Ilse Kutschera · Christine Brugger

Was ist nur los mit mir?

Ilse Kutschera · Christine Brugger

Was ist nur los mit mir?

Krankheitssymptome und
Familienstellen

Mit einem Vorwort von
Bert Hellinger

Die in diesem Buch dargestellten Zusammenhänge zwischen Krankheiten beziehungsweise Symptomen und familiären Verstrickungen dienen der Aufklärung und Information. Sie haben für den jeweils beschriebenen Fall ihre Gültigkeit, sind aber nicht ohne weiteres auf andere Personen übertragbar. Die Fallbeispiele ersetzen keinen medizinischen Rat. Für eine korrekte Diagnose und entsprechende Behandlung muss stets eine qualifizierte Fachperson aufgesucht werden.

Für unsere Familien, in Liebe
und Dankbarkeit

Inhalt

Vorwort von Bert Hellinger

Einleitung

Was ist wesentlich?

Krankheit und Symptom als Zeichen

Das Leiden

Die Faszination der Opferrolle

Der Sinn von Krankheit

Krankheit und Tod

Die Bedeutung von Tod

Die Bedeutung von Gesundheit

Das Herz

Beziehungen

Die Grundannahmen beim Familienstellen

Bindung

Ordnung

Ausgleich

Die Funktion des Gewissens

Meine Erfahrungen mit dem Familienstellen

Die Runde

Der Vorgang des Familienstellens

Die Dynamik des Familienstellens

Die Rolle der Stellvertreter

Das Finden der Lösung

Die Rolle des Therapeuten

Ganz dabei und gleichzeitig ganz weg

Übertragungen beim Finden von Lösungen

Der Umgang mit dem Symptom

Krankheit und Symptom

Das Symptom als Ausdruck der Liebe

Das Symptom als Indikator für Lösungen

Symptom und Geheimnis

Geheimnis und Schuld

Symptom und Versöhnung

Symbolischer Umgang mit dem Symptom zur Vorbereitung der Symptomaufstellung

Bedeutungen des Symptoms: Fallbeispiele

1. Das Symptom als Ausdruck von Loyalität

Loyalität zu einer ausgegrenzten oder verschwiegenen Person

Heinz, das Asthma und der tote Onkel

Johann, die Herzneurose und der heimliche Geliebte der Mutter

Eva, die Übelkeit und ihr abgetriebenes Kind

Loyalität zum leiblichen Vater

Christian, die Kraftlosigkeit und der leibliche Vater

Loyalität zu einem schweren Schicksal

Erwin, der Herzinfarkt und das Schicksal seines Onkels

Irene, die Panik und die toten Kameraden des Vaters

Sabine, die Eifersucht und das schwere Schicksal ihrer Mutter

Lilian, ihr Untergewicht und die Großmutter

Elfriede, der Brustkrebs und ihre früh verstorbenen Brüder

Lisa, ihre Depression und die Toten

Loyalität zu Geheimnissen

Gitti, der Lymphknotenkrebs und das Geheimnis ihrer Mutter

Karin, der Verfolgungswahn und ihre tote Tante

Anton, die einseitige Taubheit und das Geheimnis

Susanne, ihr Herzfehler und das Geheimnis der Mutter

2. Das Symptom als Ausdruck übernommener Schuld

Karla, die Todesangst und die Opfer des Großvaters

Theresa, die Erschöpfung und die Opfer des Vaters

Anke, der Waschzwang und die Schuld des Vaters

Marion, die Zahnschmerzen und der verleugnete tote Bruder

3. Das Symptom als Ausdruck eigener Schuld

Hedwig, der Schmerz und der betrogene Kindesvater

4. Das Symptom als Ausdruck einer unterbrochenen Hinbewegung

Elke, der Heuschnupfen und ihr Vater

Heidi, die Migräne und die Trauer der Mutter

Claudia, die kranken Zähne und ihr Vater

Isabella, ihr Asthma und die Verstorbenen

5. Das Symptom als Ersatz für Loslassen

Gisela, die Magenschmerzen und ihr Abschied vom toten Sohn

Agnes, ihre häufigen Unfälle und der Abschied von der Mutter

6. Das Symptom als Schutz bei Trauma

Hans, die Depression und das Trauma der Vergewaltigung der Mutter

7. Das Symptom als Ersatz für Würdigung

Johannes, die Knieschmerzen und seine kranken Geschwister

8. Das Symptom als Ausdruck für ein übernommenes Gefühl

Heinrich, die Depression und die Wut des Vaters

Anna, die Rückenschmerzen und ihre Onkel und Tanten

Andrea, das Asthma und die Frauen ihrer Familie

9. Das Symptom in der abstrakten Aufstellung

Elisabeth, die Panik, der Kontrollzwang und ihre Mutter

Josef, die Kreuzschmerzen und der Spiegel

Hilde, die Übelkeit und das Schicksal beider Eltern

Sabine, ihre Depression und die Gefangene

10. Das Symptom als Ersatz für frühere Partner der Eltern

Peter, die Essanfälle und die erste große Liebe der Mutter

Gerhard, die Neurodermitis und der erste Mann der Mutter

11. Das Symptom in der Paarbeziehung

Rainer, sein Jähzorn und Nina mit ihrer Schwermut und ihren Nackenschmerzen

Rosa, ihr Darmkrebs und Richards Schwermut

Mathilde, ihre chronischen Blasenentzündungen und Matthias und seine »Blackouts«

Schlussbetrachtungen

Mut zum Hinschauen

Mut zur ganzheitlichen Psychosomatik

Mut zur Liebe

Danksagung

Literatur

Vorwort von Bert Hellinger

Liebe Ilse Kutschera,

dein Buch hält, was sein Titel verspricht. Du kommst sofort zur Sache und immer anschaulich. Obwohl du aus langer ärztlicher und psychotherapeutischer Erfahrung eine Fülle von Einsichten in das Zusammenwirken von Seele und Leib ordnest und zusammenfasst, reiht sich Geschichte an Geschichte. Fast unmerklich findet sich der Leser an der Hand genommen und in einen Prozess geführt, der ihm Lösungen ermöglicht, die ihm bisher unzugänglich waren. Am Ende fühlt er sich bereichert und gesünder und freier als vorher.

Das Besondere an diesem Buch ist die Fülle an Beispielen, wie Krankheitssymptome, konkrete Ereignisse in der Familie verleiblichen und wie diese über das Familienstellen ans Licht gebracht, gewürdigt und dadurch überflüssig werden können. Sie dürfen sich dann zurückziehen und verschwinden. Bisher ist das, soweit ich weiß, noch nie so genau gesehen und so anschaulich dargestellt worden. Dieses Buch ist eine Pionierleistung ersten Ranges. Neben der Fülle an neuen Einsichten, die es vermittelt, beschreibt es auch die konkreten Schritte, die zu neuen und oft überraschenden Lösungen führen.

Ich freue mich, dass du dieses Buch geschrieben hast. Es wird vielen Hilfe und Heilung bringen.

In herzlicher Verbundenheit

Bert Hellinger

Einleitung

Ich bin Ärztin geworden, um Leiden zu verringern. Durch meine Ausbildung lag mein Haupt-Augenmerk auf der Schulmedizin. Während meiner Tätigkeit am Krankenhaus stellte ich mehr und mehr fest, dass mir der schulmedizinische Ansatz nicht genügte. Im Umgang mit den Patienten erkannte ich sehr bald, dass Krankheit und Leiden nicht nur medizinisch diagnostizierbare Ursachen haben, sondern vielschichtiger zu sehen und zu behandeln sind.

»Was ist nur los mit mir?« wollen viele Patienten wissen, die mit ihren Symptomen und Krankheiten von einem Arzt zum anderen laufen und keine Linderung erfahren. Von meinem Vater, meinem ärztlichen Vorbild, habe ich gelernt, dass jeder Patient in seiner Einmaligkeit ernst zu nehmen ist. Die Basis seiner Arbeit war, auf das Wesentliche zu schauen, so lange zu fragen, bis das Vordergründige zurück- und die Komplexität der Krankheit zutage tritt. So führte mein Interesse neben der Schulmedizin fast zwangsläufig zur Psychotherapie.

Auch ich stellte mir in meinem Leben immer wieder die Frage: »Was ist nur los mit mir?« Neben der ärztlichen Auseinandersetzung mit der Psychotherapie begleitete mich die psychotherapeutische Selbsterfahrung mein Leben lang. So kam ich zu Bert Hellinger. Ich lernte ihn 1975 im Rahmen eines psychotherapeutischen Seminars kennen. Seine exakte Wahrnehmung und die Fähigkeit, das Wesentliche rasch und klar zu erkennen, faszinierten mich. Über einen Zeitraum von 27 Jahren nahm ich an vielen Seminaren teil. In dieser Zeit konnte ich seine therapeutische Entwicklung bis hin zum Familienstellen und zu den »Bewegungen der Seele« miterleben.

Wie die gute Medizin basiert auch die gute Psychotherapie auf dem Erkennen, »was mit dem Patienten wirklich los ist«. Meiner Erfahrung nach ist das Familienstellen im therapeutischen Kontext die effektivste Methode, um das Wesentliche für den Klienten deutlich zu machen. Hier spielt das Unbewusste die entscheidende Rolle. Da systemische Verstrickungen unbewusst sind, bedarf es einer therapeutischen Methode, um diese ans Licht zu bringen. Bert Hellinger hat beobachtet und beschrieben, wie unsichtbare Bindungen in Familien über Generationen hinweg wirken. Er hat mit dem Familienstellen eine Methode entwickelt, die diese Bindungen und die dahinter liegende Grunddynamik ans Licht bringt und damit oft Heilung ermöglicht.

Beim Familienstellen kann ich meinen diagnostischen Blick, der durch die Schulmedizin geübt wurde, sinnvoll anwenden. Alles, was ich gelernt und erlebt habe, fließt in meine therapeutische Arbeit ein. Für mich ist es befriedigender, einen Weg aufzuzeigen, den der Klient selbst gehen kann, als ihn in die Richtung zu ziehen, von der ich denke, sie sei die richtige. Paracelsus sagt: »Der Patient ist sein bester Arzt und der Arzt sein Begleiter.«

Als Ärztin und Psychotherapeutin interessiert mich vor allem die Verbindung von Krankheit und Familie. Gerade bei akut bedrohlichen und chronischen Erkrankungen ist es wichtig, auf unbewusste Verstrickungen im Familiensystem zu achten. Somit führt der Weg zur Lösung der Frage »Was ist nur los mit mir?« vom Symptom zum Familiensystem und zurück.

Ich lege den Schwerpunkt des Buches auf Krankheit und Symptom, weil der Körper am unmittelbarsten den Bedürfnissen der Seele Ausdruck gibt. Werden seelische Bedürfnisse ignoriert, »beginnt der Körper zu schreien«. Scheinbar grundlos tauchen Symptome auf. Der Körper ist unser Gefäß, er ist alles, was wir haben. Oder: »Körper und Seele sind identisch«, wie Professor Pöppel sagt.

Unterstützt von Christine Schäffler schreibe ich dieses Buch, weil es mein tiefstes Bedürfnis ist, Kranken Mut zu machen, sich und ihre Seele besser kennen zu lernen und ein Gefühl für die Bedeutung von familiären Verstrickungen zu bekommen. Ich wünsche mir, dass mehr Kranke den Mut finden, mithilfe ihrer Krankheit oder durch ihre Krankheit ihr Leben zu erweitern und zu vertiefen.