image

Illustration

Editorial

HELEN BITO, URSULA ESTERL, ELISABETH SCHABUS-KANT: Schrift und Schriftlichkeit – eine Spurensuche

Interdisziplinäre Annäherung an Schrift und Schriftlichkeit

PETER ERNST: Die beste aller Schriften? Grundsätzliche Überlegungen zu Schrift und Schreiben

ELMAR LENHART: Hand – Maschinen – Schreiben

CHRISTIAN MARQUARDT, KARL SÖHL:
Schrifterwerb und Bedeutung der Schreibschrift

Schrifterwerb und Schreiben an den schulischen Institutionen im Wandel

MARIA DIPPELREITER: Bravo, österreichische Schulschrift!

KONSTANZE EDTSTADLER: Anfänglicher Schrifterwerb – didaktisch und praktisch

JUTTA RANSMAYR: Eine Frage des Schreibmediums. Deutschmatura mit dem Stift oder am Computer schreiben?

Schrift als Querschnittsmaterie

DORIS MOSER: Christine Lavant?! Auf Spurensuche im Literaturarchiv

ANJA WILDEMANN, BARBARA HOCH: Heute schon Malayalam gelesen? Schriftsysteme im Unterricht in mehrsprachigen Lerngruppen thematisieren

ANDREA BRAIT, CORNELIA SOMMER-HUBATSCHKE: Die Geschichte der Schrift. Ein fächerübergreifender Stationenbetrieb

HELEN BITO, JULIA BITO: Buchstabenpartituren. Das Gesicht der Wörter: Visuelle Poesie – Unterrichtsbeispiele für einen produktionsorientierten Lyrikunterricht in der Sekundarstufe II

Service

MARA RADER: Schrift und Schriftlichkeit. Bibliographische Hinweise

Außer der Reihe

SONJA KURI: Die Technik nutzen. Das Schreiben fördern mit WRILAB2

Magazin

WERNER WINTERSTEINER: Nachruf Roland Fischer

ide empfiehlt
ELISABETH SCHABUS-KANT: Simon Singh (152019): Geheime Botschaften | Bodo Hell (2015): Stadtschrift

Neu im Regal

Online

ELISABETH SCHABUS-KANT: Nicht nur in Stein gemeißelt. Schrift als Querschnittsmaterie

SONJA VUCSINA: »Eine Geschichte für alle, die Wichtigeres zu tun haben«. Sprach- und Schriftspuren in Bilderbüchern

 

»Schrift und Schiftlichkeit« in anderen ide-Heften

ide 3-2018

Die Sichtbarkeit (in) der Literatur

ide 2-2018

Textmuster und Textsorten

ide 4-2016

New Literacies

ide 3-2013

Identitäten

ide 1-2013

Literale Praxis

ide 1-2007

Kultur des Schreibens

Das nächste ide-Heft

ide 2-2020

Videospiele

erscheint im Juni 2020

Vorschau

ide 3-2020

Märchen

ide 4-2020

Spracherwerb und Sprachenlernen

https://ide.aau.at

Besuchen Sie die ide-Webseite! Sie finden dort den Inhalt aller ide-Hefte seit 1988 sowie »Kostproben« aus den letzten Heften. Sie können die ide auch online bestellen.

www.aau.at/germanistik/fachdidaktik

Besuchen Sie auch die Webseite des Instituts für GermanistikAECC, Abteilung für Fachdidaktik an der Universität Klagenfurt: Informationen, Ansätze, Orientierungen.

Schrift und Schriftlichkeit – eine Spurensuche

Schrift …

Welche Bedeutung hat das Schreiben mit der Hand im Zeitalter der omnipräsenten Digitalisierung? Sollen sich Schüler und Schülerinnen heute wirklich noch mit dem mit einiger Mühe und einem doch beträchtlichen Zeitaufwand verbundenen Erlernen einer Schreibschrift »quälen«, wenn sie ja doch mit zunehmendem Alter auf das Schreiben am PC oder Smartphone umsteigen (müssen)?

Diese und ähnliche Fragen sowie die – immer wieder diskutierten – Ankündigungen, künftig auf das Lehren und Lernen der verbundenen Schreibschrift, wie es beispielsweise in Finnland seit 2016 bereits der Fall ist, zu verzichten, waren der Impuls für dieses Heft. Mit Blick auf die Anforderungen des späteren Berufslebens wird auf die Notwendigkeit des Beherrschens des Tastaturschreibens verwiesen, dem halten Experten wie Christian Marquardt die Bedeutung motorischer Fähigkeiten für die Entwicklung kognitiver und koordinativer Fähigkeiten entgegen. Fähigkeiten, an denen es vielen Kindern beim Eintritt in die Schule bereits mangeln würde, wie vielerorts beklagt wird. Beleuchtet werden sollen daher die Schwierigkeiten, aber auch die Vorteile, die das Erlernen der Schreibschrift mit sich bringt, um daraus mögliche Lösungsansätze, die einen zeitgemäßen Zugang zum Schrifterwerb eröffnen, abzuleiten. – Ein wichtiger Ausgangspunkt, der rasch zu weiteren Überlegungen führt.

… und Schriftlichkeit

Eine umfassende Auseinandersetzung mit Schriftlichkeit, verstanden als »schriftliche Form, schriftliche Fixierung« (DUDEN) von Sprache in all ihren Erscheinungsformen und Verwendungsmöglichkeiten, ist Ziel dieses ide-Heftes. Dafür nähern wir uns dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, um Einblicke in die schriftliche Fixierung von Sprache, aber auch in einige ihrer Anwendungsbereiche zu erhalten, wohl wissend, dass dafür vieles außer Acht gelassen werden muss – wie beispielsweise der große Bereich des Schreibens, verstanden als schriftliche Kommunikation, oder auch die zahlreichen Möglichkeiten der Gestaltung von geschriebenen Texten im digitalen Zeitalter.

Die Experten und Expertinnen aus Wissenschaft und Unterrichtspraxis bieten in ihren Beiträgen zahlreiche Einblicke in grundlegende Überlegungen zur Schrift, ihren Verwendungsweisen und Funktionen und nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven. Beleuchtet werden die Zusammenhänge der Geschichte von Sprache(n), Schriften und Schriftarten, Schriftlichkeit in historischer, sprachwissenschaftlicher und (kultur-)politischer Dimension sowie Schreiben und Schrift als Kulturtechnik. Darüber hinaus werden auch Einblicke in verschiedene Bereiche geboten, in denen Schrift weit über die Vermittlung des Schreibens in der Schule hinausgehend interessante Verbindungen mit anderen Fachrichtungen eingeht. Theorie und Praxis werden dabei immer in Verbindung zueinander gedacht, die Inhalte der Beiträge sollen zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema anregen und Impulse für weitere Erkundungen im Klassenzimmer bieten.

Die Beiträge im Einzelnen

Im ersten Teil erfolgt eine interdisziplinäre Annäherung an Schrift und Schriftlichkeit. Einleitend zeigt Peter Ernst auf, wie sich Schriften entwickelt haben (Bild-, Wort-, Silben- und Alphabetschriften) und wie sie funktionieren. Die komplexen Anforderungen einer Alphabetschrift legt er daran anschließend am Beispiel des Deutschen dar. Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive nähert sich Elmar Lenhart dem Thema, wobei er insbesondere die beiden großen historischen medialen Umbrüche der Antike (vom gesprochenen zum geschriebenen Wort) und der Neuzeit (von der Handschrift zur Schriftproduktion mit Hilfe von Maschinen) in den Blick nimmt. Christian Marquardt und Karl Söhl beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten der Diskussion rund ums Erlernen der Handschrift, dabei werden Stolperfallen aufgezeigt, Lernfelder identifiziert und Lösungsmöglichkeiten vorgestellt.

Den Wandel von Schrifterwerb und Schreiben an schulischen Institutionen beleuchten die Beiträge im zweiten Teil – mit besonderer Berücksichtigung einer spezifisch österreichischen Perspektive. Maria Dippelreiter präsentiert in ihrem Beitrag Überlegungen zur passenden Schriftart beim Erstschreibunterricht und diskutiert Vorund Nachteile von Druck- und Schreibschrift anhand der österreichischen Schulschrift. Ebenfalls mit dem anfänglichen Schrifterwerb, insbesondere mit dem verbundenen Buchstabenerwerb, beschäftigt sich Konstanze Edtstadler. Mit dem Fibelunterricht und dem Lesen und Schreiben durch Buchstabentabellen werden zwei unterschiedliche Konzepte vorgestellt, die aus didaktischer und praktischer Perspektive betrachtet werden. Die Ausführungen werden mit einem Blick in die Praxis von drei Volksschullehrerinnen vertieft. Die Auswirkungen der Wahl des Schreibmediums (Stift oder Computer) auf das Schreiben einer umfassenden schriftlichen Arbeit wie der Deutschmatura untersucht Jutta Ransmayr. Sie präsentiert eine korpuslinguistische Studie, bei der vor allem die Rechtschreib- und Interpunktionsleistungen der Maturanten und Maturantinnen sowie die lehrerseitige Beurteilung in den Blick genommen wurden.

Die Brücke zur Unterrichtspraxis schlagen die Beiträge im dritten und letzten Teil des Heftes. Die Autorinnen beleuchten unterschiedliche Lebensund Lernräume, die von Schrift(lichkeit) geprägt sind. Den Anfang macht Doris Moser, die sich auf Spurensuche ins Literaturarchiv begibt. Am Beispiel des literarischen Nachlasses der österreichischen Autorin Christine Lavant zeigt sie auf, was sich mit ein wenig detektivischem Gespür in Handschriften entdecken lässt. Möglichkeiten, gesellschaftliche und individuelle Mehrsprachigkeit stärker in den Fokus schulischer Aufmerksamkeit zu rücken, stellen Anja Wildemann und Barbara Hoch vor. Dabei wenden sie die Methode des Linguistic Landscaping an und folgen den Spuren der Schrift durch die Straßen der Stadt. Sie demonstrieren, wie unterschiedliche Schriftsysteme im öffentlichen Raum, aber auch in (kinder-)literarischen Texten wahrgenommen und zum Thema des Unterrichts gemacht werden können. Andrea Brait und Cornelia Sommer-Hubatschke spüren der »Geschichte der Schrift« nach und bieten in einem fächerübergreifenden (Deutsch und Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung) Stationenbetrieb konkrete Beispiele, um sich der Entstehung und dem Wandel von Schrift(en) zu nähern. Die Ausführungen werden durch Arbeitsblätter, die über unsere Website (https://ide.aau.at/) frei zugänglich sind, vertieft. Helen und Julia Bito regen zum produktiven Umgang mit Visueller Lyrik für die Sekundarstufe II an und laden zum Spielen und Experimentieren mit Sprache und Schrift ein.

Vertieft werden die praxisbezogenen Anregungen durch zwei weitere Texte, die über unsere Website frei zugänglich sind. Sonja Vucsina folgt Sprach- und Schriftspuren in Bilderbüchern (nicht nur für Kinder in der Volksschule) und macht sich auf die Suche nach der verborgenen Bedeutung von Buchstaben und Zahlen. Wie »Schrift als Querschnittsmaterie« Möglichkeiten »für Entdeckungen, Beobachtungen, Vergleiche, Innovationen, Analyse, Recherche, Kreativität und Gesellschaftskritik« bieten und wie dies Thema des Unterrichts werden könnte, legt Elisabeth Schabus-Kant anhand zahlreicher Beispiele anschaulich dar.

Im Service- und Magazinteil versammelt Mara Rader in einer umfassenden Bibliographie zahlreiche weiterführende Publikationen rund um Schrift und Schriftlichkeit. »Außer der Reihe«, aber doch mit deutlichem Bezug zur Schriftlichkeit präsentiert Sonja Kuri die Lern-Plattform WRILAB2, die aus dem gleichnamigen EU-Projekt zur Förderung der Schreibkompetenz von L2-Lernenden in vier europäischen Sprachen (Deutsch, Italienisch, Slowenisch und Tschechisch) entstanden ist. Abschließend werden von Elisabeth Schabus-Kant bewährte und von Ursula Esterl neuere Publikationen vorgestellt.

Wir wünschen eine erhellende Lektüre auf den Spuren von Schrift und Schriftlichkeit.

HELEN BITO, URSULA ESTERL UND ELISABETH SCHABUS-KANT

HELEN BITO ist BHS-Lehrerin an den Tourismusschulen Modul in Wien und Deutschdidaktikerin am Institut für Germanistik der Universität Wien. E-Mail: helen.bito@univie.ac.at

URSULA ESTERL ist Mitarbeiterin am Institut für GermanistikAECC an der Universität Klagenfurt. Arbeitsschwerpunkte: Deutsch als Zweit- und Fremdsprache, Mehrsprachigkeit, Schreibdidaktik. E-Mail: ursula.esterl@aau.at

ELISABETH SCHABUS-KANT ist Vertragsassistentin am Institut für Germanistik der Universität Wien und unterrichtet Deutsch, Englisch und DaZ/DaF an einer AHS. E-Mail: elisabeth.schabus-kant@univie.ac.at

Peter Ernst

Die beste aller Schriften?

Grundsätzliche Überlegungen zu Schrift und Schreiben

Schrift hat die Funktion, gesprochene Sprache zu fixieren und damit zeitliche und räumliche Grenzen zu überwinden. Aber wie diese Fixierung genau bewerkstelligt wird, kann nicht so einfach beantwortet werden. Von vielerlei Faktoren hängen Art und Verwendungsweise ab, neben sprachexternen wie Traditionen und politischen/national(istisch)en Einstellungen sind es vor allem auch sprachinterne wie Sprachstruktur und Verschriftungsprinzipien. Bei VerwenderInnen einer Alphabetschrift entsteht oft der Eindruck, dass »ihre Schrift« die gesprochene Sprache am »genauesten« wiedergibt und damit die beste aller möglichen Schreibarten darstellt. Der Beitrag soll daher allgemein die prinzipiellen Möglichkeiten aufzeigen, wie Schriften funktionieren (Bild-, Wort-, Silben- und Alphabetschriften), und dann die komplexen Gesetze einer Alphabetschrift sowie ihrer Formulierung am Beispiel des Deutschen darlegen.

Die Graphematik (auch Graphemik) geht ganz allgemein der Frage nach, wie gesprochene Sprache fixiert wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Ermittlung graphischer Grundeinheiten und ihrer Funktion im Schriftsystem. Die Orthografie ist nur ein Ausschnitt daraus, wenn auch vielleicht der bekannteste. Die Graphematik des Deutschen wurde, etwa im Vergleich zu Phonetik und Phonologie, bisher weniger gut erforscht. Das mag Gründe in der germanistischen Forschungsgeschichte haben, da der klassische Strukturalismus Schrift lediglich als Abbildungssystem gesprochener Sprache gesehen hat; sie wäre demnach ein sekundäres System, das keine weitere Beachtung durch die Sprachwissenschaft verdient. So stritten die strengen Strukturalisten (z. B. Leonard Bloomfield, 1887−1949) der Schrift gar den Status einer linguistischen Entität ab.

PETER ERNST ist ao. Univ.-Professor für Sprachwissenschaft an der Universität Wien sowie Honorarprofessor der Pannonischen Universität Veszprém. Seine Forschungsschwerpunkte sind Grammatik, Sprachgeschichte, Dialektologie und Namenkunde. E-Mail: peter.ernst@univie.ac.at

Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Schrift wird heute sehr wohl als eigenständige sprachliche Ebene betrachtet, die in Wechselwirkung mit der gesprochenen Sprache steht. Der Grundsatz »Schreib, wie du sprichst« wurde in der Frühen Neuzeit zum heutigen Gegenteil »Sprich, wie du schreibst« verkehrt. Der Grund dafür ist die Etablierung einer in großen Teilen des deutschen Sprachraums gebräuchlichen Schriftsprache etwa ab der Mitte des 17. Jahrhunderts (wohl nicht zufälligerweise nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges). Die Hoffnung, dass sich im Laufe der Zeit eine im gesamten deutschen Sprachraum einheitliche Standardsprache in Laut und Schrift entwickeln würde, hat sich allerdings bis heute nicht erfüllt: Dies bleibt eine Idealvorstellung, man geht derzeit von mindestens elf gleichwertigen Standardsprachen im Deutschen aus (vgl. Ammon u. a. 2004, S. XXXIV, XLIII). Auch der Eindruck, dass wenigstens die deutsche Orthografie (der einzige Bereich, in dem es eine Normierung gibt) Einheitlichkeit aufwiese, hält bei näherer Betrachtung nicht stand: man vergleiche die Regelung in der Schweiz, in der es kein <ß> gibt: <Masse>, <reissen>, <ausser> etc.

Insgesamt birgt das Thema geschriebene Sprache und Schrift im Allgemeinen sowie für das Deutsche im Besonderen reizvolle Aspekte, über die es sich im Unterricht zu reflektieren lohnt.

1. Allgemeine Grundlagen

Ein beliebtes, wenn auch ungeeignetes Gedankenexperiment zur Veranschaulichung der Bedeutung von Schrift besteht darin, sich den Alltag ohne Schrift vorzustellen: also keine Straßenschilder, Geschäftsnamen, Wegweiser, Zeitungsstände, Beschriftungen an öffentlichen Verkehrsmitteln und dergleichen. Das auf diese Weise gewonnene Bild entspräche aber in keiner Weise möglichen Realitäten, denn ohne Entwicklung einer Schrift wäre unsere Gesellschaft eine ganz andere, und es gäbe womöglich gar keinen öffentlichen Verkehr u. a. m. Schrift ist nicht einfach ein »Zusatz« in unserem Leben, den man ein- oder ausschalten kann, sondern sie bildet die Basis für die Entwicklung und das Zusammenleben von Menschen. Wir erlernen im Kindesalter Lesen und Schreiben als Grundfertigkeiten.

Schriftlose, teil- und vollverschriftete Kulturen verhalten sich jeweils unterschiedlich, und es ist schwer vorherzusagen, in welche Richtung die Entwicklung verläuft oder in einer anderen Lage verlaufen wäre. Orientieren kann man sich nur an allgemeinen anthropologischen Vergleichen. So lassen sich etwa folgende Aussagen tätigen:

Schriften sind autochthon an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten mehrfach und unabhängig voneinander entstanden (die Monogenese-Theorie gilt mittlerweile als veraltet).

Voraussetzung für die Entstehung von Schrift ist eine komplexe Zivilisation. Man kann sich leicht vorstellen, dass ein gewisser Grad an Komplexität im Zusammenleben von Menschen ein Mittel zur Verständigung verlangt, das zeitliche und örtliche Diskrepanzen überwinden kann.

Daraus folgt, dass Schrift aus der Notwendigkeit heraus entstanden ist, das Zusammenleben einer großen Menschenanzahl organisieren zu müssen. Damit steht die Praxisbezogenheit im Vordergrund, und tatsächlich notieren erste Schriftbelege Dokumente zu Verwaltung und Handel; Schöngeistiges wird erst deutlich später aufgeschrieben.

Die Entstehung von Schrift bedeutet einen grundlegenden Medienwandel von reiner Audition zur Visualität. In diesem Prozess wurden historische Schriften oft als fertiges Produkt wahrgenommen, das so großartige Vorteile bringt, dass es nur von Gott oder den Göttern stammen kann: den Ägyptern brachte Toth die Hieroglyphen, den Germanen Odin die Runen, den jüdischen Stämmen Gott die Schrifttafeln (die er in erster Fassung zudem selbst geschrieben hatte).

Die Grundfunktion von Schrift stellt demnach die Fixierung gesprochener Sprache zur Konservierung und Überwindung von zeitlichen und räumlichen Distanzen dar. Was aber wird wie fixiert? Die folgenden Zeilen sollen keine Schriftgeschichte im eigentlichen Sinn sein, sondern nur die prinzipiellen Möglichkeiten schriftlicher Fixierung aufzeigen.

2. Zur Schriftentwicklung

Die nächstliegende Methode schriftlicher Darstellung von Gesprochenem wäre wohl, Gegenstände, die uns umgeben, in einfachen Zeichnungen, sogenannten »Piktogrammen«, zu fassen, etwa Illustration für ein Buch oder Illustration für eine Uhr. Solche Zeichnungen sind auch ohne spezifische Verbindung zu einer Einzelsprache allgemein verständlich. Dem stehen die bekannten Nachteile entgegen, etwa dass Abstraktes und syntaktische Strukturen nur schwer oder gar nicht abgebildet werden können. Könnte ein Auge mit einer Träne noch als »Weinen« und zwei ausschreitende Beine als »Gehen« verstanden werden, so tut man sich mit Ausdrücken wie dass, damit, ob oder auch größer als, nicht so … wie schwer. Bilderschriften sind daher genau genommen keine Schrift, sondern Vorstufen dazu.

Ein weiterer Schritt ist die Übertragung von Bildzeichen von Konkretem auf Abstraktes. So kann das Zeichen Illustration für »Sonne« stehen. Zugleich kann aber auch die Sonne, da sie in vielen Religionen für das höchste Wesen steht, die höchste Gottheit oder überhaupt »Gott« bedeuten. Damit ist aus der Bilderschrift eine »Symbolschrift« oder auch »Ideenschrift« geworden, das Piktogramm wurde zum »Ideogramm«. Dazu ist aber eine Übereinkunft zwischen den Schreibenden und Lesenden notwendig, denn einem Betrachter, der diese Symbolbedeutung nicht (mehr) kennt, wird sich die Bedeutung »Gott« nicht von selbst erschließen. Es ist verständlich, dass die Grenzen zwischen reiner Bilderschrift und Symbolschrift (Ideenschrift) nur selten genau zu ziehen sind, da wir, besonders von alten Kulturen, die möglichen Begriffe, für die das Symbol steht, nicht mehr kennen. Die Ideenschrift ist dadurch gekennzeichnet, dass die graphischen Zeichen keine Verbindung zur lautlichen Seite der Sprache aufweisen, sondern nur zur inhaltlichen Seite oder zum Gedanken. Sobald sich das Zeichen auf ein Wort bezieht, liegen ein Logogramm und eine Wortschrift (Logographie) vor.

Die Beziehung kann sich auf den Wortinhalt (die Bedeutung), aber auch auf die Aussprache des Wortes beziehen (also Illustration für »Sonne« oder [ˈzɔnǝ]). Diese dem System geschuldete Mehrdeutigkeit führt in der Literatur zu unterschiedlicher Auffassung von Logographie:

[…] Schrifttyp, dessen dominante Bezugsebene im Sprachsystem das Lexikon ist […]. L[ogogramme] sind im Prinzip einzelsprachenunabhängig, da ihre Elemente auf lexikal. Bedeutungen, nicht auf Lautformen von Wörtern referieren. (Glück/Rödel 2016, S. 408)

gegenüber

Verschriftung der Bedeutung einzelner sprachlicher Ausdrücke durch graphische Zeichen (sogen. »Logogramme«), wobei im Unterschied zu Ideographie und Piktographie jedem Zeichen eine konstante Zahl phonemischer Komplexe (im Idealfall genau ein Komplex) zugeordnet ist. (Bußmann 2008, S. 414)

Es empfiehlt sich daher, auch wenn diese in der Linguistik keine gängigen Begriffe sind, zwischen »Wortbildschrift« und »Wortlautschrift« zu unterscheiden: Wortbildschriften sind graphische Zeichen, die nicht mit einer Lautung gekoppelt sind, also in unterschiedlichen Sprachen unterschiedlich ausgesprochen werden: <4> dt. vier, engl. four, französ. quatre, ital. quattro usw. Bei Wortlautschriften wird nicht nur die Wortbedeutung, sondern auch die Lautung ausgedrückt: Illustration meint nicht nur die Bedeutung »Uhr«, sondern auch die Lautung [uːɐ̯]. Das bekannteste Beispiel für eine Wortschrift ist das Chinesische (die Han-Schrift).

Damit ist die »letzte« Stufe der Schriftentwicklung erreicht, auf der das Schriftzeichen für die Lautung eines Wortes, einer Silbe oder eines Lautes steht, eben Illustration für [uːɐ̯]. In allen Sprachen existieren gleichlautende (homonyme) Wörter oder Silben, die verschiedene Bedeutungen tragen. Die Entstehung dieser Homonyme kann historisch bedingt oder auch rein zufällig sein. Illustration könnte also als <Ur-> oder <Uhr> aufgefasst werden. Eine solche Verwendung wird als »Rebus« bezeichnet, die nichts anderes als eine Übertragung der Lautung und des damit verbundenen Schriftzeichens auf weitere Bedeutungen darstellt. Es könnte also IllustrationIllustration für »Urlaub« geschrieben werden.

Zugleich ist die Verschriftlichung ein Beispiel für eine Silbenschrift, bei der für eine Silbe ein einzelnes Zeichen verwendet wird. Wissenschaftsgeschichtlich wird erst eine Silbenschrift als Vollschrift bezeichnet: Eine Schrift in unserem Sinn wird erst erreicht, wenn die Bezeichnung von Worteinheiten zu Silben- oder Lauteinheiten übergeht. Dieser Vorgang ist dadurch möglich geworden, dass die Zeichengebung von »realen« Dingen auf Lautkomplexe übergegangen ist. Man könnte das Deutsche zwar prinzipiell mit einer Silbenschrift notieren, sie würde aber sehr kompliziert ausfallen, da die Silbenstruktur im Deutschen komplexer als in anderen Sprachen ist. Man vergleiche nur die unterschiedlichen Sprechsilben in wurzelverwandten Wörtern wie

Re-gen/reg- nen

Dach/Dä-cher

oder einen komplexen Silbenaufbau wie in Strickstrumpf. (Das hängt mit der Entwicklung des Deutschen von einer Silbensprache zu einer Wortsprache ab dem Frühneuhochdeutschen zusammen.) Das Italienische etwa weist wie alle romanischen Sprachen viel mehr offene Silben auf als das Deutsche (vgl. do, re, mi, fa, so, la) und wäre deshalb mit einer Silbenschrift viel besser darstellbar. Einen Idealfall für eine Silbenschrift stellt etwa das Japanische in seiner »alten Aussprache« dar, das nur Silben vom Typ Konsonant + Vokal oder nur Vokal allein kannte.

Eine Schrift, in der einzelne Zeichen für einzelne Laute oder auch Lautkombinationen gesetzt werden, wird als »Buchstabenschrift« oder »Alphabetschrift« bezeichnet. Charakteristisch dafür ist die »phonographische Schreibweise von Einzellauten« (Haarmann 1991, S. 280), also nicht mehr von Silben oder Wörtern. Aber auch hier existieren verschiedene Arten. Die historisch älteren im orientalischen Kulturkreis sind die Konsonantenschriften (»Abjad-Schrift«), bei denen, wie der Namen schon sagt, nur die konsonantischen Phoneme notiert werden, die vokalischen aber nicht; sie müssen aus dem Kontext erschlossen werden. Auf das Deutsche übertragen würde »Helm« demnach <Hlm> geschrieben werden, das aber ebenso für »Halm« stehen kann. Wenn es sich nicht um ein singulär kommuniziertes Wort handelt, kann die Bedeutung durch den Kontext deutlich werden. Konsonantenschriften nutzen die schriftliche Redundanz stärker als Alphabetschriften mit Vokalbezeichnungen. Als historisch erste Schrift dieser Art ist die griechische belegt, die über das Etruskische dem Lateinischen vermittelt wurde. Analog zum Terminus »Konsonantenschrift« existiert aber kein gleichwertiger für »Alphabetschrift nur mit Vokalen«:

Illustration

Schrift wird heute aufgefasst als lineares System grafischer Zeichen zur Fixierung gesprochener Sprache. Systemisch ist Schrift insofern, als die Zeichen in Beziehung zueinander stehen und keine isolierten Elemente darstellen, »grafisch« hebt die zeichnerische Gestalt der Zeichen hervor. Aus heutiger Sicht besteht kein Zusammenhang zwischen Form und Inhalt der Schriftzeichen, die Beziehung ist (im Sinn von de Saussure) arbiträr oder nach Charles Sanders Peirce symbolisch, auch wenn sich einzelne Schriftzeichen historisch aus Bildern herleiten lassen.

Wir kommen also zusammenfassend zu diesem Schema:

Illustration

3. Graphematik des Deutschen

Zunächst muss bedacht werden, dass sich unser Schriftsystem historisch entwickelt hat und (im Vergleich zu anderen Schriftsystemen wie – der Überlieferung nach – dem armenischen) nicht punktuell »erfunden« wurde. Daraus leiten sich gewisse Schreibtraditionen ab, die heute oft als Abweichungen im System erscheinen: So existieren die Längungen <aa> Waage, <ee> Meer und <oo> Moor, nicht aber *<ii> und *<uu>. Der Grund liegt in der Erkennbarkeit: Doppeltes <i> und doppeltes <u> weisen mehrere gleichlange senkrechte Striche auf und können daher leicht mit <m>, <mm>, <n> und <nn> verwechselt werden. Ein Dehnungs-<e> gibt es nur nach <i>, und zur Dehnung kann auch nur dieser Vokal verwendet werden. (Anders allerdings in Reliktformen: Der Familienname <Voigt> ist mit [Oː] zu lesen.)

Zu berücksichtigen ist auch, dass das heutige deutsche Schriftsystem aus dem lateinischen Alphabet hervorgegangen ist, das in frühalthochdeutscher Zeit noch kein Inventar für Zeichen, die im Lateinischen nicht vorkamen, besaß.

Für eine angemessene Beurteilung der deutschen Alphabetschrift sind zwei Prämissen notwendig:

Zwischen Lauteinheiten und Schrifteinheiten besteht eine wie immer geartete Beziehung. Damit ist aber nicht die äußere Gestalt der Schriftzeichen, etwa eines <a>, gemeint, die historisch bedingt und arbiträr ist.

Die Schriftzeichen bilden ebenso wie die Lauteinheiten ein System, d. h. die Elemente stehen in Beziehung zueinander.

Wir verständigen uns natürlich nicht in Lauten, sondern in Phonemen. Dementsprechend wird der Zusammenhang von Phonem und seinem graphischen Gegenstück, dem Graphem, als »Graphem-Phonem-Korrespondenz« (GPK) bezeichnet.1 Die relevanten Einheiten der Mündlichkeit sind demnach Phoneme, die der Schriftlichkeit Grapheme. Über die genaue Definition von »Graphem« bestehen in der Forschung unterschiedliche Meinungen. Wie stehen die beiden Einheiten zueinander? Sind Grapheme die schriftlichen Entsprechungen von Phonemen, d. h. ist »die graphematische Gestalt eines Wortes aus seiner phonologischen Form ableitbar« oder unterliegen die graphematischen Formen eigenen Gesetzmäßigkeiten (vgl. Dürscheid 2016, S. 131)? Die erste Meinung wird als Dependenz-, die zweite als Autonomiehypothese bezeichnet, so schon Harweg (1971). Es sind auch Zwischenformen denkbar, etwa die »Korrespondenzhypothese«, der zufolge Beziehungen zwischen phonologischen und graphematischen Einheiten anerkannt werden, diesen aber kein Sonderstatus zukommt (Primus 2003, S. 4–6).

Entsprechend den beiden Grundpositionen kann das Graphem demnach so beurteilt werden:

a. Das Graphem stellt (in Alphabetschriften) die schriftliche Repräsentation des Phonems dar, [Dependenzhypothese, P. E.]

b. Das Graphem ist »die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit des Schriftsystems einer Sprache« (Günther 1998, S. 77) [Autonomiehypothese, P. E.]. (Dürscheid 2016, S. 131).

Und wie ist in dieses System dann der Laut, also das Phon einzuordnen? Wenn Phonem und Graphem zueinander in Beziehung stehen, gilt das dann auch für ihre »Allo«-Formen?

Illustration

Abb. 1: Die Systemhaftigkeit von Phon, Phonem, Graph, Graphem

Ein Phon korrespondiert eben nicht mit einem Graph und umgekehrt (Abb. 1). Wenn aber schon der Begriff »Graphem« nicht geklärt ist (eine kurze Aufstellung unterschiedlicher Meinungen bietet Staffeldt 2010, S. 148), so findet der Ausdruck »Graph« noch weniger Verwendung. Ein Graph wäre nach der symmetrischen Terminologie des Strukturalismus ein identifiziertes, aber noch nicht klassifiziertes Element der Schriftlichkeit. Im Gegensatz zur gesprochenen Sprache, wo damit ein Laut bestimmt ist, macht dies aber in der Schriftlichkeit keinen Sinn. Jedes Schriftzeichen, das wir sehen, wird intuitiv sofort einem Graphem zugeordnet, zum Beispiel ɑ zu <a>. Es gibt dementsprechend auch keine einheitliche Notation für Graphe; manche AutorInnen entscheiden sich für doppelte Spitzklammer (<<ɑ>>), aber das ist nicht allgemein anerkannt. Größere Einigkeit besteht darin, dass die jeweils korrespondierenden Klein- und Großbuchstaben (z. B. a und A) Allographe des Graphems <a> darstellen. Auch Doppelschreibungen bei Vokalen (<Waage>) kann man als Allographe sehen, da, wie schon bei *<ii> und *<uu> gezeigt, die vokalische Doppelschreibung willkürlich, weil historisch gewachsen ist und der unmarkierte Fall die Einfachschreibung auch für Langvokale ist (<Name>).2

Wenn das geschriebene System vom gesprochenen abgeleitet ist, muss zunächst das Phonemsystem betrachtet werden. Die Phonemsysteme des Deutschen sehen so aus (Abb. 2 und 3):

Illustration

Abb. 2: Das konsonantische Phonemsystem des Deutschen (Eisenberg 2013, S. 88)

Illustration

Abb. 3: Das vokalische Phonemsystem des Deutschen (Eisenberg 2013, S. 91)

Es fällt auf, dass hier weder Affrikaten noch Diphthongen Phonemstatus eingeräumt wird, eine Ansicht, die mit Argumenten der Distribution begründet werden kann. Prinzipiell existieren nun die schon genannten Möglichkeiten der Graphembeurteilung.

3.1 Die Autonomiehypothese

Grapheme sind selbstständige Elemente der Schrift, die parallel zu Phonemen als kleinste bedeutungsunterscheidende schriftliche Einheiten mittels Minimalpaarbildung ermittelt werden können. Es wäre also zu unterscheiden:

Illustration

Auf diese Weise wurden die Grapheme <m>, <h> und <r> ermittelt. Aus dieser Methode folgt, dass nicht jedes Graphem, z. B. <sch>, genau einem Buchstaben entspricht. Als Grapheme des Deutschen ergeben sich mit dieser Methode:

Illustration

Abb. 4: Das deutsche Grapheminventar (Eisenberg 2013, S. 290)

Auch hier fällt das Fehlen von diphthongischen Graphemen auf.

Gewisse Sonderschreibungen hängen mit Kontextregeln zusammen (etwa bei <f>, <v>, <w>: zur Distribution vgl. etwa Back 2006, S. 45 f.). Das System hat außerdem nur die Schreibung des Erbwortschatzes und nicht die von Fremdwörtern als Grundlage.

3.2 Die Dependenzhypothese

Wenn Phoneme mit Graphemen korrespondieren und umgekehrt, muss das eine aus dem anderen ableitbar sein. Auf diese Weise kommt Eisenberg (2013, S. 291) auf GPK wie

/p/ → <p>

/t/ → <t>

/ʃ/ → <sch> usw.

bzw. in umgekehrter Richtung

<ch> → /χ/

<ng> → /ŋ/

<a> → /a/ usw.

In idealer Weise müssten beide Vorgangweisen zum selben Ergebnis kommen. Das ist aber nicht der Fall. Nicht enthalten in Eisenbergs Tabelle (Abb. 4) sind Grapheme für Langvokale wie <aa>, wie denn auch in Abb. 3 (Vokalphoneme) die Langvokale fehlen. Dies beruht auf der Tatsache, dass die Vokalmerkmale gespannt und ungespannt distinktiv sind und die gespannten Vokale in der Standardsprache lang ausgesprochen werden; dies ist ebenfalls ein Merkmal des Systems und nicht der Distribution. Die Schreibung von Langvokalen fällt unter den Begriff der »Dehnung« und nimmt die Einfachgrapheme als Ausgangspunkt. Das Gegenteil zur Dehnung ist die »Schärfung«, d. h. die eindeutige Kennzeichnung des Kurzvokals durch folgende Doppelkonsonantenschreibung. Eine eindeutige Schreibung dafür ist die folgende Doppelkonsonanz, etwa <rennen>, <fallen>, <halten> usw. (zu Dehnung und Schärfung vgl. ausführlich Neef 2005: Kapitel 4 und 5).

Im Deutschen stehen 21 Konsonantenphoneme 21 Konsonantengraphen gegenüber, wobei die Zuordnung aber nicht im Verhältnis 1:1 erfolgt. 15 Vokalphoneme (ɐ) ausgenommen, da es nicht den Hauptakzent tragen kann, korrespondieren mit acht Vokalgraphemen. Die GPK sehen folgendermaßen aus:

Illustration

Abb. 5: Die GPK-Regeln des Deutschen (Eisenberg 2013, S. 291f.)

Nach Eisenberg (2013, S. 293) lässt sich mit diesen GPK-Regeln jedes Wort des Deutschen schreiben (nicht allerdings Fremdwörter mit »fremden« Lautungen). Damit ist der alphabetische Anteil des deutschen Schriftsystems isoliert, also alle Wortformen, die auf eine rein segmentalphonologische Repräsentation zurückgehen. Es handelt sich also um »phonographische Schreibungen«. Zugleich dient dieses System im Deutschen als Beispiel für die Komplexität einer Alphabetschrift.

4. Die beste aller Schriften?

Grundsätzlich gelten diese Prinzipien:

Jede Sprache der Welt ist im Prinzip mit jeder Art von Schrift darstellbar.