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Titel der amerikanischen Originalausgabe:
In Tune with the Infinite

Inhalt

Vorwort

Eine Botschaft des Autors

Einleitung

Die höchste Kraft des Universums

Die wesentliche Erkenntnis des Menschen

Die Fülle des Lebens – körperliche Gesundheit und Kraft

Das Geheimnis, die Macht und die Wirkung der Liebe

Weisheit und Erleuchtung

Die Verwirklichung des vollkommenen Friedens

Die Fülle der Kraft

Überfluss – Das Gesetz des Wohlstands

Propheten, Seher, Weise und Erlöser

Die Grundlage aller Religionen. Die Weltreligion.

Im Hier und Jetzt in den Besitz der höchsten Güter gelangen

Der Weg

Vorwort

Der goldene Faden, der sich durch jede Weltreligion zieht, leuchtet auch im Leben und in den Lehren der Propheten, Seher, Weisen und Erlöser der Weltgeschichte auf und zeigt sich im Dasein wahrhaft großer Menschen. Sie wirkten stets im Einklang mit dem Gesetz.

Was der Einzelne vermag, vermögen alle. Dieser goldene Faden sollte im Leben all jener zu finden sein, die in dem geschäftigen Alltag der heutigen Zeit Unvermögen in Stärke, Schwäche und Leiden in Gesundheit, und Kraft, Schmerz und Ruhelosigkeit in inneren Frieden, und Armut, gleich welcher Art, in Fülle und Überfluss verwandeln wollen.

Jeder schafft sich seine eigene Welt. Wir gestalten aus unserem Inneren heraus und ziehen von außen an. Unsere Gedanken sind die Kräfte, mit denen wir bauen. Gleiches erbaut Gleiches, und Gleiches zieht Gleiches an. Je vergeistigter der Gedanke, desto subtiler und kraftvoller seine Wirkungsweise. Diese Vergeistigung geschieht im Einklang mit dem Gesetz und liegt im Machtbereich jedes Einzelnen.

Alles gestaltet sich zunächst in der unsichtbaren Welt, ehe es sich auf sichtbarer Ebene manifestiert. Es entsteht in der Welt der Ideen, ehe es im Realen Wirklichkeit wird; formt sich im Geistigen, ehe es sich im Materiellen zeigt. Die unsichtbare Ebene ist das Reich der Ursachen, die sichtbare das Reich der Auswirkungen. Das Wesen der Ursache bestimmt und bedingt die Natur der Auswirkung.

Der Autor beabsichtigt, die geistige Gedankenkraft und die ihr zugrundeliegende Gesetzmäßigkeit möglichst einfach und verständlich darzulegen, so dass selbst ein Kind sie begreift, damit jeder den Alltag seinen Vorstellungen entsprechend zu gestalten vermag. Bei dieser Überzeugung handelt es sich weder um Spekulation noch um Theorie, sondern um Wissen. Durch das Universum zieht sich eine göttliche Wirkungskette. Der göttliche Wille wirkt unablässig im Bereich des Menschenwillens. In Einklang mit ihm und somit mit den höheren Gesetzen und Kräften zu schwingen, sich mit ihnen zusammenzuschließen und gemeinsam zu wirken, bedeutet, sich in diese wundervolle Wirkungskette einzureihen. Hierin liegt das Geheimnis eines jeden Erfolges. Auf diese Weise gelangt der Mensch in den Besitz unbekannter Schätze und zur Verwirklichung ungeahnter Kräfte.

Ralph Waldo Trine

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In dir ruht die Ursache für alles,
was in deinem Leben geschieht.
Die erwachten inneren Kräfte zu erkennen, bedeutet,
sein Leben nach eigenem Willen gestalten zu können.

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Eine Botschaft des Autors

Wir leben in einer seltsamen Zeit – einer Zeit, die die Seelen der Menschen auf die Probe stellt. Verwirrung und Furcht halten viele gefangen. Veränderung und Ungewissheit schleichen durch das Land – durch alle Länder.

Jene, die den Mut nicht verlieren und heiter voranschreiten, erreichen ihr Ziel in einer Weise, die jenen, die erlahmen oder am Boden liegen, fremd ist. Viele bedürfen konkreter Hilfe. Die Bemerkung eines befreundeten Kollegen über einen „Jungen vom Land“ ging mir erst kürzlich wieder durch den Sinn: „Ein bisschen Philosophie im Leben ist nicht schlecht. Als Junge vom Lande, der eine bessere Erziehung anstrebte und trotz aller Unbilden seinen Weg durchs College nahm, leistete er Hervorragendes in einer Großstadt und für sein Land und blieb dennoch stets bescheiden. In meinen Augen spiegelt sein Charakter die Philosophie wider, die er pries.“

„Falls sie das Element der Anwendbarkeit beinhaltet, stimme ich zu“, erwiderte ich. Ich hatte mich eingehend mit den gängigen Philosophien und dem philosophischen Gedankengut früherer Zeiten befasst und war zu dem Schluss gelangt, dass sie in weitgehendem Maße zwar interessant, aber kaum von wirklichem Nutzen sind, da ihnen das Element der Anwendbarkeit im Hinblick auf die Alltagsprobleme fehlt.

Jeder von uns sieht sich irgendwelchen Schwierigkeiten gegenüber. Kein Leben ist frei davon. Dies trifft aufgrund der besonderen Zeit, in der wir leben, vor allem gegenwärtig zu. In den vergangenen zwei oder drei Jahren habe ich Freunde und Bekannte oft darauf hingewiesen, dass die Menschen wohl kaum eine andere Eigenschaft mehr benötigen und sich tief in ihrem Herzen danach sehnen – als die Eigenschaft des Mutes. Für mich bedeutet Mut nichts weiter als eine positive und kreative Denkweise. Sie lässt uns nicht nur weitermachen, sondern beeinflusst unseren Lebensweg. Gedanken sind subtile, lebendige und kreative Kräfte, die, ihrem Wesen entsprechend, unser Leben fortwährend beeinflussen. Das Leben folgt naturgemäß dem Gedanken.

Gedanken der Stärke erzeugen innere Kraft und ziehen Kraft von außen an. Mut führt zu Erfolg, Furcht hingegen zu Versagen.

Es gibt ein Element im Universum, das auf unerschrockenes Denken reagiert. Die KRAFT, die die Sterne auf ihrer Bahn trägt und bewegt, unterstützt und erleuchtet die Tapferen und Rechtschaffenen und setzt sich für sie ein. Mut birgt Macht und Magie. Vertrauen, Hoffnung und Mut bringen Gewaltiges hervor. Sind Herz und Verstand unerschrocken und gelassen, können wir niemals versagen. Nur wer aufgibt und liegenbleibt, versagt.

Unsere Aufgabe besteht darin, sich für diese erhaltende KRAFT zu öffnen und fortwährend unter ihrer Führung zu leben. Dann werden wir frei von Furcht sein und somit frei von einer schwächenden, zermürbenden Sorge, frei von dem schwarzen Zwillingspaar, das die Keime der Verzweiflung und der Niederlage in sich trägt, was uns selbst, unsere Familie, unsere Freunde und Nachbarn, sogar unser Land teuer zu stehen kommt.

Vor einigen Jahren, kurz nachdem dieses Buch geschrieben wurde, betitelte ich eine Schrift mit dem Leitgedanken: „In dem Augenblick, in dem uns vollkommen klar wird, wer und was wir sind, beginnen wir, unsere eigene Welt zu gestalten, so wie Gott die Seine gestaltet.“

Worin liegt das zugrunde liegende Geheimnis, das grundlegende Prinzip des Lebens, die wirkliche Basis einer gesunden oder sogar wertvollen Lebensphilosophie? Es ist das eine Leben – der unendliche Lebensgeist, der alles belebt und in allem wirkt.

Wir haben Anteil daran und sind individuelle, untereinander in Beziehung stehende Ausdrucksformen dieses einen Lebens. Sobald wir dies erkennen, bringen wir Harmonie in unser persönliches Leben, was wiederum zu einem harmonischen Miteinander führt, in dem sich jedes Individuum und jedes Land der Freiheit und der Früchte der Arbeit erfreut, anstatt unter Versklavung, Spaltung und möglicher Zerstörung zu leiden.

Aus dieser Vorstellung von dem einen Leben ergibt sich die Tatsache, dass wir alle Brüder und Schwestern sind. Es liegt ein großer Gewinn, sogar ein offensichtliches Selbstinteresse darin, unser individuelles Leben und unsere Welt auf dieser Wirklichkeit aufzubauen, was zu einem gerechteren und dauerhafteren Frieden führt.

Welch erschreckenden Preis haben wir gegenwärtig für unsere Ignoranz, Nachlässigkeit, Selbstsucht und Vergesslichkeit zu zahlen, dass das Gute in allem das einzig wahre und bleibende Gut ist. Alle Mühe vermag Gutes hervorzubringen, was ganz von uns abhängt.

Wir dürfen den Mut nicht verlieren, müssen einen klaren Blick und unser inneres Gleichgewicht bewahren, um uns selbst und andere vor den schrecklichen Gefahren der Verwirrung und der Unordnung, den Resultaten der gewaltigen Weltkonflikte, zu befreien.

Ein Vers von Edwin Markham bringt die Inspiration des Dichters zum Ausdruck:

Im Herzen des Zyklons, der den Himmel aufreißt, die Wolken vorüberjagt und auftürmt, gibt es einen Ort der Stille. Hier, inmitten der tobenden weltlichen Dinge, habe ich einen Platz, an dem meine Seele singt in der schützenden Hand Gottes.

Mit diesen Worten versuchte der Dichter, die erhabene Wahrheit zum Ausdruck zu bringen. Er meinte es ehrlich, denn wir haben uns häufig über dieses Thema unterhalten.

Ein dunkles Zeitalter kann nur dann einkehren, wenn wir Menschen versagen, unsere Aufgabe zu erfüllen. Wir werden nicht versagen. Wir können nicht versagen. Aber der Sand im Stundenglas mag niedriger stehen, als wir glauben. Wir müssen uns aufraffen.

Ralph Waldo Trine

Einleitung

Der Optimist hat ebenso Recht wie der Pessimist. Der eine unterscheidet sich vom anderen wie das Licht von der Finsternis. Von ihrer persönlichen Warte aus gesehen, sind beide im Recht. Dieser Gesichtspunkt bestimmt ihr Leben, in dem Kraft oder Kraftlosigkeit, Friede oder Schmerz, Erfolg oder Misserfolg herrschen.

Der Optimist sieht die Dinge in ihrer Gesamtheit und ihrer Beziehung zueinander. Der Pessimist betrachtet sie aus begrenzter und einseitiger Sicht. Der eine erfasst sie mit dem Blick der Weisheit, der andere im Dunkel der Unwissenheit. Jeder gestaltet seine Welt in einer Art, die von seiner Sichtweise bestimmt wird. Aufgrund ihrer höheren Weisheit und Einsicht bauen die Optimisten ihren eigenen Himmel und tragen dazu bei, einen Himmel für die ganze Welt zu erschaffen. Die Begrenztheit der Pessimisten lässt sie ihre eigene Hölle errichten und dementsprechend für die gesamte Menschheit.

Du und ich sind entweder vorwiegend Optimisten oder Pessimisten und gestalten stündlich unseren Himmel oder unsere Hölle, was sich auf die gesamte Welt auswirkt.

Der Begriff Himmel bedeutet Harmonie. Der altenglische Ausdruck Hölle stammt von hel und bedeutet, sich mit einer Mauer umgeben, abtrennen. Wenn es etwas gibt, das wir als Harmonie bezeichnen, sollte eine Möglichkeit bestehen, mit diesem Etwas in die rechte Beziehung zu treten, denn in richtiger Beziehung zu etwas zu stehen, bedeutet, in Harmonie mit ihm zu sein. Das Gleiche gilt für die sogenannte Hölle. Es muss also etwas geben, von dem wir getrennt oder ausgeschlossen sein können.

Die höchste Kraft des Universums

Der Geist unbegrenzten Lebens und unendlicher Macht, der hinter allem steht und alles beseelt, sich in und durch alles manifestiert, bildet den Kern des Universums. Alles entstammt fortlaufend diesem aus sich heraus bestehenden Lebensprinzip. Wenn es individuelles Leben gibt, muss es eine niemals versiegende Quelle geben, der dieses Leben entspringt. Wenn es die Eigenschaft oder Kraft der Liebe gibt, muss sie einer grenzenlosen Quelle der Liebe entströmen. Wenn es Weisheit gibt, muss sie aus der Quelle der All-Weisheit fließen. Das Gleiche gilt für Frieden, Macht und alles, was als „materiell“ bezeichnet wird.

Der Geist unbegrenzten Lebens und unendlicher Macht bildet die Quelle, aus der alles hervorströmt. Er erschafft, wirkt und herrscht durch erhabene, unwandelbare Gesetze und Kräfte, die das gesamte Universum durchziehen und uns von allen Seiten umgeben. Sie prägen unseren gesamten Alltag. Jede Blume am Wegrand, die keimt, wächst, erblüht und welkt, unterliegt derselben unveränderlichen Gesetzmäßigkeit. Jede Schneeflocke, die zwischen Himmel und Erde tanzt, bildet sich, fällt und schmilzt entsprechend bestimmter gleichbleibender Gesetze.

In gewissem Sinne besteht das Universum aus einer einzigen Gesetzmäßigkeit, was darauf schließen lässt, dass eine dahinterstehende Kraft existieren muss, die diese Gesetze erschafft und größer als sie ist. Diesen erhabenen Geist unendlichen Lebens und grenzenloser Macht nenne ich Gott. Die Bezeichnung spielt keine Rolle, ob man sie Licht, Vorsehung, Überseele oder Allmacht nennt, solange die eine erhabene Grundwahrheit damit angesprochen wird.

Demzufolge ist Gott jener unendliche Geist, der das gesamte Universum erfüllt, aus dem alles hervorgeht und in dem alles ruht. Außerhalb gibt es nichts. In Ihm leben wir, bewegen uns und haben unser Sein. Er ist das Leben und das Zentrum unseres Lebens. Von Ihm haben wir unser Leben erhalten und empfangen es weiterhin. Wir haben Teil am Leben Gottes. Obwohl wir uns aufgrund unserer Individualität von Ihm unterscheiden, während Er der alles umfassende Geist ist, bilden das Leben Gottes und das Leben des Menschen im innersten Kern eine Einheit. Der Unterschied liegt nicht im Wesen, in der Qualität, sondern in der Abstufung.

Zu allen Zeiten haben weit fortgeschrittene Seelen von einem göttlichen Lebensfluss gesprochen, der in uns einströmt. Andere wiederum glauben, dass unser und das Leben Gottes, also Gott und Mensch, eins sind. Wer hat recht? Im Grunde genommen beide.

Wenn Gott als unendlicher Geist des Lebens hinter allem steht und alles aus Ihm hervorgeht, entströmt das individuelle Leben unablässig dieser Quelle. Trifft es andererseits zu, dass das individuelle Leben Teil dieses unendlichen Lebensgeistes ist, muss der im Individuum manifestierte Anteil essenziell eins mit der Quelle sein, vergleichbar mit einem Meerestropfen, der seiner Natur und seiner Eigenschaft nach mit dem Ozean identisch ist. Wie könnte es sich auch anders verhalten? Das Leben Gottes und das Leben des Menschen sind von ihrem Wesen her zwar identisch, aber das göttliche Leben überragt letzteres dahingehend, dass es alles einschließt. Mit anderen Worten, was die Natur des Lebens betrifft, sind beide dasselbe. Was seine Abstufungen angeht, unterscheiden sie sich gewaltig voneinander.

So gesehen, sind nicht nur beide Vorstellungen zutreffend, sondern entsprechen einander und lassen sich gleichermaßen erläutern.

Ein in einem Tal gelegener Stausee wird von einem unerschöpflichen Wasserreservoir aus dem Gebirge gespeist. Sein Inhalt ergibt sich durch das Einströmen des Wassers aus dieser höher gelegenen Wasserquelle. Das Wasser des kleineren Beckens entspricht also in seiner Natur, seinem Wesen und seinen Eigenschaften den Wassern dieser Quelle. Der Unterschied besteht darin, dass jenes Wasserreservoir in den Bergen im Hinblick auf seine Wassermenge den Stausee in einer Weise übertrifft, dass es unzählige derartige Seen zu speisen vermag, ohne sich zu erschöpfen. In gleicher Weise verhält es sich mit dem Leben des Menschen. Wenn sich alles auf den unendlichen Lebensgeist gründet und ihm entspringt, verdankt das individuelle Leben seine Existenz der einströmenden Kraft aus dieser Quelle. Daraus folgt, dass es in seinem Wesen dasselbe ist wie jener unendliche Lebensgeist. Dennoch besteht ein Unterschied, nicht in der Essenz, sondern in der jeweiligen Stufe.

Daraus ergibt sich, dass sich der Mensch in dem Maße Gott nähert und die grenzenlosen Gotteskräfte aufnimmt, in dem er sich für dieses Einströmen öffnet. Allein der Mensch begrenzt sie, da er sich selbst nicht kennt.

Die wesentliche Erkenntnis des Menschen

Die Tatsache, dass sich alles auf den erhabenen Lebensgeist gründet und aus ihm hervorgeht, führt zu der Frage, inwieweit der Mensch diese Wahrheit erkennt. Den vorangegangenen Überlegungen zufolge beantwortet sie sich nahezu von selbst.

Der wichtigste Schritt im Leben des Menschen besteht in dem bewussten und lebendigen Erkennen seiner Einheit mit diesem grenzenlosen Leben und darin, die göttlichen Kräfte in sich einströmen zu lassen. Daraus ergibt sich alles Übrige. In dem Maße, in dem er zu einer bewussten Erkenntnis seiner Einheit mit diesem allumfassenden Leben gelangt und sich für es öffnet, verwirklicht er dessen Eigenschaften und Kräfte in sich.

Er erkennt seine wahre Identität und bringt sein Leben in Einklang mit denselben erhabenen Gesetzen und Kräften. Auf diese Weise öffnet er sich für die Offenbarungen, die Propheten, Sehern, Weisen, Erlösern und wahrhaft großen Menschen zuteil wurden. In dem Maße, in dem er diese Erkenntnis gewinnt und sich mit der unerschöpflichen Quelle verbindet, ermöglicht er es den höheren Kräften, ihn zu durchfluten, durch ihn zu wirken und sich zu manifestieren.

Aufgrund ihrer Unwissenheit verschließen sich die meisten Menschen für die göttlichen Kräfte und erschweren es ihnen oder hindern sie sogar daran, sich durch sie zum Ausdruck zu bringen. Man kann sich ihrem Wirken auch bewusst verschließen und seines naturgegebenen Erbrechtes berauben. Andererseits besitzt der Mensch die Möglichkeit zu erkennen, dass sein wahres Selbst und dieses unermessliche Leben eine Einheit bilden und sich bewusst für das Wirken dieser höheren Kräfte und Inspirationen öffnen, um die Ebene des Gottmenschen zu erreichen.

Was ist ein Gottmensch? Darunter versteht man einen Menschen, in dem sich die göttlichen Kräfte offenbaren. Niemand vermag ihm Grenzen zu setzen, außer er sich selbst. Die stärkste eingrenzende Macht ist die Unwissenheit, der die meisten Menschen erliegen, weshalb sie auch weiterhin ihr kleines kümmerliches Dasein fristen, weil sie sich des höheren Lebens, auf das sie ein Anrecht haben, nicht bewusst sind. Die wirkliche Identität ihres wahren Selbst haben sie bislang nicht erkannt.

Sie haben noch nicht begriffen, dass ihr wahres Selbst und das Leben Gottes eine Einheit bilden. Aufgrund ihrer Unwissenheit haben sie sich nicht für die göttlichen Kräfte geöffnet und versäumt, als Durchlassgefäß zu wirken. Wenn wir uns nur als Mensch sehen, leben wir dementsprechend und verfügen über die Kräfte eines Menschen. Erkennen wir den Gottmenschen in uns, geben wir unserem Leben diese Richtung und besitzen die Kräfte eines Gottmenschen. In dem Maße, in dem wir uns für den göttlichen Strom öffnen, wandeln wir uns vom Menschen zum Gottmenschen.

Ein Freund besitzt einen wundervollen natürlichen Lotosteich. Dieser wird von einem unweit in den Hügeln gelegenen Reservoir gespeist. Eine Schleuse regelt den Zufluss des Wassers aus der Leitung vom Reservoir zum Teich. An diesem überirdisch schönen Ort ruhen die Lotosblüten unter einem wolkenlosen Sommerhimmel auf dem klaren durchsichtigen Wasser. Junirosen und andere Wildblumen erblühen an seinen Ufern. Die Vögel stillen ihren Durst oder baden in ihm. Von früh bis spät erfüllt ihr melodischer Gesang die Luft. Der Wildblumengarten ist erfüllt vom Summen der emsigen Bienen. So weit das Auge reicht, erstreckt sich hinter dem Teich ein wunderschöner Hain, in dem die unterschiedlichsten Beeren, Büsche und Farne gedeihen.

Mein Freund ist ein Mensch, nein, eher ein Gottmensch. Er liebt seine Mitmenschen. Auf seinem Anwesen sucht man vergebens nach einem Anschlag mit den Worten: „Privatgrundstück, Eintritt verboten!“ oder „Betreten bei Strafe verboten!“ Stattdessen steht am Ende eines Pfades, der durch das Gehölz zu diesem zauberhaften Ort führt, geschrieben: „Jeder ist am Lotosteich willkommen.“ Alle lieben meinen Freund dafür, denn er liebt sie, und was sein ist, gehört auch ihnen.

Oft sieht man fröhliche Kinder an diesem Ort spielen. Müde und erschöpfte Männer und Frauen suchen ihn auf und verlassen ihn mit erhellter Miene, als sei eine Last von ihnen abgefallen. Mitunter habe ich sie leise murmeln gehört: „Gott segne unseren Bruder und Freund.“

Viele sprechen von diesem Fleckchen Erde als von dem Garten Eden. Mein Freund nennt ihn seinen Seelengarten und verbringt viele stille Stunden dort. Wenn die anderen ihn verlassen hatten, sah ich ihn oft umherwandern oder im hellen Mondschein still auf einer Bank sitzen und den Duft der Wildblumen in sich aufnehmen. Er ist ein Mann von schlichtem Wesen und bekennt, dass hier seine größten und erfolgreichsten Pläne blitzartig in ihm auftauchten.

Die unmittelbare Umgebung strahlt den Geist der Güte, des Trostes, eines guten Willens und Frohsinns aus. Selbst die Rinder und Schafe scheinen sich beim Anblick des lieblichen Gartens zu erfreuen, wenn sie zu dem alten Steinzaum am Ende des Hains vordringen und zufrieden lächeln. Vielleicht erscheint es auch nur dem Besucher so, da er selbst sich eines Lächelns nicht erwehren kann, wenn er den Ausdruck der Zufriedenheit bemerkt.

Die Schleuse des Teiches ist stets geöffnet, so dass sich der Wasserüberfluss in einen kleinen Strom ergießt, der durch die unterhalb gelegenen Felder läuft. Das reine Gebirgswasser tränkt die dort grasenden Rinder und Schafe und fließt durch die benachbarten Felder.