Ilse Kutschera · Christine Brugger
Was ist nur los mit mir?
© 2020, Dr. med. Ilse Kutschera, Christine Brugger
10. Auflage
Autorinnen: Dr. med. Ilse Kutschera, Christine Brugger
Umschlaggestaltung: Buchbüro Leeb
Verlag: myMorawa von Dataform Media GmbH
ISBN: 978-3-99093-841-6 (Paperback)
ISBN: 978-3-99093-842-3 (Hardcover)
ISBN: 978-3-99093-843-0 (e-Book)
Printed in Austria
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Ilse Kutschera · Christine Brugger
Was ist nur los mit mir?
Krankheitssymptome und
Familienstellen
Mit einem Vorwort von
Bert Hellinger
Die in diesem Buch dargestellten Zusammenhänge zwischen Krankheiten beziehungsweise Symptomen und familiären Verstrickungen dienen der Aufklärung und Information. Sie haben für den jeweils beschriebenen Fall ihre Gültigkeit, sind aber nicht ohne weiteres auf andere Personen übertragbar. Die Fallbeispiele ersetzen keinen medizinischen Rat. Für eine korrekte Diagnose und entsprechende Behandlung muss stets eine qualifizierte Fachperson aufgesucht werden.
Für unsere Familien, in Liebe
und Dankbarkeit
Inhalt
Vorwort von Bert Hellinger
Einleitung
Was ist wesentlich?
Krankheit und Symptom als Zeichen
Das Leiden
Die Faszination der Opferrolle
Der Sinn von Krankheit
Krankheit und Tod
Die Bedeutung von Tod
Die Bedeutung von Gesundheit
Das Herz
Beziehungen
Die Grundannahmen beim Familienstellen
Bindung
Ordnung
Ausgleich
Die Funktion des Gewissens
Meine Erfahrungen mit dem Familienstellen
Die Runde
Der Vorgang des Familienstellens
Die Dynamik des Familienstellens
Die Rolle der Stellvertreter
Das Finden der Lösung
Die Rolle des Therapeuten
Ganz dabei und gleichzeitig ganz weg
Übertragungen beim Finden von Lösungen
Der Umgang mit dem Symptom
Krankheit und Symptom
Das Symptom als Ausdruck der Liebe
Das Symptom als Indikator für Lösungen
Symptom und Geheimnis
Geheimnis und Schuld
Symptom und Versöhnung
Symbolischer Umgang mit dem Symptom zur Vorbereitung der Symptomaufstellung
Bedeutungen des Symptoms: Fallbeispiele
1. Das Symptom als Ausdruck von Loyalität
Loyalität zu einer ausgegrenzten oder verschwiegenen Person
Heinz, das Asthma und der tote Onkel
Johann, die Herzneurose und der heimliche Geliebte der Mutter
Eva, die Übelkeit und ihr abgetriebenes Kind
Loyalität zum leiblichen Vater
Christian, die Kraftlosigkeit und der leibliche Vater
Loyalität zu einem schweren Schicksal
Erwin, der Herzinfarkt und das Schicksal seines Onkels
Irene, die Panik und die toten Kameraden des Vaters
Sabine, die Eifersucht und das schwere Schicksal ihrer Mutter
Lilian, ihr Untergewicht und die Großmutter
Elfriede, der Brustkrebs und ihre früh verstorbenen Brüder
Lisa, ihre Depression und die Toten
Loyalität zu Geheimnissen
Gitti, der Lymphknotenkrebs und das Geheimnis ihrer Mutter
Karin, der Verfolgungswahn und ihre tote Tante
Anton, die einseitige Taubheit und das Geheimnis
Susanne, ihr Herzfehler und das Geheimnis der Mutter
2. Das Symptom als Ausdruck übernommener Schuld
Karla, die Todesangst und die Opfer des Großvaters
Theresa, die Erschöpfung und die Opfer des Vaters
Anke, der Waschzwang und die Schuld des Vaters
Marion, die Zahnschmerzen und der verleugnete tote Bruder
3. Das Symptom als Ausdruck eigener Schuld
Hedwig, der Schmerz und der betrogene Kindesvater
4. Das Symptom als Ausdruck einer unterbrochenen Hinbewegung
Elke, der Heuschnupfen und ihr Vater
Heidi, die Migräne und die Trauer der Mutter
Claudia, die kranken Zähne und ihr Vater
Isabella, ihr Asthma und die Verstorbenen
5. Das Symptom als Ersatz für Loslassen
Gisela, die Magenschmerzen und ihr Abschied vom toten Sohn
Agnes, ihre häufigen Unfälle und der Abschied von der Mutter
6. Das Symptom als Schutz bei Trauma
Hans, die Depression und das Trauma der Vergewaltigung der Mutter
7. Das Symptom als Ersatz für Würdigung
Johannes, die Knieschmerzen und seine kranken Geschwister
8. Das Symptom als Ausdruck für ein übernommenes Gefühl
Heinrich, die Depression und die Wut des Vaters
Anna, die Rückenschmerzen und ihre Onkel und Tanten
Andrea, das Asthma und die Frauen ihrer Familie
9. Das Symptom in der abstrakten Aufstellung
Elisabeth, die Panik, der Kontrollzwang und ihre Mutter
Josef, die Kreuzschmerzen und der Spiegel
Hilde, die Übelkeit und das Schicksal beider Eltern
Sabine, ihre Depression und die Gefangene
10. Das Symptom als Ersatz für frühere Partner der Eltern
Peter, die Essanfälle und die erste große Liebe der Mutter
Gerhard, die Neurodermitis und der erste Mann der Mutter
11. Das Symptom in der Paarbeziehung
Rainer, sein Jähzorn und Nina mit ihrer Schwermut und ihren Nackenschmerzen
Rosa, ihr Darmkrebs und Richards Schwermut
Mathilde, ihre chronischen Blasenentzündungen und Matthias und seine »Blackouts«
Schlussbetrachtungen
Mut zum Hinschauen
Mut zur ganzheitlichen Psychosomatik
Mut zur Liebe
Danksagung
Literatur
Vorwort von Bert Hellinger
Liebe Ilse Kutschera,
dein Buch hält, was sein Titel verspricht. Du kommst sofort zur Sache und immer anschaulich. Obwohl du aus langer ärztlicher und psychotherapeutischer Erfahrung eine Fülle von Einsichten in das Zusammenwirken von Seele und Leib ordnest und zusammenfasst, reiht sich Geschichte an Geschichte. Fast unmerklich findet sich der Leser an der Hand genommen und in einen Prozess geführt, der ihm Lösungen ermöglicht, die ihm bisher unzugänglich waren. Am Ende fühlt er sich bereichert und gesünder und freier als vorher.
Das Besondere an diesem Buch ist die Fülle an Beispielen, wie Krankheitssymptome, konkrete Ereignisse in der Familie verleiblichen und wie diese über das Familienstellen ans Licht gebracht, gewürdigt und dadurch überflüssig werden können. Sie dürfen sich dann zurückziehen und verschwinden. Bisher ist das, soweit ich weiß, noch nie so genau gesehen und so anschaulich dargestellt worden. Dieses Buch ist eine Pionierleistung ersten Ranges. Neben der Fülle an neuen Einsichten, die es vermittelt, beschreibt es auch die konkreten Schritte, die zu neuen und oft überraschenden Lösungen führen.
Ich freue mich, dass du dieses Buch geschrieben hast. Es wird vielen Hilfe und Heilung bringen.
In herzlicher Verbundenheit
Bert Hellinger
Einleitung
Ich bin Ärztin geworden, um Leiden zu verringern. Durch meine Ausbildung lag mein Haupt-Augenmerk auf der Schulmedizin. Während meiner Tätigkeit am Krankenhaus stellte ich mehr und mehr fest, dass mir der schulmedizinische Ansatz nicht genügte. Im Umgang mit den Patienten erkannte ich sehr bald, dass Krankheit und Leiden nicht nur medizinisch diagnostizierbare Ursachen haben, sondern vielschichtiger zu sehen und zu behandeln sind.
»Was ist nur los mit mir?« wollen viele Patienten wissen, die mit ihren Symptomen und Krankheiten von einem Arzt zum anderen laufen und keine Linderung erfahren. Von meinem Vater, meinem ärztlichen Vorbild, habe ich gelernt, dass jeder Patient in seiner Einmaligkeit ernst zu nehmen ist. Die Basis seiner Arbeit war, auf das Wesentliche zu schauen, so lange zu fragen, bis das Vordergründige zurück- und die Komplexität der Krankheit zutage tritt. So führte mein Interesse neben der Schulmedizin fast zwangsläufig zur Psychotherapie.
Auch ich stellte mir in meinem Leben immer wieder die Frage: »Was ist nur los mit mir?« Neben der ärztlichen Auseinandersetzung mit der Psychotherapie begleitete mich die psychotherapeutische Selbsterfahrung mein Leben lang. So kam ich zu Bert Hellinger. Ich lernte ihn 1975 im Rahmen eines psychotherapeutischen Seminars kennen. Seine exakte Wahrnehmung und die Fähigkeit, das Wesentliche rasch und klar zu erkennen, faszinierten mich. Über einen Zeitraum von 27 Jahren nahm ich an vielen Seminaren teil. In dieser Zeit konnte ich seine therapeutische Entwicklung bis hin zum Familienstellen und zu den »Bewegungen der Seele« miterleben.
Wie die gute Medizin basiert auch die gute Psychotherapie auf dem Erkennen, »was mit dem Patienten wirklich los ist«. Meiner Erfahrung nach ist das Familienstellen im therapeutischen Kontext die effektivste Methode, um das Wesentliche für den Klienten deutlich zu machen. Hier spielt das Unbewusste die entscheidende Rolle. Da systemische Verstrickungen unbewusst sind, bedarf es einer therapeutischen Methode, um diese ans Licht zu bringen. Bert Hellinger hat beobachtet und beschrieben, wie unsichtbare Bindungen in Familien über Generationen hinweg wirken. Er hat mit dem Familienstellen eine Methode entwickelt, die diese Bindungen und die dahinter liegende Grunddynamik ans Licht bringt und damit oft Heilung ermöglicht.
Beim Familienstellen kann ich meinen diagnostischen Blick, der durch die Schulmedizin geübt wurde, sinnvoll anwenden. Alles, was ich gelernt und erlebt habe, fließt in meine therapeutische Arbeit ein. Für mich ist es befriedigender, einen Weg aufzuzeigen, den der Klient selbst gehen kann, als ihn in die Richtung zu ziehen, von der ich denke, sie sei die richtige. Paracelsus sagt: »Der Patient ist sein bester Arzt und der Arzt sein Begleiter.«
Als Ärztin und Psychotherapeutin interessiert mich vor allem die Verbindung von Krankheit und Familie. Gerade bei akut bedrohlichen und chronischen Erkrankungen ist es wichtig, auf unbewusste Verstrickungen im Familiensystem zu achten. Somit führt der Weg zur Lösung der Frage »Was ist nur los mit mir?« vom Symptom zum Familiensystem und zurück.
Ich lege den Schwerpunkt des Buches auf Krankheit und Symptom, weil der Körper am unmittelbarsten den Bedürfnissen der Seele Ausdruck gibt. Werden seelische Bedürfnisse ignoriert, »beginnt der Körper zu schreien«. Scheinbar grundlos tauchen Symptome auf. Der Körper ist unser Gefäß, er ist alles, was wir haben. Oder: »Körper und Seele sind identisch«, wie Professor Pöppel sagt.
Unterstützt von Christine Schäffler schreibe ich dieses Buch, weil es mein tiefstes Bedürfnis ist, Kranken Mut zu machen, sich und ihre Seele besser kennen zu lernen und ein Gefühl für die Bedeutung von familiären Verstrickungen zu bekommen. Ich wünsche mir, dass mehr Kranke den Mut finden, mithilfe ihrer Krankheit oder durch ihre Krankheit ihr Leben zu erweitern und zu vertiefen.