Vorbemerkung

Es handelt sich in diesem Buch um den authentischen Bericht einer psychotherapeutischen Behandlung, wobei Namen, Zeiten und Orte und auch manche persönliche Umstände völlig verändert wurden. Zudem ist der Begriff Erotomanie eigentlich für ein wahnhaftes Sich-Geliebt-Glauben reserviert. In der vorliegenden Geschichte handelt es sich jedoch um den in der Psychoanalyse üblichen Begriff der erotischen, bzw. sexuellen Übertragung, die im Extremfall von der Wissenschaft eher einer Form des Stalkings zugeordnet wird, z. B. des beziehungssuchenden Stalkings. Dennoch habe ich im Unter-Titel den Begriff Erotomanie gewählt, weil im Rahmen einer Therapie von Stalking zu reden auch nicht sehr passend und zutreffend gewesen wäre und im Wort Erotomanie eher das anklingt, um das es in diesem Buch geht: eine Auseinandersetzung um Liebe und Begehren.

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 9783748170044

Lektorat F. Gfirtner, München

Inhaltsverzeichnis

  1. These und Antithese
  2. Wa - Sha
  3. Ich liebe dich, auch wenn du es nicht willst
  4. „Metaerotik“?
  5. Eine Psychoanalyse „anders herum“
  6. Der transgendere Höhepunkt
1. These und Antithese

Am letzten Mittwoch hat Jocelyne N. sich umgebracht! Es ist schrecklich und schwer zu fassen. Jocelyne N., die sich seit mehr als eineinhalb Jahren bei mir in psychoanalytischer Behandlung befand, hatte in der therapeutischen Beziehung extreme Liebesgefühle entwickelt. Es war, als sei sie von einer Bestimmung zu lieben direkt beherrscht, sagte sie oft. Ja, sie war so etwas wie die Inkarnation einer direkten, unmittelbaren und uferlosen Liebe gewesen, also geradezu die Inkarnation der Setzung, der These: „Ich liebe, also bin ich.“ Es war eine These, die nach einer Antithese, einer Gegensetzung, regelrecht verlangte, denn nur so hätte man die Wahrheit, die Synthese finden können. Aber Jocelyne N. war wohl ihr Leben lang von ihrer „Wahrheit“ besessen, wenn auch etwas Echtes und Wertvolles bezüglich der Liebe im Generellen darin zum Ausdruck kam und ich aus diesem Grund davon schreiben muss.

Die Welt ist durch und durch erotisiert, sie ist durchdrungen von einem Liebesmagnetismus, den S. Freud Libido nannte, die erotische Energie, dem die Macht des Todes gegenübersteht. Schon Sokrates sprach vom Eros als dem Kern der Seele, sprach davon, dass „das Sein in seinem tiefsten Wesen die erotische Werdelust selbst ist“.1 Auch ich verstehe die Liebe hier in diesem Buch als ein mit dem Begehren zumindest in irgend einer Weise verbundene Wesenheit. Alles davon vollkommen Abgelöste, Abgehobene kann ich nur als Sympathie, als sozialpositive „Nächstenliebe“ oder geistige Caritas, als transzendente Zugewandtheit begreifen. Selbst die Mutterliebe erscheint mir nur ein primäres Bindungsgefühl zu sein, das, wenn es intensiver ist, eben auch von Libido mitgetragen wird (dies war auch Freuds Ansicht). Und dass Gott z. B. Liebe ist, halte ich für ein konfessionelles Postulat, einen Primäraccount der Priesterkaste, während romantische Liebe, richtige Gefühlsliebe und Verliebtheit, zwar wohl etwas ist, was – wie der Psychoanalytiker J. Lacan sagte – der Komik zugehört, aber ebenfalls auch einen Teil des Eros darstellt.

Doch den eigentlichen Eros im umfassendsten Sinne können wir heutzutage nicht mehr sokratisch oder mythisch-mystisch verstehen, wie es früher einmal der Fall gewesen sein mag. Wir können ihn nur vermittels einer der Liebe unterstellten Wissenschaft begreifen, wie sie die Psychoanalyse darstellt. In Freuds Psychoanalyse stehen am Anfang zwei Grundtriebe, Eros-Lebens- und Todestrieb (Thanatos), die sich meistens von Anfang an vermischt zeigen. Wenn diese Mischung zu direkt, zu unmittelbar ausfällt, entsteht etwas Explosives – Freud sprach auch vom Polymorph-Perversen - d. h. von etwas Sadomasochistischem oder manisch Übersteigertem. Man muss den Trieben – will man schon dieses Freudsche Modell beibehalten – eine bessere, elaboriertere Mischung geben oder eben eine solche herausarbeiten. Man könnte dem Eros, dem Liebestrieb, z. B. die Mächtigkeit, ja – manche sagen sogar die ‚Gewaltigkeit‘ – der frühen Mutter gegenüberstellen. Mächtigkeit ist nicht Macht und ‚Gewaltigkeit‘ nicht Aggressivität. Dies – allein schon so davon zu sprechen – könnte bereits eine Antithese sein. Noch einige Tage vor ihrem Tod hatte Jocelyne N. mir folgende E-Mail geschickt:

Lieber Dr. Hu,

hatten Sie heute irgendwelche Schmerzen oder so etwas? Oder machen Sie sich tatsächlich noch Sorgen um mich? Ich glaube das eigentlich nicht mehr, denn Sie haben mir ja auch kein Blut abnehmen lassen. Na ja. ich denke, Sie glauben auch, dass es doch keinen Zweck mehr hat!

Meine mails und Geschichten waren immer "wahr"'. Ich habe auch niemals verschwiegen, wie es "in" mir aussieht, habe auch darauf hingewiesen, dass ich immer gezwungen war, eine "Rolle" zu spielen, außer bei Ihnen, was auch mit ein Grund dafür ist, dass ich Sie so liebe. Und ich habe ja auch eingeräumt, dass ich zu hoch gepokert und verloren habe, und jetzt heißt es eben "Rien ne va plus!"

Sie sagten, Sie waren traurig – möglich, aber sicher nicht wegen mir. Zwischen uns hat sich eben doch was verändert, leider eben von Ihrer Seite, in eine Richtung, die eben nichts mehr an Gefühlen meinerseits zulässt. Ich würde ja gerne Ihren Augen glauben, ich habe immer viel darin gelesen. Aber jetzt spricht leider zu viel dagegen. Das meiste von dem, was Sie heute sagten, und eben auch das, was ich spüre, so massiv seit letzter Woche.

Auch haben Sie immer wieder darauf hingewiesen, dass "es" weiterhin Zeit brauchte. Was ist "es" und Zeit wofür? Sie haben sich da niemals klar ausgedrückt, auch wenn wir von Sex geredet haben, blieb alles immer nur sehr vage. Und für wie viel "Zeit" sollte ich diese schlimmen Schmerzen noch "aushalten", die mein Leben bestimmen? Zu Ihrer Information: Mirtazapin nehme ich vor dem "Schlafen"-gehen, wenn ich habe, 2 45er, 15er die entsprechende Menge. Ich bin kaum eingeschlafen, wache ich schon wieder auf, eben so um 2 00 Uhr. Dann nehme ich nochmals Mirtazapin. kann aber dann trotzdem nicht mehr einschlafen Ich trinke meistens Rotweinschorle, oder am Abend auch mal 2 Gläser Rotwein pur. Sonst habe ich ja keine Medikamente - außer meinen eigenen, von denen ich eben auch schon öfter mal mehr genommen habe als gut war. Und selbst diese helfen nur begrenzt, so dass ich völlig daneben bin. Und da sind dann eben noch die "anderen.“ Und ich höre keine "Weltuntergangsmusik" (ich glaube nicht, dass man U2, Yes, Mike Oldfield, Eagles, Bach, Ravel, Händel, Mozart, Los Romeros etc. so bezeichnen kann)

Ich habe ja heute zu Ihnen gesagt, wenn man so hypersensibel, so "spürend" ist wie ich, dann helfen derartige Medikamente nicht. Sie scheinen irgendwie an meinen Empfindungen "abzuprallen", die sind eben doch zu tief, besonders in Bezug auf Sie. Und diese Quälerei Tag für Tag, wenn ich Sie nicht sehe und wenn ich "draußen" meine Rolle spiele, und dann Nacht für Nacht, wenn ich wach liege, Sie spüre und dem nicht auskommen kann, mit der Hoffnungslosigkeit mein Leben, aber besonders SIE betreffend Ihre Ankündigung, dass Sie jetzt eine Woche und dann später drei Wochen nicht da sind. Ist es da ein Wunder, dass ich diese Qualen nicht mehr länger ertragen kann? Und ich provoziere das alles nicht, weder den Gerichtsvollzieher, den verlorenen Schlüssel, oder den kaputten UK-Schrank (was auch irgendwie paradox ist, da ich doch hier im Büro für die Apparate verantwortlich bin). Und dann das Lesen Ihres Buches, wo ich Sie jede Sekunde vor mir sehe, wenn Sie mich manchmal so zärtlich angeschaut haben, und zu wissen, dass Sie es sind, der das geschrieben hat, Wort für Wort, und dann . . . .

Dass ich als Kind der mütterlichen „Gewalt“ ausgesetzt war, sagen Sie? „Gewalt“ einfach im Sinne von Übermacht? Ich weiß es nicht. Ich bin eben leider nicht so einfach gestrickt, wie die meisten anderen, wie Sie ja auch aus meinen vielen Erzählungen und Reaktionen entnehmen konnten. Ich wünschte, es wäre anders. Dann wäre ich schon längst nicht mehr bei Ihnen. .Aber es gibt eben nur Sie für mich. Und entgegen dem, was Sie heute sagten, wenn ich Sie nicht von Anfang an "ernst" genommen hätte, das gespürt hätte, was ich gespürt habe, diesen "Blitz", dann hätte ich mich auch nicht in Sie verliebt, bzw. hätte ich nicht begonnen Sie zu lieben. Aber ich habe Ihnen das alles ja schon hundertmal gesagt, und hundertmal hat sich für mich nichts daran geändert. Aber wie es Ihnen heute so "rausgerutscht" ist. "Es hat sich was geändert . . . " und zwar von Ihrer Seite. Für mich ist meine Liebe zu Ihnen nur noch tiefer, ehrlicher aber auch hoffnungsloser geworden. Und doch muss ich wiederholen, dass heute etwas mit Ihnen los war. Etwas hat nicht gestimmt. Und nicht wie Sie sagten, mit mir und dass ich mich an irgendetwas krampfhaft festklammern würde. Nein, an meiner Liebe zu Ihnen klammere ich mich nicht fest. Sie ist einfach da. Nein, es war etwas außerhalb von mir, etwas, das nur mit Ihnen zu tun hatte. Sie meinten zum Schluss, ich könnte nicht allein entscheiden, was weiter geschieht. Das tue ich doch nicht. Ich ziehe nur die Konsequenz aus Ihrer Entscheidung, aus Ihrem "Rückzug". Warum auch dieser "aufgewühlte" Gesichtsausdruck, als ich gegangen bin? ICH habe mich nicht von Ihnen zurückgezogen' Ich liebe Sie! Jocelyne N.

In diesen Zeilen steckt eine Kurzfassung unserer Geschichte, unseres Redens und Missverstehens, unserer therapeutischen Beziehung und Missbeziehung. Aber kann man von Therapie im üblichen Sinne überhaupt reden? Es war ein so schwieriges Mit- und Durcheinander, sicher keine klassische, herkömmliche Psychoanalyse, eher – was ich später noch erklären will – eine Psychoanalyse mit anderen Vorzeichen, sozusagen „anders herum“. Dennoch habe ich das getan, was in der Psychoanalyse als Kernpunkt ihres Vorgehens gilt: Ich habe den Platz des Eros leer, frei gehalten, damit der andere sich darin entfalten kann. Das ist natürlich verführerisch, aber nur in diesem Sinne habe ich mich zurückgezogen und keine entsprechende Entscheidung gefällt, aber wir haben trotzdem das Ziel, die Wahrheit, die Synthese nicht gefunden, die schließlich die Lösung hätte sein müssen. Denn wenn die These in dem „Ich liebe, ich begehre, also bin ich“ bestand, so war ich die Antithese, die lautete: „Die Liebe, das Begehren, ist nicht ein Sein, sondern ein Diskurs. Es ist eine Form tiefen Gesprächs, eine Art enthüllenden Dialogs, ein Aufgehen im Akt des sich Entäußerns.“

Es gibt nicht dieses Liebesbegehren, so denke ich, das einfach ist, das direkt existiert, unmittelbar, absolut, per se, so wie es Jocelyne N. behauptete. Wer glaubt, dass die Liebe wirklich handgreiflich, real fassbar, und einfach so aus sich heraus besteht und existiert, befindet sich auf einem problematischen Weg. Was einfach real existiert ist eher diese explosive Mischung, von der ich eingangs sprach. Aber die Liebe, von der ich hier reden will, hat vielmehr eine Chance in sprachlicher Enthüllung, im preisgebenden Sprechen, ja selbst im lautlosen Diskurs, im disziplinlosen Austausch der Signifikanten. Deswegen soll der Patient in der Psychoanalyse ja alles sagen, was ihm einfällt, selbst wenn es peinlich und blöde ist.

Auf der Seite des Therapeuten dagegen geht es um eine ‚detached love’, wie es der Psychoanalytiker G. Kohon ausdrückte,2 was vom Übersetzer dieses psychoanalytischen Artikels mit ‚getrennter Liebe‘ mehr schlecht als recht übersetzt wurde. Ich würde eher von einer abgeschminkten, respektvollen, gelösten Liebe reden, von einer Liebe, die aus dem Hintergrund, aus einer leichten Distanz heraus wirkt, indem sie sich nicht aufdrängt und sich als solche auch nicht zu erkennen gibt. Erst da, in ihrer intensiven Latenz entsteht sie richtig, denn nur wenn die Liebe sich authentisch und wahr von selbst, losgelöst von allem ausdrücken kann, ist sie wirkliche Verheißung, ist sie Verheißung einer Wirklichkeit. Zwar umkreisen auch die Liebesgeständnisse Jocelyne N.s einen wahren Ausdruck, aber das allein genügte nicht.

Deswegen genügte es auch nicht, dass Antigone in der gleichnamigen Tragödie des Sophokles sagte: „Nicht mitzuhassen, sondern mitzulieben ist mein Teil“, der auch gut als Titel dieses Buches gepasst hätte, denn Jocelyne N. war eine Antigone, wenn auch eine Antigone ohne Ethik und ohne Erdung (ohne Bezug zur Realität). Die antike Antigone liebte zu sehr ihren Bruder und es geht ihr auch nicht nur um die göttliche Ethik, den göttlichen Befehl, die Dike (Recht) der Götter, wie sie behauptet. Liebe und Begehren sind in Antigones Tragödie völlig vermischt. „Geliebt“ will sie mit dem „lieben Bruder im Totenreich ruhen“, und auch Kreon, ihr Gegenspieler, sagt zu ihr: „Lieb doch deinen Bruder da unten“.

Schließlich spricht sie dann noch das seltsame Wort, an dem schon Goethe herumgerätselt hat, nämlich dass man einen verstorbenen Ehemann jederzeit wieder ersetzen könnte, aber einen Bruder nicht. Dies lässt den Verdacht aufkommen, dass sie das Schicksal ihres Vaters Ödipus teilt: das Verwobensein ins Inzestuöse, in die explosive Mischung von Liebe und Begehren, die Antigone nicht überwunden hat. Und so war auch Jocelyne N. in die Liebe und das Begehren verstrickt, indem sie glaubte sich unter einer Art von göttlichem Befehl, von Bestimmung, sich verlieben zu müssen. Sie machte auch stets eine göttliche Figur, eine Art von magischer und transzendenter Größe für ihr Leiden verantwortlich, die sie „Unimatrix Zero“ nannte.3

Es tut so weh“, diese nicht zu erfüllende und doch wie von jenseits her bestimmte Liebe, sagte Jocelyne N. so oft. Und jetzt bin ich es, dem es weh tun muss. Warum hat sie das nur getan? Sie war doch meine ernstgenommene Gesprächspartnerin, sie war – wenn dies jetzt auch etwas pauschal und beschwörend ausgedrückt ist – Kind, Patientin, Schülerin, Freundin, Geschichtenerzählerin, Analysandin und ständige Weggefährtin in diesem permanenten Kampf um die wahren Worte und den richtigen Weg einer Heilung. Sie war die Liebes-These, das Freudsche Lustprinzip, die Erotomanin, und ich musste mit meinem analytischen Denken das Realitätsprinzip sein, die Antithese, der Wahrheitslehrer. Doch eine zutreffende Wahrheit, Synthese, ein Jenseits all dieser Prinzipien, haben wir nicht mehr erreicht, obwohl wir ihr zeitweise sehr nahe waren wie ich noch schildern will. Denn von Anfang an war Jocelyne N. auch die Jenseitige, die aus dem Off Sprechende, die mit mir Getrennt-Zusammen-Sitzende, mit mir um die Wahrheit-Lüge-Ringende, die Nahe-Ferne, vertraut Fremde, und stets verwickelte sie sich eben auch in die Vielheit all dieser Widersprüchlichkeiten.

Fast in jeder zweiten Sitzung sprach sie von der Macht eines ihr bestimmten Schicksals, so als lebte sie noch in der Welt der Mythen und Sagen. Und tatsächlich erzählte sie immer wieder von germanisch-bretonischen Sagengestalten, von Märchenfiguren und magischen Riten. Ich habe sie samt ihrer Geschichten gemocht und gefürchtet. Ich habe diese ihre anstrengende Liebe nicht gewollt und ihr eher eine entgegengebracht, die man neben der Kursivschreibung noch zusätzlich in Anführungszeichen setzen müsste, eben diese ‚detached love’, die etwas mehr ist als eine „amour en titre“, eine Wortiebe, eine Zuwendung nur dem Namen nach. Denn es geht um keinen gewöhnlichen Namen.

Es handelt sich vielmehr um einen eine tiefgründige Chiffre, ein Losungswort, einen wertvollen Eigennamen, der in jeder Therapie gefunden werden muss um die Heilung zu erreichen. Wenn ich also diesen in der Schwebe gehaltenen, von Verantwortung und Wohlwollen getragenen und nur in einer äußerst angemessenen Form „erotisierten“ Pakt meine, den wir aus therapeutischen Gründen geschlossen haben, so weil er nichts mit vordergründiger Erotik zu tun hat oder haben sollte. Vielmehr wähle ich diesen von etlichen Autoren benutzten Begriff, in dem das Wort „erotisch“ in diesem komplexeren Sinne gemeint ist, von dem ich eingangs gesprochen habe. Auch habe ich Jocelyne N. gegenüber von diesen direkten theoretischen Überlegungen nicht gesprochen, wohl aber habe ich mich ganz auf die Wortwahl, die Eros- und Sexvokabeln von Jocelyne N. eingelassen, wie es der Psychoanalytiker D. Mann beschrieb. Aber anfänglich fand ich nicht die dazugehörige ‚logische Praxis’, wie Lacan die entscheidende Deutungsarbeit nennt.4

Jeder weiß, dass es in einer Psychoanalyse um sehr persönliche Dinge geht und auch der Analytiker nicht leblos, ohne Emotion und Selbsteinbringung bleiben kann. All dies bezieht sich auf das, was Freud eine „infantile Erotik“ nannte. Der Begriff „erotisch“ ist hier aus der Erwachsenenwelt entlehnt und auf die Kindheit zurückgebogen. So ist das Erotische in der Psychoanalyse speziell das aus der Vergangenheit unbewusst Gebliebene, es ist eher etwas Virtuelles (sich lediglich Spiegelndes) und etwas versteckt Symbolisches (das also in Zeichen, in Buchstaben, in Signifikanten kommuniziert werden muss), und es finden nicht direkte reale Beziehungsvorgänge statt, und wenn, dann müssen sie sprachlich ausgedrückt werden. Es geht tatsächlich wie bei den antiken Griechen um den Eros als Mittler zwischen Dies- und Jenseits, um die Liebes-Beziehung als solche, hinsichtlich der in ihrer letzten, tiefsten zwischenmenschlichen Art Erotik und Liebe nicht scharf trennbar sind, sondern erst in ihrem wahren Zusammenhang geklärt werden müssen. Es geht um die Analyse einer „infantilen, unbewussten Liebe“ und ihre Verwicklung in die Erotik der Erwachsenen und um einen Ausweg in eine wirkliche Synthese.

Aber es geht auch um diesen Pakt, den man oft als das „psychoanalytische Arbeitsbündnis“ bezeichnet, würde der Term „Arbeitsbündnis“ nicht äußerst sachlich, ja fast kalt und anonym klingen. Und so ist es eben ein in seinen Bindungs- und Spannungsbeziehungen äußerst angemessener und bezüglich der Arbeit am Unbewussten doch auch fest und ernsthaft geschlossener Pakt. Ein Initiations-Pakt, ein intimer Vertrag, ein mephistophelisches Heilsversprechen,5 das den Schwerpunkt nicht auf Loyalität setzt, sondern mehr auf eine gemeinsame seelische Archäologie, auf Findungslust, auf eine Herausforderung „mitzulieben“. Aber wenn auch Jocelyne N. die Rätselhafte, die Geheimnisumwobene war, so war sie doch auch die so kranke, in sich isolierte, neurotische Frau, die dringend Hilfe brauchte. Ja, Frau, durchaus Frau, denn sie beanspruchte alle Facetten von Frau, auch wenn sie einmal gesagt hat, ich würde sie nicht als Frau sehen.

„Nur als Frau“, habe ich geantwortet, denn in einer Analyse geht es immer um die weibliche Position als solche, um das Frau-Sein generell. Es geht darum, dass es neben dem Begehren, dem schon Freud grundsätzlich die Attribute „aktiv“ und „männlich“ zugeordnet hat, noch ein anderes – oder fast besser: das grundsätzlich andere Begehren geben muss. Vielleicht kann man nicht sagen, dass es ein unbedingt autochthon weibliches, feminines Begehren ist, aber eben ein anderes, ein total anderes. Vielleicht ist auch der Ausdruck Begehren schon zu einseitig, zu prärogativ und vordergründig, vielleicht müsste man mehr von tiefen, unauslotbaren und eher wichtigen seelischen Erfahrungen sprechen, die schon in der Kindheit verschüttet wurden. Ja, das könnte diese These sein, dieses erste Gesetzte. Gesetzt wie auch immer als ein „ich liebe und begehre, weil ich nur als solcher existieren kann. Ich bin, weil ich liebe. Das Liebesbegehren, das „Mitlieben“ ist mein Sein.“ Warum sollten die ersten seelischen Regungen eines Kindes nicht genau so formuliert sein?6 Die Liebe ist wirklich, die Liebe ist dialektisch, sagte Hegel, und das heißt eben: die Liebe ist primär und diskursiv, sie ist ein ursprünglicher Diskurs, etwas, das zwischen These und Antithese solange hin und her geht, hin und her geredet und gewendet wird, bis eine Lösung gefunden ist.7

Natürlich denkt sich ein Kind das alles nicht so, nicht in diesen Begriffen, Gedanken oder gar Überlegungen, aber es könnte sich am Anfang des psychischen Lebens um so etwas handeln, um eine primäre Form der Liebe, um all das es doch auch in fast jedem therapeutischen Zusammensein geht. Denn davon hat Jocelyne N. stets gesprochen und Psychoanalytiker wie M. Balint haben von diesem Anfang, von dieser „primary love“ geschrieben, die auch eine Sucht nach Geliebtwerden ist, aber auch eine Antwort auf das Chaos des frühkindlichen, ohnmächtigen Zustandes. Denn das Kind ist nicht ein Körper, der langsam heranwächst und größer wird, sondern es ist von Anfang an in den Strudel begehrlichster „Beziehnisse“8 geworfen. Es ist ein in die generelle Amourosität der Menschen hineingeworfener Beziehungsknoten. Diesen Knoten müsste man dann also nicht nur als polymorphpervers bezeichnen, es müsste sich nicht nur um aggressiv-sexuelle Mischungen handeln, sondern es könnte darin ein Begehren versteckt sein, das ich eben eher einen Anruf, eine Herausforderung zu lieben nenne. Das Kind kann dieses Begehren selbst nicht wirklich handhaben, und so verfällt diese erste Setzung einer Gegen-Setzung verwirrender Erfahrungen, ist also eher ein polymorphverwirrender Zustand. Ein Zustand von Gefühlen der Erregung und des Verrats (z. B. durch die Mächtigkeit der Mutter). Hierzu nochmals ein kurzer Auszug von einem Brief Jocelyne N.s, den sie mir allerdings erst viel später geschrieben hat:

Die Liebe ist das Allererste, die Liebe und der Tod. Und weil ich jetzt so eine große Liebe haben durfte, deswegen bedarf es jetzt auch so eines großen Todes. Wer so grundsätzlich lieben durfte, stirbt auch so grundsätzlich. . . Das ist das generelle Gesetz. So haben Sie es mir doch selbst gesagt. Nur haben Sie gemeint, man müsste davor noch die „Triebe“ setzen, wie Freud es aufgefasst hat. Aber was ändert das? Sie sagten, es gäbe nach Freud den Eros-Lebens- und den Todestrieb. Eine Vermischung dieser Triebe – meinten Sie - sei das Ur-Liebesbegehren, das vom Kind nicht umgesetzt werden könnte (wegen der Mächtigkeit und Gewalt der Mutter) und daher der Freudschen „Urverdrängung“ erliegt. Aber ich denke, meine Auffassung ist doch viel einfacher und logischer: Die Ur-Liebe und der Tod sind in einer Macht vereint, die uns bestimmt, was wir auch aus den Sternen lesen können . . . Nur können wir nichts gegen das Urteil dieser Sternenmacht tun... .

Jocelyne N. 9

Doch Jocelyne N.s Auffassung hat den Nachteil, dass der Mensch vollkommen dieser Macht ausgeliefert ist, während ich ihr also nahe bringen wollte, dass man diesen ursprünglichen Beziehungsknoten der „primary love“, des ursprünglichen Liebesbegehrens in Worten und Gedanken, im Gespräch und im schweigenden Miteinander völlig neu knüpfen kann und muss, damit es nicht immer den Gefühlen des Liebesverrats, des Sexismus oder der Verwirrung anheim fällt. Und genau das haben wir auch versucht. Zum Teil erfolgreich versucht, und trotzdem ist Jocelyne N. gegangen, weg, weit fort und hat vielleicht, diese Liebesdeutungskunst nicht verstanden. Warum musste sie das tun? Es gab keinen „Rückzug“ meinerseits und mein angeblich „aufgewühlter Gesichtsausdruck“ hatte nur mit meiner Sorge um sie zu tun. Doch sie hat mehr als hundert Mal davon geredet, dass ihr Leben zu Ende sei, aber sie hat dennoch nichts in dieser Hinsicht getan, weil wir eben immer wieder ein Wort, eine Geste, einen Blick oder eben ein Stück von jenem Etwas, von diesem „Blitz“ oder „Gespürtem“ fanden, das uns weiterhalf. Und jetzt dann doch! Einfach sich töten, sich wegräumen wie ein Ding! Sicher hat sie gedacht, dass ich ihren letzten Moment „spüren“ würde, und zu einem Teil war dies sogar der Fall, wovon ich später noch schreiben will.

Ich habe als Psychoanalytiker versucht, Jocelyne N. eine Interpretation ihrer Gefühle, Träume und Phantasien zu geben und dass unsere Gespräche eine Klärung für jene Liebe zu mir sind, ihre erotomanische Liebe, die vielleicht zu echt war, zu entrückt, zu einsilbig und zu direkt. Dass eine Patientin ihren Analytiker liebt, ist in gewisser Weise nicht das Problem, weil in ihrer „unanstößigen“ Form – wie S. Freud dies nannte – diese Liebe normal ist. Sie ist dann einfach eine ‚positive Übertragung’, ein positives Entgegenkommen. Aber ihre Liebe war zu extrem. Sie war wirklich ins Leben gesetzte Totalität. Sie war die Ur-These schlechthin. Wenn auch S. Freud ein Begehren, einen Trieb, an den Anfang setzte (Eros-Lebenstriebe und Todestriebe), so könnte also doch eine Mischung aus diesen Trieben so eine These darstellen:

Das Kind befindet sich mit seiner Mutter in einem Liebesrausch, in einem maßlosen Liebesanspruch, in einer Liebesprovokation. Das ist der Anfang. Es handelt sich um das, was auch die sogenannten Bindungstheoretiker behaupten: Liebe, Bindung zwischen Mutter und Kind macht den Anfang, rigoros, unersetzlich. Aber im gleichen Moment schon muss es so etwas geben wie eine Antithese dazu: das Kind kann dieses primäre Liebesbegehren gar nicht wirklich fassen, nicht halten, nicht in Beziehungen umsetzen, nicht vermittelbar ausdrücken (und auch die Mutter kann diesem Liebesanspruch nicht vollkommen genügen, weil sie zu sehr die Gewalt des Sprechens besitzt, die das Kind noch nicht versteht) und so muss das Kind in die Unersättlichkeit des Begehrens zurückfallen. Damit fängt das Leben in Zerrissenheit an.

Es geht dabei um ein ausgesprochen menschliches Begehren, nämlich das Begehren anerkannt, bestätigt, ja, als Kind z. B. selbst begehrt, gewünscht, gewollt, geliebt zu sein, aber auch selbst mitzulieben und dies nie genug erfahren zu können. Bei Freud ist das erste Begehren das orale, also das, was sich der Bedürfnisbefriedigung (nach Nahrung) substituiert, weil der menschliche Hunger immer auch Hunger nach Liebe ist. Aber das orale Begehren führt auch etwas Aggressives mit sich (manche sprechen sogar vom oral-sadistischen Begehren). Es ist aggressiv wie jedes Begehren. Doch es ist auch Liebe. Liebe, die noch entwickelt werden muss.

Als ich siebzehn war, schrieb ich viele Gedichte über das liebesbegierige und -feindliche Klirren der Sterne in der universalen Nacht. Und später erschienen mir die Galaxien als gefühls- bewegte, erregte, schäumende und schmachtende, wütende und streitende heldische Wesen, gemacht aus Pyrit und Amesthyst und weiß Gott aus welchen sehnsuchtsvollen Steinen und Staub. Ja, Staub kann sehnsüchtig sein . . . It´ s an instant of eternity wich you `re living in.

And you `ll never get that old fairy tale, that everlasting silence of the future. . . . J. N.

Jocelyne N. war Fremdsprachensekretären und deswegen benutzte sie oft englische oder französische Ausdrücke. Wie gesagt nennt man die normale Bindung, die „unanstößige“ Liebe, in der praktizierten Psychoanalyse Übertragung (und man spricht auch von normaler Übertragungsliebe, indem hier der erotische Bezug schon anklingt). Wie wohl auch vielen Laien heute bekannt sein dürfte, versteht man in der Psychoanalyse unter Übertragung die Aktualisierung, Verschiebung und Verdichtung von Gefühlen, unbewussten Einstellungen und Bedeutungen auf die Person des Analytikers in einer eben positiv gestimmten Form. In diesem Sinne heißt sie auch „positive Übertragung“. Nimmt diese Übertragung zu sehr erotische Formen an, so ist sie nach der Meinung Freuds der analytischen Arbeit eher hinderlich. Erst später erklärte Freud die Übertragungsliebe (also selbst wenn man in diesem Wort etwas eindeutig Erotisches anklingen lässt) für vorteilhaft, wenn sie im Rahmen eines Arbeitsbündnisses blieb und daher weiterhin „positiv“ genannt werden konnte. Aber wir wissen heute, dass in der Übertragung das „Unanstößige“ und das „Anstößige“ oft sehr nah beieinander liegen, ja, dass der Kern der „Übertragung“ eben immer auch etwas unbewusst Archaisches mitenthält.10 Eben die These des Urliebesbegehrens ist in ihr wirksam und deswegen hat man die Antithese, hier jetzt nämlich die unmittelbare Reaktion, Antwort, des Analytikers auf die Übertragung des Patienten auch Gegenübertragung genannt.11

Wie soll man die Dialektik nennen, die sich zwischen zwei Menschen ausbreitet in diesem dramatischen Austausch von Worten, Spannungs- und Bindungsworten, Fühl- und Erregungsworten, Tag- und Nacht- und Angst- und Hoffnungs- und Begehrens- und Nähe- und Ferne-Worten. Ein Austausch, in dem wir, Jocelyne N. und ich als ihr Therapeut uns doch gerade da begegneten, wo die Realität sich ständig in immer neu sich auftuenden Bedeutungen, Gründen und sich verästelnde Symbolisierungen auflöst und auflösen musste. Ein wildes Fluidum also aus „Unanstößigem“ und „Anstößigem“,12 aus Übertragung und Gegenübertragung, aus einer Reziprozität widersprüchlichster Gefühle und Ideen. Doch es ist so, dass sich in jeder psychoanalytischen Behandlung eine Übertragungs-Gegenübertragungs-Dynamik einstellt, die – ich sage es ein letztes Mal –„im Kern ein wie immer auch verzerrtes Liebesgeschehen ist“.13 Und dennoch sieht es in all dem so aus, als wäre Liebe nur ein Wort.

Jocelyne N. kam im November 2005 in meine psychoanalytische Behandlung, nachdem ein Jahr zuvor ihr Mann an seiner Drogensucht gestorben war und sie „keine neue Lebensperspektive“ mehr fand. Sie sagte, sie sei schon oft in dieser Situation gewesen und in letzter Zeit habe sie oft tramadolhaltige (betäubungsmittelähnliche) Tabletten genommen und Alkohol getrunken. Schließlich geriet sie mehr und mehr in eine Depression und ging letztendlich für zehn Tage in die psychiatrische Bezirks-Klinik auf die Kriseninterventions-Abteilung. Auch da hatte es bei ihr schon Suizidgedanken gegeben. In der Klinik wurde nicht gleich medikamentös behandelt. Dort ließ man sie zuerst einmal reden. Und dort fanden sich auch Menschen unterschiedlichster Couleur, die selbst viel untereinander ins Gespräch kamen und im Dialog mit den Ärzten oft schon nach kurzer Zeit wieder Mut fassten und wieder entlassen werden konnten.

Auf Kriseninterventiosabteilungen trifft man nicht die Schwerstkranken, sondern meist die Gestressten, Gescheiterten und mehr existenziell Verzweifelten. Jocelyne N. mit ihrem langem rötlichem Haar, groß, schlank, umgeben von einer leicht mystischen-magischen Aura, war bald eine zentrale Figur und, von ihr selbst übertrieben ausgedrückt, die heimliche Therapeutin der Station. Nicht nur die Männer scharten sich um sie, auch mit vielen jüngeren Frauen, Gestrandeten, Unglücklichen und Verlorenen kam sie ins Gespräch. Jocelyne N. hörte zu und konnte selbst aus ihrem zerstörten, aber auch abenteuerlichen Leben erzählen. Als sie zu mir kam, konnte sie zurecht ein wenig über die wissenschaftliche Psychiatrie lächeln und ihre dortige Rolle persiflieren. Sie sagte, das Ganze habe ihr trotzdem gut getan, sie habe sich oberflächlich mit zwei Patienten angefreundet. Man hat ihr dann doch noch Tabletten mitgegeben, und nach zehn Tagen ging sie nach Hause, wählte aus einer Liste von Therapeuten, die man ihr gegeben hatte, mich aus und kam zu mir.

Sie kam wie hundert andere vor und nach ihr auch, erzählte von ihrem Klinikaufenthalt und dass sie von ihren depressiven Gedanken noch nicht geheilt sei. Natürlich täuscht die oben angegebene Schilderung über ihrem wahren Zustand hinweg. Erst später habe ich erfahren, dass sie schon mehrmals in der Psychiatrie war und zwei Suizidversuche hinter sich hatte und auch auf der Krisenstation nicht nur die strahlende Heldin war. Aber dies ist kein Werturteil. Ich will das alles extra so stehen lassen. Sie war eben so wie sie war, etwas schillernd, scheinbar extrovertiert, irgendwie aber auch ziemlich neurotisch. Noch immer – so sagte sie – habe sie den Tod ihres Mannes nicht verkraftet. Sie erzählte alle möglichen unwichtigen Einzelheiten, wie man sie eben am Anfang so erzählt und woraus sich in der Beziehung zum Therapeuten zunehmend eine richtige Geschichte, ein Roman, ein kleines Epos entwickelt. Oder ein Film, in dem der Therapeut sich manchmal wiedergespiegelt finden kann z. B. in einer Figur, die nur begleitend oder beobachtend ist. Alles sah zuerst ganz einfach aus.

Und dann dieses Ende! Natürlich war Jocelyne N. von Anfang an weiterhin suizidal, sie hat die Psychiater in der Klinik getäuscht. Und auch ich habe mich täuschen lassen. Sie hat zwar fast nie direkt mit einer Selbsttötung gedroht, aber doch oft von der „Bestimmung“ ihres Endes durch dieses geheimnisvolle Schicksal gesprochen als würde sie selbst nichts dazu tun müssen. Einerseits musste ich doch geradezu denken, dass es so weitergehen würde, wenn wir auch nur kleine Schritte vorwärts kamen. Und so war es auch. Ich habe eine Lösung gesehen und diese Liebe auch nicht nur für eine Krankheit gehalten, sondern als etwas human Existenzielles. Unsere Gespräche haben uns so viel über die Frau und über die Psychoanalyse selbst enthüllt! Sie waren so wichtig, wenn auch manchmal vielleicht prätentiös, sie waren bedeutend, wenn auch sicher nicht für alle Welt. Sie haben stark an den Gefühlen und den Hintergründen unserer Leben gerüttelt, damit sich danach, im Moment der Einsicht, eine neue Perspektive hätte zeigen können. Andererseits umgab uns jedoch anscheinend auch tiefe Nacht, an der nicht zu zweifeln war.