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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

01 Kalter Sommer tief in meinem Herzen

Mauern

02 Die Sonnenstrahlen erkaltet wie an einem klaren Wintertag

Phantasmagorium

03 Wenn die Sonne zwar scheint aber alles kalt im Schnee liegt

Spiegelherz

04 Der Boden ist beinahe gefroren

Momente

05 Hart wie Mauern die Fassade

Ein Monolog

06 Getragenes Konstrukt des innersten Kerns

Die Fassade

07 Der kalte Sommer zieht bis tief unter die gebrochene Erde

Das Wesentliche

08 Gespalten in Schluchten, die Narben getragen

Herzmonolog

09 Unsichtbar und schwarzes Glas

Glaskonstrukt

10 Undurchschaubar bis auf den Grund

Ein Moment Stille

11 Kaltes Licht flieht durch die Salzwüste

Eine Traumreise

12 die Oberfläche, karges Land

Erinnerungskätchen

13 und tief drinnen: Ein Schrei wie von Feuer

Glasträume

14 ein Emporbrechen eines tiefsten etwas

Egal

15 Das Aufbäumen einer Seele vor dem kalten Sommer

Fragen einer Nacht

16 Rotes Plasma bricht durch die gebrochene Erde der Salzwüste

Morgen

17 Ein Fluchtversuch, die Welt in Flammen

Glassymphonie

18 Umgriffen von dem Schrei aus der Tiefe

Stille

19 und dem alles ummantelnden kalten Sommer

Himmel über Bockraden

20 Tage fliehen, Wochen

Welten

21 und das Plasma fließt im Streit mit dem kalten Licht

Licht

22 verbunden wie unvermischt

Duettgedicht

23 fließt durch die Täler der Salzwüste

Realität liegt mir nicht

24 wird zuletzt und schließlich zum Meer

Rot wie Kupfer

25 und flutet alles mit stolzen Fluten

Sonnensturz

26 und das was bleibt vom kalten Sommer

Steine sind frei

27 ist das stolze Meer, dass sich erstreckt.

27

Textverzeichnis

Weiteres von Tobias Bischoff

Gewidmet Menschen.

Und, frei nach Alexander Spreng, dem Mann, der ich gerne sein möchte. Ich glaube, wir nähern uns an.

Vorwort

Lieber Leser,

Sie halten hier das Ergebnis längerer Arbeit in Ihren Händen. In diesem Werk steckt tatsächlich viel mehr Arbeit, als in den beiden Vorgängerwerken „Die Stadt “ und „Der Tag, an dem die Zeit in einen See fiel und ertrank“, das immer noch einen viel zu langen Titel hat. Alleine schon, weil ich jedes Werk zumindest ein wenig kommentiert habe, hat dieses Buch viel mehr Arbeit gemacht. In diesem Werk stecken alle möglichen Werke, die zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind, die ich teilweise schon gar nicht mehr datieren kann. Der wesentliche Anteil ist aber, so glaube ich, in den vergangenen zwei Jahren entstanden.

Geführt werden diese Texte von einem 27 Verse langen Gedicht mit dem Titel „Kalter Sommer“, sozusagen der Rote Faden in diesem Buch. Zum Einen, weil ich das für eine gute Idee hielt, zum Anderen als Zugeständnis an jene, die sagten, ich hätte in „Der Tag...“ keinen gehabt. Jetzt zufrieden? Jeder Text wird mit einem Vers von „Kalter Sommer“ eingeleitet, so sind an diesem Roten Faden alle Texte wie Perlen an einer Perlenkette aufgereiht. Auch wenn der Faden nicht unbedingt zu den Perlen passt. Tatsächlich passen die Verse meistens eher nicht zu dem darauffolgenden Text, hin und wieder habe ich ein wenig darauf geachtet, aber wirklich hat es mich nicht gekümmert. Kritiker könnten jetzt sagen, dass dadurch der Rote Faden eigentlich nur Schwachsinn ist, aber verdammt, ein Roter Faden ist ein Roter Faden, auch wenn er nicht zu dem passt, was daran aufgereiht ist. Da diskutiere ich nicht drüber.

In diesem Buch werden auch einige Slamtexte das erste mal gedruckt veröffentlicht, teilweise sogar, bevor sie ihre Premiere auf einem PoetrySlam gefeiert haben. Fühlt euch also geehrt. Ich werde es in einigen Kommentaren wohl noch einmal erwähnen, aber PoetrySlam ist inzwischen zu einem Teil meines Lebens geworden, auf den ich nicht mehr verzichten möchte. Es ist wundervoll, als Künstler eine Bühne, ein Medium also eine Äußerungsmöglichkeit zu bekommen, und es tut auch einfach mal ganz gut, alles sagen zu können. Auch ist es schön, so in einen Austausch mit anderen Schreibenden zu kommen, die man dort zwangsläufig kennen lernt. Inzwischen sind da einige dabei, bei denen ich verflixt froh bin, sie kennengelernt zu haben.

In diesem Buch haben natürlich auch viele, wenn nicht alle, Texte einen sehr persönlichen Aspekt, und zuletzt sind diese Texte vor allem Entladungen von persönlichen Gefühlen, die raus mussten und irgendwie ausgedrückt werden mussten. Der Grund, warum ich schreibe. Der Slampoet Pierre Jarawan schrieb in einem Text ein mal „Ich schreibe, weil ich im sprechen nie gut war“ (frei nach Gedächtnis zitiert). Das ist es. Kurz und knapp zusammengefasst. Zu schreiben ist meine Ausdrucksform, und diese Texte sind meine Ausdrucksform. Sie mögen vielleicht manchmal einfach nicht gut sein, oder seltsam verschachtelt und verschleiert, aber sie sind was ich denke und fühle, mag es manchmal auch noch so seltsam erscheinen.

Ich finde es immer grauenvoll, wenn ein Text auf einem Slam von Jemandem nur einen Punkt erhält. So schlecht kann ein Text, ein Vortrag gar nicht sein. Ein Punkt zeigt einfach keine Wertschätzung für die Mühen eines Schreibenden, für das, was hinter einem Text steht, für jedes kleine Gefühl, für jeden kleinen Gedanken und jede Minute, die ein Poet in einen Text investiert. Die Punktevergabe ist sowieso die Tragik des PoetrySlams, denn hier wird bewertet, was eigentlich nicht wirklich zu bewerten ist.

Jeder Text, der dort vorgetragen wird, ist letztendlich ein künstlerisches Werk, es ist schwer, da zu vergleichen. Man kann bei einigen vielleicht sagen, dass sie sehr flach sind, oder eindimensional, oder was auch immer, aber das ist letztendlich eher die Ausnahme als die Regel. Das Publikum tut dann also eher, was es tun muss, und bewertet den Text so, wie er bei ihnen ankommt. So gewinnt meistens der Text, mit der größten Möglichkeit der Publikumsreaktion, nicht der beste. Denn den besten zu wählen, wer kann sich das schon anmaßen? Das ist nicht so zu differenzieren, letztendlich kann man nur sagen „gefällt mir“, oder „gefällt mir nicht“, und als Poet kann man seine eigenen Texte sowieso nicht objektiv beurteilen.

Ich kann meine Texte auch nicht objektiv beurteilen, aus genannten Gründen. Ich weiß nur, dass einige einigen gut gefallen haben, weil diese mir das gesagt haben. Es ist natürlich ein unterschied, wenn jemand wildfremdes einem so etwas sagt, oder jemand, mit dem man gut befreundet ist. Zwischenmenschliche Beziehung manipulieren eine Bewertung da nur. Aber ich bin stolz auf meine Werke, auf viele von ihnen, auf die meisten, letzten Endes auf alle irgendwie. Seien sie auch noch so missraten, sind sie trotzdem ein Teil von mir. Es ist vermutlich ein wenig so wie als ein Elternteil zu seinem Kind. Man liebt es, bedingungslos, auch wenn es noch so missraten ist.

Und so wird aus einem Vorwort ein Haufen von Gedanken übers Schreiben und bewertet werden. Das war so gar nicht mein Ziel, aber es überkam mich halt so, weil man heutzutage doch immer irgendwo bewertet wird. Meistens nicht individuell, sondern nach Rastern und Schemen, in die man vielleicht gar nicht optimal passt. Paradebeispiel ist hier das Schulwesen. Man muss hier benotet werden, nach einem relativ festen Schema, und wenn man da in die Kriterien nicht rein passt, sind auch die restlichen Qualitäten egal, da man bereits schlechter bewertet werden muss.

Aber ich schweife ab. Das alles ist gar nicht wirklich Thema dieses Bandes. Oder doch? Nun, es fließt ja alles irgendwie mit ein. Jeder meiner Gedanken, oder fast jeder, ist auch hier in diesem Band ein Thema. Dieses Buch ist ja schließlich eine Art Querschnitt durch meine Werke in den letzten beiden Jahren, so ist es letztendlich auch ein Querschnitt durch alles, was mich in den letzten 2 Jahren (+/-) bewegt hat.

Und diesen Querschnitt halten Sie nun in Ihren Händen. Ich hoffe, Sie bringen dem nun eine gewisse Wertschätzung entgegen und würden ihm im Zweifel mehr als einen Punkt geben, sei er auch noch so schlecht. Durchs Vorwort haben Sie es ja immerhin schon gebracht, da werden Sie die letzten hundertnochwas Seiten auch noch schaffen. Ich wünsche Ihnen dabei jedenfalls viel Freude, und hoffe, dass es Ihnen (irgendwie) gefällt.

Mit freundlichem Gruß, Ihr/euer

Tobias Bischoff

01

Kalter Sommer tief in meinem Herzen

Mauern

An manchen Tagen ist die Welt voller Barrikaden.

Du stehst auf, und blickst auf Wände.

Du gehst raus, und blickst auf Wände.

Du schaust rein, und blickst auf Wände.

Wo du auch hin schaust, nur Wände,

abis zum Horizont folgt Wand auf Wand und findet kein Ende

Dein Kopf findet nur Mauern und Hindernisse in der Welt,

Kannst nicht schlafen, wenn du es willst,

kannst nicht tun was du willst,

der Alltag hält dich gefangen.

Stehst jeden Tag früh auf,

gehst zur Schule,

geistloses Tagwerk, Zwangsvollstreckung

Mauern der Bildungsmühle,

lernst was wichtig ist, was wichtig sein soll,

Differentialrechnung – aha

Elektromagnetismus – aha

Zellteilung – aha

und das soll es sein

Tag ein Tag aus,

bis du da am Nachmittag wieder rauskommst

erzählt das vom Leben?

Ist das, wie es sein soll?