Dieses Buch ist allen jenen Menschen gewidmet,

die unsere Welt zu einem besseren Ort machen.

Besonderen Dank möchte ich meiner

geliebten Frau Anita aussprechen,

die in allen schwierigen Zeiten mein Fels

in der stürmischen Brandung ist

sowie

meinen aufmerksamen und fürsorglichen

Eltern Josef und Gertraud,

deren Aufrichtigkeit und Hilfsbereitschaft

mein Leben bestimmt haben.

Manfred Kulmitzer

Data Intelligence

Über die Macht der Daten

Inhaltsverzeichnis

Einleitende Worte

1. Das Proömium

2. Ein Blick hinter die Kulissen

2.1 Über die Logik falscher Überzeugungen

2.2 Meinungsblasen und objektive Informationen

2.3 Die Fähigkeit des selbständigen Denkens

3. Ein zweckmässiger Überblick

3.1 Ein feiner, aber wichtiger Unterschied

3.2 Intelligente Datensammlung mit «Smart Data»

3.3 «Data Intelligence» ist die Zukunft

3.4 Ein Ordnungsrahmen für alle Daten

3.5 Ein Datenmodell bringt den Überblick

3.6 Den Reifegrad von Daten bestimmen

4. Rechtliche und ethische Fragen

4.1 Gedanken zur Datenethik

4.2. Informationssicherheit und Cyber Security

5. Entwicklung einer Datenstrategie

5.1 Schritt 1: Eine Datenvision formulieren

5.2 Schritte 2 bis 4: Eine Datensicht etablieren

5.3 Schritt 5: Die konkrete Umsetzung planen

6. Das Daten- und Informationsmanagement

6.1 Eine umfassende Daten-Governance

6.2 Die passende Datenarchitektur

6.3 Pragmatisches Datenqualitätsmanagement

6.4 Ein effizienter Datenbetrieb

6.5 Eine effektive Datenbereitstellung

6.6 Die zeitgemässe Datennutzung

6.7 Ein tadelloses Records Management

7. KI – Eine unsichtbare, finstere Macht?

7.1 Grundlagen zu Künstlicher Intelligenz

8. Die Zukunft der Datennutzung

8.1 Kann man Daten zu Geld machen?

8.2 Ein Zielbild für die «Data Intelligence»

9. Fazit

Über den Autoren

Literaturverzeichnis

Glossar

Einleitende Worte

«Data Intelligence bedeutet, das gewünschte (Unternehmens-)Wissen aufbereitet und möglichst einfach zur Verfügung zu stellen, wo immer man es haben will.»

Gerade in den Zeiten der Corona-Krise und des dadurch verursachten, fast vollständigen Stillstandes der Welt sollte man sich darüber im Klaren sein, dass jede Krise auch eine Standortbestimmung ist. Es hat in den letzten hundert Jahren und davor immer wieder globale Krisen gegeben, welche die Menschheit schwer getroffen haben - man denke nur an die Weltwirtschaftskrise von 1929.

Jedes Mal hat die Menschheit auf den jeweiligen, zuerst bescheidenen und im Laufe der Zeit sich verbessernden, wissenschaftlichen und technologischen Kenntnissen aufbauen können und mit stetiger Innovation diese Weltkrisen mehr oder weniger gut überstehen können - wenngleich oft mit bedauerlich hohen, in vielen Fällen leider auch menschlichen Opfern und beträchtlichem finanziellen Schaden.

Ich habe mich bereits gewundert, warum nur wenige meiner Freunde, Bekannten oder Arbeitskollegen in letzter Zeit die Antworten auf diese, für mich wichtigen Fragen haben wollten:

• Warum sind eigentlich die vielen vorhandenen Daten aus dem Internet (Facebook, Google & Co.) nicht besser genutzt worden, um diese Krise zu erahnen oder vorherzusagen?

• Wird die Benutzung meines Handys oder Computers beim Surfen im Internet durch Unternehmen oder den Staat überwacht?

• Sind meine Daten, Fotos und Videos im Internet indessen sicher?

• Was ist denn der Unterschied zwischen Datenschutz und Datenethik?

• Was passiert eigentlich mit meinen Daten, die ich im Internet und in den Apps am Handy nutze - werden diese nach der Nutzung gelöscht?

• Und wofür taugt die so hoch angepriesene Künstliche Intelligenz (KI), wenn nicht einmal diese Corona-Krise damit vorhergesagt werden konnte?

Leider sind die Antworten auf diese Fragen in Tat und Wahrheit nicht ganz so einfach.

In den letzten 25 Jahren habe ich mir ein umfassendes Expertenwissen über die Digitalisierung, Daten und Big Data, Data Science und Künstliche Intelligenz sowie den dazugehörigen Technologien für den effektiven und zielgerichteten Umgang mit Daten aufgebaut.

Ich sehe den digitalen Wandel nicht als rein technologisches Phänomen, sondern will diesen als gesellschaftliche Chance begreifen und daher sind vor allem die dafür notwendigen intellektuellen, kulturellen und emotionalen Transformationen zu adressieren. Darum habe ich entschlossen, dieses Buch zu schreiben, um pragmatisch und allgemein verständlich für jeden aufzuzeigen, worum es eigentlich bei Daten, der Data Science und der Künstlichen Intelligenz im Grundsatz geht.

Das Buch ist somit eine gesamtheitliche Aufklärungsarbeit, um die zahlreichen, komplizierten Geschichten und Mythen zu entschlüsseln und für jedermann verständlich zu erklären und dient zugleich als Nachschlagewerk mit einem umfangreichen Glossar von 200 Fachbegriffen und 115 Abbildungen. Anhand zahlreicher und praxisbezogener Beispiele erläutere ich, wie die Begriffe in diesem Zusammenhang zu verstehen sind, welche Konzepte und Methoden für Daten und Technologien existieren, und erkläre ausführlich, wie diese funktionieren.

Dieses Buch beantwortet ebenfalls die Frage, welchen Nutzen vorhandene oder neu geschaffene Daten und die dazugehörigen Technologien im Sinne einer nachhaltigen Innovation für die Digitalisierung und datenzentrische Geschäftsmodelle bringen können.

Nun fragt man sich eventuell, wieso ich das Buch just zu diesem Zeitpunkt schreibe?

Den Gedanken, ein Buch über meine Erfahrungen zu schreiben, trage ich bereits seit einigen Jahren mit mir herum - auch als Reaktion auf die vielen positiven Rückmeldungen bei meinen Vorträgen zu diesem Thema. Die Corona-Krise und der damit verbundene Stillstand haben bei mir nun den intensiven Impuls ausgelöst, dieses Ansinnen schlussendlich in die Tat umzusetzen. Ich bin überzeugt davon, dass dies nicht das letzte schlimme und globale Ereignis für die Menschheit war, und wir in den nächsten Jahren - also in durchaus absehbarer Zeit - wieder eine ähnliche, wenn in der Ausprägung eventuell anders geartete Krise haben werden.

Mit einem fundierten Verständnis über Daten und Informationen, der effizienten Nutzung von heute bereits vorhandenen und morgen neu entwickelten Technologien sowie einem umfassenden Einblick in heutige wissenschaftliche Erkenntnisse und einem grundsätzlichen Vertrauen in die Wissenschaft können wir die nächste Krise sicherlich besser meistern, möglicherweise bereits jetzt vorhersagen oder sogar ganz verhindern.

Die Bereitstellung von intelligenten Datenbeständen, welche ich mit «Smart Data» bezeichne, und der zukünftige Einsatz von «Data Intelligence» als neuartiger Ansatz für den Einsatz von Data Science wird die Entwicklung der Digitalisierung und von datenzentrischen Geschäftsmodellen stark beschleunigen.

In Kombination mit dem Einsatz von «Augmented (Human) Intelligence» - meinem Verständnis für die kognitive Nutzung der Künstlichen Intelligenz - kann dies unsere Welt zu einem besseren Ort machen, wo Probleme und Krisen besser vorhergesagt oder sogar vermieden werden können, was sinnstiftend auf Menschen und Unternehmen wirkt.

Dieses Buch gibt Einblick in den bereits heute möglichen Einsatz von «Data Intelligence» und soll Führungskräfte sowie Fachexperten dazu ermuntern, unkonventionelle und alternative Lösungsansätze selbst zu entwickeln und in der Praxis auszuprobieren. Und es dient dem interessierten Laien als anregende Lektüre für einen «Blick hinter die Kulissen» bei Daten, Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz.

In diesem Sinne - viel Spass bei einer spannenden Lektüre!

1. Das Proömium

Hier sind wir also - diese vollkommen wirkende Ruhe steht mitten im Raum, sowohl drinnen in der wohligen Wärme der beheizten Wohnung als auch draußen an diesem kalten, aber wolkenlosen Morgen, an dem die Sonne gleißend gelb mitten am klaren, lichtblauen Himmel strahlt. Der übliche, laute Straßenlärm von vorbei- fahrenden Autos und Motorrädern ist nicht zu vernehmen und es sind gar keine weißen Kondensstreifen von Flugzeugen am blauen Himmel zu sehen; ein Hund, den ich nicht sehen kann, kläfft einige energische Töne aus der Ferne und zahlreiche Vögel zwitschern lautstark um die Wette; immerhin hat seit einigen Tagen bereits der Frühling Einzug im Land gehalten.

Niemand, schon gar nicht ich selbst, hätte noch vor ein paar Wochen jemals diese Stille für möglich gehalten, diesen kompletten Stillstand des gesamten Lebens, diesen «Lockdown» eines ganzen Landes - nein, eines ganzen Kontinents und nun sogar der ganzen Welt. Ich stehe vor dem Eingang unseres Hauses, gleich neben dem grauen, steinernen Löwen mit seiner grinsenden Fratze und den spitzen Zähnen, der symbolisch das Haus beschützen soll, zünde mir mit einem Streichholz zischend eine dieser braunen Zigarillos mit Filter an und blase nach dem ersten Zug den Rauch als weiße, sich langsam verflüchtigende Wolke in diesen kalten, ruhigen Morgen.

Meine Gedanken kreisen um die letzten Tage und Wochen, als noch nichts auf diesen kompletten Stillstand und die darauffolgende Stille hingewiesen hat. Meine Frau Anita und ich waren gerade von schönen, entspannenden Ferien aus dem nahen Südtirol zurückgekommen, wo kein Anzeichen für die bevorstehende Krise - es war wirklich nur wenige Tage davor, wie sich später herausstellte - zu sehen war, die Leute waren vergnügt und die Stimmung ausgelassen.

Ich selbst bin geistig und physisch sehr erholt und gönne mir nun für mehrere Monate eine Auszeit, um dieses Buch zu schreiben, über dessen Inhalte ich in den letzten Jahren so intensiv nachgedacht habe. Dennoch war ich mehr als bereit, meine neue Arbeitsstelle, die ich so sorgfältig ausgewählt hatte, bald anzutreten - mit einer riesigen Vorfreude auf die großartigen, neuen Herausforderungen der Digitalisierung und Datenthemen, die auf mich zukommen würden, und nun dies!

Auch ich habe, wie wohl die meisten von uns, die ersten Anzeichen für diese Krise überhaupt nicht gesehen oder - was wohl wahrscheinlicher ist, in der heutigen, hektischen Welt und dem damit einhergehenden Egoismus und Fokus auf das eigene Leben, Streben und Wirken - bewusst oder unbewusst ignoriert; welchen Wert haben schon die Nachrichten und ein paar Zahlen von Kranken und Toten, die an einer „Grippe“ leiden, zudem aus dem fernen China, also sehr weit weg von uns? Täglich hören und sehen wir die tragischen Meldungen über Konflikte und Krisen in den nahen und fernen Regionen, von Flüchtlingsströmen und verendenden Menschen, von Verzweiflung und Tränen, aber was kümmert uns das in diesen Zeiten schon?

Es hat in den letzten hundert Jahren und ebenso davor immer wieder globale, oft durch den Menschen verursachte Krisen gegeben, welche die gesamte Welt schwer getroffen haben. Die nachstehende Grafik zeigt eine kleine Auswahl der Weltkrisen aus den letzten hundert Jahren, und ich werde im Verlauf dieses Buches näher auf einige davon eingehen:

Einige Weltkrisen der letzten 100 Jahre

Jedes Mal haben wir auf den jeweiligen, zuerst bescheidenen und im Laufe der Zeit über Jahrzehnte und Jahrhunderte sich verbessernden, wissenschaftlichen und technologischen Kenntnissen aufbauen können und mit stetiger Innovation diese Weltkrisen mehr oder weniger gut überstehen können - wenngleich oft mit bedauerlich hohen, in vielen Fällen leider menschlichen Opfern und beträchtlichem finanziellen Folgen. In der folgenden Grafik zeige ich einige wesentliche Innovationen der letzten hundert Jahre und werde auf einige davon später in diesem Buch Bezug nehmen:

Einige Innovationen der letzten 100 Jahre

Eine Reminiszenz an „O du lieber Augustin“

Leise singe ich mehr in Gedanken - das bekannte österreichische Volkslied „O du lieber Augustin“ von Marx Augustin [01]. Der Legende nach war der damals 36-jährige Augustin im Jahr 1679 während der Pestepidemie wieder einmal betrunken und schlief irgendwo in der Gosse seinen Rausch aus. Siech-Knechte, die damals die Opfer der Epidemie einsammeln mussten, hielten ihn für tot und brachten die scheinbare „Schnapsleiche“ zusammen mit den wirklichen Pestleichen auf ihrem Sammelkarren vor die Wiener Stadtmauer.

Dort warfen sie ihre ganze Ladung in ein offenes Massengrab. Wie in der damaligen Situation üblich, wurde das Grab nicht sofort geschlossen, sondern provisorisch mit Kalk abgedeckt, um später weitere Pestopfer aufzunehmen. Am folgenden Tag habe Augustin inmitten der Leichen so lange krakeelt und auf seinem Dudelsack folgendes Lied gespielt, bis Retter ihn endlich aus der Grube zogen:

« Geld ist weg, Mäd‘l ist weg, Alles hin, Augustin. O du lieber Augustin, Alles ist hin.

Rock ist weg, Stock ist weg, Augustin liegt im Dreck, O du lieber Augustin, Alles ist hin.

Und selbst das reiche Wien, Hin ist‘s wie Augustin; Weint mit mir im gleichen Sinn, Alles ist hin!

Jeder Tag war ein Fest, Und was jetzt? Pest, die Pest! Nur ein gross‘ Leichenfest, Das ist der Rest.

Augustin, Augustin, Leg’ nur ins Grab dich hin! O du lieber Augustin, Alles ist hin! »

Danach soll Augustin sein Erlebnis über lange Zeit als Bänkelsänger vorgetragen und davon recht gut gelebt haben.

Meine Frau und ich, und noch hunderttausende Menschen mehr leben hier in Zürich, im Herzen der Schweiz, einer vor Leben strotzenden Stadt direkt am einem traumhaften See mit Blick auf die Alpen gelegen, und ein wahrhaftigen Paradies im Vergleich zu beinahe allen Staaten dieser Welt.

Wir leben in einem Wohlstand auf einem unglaublich hohen Niveau, welchen ich mir - selbst aus dem sehr schönen, aber armen Klagenfurt in Österreich stammend in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen und mit dem Glück, von äusserst aufmerksamen und fürsorglichen Eltern aufgezogen zu werden - in meiner frühen Jugend und später während des Studiums an der Technischen Universität in Graz in meinen jungen und oft stürmischen Jahren selbst nicht einmal ansatzweise auszumalen vermochte.

„Was soll schon passieren“, sage ich zu mir selbst, während ich weiter am Filter der Zigarillo sauge und in beständigen Zügen den Rauch in die kühle Luft ausstosse. Ich sehe der blassen, weissen Wolke nach, verfolge die Auflösung der Moleküle in den Weiten der Luft, betrachte die durch nichts aufzuhaltende Zerstörung dieses schönen Anblicks.

Hatten sich in den letzten Tagen jeweils die Ereignisse überschlagen, die Zahl der Kranken und Toten war zu Anfang nur sehr klein, wurde aber täglich in immer rascheren Abständen schnell grösser.

Zuerst waren nur ein paar Dutzend Menschen angesteckt, dann wurde die Grenze von 10.000 überschritten, bald darauf die 250.000 und nun erstreckt sich die Infektion auf über zehn Millionen Menschen, und dies innert weniger Monate. Die zuerst als Grippe wahrgenommene Krankheit hat sich schnell als ein neuartiger Corona-Virus herausgestellt und wurde von der Wissenschaft „Covid-19“ genannt - wobei ich grundsätzlich keine Ahnung habe, was der Unterschied zwischen einem simplen Grippe-Virus und dem neuen Corona-Virus ist.

Und die vielen Verschwörungstheorien in den sozialen Medien und im Internet sind leider nicht gerade hilfreich, um sich eine passende und vor allem korrekte Meinung bilden zu können. Die Ausbreitung hatte in Asien begonnen und war dann - beginnend im schönen Italien - zuerst auf ganz Europa, dann mit massiver Wucht auf die Vereinigten Staaten von Amerika und schliesslich die gesamte Welt übergeschwappt.

Zu meinem Bedauern werden die Zahlen der Erkrankungen am Corona-Virus leider in keinen nachvollziehbaren Kontext gestellt - statistisch sterben monatlich rund 6.000 Personen in der Schweiz, dazu kommen dann die über 800 Toten aus der Corona-Krise im April 2020, oder sind die bereits ein Teil davon?

Hier ist aus meiner Sicht wesentlich mehr Aufklärungsarbeit seitens der Medien und Politik erforderlich - eine verständliche Erläuterung des zugrunde liegenden Zahlenmaterials und was dies schliesslich für die Schweiz, die anderen Länder und für uns alle bedeutet.

«Die Geschichte ist zwar nicht zyklisch, aber sie kann perfide, überraschende Rückschläge erfahren.»

Bereits nach wenigen Wochen war das Corona-Virus und die Krise überall vorhanden - nicht nur real in den grossen Städten, in den Ländern und gemeinhin in der Welt, sondern überdies in allen Nachrichten, im Internet und in allen sozialen Medien. Dies als teilweise wahre Meldungen und Geschichten, aber zugleich in vielen Falschmeldungen, Fake News oder als Verleumdung, Hysterie, Hype und Schwindel von Skeptikern, Verschwörungstheoretikern, Besserwissern und selbsternannten Experten abgetan. Wie mittlerweile durchaus üblich, gab es quasi über Nacht zahllose, viele falsche Meinungen und Überzeugungen zu diesem Thema in den sozialen Medien, viele davon von selbsternannten Experten und natürlich - wie immer - die Geschichten von den Verschwörungstheoretikern.

Das Corona-Virus ist nun in allen Gesprächen, in den Köpfen der meisten Menschen, und zugleich in deren Herzen angekommen. Die Politik im In- und Ausland hat - aus meiner Sicht meist überraschend schnell - reagiert und so ist die Welt nun beinahe zum völligen Stillstand gekommen.

Derzeit habe ich noch keine abschliessende Meinung darüber, was eigentlich die langfristig bedeutsamere Bedrohung für die Menschen und die Welt darstellt: die offensichtliche Arroganz und das Wegschauen von Politik, Menschen und der Gesellschaft im allgemeinen, das Virus und dessen mögliche Ausbreitung so drastisch zu unterschätzen; der durch die Wissenschaft empfohlene und von der Politik nun durchgeführte Lockdown der gesamten Welt mit allen daraus resultierenden menschlichen und wirtschaftlichen Problemen.

Sind es die Folgen der Krise auf die Individuen, im speziellen deren Gemütszustand und Umgang mit Verlust und Einsamkeit oder Jobverlust sowie für die nun grossflächig stillgelegte Wirtschaft, welche die zukünftig grössten Probleme bereiten werden? Oder ist der nun anhaltende, allgemeine Dissens der Gesellschaft über den Nutzen von Daten und kognitiven Technologien wie die Künstliche Intelligenz, um Anzeichen für Weltkrisen vorzeitig zu erkennen oder noch besser, gar nicht erst entstehen zu lassen, nicht notwendig und auch nicht sinnvoll?

Hätte man dieses Szenario und die Krise nicht vorhersehen oder vorhersagen können müssen, mit all den gigantischen Datenvorräten von Google, Facebook, etc. und warum hilft die KI gerade jetzt nicht in der Bewältigung dieser Weltkrise, wo es doch so viele Daten und moderne Technologien gibt, ja selbstfahrende Züge, Autos, etc. schon im täglichen Einsatz sind? „Oha,“ sage ich zu mir selbst, „jetzt beginne ich schon, die ersten fachlichen Begriffe zu nutzen. Ich muss gleich mal ein Glossar anlegen, um alle relevanten Fachbegriffe, welche ich in diesem Buch benutzen will, an einer Stelle gesammelt zu beschreiben. Diese Worte werde ich in fetter Schrift entsprechend markieren, damit diese im Text leichter gefunden werden können.“

«Nicht nur Selbstzufriedenheit stellt eine Bedrohung dar, sondern auch falsche Überzeugungen, Meinungsblasen und die Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse.»

Ich drücke meine Zigarillo nach dem letzten Zug im Aschenbecher aus schwarzem Metall aus, der am Betonsims links vor dem Eingang steht und beinahe am Überquellen ist. Dabei denke ich mir: „Die Krise selbst und die Bewältigung dieser Krise sind im Kern eigentlich Fermi-Probleme, also die Frage der quantitativen Abschätzung einer Aufgabe, zu der zunächst praktisch keine Daten vorhanden sind, oder?“ Das erinnert mich an meine Studienaufgaben längst vergangener Jahre, als ich auf der Technischen Universität versucht habe, die allgemeinen Prinzipien der Mathematik und Statistik zu verstehen und mir mühsam anzueignen.

Aus meiner Erinnerung krame ich das - gut versteckte und nicht sofort auffindbare - Wissen hervor, dass hier nicht die Daten im Vordergrund stehen, sondern ein gutes Mass an Allgemeinwissen erforderlich ist, um die Datenbasis zur Abschätzung zu ermitteln. „Wie einfach hat es die Generation Y heute“, denke ich mir, „einfach mal in Google suchen und die Daten werden aufbereitet geliefert, ohne dass eine Kenntnis über das eigentliche Fachgebiet erforderlich ist.

Hier hat sich schon sehr viel getan in den letzten 20 Jahren, seit wir Menschen das Millennium bestritten haben.“ Aber mache ich es mir hier nicht zu einfach? Es dreht sich eben nicht einfach „nur“ um Daten und Technologien - neben den notwendigen Daten für die Lösung eines Fermi-Problems sind ja die Grundbegriffe des zugrunde liegenden Themas vorab zu definieren. Es geht hier selbstverständlich immerhin um den richtigen Kontext und diesen möchte ich hier näher erläutern.

Die so genannten Grundbegriffe wurden erstmals durch Aristoteles [02] und später durch Kant beschrieben, sind die einfachste, wesentliche Vorstellung von Objekten der von Menschen wahrgenommenen, realen Welt (beispielsweise die Daten und Software-Algorithmen in der Informationstechnologie) und eine grundlegende Voraussetzung für die Festlegung und Definition der elementaren Begriffe, die in einem Fachgebiet jeweils genutzt werden.

Mit dem Grundbegriffe-Ansatz wird ein kompliziertes Problem solange in kleinere Bestandteile zerlegt, bis man eine Anzahl von definierten Grundbegriffen hat, welche das Problem in seiner Gesamtheit beschreiben und die Kompliziertheit insgesamt reduziert hat. Dies gilt für jedes begriffliche System, also auch für das Daten- und Informationsmanagement im Rahmen der Informationstechnologie.

Meiner Meinung nach verkörpert neben dem Erfinder Johannes Gutenberg niemand die Philosophie des Grundbegriffe-Ansatzes besser als der bekannte Unternehmer Elon Musk, der bereits in jungen Jahren mit dem erfolgreichen Aufbau und Verkauf der Firma «PayPal» zu viel Geld gekommen ist und dann die Produktion des Elektro-Autos Tesla übernommen hat. Musk setzt das Grundbegriffe-Denken [03] nun für seinen nächsten, ambitionierten Plan - die Entwicklung einer kommerziellen Mars-Rakete, genannt SpaceX - äußerst erfolgreich ein.

Das Grundbegriffe-Denken ist meines Erachtens der beste Ansatz, um zu lernen, wie man selbstständig denken kann - und damit komplizierte Probleme aufzuschlüsseln und originelle Lösungen zu finden. Dies werde ich später im Rahmen der Erläuterung von «Data Intelligence» noch vertiefen.

Zuvor muss ich jedoch einen Blick hinter die Kulissen auf das heutige vorhandene Wissen, Fakten und Daten sowie die Interpretation von Nachrichten und Meinungen werfen. Stichworte sind hier Fake News, falsche Meinungen und Überzeugungen, die Filterblase und Kompliziertheit vs. Komplexität. „Nach den ersten, einleitenden Gedanken muss ich mir einen zweckmäßigen Überblick über die wichtigsten Fachbegriffe oder besser gesagt, die Grundbegriffe zu Daten und Informationen, deren organisatorische und technische Formulierung sowie Darstellung verschaffen“, denke ich intensiv weiter. Dafür benötige ich vorab eine intensive Recherche der Entwicklungen im Internet aka World-Wide-Web aka WWW, die sich wie in der folgenden Grafik darstellt:

Über 30 Jahre gibt es nun das „World-Wide-Web“ aka Internet

„Dann möchte ich in fünf Schritten das Vorgehen zur Entwicklung einer Datenstrategie betrachten und später auch, wie man mit Daten Geld machen kann - hier geht es also um die zukünftigen, datenzentrischen Geschäftsmodelle. In einem nächsten Schritt brauche ich eine Betrachtung der externen Welt - also Gesetzgebung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft - und deren Einfluss auf das Management von Daten und Informationen.

Hierfür ist der richtige Kontext herzustellen, nachvollziehbar zu erläutern und die rechtlichen, ethischen und unternehmerischen Fragen in Bezug auf Datenschutz und Datenethik sowie die gewählte Datenstrategie zu behandeln.

Später sind die verschiedenen, zum Einsatz kommenden Disziplinen über die Fachbegriffe zu beschreiben und mit erklärenden Beispielen sowie Anwendungsfälle zu ergänzen. Dafür wird allenfalls ein Rahmenkonzept für ein effektives oder zumindest effizientes, modernes Datenund Informationsmanagement benötigt und die dafür notwendigen Themen und Grundbegriffe sollte ich sehr gut durchdenken und beschreiben.

Ein solches Vorgehen betrifft ja nicht nur Daten oder Informationen alleine, sondern insbesondere die dabei eingesetzten Methoden und Technologien. Ich brauche somit einen Einblick in die Künstliche Intelligenz als eigenes Kapitel.“ Ich überlege weiter: „In einem abschließenden Kapital muss ich ebenfalls darstellen, wie «Data Intelligence» die Zukunft verändert und wie man dies im Rahmen eines datengetriebenen Projektes umsetzen kann.

Ein effektiver Einsatz von «Data Intelligence» kann sicherlich die Entwicklung von datengetriebenen Prozessen oder datenzentrischen Geschäftsmodellen verbessern und der Wissenschaft - und in weiterer Folge der Politik - helfen, neue Krisen und Probleme besser vorherzusagen oder sogar zu vermeiden. Dies sollte ich in einem Fazit unbedingt festhalten.“

Während ich einen kleinen Schritt zur Seite mache, drehe ich mich etwas, um die Eingangstür zu unserem Haus zu öffnen. „Damit diese vielen, teilweise sehr umfassenden Themen aber nicht als zu kompliziert und langatmig wahrgenommen werden, sollte ich mir neben vielen Beispielen außerdem eine grafische Orientierungshilfe überlegen“, sind meine nächsten Gedanken. Frohen Mutes und energiegeladen ziehe ich am langen, sich kalt anfühlenden Metallgriff, öffne die tiefbraune Eingangstüre aus Metall und gehe zielstrebig in mein Büro, um all diese Gedanken und ihre Struktur umgehend festzuhalten.