Der Autor

FLORIAN SCHMIDT hat Soziologie, Kunstgeschichte und Volkswirtschaftslehre in Hamburg, Barcelona und Berlin studiert. Seit 2006 ist er Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen, seit 2016 Bezirksstadtrat für Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin. Auch als Koordinator und Sprecher verschiedener Initiativen setzte er sich für eine progressive Stadtentwicklung ein.

Das Buch

Bodenspekulationen, Entmietungen und Gentrifizierungen bedrohen die Durchmischung und Vielfalt in deutschen Innenstädten. Angesichts explodierender Mieten haben immer mehr Menschen Angst, sich ihr Zuhause nicht mehr leisten zu können. Die Politik scheint mit der Immobilienwirtschaft unter einer Decke zu stecken und Wachstumsdenken über Mieter:innenrechte zu stellen.

Doch es tut sich was: »Kein Profit mit der Miete« ist der Slogan der neuen mietpolitischen Bewegung in Berlin und anderen Großstädten der Republik. Baustadtrat Florian Schmidt zeigt auf, wie Mieter:innen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen können und von Aktivist:innen unterstützt für eine lebenswerte Stadt der Zukunft kämpfen können – gemeinsam mit der Politik.

Florian Schmidt

Wir holen uns die Stadt zurück

Wie wir uns gegen Mietenwahnsinn und Bodenspekulation wehren können

Ullstein

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© 2021 by Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin
Umschlaggestaltung: BÜRO JORGE SCHMIDT, München
Umschlagmotiv: © Kitty Kleist-Heinrich / Der Tagesspiegel
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ISBN: 978-3-8437-2296-4

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Widmung

Für meine Lieblingsvermieterin

Vorwort

Die Städte in Deutschland stehen mit dem Rücken zur Wand. Weil die Mieten explodieren, haben immer mehr Menschen Angst, sich ihr Zuhause nicht mehr leisten zu können. Die Politik scheint machtlos. Spätestens ab 2010 begann die Wohnungskrise in deutschen Großstädten. Wurden etwa in Berlin im Jahr 2007 noch über 100 000 Wohnungen zu bezahlbaren Konditionen zur Neuvermietung angeboten, was 50 Prozent aller angebotenen Wohnungen entspricht, waren es 2013 nur noch 15 000 Wohnungen, also lediglich zwölf Prozent der Angebote.1 Seit zehn Jahren eskaliert die Lage in Berlin und in anderen deutschen Großstädten. Heute gilt: Wer einen alten Mietvertrag hat, kann sich in der Regel über eine günstige Miete freuen. Wer aber umziehen möchte, für den ist heute ein Wohnungswechsel oft keine Option mehr, eine Bunkermentalität ist die Konsequenz.

Seit 2016 bin ich Baustadtrat für Friedrichshain-Kreuzberg, den Bezirk in Berlin mit den höchsten Mietsteigerungen. Hier wohnt die Bevölkerung, die größtenteils jung, international und kreativ ist, dicht beisammen lebt und wenig Einkommen hat. Sie möchte den Mietenwahnsinn nicht länger hinnehmen und rebelliert. Auf diese Weise wurde der Bezirk zum Labor für den Widerstand gegen die Mächte des Wohnungsmarktes und deren Protagonist:innen: große börsennotierte Wohnungsunternehmen, Glücksritter auf der Suche nach dem schnellen Geld, Haus- und Wohnungseigentümer:innen aus aller Welt, die die Mieten nach oben schrauben, und Weltkonzerne, die das hippe Kreuzberg als Teil ihrer Marketingstrategie nutzen und dort sehr hohe Mieten bezahlen können, wo zuvor andere entmietet wurden. Obwohl einige Punktsiege erzielt werden konnten, ahnen viele, dass die Rebellion im Kiez allein keine Lösung bringt, sondern den Ausverkauf der Stadt, der Nachbarschaft und der eigenen vier Wände lediglich verlangsamt. Auch das steigert die Wut der antikapitalistischen Gemeinschaft im traditionell linken Friedrichshain-Kreuzberg.

Ganz konkret gingen politische Maßnahmen und Verordnungen, wie die Ausübung des Vorkaufsrechts und der Milieuschutz, Hand in Hand mit den öffentlichen Protesten gegen Unternehmen wie Deutsche Wohnen, Heimstaden, Google, Amazon, Akelius, die Accentro Real Estate oder die Ideal Versicherung. Durch den Druck der Straße wurden deren Vorhaben über den Haufen geworfen. Auch Proteste gegen Vermieter, die kleinere Ladenbetreiber mit Produkten für die Nachbarschaft durch Ladenbetreiber mit Produkten für Touristen austauschen wollten, waren erfolgreich. Es gab in Friedrichshain-Kreuzberg sogar eine rebellische Zusammenarbeit von Bürgerinitiativen und Politik: Als der Konzern Deutsche Wohnen im Winter 2018 vier Blöcke mit über 700 Wohnungen in der Karl-Marx-Allee erwerben wollte, wurden ihm durch ein spektakuläres Modell, genannt »gestreckter Erwerb«, rund 800 Wohnungen weggeschnappt. Die Mieter:innen übten ihr Vorkaufsrecht aus und verkauften die Wohnungen gleich an eine öffentliche Wohnungsbaugesellschaft weiter. Das Land Berlin investierte rund 50 Millionen Euro, damit in dieser Toplage auch langfristig bezahlbarer Wohnraum erhalten bleibt. Damit hatte die mietenpolitische Revolution in der Prachtallee der DDR ihr Exempel gefunden.

»Kein Profit mit der Miete« ist der Slogan der neuen mietenpolitischen Bewegung in Berlin und anderen deutschen Städten. Vor meinem Amtsantritt als Baustadtrat war ich einige Jahre in unterschiedlichen stadtpolitischen Initiativen aktiv und habe Mieter:inneninitiativen, innovative Baugenossenschaften, Künstler:innenkollektive sowie Gruppen, die Volksentscheide auf den Weg gebracht haben, kennengelernt und unterstützt. Viele dieser Initiativen haben die Politik maßgeblich beeinflusst. 2012 gründeten Aktivist:innen gemeinsam mit Parlamentarier:innen einen runden Tisch zum Stopp des Ausverkaufs von öffentlichen Grundstücken, 2014 entschied die Stadtgesellschaft durch einen Volksentscheid, dass der ehemalige Flughafen Tempelhof nicht bebaut werden soll – die regierende Politik fügte sich mürrisch. 2016 hat die rot-schwarze Regierung, um einen Volksentscheid zur Mietenpolitik zu verhindern, eilig einige Forderungen der Volksentscheidsinitiative in eine Gesetzesreform gegossen. Im Jahr 2019 wurde eine Initiative gegründet, die durch einen Volksentscheid die Verstaatlichung von großen Immobilienunternehmen ermöglichen möchte. Ein Vorstoß, der die öffentliche Debatte in Schwung gebracht hat, und ein Weckruf für alle. Sie nennt sich »Deutsche Wohnen und Co. enteignen« und versuchte im September 2021, ihre Ziele mit einem Volksbegehren durchzusetzen, über das parallel zur Bundestagswahl abgestimmt wurde.

Die Herausforderungen sind riesig. Es geht um kein geringeres Ziel, als den sozialen Zusammenhalt in den Städten zu erhalten. Ansonsten ist die Gefahr groß, sich bald in segregierten, also nach arm und reich sortierten Städten wiederzufinden. London und Paris lassen grüßen. Niemand will das. Doch Banlieues, soziale Unruhen und abgehängte Bevölkerungsgruppen drohen auch in Deutschland zu entstehen – gerade in Zeiten eines erstarkenden Rechtspopulismus steigt das Risiko, dass sich die Gesellschaft noch weiter spaltet.

Eine urbane Revolution ist daher notwendig. Ich wähle diesen Begriff absichtlich, weil es sich um solch eine radikale gesellschaftliche Veränderung handelt, wohl wissend, dass man unter Revolution eigentlich einen Wandel versteht, der abrupt ist oder sich zumindest in einem relativ kurzen Zeitraum abspielt. Die urbane Revolution wird einen Zeitraum von mindestens zwanzig Jahren erfordern. Sie ist friedlich, und sie bricht Tabus. Sie stellt die Eigentumsfrage und die Frage, wie das Leben in den Städten in Zukunft organisiert sein kann. Und sie kann die Gesellschaft wieder zusammenführen.

Ihre Bausteine sind:



Die Akteur:innen dieser Revolution sind:



Aktuell herrschen Panik und euphorische Spannung zugleich. Initiativen kämpfen gegen den Markt, manchmal erfolgreich, oft chancenlos – aber mit ungebrochenem Kampfgeist. Die klassische Immobilienwirtschaft realisiert, dass sie der Buhmann ist, und sucht verzweifelt nach neuen Ideen, um ihr Image aufzubessern. Zugleich freut sie sich über die weiterhin verrückten Märkte, die satte Profite versprechen. Und die Parteien überschlagen sich mit radikalen Vorschlägen.

Das konservative Lager und die klassische Immobilienwirtschaft fordern Deregulierung und eine massive Bauoffensive, um gemäß der reinen Marktlehre die wachsende Nachfrage mit einem erhöhten Angebot zu beruhigen. Allerdings zeigen die Erfahrungen aus Städten wie Paris, London oder Hamburg, dass die Mieten trotzdem nicht sinken. Die linken Parteien hingegen fordern die Regulierung des Marktes und wollen auch neu bauen, aber vor allem Sozialwohnungen. Sie rennen damit dem Geschehen auf den Märkten hinterher. Denn da, wo eine Regulation greift, entsteht ein neues Schlupfloch an anderer Stelle.

Hintergrund der Krise ist – neben der mittlerweile sprichwörtlichen Kapitalflucht von den Finanzmärkten hinein in das sogenannte Betongold – der stetige Zuzug in die Ballungsräume. Wir sprechen auch von der Renaissance der Städte oder dem urbanen Zeitalter.2 Weltweit wollen immer mehr Menschen in die Städte. Der Wohnungsmarkt versagt zwangsläufig, da eine geografische Ballung der Nachfrage zu hohen Boden- und Immobilienpreisen führt. In den Städten gibt es Jobs, Kultur und Entfaltungsmöglichkeiten für alle. Doch wenn es so weiterläuft wie bisher, wird auch in deutschen Städten dieses schöne urbane Leben nur den Wohlhabenden vorbehalten sein. Die europäische Stadt, in der Stadtluft frei macht von sozialen, ethnischen und religiösen Ketten, steht auf dem Spiel.3

Die Politik ist seit Jahren in vielen Bereichen die Sachverwalterin des Elends. Um zu bekämpfen, was den Städten nun droht, reicht es aber nicht aus, an Symptomen herumzudoktern. Es muss vielmehr radikal neu gedacht und umgesteuert werden. Im digitalen Bereich kommen die rebellischen Antworten auf die Datenkraken Google, Amazon und Co aus den Hackerkollektiven. Vergleichbar zeigen diverse Initiativen aus der Stadtgesellschaft innovative Lösungen in der Stadtentwicklung auf. Doch es fehlen die Gesamtschau, der Weitblick und der Mut, systematisch neue Wege zu gehen und diese mit einer realistischen Vision vom zukünftigen Leben zu verknüpfen.

In diesem Buch entwickle ich ein Programm für die Stadt der Zukunft. Es ist aus keiner ideologischen Orientierung heraus entstanden, sondern basiert auf praktischen Erfahrungen in der Stadtentwicklung und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Dabei gehe ich auch auf Experimente von der Gemeinwohl-Rebellion ein, die unter dem Label Munizipalismus erstaunliche Innovationen hervorgebracht hat. Gebraucht werden neue Systeme des Wirtschaftens, neue Vorstellungen vom Leben im Stadtraum und neue Ideen, wie man Engagement für die Gemeinschaft fördert. Gestützt werden soll das alles durch neue Formen von demokratischer Verhandlung. An die Stelle von klassischen Sender-Empfänger-Modellen oder aktuell Influenzer-Konsumenten-Modellen treten Feedback-Modelle oder aktuell Confluenzer-Schwarm-Modelle. Fundamental ist die Umstellung von kapitalgetriebenen individuellen Eigentumsmodellen zu gemeinwohlorientierten kollektiven Eigentumsmodellen. So unbekannt wie diese Elemente auf den ersten Blick sind, so überraschend ist ihre Kraft, einen nachhaltigen Wandel hervorzurufen.

Genossenschaften, Hausgemeinschaften, Mieter:innenräte, Nachbarschaftsforen, Stiftungen, gemeinnützige Vereine, kollektive Kunstprojekte, ethische Banken und Pensionskassen gibt es viele. Aber ihre Potenziale zur Umstrukturierung der Stadt und des Lebens in der Stadt bleiben bislang ungenutzt. Der Verdacht liegt nahe, dass Politik und Wirtschaft ihre Macht nicht abgeben wollen. Doch in Wirklichkeit ist es eine Frage des Wissens und des Vertrauens in eine neue Form des Stadtmachens.

Politik und Wirtschaft sitzen auf einem Ast, der immer dünner wird. Neue Wege zu gehen ist für Systeme, in denen viele Akteur:innen seit Langem nach existierenden Regeln zusammenwirken, kaum möglich. Doch die Menschen wollen sich zunehmend selbst helfen. Ohne die aktive Kooperation von Politik und Wirtschaft können sie es jedoch nicht. Das in Berlin erprobte Modell »Die Bewegung treibt die Politik an« trägt auf Dauer nicht. Daher braucht es ein Programm, das neue Prinzipien einführt und Demokratie, Gerechtigkeit und Innovation neu sortiert und als Paket auf eine revolutionäre Reise in eine bessere Zukunft der Städte schickt. Es braucht Städte, in denen Wohnen bedeutet, in einer Nachbarschaft gebraucht zu werden und Entscheidungen als Miteigentümer:innen des Gemeinwesens treffen zu können.

Das Besondere an dem hier vorgeschlagenen Programm ist, dass seine Bausteine schon heute praktisch umgesetzt werden und nur noch zusammengesetzt, skaliert und radikalisiert werden müssen. Alle, die dieses Buch lesen, werden die darin enthaltenen Vorschläge nachvollziehen und sich draußen in der Welt verschiedene Projekte anschauen oder selbst eines ins Leben rufen können. Was fehlt und dringend in Gang gesetzt werden muss, ist eine Politik, die das von mir skizzierte Programm fördert und damit auch die Menschen, die es umsetzen wollen. Denn das Ziel muss ein Programm sein, das zwar von Politik und Staat unterstützt, jedoch von den Menschen selbst umgesetzt und getragen wird.


Als Bezirksstadtrat habe ich in den letzten Jahren versucht, einige Punkte einer neuen gemeinwohlorientierten Stadtpolitik umzusetzen. Auch an vielen anderen Orten gibt es vergleichbare Aktivitäten, wie etwa im munizipalistischen Barcelona, in dem ich einige Jahre gelebt habe. Die Risiken aber, die der Einsatz für einen Systemwandel in der Immobilienwirtschaft mit sich bringt, möchte ich hier nicht verschweigen. Als ich Ende 2016 Bezirksstadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg wurde, sagte mir ein Freund: »Das stehst du keine zwei Monate durch.« Damals lachte ich über ihn, doch heute weiß ich, was er meinte.

Die Anfeindungen gegen mich begannen, als klar war, dass ich ernst machen würde mit einer neuen Politik. Zunächst waren sie fast von Ehrfurcht geprägt. Man sah in mir den Investorenschreck und bildete mich als Teufel auf dem Cover einer Immobilienzeitung ab. Nur wenige Wochen später drohte mir ein Investor mit einer 400-Millionen-Euro-Klage. Bald fingen Großkanzleien an, mein Handeln genau unter die Lupe zu nehmen, und die Vermutung wurde gestreut, dass meine Politik in Sachen Vorkaufsrecht rechtswidrig sei.4 Die Rechnung ging nicht auf, da mir die Gerichte recht gaben. Die Chance, mich juristisch anzugreifen und sogar in eine große politische Bredouille zu bringen, brachte schließlich die mehrfache Ausübung des Vorkaufsrechts zugunsten einer Genossenschaft namens Diese e. G. im Jahr 2019. Während sich zuvor die Käufer:innen von Immobilien dem Vorkaufsrecht mit juristischen Mitteln widersetzt hatten, waren es nun politisch motivierte Akteur:innen, die mit geballter Kraft medial und juristisch gegen mich und meine Partner:innen in der Zivilgesellschaft vorgingen. Die Angriffe reichten bis in die Privatsphäre hinein. Die Geschichte erzähle ich genauer in einem eigenen Abschnitt (Das Vorkaufsrecht als Aufreger und Pionierfeld) in Kapitel 6.

Dass am Ende die Unterstützung für das Projekt größer war als der Widerstand und ein Scheitern verhindert werden konnte, hat sicher damit zu tun, dass dem Grundanliegen, Wohnraum vor Spekulation zu schützen, eine breite Mehrheit zustimmt. Und obwohl der Berliner Rechnungshof mein Handeln rügte und die Opposition einen Untersuchungsausschuss zur Diese e. G. im Berliner Abgeordnetenhaus einberufen ließ, sind viele Weggefährten im Rückblick stolz darauf, dass es gelungen ist, dass jetzt 160 Menschen in einer Genossenschaft leben, die sie selbst ins Leben gerufen haben.5

Eines ist auch klar: Wenn die Verwaltung neue Wege geht, indem sie sich z. B. einem bestimmten Vorgehen von Investoren widersetzt, dann läuft sie Gefahr, juristisch zurückgepfiffen zu werden. Dies geschah im Fall der Diese e. G. jedoch nicht. Die von einer FDP-nahen Anwältin initiierten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden allesamt eingestellt. Was bleibt, und genau das ist Teil des Kalküls, sind Überschriften in Zeitungen und im Internet, die von Rechtswidrigkeit und Ermittlungen sprechen. Ziel ist es, den politischen Gegner kleinzumachen und seinen Ruf zu ruinieren. Hätte ich mir die Warnung meines Freundes besser zu Herzen nehmen müssen? Ich denke: Nein. Aber ich habe meine Lektion gelernt. Zukünftig werde ich versuchen, präziser zu arbeiten und insbesondere juristisch weniger Angriffsfläche zu bieten.