm. Kein zischelndes Rauschen. Nur völlige Stille. Wie’s aussieht, ist die Übertragung beendet.

June streckt behutsam die Hand aus und legt sie auf das Funkgerät, als wär’s ein uraltes magisches Artefakt. Ihre Augen sind groß wie Untertassen. »Ich versteh’s nicht. Ich hab doch versucht zu antworten. Aber die haben mich nicht gehört …«

Nach einer Schnelluntersuchung sagt Quint: »Wir können nicht antworten. Das Ding ist ein Funkscanner – damit kann man bloß empfangen.«

June lässt die Schultern hängen. »Oh.«

»Nur nicht verzagen«, meint Quint. »Allein schon von anderen Menschen zu hören, ist super! Trotzdem, das Signal ist schwach. Deswegen hat es so heftig gerauscht. Lasst uns das Teil mit zum Baumhaus nehmen. Ich schau mal, ob ich das Signal verstärken kann.«

June starrt auf das Funkgerät und kaut dabei sachte an ihrer Unterlippe. Und dann explodiert sie förmlich …

Dirk steht bloß stocksteif da, die Arme verschränkt. Doch langsam verzieht sich sein Mund zu einem breiten Grinsen.

Meine Freunde sind einfach echt mächtig froh. Und es gibt kaum was, das besser ist, als seinen Freunden beim Echt-mächtig-froh-Sein zuzugucken.

Ich hab mal ’ne grauhaarige alte Dame sagen hören, das Beste an Weihnachten sei, Geschenke zu machen, nicht welche zu kriegen. Und ich hab gedacht, Lady, Sie sind nicht ganz dicht – ’nen Haufen Kram zu kriegen, ist das absolut Tollste. Na ja, weil ich Waise bin, war Weihnachten eigentlich nie so Kevin-Allein-zu-Haus-mäßig super, aber trotzdem, mal ernsthaft. Geschenke, jau!

Aber in diesem Moment kapier ich, was die grauhaarige alte Dame gemeint hat.

»Also los! Lasst uns gehen!«, ruft June. »Worauf warten wir noch?! Wer immer da spricht – wir müssen sie finden! Sofort! Unverzüglich!«

Quint schüttelt den Kopf. »June, wir wissen doch überhaupt nicht, wo wir anfangen sollen. Kurz nachdem diese Monster-Apokalypse losging, hat es Gerüchte darüber gegeben, dass einige Leute nach Westen gezogen sind. Aber das liegt jetzt schon Monate zurück! Diese Übertragung könnte wer weiß woher gekommen sein! Im Grunde sogar aus ’nem anderen Land! Wir müssen sicher sein, wo diese Leute sind, bevor wir irgendwas unternehmen.«

»Oh«, antwortet June. »Richtig.«

Urplötzlich hab ich so ’n flaues Gefühl im Magen – eine schleichende, undeutliche Furcht.

»Leute«, sag ich. »Ich will bloß drauf hinweisen – die Stimme war echt verdammt schwach und verrauscht.«

June drückt meine Hand. »Jack, das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass außer uns noch wer am Leben ist. Es gibt noch andere Menschen da draußen! Wir sind also nicht die letzten –«

Die Feuerwache zittert und bebt, es regnet massenhaft Ziegelbröckchen und Staub. Irgendwas ist grad auf dem Dach gelandet … und zwar irgendwas Großes.

Dirk und ich flitzen rauf in den dritten Stock, um die Lage zu checken. So leise wie möglich öffne ich ein Fenster – was auch immer da auf dem Dach hockt, es ist groß und ich hab null Interesse daran, es auf mich aufmerksam zu machen.

»Sei vorsichtig«, flüstert Dirk.

»Als ob du mir das sagen müsstest!«, erwidere ich und stoß grinsend meine Faust gegen seine.

»Und ob ich dir das sagen muss. Deswegen sag ich’s ja.«

»Jaja«, murmle ich, dann krieche ich lautlos durchs Fenster, schiebe mich auf den Sims und greif nach ’nem Regenfallrohr.

Als ich kurz nach unten gucke, seh ich, dass die Feuerwehr-Zombies verschwunden sind. Das unbekannte fette Ding auf dem Dach hat die Zombies verscheucht. Und das gefällt mir gar nicht …

Ich zieh mich nach oben und linse über die Kante.

Und ich schlucke.

’nen Riesenschluck.

Keinen Riesenschluck wie aus ’ner Limopulle. Sondern als hätt ich ’nen Golfball im Hals.

Vor mir hockt irgend’ne Sorte von grauenhafter Flugbestie. Das Monster erinnert entfernt an ’nen Flügelwicht, bloß dass es UM LÄNGEN GRÖSSER ist und UM LÄNGEN MÖRDERISCHER wirkt. Ach so, falls euch die Beschreibung grade nix sagt – so sieht ein Flügelwicht aus:

Ich hab nicht den leisesten Mucks gemacht, doch urplötzlich schwingt der Kopf des Monsters zu mir runter. Als hätte es mich gespürt. Es starrt mir quasi direkt in die Augen, und das ist so dermaßen gruselig, dass ich wie gebannt bin. Dieses Ding ist fürchterlich furchterregend. Es hat haufenweise Narben im Gesicht, so als wär’s schon ein paarmal zu viel um die Häuser gezogen. Vor lauter Schiss krallen meine Finger sich um das Fallrohr, immer fester und fester, und dann, tja …

Im nächsten Moment reißt Dirk das komplette Fallrohr ins Innere der Wache. Ich rapple mich hoch und freu mich, dass ich noch stehen kann. Zurück im Erdgeschoss, sag ich mit zittriger Stimme: »Leute. Die Lage ist übel. Das Ding da oben ist so ’ne Art Flügelwicht, bloß in riesig! Und zwar in ECHT RIESIG. Und nicht grade sympathisch. Ich weiß, wie sehr ihr euch über das Funkgerät freut, aber momentan sitzen wir hier in der Falle.«

»Ich muss euch daran erinnern«, belehrt uns Quint, »dass es überaus wichtig ist, mit dem Leben und mit dem Funkgerät davonzukommen.«

»Können wir nicht einfach abwarten, bis das Vieh wieder weg ist?«, schlägt June vor.

Im selben Moment erzittert das ganze Gebäude, Teile der Decke bröckeln zu Boden. Die Klauen des Monsters schließen sich offenbar immer enger um die Außenmauern.

»Ich würde sagen, abwarten scheidet aus …«, antworte ich leise.

Und dann verkünde ich einen Plan, der sich zwar einigermaßen durchdacht anhört, den ich mir aber bloß ruckzuck aus den Fingern sauge. »Die Sache läuft so«, plappere ich. »Ich reite auf Rover schnurstracks hier raus, in vollem Galopp. Das wird diesen fliegenden Riesenfreak ablenken, während ihr in die BuumKarts springt und entkommt. Danach treffen wir uns alle beim Baumhaus. Lustig, was? Clever, oder? Mutig, stimmt’s?«

Sofort fangen die drei an zu motzen und verklickern mir, wie dämlich der Plan ist, aber ich denk mir dabei bloß ganz im Stillen, dass ich grade jetzt, in diesem Moment, meine Freunde beschützen muss.

Ich schnapp mir das Funkgerät von June – die es nur sehr widerwillig loslässt. »Keine Sorge«, beruhige ich sie, als ich das Teil in Rovers Satteltasche schiebe. »Das Ding ist bei mir sicher. Versprochen.«

Und bevor noch irgendwer irgendwas anderes sagen kann, lässt Dirk das Rolltor von der Löschzug-Garage hochrattern und …

Kapitel 2

Ich höre ’nen ohrenbetäubenden, schwirrenden Donnerschlag, gefolgt vom Geräusch flappender Flügel und bröckelnder Ziegelsteine. Ich dreh mich kurz um und sehe, wie das fliegende Terrorviech uns hinterherstürzt.

»Das hier ist vielleicht doch kein Eins-plus-Plan, Rover. Wahrscheinlich mehr ’n Drei-minus-Plan. Also … lauf SCHNELLER!«, brülle ich, worauf Rovers Pfoten noch wilder aufs Pflaster trommeln.

Bei jedem Monsterflügelschlag vibriert die Luft, das Rauschen des Sturzflugs wird immer lauter. Ich fühle den riesigen Raubvogelfeind schon im Nacken, und dann –

Ich lande krachend auf dem Asphalt und kullere weiter wie ein schlapper Fisch. Mein Gesicht macht Bekanntschaft mit meinem Knie, sofort spür ich blubberndes Blut in der Nase. Ich achte nicht drauf, schnappe nach Luft und rapple mich hoch – bloß um zu sehen, wie die gewaltige Vorderklaue der Bestie sich in Rovers Hüfte gräbt.

Rover jault auf, als –

»NEIN!«, kreische ich.

Das Monster geht in den Tiefflug und zerrt Rover über das Pflaster. Als ich das schmerzhafte Schleifgeräusch höre, steigt nackte Angst in mir hoch.

Urplötzlich knurrt Rover wütend und – SKLOSCH! – schlägt seine Krallen in die gigantische Klaue. Der Mordswicht lässt los. Mein Monsterschoßhund stürzt kopfüber auf den Asphalt – überschlägt sich, rollt und schlittert die Straße entlang.

Dann bleibt er liegen.

Auf der Seite.

Regungslos.

»Rover!«, schreie ich, als ich zu ihm hinüberhaste. Er ist mindestens fünfzehn Meter weit geschleift und geschleudert worden. »O nein«, stöhne ich und lasse mich neben ihm auf die Knie sinken.

Behutsam kraul ich das dichte, samtweiche Fell hinter Rovers Ohren.

Ein knallender Flügelschlag ertönt. Das Monsterviech kommt im Sturzflug auf Rover und mich zugeschossen, um zu Ende zu bringen, was es begonnen hat.

Doch im nächsten Moment hör ich Geschrei.

Ich dreh blitzschnell den Kopf und seh meine Freunde –

Quint nimmt gern alles wortwörtlich.

Aber das Biest lässt sich nicht ablenken.

Es konzentriert sich komplett auf Rover und mich. Sein Kreischen dröhnt über den Himmel. Seine Flügelspitzen donnern auf den Boden und Asphalttrümmer wirbeln auf, während es auf uns zurast.

Noch hundert Meter, kommt näher.

Noch fünfzig Meter, kommt näher.

Noch dreißig Meter, kommt näher.