Wir haben keine andre Zeit als diese

Mascha Kaléko

Wir haben keine andre Zeit als diese

Gedichte über das Leben

Ausgewählt und herausgegeben von Eva-Maria Prokop

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Über Mascha Kaléko

Mascha Kaléko (1907–1975) fand in den Zwanzigerjahren in Berlin Anschluss an die intellektuellen Kreise des Romanischen Cafés. Zunächst veröffentlichte sie Gedichte in Zeitungen, bevor sie 1933 mit dem ›Lyrischen Stenogrammheft‹ ihren ersten großen Erfolg feiern konnte. 1938 emigrierte sie in die USA, 1959 siedelte sie von dort nach Israel über. Mascha Kaléko zählt neben Sarah Kirsch, Hilde Domin, Marie Luise Kaschnitz, Nelly Sachs und Else Lasker-Schüler zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts.

 

Eva-Maria Prokop hat sich viele Jahre beruflich und privat mit dem Nachlass der Dichterin Mascha Kaléko beschäftigt und kennt das Werk wie kaum jemand anderes. Sie lebt im Chiemgau und arbeitet als Coach und als Lektorin.

www.evaprokop.de

Über das Buch

LOBENSWERTES LEBENSMOTTO

 

Was immer die Dinge mir bringen,

ich stehe über den Dingen.

Was immer die Dinge mir tun,

ich tue, als wär ich immun.

Und kann ich das Wollen nicht wollen, so schicke ich mich in das Sollen.

Die Haltung zum Guten, zum Schlimmen kann keiner als ich nur bestimmen.

Impressum

Für Gisela Zoch-Westphal, die uns Mascha Kalékos Nachlass zugänglich gemacht hat.

Originalausgabe 2021

© dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Umschlaggestaltung: buxdesign|Ruth Botzenhardt

 

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eBook-Herstellung: Greiner & Reichel, Köln (01)

 

eBook ISBN 978-3-423-43860-5 (epub)

ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-28270-3

ISBN (epub) 9783423438605

 

 

 

Für Gisela Zoch-Westphal,

die uns Mascha Kalékos Nachlass zugänglich gemacht hat.

Inhalt

Was geschehn soll, wird geschehen

 

Die Koffer voll von Sehnsucht

 

Ich bin geschlagen aber nicht besiegt

 

Kein Wort vermag Unsagbares zu sagen

 

Merke: nichts ankert im Wasser, das fließt

 

Nachwort

 

Alphabetisches Verzeichnis der Gedichtüberschriften und -anfänge

Vorspruch – ziemlich frei nach Goethe

»Diese Worte sind nicht alle in Sachsen,

Noch auf meinem eigenen Mist gewachsen.

Doch was für Samen die Fremde bringt,

Erzog ich im Lande, gut gedüngt.«

Goethe, ›Sprüche in Reimen‹

 

Zu den hier mitgeteilten Worten

Fand ich den Anlaß vielerorten.

Teils bei Hellenen und Angelsachsen,

Und teils auf eigenem Mist gewachsen.

Auch was einst das Land meiner Heimat gesät,

Der Wind hat es mir in die Fremde geweht.

Mascha Kaléko

Was geschehn soll, wird geschehen

Lobenswertes Lebensmotto

Was immer die Dinge mir bringen,

ich stehe über den Dingen.

Was immer die Dinge mir tun,

ich tue, als wär ich immun.

Und kann ich das Wollen nicht wollen,

so schicke ich mich in das Sollen.

Die Haltung zum Guten, zum Schlimmen

kann keiner als ich nur bestimmen.

Sozusagen grundlos vergnügt

Ich freu mich, daß am Himmel Wolken ziehen

Und daß es regnet, hagelt, friert und schneit.

Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,

Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.

– Daß Amseln flöten und daß Immen summen,

Daß Mücken stechen und daß Brummer brummen.

Daß rote Luftballons ins Blaue steigen.

Daß Spatzen schwatzen. Und daß Fische schweigen.

 

Ich freu mich, daß der Mond am Himmel steht

Und daß die Sonne täglich neu aufgeht.

Daß Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,

Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,