Elisabeth Manndorff

BEWUSSTSEIN
UND SINNSUCHE

Inhaltsverzeichnis

Das Bewußtsein und Kontakte mit Verstorbenen

Das Bewußtsein in uns

Die Sinnsuche

1. Kapitel: HILFREICHE KONTAKTE

Kurze Erlebnisberichte

2. Kapitel: TRENNUNGEN

Der Problembereich Medizin

Schuldgefühle

Träume

Brauch und Tradition

3. Kapitel: WEITERLEBEN

Verbunden bleiben

Wissen tröstet

Die Selbstfindung

4. Kapitel: FRAGEN ZU ZEIT UND RAUM

Der Lebensbaum

Frühe Information

Das Gedächtnis des Ortes

5. Kapitel: AM LEBEN GEBLIEBEN 101

Jeder Tag ist kostbar

Unerklärtes

Unheimliches

ANHANG

Seelenwissen und Sinnsuche

Der Bewußtseinscode

Musterverzeichnis

Die Bedeutung und Wirkkraft von Zahlen

Einsichten

Literatur

Das Bewußtsein und Kontakte mit Verstorbenen

Hermann Hesse schreibt in einem unveröffentlichten Brief, daß wir mit Verstorbenen oft besser sprechen können und uns besser Rat von ihnen holen können als von Lebenden1.

Zu seiner Zeit gab es noch keine konkreten fachwissenschaftlichen Einsichten in die Bewußtseinsthematik und doch hat Hesse ebenso wie auch bereits lange vor ihm eine Reihe anderer Persönlichkeiten aus den verschiedensten Bereichen des Lebens diese Aussage überzeugt dargelegt.

Der holländische Kardiologe Pim van Lommel hält heute Vorträge in aller Welt, um seine Erfahrungen zum fortdauernden Bewußtsein weiterzugeben, das wissenschaftliche Studien ebenso wie umfassende Forschungen belegen: Die Erlebnisse von Menschen an der Grenze zwischen Leben und Tod sind erstaunlich gleichartig.

Intensiveren Austausch verlangen noch Kontakte zu Verstorbenen. Nur aus Unsicherheit wegen Mangel an Wissen in der Gesellschaft wird darüber kaum gesprochen. Es ist jedoch bereichernd und im praktischen Leben oft auch wichtig, mit Achtsamkeit sowie Respekt die verschiedenen Möglichkeiten einer Kontaktnahme mit Verstorbenen wahrzunehmen.

1 Vgl. Hesse, Hermann: Lektüre für Minuten. Gedanken aus seinen Büchern und Briefen. Auswahl und Nachwort von Volker Michels. Frankfurt am Main 1977, S. 276 (1057).

Das Bewußtsein in uns

„Bewußtlosigkeit“ – im Allgemeinen ist dieser Begriff vielen Menschen verständlicher als „Bewußtsein“, das mit dem schwierigen Begriff „Seele“ und auch mit ‚belebt’ oder ‚belebt sein’ in Verbindung gebracht wird. Medizin2 und Biologie3 erkennen derzeit das Bewußtsein als individuelles geistiges Feld, das über unser begrenztes Leben hinaus wirkt sowie ein weitreichendes Wissen erschließt und als „essenzkonzentriert“ gilt.

Für die Natur- und Geisteswissenschaften ergeben sich dazu gegenwärtig eine Reihe von neuen Forschungsthemen, die einerseits im Bereich von Nahtoderfahrungen auftreten und andererseits neurologische Konzepte erweitern. Das Bewußtsein kann nämlich in Ausnahmesituationen erheblich aktiviert sein und Einsichten vermitteln, die man im herkömmlichen Leben nicht gewinnen würde. Wie sich aus vielen untersuchten Fällen nachweisen läßt, ist es oft schwierig, für das Beschreiben dieser Erfahrungen geeignete Worte zu finden.

Die ‚Wirklichkeit’ dieser Eindrücke ist demnach engstens mit einem kommunizierbaren Wortschatz verbunden. Dieser besondere Aspekt hat Gelehrte schon in der Antike und dann vom frühen Mittelalter an in abendländischen Klöstern intensiv beschäftigt: Er wurde als ‚erlösende Wahrheit im Wort’ angestrebt und gesucht. Das Geheimnisvolle, das Unerklärte und auch das ‚Jenseitige’ aufspüren zu können ist gleichsam eine Kontaktaufnahme mit der Seele und ihrer Fähigkeit, alles zu verstehen. Daraus entstand bereits früh der Versuch, die „vollkommene Sprache“4 anzustreben, um die Verbindung mit dem eigenen bewußten Sein zu vertiefen.

Auch Nachtodkontakte verlangen verbale Klärungen. Nicht zuletzt besteht die Frage, ob und inwiefern eine sensibilisierte ‚Antenne’ von Hinterbliebenen notwendig ist, um die Anwesenheit des Bewußtseins von bereits Verstorbenen wahrnehmen zu können. Ein solcher Bewußtseinskontakt könnte über Gefühle oder Sinneseindrücke, Worte und Sätze, Trauminhalte, Stimmen, Geräusche sowie Gerüche erfolgen.

Allerdings wird dazu kein kompetentes Wissen als üblicher Lehrstoff vermittelt. Deshalb bleiben viele Ereignisse in diesem Zusammenhang nicht nur der Aufmerksamkeit entzogen, wir können sie wegen des Mangels an erworbenem Verständnis auch nicht schon bekannten Sachverhalten zuordnen, in Worte übertragen und diese dann entsprechend mitteilen.

Die enge Beziehung von Wirklichkeit, Sprache und Denken5 verlangt somit nach dem Austausch subjektiver Erfahrungen, die sich kategorisieren, zuordnen, vergleichen und bestätigen lassen. Das vorliegende Buch soll dazu anregen und auch ermutigen.

Vereinzelt Bekanntgewordenes aus dem geheimnisvollen Bereich zwischen Leben und Tod tangiert die alte Sehnsucht der Menschheit nach dem Wissen über einen tieferen Sinn unseres Daseins. Der Wunsch nach Einsicht in den göttlichen Plan der Schöpfung ist ebenso verständlich wie das starke Verlangen nach einer Klarheit über jene Aufgaben der Menschen, die sie auf Erden erfüllen sollten6.

Die sachliche Möglichkeit, per Schriftzeichen (also mit Buchstaben, Ziffern und Zahlen) aus unserem Kulturkreis oder mit der DNA-kongruenten Linienschrift des chinesischen I Ging7 in einen engeren Kontakt zum eigenen Bewußtsein zu treten, nämlich im Zusammenhang mit dem genetischen Code8, ist ein neuer Ansatz für Forschungen und auch für den alltäglichen Erkenntnisgewinn.

Da die Schrift wegen ihrer formellen, konservierenden und gut dokumentierbaren Anwendung nachvollziehbare sowie besser diskutierbare Informationen versammeln kann, stellt dieser Zugang im theoretischen sowie praktischen Einsatz eine gute Möglichkeit dar, auf breiter Ebene Fragen nach dem Bewußtsein näher zu untersuchen. Im Anhang ist dazu eine vereinfachte und leicht praktizierbare Methode als Erkenntnissprache oder Bewußtseinscode vorgestellt.

Die Sinnsuche

Wir sind mehr als nur ein materieller Körper mit Psyche und Geist – das facettenreiche Sein ist aber als Ganzes nicht leicht zu erfassen. Sogar das eigene wahre Wesen erscheint mitunter rätselhaft. Zudem ist oft nicht klar, warum Dinge so geschehen wie wir sie wahrnehmen und welcher Sinn darin zu erkennen ist. Es ergeben sich also zahlreiche Fragen allein zum Bedürfnis, das alltägliche Leben besser zu verstehen.

Nun kleiden wir alle Eindrücke und Vorstellungen in Worte, die wir aus unserem persönlichen und somit uns zugänglichen Vokabular wählen: Unbekanntes ist dort nicht abzurufen und bleibt also unverständlich – bis es schließlich – auf welche Weise auch immer – gut erklärt an uns herangetragen wird.

Neue Themen stellen oft Herausforderungen dar, deren Sinn schwer nachvollziehbar erscheint. Zufälle, Begegnungen, synchron verlaufende Ereignisse auf der Lebensbühne besitzen ein codiertes Erscheinungsbild, zu dem uns der Schlüssel vorenthalten scheint. Oft wünscht man sich, daß ‚hinter den Kulissen’ jemand steht, der alles erklären kann oder zumindest, daß dort eine Art ‚Erkenntnisbuch’ vorzufinden wäre.

Insbesondere ein Trauerfall lähmt das Denken und Verstehen. Zwar ist der therapeutische Weg einer Sinnsuche vor allem durch die Logotherapie von Viktor Frankl9 in reichem Umfang auch durch seine Schüler dokumentiert, doch den roten Faden im persönlichen Leben zu sehen ist eine große Aufgabe, die wir wohl zu Recht dem eigenen Seelenwissen zuzuordnen haben. Der Kontakt zu unserem fortdauernden bewußten Sein10 ist allerdings im heute so überfrachteten Zivilisationsalltag abhanden gekommen bzw. verschüttet11. Wirklich klärende Informationen sind für die individuellen Bedürfnisse von Hinterbliebenen dünn gestreut; und die Warnungen vor jedweder Katastrophe werden aus Mangel an Achtsamkeit oder Training zum bewußten Sein meist überhört. Nicht selten müssen wir dann auf oft schmerzliche Weise unser ‚Taubsein’ bereuen.

Im Zusammenhang mit dem weiten wissenschaftlichen Forschungsfeld zum Bewußtsein ergeben sich bemerkenswerte Belege für eine Zeitferne und auch ‚Endlosigkeit’. Damit erhält in der Biologie, Medizin, Psychologie und Philosophie sowie Theologie das gesellschaftliche Tabuthema Tod eine völlig neue Dimension.

Konkret geht es dabei auch um die Erfassung von Nachtodkontakten – Nahtoderfahrungen sind ja bereits ausführlich wissenschaftlich festgehalten und gut kommentiert; sie beschreiben allerdings einen Erlebnisraum, in dem die Rückkehr ins irdische Dasein noch möglich ist.

Aus der Perspektive der Lebenden erbringen Nachtodkontakte interessante Bündel von Einsichten zum Sinn des richtigen Umgangs mit vielen Themen des Alltags: Arbeit, Gesundheit, Wohnsituation, Freundschaft, Liebe, Wissenserwerb sind nur einige Themen, die überraschende, aufschlußreiche Hinweise erhalten.

Aus den Nachtodkontakten ergibt sich zudem eine deutliche Hilfestellung in akuten Problemsituationen. Das ist eine immerhin bemerkenswerte Tatsache. Ganz deutlich geht es darum, aufgeschlossen und kreativ auf solche Anregungen zu reagieren.

Das vorliegende Buch liefert dazu konkrete Hinweise. Außerdem ist ein wertvoller Zugang zum Entschlüsseln von verborgenen Informationen zu Namen, Daten, allgemeinen Begriffen, Zeit- sowie Raumangaben im Anhang vereinfacht und praxisfreundlich dargestellt. Damit läßt sich nicht nur der Kontakt zum Bewußtsein aktivieren, es ergeben sich daraus auch wertvolle Hinweise zu Sinnfragen sowie Klärendes zur Verschränkung von Ereignissen, die man aus der althergebrachten Perspektive nicht leicht durchschauen kann.

Es ist sehr bemerkenswert, daß sich die Suche nach dem höheren bewußten Sein und dem Sinn12 besonders seit Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) auf die Verschränkung von Sprache, Schrift, Mathematik und Philosophie stützt. Da insbesondere und grundsätzlich die formale Strenge der Mathematik einer klaren Orientierung der Wissenschaft dient, ergibt das für die Sinnsuche in der Verbindung hin zum Bewußtsein eine versichernde Bestätigung.

In der Praxis bedeutet das nun die Schaffung einer Verständnisbrücke zwischen dem ‚Alltagsdenken’ und jenem bewußten Seinszustand, der uns ein höheres Wissen um jene Zusammenhänge vermittelt, die unser Leben gestalten und uns deshalb auch entsprechende Reaktionen abverlangen.

Wir können demnach aus der Verknüpfung von Sprache und einfacher Mathematik ohne jedwede Verflachung oder Verfälschung durch Emotionen den direkten Zugang zu unserem bewußten Sein erreichen – sogar und insbesondere in der bestätigenden Schrift, die Informationen ‚konserviert’ und der wiederholten Sichtbarmachung zuführt.

Diese Möglichkeit ist im Anhang zur Verfügung gestellt13. Insbesondere für Trauernde bietet sie grundsätzlich Jedem einen befriedigend ehrlichen und direkten Zugang zum Kern der persönlichen Situation.

Außerdem wird das Verstehen für die so verschlungen wirkenden Pfade des Schicksals geweckt. Was wir oft nur ‚leise’ ahnen verlangt Erklärungen – ähnlich wie ein Traum, der uns persönlich Erlebtes, Gedachtes und auch Zukünftiges in symbolträchtigen, oft sogar recht eigenartigen Bildern nahebringt. Es ist anspruchsvoll im sozialen Gemeinwesen auch noch die eigene Stimme wahrzunehmen, Wegkreuzungen zu erkennen und dort über die Richtung des Weitergehens zu entscheiden.

Sich selbst und das innere Seelenwissen erreichen ist für viele Menschen der ersehnte Ansatz, Leid bewußt verhindern zu können oder wenn es uns erreicht hat in sinnvolles Lernen zu überführen.

2 Vgl. Lommel, Pim van: Endloses Bewusstsein. Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. München 2009.

3 Vgl. Nahm, Michael: Wenn die Dunkelheit ein Ende findet. Terminale Geistesklarheit und andere Phänomene in Todesnähe. Amerang 2012.

4 Vgl. Eco, Umberto: Die Suche nach der vollkommenen Sprache. München 2002, S. 65-152 u. a. mehr. Ramon Llull (1232-1316), der katalanische Philosoph, Logiker, Mathematiker und Theologe wollte mit seiner Ars magna Verknüpfungen und Assoziationen von Begriffen schaffen, die zu höheren Erkenntnissen und einer ‚Friedenssprache’ führen sollten.

5 Vgl. Watzlawick, Paul: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn. Täuschung. Verstehen. München 302004, S. 7.

6 Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716), der Universalgelehrte der Barockzeit, war schon von jungen Jahren an seinem Plan der Schaffung einer Begriffslehre ergeben, die allgemeinverständlich dem ethischen und friedenschaffenden Verständnis der Menschen dienen sollte – er nannte dieses geistige System einer idealen Sprache Characteristica universalis und auch Ars combinatoria. Viele Persönlichkeiten sind seinen Gedanken bis in unsere Zeit gefolgt (darunter auch die Philosophen Russell und Wittgenstein).

7 Vgl. Manndorff, Elisabeth: Das Hermann Hesse-I Ging. Die Würde des Geistes und der Sinn der Welt. Wien 2019.

8 Die Erbsubstanz Desoxyribonukleinsäure (DNS, englisch deoxyribonucleic acid DNA).

9 Vgl. Frankl, Viktor: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk. München 172004.

10 Vgl. Lommel, Pim van: Endloses Bewußtsein. Neue medizinische Fakten zur Nahtoderfahrung. München 2018.

11 In einem Gespräch von Werner Huemer mit dem katholischen Priester Stefan Lampe über dessen Nachtoderfahrung nach einem Autounfall erklärt Stefan Lampe im sehr überzeugenden Ringen um die verbal richtige Beschreibung von seinem Erlebnis, das er den Eindruck hatte, „eine Decke“ werde von ihm weggezogen und dadurch hat er den Blick verständig frei auf den Verlauf seines Lebens und alle darin erfahrenen wesentlichen Ereignisse: https://thanatos.tv/stefan-lampe-ein-pfarrer-und-sein-Leben-nach-dem-Tod/ aufgezeichnet am 15. August 2019, zuletzt gehört am 30. Dezember 2019.

12 Vgl. Kanitscheider, Bernulf: Auf der Suche nach dem Sinn. Frankfurt am Main 1995.

13 Vgl. Kanitscheider, Bernulf: Natur und Zahl. Die Mathematisierbarkeit der Welt. Heidelberg 2013.