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Der Großprinz vom großen Laliland

sagte eines Tages: Ich will dann mal hochzeiten!

Potztausend! Sagte der Prinzenberater und er dachte: Morgen hat der Großprinz das wieder vergessen. Hoffentlich. Hatte der jedoch nicht. Worauf der kluge Berater zu bedenken gab: Dass dazu eine Braut gebraucht werde.

Als Tine Trinchen

ins Dorf zog sagten alle: Oh, die ist ganz anders! Und das stimmte. Denn Tine hatte blaue Augen und drei Sommersprossen. Im Dorf hatten alle braune Augen und keine Sommersprossen.

Auch ihr Name war anders: Tine… Trinchen. Komischer Name. Im Dorf hießen alle: Adelbert und Mechthild oder Filibert und Friedegunde oder Ehrenfried und Liebetraud. Das waren doch wenigstens Namen! Aber Tine Trinchen? Phhhh!

Und so ging das weiter, das Anderssein. Tine hatte ein Pferchen und eine Kuh und ein Schwein und Hühner und der Hahn ließ Alfons.

Im Dorf sagten alle: Ein Hahn heißt Hahn und nicht Alfons! Wo gibt es denn so was?

Bei mir, sagte Tine. Und die Hühner bekommen auch einen Namen, alle, später. Klar, da ärgerte sich das halbe Dorf und das andere halbe meinte, dass das gar nicht erlaubt sei, von der Polizei.

Ja, es war wirklich so: Tine war anders. Nämlich ganz anders!

Der Großprinz wartete inzwischen

auf eine Braut. Und er hatte Glück. Es kam eine. Dann noch zwei. Dann kamen fünfzig und dann noch hundertunddrei. Das Schloss war rappelvoll. Überall saßen sie: Auf dem Dach, unter dem Küchenherd, sie hingen am Wetterhahn, drängelten sogar auf dem Plumsklo. Sie quetschten, knubbelten, keilten sich. Wollten alle Brautfrau werden! Da redete der Großprinz eine Rede: Sie sollten morgen wiederkommen, weil er noch nicht wüsste, was für eine Braut er suche. Aber fürwahr eine andere!

Tines Häuschen

trug ein Schilfdach, hatte pflaumenblaue Fensterläden, davor pflanzte sie Sonnenblumen. Im Dorf hatten alle Fensterläden eine düstergraue Farbe: Regenfarbe, Schlaffarbe, Langweilerfarbe, aber nützlich! Gegen Einbrecher. Sagten die Dörfler! Pflaumenblau? Das kann nicht sein! Pflaumen hängen am Baum und nicht vor den Fenstern! Und was sollen die Sonnenblumen? Denn in ihren Gärten wuchsen nur Rosen. Edele Sorten! Damit kann man sich groß tun: Wer hat die Schönste im ganzen Dorf! Aber Sonnenblumen… phhh! Spatzenfutter! Sonnenblumen sind verzauberte Prinzessinnen, sagte Tine. Sie drehen ihre Köpfe der Sonne zu, welche der Prinz ist.

Sie spinnt, sagten die Bauern.

Dem Großprinz wurden nun

vom klugen Prinzenberater ganz andere Brautfrauen vorgeführt. Die eine war so hauchdünn, da schimmerten die Sterne durch, mager wie eine Wintermeise. Und der Wind benutzte sie als Vogelflöte. Hat nicht jeder!

Die andere war etwas mollig, wie ein frisch gebackener Pfannkuchen. Könnte der Prinz sogar die Füllung auswechseln, Pflaumenmus oder Aprikose?

Die nächste hatte fünf Augen. Zwei im Kopf und drei auf den Füßen. Und jedes Auge blitzte eine andere Farbe. Eine echte Chamäleonfrau!

Der kluge Berater sagte: Alle sind total anders!

Nee! Sagte der Großprinz, meine Braut muss schon ganz anders Anders sein!

An Tines Haustür,

auch blau gestrichen, jedoch taubenblau, klopfte der große staatliche Klaus. Zuerst machte er die Augen zu, um die blaue Farbe und die Sonnenblumen nicht zu sehen. Später wollte er das ändern, die Sonnenblumen rausrupfen und Graufarbe für die Läden hatte er noch in der Scheune stehen. Aber jetzt klopfte er. Also er klopfte.

Guten Morgen, fleißige Tine! Ich will hochzeiten. Und du bist die Braut!