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Familie Brokoli

Band 2: Vollkommen diebische Ferien

Band 3: Vollkommen verschneite Ferien

Paula Brandts

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

© 2020 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

Mühlstraße 10, 88085 Langenargen

Telefon: 08382/9090344

Alle Rechte vorbehalten. Originalausgabe erschienen 2014.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Cover gestaltet mit Bildern von © Heike Georgi (Pferd) + © K.M.S.P.1031 (Hintergrund) Adobe Stock lizenziert

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM

ISBN: 978-3-86196-301-1 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-211-1 - E-Book (2020)

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Inhalt

1. Kapitel

Vollkommen diebische Ferien

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

1. Kapitel

Vollkommen verschneite Ferien

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

Nachwort

Die Autorin

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1. Kapitel

Vollkommen diebische Ferien

... in dem eine Aufklärung startet.

„Hatschi!“

Ein verräterisches Niesen enttarnt mich hinter dem dicken Strohballen. Mein kleines Versteck liegt auf dem Heuspeicher über dem Kuhstall. Ich höre Kais Schritte, die über die Heuballen auf mich zukommen. Mit einem triumphierenden „Ha!“ entdeckt er mich.

Ja, auf dem Heuspeicher Verstecken spielen macht Spaß. Es sind Osterferien, die Sonne strahlt vom Himmel, die Krokusse zwängen sich mühsam unter der dünnen Schneeschicht hervor und die Blätter glänzen wie lackierte Nägel von der Tussi Mandy aus den letzten Sommerferien.

Meine freie Zeit verbringe ich wieder bei Familie Brokoli, der Chaosfamilie, die auf dem Bauernhof in Flensburg wohnt. Neben Mutter Grete und Vater Holger sind das ihre Kinder Regina, Lille und Kai und David.

Ich liebe es, hier auf dem Bauernhof zu sein, vor allem, weil meine Isländerstute Milli hier steht. Aber zurück zum Spiel. „Ha!“, brüllt Kai freudig und trampelt auf einem armen Heuballen herum.

„Ist ja gut, ich bin nicht taub, und lass den armen Heuballen ganz!“ Ich stütze mich auf zwei der Ballen ab, schwinge meine nackten Füße hoch und hangle mich schließlich nach oben. Die Sonne leuchtet durch die Öffnung, durch die das Heu raus- und reingeholt wird. Sie lässt Kais feuerrote Strubbelhaare leuchten, seine erdbraunen Mandelaugen blitzen und seine Sommersprossen tanzen. Er steht in Siegerpose da, breitbeinig mit blauem T-Shirt und hochgekrempelten Jeans.

„Langsam habe ich genug!“, brumme ich. „Lass uns Tauben füttern gehen!“

„Jetzt schon?“, fragt Kai erstaunt.

„Ja!“

Mein Tonfall lässt keine Widerrede zu und Kai stimmt dem Vorschlag zu. Ich weiß nicht, ob er will oder meinen allseits bekannten Judo-Überschlags-Trick fürchtet. Schnell sause ich über die Heuballen, bis ich vor einem Tau stehe, das vor meiner Nase herumbaumelt. Ich greife danach und ziehe mich hoch, durch die offene Dachluke auf das Dach und rufe Kai nach unten zu: „Bring die Taubenschüsseln mit!“ Da haben wir Maisstückchen und andere Sachen zum Picken drin.

„Is ja gut!“, nuschelt Kai brummig und knallt mir die Taubenschüsseln auf die Zehen.

„AUTSCH!“, schreie ich. „Vielen Dank, hab ich mir gerade gewünscht!“

„Dann ist ja gut!“ Kai klettert aufs Dach und greift nach einer Schüssel. Gleichzeitig stecken wir zwei Finger in den Mund und lassen einen schrillen Pfiff ertönen. Dann streuen wir Futter über das Dach und pfeifen immer wieder.

Nach einer Weile tauchen einzelne Tauben auf, graue, weiße oder am Hals schillernde und fressen das ausgelegte Futter. Immer mehr Vögel kommen und picken uns freundschaftlich in die nackten Zehen.

„Aua!“

Ich trete von einem Bein auf das andere, um den Schnäbeln zu entkommen. Nachdem wir gut zehn Minuten das Fressen der Tauben beobachtet haben, tritt Tante Grete aus dem Haus. Sie trägt ein leuchtendes lila Kleid mit roten Blumen und einen wilden, hochgesteckten Zopf mit einem lila Kopftuch. Sie ruft uns zu, dass wir ins Haus kommen sollen.

Wir schütten die Taubenschüsseln aus, verabschieden uns von den Tieren und klettern das Tau hinunter. Wir winken den Lehrjungen Vladimir zu uns, der uns unten mit dem Trecker abholt. Wir steigen in die Schaufel und er setzt uns vor der Haustüre ab. Sofort flitzen Kai und ich ins Wohnhaus, wo uns Onkel Holger empfängt und auf den Computer zeigt.

Dort sehen wir eine Mail mit dem Absender Schnack. Schnack! Mandy Schnack, die Tussi aus den letzten Ferien, die Kai als Freund ausgenutzt hatte. Meine Augen blitzen vor Wut auf und ich will auf der Stelle kehrtmachen. Doch Holger hält mich zurück. Mist, gegen diesen Muskelprotz komme ich nicht an.

„Wir wissen jetzt, warum Mandy sich so an Kai rangemacht hat!“, beginnt Grete.

„Ja?“, frage ich scharf und tippe erwartungsvoll mit dem Fuß auf den Boden.

„Also!“ Grete holt tief Luft. „Mandy hat eine Art Miniklub mit ungefähr zehn Personen. Sie treffen sich immer in der abgelegenen Kneipe eines mürrischen Wirtes. Sie trinken viel und machen Unfug. Aber viele im Klub haben bald festgestellt, dass Mandy eine fiese Intrigantin ist. Zum Glück hat Nadja dir geholfen, das rauszufinden, Kai! Der Klub ist fast aufgelöst. Mandy und ihr Freund Jack haben sich an ahnungslose Jugendliche rangeschlichen, die sich schnell rumkriegen lassen, und sie zur Mitgliedschaft im Klub überredet!“ Sie beißt sich auf die Lippe, denn sie sieht Kais vorwurfsvollen Blick.

„Ich bin nicht klein, ahnungslos und schnell rumzukriegen!“, protestiert er.

„So hab ich es nicht gemeint!“, tröstet Grete ihn.

Holger fährt fort: „Mandy war so versessen auf Zigaretten und Alkohol, dass sie ihre Selbstbeherrschung verloren hat. Ihre Eltern haben sie in eine Therapie geschickt. Wir sind also außer Gefahr!“

Ich stehe mit geballten Fäusten im Raum und sage fast unhörbar: „Ich hatte also doch recht!“ Kai steht hinter mir und zwirbelt mein mittlerweile fast ganz rotgesprenkeltes, lockiges Haar.

„Ja, Nadja!“, sagt er leise und lehnt sich an die Wand.

„Autsch! Lass meine Haare leben!“

Ich ziehe ihm die Haare aus der Hand. Holger klappt seufzend den Laptop zu und verlässt mit seiner Frau den Raum.

„Diese Ober...Oberschei...“, fluche ich, doch Kai unterbricht mich: „Wir gehen jetzt lieber ne Runde springen!“

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2. Kapitel